Schlagwort-Archive: Lübbe Audio

John Sinclair – Vampir-Express (Teil 1 von 2, Folge 136)

Die Handlung:

In Wien startet unter der Schirmherrschaft des Künstlers Karl Hubert zu Eisenstein ein ungewöhnlicher Sonderzug Richtung Osten: der Vampir-Express! Zahlreiche Reisende, darunter Lady Sarah Goldwyn, erhoffen sich ein Vergnügen der ganz besonderen Art. Doch was sie erwartet – ist das nackte Grauen! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des Taschenbuchs mit der Nummer
38 gemacht, das erstmalig am 15. Mai 1984 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war. Dies ist der erste Teil des „Wir holen Lady X zurück“-Zweiteilers, der in der nächsten Folge fortgesetzt wird.

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John Sinclair Classics – Die Totenkopf-Gang (Folge 38)

Die Handlung:

Vampire, Ghouls, Werwölfe, Sensationen! – Wir hatten die Dämonenhorden des Zirkus Luzifer vernichtet, aber sein Anführer, der geheimnisvolle Mandarin, war ebenso untergetaucht wie sein Helfershelfer Lui Latero, der Messerwerfer. Schon bald sahen wir uns wieder – als die Totenkopf-Gang des Mandarin London terrorisierte! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des GESPENSTER-KRIMI-Heftromans mit der Nummer 160 gemacht, der erstmalig am 5. Oktober 1976 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war. Das Titelbild des Hörspielcovers ist dabei eine Neuinterpretation der Thematik, die aber weniger vom ursprünglichen Heftroman-Cover abweicht als für die CLASSICS-Serie sonst üblich.

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Clive Barker – Im Bergland: Agonie der Städte

Tödliche Begegnung: der wandelnde Gott

Mike und Judd sind auf Hochzeitsreise durch Jugoslawien (1984 existierte dieser Staat noch). Sie fahren quer durch das Land, besichtigen Klöster, Museen und lernen Land und Leute kennen – bis sie auf einen skurrilen und zugleich tödlichen Kampf zwischen den Städten Popolac und Podujevo treffen. Es ist ein Kampf der Giganten – Giganten aus Körpern …

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Hohlbein, Wolfgang – Tage des Wahnsinns

_Panik im Wald: Angriff des Baumdämons!_

Auf der Fahrt von Schottland nach London geraten Robert Craven, H. P. Lovecraft und ihr Begleiter Rolf in eine Falle der Großen Alten: Ein Baumdämon oder Shoggote hat Besitz von dem Wald ergriffen, den sie durchqueren müssen, und lockt sie in ein verfallenes Jagdhaus. Er will ihnen das Buch „Necronomicon“ abnehmen. Zu spät erkennen sie, dass kein Weg mehr hinausführt. Dem Hexer bleibt keine Wahl: Er muss sich dem Kampf gegen die Kreatur stellen.

Das Hörbuch ist mit Rockmusik der Band „Andara Project“ angereichert. Es handelt sich aber nicht um ein Hörspiel. Das würde verteilte Rollen und eine Theaterdramaturgie erfordern.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden. Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss. (keine Verlagsinfo)

_Der Sprecher_

Jürgen Hoppe, 1938 in Görlitz geboren, ist Rundfunk- und Fernsehjournalist sowie Sprecher, Autor, Moderator und Korrespondent verschiedener Sendeanstalten. Sein facettenreiches Talent stellte er bei der Interpretation unterschiedlichster Texte unter Beweis. (Verlagsinformation)

Der Text wurde von Albert Böhne bearbeitet, der auch als Regisseur, Tonmeister, Produzent und Sänger fungierte.

Der Sprecher des Prologs ist Dirk Vogeley. Der Gesang stammt u. a. von Albert Böhne, Nicole Rau und Steve Whalley („The age of damnation“). Die Band heißt „Andara Project“.

_Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos_

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne sind nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

_PROLOG_

Eine ernste Stimme (Dirk Vogeley) klärt den Hörer darüber auf, was es mit den Großen Alten auf sich hat und dass mit ihnen grundsätzlich nicht gut Kirschen essen ist. Vor Millionen von Jahren beherrschten sie die Erde, doch ihre Sklaven rebellierten. Die Großen Alten schlugen den Aufstand nieder, aber nur unter Opfern, denn sie weckten die Älteren Götter, die sie bekriegten. Die Älteren Götter verbannten die Großen Alten in die finstersten und ungemütlichsten Ecken des Universums, einer jedoch schlummert in der Tiefe der Ozeane, im vergessenen R’lyeh: Cthulhu!

Eine düstere Stimme prophezeit: „Doch das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass der Tod die Zeit besiegt.“

_Handlung_

Die Handlung schließt direkt an das vorhergegangene Hörbuch „Das Haus am Ende der Zeit“ an. Die drei okkulten Abenteurer Howard Phillips Lovecraft, Robert Craven und ihr Begleiter Rolf haben sich vor den aufgebrachten Bewohnern des schottischen Fischerdorfes Durness in Sicherheit bringen müssen: Sie sprangen in das Hafenbecken, doch als angezündetes Petroleum auch das Wasser im Hafen erhitzte, wurde ihre Lage im wahrsten Sinne des Wortes brenzlig.

Dennoch konnten sie sich retten, und während das Feuer ein Haus nach dem anderen niederbrennt, verstecken sie sich in einem Hinterhof. Als Verfolgte können sie aber hier nicht ewig bleiben, sondern müssen mit etwas Hilfe raus aus dem Dorf. Ende November herrschen hier bereits Minusgrade, und Rolf in seinen nassen Klamotten zeigt als erster Anzeichen eines Fiebers. Und Craven muss das „Necronomicon“, das er bei sich trägt, in Sicherheit bringen. Außerdem will er seine Verlobte Priscilla besuchen.

Craven gewinnt die Hilfe der Mutter jenes Mädchens (Sally), das er von dem Einfluss der Großen Alten befreit hat. Miss Wyndham lässt sich überzeugen, dass er kein Hexer sei und besorgt eine Kutsche, mit der sie alle Durness verlassen können. Sie sagen dem Kutscher, McMurdoch, dass sie 30 Meilen weiter wollen, nach Batty Hill, um einen Arzt für Rolf zu suchen. McMurdoch kennt eine Abkürzung durch den Wald. Sie hätten nicht auf ihn hören sollen.

Dieser Wald entpuppt sich nämlich als von etwas heimgesucht, das Finsternis und Tod verbreitet. Durch die Bäume führt eine Schneise wie ein Tunnel von Norden nach Süden. Als die Kutsche im Morast stecken bleibt, müssen alle aussteigen. Ein nahes Jagdhaus bietet Obdach, selbst wenn es nur eine Ruine ist und nach Fäulnis stinkt.

McMurdoch schreit auf. Er hat im ersten Stock hinter einem Schreibtisch die Leiche eines Mannes entdeckt. Von der Hüfte abwärts ist er in grauen Schleim gehüllt, als kröche eine riesige Amöbe an ihm hoch. Es ist ein Shoggote, ein Diener der Großen Alten. Was hat der hier zu suchen? Da fällt draußen ein Schuss, das Geländer der Treppe zum oberen Stockwerk wird schwer beschädigt.

Als fünf Bewaffnete hereinstürmen, erkennt der Kutscher nur Brennan wieder, der ihm aus Sorge um ihn nachgeritten ist. Und er will die beiden Hexer umlegen! Doch McMurdoch und Miss Wyndham setzen sich für die beiden Bedrohten ein und zeigen, dass es hier bereits eine sehr merkwürdige Leiche gibt. Wozu noch mehr davon produzieren?

Der schockierte Brennan rennt entsetzt nach draußen vor die Tür, doch da werden die Wurzeln und Äste der Bäume lebendig und packen ihn, brechen ihm die Knochen. Seine Schreie ersticken. Offensichtlich werden die Insassen des Jagdhauses von einem Baumdämon bedroht, in dessen Falle sie nichts ahnend getappt sind. Und der Dämon reagiert äußerst allergisch auf Schüsse und Axthiebe …

_Mein Eindruck_

Dies ist der erste von zwei Handlungshöhepunkten, die das relativ kurze Hörbuch aufweist. Der zweite folgt später und dreht sich um Priscilla. In beiden großen Szenen geizt das Geschehen nicht mit Action. Im Kampf mit dem Baumdämon besteht natürlich die große Frage darin, wie man einem solchen Riesenbiest beikommen kann, das man nicht erschießen und nur sehr begrenzt abhacken kann. Natürlich mit Feuer, aber auch das nur punktuell, quasi mit Nadelstichen gegen einen Elefanten. Endlich kommt Craven auf den Trichter: Könnte man nicht Übernatürliches mit Übernatürlichem bekämpfen? Ganz recht, Herr Craven.

In der zweite Szene, die im Keller einer psychiatrischen Klinik stattfindet, stößt Craven auf mehrere Überraschungen: a) Scotland Yard ist auch schon da, und b) seine geliebte Priscilla beugt sich gerade mit einem Dolch über eine wehrlose junge Frau, die nackt auf einer Art Altar liegt, und c) wird Craven sofort von einem Mann angegriffen, der offenbar Priscilla in seine geistige Gewalt gebracht hat. Da kann man dem guten Craven nur die Daumen drücken und auf ein gutes Ende des erbitterten Zweikampfes hoffen.

