Schlagwort-Archive: Led Zeppelin

Chris Welch – Led Zeppelin: Dazed And Confused. The Stories Behind Every Song

Gute Band-Biografie mit Song-Kritiken

Als eine der zahlreichen Biografien über Led Zeppelin (LZ) herausgebracht, unterscheidet sich „Dazed and Confused“ grundlegend im Konzept: Der Hauptteil des Buches wird durch Besprechungen der Alben und ihrer Tracks bestritten. Diese Besprechungen reichen bis ins Jahr 1994/95, also auch bis Page/Plant’s „No Quarter“ und den Remasters/Remastered-Alben.
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Neil Daniels – Robert Plant – Led Zeppelin, Jimmy Page & die Solo-Jahre

Wenn man sich bereits mit „Hammer Of The Gods„, der Mutter aller Led -Zeppelin-Biografien auseinandergesetzt hat, darf man ruhigen Gewissens der Ansicht sein, dass man die wichtigsten Details über die Karriere der Band sowie den individuellen Werdegang ihrer Mitglieder bereits aufgesogen hat. Die skandalträchtige Ansammlung der wichtigsten Stationen einer wohlverdienten Legende mag sich zwar vorrangig von ihren düsteren Episoden nähren, gehört aber als nahezu lückenlose Zusammenstellung einer klischeehaften, daher vielleicht auch typischen Band-Laufbahn zu den essenziellen Werken des gesamten Musikbusiness‘.
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Kendall, Paul / Lewis, Dave – Led Zeppelin – Talking

Dieses Buch besteht ausschließlich aus Zitaten und Fotos. Zu wenig? Kommt darauf an, für wen.

Der Titel kommt einem schon wie ein Widerspruch in sich vor: |Led Zeppelin| redet? Auf einmal? Wer die diversen Biografien der Band gelesen hat, weiß ja schließlich, dass die Band, die Jimmy Page 1967/68 auf die Beine stellte, zunächst Hohn und Spott, dann Unverständnis, schließlich blanke Ablehnung erntete, und zwar nicht nur bei den gestrengen Herren Kritikern – etwa beim Branchenfachblatt |Rolling Stone| -, sondern sogar bei Kollegen. (Ab Seite 101 setzen sich die Bandmitglieder mit der Presse auseinander.)

Und wer die fabelhafte Doppel-DVD von 2003 gesehen hat, der weiß auch, dass sich die Fernsehauftritte der Band sehr in Grenzen hielten – und zwar nicht nur wegen des zuweilen seltsamen Ambientes, sondern vor allem wegen des äußerst mangelhaften Sounds, den die Fernsehtechniker zustande brachten und den Page regelmäßig kritisierte (vgl. Booklet zur DVD). Infolgedessen verlegten sich die führenden Köpfe der Band – Page, Plant und Manager Grant – auf Live-Auftritte in den USA, wo man sie bereits frühzeitig feierte, als sie die beiden Fillmore-Klubs an Ost- und Westküste mit ihrer Musik begeisterten.

Die USA-Tourneen waren denn auch die größten kommerziellen Erfolge der Band in ihrer rund 13-jährigen Geschichte. Dokumentiert sind ihre Auftritte am besten auf den beiden einzigen Live-Alben „The Song remains the same“ (Filmsoundtrack, 1976) und „How the West was won“ (2003). Die zweite Doppel-DVD weiß einen exzellenten Sound vorzuweisen. Die Fernsehmedien verglichen sie mit den |Beatles| – und lagen damit um Lichtjahre hinter der Entwicklung zurück.

Die Bandmitglieder, so weiß auch Autor Dave Lewis zu erzählen, redeten praktisch nur mit Fans, über die sie Bescheid wussten. Das ist auch auf der DVD dokumentiert. Dort erzählt Plant sogar etwas über ihr kommendes Mega-Album „Physical Graffiti“ (1975), das unter der Musikkritik als eines der besten, wenn nicht sogar als das beste Rockalbum der Siebziger gilt. |Led Zep| redete – okay, aber nur mit den richtigen Leuten.

_Die Autoren_

Das Buch enthält keinerlei Angaben darüber, wer denn die Autoren sind und mit welcher Glaubwürdigkeit sie die gesammelten Zitate publizieren. Das finde ich ziemlich suspekt. Nicht einmal im „Vorwort“, das Dave Lewis im September 2003 schrieb, finden sich entsprechende Information. Es werden eine Menge Behauptungen über die Band aufgestellt, aber mit welcher Berechtigung? Wenigstens wird nicht aus der Pseudo-Biografie „Hammer of the Gods“ von Richard Cole zitiert. Das ist ja schon mal ein Fortschritt.

