Schlagwort-Archive: Köln

Frank Schätzing – Tod und Teufel (Inszenierte Lesung)

Pfft – tschak! Der Killer mit der Armbrust

Köln im Jahre 1260: Die führenden Patrizier haben sich zu einem Komplott gegen den Erzbischof verschworen, der ihnen ihre Macht geraubt hat. Sie dingen einen skrupellosen Attentäter, der nicht nur den Erzbischof, sondern auch potenzielle Verräter in den eigenen Reihen aus dem Weg räumen soll. Als ein unbeteiligter Dieb per Zufall Zeuge einer solchen Verräterbeseitigung wird, sehen die Patrizier ihre Pläne in Gefahr. Der Attentäter mit der tödlichen Mini-Armbrust heftet sich an die Fersen des Diebes. Aber er hat nicht mit dessen klugen Verbündeten gerechnet …

Der Autor

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Franz Stütz – Die schöne Wanda (Zwei Romane)

Junge Frauen im Liebestaumel

Am Anfang macht der schönen Wanda die Liebe keinen Spaß. Doch plötzlich findet sie Gefallen an den Männern und ist nun unersättlich. Ihre schönsten Liebeserlebnisse verdankt sie Max und seinem Freund Felix. (Verlagsinfo) Dieser Band enthält zwei erotische Romane eines unbekannten Autors, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen.
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Schätzing, Frank – Tod und Teufel

Im Jahre 1260 zieht Jacob, genannt „Der Fuchs“, seine Bettel- und Stehlrunden durch Köln, um zu überleben. Sein Leben ist bis auf „Dieb! Dieb!“-Rufe recht ereignislos – bis er sich eines Tages an die verlockenden Äpfel des Erzbischofs wagt und damit leider zur falschen Zeit am falschen Ort ist.
Vor seinen Augen wird der Kölner Dombaumeister Gerhard Morart von der sich noch im Bau befindlichen Kirche in die Tiefe gestürzt. Und als wäre das nicht schlimm genug, kann Jacob es sich nicht verkneifen, dem Sterbenden noch die letzten Worte abzunehmen, was dafür sorgt, dass der Mörder ihn sieht und Jagd auf ihn macht.
Gerüchten folgend war Morart mit dem Teufel im Bunde und von daher steht für Jacob fest, dass eben dieser ihm nun auf den Fersen ist. Trotzdem gelingt ihm um Haaresbreite die Flucht, was ihm ermöglicht, seinen beiden Freunden Tillmann und Maria von dem Mord zu berichten. Seine Verstörtheit ist komplett, als Zeugen auftauchen, die von einem Unfall, einem Fehltritt des Dombaumeisters, reden, denn er selbst war der einzige Zeuge des Geschehens. Kurz darauf sind Tillmann und Maria tot und Jacob muss um sein Leben rennen.

In dieser mehr als unglücklichen Situation macht er die Bekanntschaft einer höchst interessanten Familie, bestehend aus Richmodis von Weiden, ihrem Vater Goddert und ihrem Onkel Jaspar Rodenkirchen. Während ihr Vater lieber dem Weinkellerinhalt seines Bruders frönt und unsinnige Gelehrtendiskussionen mit diesem ausficht, kümmert Richmodis sich um seine Arbeit als Färber.
Der Physikus, Doktor und Dechant Jaspar entschließt sich nach genauerer Prüfung von Jacobs Intellekt und weil er sich eine anspruchsvolle Abwechslung verspricht, dem Fuchs zu helfen. Und die soll er auch bekommen, denn nach dem Aufspüren der angeblichen Zeugen zeigt sich schnell: Mit diesem Killer ist nicht zu spaßen. Die Zeugen sind kurz darauf tot und der Mörder steht mit beiden Beinen mitten in Jaspars Haus.
Ganz langsam wird den Beiden klar, dass Gerhards Ermordung nur ein lästiges Hindernisbeseitigen war, denn die mächtigste Patrizier-Familie in Köln, die Overstolzen, hat ein viel höheres Ziel…

Frank Schätzing hat mit „Tod und Teufel“ ein wirklich gelungenes Debüt hingelegt. Wie schon bei Kinkels „Die Puppenspieler“ findet sich auch hier eine perfekte Vereinigung von interessantem Geschichtsunterricht und spannender Story. Wir können Neues über die Kreuzzüge lernen (denn der Herr Jaspar Rodenkirchen hat dazu seine ganz eigene Meinung), erfahren die Entwicklung des Kölner Handels und warum sich Päpste, Könige und Erzbischöfe nie einig waren – egal, worum es ging -, wer mit wem was getan hatte und welche Auswirkungen es auf Köln hatte. Und wir laufen natürlich immer vor dem unheimlichen Mörder davon, rätseln, was die Overstolzen vorhaben und lernen vor allem unsere vier „Helden“ lieben.

Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, besitzen Ausdruckskraft und überzeugen durch eine immense Lebendigkeit. Aufgeteilt in zwei gegensätzliche Lager, geht das Bild eines einzelnen Helden verloren, auch in „gut und böse“ kann man sie nicht grundsätzlich einordnen, denn Schätzing versteht es, dem Leser beide Parteien näher zu bringen, durch häppchenweise eingestreute Hintergründe der Personen, durch lehrreiche Gespräche und durch einen glänzenden Schreibstil.
Doch Glanzlicht der Charaktere sind die oben bereits erwähnten unsinnigen Diskussionen zwischen Goddert und Jaspar, die einfach herzerfrischend und liebenswürdig sind und den Leser zum Lachen bringen. Köstlich!
Kurzum: Ganz und gar empfehlenswert!

Frank Schätzing, 1957 in Köln geboren, studierte Kommunikationswissenschaften, ist Mitbegründer und kreativer Geschäftsführer der Kölner Werbeagentur „INTEVI“ und Mitbegründer der Musikproduktion „Sounds Fiction“. Nach dem Erfolg von „Tod und Teufel“ folgten 1996 der Krimi „Mordshunger“, 1997 die Kurzgeschichtensammlung „Keine Angst“ und der Psychothriller „Die dunkle Seite“ und 2000 der Politthriller „Lautlos“.
„Tod und Teufel“ und „Keine Angst“ gibt es auch als Hörbücher, die der Autor selbst liest und für die er auch die Musik mitkomponierte.

Homepage des Autors: http://www.frank-schaetzing.com

Gisa Klönne – Der Wald ist Schweigen (Köln-Krimi)

Köln-Krimi: realistisch und beängstigend

Es könnte so idyllisch sein: ein entlegenes Tal, ein einsames Forsthaus, sympathische Aussteiger und viel, viel Wald. Doch dann liegt die Leiche eines Mannes in einem Hochsitz, und Kommissarin Judith Krieger, kettenrauchend und chronisch müde, beginnt zu ermitteln. Nach einer Reihe von Fehlern wird sie beurlaubt, aber ihr Kampfgeist erwacht, als eine zweite Leiche im Wald gefunden wird – in einem Bombenkrater. (abgewandelte Verlagsinfo)

Die Autorin
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Craw, Bernard – Sanguis B. – Vampire erobern Köln

Thomas ist kein Held, aber als Weichei kann man ihn auch nicht bezeichnen. Er selbst sieht sich wahrscheinlich als einen jungen Mann mit Träumen, die aber ständig an der Realität scheitern. Und irgendwie kann er nie die Energie und den Mut aufbringen, diese Träume mit wirklichem Einsatz zu verfolgen. Also studiert er Alte Geschichte „ohne sichtbaren Fortschritt“ und hätte gern was mit Doro – aber auch dort kommt er nicht voran, schon weil Doro mit Wilhelm zusammen ist. Der studiert BWL, was ihn zu einem echten Langweiler, aber eben auch zu einer guten Partie macht.

Thomas wird nicht mehr viel Zeit haben, sich über solche Nichtigkeiten den Kopf zu zerbrechen. Denn schon am Anfang von Bernard Craws Roman „Sanguis B. Vampire erobern Köln“ wird er von Doro angefallen und getötet, nur um eine halbe Stunde später als Vampir wieder aufzuerstehen. Doro hat sich vor Thomas schon an ihrer besten Freundin und an Wilhelm vergriffen. Die beiden verspürten allerdings nicht den Drang, sich als Untote zu erheben, und so sind Doro und Thomas erstmal auf sich allein gestellt in dem Versuch, ihren neuen Zustand zu verstehen.

Der furchtbare Hunger nach Blut und die Aversion gegen Sonnenlicht lassen die beiden schnell erkennen, dass sie zu Vampiren geworden sind; doch das Wie und Warum bleibt ihnen verborgen. Wie zwei Neugeborene müssen sie sich in einer plötzlich veränderten Welt zurechtfinden. Sie beschließen, Doros Wohnung zu verlassen und Thomas‘ Freundin Epi um Hilfe zu bitten. Die studiert nämlich Medizin und kann vielleicht herausfinden, was es mit der Veränderung auf sich hat.

Bernard Craw macht seine Vampire jedoch äußerst aggressiv. Kommen sie einmal in die Nähe von Menschen, können sie in der Regel nicht an sich halten. Es ist ihnen unmöglich, ihren Hunger zu kontrollieren, und so ergeben sie sich schließlich dem Blutrausch. Daher sind bald nicht nur Epi und deren Bruder Christoph vampirisiert, sondern auch immer größere Teile der Kölner Bevölkerung. Ähnlich sieht es in anderen Großstädten aus: Der Vampirismus greift seuchenartig um sich und droht, bald die gesamte Menschheit auszulöschen.

Die verbleibenden Menschen brauchen eine Weile, um eine Verteidigung aufzubauen, doch auch die Vampire sind nicht untätig. Bald bilden sich in ihren Reihen erste Machtzentren, die mit Strategie und Reißzähnen die Militärschläge der Menschen abzuwehren wissen und gleichzeitig eine neue Gesellschaftsordnung aufbauen wollen. Doch das entscheidende Problem ist: So rasend, wie sich die Seuche ausbreitet, wird die Menschheit in wenigen Monaten ausgerottet sein. Und wovon sollen sich die Vampire dann ernähren?

