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Blake Edwards, Oliver Rohrbeck – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 11 & 12

Zwischen Action und Verführung

Die amerikanische Radio-Krimiserie der 1950er Jahre aus der Feder von Blake Edwards („Der rosarote Panther“) wird von der |Lauscherlounge| wieder zum Leben erweckt und mit bekannten Stimmen als Hörspiel vertont – den Stimmen von George Clooney, Ben Stiller und Reese Witherspoon.

Der smarte Privatdetektiv Richard Diamond gerät in seinen abenteuerlichen Fällen an fiese Verbrecher, mysteriöse Mörder und trifft verführerische Frauen. Aber er kehrt immer wieder zu seiner geliebten Helen zurück.

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Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 9 & 10

_Pferd und Witze lahmen: Krimi mit halber Kraft_

Die amerikanische Radio-Krimiserie der 1950er Jahre aus der Feder von Blake Edwards („Der rosarote Panther“) wird von der |Lauscherlounge| wieder zum Leben erweckt und mit bekannten Stimmen als Hörspiel vertont – den Stimmen von George Clooney, Ben Stiller und Reese Witherspoon.

Der smarte Privatdetektiv Richard Diamond gerät in seinen abenteuerlichen Fällen an fiese Verbrecher, mysteriöse Mörder und trifft verführerische Frauen. Aber er kehrt immer wieder zu seiner geliebten Helen zurück.

Fall 9: Der Graue Mann

Ein Mann mit grauen Augen, grauer Haut und grauer Zunge – so einen hat man in New York City noch nie gesehen. Ricks neuer Fall hat es in sich: In fünf Stunden müsse der Mann laut eigenen Angaben sterben und bittet ihn daher, eine bestimmte Person zu finden, der ihm helfen könne. Was hat es mit dem Mysteriösen auf sich?

Fall 10: Gute Nacht, Nocturne

Rick auf Spurensuche in einem Rennstall. Das wertvolle Pferd „Nocturne“ und sein Jockey sind spurlos verschwunden. Der Besitzer, ein ehemaliger Mafioso, beauftragt Diamond, das Pferd zu suchen. Doch der Detektiv findet etwas Schreckliches über seinen Auftraggeber heraus …

1. Staffel:

Fall 1: Die schwarze Puppe
Fall 2: Der braune Umschlag
Fall 3: Der Fall Ed Lloyd
Fall 4: Der Mordauftrag
Fall 5: Der Mord am Barbier
Fall 6: Der Gibson-Fall

2. Staffel:

Fall 7: Die rote Rose
Fall 8: Der Karussell-Fall
Fall 9: Der graue Mann
Fall 10: Gute Nacht, Nocturne
Fall 11: Der Nachtclub-Fall
Fall 12: Mr. Walkers Problem

_Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Richard Diamond: Tobias Kluckert (dt. Stimme von Tyrese Gibson, Adam Baldwin in „Firefly“)
Helen Asher: Ranja Bonalana (dt. Stimme von Julia Stiles, Renée Zellweger, Reese Witherspoon)
Lt. Walt Levinson: Detlef Bierstedt (dt. Stimme von George Clooney, Bill Pullman, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund)
Sgt. Frazer: Oliver Rohrbeck (dt. Stimme von Ben Stiller, Michael Rapaport)
Sowie Alex Lutter, Joachim Kaps, Ilona Otto, Rainer Fritzsche und Denise Gorzellany. In Folge 10 kommen noch hinzu: Gerald Paradies, Uschi Hugo, Helmut Gauß, Thomas Hailer, Eva-Maria Werth und Detlef Gieß.

Regie führte Oliver Rohrbeck, die Musik komponierte Dirk Wilhelm, für Sounds/Mischung/Mastering war Tommi Schneefuß zuständig, die Aufnahme erfolgte im Hörspielstudio |Xberg|.

_Der Fall 9: Der graue Mann_

New York ist im Schnee versunken, und alles ist grau und weiß, außerdem saukalt, findet Rick in seinem karg eingerichteten Büro. Da tritt zu allem Überfluss ein grauer Mann ein. Alles an ihm ist grau; die Haut, die Augen, sogar die Zunge. Rick wundert sich sehr. Ansonsten ist der Typ gut angezogen und bittet Rick, binnen fünf Stunden einen Mann zu finden, sonst müsse er selbst sterben. Es handle sich um den College-Chemiedozenten Louis Karns. Der Lohn, den der Graue verspricht, ist beträchtlich: 500 $ jetzt, 500 $ im Erfolgsfall. Ricks Auftragsgeber nennt sich Roger Vegas, vom Studio für moderne Fotografie.

Bei Walt Levinson von der Polizei besorgt sich Rick Adressen und fährt zum Campus, um Louis Karns zu finden. Dort verweist ihn eine Bürokraft an Karns Stadthaus, wo dessen Schwester Drusilla wohne. Die aber behauptet, ihr Bruder sei verschwunden. Dieser Roger Vegas habe die Ehe ihres Bruders zerstört, so dass sich seine Ehefrau vor fünf Tagen vom Dach eines Hauses gestürzt habe. Also geht es um eine Dreiecksgeschichte.

Als sich Rick vor Drusillas Haus auf die Lauer legt, dauert es nicht lange, bis er ihrem Wagen folgen kann: zum Campus. Als sie zu einem kleinen Haus mit verschlossenem Eingang geht, gelingt es Rick, dort den geheimnisvollen Louis Karns persönlich abzupassen. Der kleine Mann weiß natürlich von Vegas, dem Grauen Mann. Aber alles verhalte sich anders, als Vegas es darstelle. Rick findet, dass etwas an diesem Fall oberfaul ist und besucht dessen Fotostudio. Dort ist nur der Verkäufer George Youngwell, den Rick allzu gut kennt: Er hat den Gauner selbst ins Kittchen gebracht.

Dieser Fall wird ja immer seltsamer, denkt Rick, und erfährt von Sgt. Frazer auf der Wache, dass in einen Fotoladen eingebrochen wurde und man Fingerabdrücke von Louis Karns gefunden habe. Die graue Gesichtsfarbe rühre von einer Vergiftung mit Silbersalzen her, wie man sie beim Fotografieren verwende. Rick fährt wieder zu Vegas‘ Fotostudio, um herauszufinden, was dieser Typ als wirkliche Einnahmequelle angeben kann …

|Mein Eindruck|

Die ist ein typischer Mystery-Fall, der sich im Laufe der Ermittlung als sein genaues Gegenteil entpuppt. Die Spannung erwächst daher nicht aus gewalttätiger Konfrontation, sondern aus der Lösung des Rätsels, eben des „mystery“. Außerdem hat der Fall ein paar Horrorzüge: der Graue Mann sieht nicht gerade sehr menschlich aus. Er gemahnt an die Grauen Männer, die in Michael Endes Fantasyroman „Momo“ ihr Unwesen treiben. Die Erklärung für das Grau ist jedoch bei Rick Diamond rein naturwissenschaftlich.