_Die Band_

Vocals and harmonica: Robert Plant
Acoustic and electric guitars: Jimmy Page
Bass guitar, keyboards, mandolin: John Paul Jones
Drums and percussion: John Bonham (gest. 1980)
Der 5. Zeppelin: Manager Peter Grant

_Die Inhalte_

Die folgenden ausgewählten Kapitelüberschriften verraten eine zunächst chronologische Ordnung des Materials, das wie gesagt ausschließlich aus Zitaten und Fotos besteht.

„Die frühen Jahre“ – „The Yardbirds“ – „Wie Led Zeppelin entstand“ – „Die Alben“ – „Die Solo-Jahre“- „Led Zeppelin Remastered“ – “ Led Zeppelin Reunited“ – „Coda“.

Man sieht also, dass der Schwerpunkt ziemlich eindeutig auf den Anfängen und den späten Jahren der Band-Mitglieder liegt. Rein an der Masse gemessen, sind die Zitate aus der Anfangszeit in der Überzahl, verdientermaßen, denn hier kann selbst der eingefleischte Fan noch etwas Neues finden. Jedes der Mitglieder – also auch Grant – erzählt, wie er jeweils zur Musik, zum Blues & Rock sowie schließlich zu |Led Zeppelin| gestoßen war. Mit Ausnahme von Jones hatten ja schließlich alle bereits Engagements in einer eigenen Band. Als Page die Band gründete, wurde sie auf ihrer ersten Tournee sogar als „The New Yardbirds“ angekündigt, sozusagen als Fortsetzung einer bekannten Band. Diese verwickelten Anfänge sind sehr interessant – aber wohl nur für den Fan.

Über die Alben wissen die Mitglieder nur wenig zu sagen, was doch ein wenig erstaunt. Immerhin erfährt man, unter welchen kuriosen oder stressigen Umständen die Platten zustande kamen. Singles wollte Page nicht, und er weigerte sich sogar strikt, den Megahit „Stairway to Heaven“ als Single zu veröffentlichen. Diese Strategie zahlte sich in hohen Albumverkaufszahlen aus. Außerdem fiel der ganze Promo-Zirkus bei den Radiosendern weg und man konnte sich auf Tourneen konzentrieren. Zitate zu „In through the Outdoor“ fehlen leider. Worte zu „Coda“, einem Aufräum-Album, fallen nur ein- oder zweimal.

Dass Plant eine wachsende Abneigung, ja sogar Aversion gegen den Song „Stairway to Heaven“ entwickelte, dürfte wohl bekannt sein. Hier erklärt er auch – ein wenig – wie es dazu kam. Insgesamt war ich etwas enttäuscht, nicht mehr über die einzelnen Songs zu erfahren. Immerhin gibt es ein aufschlussreiches Plant-Zitat (Plant schrieb die meisten Original-Lyrics) zu „Ten Years gone“ (1975). Er beschrieb eine Frau, in die er zehn Jahre zuvor verschossen war, doch sie stellte ihn vor die Wahl zwischen ihr und seinen Fans. „Dabei hatte ich überhaupt keine Fans.“

Das Kapitel Groupies wird sehr kurz unter den Überschriften „Lifestyle“ und „Ansichten“ abgehandelt. „In Texas gibt es die reichsten Groupies der Welt. Einige Groupies sind unserem Privatjet [einer umgebauten Boeing 727] in ihrem eigenen Privatjet gefolgt“, weiß Jimmy Page.

Auf diesen Tourneen kam es bekanntlich zu einigen Eskapaden, für die |Led Zep| schon bald berüchtigt wurde. Aber wenn man den Herrschaften glaubt, sind daran vor allem die Roadies schuld. Wie auch immer: Aus dem Fenster fliegendes Mobiliar und demolierte Hotelzimmer waren offenbar harmlose Begleiterscheinungen. Etwas verschärfter waren wohl die Streiche, die sie den Stubenmädchen (|room service|) spielten. Dazu gehörte offenbar auch ein Kleiderschrank voll kleiner Haifische… Nix Genaues wird hier nicht verraten.

Und so sieht sich der Leser – mal wieder – auf die vorhandenen Biografien verwiesen. Hier stößt man aber unweigerlich auf den Namen des von |Led Zep| geächteten Tournee-Managers Richard Cole. Seine zusammen mit R. Trubo verfasste Biografie „Led Zeppelin – Stairway to Heaven“ ist 1995 bei |Heyne| (01/9433) erschienen; das Original erschien 1993. Die Storys, die Cole dort zum Besten gibt (neben zahlreichen Privatfotos), sind sehr unterhaltsam. Auch die Story vom Raub im |Madison Square Garden| findet sich dort (S. 278): Der Band wurden sämtliche Einnahmen des Auftrittes in New York City gestohlen, rund 203.000 Dollar.