Wie man sieht, ist auch diesmal das Handlungsschema denkbar einfach: Gefahr erscheint, Gefahr wird erkannt, Gegenmittel wird gefunden, Gefahr gebannt. Ob nun wild gewordene Bäume und Wurzeln oder auch in Trance verfallene schöne Damen – stets weiß Craven oder einer seiner Freunde Rat und Hilfe.

_Der Sprecher_

Der über 66 Jahre alte Sprecher Jürgen Hoppe verfügt immer noch über eine durchaus kräftige Stimme, die er wirkungsvoll einzusetzen weiß. Zwar ist seine Modulationsfähigkeit nicht so ausgeprägt wie etwa bei Kerzel und Pigulla, doch die Kraft seines Ausdrucks trägt besonders bei dramatischen Stoffen zur Wirkung der Geschichte bei. Ein Horrorstoff wie „Tage des Wahnsinns“ mit seinen zahlreichen dramatischen Konfrontationen bietet sich hierfür geradezu an. In eingeschränktem Maße kann er seine Stimme verstellen. So verleiht er beispielsweise Brennan, dem Anführer der Bewaffneten, eine krächzende Stimme. Offenbar ist Brennan nicht nur starker Raucher, sondern auch noch dem Whisky sehr zugetan.

_Die Musik_

Das Hörbuch weist einen erstaunlich hohen Gehalt an Musik auf. Schon der Prolog weist Hintergrundmusik auf, dann folgt in der Pause ein längeres Stück professionell produzierten Mystic oder Gothic Rocks. Später folgen auch Songs, gesungen von Steve Whalley und anderen (s.o.).

Über die Qualität von Songtexten auf Hörbüchern kann man sich streiten, so etwa über Kunzes Stück „Der weiße Rabe“ auf den Poe-Hörspielen Lübbes. Bei Böhnes englischen Texten ist jedenfalls weitaus weniger zu verstehen, worum es geht. Das liegt aber nicht an der Aufnahmequalität, sondern vielmehr an der leisen Wiedergabe auf meiner Stereoanlage. Ich empfand ansonsten die häufig in den dramatischen Szenen eingesetzte Hintergrundmusik nicht als aufdringlich oder gar störend, sondern vielmehr als passend.

Allerdings fragt sich manchmal der Hörer, warum er die Musikstücke mitbezahlen soll, die doch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Laufzeit ausmachen – geschätzt etwa 20 Minuten Pausenmusik und Abspann. Immerhin teilen die Songs den langen Text deutlich auf.

_Unterm Strich_

„Tage des Wahnsinns“ richtet sich von seiner begrenzten Originalität und seinem einfachen Stil her an ein junges Publikum, das wohl vor allem männlich sein dürfte – schade also, dass von den beiden Damen der Schlussszene in dramatischer Hinsicht so gut wie gar nichts zu haben ist. Da waren mir Priscilla als die Hexe in „Als der Meister starb“ wesentlich lieber.

Der Sprecher Jürgen Hoppe macht im Zusammenspiel mit der Band ANDARA Project das Hörbuch beinahe zu einem Hörspiel, so spannend und eindrucksvoll sind die Szenen dargestellt. Wer also keinen hohen Ansprüche an Horrorliteratur stellt, wird mit diesem Hörbuch gut unterhalten werden. Es bietet eben Horror Marke Hohlbein, nicht zu wenig Erzählkunst, aber eben auch keineswegs zu viel.

|176 Minuten auf 3 CDs|

David Baldacci – Das Geschenk (Lesung)

Mit der Eisenbahn will der Journalist Tom Langdon von Washington, D.C., bis nach Los Angeles fahren, um sein Versprechen bei seiner Freundin Lilya Gibson einzulösen – sie zu Weihnachten zu besuchen. Die Menschen, die er auf seiner Reise trifft, werden sein Leben beträchtlich verändern. Und als der Zug in den verschneiten Rocky Mountains in einem Schneesturm stecken bleibt, kommt es zu einer dramatischen Entscheidung.

|Der Autor|

David Baldacci ist der Verfasser u. a. von „Der Präsident“, das Clint Eastwood unter dem Titel „Absolute Power“ verfilmt hat. Der frühere Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist lebt in Virginia, USA. Weitere Baldacci-Hörfassungen bei Lübbe: „Das Labyrinth“, „Das Versprechen“, „Der Abgrund“, „Die Versuchung“, „Die Verschwörung“ und „Die Wahrheit“.

|Der Sprecher|

Ulrich Pleitgen, geboren 1946 in Hannover, erhielt seine Schauspielerausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in seiner Heimatstadt. Pleitgen wurde nach seinen Bühnenjahren auch mit Film- und Fernsehrollen bekannt. Er hat schon zahlreiche Hörbücher vorgelesen und versteht es, mit seinem Sprechstil Hochspannung zu erzeugen und wichtige Informationen genau herauszuarbeiten, ohne jedoch übertrieben zu wirken.

_Handlung_

Tom Langdon ist bereits über 40, also praktisch schon scheintot. Der frühere Kriegsberichterstatter und Globetrotter hat seine jugendlichen Illusionen über seine Möglichkeiten, die Welt zu verbessern, verloren. Jetzt schreibt er für Handwerker- und Frauenmagazine über Selbstverbesserung und die Verschönerung des Heims. Er lebt relativ allein, seit seine frühere Lebensgefährtin Eleanor Carter sich von ihm getrennt hat. Vor kurzem sind obendrein seine Eltern gestorben, und er selbst könnte ein paar Selbstverbesserungstipps gut gebrauchen.

Tom hat seiner Freundin Lilya Gibson versprochen, zu Weihnachten nach Los Angeles zu kommen, um mit ihr die Feiertage am schönen (wenn auch teuren) Lake Tahoe zu verbringen. Er hofft, die Zwei-Küsten-Fernbeziehung durch traute Zweisamkeit zu vertiefen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Weil er bei einer der ätzenden Sicherheitskontrollen auf einem New Yorker Flughafen die Nerven verlor, wird er zu zwei Jahren inneramerikanischem Flugverbot verdonnert – und das ist noch ein mildes Urteil, findet die Richterin. Folglich kann Tom nicht wie geplant nach L.A. düsen, sondern muss den Zug nehmen. Es soll eine denkwürdige Reise für ihn werden.

|Die Reportage|

Um aus der Not das Beste zu machen, beschließt Tom, einem Wunsch seines Vaters zu folgen und wie einst sein Urahne Mark Twain auf der Transamerikafahrt eine Reisereportage zu schreiben. Dafür fährt er standesgemäß mit den noblen Zügen „Capital Limited“, der ihn bis Chicago bringt, und mit dem „Southwest Chief“ über Colorado nach Los Angeles. Er träumt von einem riesigen Schlafwagenabteil, wie es sich einst Cary Grant und Eva-Marie Saint in Hitchcocks Thriller „Der unsichtbare Dritte“ teilen durften.

An Bord stellt er fest, dass sein Abteil nur den Ansprüchen einer Sardine genügen dürfte. Die Wand des Bades lässt sich zudem beiseite schieben, um ins Nachbarabteil zu gelangen – sehr praktisch, aber auch sehr gewöhnungsbedürftig. Diverse interessante Fahrgäste gibt es kennen zu lernen. Einer dicken Frau namens Agnes Joe muss er ständig aus dem Weg gehen, sie ist seine Abteilnachbarin. Bald merkt er, dass ein Taschendieb ebenfalls den Zug zu seinem Arbeitsgebiet erkoren hat – sein Füller ist weg und ebenso diverse Objekte anderer Fahrgäste. Und dann sind da noch „die Filmleute“.

|Die Filmleute|

Bei seiner Recherche im Zug stößt Tom schließlich auf Max Powers, einen berühmten Hollywood-Regisseur, der bereits viele Preise gewonnen hat. Selbstredend reist Max nicht alleine. Er hat seinen Assistenten Cristobal und seine Drehbuchschreiberin dabei. Er plant nämlich, einen Film auf einem Zug drehen. Zu Toms maßlosem Erstaunen stellt sich die Drehbuchschreiberin als seine frühere Lebensgefährtin Eleanor Carter heraus.

Die ist allerdings gar nicht entzückt über die Begegnung: Sie gibt immer noch Tom die Schuld an der Trennung. Tom hingegen ist sich keiner Schuld bewusst. Eleanor hofft, er werde endlich mal erwachsen. Wovon, zum Geier, redet sie?, fragt sich Tom. Der nichts davon ahnende Max spannt Tom sogleich zum Drehbuchschreiben an; er und Eleanor würden sich bestimmt prächtig ergänzen. Von einem verlobten Pärchen werden sie gebeten, als Trauzeugen zu fungieren. Na, großartig.