„Sanguis B.“ ist ein Roman, der viele Geschichten erzählt und trotzdem eine geradlinige Handlung bietet, die niemals überfrachtet wirkt. Bernard Craw nähert sich dem Thema Vampirismus zunächst von der medizinischen Seite. Ähnlich wie Richard Matheson in [„Ich bin Legende“, 4639 erklärt er den Vampirismus zu einer rasch um sich greifenden Seuche, der die Menschen nichts entgegenhalten können. Die Infizierten sind Opfer, die zwangsläufig selbst zu Tätern werden. Epi wird herausfinden, dass es sich bei der Vampirseuche um ein Bakterium handelt, und sie wird erkennen, warum manche Menschen angesteckt werden und manche sterben. Schlussendlich macht sie sich sogar an die Entwicklung eines künstlichen Blutersatzstoffes, um die Menschheit vor weiteren Morden zu bewahren und den Vampiren eine Überlebenschance zu geben. Doch auch sie muss vor so manchem Mysterium kapitulieren: Warum vertragen Vampire kein Sonnenlicht? Warum fallen sie tagsüber ins Koma?

Im Gegensatz zu Matheson entscheidet sich Craw allerdings dafür, aus der Innenansicht der Vampire zu erzählen, was den Plot ungemein reizvoll macht. Der Blutdurst zwingt die Vampire zu unmenschlichen Morden, und doch verlieren sie nur zum Teil (oder gar nicht) ihre menschlichen Skrupel und Moralvorstellungen. Was macht das mit einem Menschen, wenn er plötzlich schuldlos zu einem Mörder wird / werden muss? Wie schafft man es, nach einer solchen Katastrophe seine eigene und die umgebende Welt neu zu ordnen? Das sind Fragen, die Thomas und seine Freunde immer wieder beschäftigen. Eine grundlegende Antwort können sie jedoch nicht finden, und schließlich überrollen die Ereignisse jegliche Moraldiskussion und es geht für beide Seiten nur noch ums nackte Überleben. So kommt es dann auch, dass sich ein Vampir irgendwann die Frage stellt: Was würde Jesus machen, wenn er Vampir wäre? Die Frage bleibt unbeantwortet, setzt sich aber im Gedächtnis des Lesers fest. Im Kontext des Romans ist es die ultimative Frage, wie Schuld, Moral und persönliche Verantwortung im Angesicht so drastisch veränderter Lebensbedingungen zu verteilen sind, die immer wieder auf die ein oder andere Art auftaucht und an der die Charaktere jedes Mal aufs Neue scheitern.

Craw ist ein sehr wandelbarer Erzähler mit genauer Beobachtungsgabe und viel Wissen über sein Thema. Sein Köln ist greifbar und realistisch und seine Personage lebendig und vielschichtig. Jeder seiner Charaktere ist beispielhaft für ein Handlungsmodell angesichts der Katastrophe, und so hätte es leicht passieren können, dass die Protagonisten kaum mehr sind als Schablonen oder hölzerne Spielfiguren auf Craws Schachbrett. Glücklicherweise tappt der Autor nicht in diese Falle; stattdessen schafft er es, den Leser über vierhundert Seiten bei Laune zu halten. Soll er nun Mitleid mit den Infizierten haben? Sie haben sich ihr Schicksal nicht ausgesucht. Doch andererseits: Müsste es nicht eine andere Möglichkeit geben, als Kinder nachts aus ihren Betten zu reißen, um sie in einem Blutbad leerzutrinken? Craw gibt diese Frage an den Leser weiter und fordert ihn auf, eine gültige Antwort zu finden.

Für alle Fans des Genres wurden zahlreiche Anspielungen und Querverweise in die Handlung eingebaut. Craw bedient sich bei bekannten Vampirmythen und tradierten literarischen Vorstellungen. Nur ein Beispiel dafür ist die Vampirin Camilla (warum eigentlich nicht [Carmilla?), 993 die beschlossen hat, dass man als Vampir in blumiger Sprache Verantwortung für seine „höhere Geburt“ übernehmen muss. Ganz klar eine Anspielung auf all die romantischen Vampire, die im Kielwasser von Anne Rice den Buchmarkt überrollt haben.

Bernard Craw hat einen wirklich klugen Vampirroman geschrieben, ohne diese Tatsache auf jeder Seite plakativ zur Schau zu stellen. Ja, „Sanguis B.“ lädt durchaus zu weiterem Nachdenken ein und macht es sich zur Aufgabe, das Prinzip Vampirismus ständig auf die ein oder andere Art und Weise zu hinterfragen. Doch darüber vergisst Craw auch nicht, seinen Lesern eine Handlung zu bieten. Es geht zur Sache in dem Roman – Action, Folter, Flammenwerfer, zerrissene Körper und herumliegende Leichen gibt es in rauen Mengen. Craw ist sich nicht zu schade, auch jene Leser zu bedienen, die auf etwas härtere Kost stehen. Und so kann „Sanguis B.“ vieles auf einmal und alles davon gut. Beeindruckend!

http://www.bernardcraw.net
http://www.van-aaken-verlag.de