Die Versuche, die Band, die sich nach dem Tode des Schlagzeugers aufgelöst hatte, wiederzuvereinigen, waren zahlreich. Eine Menge Zitate in den Abschlusskapiteln beschäftigen sich damit. Es drängt sich einem der Eindruck auf, dass zwar Page und Jones der Idee sehr aufgeschlossen gegenüberstanden (von den Fans ganz zu schweigen), aber Plant hier der große Spielverderber war. Nach einer Episode „Page & Plant“, die gerade mal für zwei Alben und einige Tournee-Auftritte gut war (immerhin), gingen die beiden führenden Köpfe wieder getrennte Wege. Zukunft ungewiss, so lautet das Fazit. Wahrscheinlich will Plant nie wieder in die Verlegenheit kommen, „Stairway to Heaven“ singen zu müssen.

|Die Fotos|

Alle Fotos sind von exzellenter Qualität. Das verdient eine besondere Erwähnung, denn wie oft hat man schon Amateurfotos wie die von Herrn Cole gesehen, die mal nebenher bei einem Konzert vom Bühnenrand geschossen worden waren? Und die sind immerhin schon locker dreißig Jahre alt.

Wenn es also definitiv einen Pluspunkt in diesem Buch gibt, dann sind es diese Fotos. Und sie zeigen auch nicht irgendwelche Nebenfiguren, sondern ausschließlich die fünf Bandmitglieder. Einen Abstrich muss man dabei in Kauf nehmen: Sie liegen fast alle in Schwarzweiß vor. Nur im hinteren Drittel findet sich eine kurze Strecke mit sieben (darunter einem doppelseitigen) Farbfotos, die sich ebenfalls durch hohe Qualität auszeichnen. Mehrere Motive dürften dabei die Band bei ihrem legendären Auftritt im |Madison Square Garden| in New York City (1973) zeigen. Zwei Motive zeigen Plant, als er noch „Percy“, der Mann mit dem ritterlichen Schnurr- und Kinnbart, war. Das dürfte vor 1972 gewesen sein.

_Unterm Strich_

„Led Zeppelin Talking“ ist eine wertvolle Ergänzung im Dokumentenarchiv eines eingefleischten Fans. Denn dies muss man bereits sein, um die Zitate einordnen und bewerten zu können. Jemand, der die Band und ihre Umgebung nicht kennt, kann damit wohl herzlich wenig anfangen.

Ein Beispiel: Jimmy Page wurde in der englischen Presse mit okkulten Machenschaften (sprich: Satanismus) in Zusammenhang gebracht, denn nicht nur hatte er ein Anwesen gekauft, das dem Okkultisten Aleister Crowley gehört hatte, sondern er hatte das vierte Album der Band mit mystischen Zeichen verzieren lassen. Sein ausführliches Zitat zu diesen Vorgängen, das immerhin fast eine ganze Seite einnimmt, ist deshalb für einen Insider von hoher Signifikanz, wenn nicht sogar Brisanz. Einem Uneingeweihten dürfte es sich dabei lediglich um eine lokal aufgehängte Anekdote handeln. So unterschiedlich können also die Bewertungen ausfallen.

|Tipps:|

Dem Einsteiger helfen weder eine Chronologie noch eine Diskografie, die sich im Buch sehr gut gemacht hätten. Offenbar werden diese Kenntnisse vorausgesetzt. Dazu gibt es exzellente Bücher, auf die ich hinweisen möchte.

Chris Welch: „Led Zeppelin. Dazed and confused – The stories behind every song“ (ISBN [3-283-00359-9)]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3283003599/powermetalde-21
Cross/Flannigan/Preston: „Led Zeppelin. Heaven and hell – an illustrated history“ (ISBN 0-517-58308-9)

Die beiden (teuren) Bücher bieten auch dem Einsteiger zahlreiche wertvolle Informationen zur Geschichte der Band und vor allem ihrer Musik, die weiterhin lebendig nachwirkt und auf neue Musikergenerationen Einfluss ausübt (darauf gehen das Unterkapitel „New Wave“ ab S. 99 sowie Zitate ab S. 118 ein).

_Fazit_

Das vorliegende Buch bildet offenkundig den ernsthaft und ästhetisch gut gestalteten Versuch, die Band gebührend zu würdigen. Dabei bildet es aber von seinem Inhalt her das Sahnehäubchen im Archiv des bereits eingefleischten Led-Zep-Fans. Und das zu einem vertretbaren Preis.