Die Lösung des Rätsels ist in doppelter Hinsicht überraschend. Der Klient ist der Täter und entlarvt sich obendrein auch noch selbst. Trotzdem gehört der letzte Lacher Mr. Karns. Die Rolle von Täter und Opfer wechselt dauernd, was den besonderen Reiz dieser Folge ausmacht.

_Der Fall 10: Gute Nacht, Nocturne_

Rick telefoniert gerade mit seiner Angebeteten, da tritt ein Italiener ein, der keine Faxen versteht: Rick soll sofort mitkommen. Louis Vendetti wolle ihn sehen. Der Name sagt Rick durchaus etwas: Vendetti ist ein Ex-Mafioso, der schon einiges auf dem Kerbholz hat, aber nun angeblich ehrlich geworden ist. Ob man das glauben darf?

Diamond soll Vendettis Rennpferd „Nocturne“ suchen, das kürzlich samt Jockey Troy Ogden verschwunden ist. Der Haken: Das Pferd muss rechtzeitig zum nächsten Rennen in sieben Stunden gefunden sein. Dafür gibt’s reichlich Knete: 500 $ im Voraus. Gebongt.

Rick sieht sich in den Ställen um und stößt auf den kleinen Stallknecht Hercules. Der hat tags zuvor einen Wagen mit Pferdeanhänger vorfahren gesehen, in den „Nocturne“ verfrachtet wurde. Troy Ogdens Vermieterin Angeline hat gesehen, wie Gangster den Jockey besuchten. Sobald Rick kapiert und sie mit einem neuen Mop und Eimer besticht, darf er auch Ogdens Zimmer betreten. Ein Foto von einer üppigen Blondine fällt ihm ins Auge: Debbie.

Debbie Carter ist Lehrerin auf einer Rollschuhbahn und auch ansonsten sehr ansehnlich, aber sie weiß auch nicht, wo Ogden zu finden sein könnte. Höchstens bei seinem Bruder, der eine Autowerkstatt besitzt. Als Rick dort das Rolltor hochschiebt, schluckt er schwer: Sowohl der Jockey als auch sein Gaul sind mausetot. „Nocturne“ wird keinen Blumentopf mehr gewinnen. Aber warum? Jetzt fängt der Fall an, interessant zu werden …

|Mein Eindruck|

Wenn sich schon ein Ex-Mafioso als Auftraggeber herausstellt, dann ist zu erwarten, dass an diesem Fall etwas faul ist. Natürlich spannt uns Rick erst einmal auf die Folter, bevor er die Katze aus dem Sack lässt. Es handelt sich um Versicherungsbetrug von der übelsten Sorte. Denn unter diesem Vorgehen haben nicht nur Jockeys zu leiden, sondern auch unschuldige Tiere, eben Rennpferde wie das hoch versicherte „Nocturne“.

Zum Ausgleich für die Schlechtigkeit der Welt singt Rick abends – oder morgens, ich bin mir nie so sicher – ein Ständchen zur Klavierbegleitung. Doch er will ihr immer noch keinen Heiratsantrag machen – schnüff!

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Es ist schon unterhaltsam, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Reese Witherspoon, Colin Farell und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Tobias Kluckert, 1972 geboren, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er lieh unter anderem Joaquin Phoenix als Johnny Cash in dem Film „Walk the Line“ seine Stimme, ist aber auch die deutsche Synchronstimme von Colin Farrell in „The New World“, von 50 Cent in „Get rich or die tryin'“ und Brian Krause als Leo in „Charmed“. Kluckert trägt mit seiner Darstellung der Hauptfigur das ganze Hörspiel und macht Diamond zu einem sympathischen Burschen, der tagsüber für Recht und Ordnung sorgt und – meistens, nicht immer – abends zu seiner Herzensdame zurückkehrt. Er will immer cool erscheinen, doch seine Aktionen sprechen eher dafür, dass er seinem Herzen gehorcht, so etwa, als er den Mord an seinem Lieblingsfriseur aufklärt.

Ranja Bonalana, die deutsche Stimme von Reese Witherspoon, spricht Helen Asher und somit zwar eine Nebenfigur, aber eine feste Konstante in der Besetzung. Ihre Stimme ist wunderbar verführerisch und stets heiter. Die Wortgeplänkel, die sich Helen mit Diamond liefert, gehören zum Feinsten, das Blake Edwards je geschrieben hat. Leider sind sie allzu kurz, denn sie gehören nicht zum jeweiligen Fall. Ich habe nie herausbekommen, was Helen Asher tagsüber macht. Wahrscheinlich füttert sie die Katze, denn abends, wenn Rick sein Ständchen spielt, miauen im Hintergrund die Katzen regelmäßig zum Steinerweichen, sozusagen als ironischer Kommentar seitens der Tierwelt (und des Tonregisseurs).

|Geräusche|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Wir hören also sowohl Straßenverkehr und Hintergrundstimmen als auch altmodisches Telefonklingeln und Nebelhörner usw. In den diversen Wohnungen sind Standuhren, miauende Katzen (bei Helen) und natürlich Türen zu hören. Diesmal sind auch wiehernde Rennpferde und sämtliche Geräusche einer Pferderennbahn zu hören, inklusive Durchsage und Glocke.

|Musik|

Die Musik von Dirk Wilhelm fungiert meist als Pausenfüller, um so die Szenen voneinander zu trennen, aber auch um die Stimmung der nächsten Szene einzuleiten. Der Musikstil erinnert an nichts so sehr wie an die Filmmusik von „L.A. Confidential“. Zu hören sind also gedämpfte Trompeten oder Posaunen, ein gedämpftes Klavier und sehr dezente Streicher. Von Jazz kann also keine Rede sein, vielleicht sollte man einfach nur von „Cool“ sprechen.

Die Ausnahme von dieser Regel sind Ricks selbst vorgetragene Stücke, die er am Klavier für seine Helen spielt. Und man staunt, wie gut Tobias Kluckert singen kann.

_Unterm Strich_

Nach dem Erfolg von „L.A. Confidential“ und [„Die schwarze Dahlie“ 3353 sind Nostalgie-Krimis wieder angesagt. Verschiedene Hörbuchverlage haben dies mit diversen Serien – Lester Powells Damen-Krimis, Stahlnetz, Tatort, Derrick, Dr. Mabuse, Francis Durbridge u. v. a. – vorexerziert. Höchste Zeit war’s also, dass auch |Lübbe Audio| etwas Entsprechendes in sein Angebot aufnimmt.