Mit Ach und Krach schafft es der Zug nach Chicago. Tom schafft seinerseits beinahe schon die Aussöhnung mit Eleanor, die ihn trotz allem immer noch zu lieben scheint – da taucht Lilya Gibson auf. Die Überraschung ist Toms Freundin wirklich gelungen. Zu allem Überfluss macht sie ihm einen Heiratsantrag, denn sie will eine Familie mit mindestens acht Kindern gründen. Auf diesen Schrecken braucht Tom erst einmal eine wohldosierte Überdosis Alkohol.

|Der Schneesturm|

Während sich Eleanor und Lilya noch kabbeln, sobald sie erkannt haben, mit wem Tom gerade zusammen ist, erreichen schlechte Nachrichten von der Wetterfront den Zug. Auf der Westseite der Rocky Mountains hat sich ein Jahrhundertsturm zusammengebraut, der nun seine Schneemassen Richtung Süden voranschiebt. Die kritische Stelle ist der hoch gelegene Pass, den der Zug überwinden muss, will er die Ebenen von New Mexico erreichen. Der Pass selbst wird zwar von einem 800 m langen Tunnel unterquert, doch wer weiß, was sich auf der anderen Seite dem Zug entgegenstellt? Schneewehen, Lawinen, Felsbrocken?

Wie es der Eisenbahnveteran Higgins vorhergesagt hat, tritt der schlimmste Fall ein, und der Zug bleibt gleich neben einem Abgrund stehen. Dass er mit der nächsten Lawine in denselben zu kippen droht, ist nicht das drängendste Problem. Die Rettungskräfte können den Zug im Schneesturm nicht finden, geschweige denn erreichen. Die 340 Passagiere müssen also längere Zeit warten. Das geht aber auch nicht unbegrenzt: Sobald der Treibstoff verbraucht ist, fällt der Strom ebenso aus wie die Heizung. Werden die Leute in wenigen Stunden erfrieren?

Tom trifft eine dramatische Entscheidung. Er wird versuchen, das nächste Berghotel zu Fuß zu erreichen, um Hilfe zu holen. Erstaunt stellt er fest, dass Eleanor nicht davon abzubringen ist, ihn in den Schneesturm zu begleiten.

_Mein Eindruck_

Vor wenigen Jahren lieferte John Grisham mit dem verfilmten Roman [„Das Fest“ 292 (Skipping Christmas) eine perfekte Weihnachtssatire ab, die mir sehr viel Spaß bereitete. Nun ist sein Kollege David Baldacci dran, der in der Disziplin der X-mas-Story mindestens ebenso erfolgreich ist.

Die Handlung dieses „Weihnachtsmärchens“ ist an keiner Stelle langweilig und sorgt schon nach wenigen Minuten für gespannte Nerven und ein ein wohltrainiertes Zwerchfell. Die originellen Figuren wie etwa Agnes Joe oder der Ex-Pfarrer Kelly sind klar gezeichnet und werden bis zum Schluss eine Rolle spielen. Der ganze Hintergrund in zeitlicher, räumlicher und technisch-kultureller Hinsicht ist sauber recherchiert: Der Zug „Capital Limited“ hat ebenso seine Geschichte – etwa durch Mark Tawin – wie Tom Langdon selbst. Die Spieler haben die Bühne betreten, nun kann der erste Akt beginnen.

Die Handlung zielt selbstverständlich wie in jeder anständigen Romanze auf die Vereinigung der Liebenden, sprich: von Tom und Eleanor. Da dies aber eine Weihnachtsgeschichte ist, fehlt uns irgendwie noch die Rolle des Santa Claus. Keine Angst: Auch der ist mit an Bord. Damit alles ein wenig spannender wird, tauchen noch Eleanors Widersacherin, die Stimmenimitatorin Lilya Gibson, und der Taschendieb auf, der für erhebliche Unruhe sorgt.

Die Krise tritt natürlich auf dem Bergpass ein, als der Zug stecken bleibt und alle Passagiere sich mit einem vorzeitigen Lebensende konfrontiert sehen, das nicht im Fahrplan stand, und mit einer postmortalen Reise, für die sie kein Ticket haben. Jedenfalls sorgt die Katastrophe dafür, dass sich alle beträchtlich näher kommen und Solidarität gegenüber den Schwächeren üben: brave Amerikaner. Und wenn Tom und Elli nicht im Schneesturm umkommen, dann leben sie noch heute.

|Der Sprecher|

Selten hat Ulrich Pleitgen sein Stimmtalent derart vielseitig ausspielen dürfen. Es ist ein Vergnügen, ihm zuzuhören, wenn er die Stimmung einer Szene voll zur Geltung bringt. Sein eigenes Vergnügen ist ebenfalls herauszuhören, so etwa dann, als sich die dicke Agnes Joe amouröse Avancen von dem etwas belämmerten Tom Langdon erhofft (die Badwand ist offen!) und einen eindeutig zweideutigen Tonfall anschlägt.

Aber auch zur Komik gibt es reichlich Anlass. Und das betrifft nicht so sehr den Humor zwischen bereits gut abgefüllten Männern (Frauen haben sich offenbar nicht zu besaufen) wie etwa Max und Tom. Das betrifft zum Beispiel die Szene, in der Lilya Tom ihren Heiratsantrag macht. Wie in einer ordentlichen Screwball-Comedy stellt die Lady die von der Gesellschaft abgesegneten Verhältnisse – nur Männer dürfen Heiratsanträge machen – kurzerhand auf den Kopf und packt in ihr Horrorpaket noch acht Kinder hinein. Kein Wunder, dass Tom dadurch ein klein wenig abgeschreckt ist. – Es gibt noch zahlreiche weitere solche Szenen.

Das hindert aber einen Profi wie Pleitgen nicht daran, auch leise und geradezu intime Töne anzuschlagen. Die recht emotionalen Dialoge zwischen Eleanor und Tom kommen durch leise Töne besser zur Geltung, es sei denn, es geht um Leben und Tod. Und das tut es dann ja auch.

Das Finale ist etwas anspruchsvoller in der Dialogführung. Man muss genau aufpassen, wer was wann zu wem sagt. Denn wie in einer Komödie ist es besser, etwas zu verraten, wenn die Betreffenden nicht zugegen sind. Und Max Powers hat einiges zu erklären …

_Unterm Strich_

„The Christmas Train“ bietet perfekte Unterhaltung zum Familienfest. Hier kommen Liebende zusammen, die füreinander bestimmt waren – auch wenn sie das selbst ganz anders sehen. Und damit die Handlung sowohl für Herz und Zwerchfell als auch Adrenalinspiegel etwas bietet, sorgt der Autor mit zahlreichen geeigneten Zutaten für die entsprechende Dosis. Wer Realismus sucht, findet ihn allerdings eher woanders. Aber wer tut das schon zu Weihnachten?

Dem Sprecher Ulrich Pleitgen zuzuhören, ist ein wahres Vergnügen. Er moduliert seine tiefe Stimme auf vielfältige Weise. Ich konnte beispielsweise immer genau sagen, wann Eleanor spricht und wann Tom Langdon. Selbst ein alter Mann wie der 70-jährige Father Kelly ist genau herauszuhören. Und zu lachen gibt es, wie gesagt, hörbar auch einiges.

Auch der um rund zehn bis fünfzehn Euro herabgesetzte Preis bringt etwas zum Lachen, nämlich meinen Geldbeutel (oder das entsprechende Äquivalent). Das ganze Paket bietet also keinerlei Minus-, sondern ausschließlich Pluspunkte. So gefällt mir das: „Das Geschenk“ macht seinem Namen alle Ehre.

|Umfang: 285 Minuten auf 4 CDs
Originaltitel: The Christmas Train, 2002
Aus dem US-Englischen von Uwe Anton, Lübbe-Verlag November 2003.|

John Sinclair – Ninja, Zombies und Shimada (Teil 2 von 2, Folge 135)

Die Handlung:

Yakup Yalcinkaya hatte uns im Kampf gegen die Ghoul-Sippe Semec zur Seite gestanden! Doch Yakup war mehr als nur ein selbstloser Retter in der Not. Er war ein ausgebildeter Ninja! Nachdem wir atemlos Yakups Bericht gelauscht hatten, beschlossen wir ihm nach San Francisco zu folgen – in den Kampf gegen Jossip Semec und dessen Herrn, den Ninja-Dämon Shimada! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des Romans mit der Nummer 331 gemacht, der erstmalig am 5. November 1984 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war.

John Sinclair – Ninja, Zombies und Shimada (Teil 2 von 2, Folge 135) weiterlesen

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Piratenschatz, Der (Offenbarung 23, Folge 12)

_Der kopflose Pirat, die versenkte Schatzinsel_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Woher hatte der 1998 verstorbene Hacker Tron eine jener 50-Cent Münzen, die doch erst ab dem Jahr 2002 mit der Euro-Einführung in Umlauf gebracht wurden? Und wieso nannte er dieses Geldstück ausgerechnet „seine Schatzkarte“? Versteckt sich in der Prägung der Münze tatsächlich eine geheime Botschaft, vielleicht sogar der Hinweis auf einen verborgenen Schatz? Die Spur führt zum Seeräuber Klaus Störtebeker – und dessen Scharfrichter Meister Rosenfeld. Und zu einem der seltsamsten Schlösser Deutschlands. Doch welche mächtige Organisation versucht die größte Schatzsuche der Menschheit zu verhindern?