Tedman, Ray (Hg.) – A Tribute to Led Zeppelin – Fotografien

_Neuer Led-Zep-Fotoband: Geldmacherei oder Perle?_

Nach dem Mega-Erfolg der fabelhaft gelungenen Live-DVD aus dem Jahr 2003 hat sich um die Hard-Rock- und Heavy-Metal-Band |Led Zeppelin| geradezu eine Medien-Industrie entwickelt, und das zusätzlich zu der bereits vorhandenen Literatur von Fans, Journalisten, „Managern“ und Musikologen. Angesichts der Flut von Veröffentlichungen muss der Musikinteressierte die Rip-offs von den Perlen unterscheiden lernen. Ob „A Tribute to Led Zeppelin“ die Geschichte der Band in Fotos von 1968 bis heute, eine Perle ist, die man sich für knapp 30 Euronen zulegen sollte, muss sich erst noch zeigen.

Hinweis: Diese Rezension liefert nicht die Geschichte dieser Band, sondern setzt sie als bekannt voraus. Wer alles über |Led Zeppelin| sucht, stößt im Internet auf reiche Jagdgründe. Es gibt kaum noch etwas, was über LZ nicht bekannt wäre. Auf |Buchwurm.info| erfährt man mehr über die Band in den folgenden Rezensionen:

[„Led Zeppelin – Talking“ 434
[„Whole lotta Led – Unsere Reise mit Led Zeppelin“ 2855

_Der Herausgeber_

Ray Tedman ist der Herausgeber dieses Bildbandes. Das bedeutet, dass er nicht für sich in Anspruch nimmt, hochgeistige Beiträge abzuliefern und tiefschürfende Untersuchungsergebnisse zum Besten zu geben. Obwohl er es nicht sagt, bestand seine Aufgabe darin, einfach nur die Begleittexte zu den Fotos schreiben.

Die Begleittexte immerhin basieren auf gesicherten Informationen vom zuverlässigsten Bandbegleiter namens Dave Lewis. Was Tedman also über die Laufbahn der Band und ihrer Mitglieder schreibt, ist also nah an der Wahrheit, wenn auch bei weitem nicht die ganze Wahrheit. Für den Rest gibt es andere Bücher.

Hauptsache also, die Fotos sind gut. Diese stammen von Rex Features, einer „unabhängigen britischen Presseagentur für Fotografie“ (www.rexfeatures.com). Sie beliefert seit 1954 über 30 Ländern mit Fotomaterial zu Medienereignissen. Ihr Bildarchiv ist dementsprechend umfassend, insbesondere zu allen Exponenten der Rockmusik.

Der Zeitraum, der von den in diesem Band präsentierten Fotos abgedeckt wird, reicht von 1964 bis November 2006, also 42 Jahre.

Die BAND |Led Zeppelin| (1968-1980):

Jimmy Page: Gitarren
Robert Plant: Gesang, Mundharmonika
John Bonham: Drums, Percussion
John Paul Jones: Keyboards, Bass

Im Dezember 2007 traten |Led Zeppelin| mit Jason Bonham, John Bonhams Sohn, als Drummer in London auf. Die Tickets kosteten hunderte von britischen Pfund, und nur 20.000 Glückliche konnten bei diesem Wohltätigkeitskonzert live dabei sein. Das spricht Bände für die anhaltende Attraktivität dieser Gruppe.

_Inhalte_

|A) Der Text|

Ray Tedmans Begleittexte zeichnen in zwölf Kapiteln die gesamte Geschichte |Led Zeppelins| nach, von der kuriosen Entstehung als |The New Yardbirds| (Herbst 1968) bis zu ihrem jähen Ende 1980, das durch den Tod des Drummers John Bonham herbeigeführt wurde. In einem Zusatzkapitel erfahren dann noch mehr über die Wege, welche die übrigen Mitglieder der Band gingen.

|B) Die Fotografien|

Die ca. 130 Farb- und Schwarzweißaufnahmen zeigen die „beste Rock-and-Roll-Band der Welt“, so das Fan-Credo, bevorzugt bei ihren Live-Auftritten, aber auch im Studio und backstage. Die meisten Fotos widmen sich den zahllosen Live-Auftritten, allerdings ohne dass jedes Fotos datiert wäre (immer eine Fitzelarbeit). Eine fast ebenso große Zahl von Aufnahmen zeigt die einzelnen Bandmitglieder bei ihren Offstage-Auftritten, so etwa im Los-Angeles-Hotel Chateau Marmont (wo sie kein Hausverbot bekamen) oder in ihren diversen Büros und Wohnungen.