In Fall Nummer neun macht die Action dem Rätsellösen Platz, um in der Handlung Spannung zu erzeugen. Bemerkenswert ist dabei, wie sich die Rollen von Täter und Opfer ständig abwechseln, so dass noch mit der Schlusspointe ein solcher Austausch stattfinden kann. Es kommt eben darauf an, wer zuletzt lacht.

Der zehnte Fall zieht sich ebenfalls einigermaßen hin, bis eine Lösung des Rätsels in Sicht kommt. Debbie Carter entpuppt sich nicht als die verführerische Männerfresserin, sondern als American Girl next door: nett, aber langweilig. Die Pointe mit dem Pferd trifft daher den Hörer umso härter. Einen Ausgleich gibt’s dann wieder im romantischen Epilog, als Rick seiner Angebeteten ein ironisch verbrämtes Ständchen bringt. Aber muss man deswegen gleich heiraten? Iwo, meint Rick. So bleibt ihm Zeit für den nächsten Fall.

|Das Hörspiel|

Das Hörspiel ist von Rohrbecks |Lauscherlounge| sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der gewohnt abwechslungsreichen Handlung etwas Filmglamour. Da [„L.A. Confidential“ 1187 einer meiner Lieblingsfilme ist, konnte ich mich im Ambiente von Rick Diamond sofort zurechtfinden und die Produzenten brauchten keinerlei Erklärungen zum kulturellen Hintergrund mehr zu liefern.

Mag sein, dass die Figuren in ihren männlichen und weiblichen Geschlechterrollen recht überholt sind, aber herrje, das sind die Karl-May-Geschichten schließlich auch, und doch werden sie weiterhin von Millionen Lesern und Zuschauern verschlungen. Helen Asher ist keineswegs das häusliche Heimchen am Herd, sondern sie weiß ihren Rick durchaus zu nötigen, ihr zu Gefallen zu sein. Die Katze im Hintergrund ist nicht umsonst ihr Haustier, denn es heißt, Katzen seien unabhängig. Diese Rollenbilder sind also weit entfernt von der moralischen Korruption, die in den Noir-Filmen der dreißiger und vierziger Jahre gespiegelt wurde.

|Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Wilhelm
64 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3615-9|

lauscher news


http://www.luebbe-audio.de

Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 7 & 8

_Mit Charme und Revolver löst Rick den Fall auf jeden Fall_

Die amerikanische Radio-Krimiserie der 1950er Jahre aus der Feder von Blake Edwards („Der rosarote Panther“) wird von der |Lauscherlounge| wieder zum Leben erweckt und mit bekannten Stimmen als Hörspiel vertont – den Stimmen von George Clooney, Ben Stiller und Reese Witherspoon.

Der smarte Privatdetektiv Richard Diamond gerät in seinen abenteuerlichen Fällen an fiese Verbrecher, mysteriöse Mörder und trifft verführerische Frauen. Aber er kehrt immer wieder zu seiner geliebten Helen zurück.

Folge 7: Die rote Rose

John Alastair hat ein großes Problem. Um seine Schulden zu begleichen und seiner Frau ein gutes Leben durch die Versicherungssumme zu ermöglichen, ließ er durch einen Dritten einen Mordauftrag auf sich selbst erteilen. Durch eine glückliche Fügung kann Alastair allerdings doch das fehlende Geld leihen, der Killer wird also nicht mehr benötigt. Doch leider bekommt dieser vom geplatzten Auftrag nichts mit. Kann Diamond seinem Klienten rechtzeitig helfen?

Folge 8: Der Karussell-Fall

Der Gauner Smiley Brill hat einen hochgeschätzten und beliebten Polizisten umgebracht. Diamond schließt sich mit Lt. Walt Levinson und der Polizeibehörde zusammen, um den Mörder zu fassen. Doch dieser lässt sich nicht so einfach fangen …

1. Staffel:

Fall 1: Die schwarze Puppe
Fall 2: Der braune Umschlag
Fall 3: Der Fall Ed Lloyd
Fall 4: Der Mordauftrag
Fall 5: Der Mord am Barbier
Fall 6: Der Gibson-Fall

2. Staffel:

Fall 7: Die rote Rose
Fall 8: Der Karussell-Fall
Fall 9: Der graue Mann
Fall 10: Gute Nacht, Nocturne
Fall 11: Der Nachtclub-Fall
Fall 12: Mr. Walkers Problem

_Die Inszenierung_

Die Rollen und ihre Sprecher

Richard Diamond: Tobias Kluckert (dt. Stimme von Tyrese Gibson, Adam Baldwin in „Firefly“)
Helen Asher: Ranja Bonalana (dt. Stimme von Julia Stiles, Renée Zellweger, Reese Witherspoon)
Lt. Walt Levinson: Detlef Bierstedt (dt. Stimme von George Clooney, Bill Pullman, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund)
Sgt. Frazer: Oliver Rohrbeck (dt. Stimme von Ben Stiller, Michael Rapaport)
Sowie Detlef Gieß, Andreas Hosang, Denise Gorzelanny, Ilona Otto, Martin Kessler, Eva-Maria Werth.

Im 8. Fall kommen zur Stammbesetzung hinzu: Gerald Paradies, Uschi Hugo, Gerald Schaale, Helmut Gauß und Thomas Petruo.

Regie führte Oliver Rohrbeck, die Musik komponierte Dirk Wilhelm, für Sounds/Mischung/Mastering war Tommi Schneefuß zuständig, die Aufnahme erfolgte im Hörspielstudio |Xberg|.

Mehr Info: http://www.lauscherlounge.de.

_Der Fall 7: Die rote Rose_

Morgens im Büro von Rick Diamond. Seine Freundin Helen ruft an: Er soll mit ihr abends essen gehen. Da tritt ein potenzieller Klient ein, und Rick muss das Gespräch schweren Herzens, aber hoffnungsvoll beenden. Rick ist notorisch klamm.

Der Mann stellt sich als John Alastair vor. Er wollte sich umbringen, damit die fällige Lebensversicherung seine Schulden tilgen und seine Familie versorgen könne. Er habe nämlich Gelder seiner Firma unterschlagen. Um von einem Profi umgelegt zu werden, sei er zu Gimpy gegangen. Gimpy habe ihm zugesagt und 200 Dollar abgeknöpft.

Jetzt hat jedoch Alastair Glück im Unglück gehabt: Ein Verwandter habe ihm Geld geliehen, der Mord sei nicht mehr nötig. Das Problem: Gimpy wurde gestern getötet und sein Auftragsmörder weiß nicht, dass der Auftrag geplatzt ist. Welcher Killer das ist, wisse niemand; es könne einer von fünfzig sein. Diamond nimmt den Auftrag, Alastair vor dem Mörder zu schützen, für 100 Dollar pro Tag an. Und solange sein Klient im Büro in Sicherheit bleibt.