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe [Webseite]http://www.lpl.de/ von |LPL records|). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich. Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause LPL |records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, und klingt wie Kirsten Dunst, Kate Beckinsale oder Natalie Portman.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex‘ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Kevin Spacey.
Lutz Riedel spricht LKA-Mann Wim Banner und klingt wie Timothy „James Bond“ Dalton oder Jonathan Pryce in „Fluch der Karibik“.
Udo Schenk spricht Jack Roth und klingt wie Kevin Spacey.
Benjamin Völz spricht den Vitalienbruder Klaus Störtebeker und klingt wie Keanu Reeves oder James Spader.
Lothar spricht den alten Gabriel auf Helgoland.
Reiner Schöne: 1. Agent
Oliver Siebeck: 2. Agent
Lars Peter Lueg: himself
Andy Matern: himself
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven oder Vincent Price.
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

Zur Wintersonnenwende 2003, einem Samstag, hängt Georg Brand abends in der Bar des Hotels Adlon ab. Der Mann, der ihm als Kommissar Wim Banner bekannt ist, gesellt sich zu ihm. Der behauptet aber, er sei in ganz privater Eigenschaft hier. Georg beruhigt sich. Er wird neugierig, als ihm Banner ein interessantes Geldstück zeigt: eine 50-Cent-Münze aus dem Jahr 1998. Da der Euro erst 2002 eingeführt wurde, handelt es sich um ein Unikat. Er, Banner, habe das seltene Stück aus Trons Nachlass „abgezweigt“. Es soll angeblich eine Schatzkarte zeigen.

Wie das, fragt Georg zu Recht, und Banner zieht ihn nach draußen auf die Straße „Unter den Linden“. Voilà, das Brandenburger Tor! Genau wie auf der Münze, nur dass auf Letzterer auch eine Pyramide zu sehen ist: ein Freimaurersymbol. Da schau her. An einem „sicheren Ort“ outet sich Banner als ein Tempelritter der Freimaurer und lässt T-Rex von der Leine: Der Hacker googelt ein wenig und stößt auf Schloss Gottesgabe an der Ostseeküste bei Schwerin. Sein Grundriss ist dreieckig und weist ein Auge im Innenhof auf. Soll sich in dessen Keller der nie gefundene Schatz der Vitalienbrüder um Klaus Störbeker befinden? Der Pirat wurde von den Hamburger Pfeffersäcken im Jahr 1401 öffentlich hingerichtet. Seinen Schädel will man im Jahr 1878 wiedergefunden haben, nun werde er wissenschaftlich auf seine Identität hin untersucht.

Online-Recherche mag ja schön und gut sein, aber sie ersetzt keineswegs den Nervenkitzel einer Schatzsuche vor Ort. Georg fährt mit Banner nächtens durch die Pampa von Meck-Pomm und erlebt vor Schloss Gottesgabe eine Überraschung. Jemand bewirft die Forscher mit einem Messer, und von einem Baum hängt eine blutende Leiche. In welchen Albtraum sind sie nur hineingeraten?

_Mein Eindruck_

Die Episode beginnt mit einer sehr filmisch erzählten Hinrichtung. Klaus Störtebecker war ja kein Buschräuber, sondern ein allseits bekannter Pirat, der in der Nord- und Ostsee Jagd auf Hanseschiffe machte. Er fand, die Besitzer der Hanseschiffe machten zu viel Profit, indem sie ihr Monopol ausnutzten. Nicht ohne Grund waren die Hamburger als „Pfeffersäcke“ verschrien (und sind es bis heute), verdienten sie sich doch am Handel mit Gewürzen eine goldene Nase.

Diesem Treiben setzte Störtebeker, der aus Wismar kam, mit seinen Vitalienbrüdern eine demokratische Gesellschaftsform gegenüber. Die Beute usw. sollte brüderlich, also zu gleichen Teilen aufgeteilt werden. Sein Bruder, ein Adliger, fand das gar nicht witzig und schloss sich den Hamburgern an, die auf die Piraten Jagd machten. Auf Helgoland, das damals um ein Vielfaches größer war, überraschten sie die Freibeuter und nahmen sie gefangen.

Muss also dort nicht auch der Schatz des Klaus Störtebeker zu finden sein? Leider haben die Briten nach dem 2. Weltkrieg versucht, die Inselfestung komplett in die Luft zu jagen. Erst in den fünfziger Jahren durften Deutsche dort wieder siedeln – auf einer Briefmarke von Insel, die die Briten nicht versenken konnten. Wahrzeichen ist bis heute die Lange Anna, ein der heiligen Anna geweihter Monolith, der möglicherweise über die in Höhlen verborgenen Schätze wacht.

Störtebeker gelang jedenfalls, so schildert es der Prolog, ein letztes Husarenstück. Bereits vom Chef der Bürgerschaft, Bürgermeister Kersten Miles, zum Tode verurteilt, machte er noch einen Handel, der seinen Genossen zur Freiheit verhelfen sollte. Der Scharfrichter, ebenfalls ein Vitalienbruder, waltete seines Amtes, doch der Enthauptete richtete sich noch einmal auf und schritt zur Tat…

|SPOILER-WARNUNG: Finale interruptum|

Episode 12 ist der Schluss der dritten Staffel. Wie schon beim Ende der zweiten gibt es eine üble Überraschung für den Zuhörer. Allerdings scheint diesmal keiner den Löffel abgeben zu müssen. Das Aufnahmestudio, in dem die Sprecher Jan Gaspards Manuskript über den Piratenschatz vertonen, wird von ungenannten Finsterlingen (Agent Nr. 1 und Nr. 2) überfallen, die Sprecher gefangen genommen. Wo ist der Autor – und vor allem: Wo ist das Gold?

Am Schluss herrscht Stille, bis auf einen Vollstrecker, der Schwarzenegger zitiert: „Hasta la vista, baby!“ Dann hört man Schüsse … Die Musik fällt aus verständlichen Gründen aus.

|ENDE SPOILER|

_Unterm Strich_

Piraten sind wieder schwer in Mode. Seit [„Fluch der Karibik“]http://www.powermetal.de/video/review-369.html als Blockbuster-Semiparodie das Genre wieder salonfähig gemacht hat, werden allenthalben Piratenstoffe ausgegraben und auf den Markt geworfen, so etwa von |Lübbe Audio| das Hörspiel „Piraten“ (welch verblüffender Titel), das ein gewisser George MacDonald Fraser verbrochen hat. Romantik der Freiheit gesellt sich zum Mysterium verborgener und verfluchter Schätze.

Man fühlt sich glatt ins 18. Jahrhundert zurückversetzt, als mit [„Robinson Crusoe“ 2160 zum ersten Mal die Romantik des ungebundenen Menschen beschworen wurde. Und damals gab es ja noch echte Freibeuter. Als der Viktorianer Stevenson mit der „Schatzinsel“ einen Bestseller landete, war das Genre nicht mehr aufzuhalten und zeugte fortan immer neue Sprösslinge. Hollywood sprang unvermeidlich auf den rollenden Zug auf und erfand mit Errol Flynn & Co. die Inbilder fröhlich lachender Männer auf freien Schiffen – selbst wenn diese im Auftrag einer Königin wie Elisabeth I. in See stachen, um die Spanier zu piesacken.

Dass auch Deutsche mit romantischen Freibeutern dienen können, hat dieses Jahr die TV-Verfilmung von Störtebekers Leben gezeigt. Und Gaspard bzw. |Lübbe Audio| hängen sich an den Trend an, denn wo der Duft von Geld weht, dort tauchen bald die Medienleute auf. Das Hörspiel macht sich nicht die Mühe, den authentischen Störtebeker auszugraben, sondern begnügt sich damit, seinem Schatz nachzujagen. Beim biografischen Forschen hätte sich ja womöglich etwas Peinliches oder gar politisch Unkorrektes aufdecken lassen. Dabei ließe sich Störtebeker ohne Weiteres zum germanischen Robin Hood aufbrezeln, nahm er doch von den Reichen und verteilte unter den Bedürftigen: seinen Vitalienbrüdern.

Das 75 Minuten lange Hörspiel hat mich auf weiten Strecken gut unterhalten, endete jedoch mit einer jäh eintretenden Stille als Cliffhanger- Es ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen.

|75 Minuten auf 1 CD|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.lpl.de

Edgar Allan Poe – Metzengerstein (Poe #25)

Showdown: Die ersehnte Enthüllung?

Die Hörspiel-Reihe bringt unter Mitwirkung von Ulrich Pleitgen und Iris Berben, eingebettet in eine Rahmenhandlung, Erzählungen des amerikanischen Gruselspezialisten zu Gehör.

Poe trifft Dr. Baker um Mitternacht auf einem Friedhof in New York. Hier soll Poe Leonie wiedersehen, die Baker in die Hände gefallen ist. Und hier soll er auch das Geheimnis seiner Identität erfahren. Doch nur im Austausch für Bakers Aufzeichnungen von unmenschlichen Experimenten. Kann Poe das zulassen? Aber Baker ist ihm einen Schritt voraus …

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Meirose, Astrid / Pruß, Volker / Sieper, Marc / Ihrens, Oliver – Schattenreich 6: Echnatons Vermächtnis

_Erleuchtung im Rotlichtviertel_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Als ihn eine unsichtbare Macht ins Schattenreich entführt, enthüllen sich ihm die Nachtseiten der menschlichen Natur. Hinter den Masken bürgerlicher Wohlanständigkeit treibt ein skrupelloses Netzwerk ein größenwahnsinniges Spiel.