Recht interessant ist die letzte Sektion der Aufnahmen im Kapitel „Nachwehen“. Hier finden sich die Aufnahmen neuesten Datums, die bis in den November 2006 reichen. Am 14. 12. 2005 erhielt Jimmy Page von der Queen einen MBE-Orden für seine Arbeit mit brasilianischen Straßenkindern, und 2006 wurde er in die |UK Hall of Fame| aufgenommen. Die Band selbst ist schon längst in die |US Rock ’n‘ Roll Hall of Fame| aufgenommen worden, aber so wie die britische Presse die Band in den 70ern ignorierte oder niedermachte, wundert es nicht, dass Page diese Ehrung erst so spät zuteil wurde.

Die Qualität der Fotos ist nicht durchweg optimal. Das ist angesichts der Entstehungsumstände durchaus verständlich. Eine Konzertbühne ist schließlich kein Studio. Da können die Aufnahmen schon mal grobkörnig sein. Mitunter werden sogar Abzüge einfach nebeneinander geklebt – wohl um die filmreife Dynamik eines Robert-Plant-Auftrittes zu simulieren.

_Mein Eindruck_

Der Herausgeber Ray Tedman bemüht sich um einen sachlichen Tonfall, der auf nachweisbaren Fakten basiert. Doch um unterhaltsam zu sein, muss er auch ein wenig Lobhudelei betreiben. Schließlich soll sein Buch die Fans ansprechen. Und wenn er über den Tod von John Henry Bonham schreibt, weiß er den Fan durchaus zu Tränen zu rühren. Tragische Vorfälle gibt es bei LZ genügend, so etwa den Tod von Robert Plants Sohn Carac und den Beinahetod Plants und seiner Frau auf einer griechischen Insel.

Aber es gibt auch eine humorvolle Seite, die leicht ins Bizarre umzuschlagen droht. Immer wieder muten dem heutigen Leser die Exzesse der Bandmitglieder wie Märchen aus einer anderen Welt an. Und das kann nicht bloß daran liegen, dass die Rocker in den Spätsechzigern und Siebziger ständig zugedröhnt gewesen sein müssen. Wenn also Humor auftaucht, so oft in Verbindung mit Bizarrerie, Groteske, ja, sogar brachialer Gewalt. Humor war schon damals eine Geschmacksfrage. Und was die Kolportageberichte der Herren Cole und Davis („Hammer of the Gods“) daraus machten, kann man sich leicht ausmalen.

Dankenswerterweise enthält sich der Herausgeber aller Kolportage, auch wenn er im Anhang ausdrücklich „Hammer of the Gods“ als Quelle erwähnt – nicht gerade ein Pluspunkt. Meist stützt sich Tedman auf die von Dave Lewis gesicherten Fakten. Darauf weisen zumindest die Danksagungen im Anhang hin. Die Begleittexte bestätigen diesen positiven Eindruck.

Tedman beschreitet einen schmalen Grat zwischen Begeisterung für das musikalische Phänomen der Band und der Kritik an dem soziokulturellen Phänomen des Kultes und des Big Business. Die Sachlichkeit kann aber auch stellenweise in Faktenhuberei umschlagen. Dann wird aus der Geschichte der Band lediglich eine Chronologie der Auftritte. Diese Entwicklung ist wohl angesichts des knapp bemessenen Platzes – nur je eine Seite pro Kapitel – verständlich.

|Die Fotografien|

Wenn 130 von 160 Seiten eines Buches auf Fotografien entfallen, dann ist klar, dass es sich um einen Bildband handelt. Diese Fotografien wussten mich wirklich zu begeistern. Bemerkenswert ist, dass es sich dabei zum größten Teil um Aufnahmen der Live-Auftritte aus LZs bester Zeit zwischen 1970 und 1975 handelt.

Immer wieder ist Jimmy Page als Gitarrengott zu sehen und Sänger Plant als narzisstischer Frontman (der überhaupt kein Narziss war – es ist alles nur Show). Angesichts dieses dynamischen Duos rücken der Keyboarder/Bassist Jones und der Drummer Bonham etwas in den Hintergrund. Das haben sie nicht verdient.

Immerhin lässt sich anhand der Bilder eine organische Entwicklung der Band und ihrer Mitglieder ablesen. Dadurch wird der Bildband zu einem Dokument jener Zeit, die uns heute schon wieder fremd – oder doch zumindest heroisch verklärt – anmutet. Der Dokumentationscharakter zeigt sich am stärksten im letzten Kapitel, in dem der weitere Werdegang der Bandmitglieder gezeigt wird.