Gimpy wurde in einer Bar erstochen. Der Barkeeper erzählt Rick, wer der Mörder war: ein Typ mit einer roten Rosenknospe im Knopfloch. Nach einem Besuch bei seinen Lieblingspolizisten Lt. Levinson und Sgt. Frazer besucht er Gimpys Freundin Belle de Canto. Doch die abweisende Tanzschullehrerin mauert. Als er vor dem Ausgang eine rote Rosenknospe entdeckt, ahnt Rick, dass er beschattet wird, und geht sofort zurück ins Büro. Er bringt Alastair über die Feuertreppe auf die Straße und ins Hotel Bunker Hill.

In Ricks Wohnung wartet jedoch bereits eine unangenehme Überraschung auf ihn. Ein Typ, der von seinem Komplizen „Drago“ genannt wird, will wissen, wo Alastair ist. Er trägt eine rote Rose im Knopfloch – und einen Revolver in der Hand, der auf Ricks edelste Teile zielt.

|Mein Eindruck|

Diese Folge sieht zwei actionreiche Szenen, erst die in Ricks Wohnung, dann den eigentlichen Showdown im Bunker Hill Hotel. Es ist somit eine der besten Episoden dieser Serie überhaupt. Die Spannung und Action werden ausgeglichen durch Ricks Humor, den er aber nur seinen besten Freunden offenbart: Helen und Walt Levinson.

Mit seiner Helen kann er schon mal zweideutige Wortspiele einsetzen. Ein Wortwitz, der sich nur dem Englischkenner erschließt, taucht gleich im ersten Telefongespräch mit Helen auf. Was könnte Rick wohl mit Doppel-D meinen? Gemeint ist die Körbchengröße von Büstenhaltern, wie sie in den USA angegeben wird. DD ist schon ganz schön voluminös …

_Der Fall 8: Der Karussell-Fall_

Rick singt seiner Helen gerade etwas Verliebtes am Telefon vor, als es an seiner Bürotür klingelt. Ein Klient womöglich? Nein, es ist bloß Lt. Walt Levinson von der Polizeiwache in der Nähe. Rick liebt es, Walt auf den Arm zu nehmen und schafft es immer wieder. Aber diesmal ist Walt todernst: Ben Johnson sei niedergeschossen worden. Johnson ist einer der beliebtesten Kollegen und war Ricks Mentor, als dieser noch bei den Bullen war. Ein Gauner namens Smiley Brill sei schuld. Zusammen machen sie sich an die Fahndung.

Rick nimmt sich die heruntergekommene Bowery vor und fragt einen Bettler nach Brill. Leo Watts erzählt ihm von Jewel Sanker, Smileys Freundin. Die findet Rick im Gaiety Theater, in einem superknappen Kostüm. In ihrer Umkleide erzählt sie, sie habe sich von Smiley, diesem Penner, getrennt. Sie wisse bloß, dass er jetzt einen Job bei einem Karussell habe. Nun müsse sie wieder auf die Bühne. Das Umziehen hat keine fünf Minuten gedauert, und Rick ist nicht mal rot geworden.

Leo Watts verweist ihn an Brills Zellengenossen Birdy Morgan. Dessen Wohnung ist voller Vögel, aber das hält Rick nicht davon ab, dem Vogelmann auf die Pelle zu rücken, bis er ihm die Adresse von Brills Onkel Joe gibt. Und neben dessen Spielzeugladen entdeckt Rick tatsächlich ein Karussell. Nun muss er nur noch Smiley Brill auflauern. Aber er hat nicht mit dem Widerstand von Onkel Joe gerechnet …

|Mein Eindruck|

Die Handlung besteht in einer simplen Schnitzeljagd, doch auch diesmal gerät Rick schwer in die Bredouille. Er kann sich zwar behelfen, doch im Showdown mit Smiley Brill wird es wieder brenzlig für ihn. Die Komik des Karussells kontrastiert sehr schön mit der grimmigen Gewalt, um die es geht. Hier ist Rick mental genau am richtigen Ort. Ziemlich schräg ist auch der Auftritt beim Vogelliebhaber Birdy Morgan. Von dem flatternden und flötenden Federvieh lässt sich Rick nicht irritieren und bringt Birdy mit brachialen Methoden zum Singen. Sehr ironisch erklingt am Schluss die Drehorgel, die sich zusammen mit dem Karussell dreht.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Es ist schon unterhaltsam, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Reese Witherspoon, Colin Farell und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Tobias Kluckert, 1972 geboren, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er lieh unter anderem Joaquin Phoenix als Johnny Cash in dem Film „Walk the Line“ seine Stimme, ist aber auch die deutsche Synchronstimme von Colin Farrell in „The New World“, von 50 Cent in „Get rich or die tryin'“ und Brian Krause als Leo in „Charmed“.

Kluckert trägt mit seiner Darstellung der Hauptfigur das ganze Hörspiel und macht Diamond zu einem sympathischen Burschen, der tagsüber für Recht und Ordnung sorgt und – meistens, nicht immer – abends zu seiner Herzensdame zurückkehrt. Er will immer cool erscheinen, doch seine Aktionen sprechen eher dafür, dass er seinem Herzen gehorcht, so etwa, als er den Mord an seinem Lieblingsfriseur aufklärt.

Ranja Bonalana, die deutsche Stimme von Reese Witherspoon, spricht Helen Asher und somit zwar eine Nebenfigur, aber eine feste Konstante in der Besetzung. Ihre Stimme ist wunderbar verführerisch und stets heiter. Die Wortgeplänkel, die sich Helen mit Diamond liefert, gehören zum Feinsten, das Blake Edwards je geschrieben hat.

Leider sind sie allzu kurz, denn sie gehören nicht zum jeweiligen Fall. Ich habe nie herausbekommen, was Helen Asher tagsüber macht. Wahrscheinlich füttert sie die Katze, denn abends, wenn Rick sein Ständchen spielt, miauen im Hintergrund die Katzen regelmäßig zum Steinerweichen, sozusagen als ironischer Kommentar seitens der Tierwelt (und des Tonregisseurs).

|Geräusche|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Wir hören also sowohl Straßenverkehr und Hintergrundstimmen als auch altmodisches Telefonklingeln und Nebelhörner usw. In den diversen Wohnungen sind Standuhren, miauende Katzen (bei Helen) und natürlich jede Art von Türen zu hören. Mitunter erklingen auch Karusselle, Drehorgeln und Rennpferde.

|Musik|

Die Musik von Dirk Wilhelm fungiert meist als Pausenfüller, um so die Szenen voneinander zu trennen, aber auch um die Stimmung der nächsten Szene einzuleiten. Der Musikstil erinnert an nichts so sehr wie an die Filmmusik von „L.A. Confidential“. Zu hören sind also gedämpfte Trompeten oder Posaunen, ein gedämpftes Klavier und sehr dezente Streicher. Von Jazz kann also keine Rede sein, vielleicht sollte man einfach nur von „Cool“ sprechen.