Der Äygptologe Prof. Jan Erik Walberg, der Christian anrief und treffen wollte, ist unauffindbar: Wurde er entführt? Oder hat er sich absetzen müssen, weil seine Forschungen an Mumien alle moralischen Grenzen überschritten haben? Ein grausiger Fund, den Christian Wagner in Walbergs Labor macht, lässt Schreckliches erahnen.

In einem unterirdischen Archiv entdeckt Wagner eine alte Inventarliste über die Öffnung eines Pharaonengrabs, signiert mit dem Zeichen der Nephilim, dem Auge des Horus. Wagner erkennt, dass die Vergangenheit die Gegenwart auf grausame Weise einholen wird. Oder ist er selbst Akteur in einem Spiel, welches das Leben nur simuliert? Eine Sternenkarte könnte ihm den Weg weisen.

Die Karte zeigt eine Planeten- und Mondkonstellation, die nur an einem bestimmten Tag stattfindet und auf eine Kultstätte verweist, die er finden muss – auf einer Nordseeeinsel. Dort findet ein ungeheuerliches Ritual statt, vorgenommen von seinem Mentor Dr. Bruno Schwab. Doch plötzlich tritt eine feindliche Gruppe auf. Ist die finale Auseinandersetzung der Nephilim mit den Titanen gekommen?

Was geschah vor fast 100 Jahren, das zwei befreundete Familien zu Feinden werden ließ? Des Rätsels Lösung scheint in den Tiefen der Villa Scholl zu ruhen. Wagner bemerkt zu spät, dass er selbst der Hüter des Geheimnisses ist. Er gerät unter den Einfluss einer Geheimgesellschaft. Deren Mitglieder sind Anhänger eines genialen Herrscherpaares, dessen Wirken die Kultur fast für immer aus dem Gedächtnis gelöscht hätte. Nun scheint ihre Zeit des Handelns gekommen zu sein. Doch wohin wird ihr Weg sie führen?

_Die Autoren_

Als Autoren zeichnen Astrid Meirose und Volker Pruß verantwortlich. Mehr über die Serie findet man unter http://www.schattenreich.net.

Folge 1: Die Nephilim
Folge 2: Finstere Fluten
Folge 3: Spur in die Tiefe
Folge 4: Nachthauch
Folge 5: Das Grab des Ketzers
Folge 6: Echnatons Vermächtnis

_Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Christian Wagner – Alexander Scheer
Alexa Voss – Anne Moll
Dr. Bruno Schwab – Volker Brandt (dt. Stimme von Michael Douglas)
Adrian Bloch – Norman Matt (Cillian Murphy, Jonathan Rhys-Meyers)
Moritz Goldmund – Dietmar Wunder (Cuba Gooding jr., Adam Sandler, Don Cheadle)
Walther Zürn – Stefan Krause (Billy ‚Pippin‘ Boyd)
Geheimnisvolle Frau/Billie Scholl – Daniela Hoffmann (dt. Stimme von Julia Roberts)
Hagerer, bleichgesichtiger Typ – Dero („Oomph!“)
Tina Müller – Anna Thalbach

sowie Sascha Rotermund u. a.

ANNA THALBACH steht seit ihrem sechsten Lebensjahr vor der Kamera, dabei war der Weg zur Schauspielerei nicht so gerade, wie man es bei der Tochter von Katharina Thalbach annehmen könnte. Sie beginnt nach dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine Hospitanz als Kostümbildnerin am Schillertheater. Doch der Hang zum Schauspiel überwiegt, und bald schon feierte sie selbst große Bühnenerfolge, so auch an der Seite ihrer Mutter in „Mutter Courage“.

DERO wurde am 16. April 1970 in Wolfsburg geboren. In der Band |Oomph!|, die 1989 gegründet wurde, ist er der Mann für den Gesang, die Texte, Drums und Kompositionen. Der Weg zur Musik sah laut eigener Aussage für Dero so aus: |“Auf diversen Familienfeiern in den 70ern wurde ich ‚gezwungen‘ mit meinem Vater (Gitarrist, Sänger) alle nur erdenklichen Elvis-Songs in grauenhaftem Englisch rauf und runter zu schmettern.“|

|Die Musik:|

Secret Discovery: „Follow Me“
b.o.s.c.h – Mehr
Nik Page – Herzschlag
Lola Angst – Am I dead?
Suicide Commando – Second death
Diva Destruction – Rewriting history
Berliner Filmorchester und Kammerchor

Regisseur Simon Bertling und Tonmeister Christian Hagitte von |STIL| sorgten für die gute Produktion, die Musik und die Sounds; ihnen half Cornelia Schilling. Die Produzenten sind Marc Sieper von |Lübbe Audio| sowie Oliver Ihrens von Radar Media, Bochum. Das interessante Booklet-Design stammt von Kai Hoffmann.

_Vorgeschichte_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Christian ist einer von neun Spezialschülern, den „Titanen“. So nannten sich vor 15 Jahren die Mitglieder einer Gruppe von jungen Hochbegabten, die von der Scholl-Stiftung gefördert und von ihrem Lehrmeister Dr. Volker Brandt ausgebildet wurden. Die Titanen, so Bruno, waren in der antiken Sage die Kinder von Göttern und Menschenfrauen. Die Nephilim hingegen waren die Kinder von Dämonen, die sich mit Menschenfrauen paarten: negative Titanen. Treibt hier jemand ein fieses Spiel mit den letzten Titanen?

Auf der rechten Ferse jeder Leiche findet er das gleiche Tattoo, das er selbst auch trägt: das ägyptische Ankh-Symbol, ein Henkelkreuz, das „Leben“ bedeutet. Es ist kombiniert mit dem „Auge des Horus“, das, wenn geöffnet, einen Schutzzauber darstellt. [Beide Symbole sind auf der CD selbst aufgedruckt.] Ist dieses Horus-Augen-Tattoo jedoch pupillenlos, also blind, dann handelt es sich um einen Nephilim, ein früheres, aber abtrünnig gewordenes Mitglied der „Titanen“.

Da Christian ein Waisenkind ist, das von der Industriellenfamilie Scholl aufgezogen wurde, bildet Bruno Schwab seinen Vaterersatz. Bei den Scholls lernte er Sibylle Scholl als seine Schwester kennen und machte sie zu seiner ersten Geliebten. Adrian Bloch, den er nun in seiner Heimatstadt wiedertrifft, war ebenfalls einer der „Titanen“. Die Familie Bloch ist mit den Scholls seit jeher befreundet.

Seit seiner Rückkehr sind bereits zwei der „Titanen“ umgekommen. Beide Leichen weisen eine Tätowierung an der rechten Ferse auf: das blinde Auge des ägyptischen Sonnengottes Horus, das Zeichen der Nephilim, eines Geheimordens. In den Rollenspielen der „Titanen“ war Christian stets der Gott Osiris, Sibylle die Göttin Isis und Adrian der eifersüchtige Gott Seth, der Osiris tötete. Doch wer war Horus, der Sohn des Osiris? Adrian treibt sich immer noch in der Stadt herum, als neuer Besitzer der Villa Scholl, dem Sitz der Titanen.

Dieser ägyptisch-mythologische Hintergrund könnte etwas mit dem Schicksal des Ägyptologen Prof. Jan Erik Walberg zu tun haben, der Christian anrief und treffen wollte, aber unauffindbar ist: Wurde er entführt? Als Christian mit der Journalistin Tina Müller zu Walbergs Labor fährt, findet er dort zwar eine Botschaft, wird jedoch auch mit dem Tod bedroht: durch eine Flutwelle aus dem nahen Stausee. Hat ihn jemand im Visier? Christian fühlt sich zunehmend verfolgt.

_Handlung_

In der Walpurgisnacht findet sich Christian Wagner in einem Gelass eines Benediktinerklosters wieder. Adrian Bloch, sein Freund aus Jugendtagen, will ihn in den Geheimbund der Nephilim aufnehmen. Das Ritual beinhaltet jedoch auch, dass sich Christian ausziehen muss, damit er ausgepeitscht und tätowiert wird …

Als er wieder erwacht, ist er gefesselt und kann nicht nachsehen, ob seine Fußsohle so wie bei allen Nephilim mit dem leeren Auge des Horus tätowiert worden ist. Walter Zürn, den er aus der Villa Scholl kennt, kommt und befreit ihn. Aber auch Tina Müller, die Journalistin tritt ein und schickt Walter mit einem Schlag mit ihrer Kamera ins Land der Träume. Sie verlassen das unheilige Kloster.

Tina hat brandheiße News: Sie hat sich die DVD angesehen, die sie aus der Ermittlungsakte der Kripo hat mitgehen lassen (wie noch einiges andere). Auf der Silberscheibe sei ein Film mit einem Vortrag des Ägyptologen Walberg, dessen Ruf Christian ja erst in die Stadt gelockt hat. Walberg rede über den Ketzerpharao Echnaton. Der Name elektrisiert Christian aus diversen Gründen. Er ist der Hüter von Echnatons Mumie. Aber wo ist sie versteckt?