Hier sehen Plant & Page auf der Bühne ebenfalls gut aus. Und sie sind es auch, die backstage am meisten auftauchen (was Mister Bonham, zugegeben, ziemlich schwerfallen würde). Wer’s noch nicht wusste: Herr Plant verfolgt seit fast 30 Jahren eine ziemlich erfolgreiche Solokarriere, und bezüglich seiner jüngsten Kooperation mit der Country-&-Western-Sängerin Alison Krauss überschlagen sich auch die Kritiker wieder vor Lob.

Wenn man sich die frühen Fotos der Band mal genauer anschaut, dann fällt schnell auf, dass es Plant ist, der quasi eine Aversion gegen die Kamera an den Tag legt. |Led Zep| wurden so oft von der Presse geschmäht und verleumdet (oder einfach nur naiv mit den |Beatles| verglichen, siehe oben erwähnte DVD), dass sich die Mitglieder fast nie gegenüber Journalisten äußerten, dafür aber umso bereitwilliger gegenüber ihren Fans. (Weshalb ihre Live-Aufnahmen wesentlich schöner sind als alle Studioaufnahmen.)

Wenn also Plant misstrauisch in die Kameralinse schaut oder sie gleich gänzlich ignoriert (im Chateau Marmont), so belegt dies nur seinen Widerwillen gegenüber einer Presse, die ihn und seine Mitstreiter überwiegend schlecht behandelte. Die Band schlug zum Beispiel mit unbetitelten Alben wie Nr. 4 zurück. Das belegte in den Augen der brüskierten Presse nur die arrogante Herablassung von sogenannten „Rockgiganten“ usw. usf. ad infinitum. Dass Nr. 4 das Rock-Album mit der vierthöchsten Auflage aller Zeiten ist (laut Nigel Williamson), dürfte die Presse nicht versöhnlicher gestimmt haben.

_Unterm Strich_

Es gibt einen Maßstab für Bildbände über |Led Zeppelin|. Das ist immer noch „Led Zeppelin: Heaven and Hell. An illustrated history by Charles Cross, Erik Flanagan with photographs by Neal Preston“. Hinsichtlich der Auswahl der Fotografien, deren Bandbreite und Qualität braucht sich Tedman/RexFeatures‘ Bildband keineswegs dahinter zu verstecken. Natürlich ist das Fotomaterial ein völlig anderes. Wo Neal Preston die US-Auftritte der Band in überreichem Maße ablichtete, spielen die USA bei Tedman nur eine Nebenrolle, und Auftritte in England stehen verhältnismäßig im Mittelpunkt.

Textmäßig könnte der Unterschied nicht größer sein. Cross & Flanagan erzählen sämtliche notorischen Anekdoten und decken zahllose Mythen, Lügen und Legenden auf, die sich um die Band ranken. Dabei liefern sie im Anhang aber auch detaillierte Konzert- und Tourinfos. Dazu gibt kaum etwas Besseres, höchstens von Dave Lewis. Einziges Manko: So etwas wie kritische Distanz zur Band fällt den Autoren etwas schwer.

Im Hinblick auf kritische Distanz hebt sich Tedman von seinen amerikanischen Vorgängern wohltuend ab. Er stützt sich auf gesicherte Fakten und Zitate, die er mit Dave Lewis auf Glaubwürdigkeit abklopfte. Natürlich fehlen dann so saftige Anekdoten wie die Hai-Episode vom Mai 1969 in Seattle (nach anderen Versionen handelte es sich um einen Tintenfisch). Stellenweise verliert er sich in Tourdaten, aber die meiste Zeit konzentriert er sich auf den verhängnisvollen Werdegang der Götter des Rockpantheons, die 1980 eine historische Bruchlandung hinlegten. Nur um dann 25 Jahre später größer als je zuvor wieder in den Medien herumzugeistern.

Rip-off oder Perle – das ist hier die Frage. Wer einen Bildband mit dokumentarischem Charakter sucht, wird mit diesem qualitätsvoll gestalteten und fehlerlos übersetzten Buch optimal bedient – eine Perle also. Wer mehr über die Band an sich erfahren möchte, findet sicherlich andere Werke, die seine Wünsche besser und umfangreicher befriedigen können. Ganz sicher aber ist dieses Buch keine Geldmacherei, sondern bietet reellen Gegenwert.

|Originaltitel: A Tribute to Led Zeppelin, 2008
160 Seiten
Aus dem US-Englischen von Madeleine Lampe
ISBN 978-3-89602-822-8|
http://www.schwarzkopf-schwarzkopf.de

Ralph Hulett / Jerry Prochnicky – Whole lotta Led – Unsere Reise mit Led Zeppelin