Die Ausnahme von dieser Regel sind Ricks selbst vorgetragene Stücke, die er am Klavier für seine Helen spielt. Und man staunt, wie gut Tobias Kluckert singen kann.

_Unterm Strich_

Nach dem Erfolg von „L.A. Confidential“ und [„Die schwarze Dahlie“ 3353 sind Nostalgie-Krimis wieder angesagt. Verschiedene Hörbuchverlage haben dies mit diversen Serien – Lester Powells Damen-Krimis, Stahlnetz, Tatort, Derrick, Dr. Mabuse, Francis Durbridge u. v. a. – vorexerziert. Höchste Zeit war’s also, dass auch |Lübbe Audio| etwas Entsprechendes in sein Angebot aufnimmt.

Folge sieben ist sowohl actionreich mit einem tollen Shootout als auch sehr ironisch und humorvoll. Für das romantische Hörerherz tun Helen und Rick auch etwas. Folge acht ist ebenfalls ziemlich spannend, weist aber auch darauf hin, dass Ricks berufliche Wurzeln bei der Polizei liegen. Dort wurde er von Ben Johnson als Mentor ausgebildet. Leider erfahren wir nicht, was bzw. welcher Fall ihn dazu gebracht hat, die Polizeimarke zurückzugeben und ein schlecht bezahlter Privatschnüffler zu werden.

|Das Hörspiel|

Das Hörspiel ist von Rohrbecks |Lauscherlounge| sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der gewohnt abwechslungsreichen Handlung etwas Filmglamour. Da [„L.A. Confidential“ 1187 einer meiner Lieblingsfilme ist, konnte ich mich im Ambiente von Rick Diamond sofort zurechtfinden und die Produzenten brauchten keinerlei Erklärungen zum kulturellen Hintergrund mehr zu liefern.

Mag sein, dass die Figuren in ihren männlichen und weiblichen Geschlechterrollen recht überholt sind, aber herrje, das sind die Karl-May-Geschichten schließlich auch, und doch werden sie weiterhin von Millionen Lesern und Zuschauern verschlungen. Helen Asher ist keineswegs das häusliche Heimchen am Herd, sondern sie weiß ihren Rick durchaus zu nötigen, ihr zu Gefallen zu sein. Die Katze im Hintergrund ist nicht umsonst ihr Haustier, denn es heißt, Katzen seien unabhängig. Diese Rollenbilder sind also weit entfernt von der moralischen Korruption, die in den Noir-Filmen der dreißiger und vierziger Jahre gespiegelt wurde.

Fazit: ein Volltreffer.

|64 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3614-2|

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Rohrbeck, Oliver (Hg.) / Bierce, Ambrose / Maupassant, Guy de / Poe, Edgar Allan – Drei Geschichten

_Drei Grusellesungen: „Ich bin nicht wahnsinnig!“_

Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich sind drei der Sprecher von den ‚Drei Fragezeichen‘. Auf dieser CD warten sie mit drei gruseligen Geschichten auf. Für jeden der vorgetragenen Texte von Ambrose Bierce, Guy de Maupassant und Edgar Allan Poe haben unterschiedliche Musiker und Sounddesigner in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Sprecher eigene Kompositionen und Geräusche entwickelt, so dass der Hörer in drei völlig verschiedene, schaurige Soundwelten eintaucht.

_Die Autoren_

|1) Ambrose Bierce|

Der amerikanische Schriftsteller Ambrose Bierce lebte von 1842 bis ca. 1914. Nach dem Bürgerkrieg wurde er Journalist in San Francisco und stieg im Hearst-Pressekonzern bald zum national einflussreichen Hauptstadt-Korrespondenten zunächst in London (GB), dann im Washington DC auf. Als Siebzigjähriger unternahm Bierce eine Reise nach Mexiko, mitten in die Mexikanische Revolution, wo sich seine Spur im Gefolge des Revolutionärs Pancho Villa um die Jahreswende 1913/14 verlor. Sein letzter erhaltener Brief lässt vermuten, dass er eine standrechtliche Erschießung für wahrscheinlich hielt. Er wurde mit dem „Wörterbuch des Teufels“ sowie mit der Erzählung „Incident at Owl Creek“ bekannt, in der er die Zeitdarstellung für damalige Verhältnisse sehr unkonventionell handhabt.

Als exzellenter Kenner der politischen Üblichkeiten hatte er eine denkbar schlechte Meinung von seinem Berufsstand des Journalisten und wurde zu einem pointiert geistreichen Zyniker und Beobachter, den man noch heute mit Vergnügen liest. Heute sind vor allem seine mustergültigen Kurzgeschichten gängige Schulbuchlektüre. Bei nicht historisch interessierten Lesern ist er berühmt für seine zynisch-witzigen Definitionen aus „The Devil’s Dictionary“, die zwischen 1881 und 1906 entstanden. Diese sind am ehesten vergleichbar mit Lichtenbergs berühmten Sudelbüchern oder mit Oscar Wilde. (Wikipedia)

|2) Guy de Maupassant|

Guy de Maupassant lebte von 1850 bis 1893. „Der aus lothringischem Adel stammende, in der Normandie ausgewachsene Maupassant war nach Jurastudium und Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 im Marine-, dann im Unterrichtsministerium tätig. Nach dem Erfolg der Novelle ‚Boule de suif‘ (1880, dt. ‚Fettklößchen‘, 1900) widmete er sich ganz der Schriftstellerei.

Die Bandbreite seiner fast 300 Novellen reicht von traditionellen schwankhaften Dreiecksgeschichten über die seit der Romantik beliebten Schauernovellen und phantastischen Erzählungen, meist tragisch endende Liebesgeschichten bis hin zu sozialkritischen Novellen. Er veröffentlichte sechs Romane, von denen ‚Bel Ami‘ (1885) verfilmt wurde. In seinem Stilwillen und seiner Freiraum lassenden Erzählhaltung kommt Maupassant seinem literarischen Ziehvater Gustave Flaubert nahe, mit dem er auch die pessimistische Weltsicht teilt.“ (zitiert nach: Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, S. 1945/46)

|3) Edgar Allan Poe|

Edgar Allan Poe (1809-49) wurde mit zwei Jahren zur Vollwaise und wuchs bei einem reichen Kaufmann namens John Allan in Richmond, der Hauptstadt von Virginia auf. Von 1815 bis 1820 erhielt Edgar eine Schulausbildung in England. Er trennte sich von seinem Ziehvater, um Dichter zu werden, veröffentlichte von 1827 bis 1831 insgesamt drei Gedichtbände, die finanzielle Misserfolge waren. Von der Offiziersakademie in West Point wurde er ca. 1828 verwiesen. Danach konnte er sich als Herausgeber mehrerer Herren- und Gesellschaftsmagazine, in denen er eine Plattform für seine Erzählungen und Essays fand, seinen Lebensunterhalt sichern.