Sie müssen ins Rotlichtviertel, um den Schriftexperten Moritz Goldmund zu besuchen. Der Mann steht total auf Schauerliteratur, und Lovecraft, Poe und Hoffmann sind seine heilige Dreifaltigkeit. Hier schauen sie aber nochmal die DVD an: Christian traut seinen Augen nicht – da sitzt ja ein Untoter: Otto Bloch! Der war doch schon begraben, oder? Walberg zeigt Schädelformen, denn Echnaton litt angeblich unter Akromegalie, einer Knochenverformung. Christian tastet seinen eigenen Quadratschädel ab und fällt in Ohnmacht …

Moritz Goldmund ist ein Exbulle. Er ermittelte vor 15 Jahren im Fall Otto Bloch. Warum wurden die Blochs vor 15 Jahren so stinkreich, dass sie die Scholls einfach übernehmen konnten? Heute bearbeitet Alexa Voss‘ Chef Max Lohmann den Fall, der den Weg Christians schon mehrfach gekreuzt hat. Tina hat einen Zettel Lohmanns mitgehen lassen, den Moritz nun entziffert.

Die Spur führt zum Spielcasino Monte d’Oro (Goldberg). Als Christian dort eintrifft, läuft er allen möglichen Leuten über den Weg, die er eigentlich unbedingt meiden wollte, so etwa Alexa und Lohmann. Beim Senetspiel ereilt ihn eine Vision …

_Mein Eindruck_

Angeblich haben die Freimaurer der Aufklärung und vor ihnen die Templer des Mittelalters für ihre Aufnahmezeremonien finstere Rituale erdacht und an den Initianden grausam praktiziert. Das ist natürlich alles Blödsinn , hält aber die Autoren dieses Hörspiels nicht davon ab, mit diesen Legenden zu spielen und sie effektheischend einzusetzen. Alles, was mysteriös und mystisch ist, lässt sich wohl dem geistig normalbemittelten Gothic-Jünger als Halbwahrheit andrehen. Irgendetwas lässt sich davon immer glauben. Müssen sich die Yakuza in Japan nicht auch ein Fingerglied abschneiden? Na, bitte, quod erat demonstrandum!

Dass diese Initiationszeremonie und die verabreichten Peitschenhiebe bei unserem Helden keinerlei Spuren hinterlassen, verwundert dann schon etwas mehr. Hat er nun eine Tätowierung am Fuß oder nicht? Wir erfahren es nicht. Entzünden sich seine Peitschennarben? Ist ebenfalls wurscht. Hauptsache, er bewegt sich mit der allgegenwärtigen Tina von A nach B und geht dabei nicht über LOS. Also landet er in einem Spielcasino, warum auch nicht. Irgendwann führt die Spur sowieso zu den oberen Zehntausend der Stadt: den Blochs und den Scholls.

Der Fortschritt auf der objektiven Ebene wird mit einem Rückschritt auf der Rätselebene bezahlt. Die Vision, die Christian im Spielcasino hat, bringt ihn und uns beim Lösen des Mysteriums nicht weiter. Wessen Sohn soll den Christian bitteschön sein? Die Serie kann also weitergehen.

_Die Inszenierung_

Die Geräuschkulisse des Hörspiels ist nicht allzu realistisch. Man hört nicht jede Tasse klappern, nicht jedes Auto vorbeirauschen. Vielmehr stehen die Kommunikationsmittel im Vordergrund: Handys, Telefone, Türklingeln, fehlen nur noch Türklopfer und Megafone. Im Spielcasino sagen die Croupiers unüberhörbar die Anweisungen an die Spieler an.

Alexander Scheers raue Raucherstimme passt zum Möchtegerndetektiv à la Philip Marlowe, der nur per Zufall zum Kulturwissenschaftler geworden zu sein scheint. Sein Gegenteil, ein Ausbund an Disziplin und Pflichtbewusstsein, bildet die Rolle der Alexa Voss, gesprochen von Anne Moll (zuvor Sandra Speichert) Sie tritt in dieser Episode gleichberechtigt neben der kindlich-eifrigen Tina Müller, gesprochen von Anna Thalbach, auf. Einen hübschen Einfall fand ich den Auftritt von Gina aus dem Rotlichtviertel. Die Sprecherin klingt zwar wie eine Schwuchtel, aber genauso amüsant. Mehr davon!

|Die Musik|

Spätestens nach einer halben Stunde des Anhörens verhärtet sich im Zuhörer der Verdacht, dass die ganze Handlung eigentlich nur ein Vorwand ist. Nämlich der Vorwand, um möglichst viel deutsche Neo-Gothic-Musik abspielen zu können. Die oben aufgeführte Interpretenliste ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was den Zuhörer erwartet. Es verwundert nicht, dass in die Produktion des Hörspiels Firmen wie |Radar Media|, |STIL| (für die professionelle Soundproduktion) und ein Musikmagazin namens „Sonic Seducer“ eingebunden sind.

Letzteres hat sich mit einem Aufkleber auf der Hülle verewigt. |Radar Media| ist im Booklet mit einer ganzen Seite Werbung vertreten. Radar hat das Copyright und die Markenreich für „Schattenreich“ inne, folglich war die Firma auch an der Produktion beteiligt. Und da es in ihrem Interesse liegt, die Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| usw. zu vermarkten, packte sie natürlich so viel Musik wie möglich auf die Silberscheibe. Jedes Mal eine Disko-Session in die Handlung einzubauen – egal wie – war daher obligatorisch, und das merkt man auch in Episode 6.

Diese Dinge sollte man wissen, wenn man die Musikeinlagen des Hörspiels bewertet. Plötzlich wird aus der Handlung nicht das Hauptgericht, sondern lediglich die Beilage. Deshalb dröhnt unvermittelt der Leadsong „Follow me“ durch die Boxen, nachdem bereits ein Donnerschlag den Zuhörer aus seiner Bürgerruhe aufgescheucht hat. Es gibt anschließend kaum eine ruhige Minute, in der keine Musik erklingt. Hier hat |Radar Media| ganze Arbeit geleistet. Immerhin ist es nicht mehr ganz so schlimm wie auf den ersten beiden CDs, denn jetzt wird der Hauptfigur mehr musiklose Zeit zum Nachdenken gegönnt.

|Webseite|

Hinweis: Auf http://www.schattenreich.net findet man das Tagebuch einer Figur, um die es immer wieder im Hörspiel geht. Ich tippe als Autorin auf Sibylle Scholl, die angeblich beim Brand ihrer Klinik umgekommene Billie, Christians Geliebte. Das Tagebuch bietet zusätzliche Hintergrundinformationen.

_Unterm Strich_

Die Reihe „Schattenreich“ wendet sich an die gleiche Zielgruppe wie die Musik-CDs, die DVDs und die TV-Produktionen (von denen ich bislang nichts gesehen habe): Gothic-Rock-Freunde, für die Musik nicht nur Unterhaltung, sondern eine Lebenshaltung und eine modische Aussage darstellt. Anstelle von Vampiren und anderem blutigem Gesocks treten aber in „Schattenreich“ nur jede Menge mystisch gestimmte Typen auf, die sich irgendwie zwielichtig aufführen. Ford Prefect würde sagen: „Weitgehend harmlos“.

Wie bei allem, was das Studio |STIL| produziert, ist das Produkt hinsichtlich Sound und Optik vom Feinsten. Immerhin erreichen das Studio und der |Lübbe|-Verlag eine neue Zielgruppe, die mit „Offenbarung 23“ nur unzureichend erreicht wird: die Gothic-Rockfans, die auf Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| und |IAMX| stehen. Diesbezüglich kann „Offenbarung 23“ glatt einpacken. Wer die Songs runterladen will, findet auf http://www.schattenreich.net den Link dorthin.

|53 Minuten auf 1 CD|
http://www.schattenreich.net
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.sonic-seducer.de
http://www.radar-net.de

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Hindenburg, Die (Offenbarung 23, Folge 11)

_Todesstrahlen holten LZ 129 vom Himmel!_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Mit einem gewaltigen Feuerball geht am 6. Mai 1937 der Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“ auf dem Landeplatz Lakehurst bei New York in Flammen auf. Mit dem riesigen Luftschiff verbrennen über 17.000 Postsendungen, nur wenige Schriftstücke überstehen das Inferno. Doch wieso hat sich der Hacker Tron zu seinen Lebzeiten an der bizarren Hatz nach diesen Artefakten der Katastrophe beteiligt? Und wieso bringt das Geschehen von damals einen neuen Giganten der Lüfte aus europäischer Produktion in tödliche Gefahr?

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe [Webseite]http://www.lpl.de/ von |LPL records|). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich. Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, und klingt wie Kirsten Dunst, Kate Beckinsale und Natalie Portman.
Oliver Siebeck spricht einen Reporter.
Detlef Bierstedt spricht den Redakteur Kai Sickmann und klingt wie George Clooney.
Lothar spricht einen Pariser Briefmarkenhändler.
Jan Spitzer spricht FBI-Mann Fox mit der Stimme von Chris Cooper.
Udo Schenk spricht den serbokroatischen Erfinder Nikola Tesla und klingt wie Kevin Spacey.
Dietmar Wunder spricht T-Rex’‘ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Michael Pan spricht Miles Davison von der NSA mit der Stimme von Martin Short und Brent Spiner.
Benjamin Völz spricht Boris F. alias „Tron“ und klingt wie Keanu Reeves oder James Spader.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven oder Vincent Price.
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

Georg Brand und Tatjana Junk alias Nolo genießen ihre letzten Stunden am Seinestrand. Bei einem Besuch des Briefmarkenflohmarkts wird T-Rex auf einen Anbieter von seltenen Luftpostmarken aus den 1930er Jahren aufmerksam. Der Mann bietet ihm einen Brief vom Luftschiff „Hindenburg“ an, das 1937 auf dem Marinestützpunkt Lakehurst bei der Landung in Brand geriet und abstürzte. Der Brief ist an eine gewisse Mrs. Kathy Rauch in Wisconsin gerichtet, ein Absender fehlt seltsamerweise, ebenso wie der Inhalt des Kuverts. Immerhin ist der Poststempel bemerkenswert: der 1. Mai 1937 – nur wenige Tage vor dem Unglück in Lakehurst. Heißt das etwa -? „Ja, dies ist einer der wenigen Briefe, die beim Absturz nicht verbrannte.“ Potztausend!, staunt Georg. Und wie viel soll dieses Schätzchen kosten? Gar nichts, meint der Mann, er habe den Brief für Georg und Nolo verwahrt – für einen gewissen Boris F. Und schon ist der Mann verschwunden.