Rockgeschichte durch die Augen – und Ohren – der Fans

Zwei langjährige Fans der Supergruppe Led Zeppelin erzählen von der Entstehung, dem Erfolg und dem Ende des britischen Quartetts, das zwölf Jahre lang die Rockszene dominierte und heute immer noch Millionenumsätze scheffelt. Die Autoren spüren den Gründen dafür nach, doch anschaulicher erzählen sie von ihrer eigenen Erfahrung als Fans. Zudem spannen sie zahlreiche Zeugen für ihre Darstellung ein, und zum Glück sind es nicht die üblichen Verdächtigen. Selbstgeschossene Fotos und eine umfangreiche Bibliografie ergänzen die Monografie optimal.
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Charles Cross/Eric Flanagan/Neal Preston – Led Zeppelin – Heaven and Hell. An illustrated history

Mit dem Zeppelin durch Himmel und Hölle

Diese „bebilderte Geschichte“ einer der wichtigsten Rockbands bringt zahlreiche unbekannte Informationen, einige hilfreiche Tipps zum Plattensammeln sowie ein enorm interessantes Interview mit Gitarrist und Bandgründer Jimmy Page – interessant deshalb, weil er sich lange Zeit strikt weigerte, ausführliche Interviews zu geben, nachdem die Presse die Alben der Band niedergemacht hatte. Ebenso wichtig wie die Texte sind für mich als Fan die fantastisch guten Fotos von der band und ihren Mitgliedern – weit höhere Qualität als man nach einem Film wie „The song remains the same“ erwartet hätte!
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Davis, Stephen – Hammer of the Gods. Led Zeppelin – Die Saga

Ihre himmlische Hymne ‚Stairway To Heaven‘ ist seit ihrer Veröffentlichung der meistgewünschte Titel im amerikanischen Radio, sie waren zu Lebzeiten erfolgreicher und populärer als die |BEATLES| und die |STONES|, ihre Platten retteten manchen Plattenladen vor dem Konkurs, und selbst die 77er-Punk-Revolution und die maskierten Effekte von Gruppen wie |KISS| konnten |LED ZEPPELIN| wenig entgegensetzen. Als Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und der Sohn des verstorbenen Schlagzeugers John ‚Bonzo‘ Bonham, Jason, im vorletzten Jahr in London ein gefeiertes, anscheinend aber nur einmaliges Konzert gaben, stand zudem fest, dass es wohl nach wie vor keine Band gibt, die ein so treues Following hat und gleichermaßen nach wie vor ein solch großes Ansehen unter Künstlern, Fans und einfachen Musikliebhabern genießt wie die musikalisch schier unantastbare Ikone. Dennoch: Wer glaubt, die vier Musiker seien ein Paradebeispiel für eine Supergroup, die sich durch nichts und niemanden hat aus der Bahn werfen lassen – den Tod von Bonham mal außen vor gelassen -, der sieht sich mächtig getäuscht. Stephen Davis, der bereits 1985 das erste Exemplar der ZEPPELIN-Biografie „Hammer of the Gods“ herausbrachte, offenbart schonungslos das Skandalleben der vielleicht wichtigsten Rock-’n‘-Roll-Band aller Zeiten und ihres gesamten anrüchigen Anhangs – und schlägt dabei gerne auch selbst über die Stränge …

Dabei will man gar nicht vermuten, dass der bodenständige, von Musik und Gitarren infizierte junge Jimmy Page überhaupt das Potenzial zum völlig unkontrollierten Junkie in sich trägt, als er in den späten Sechzigern gemeinsam mit Jeff Beck bei den |YARDBIRDS| spielt. Seine Passion für den Blues steht über allem anderen, seine Leidenschaft für Robert Johnson und die ersten Musiker dieser Spezies bringt ihn in seinen Ambitionen ständig voran, bis zu jenem magischen Moment, als er mit dem als untalentiert verschrienen Robert Plant, dem begabten Arrangeur John Paul Jones sowie dem als bestialisch bekannten Schlagzeuger John Bonham ein erstes Mal den Proberaum betritt – pathetisch beschreibt Davis, welche Magie in jenem Moment in der Luft lag. Aber man mag ihm trotz der klischeehaften Darstellung sofort glauben …