1845/46 war das Doppeljahr seines größten literarischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolgs, dem leider bald ein ungewöhnlich starker Absturz folgte, nachdem seine Frau Virginia (1822-1847) an der Schwindsucht gestorben war. Er verfiel dem Alkohol, eventuell sogar Drogen, und wurde – nach einem allzu kurzen Liebeszwischenspiel – am 2. Oktober 1849 bewusstlos in Baltimore aufgefunden und starb am 7. Oktober im Washington College Hospital. (Das Rätsel um seinen Tod wurde jüngst von Matthew Pearl [(„The Dante Club“) 1776 zu einem spannenden Roman verarbeitet.)

Poe gilt als der Erfinder verschiedener literarischer Genres und Formen: Detektivgeschichte, psychologische Horrorstory, Science-Fiction, Shortstory. Neben H. P. Lovecraft gilt er als der wichtigste Autor der Gruselliteratur Nordamerikas.

_Die Sprecher_

|Oliver Rohrbeck|, geboren am 21.03.1965 in Berlin, begann seine Karriere als Kinder-Hörspielsprecher mit „Fünf Freunde“ und „Die drei ???“, ist jetzt aber auch Regisseur. Er bleibt wohl ewig mit dem Satz „Ich will Feuermann werden“ aus „Grisu, der kleine Drache“ verbunden. Er ist die deutsche Stimmbandvertretung von Ben Stiller, Ewen Bremner und Michael Rapaport.

|Jens Wawrczeck| (* 12. Juli 1963 in Nyköbing, Dänemark) ist Schauspieler und Regisseur und wurde vor allem als Peter Shaw in der erfolgreichen Hörspiel-Serie von Hitchcocks „Die drei Fragezeichen“ bekannt. Wawrczeck wollte schon als Kind Schauspieler werden und nutzte die Gelegenheit, als der Norddeutsche Rundfunk Sprecher für den Schulfunk suchte. Wawrczeck war damals elf Jahre alt und nach dem Vorsprechen wurde er sofort engagiert. In der darauffolgenden Zeit war er Sprecher in Astrid Lindgrens „Brüder Löwenherz“, war Mowgli im „Dschungelbuch“ und nahm auch an vielen anderen Produktionen teil.

Wawrczeck hat in vielen verschiedenen Hörspielen mitgewirkt. Seit 1979 ist er Peter Shaw in über 120 Folgen der Erfolgs-Serie „Die Drei ???“, so wie seit 2006 Peter Crenshaw in der Nachfolgeserie „Die Dr3i“. Er spricht ferner den Charakter Spence Olchin in der Serie „King of Queens“. (Wikipedia) Jens Wawrczeck ist seit 1989 als Synchronbuchautor und Dialogregisseur in Hamburg, Berlin und München tätig. Er führte 2002 bei dem Hörbuch „Die Darwin Awards – für die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen“ von Wendy Northcutt (|Hoffmann und Campe| Hörbücher, mit Dirk Bach und Hella von Sinnen) Regie sowie 2006 bei „Zwölf Jahre – Hitler und sein Reich“ – eine Audiodokumentation zum Nationalsozialismus von Guido Knopp.

|Andreas Fröhlich| wurde 1965 in Berlin geboren und mit 7 Jahren im Kinderchor des SFB als Synchronsprecher entdeckt (einen seiner frühen Einsätze hat er in „Die Herren Dracula“). Von Anfang bis Mitte der 70er sammelte er erste Hörspielerfahrungen und übernahm 1979 den Part des „Bob Andrews“ in der Serie „Die drei Fragezeichen“. Es folgten Arbeiten als Schauspieler für Film und Fernsehen sowie diverse Auftritte auf der Theaterbühne.

Fröhlich ist leidenschaftlicher „Hörspieler“, arbeitet als Drehbuch- und Dialogautor sowie als Synchronregisseur (Jacksons „Herr der Ringe“, Petersens „Troja“). Als Synchronsprecher leiht er seine Stimme u. a. John Cusack, Edward Norton und Ethan Hawke. In der deutschen Fassung von Jacksons „Herr der Ringe“ sprach er die (schizophrene!) Rolle des Gollum. (Verlagsinfo)

_1) Handlung von „Der Totenwächter“ von Ambrose Bierce_

In San Francisco um das Jahr 1900 schließen die drei Ärzte Halverson, Mancher und Harper (der noch Medizinstudent ist) eine Wette ab. Sie haben schon kräftig gebechert, als Dr. Halverson behauptet, dass es eine Angst gebe, die kein Mensch überwinden könne, nämlich die Angst vor Toten. Mit einer einzigen Ausnahme: Mr. Jarette. Harper und Mancher halten dagegen, und Mancher erklärt sich bereit, die Leiche zu spielen. Topp! Die Wette gilt.

Es ist neun Uhr abends im italienisch geprägten Stadtteil North Beach. Als ein Mann in einen Raum tritt, in dem eine Leiche auf dem Küchentisch aufgebahrt liegt. Der Man sagt kein Wort, als er die Tür verriegelt und die Fenster prüft: Sie sind vergittert. Er ist etwa 30 Jahre alt, hat ein schmales, entschlossen wirkendes Gesicht, setzt sich, um zu lesen. Die Nacht ist noch lang. Er ist der Totenwächter. Nachdem er die weiterhin reglos daliegende Leiche angesehen hat, bläst er die Kerze aus. Sofort wird es im Zimmer stockdunkel. Nach einer Weile beginnt es in seinem Kopf zu dröhnen und eine Beklemmung stellt sich in seiner Brust ein …

Halverson und Harper fahren am nächsten Morgen zum Ort, an dem ihre Wette sich entscheiden soll. Haben sie gewonnen oder verloren? Wie verwundert sie jedoch schauen, als sie eine Menschenmenge vor dem besagten Haus vorfinden, und Polizisten regeln den Publikumsandrang. Der junge Harper beginnt das Schlimmste zu befürchten: Was, wenn beide verrückt oder gar tot sind? Da stürmt ein Mann mit schneeweißem Haar heraus, einem wilden Blick, der keine Rücksicht nimmt und jeden beiseite stößt. Harper ruft ihn an: „Jarette!“ Doch der Mann hört nicht und stürmt die Straße hinunter.