Trautes Heim, Glück allein? Nicht für einen Mann von Welt! Zurück in Berlin, kommt Georg seine Studentenbude entschieden zu eng vor und er zieht mit Sack und Pack ins noble Hotel Adlon. Das ist zwar von oben bis unten verwanzt, aber ein guter Hacker weiß sich ja vor solchen Angriffen zu schützen, nicht wahr. Er trifft sich mit dem Redakteur Kai Sickmann im Technikmuseum. Rankt sich ein Geheimnis um das Ende der „Hindenburg“?, will T-Rex wissen und zeigt ihm den Brief.

Deren Kapitän sprach von einer Bombe, doch der Kommandant des Marinestützpunkts von statischer Aufladung, die die Hülle und den entzündlichen Wasserstoff im Luftschiff entzündet habe. Genau diesen Umstand schlachteten die Nazis in ihrer Propaganda aus: Amerika hatte das Monopol auf nicht brennbares Helium, daher mussten die Deutschen gefährlichen Wasserstoff als Auftriebsmittel nehmen. Und weil die „Hindenburg“ vor laufenden Kameras – wo kamen die alle her? – und zu den aufwühlenden Worten eines US-Reporters abstürzte, war das Medienecho riesig. Sozusagen ein zweiter Untergang der „Titanic“.

In seinem Hotelzimmer schaut sich Georg zusammen mit seinem Studienkumpel Kai Schmittke die Online-Videos des Absturzes an sowie die Akten, die sich (halbwegs) frei verfügbar im FBI-Archiv finden lassen. Auf einmal stoßen sie auf einen Sprung in der Bildfolge und auf Widersprüche in der Beschreibung des Ablaufs des Unglücks. Hat da etwa jemand dran gedreht?

Ein Motiv gab es auf jeden Fall. Dieses Unglück bedeutete das Ende des Zeitalters der Zeppeline. Transatlantikflugzeuge wurden stattdessen eingesetzt, um die lukrativen Tickets zu verkaufen – es ging um Hunderte von Millionen Dollar. Und wer baute diese Flugzeuge? Dreimal darf man raten.

_Mein Eindruck_

Der europäische Supervogel Airbus A380 ist in schwere Turbulenzen geraten und die Verantwortlichen müssen aufpassen, dass er keine feurige Bruchlandung hinlegt – so wie seinerzeit die „Hindenburg“. Jetzt wie damals reiben die amerikanischen Flugzeugbauer die Hände, denn man reißt ihnen jeden Neubau quasi aus den Händen. Die Schwierigkeiten des A380 kommen wie bestellt – und vielleicht sind sie das auch …

Wer holte die „Hindenburg“ vom Himmel – und auf welche Weise? Aufschluss geben unserem Superhacker T-Rex die FBI-Archive. Demnach hat ein serbokroatischer Immigrant namens Nikola Tesla dem FBI seine Dienste angeboten. Tesla ist bekannt als Erfinder wichtiger Generatoren und Stromgeräte, die Funker und Energieerzeuger noch heute einsetzen. Doch der Mann, der von Thomas Edison gefeuert wurde, weil er mehr Lohn verlangte, war ein schräger Charakter. Als solcher Exzentriker taucht er zum Beispiel in dem neuen Film [„The Prestige – Die Meister der Magie“]http://www.powermetal.de/video/review-955.html auf, der bei uns am 11. Januar 2007 anläuft. Im Hörspiel konzipiert er sogar Todesstrahlen für die US-Regierung – und wird nach getaner Schuldigkeit per Spritze ins elektrische Nirvana befördert.

Ob die „Hindenburg“ nun Opfer von Todesstrahlen wurde, darf bezweifelt werden. Aber eine Sache beschäftigt mich doch. Das Luftschiff wurde vom Kapitän und der Bodenmannschaft bei heftigem Seitenwind so manövriert, dass es zwischen zwei Landemasten geriet. Man konnte diese beiden Pole als Elektroden einsetzen und einen starken Strom hindurchschicken – man befand sich auf Boden der Regierung. Der Lichtbogen konnte die brennbare Hülle ebenso in Brand setzen wie das Gas im Innern der Hülle. Klingt unwahrscheinlich? Ist aber simple Elektro- und Pyrotechnik. Und wer davon profitierte, ist bekannt: siehe oben.

_Unterm Strich_

Die Ära der schönen, luxuriösen (und teuren) Luftschiffe endete abrupt im Frühjahr 1937. Wer hatte seine Hände im schmutzigen Spiel? Waren es wirkliche Agenten der US-Regierung oder ein verrückter Erfinder – oder doch die Nazis, die Hugo Eckener seine „Zigarre“ nicht gönnten? So viele Verschwörungstheorien, so viele Wahrheiten. Aber Wirtschaftsspionage gibt es noch heute, sogar mehr denn je, und daher vielleicht auch Wirtschafts-Sabotage. Der europäische Supervogel A380, dessen Propaganda ich nie getraut habe, ist jedenfalls in heftige Turbulenzen geraten.

Das 75 Minuten lange Hörspiel ist so komplex wie eh und je und verlangt genaues, möglichst mehrmaliges Zuhören. Es wurde von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert, und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der paranoiden Handlung etwas Filmglamour.

|75 Minuten auf 1 CD|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – traurige Prinzessin, Die (Offenbarung 23, Folge 10)

_Der mysteriöse Mord an der Königin der Herzen_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Am 30. August 1997 verunglückt die Prinzessin der Herzen, Lady Di, bei einem Autounfall in Paris. Einen Tag später ist sie tot. Doch war das wirklich nur ein trauriger Unglücksfall? Und wie kommt der Chip der Wegfahrsperre aus der Unglückslimousine in den Nachlass des Hackers Tron, der nur ein Jahr nach der traurigen Prinzessin unter ähnlich mysteriösen Umständen stirbt? Waren hier Geheimdienste am Werk, um die romantische Allianz von Orient und Okzident zu verhindern?

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe [Webseite]http://www.lpl.de/ von |LPL records|). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich. Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause LPL-Records kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, und klingt wie Kirsten Dunst, Kate Beckinsale und Natalie Portman.
Oliver Siebeck spricht einen Reporter.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Kevin Spacey.
Benjamin Völz spricht Boris F. alias „Tron“ und klingt wie Keanu Reeves oder James Spader.
Stefan Staudinger spricht Raschid, einen Freund des toten Dodi al-Fayed.
Lothar Hinze spricht einen Hotelconcierge mit der Stimme von Terry O’Quinn.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven oder Vincent Price .
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

Aus New York ist Gregor Brand alias T-Rex in Paris, der Stadt der Liebe eingetroffen. Mit Trons Ex-Freundin Tatjana Junk alias Nolo verbringt er ein paar Tage und schaut sich die Stadt an. Der Hotelconcierge weist den Weg zur Pont d’Alma. Im Tunnel darunter starben am 31. August 1997 Dodi al-Fayed, der Freund von Lady Diana Spencer, sowie der Fahrer Henry Paul, der den Mercedes steuerte. Lady Di starb im Krankenhaus in der gleichen Nacht, der Leibwächter überlebte als Einziger den Frontalaufprall auf einen Tunnelpfeiler, weil er angeschnallt war. Das Liebespaar befand sich auf dem Weg vom Hotel Ritz zu Dodis Wohnung in der Innenstadt. Warum nahm der Fahrer einen Umweg? Und warum kam Dianas Ambulanz mit einer Stunde Verspätung im Krankenhaus an, das nur sieben Kilometer von Unfallort entfernt liegt?

Ein elegant gekleideter Araber namens Harun al-Raschid, der sich als Kunde von Nolos Reisebüro vorstellt, lädt sie und Georg ins Ritz ein und erzählt ihnen von seinem Freund Dodi al-Fayed. „Er wurde umgebracht.“ Ebenso wie Lady Di und ihr ungeborenes Kind – Dodis Kind. Nolo ist schockiert. Woher will Raschid so etwas wissen? Nun, die beiden waren nicht das erste Liebespaar, das ermordet wurde, weil es aus britischer Sicht inakzeptabel war: sie eine Christin aus England, er ein Muslim.