Der Autor geht nach der kurzen Introduktion der Musiker vor allem auf den Entstehungsprozess der einzelnen Alben ein, spart sich im Laufe seines Berichts aber auch wirklich keine Klischees. Da wird der zwielichtige Manager Peter Grant, ein ehemaliger Wrestler und dementsprechend auch jederzeit gewaltbereit, teilweise als Mitinitiator des steilen Aufstiegs vorgestellt, darüber hinaus der ständige Tourbegleiter Richard Cole, der gemeinsam mit Bonzo Bonham manchen Laden aufgemischt hat und auch ständig für Nachschub in Sachen Drogen und Groupies sorgen durfte, und dazu selbst einige Mädels, die den vier Musikern das Tourleben etwas schmackhafter gemacht haben, während ihre Familien in England darauf warteten, dass ihre erfolgsverwöhnten Gatten endlich wieder von einer ihrer unzähligen US-Tourneen zurückkehrten. Es ist ein absoluter Rundumschlag, der eine Dekade voller Exzesse und Unberechenbarkeiten analysiert, die Diskrepanzen zwischen künstlerischer Genialität und Menschlichkeit aufrollt, dabei die vier Hauptcharaktere und ihr Umfeld in recht diffuses Licht rückt, letztendlich aber auch nur eines zeigt: So viel Rock ’n‘ Roll und Revolution im Blut hatte nach dem Tod von John Bonham keine andere Band in diesem Business.

Die Neufassung des Buches befasst sich in ihrem wesentlichen Inhalt natürlich mit der Karriere des Zeppelins und deren Vorgeschichte, berichtet hautnah von Skandalen und Erfolgen und beschreibt darüber hinaus den persönlichen Wandel der Musiker. Die Alben und Shows werden vertieft, aber ebenso die zahlreichen Nebenschauplätze, bis hin zu jenem tragischen Tag, als der Drummer nach einer erneuten Zechtour an seinem Erbrochenen erstickt und damit den Stempel auf ein Leben setzt, das früher oder später mit einem solch bitteren Finale enden musste. Schade ist allerdings, dass die darauf folgenden Ereignisse nicht mehr mit derselben Intensität geschildert werden. Das letzte Viertel des Buchs, also quasi die Ergänzung, beschreibt zwar die sich stetig entwickelnde Hassliebe zwischen Page und Plant, gibt auch weitere Einblicke in die weitere Biografie, vertieft aber nicht mehr den weiteren Lebensweg der beiden Hauptakteure. Nun gut, nach dem Absturz des Mutterschiffs gab es auch nicht mehr so viele aufregende Dinge zu erzählen, doch insgesamt hätte der Autor hier doch noch ein bisschen mehr Leidenschaft hineinpumpen können, um sein begeistertes, mitreißendes Werk auch bis zum Ende auf einem ähnlich hohen Level zu halten wie die pure Bandbiografie.

Nichtsdestotrotz: Dieses Buch ist auch mit den etwas oberflächlichen Ergänzungen eine der besten, vor allem auch lebendigsten Musiker-Biografien des aktuellen Jahrzehnts und nebenbei mit so vielen humorvollen Anekdoten gefüllt wie wohl kaum ein anderes Exemplar in diesem Genre. Man muss daher nicht dringend Fan dieser Band sein, um „Hammer of the Gods“ genießen zu können. Schließlich wird hier nicht nur eine Karriere, sondern ein elementarer Anteil des damaligen Zeitgeistes offenbart – und das, es sei noch mal betont, auf beeindruckende Art und Weise!

|ISBN-13: 978-3-927638-43-3
409 Seiten, 16 Fotografien|
http://www.led-zeppelin.com
http://www.rockbuch.de
http://www.edel.de

_Mehr |LED ZEPPELIN| auf |Buchwurm.info|:_

[„Led Zeppelin – Talking“ 434
[„Whole lotta Led – Unsere Reise mit Led Zeppelin“ 2855
[„A Tribute to Led Zeppelin – Fotografien“ 4929

Stephen Davis – Hammer of the Gods. Led Zeppelin – Die Saga

Angeblich gibt es bei der Bundeswehr die inoffizielle Aufgabe des Zahlmeisters. Das ist ein Feldwebel, der in einem gepanzerten Geldwagen hinter Manövern herfährt und dabei verursachte Schäden an Vieh, Saaten oder Zäunen mit den betroffenen Bauern sofort per Handschlag und Bargeld regelt. Auch skandalträchtige Rockbands sollen gerüchteweise über diskrete Schnellregulierer verfügen, die mit der dicken Brieftasche anrücken, nachdem vor „zufällig“ anwesenden Fotoreportern Hotelzimmer zerlegt oder Fernseher aus dem Fenster geworfen worden sind. In Stephen Davis‘ Bandbiographie „Hammer of the Gods. Led Zeppelin – Die Saga“ kann man an einigen Stellen zwischen den Zeilen lesen, dass es auch bei dieser Gruppe wohlkalkulierte Spontanausbrüche gegeben haben mag.

Stephen Davis – Hammer of the Gods. Led Zeppelin – Die Saga weiterlesen