Als Arzt kann sich Halverson entschlossen einen Weg ins Innere des Hauses bahnen, das ebenfalls mit Menschen vollgepackt ist. Er gelang in das „Leichenzimmer“, und da liegt tatsächlich eine Leiche: Das Gesicht ist kaum zu erkennen: gelb, mit verdrehten Augen und Schaum auf den Lippen. Soll das etwa ihr Kollege Mancher sein? Der Gerichtsarzt sagt, dieser Mann sei erst seit zwei Stunden tot. Sofort lässt der Polizist das Zimmer räumen, und Halverson und Harper haben keine Gelegenheit, die für sie wichtigste Frage zu klären: Wer war der Mann, der die Treppe hinabgestürzt ist? Jarette oder Mancher?

Sie werden ihn in sieben Jahren wiedersehen …

_Mein Eindruck_

Die Pointe der Geschichte soll hier nicht verraten werden, aber so viel ist klar: Tote und Lebende sollten keinesfalls in einem Raum miteinander die Nacht verbringen. Ganz besonders dann nicht, wenn es stockfinster ist. Die Story ist nicht nur gruselig, sondern auch bis zum Schluss spannend, denn da der Entflohene offenbar wahnsinnig geworden ist, bleibt für uns stets im Ungewissen, ob er sich nun als Jarette betrachtet oder als Mancher. Macht es überhaupt einen Unterschied? Nur für die zwei Doktoren, die die Wette abgeschlossen hatten.

_Der Sprecher und der Sound_

Oliver Rohrbeck verfügt zwar nicht gerade über die tiefste und sonorste Stimme, aber dieses Manko macht er durch eine Geschmeidigkeit in der Lautstärke wieder wett. Vom Flüstern bis zum Brüllen setzt er alle Mittel ein, die einem Sprecher zur Verfügung stehen. Besonders das suggestive Flüstern ist sehr wirkungsvoll.

Im Rahmen der |Lauscherlounge| realisieren die drei Sprecher ihr jeweils eigenes Geräusch- und Musikkonzept. Die Hintergrundmusik ist bei dieser Geschichte melancholisch, unheimlich und sehr zurückhaltend. Nicht so die Geräusche! Man könnte meinen, der Sprecher säße in einem Saal auf einem Podium, und ständig kämen irgendwelche Techniker hereingetrampelt: Schritte, Klirren von Metall, sogar ein Poltern von etwas Umgestoßenem. Diese Geräuschkulisse ist nicht chaotisch, sondern sehr bedacht genau zu der jeweiligen Stelle im Text passend eingesetzt.

_2) Handlung von „Die Nacht“ von Guy de Maupassant_

Eigentlich hat der Ich-Erzähler, ein typischer Pariser Flaneur, immer nur die Nacht geliebt. Denn Paris ist eine Lichterstadt, die erst beim Verschwinden des Tagesgestirns richtig schön zur Geltung kommt. Daher betet er die Nacht inbrünstig an wie eine Geliebte, wird erst dann richtig beweglich, fast wie eines der Tiere im Bois de Boulogne. Bis eines Nachts alles anders wird.

In jenen nokturnen Stunden um zwei Uhr verlöschen die Lichter der Straßenlaternen für immer, und zunehmende Stille kehrt ein auf den Avenuen und Boulevards der Innenstadt. Ein wachsendes Gefühl der Beklommenheit ergreift unseren Flaneur, doch auch die Gemüsekarren, die zu Les Halles fahren, vermögen seine Schwermut nicht zu lindern. Keine Polizisten, kaum Menschen, allenfalls eine einsame Frau, die um Beistand fleht – er hastet vorüber. Er brüllt in die leere Straße: nichts. Er klingelt an einem schönen Haus: keine Antwort, auch nicht beim wiederholten Male. Die Stunden verrinnen wie in einer Sanduhr.

Als auch sein Taschenchronometer, dessen Ticken ihn bislang getröstet hat, den Dienst versagt, ahnt er das Schlimmste: Dass sich über die Seine-Metropole das Leichentuch des Todes gelegt hat. Mit ihm als einzigem Überlebenden. Um wirklich sicher zu sein, dass die wachsende Kälte nicht auch den Fluss heimgesucht hat, steigt er vom Quai zum Ufer hinab, tastet sich in der völligen Dunkelheit auf den Sand vor, dann stößt er auf Schlamm und schließlich: auf Wasser. Ja, die alte Seine fließt noch. Kalt zwar, doch nicht eiserstarrt.

Hunger, Müdigkeit, Kälte, Stille – sie haben sich verschworen, ihn nicht mehr loszulassen. Er hat keine Kraft mehr, die Treppe zum Quai emporzusteigen …

_Mein Eindruck und der Sound_

Obwohl eigentlich nichts passiert, ist dies eine beeindruckende Erzählung, die wieder einmal Maupassants Meisterschaft als Schriftsteller belegt. Was als ein Loblied auf die Stadt der Liebe und der Lichter beginnt, enthüllt unvermittelt für den Nachtschwärmer eine dunkle Unterseite. Wo Wärme war, herrscht nun Kälte. Wo Menschentrauben gingen, erstrecken sich nun noch gähnend leere Boulevard und Gärten. Ja, selbst die Häuser scheinen wie entleert, als habe eine Seuche ihre Bewohner dahingerafft. Der Autor entfaltet eine Vision des Weltuntergangs aus vielen kleinen Indizien, zahlreichen Empfindungen des Beobachters. Eine wachsende Beklemmung bemächtigt sich auch des Zuhörers, und als das Ende des Erzählers kommt, erscheint es konsequent: der Kältetod des Universums, die ultimative Entropie.

Geräusche sind mir keine in Erinnerung geblieben, allenfalls eine schlagende Turmuhr oder tickende Taschenuhr. Die Musik ist völlig in die Stimmung integriert und verstärkt sie – eine optimale Verbindung.

_Der Sprecher_

Jens Wawrzecks Stimme ist im Vergleich zu anderen recht leise. Aber das kommt dem Text, der von leisen Tönen und atmosphärischen Beschreibungen lebt, sehr entgegen. Hinzukommt eine Musik, die nach einem schwungvollen Intro mit Harfe, Flöte, Violoncello, Kontrabass und Bandoneon zu dezenten Tönen übergeht, die niemals den Vortrag des Sprechers stören. Auf diese Weise wird die Schilderung des unheimlichen Wandels der Stadt suggestiv und bezwingend. Wer sich nicht mit Empathie darauf einlässt, wird jedoch absolut nichts von der Erzählung mitnehmen.

