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Leo Timmers – Tiefseedoktor Theodor

Was passiert eigentlich mit den Haien, wenn sie mal Zahnschmerzen bekommen? Oder wenn sich ein Krake die Tentakeln verletzt? Wer tröstet die großen Wale, und wer macht kastrierten Fischen den Trichter um den Kopf? Die letzte Frage wird nicht beantwortet, um die Eltern nicht in Erklärnot zu bringen.

Der Tiefseedoktor Theodor besteigt sein kleines Unterseeboot und macht sich auf den Weg, den Bewohnern des Meeres seine Fürsorge zu bringen. Sein erster Patient heute ist ein kurzsichtiges Seepferdchen, dem eine passende Brille fehlt. Dem Hai, der mit klaffendem Gebiss auf ihn zu stürmt, muss der erschreckte Doktor nur einen schmerzenden Zahn ziehen, einem Krake alle Tentakeln verbinden und einen Wal auf seine Kummercouch legen, um ihn aufzubauen. Doch dann gehen die Probleme erst richtig los: Die Antriebsschraube des U-Bootes verfängt sich in dichten Algen und lässt den Doktor nicht mehr auftauchen! Wer kann da helfen? Das Seepferdchen organisiert die Hilfe, der Hai durchbeißt die Algen mit seinen wieder gesundeten Zähnen. Aber es gibt noch andere Abenteuer zu bestehen …

Das Buch ist großformatig und regt dadurch schon die Neugierde der kleinen potenziellen Leser an, denn man weiß ja um die Gültigkeit des Spruches „Je größer, desto besser!“. Wenig Text macht es leicht, die eigene Fantasie weiter schweifen zu lassen und lässt so auch Platz für die Vorstellungen der Kinder. Im Gegensatz zu oft angetroffenen Bilderbüchern sind die Illustrationen sehr klar und schlicht, ohne die überbordende Ausschmückung mit winzigen Details oder massenhaften Ansammlung von Tieren, Menschen oder Gerätschaften. Natürlich bieten sich die Weiten des Meeres auch an, den Hintergrund schlicht zu halten und sich auf die wichtigen Handlungsträger zu konzentrieren. Und trotz der großen Seiten, die Platz bieten für verspielte Bilder mit vielerlei Gimmicks für die vorlesenden Eltern oder Großeltern (oder wen auch immer), was diese sicherlich erfreuen könnte, wirken die wenigen Objekte überhaupt nicht einsam. Sie vermitteln eher ein Gefühl der Weite, der Größe des Ozeans, und die Bilder wirken so ausgesprochen beruhigend. Sowohl diese grundsätzliche Gestaltung wie auch die Farben und der freundliche Stil bringen ein rundum positives Geschichtenerlebnis hervor.

Schon für kleine Kinder transportiert dieses Bilderbuch eine moralische Botschaft, die auf Hilfsbereitschaft und gegenseitigen Respekt abzielt, doch natürlich erhebt Timmers nirgends einen mahnenden Zeigefinger, sondern erzählt und illustriert wunderschön diese spannende Geschichte. Er bringt so auf unkonventionelle Art den Lebensraum „Meer“ in die kleinen Bewusstseine und erzeugt – man kann es im Grunde nicht anders nennen – eine umfassende Zufriedenheit.

Bei all der bildlichen Klarheit muss man doch noch ein Wort zu den Details verlieren. Es sind liebevolle Kleinigkeiten, die uns Erwachsene zum Schmunzeln bringen. Das kleine U-Boot des Doktors, das ihn scheinbar gerade so aufnehmen kann, birgt ungeahnte Inhalte, die der Doktor über seine Bedienelemente bedarfsgerecht einsetzen kann. So entfaltet sich eine Couch, auf der sogar der Wal Platz findet. Ein echter Zahnarztstuhl für den Hai mit kleinem Spuckbecken und Spülbecher sind das Highlight dieser Unterwasserwelt. Das Buch ist ein Meisterwerk.

Gebundene Ausgabe: 40 Seiten
ISBN-13: 978-3815798928
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 3 – 5 Jahre
Originaltitel: Diepzeedokter Diederik

http://www.coppenrath.de

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