_3) Handlung von „Das verräterische Herz“ von Edgar Allan Poe_

„Ich bin nicht wahnsinnig“, versichert uns der wahnsinnige Ich-Erzähler. Er mag nervös sein, ja, und verfüge über einen übersteigert empfindlichen Gehörsinn, herrje, aber er sei ab-so-lut vernünftig. Na, aber sicher doch.

Irgendwann sei ihm der Gedanke, er weiß nicht warum, in den Sinn gekommen, den alten Mann in der Nachbarwohnung zu töten. Nicht das Gold oder anderer Reichtum, den der Alte aufgehäuft hatte, haben es unserem Erzähler angetan. Nein, es war das eine Auge des Alten, dieses blassblaue Auge, das ihn wie das eines Geiers angestarrt habe, dass ihm das Blut in den Adern gerann. Eines war ihm klar: Der Alte muss sterben.

Doch wie schlau er es anfing! Sieben Nächte lang schlich er sich Nacht für Nacht zu dessen Wohnung, öffnete behutsam die knarrende Tür Millimeter um Millimeter, bis er nach einer Stunde oder so hineinschlüpfen und die Laterne einen winzigen Schlitz weit öffnen konnte. Doch stets war das Geierauge geschlossen. Bis zur achten Nacht. Da starrte es ihn direkt an …

Doch erst nach dem Mord geht der Horror richtig los.

_Mein Eindruck_

Die Erzählung ist so bekannt – nicht zuletzt durch Alan Parsons Vertonung -, dass ich es mir ersparen kann, alles zu erzählen. Was den Hörer immer wieder fesselt, ist der krasse Gegensatz zwischen der Beteuerung des Mörders, er sei keinesfalls wahnsinnig und seinem durchaus durchgeknallten Tun. Wer würde schon stundenlang an der Tür verharren und warten, dass sich der Atem des Opfers wieder beruhigt? Den feinen Unterschied zwischen dem einen und dem anderen scheinen sein übersteigert feines Gehör und die visuelle Wahrnehmung auszumachen. Die Sinne spielen der so hoch gelobten Vernunft einen Streich, überwältigen die Schranken des rationalen Verhaltens im Nu und führen geradewegs in die Hölle des Wahnsinns.

Hat sich der Mörder ein besonders starkes Kraut reingepfiffen? Oder ist er auf Speed? Mitnichten. Er scheint schon vorher durch sein feines Gehör, mit dem er die Geschehnisse in der Hölle vernehmen kann, reichlich gestresst zu sein. Seine Paranoia ist erklärlich – und wird vom „Geierauge“ des alten Mannes zur Weißglut gebracht.

Wieder „vernünftig“, spielt er den Polizisten den Normalo vor, den nichts erschüttern kann. Bis wieder ein verhängnisvolles Geräusch seinen Kopf füllt, ein Dröhnen, das pocht und pocht. Wieder von Paranoia gepackt, sucht der Mörder ein letztes Mal Erlösung …

_Der Sprecher und der Sound_

Andreas Fröhlich ist einer der subtilsten und fähigsten deutschen Sprecher überhaupt. Gut in Erinnerung ist mir noch sein eindringliches Porträt des Dr. John Polidori im Hörspiel [„Der Vampyr“ 525 nach Byron/Polidori. Sein Porträt des wahnsinnigen Mörders lässt uns fast glauben, dass der Erzähler vernünftig sei, bis dann die Belege für diese „Vernunft“ eine ganz andere Sprache sprechen. In der Mitte tritt eine erleichterte Pause ein: die Stille nach dem Mord. Doch dann geht es erneut los, bis zum verhängnisvollen Ende. Fröhlichs Vortrag sinkt zu einem entsetzten Flüstern herab, bevor seine Stimme schließlich in den schrecklichen letzten Worten der Erzählung in maximaler Lautstärke „explodiert“.

Es sind vor allem die Geräusche, die den Text so realistisch gestalten, zum Beispiel eine knarrende Tür. Da dieser Realismus im Gegensatz zum Wahnsinn des Erzählers und des Dargestellten steht, muss er ergänzt werden durch übersteigerte Geräusche: das Ticken der Holzwümer in der Wand der Wohnung des Alten. Schließlich noch das Pochen, das den Mörder zum Durchdrehen bringt.

Die Musik hat es hier ziemlich schwer. Rhythmus und Melodie sind nicht gefragt. Nur nach dem Prolog („Ich bin nicht wahnsinnig.“) hören wir ein recht flottes Cembalo, das von einem Piano ergänzt wird. Danach ist es die Aufgabe der Musik, eine Stimmung auszudrücken, vielfach mit nur einem Akkord: Anspannung, Beklemmung, Furcht, schließlich Panik.

Sicher, mit einem größeren Orchester hätten sich imposantere Effekte erzielen lassen, doch es ist ja gerade der Kammerspielcharakter, der so genau zum Inhalt der Erzählung passt: Sie spielt im Grunde nur in einem einzigen, engen Zimmer: dem des Alten mit dem „Geierauge“. Es ist eine Vorwegnahme der Gummizelle, in welcher der Erzähler unweigerlich landen dürfte. Und lediglich eine kleine Erweiterung des Gefängnisses seines unter Verfolgungswahn leidenden Geistes.

_Unterm Strich_

Wenn „Der Totenwächter“ ein recht provokativer Auftakt war, so stellt „Die Nacht“ mit ihrem elegisch-beklemmden Stimmungsbild eine kleine Verschnaufpause dar. „Das verräterische Herz“, die Selbstdarstellung eines wahnsinnigen Mörders, der sich für vernünftig und schlau hält, lässt dann als Höhepunkt dieser Sammlung den maximalen Horror auf den Hörer los – mit einer umwerfenden Schlusspointe. Selbst wenn man diese Geschichte schon x-mal gelesen hat und die Vertonung von Alan Parsons kennt, wirkt sie dennoch immer noch durch ihren durchdachten und auf maximale Wirkung ausgerichteten Aufbau.

Geräusche und Musik werden von den drei Sprechern auf jeweils eigene Weise eingesetzt, und ich mag nicht immer mit dem Ergebnis einverstanden sein. Besonders bei Rohrbeck wirken die Geräusche verfremdend und lenken von der Geschichte ab. Bei den anderen Erzählungen verstärken Musik und Geräusche die Wirkung der Vortrags auf optimale Weise.

Die Hörbuchproduktion kann sich hören lassen und beschert dem Horrorsammler ein lohnendes Sammelobjekt. Doch der hohe Preis von 16 Euronen (beim Label; Ladenpreis eher höher) schreckt wohl den einen oder anderen Normalkonsumenten von Audioproduktionen erst einmal ab.

http://www.drei-geschichten.de/

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