Im Louvre gesellt sich Georgs alter Bekannter Ian G zu ihnen und erklärt ihnen den Tathergang. Offenbar hatte das französische FBI, genannt DSD, seine Finger im Spiel. Doch als er das Paar in das Musée de la Magie führt, das sich in den Pariser Katakomben befindet, taucht der Hotelconcierge auf und stellt sich als Hobbyzauberer vor. Vor ihren Augen lässt er Nolo verschwinden. T-Rex und Ian G sind von den Socken! Verzweifelt starten sie eine Suche im Pariser Untergrund …

_Mein Eindruck_

Am 6. September 1997 heulte sich halb Europa die Seele aus dem Leib und hätte am liebsten den Mond angejault, wäre es nicht so unschicklich gewesen. Die andere Hälfte Europas schaute entweder weg oder gehörte zum Geheim- und Sicherheitsdienst. Die Königin der Herzen wurde erst aufgebahrt, mit schönen und weniger schönen Reden bedacht, bevor sie schließlich ihre letzte Ruhe fand.

Die Paparazzi sollen sie angeblich wie wilde Hunde zu Tode gehetzt haben – was für ein schön-schreckliches Bild, sehr frei nach der antiken Sage (in der tatsächlich die Göttin Diana ihre Jagdhunde loslässt, damit sie einen vorwitzigen Jäger in Stücke reißen). Das Hörspiel behauptet hingegen etwas ganz anderes und entlastet die Promijäger vollständig. Vielmehr dürfte es wohl Mord gewesen sein, so wie Dodis Vater, der Besitzer des Kaufhauses Harrods, immer behauptet hat. Aber wer war dann der Drahtzieher? Machte sich der französische DSD wirklich zum Handlanger britischer Interessen, die eine Allianz zwischen Okzident (Diana) und Orient (Dodi) um jeden Preis verhindern wollten? Ich wage zu zweifeln.

Die „Beweise“ oder vielmehr Indizien, die an den Haaren herbeigezogen werden, sollen dies wieder einmal belegen, aber alle erscheinen wie Koinzidenz. Doch können so viele Zufälle wirklich Zufall sein, fragt sich der Laie, und der Fachmann wundert sich. Wird der Krieg zwischen Abend- und Morgenland immer noch auf dem Rücken von Liebespaaren ausgetragen? Wieder mal zitiert der Autor Präzedenzfälle und Parallelen, aber mich konnten sie nicht überzeugen. Sie bestärken nur Verschwörungstheoretiker in ihren vorgefassten Vorurteilen. Andererseits: Ein paar Merkwürdigkeiten gibt es schon. Ich habe aber keinen Platz, sie alle auszubreiten. Man höre doch besser das Hörspiel.

Am Schluss will uns der Autor wohl sagen, dass auch in der Stadt der Liebe und des Lichts einige Schatten lauern. Gerade haben Georg und Ian G das Mädchen in den Katakomben suchen müssen – offenbar gibt es dort unten jede Menge Schleichwege, die überallhin führen. Und ein harmlos wirkender Hotelrezeptionist kann sich plötzlich als Mann vom DSD entpuppen …

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Kevin Spacey, Keanu Reeves, Johnny Depp und Kate Beckinsale. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hatte die Hörspielserie bislang nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Inzwischen hat sich T-Rex zu einem Skeptiker gemausert, der lieber zweimal fragt, bevor er ein Geschenk entgegennimmt. Und er erweist sich als Charmeur, wenn er Nolo näherkommen will. Die will natürlich umschwärmt und umgarnt werden. Diesmal muss er ihr nicht anbieten, ihr seine Briefmarkensammlung zu zeigen – aber das kommt noch.

_Geräusche und Musik_

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Elektro-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren.

_Unterm Strich_

Verschwörungstheoretiker haben es schon immer geahnt: Lady Di wurde gemeuchelt. Aber warum musste es in aller Öffentlichkeit geschehen und wer steckt dahinter? Wieder mal spekuliert der Autor mehr oder weniger wohlbegründet. Die Action lässt auf sich warten und stellt sich als beunruhigende Warnung vor der Kehrseite der Lichterstadt Paris heraus. Die antibritischen Ressentiments haben mir als Anglophilem jedoch überhaupt nicht behagt.

Das 76 Minuten lange Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| natürlich gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt an der Technik nichts auszusetzen.

|76 Minuten auf 1 CD|
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Meyer, Kai / Maetz, Stefan / Hagitte, Christian / Bertling, Simon – Alchimistin, Die. Teil 7: Der Schatz der Templer (Hörspiel)

_Actionreiche Kampfszenen, mystische Rufe_

Folge 7: Die Schatten der Vergangenheit holen Aura ein, als es sie nach Andorra in das Kastell ihres toten Vaters verschlägt. Nestor Institoris hat dort lange vor ihrer Geburt grausame Experimente durchgeführt. Nun will sein Diener das alchimistische Werk vollenden – mit Auras unfreiwilliger Hilfe. Noch aussichtsloser wird ihre Lage, als sie erfährt, dass sich die Institoris-Kinder in der Gewalt eines uralten Assassinenordens befinden. Doch da taucht ein rätselhafter Helfer auf und heftet sich an ihre Fersen …

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen. Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei |Loewe| erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis |CORINE| ausgezeichnet.

Die erste Staffel der achtteiligen Hörspielreihe umfasst die Folgen:

1) [Der Stein der Weisen 5052
2) [Das Erbe des Gilgamesch 5155
3) [Die Katakomben von Wien 5220
4) [Das Kloster im Kaukasus 5263

Im August 2008 erschien die zweite Staffel:

5) [Die Unsterbliche 5379
6) [Die Schwarze Isis 5406
7) Der Schatz der Templer
8) Der Alte vom Berge

Weitere Titel von Kai Meyer auf |Buchwurm.info|:

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Erzähler: Friedhelm Ptok (Ian ‚Imperator Palpatine‘ McDiarmid)
Aura Institoris: Yara Blümel-Meyers
Gillian: Claudio Maniscalo (Jimmy ‚The Haitian‘ Jean-Louis)
Fuente: Hans-Peter Hallwachs
Tess: Marie-Luise Schramm (Mara Wilson)
Gian: Kim Hasper (Jason Biggs, James Franco, Jamie Oliver)
Karisma: Ulrike Stürzbecher (Patricia Arquette, Kate Winslet)
Konstantin: Dietmar Wunder (Cuba Gooding jr., Don Cheadle, Daniel Craig)
Innana: Marie Bierstedt (dt. Stimme von Kirsten Dunst)
Und andere, darunter Tilo Schmitz (dt. Stimme von Ving Rhames)

Für Regie, Ton und Musikkomposition zeichnen Christian Hagitte und Simon Bertling vom Studio |STIL| verantwortlich. (Das Hörspiel ist daher Cornelia Bertling gewidmet, die 2007 mit 40 Jahren starb.) Die Musik spielt das Filmorchester Berlin und der Hochmeisterchor Berlin unter der Leitung von Hagitte. Die Hörspielbearbeitung stammt von Stefan Maetz. |Lübbe Audio| produzierte das Hörspiel und nicht etwa ein Rundfunksender.

_Vorgeschichte_

Schloss Institoris, ein düsteres Gemäuer an einer einsamen Küste. Inmitten eines Labyrinths endloser Gänge und Säle wächst Aura heran, die älteste Tochter des Schlossherrn. Sie ist die Erbin eines uralten Rätsels, der Rezeptur des Steins der Weisen. Doch als ihr Vater im Auftrag seines Widersachers Lysander ermordet wird, schlägt die Stunde für Auras Stiefbruder Christopher – er beansprucht das Geheimnis der Unsterblichkeit für sich …

Folge 2: Aura enthüllt das Geheimnis ihrer Familie. Ausgerechnet der Mörder ihres Vaters, der geheimnisvolle Hermaphrodit Gillian, befreit sie aus den Klauen grausamer Mörder. Auf der Spur von Auras entführter Schwester Sylvette reisen sie nach Wien. In den Katakomben unter der Stadt geraten sie in einen Konflikt, dessen Ursprünge weit zurück ins Mittelalter reichen …

Folge 3: Sieben Jahre sind vergangen. Aura hat die Geheimnisse der Alchimie erforscht und das Erbe ihres Vaters angetreten. Doch alle, die ihr etwas bedeutet haben, sind tot. An der Seite ihres verhassten Stiefbruders Christopher muss sie abermals den Kampf gegen den alten Feind ihrer Familie aufnehmen – tief unter der Wiener Hofburg. Zugleich dämmert daheim auf Schloss Institoris eine neue Gefahr: Auras wahnsinnige Mutter Charlotte hat eigene Pläne …

Folge 4: Jenseits des Schwarzen Meeres, in den einsamen Bergen des Kaukasus, liegt die vergessene Festung der Tempelritter. Hier in der Wildnis am Ende der Welt nähern sich Ara Institoris und ihr Stiefbruder Christopher endlich dem Versteck ihres Gegners Lysander. Zugleich reist Gillian, der Hermaphrodit, mit den Institoris-Kindern nach Venedig ins neue Hauptquartier des Templerordens. Sein schwerster Kampf steht ihm noch bevor – gegen Morgantus, den unsterblichen Alchimisten …

Folge 5: Zehn Jahre nach den Ereignissen im Kaukasus in Folge 4. Aura Institoris hat die Unsterblichkeit gewonnen. Doch ihre große Liebe ist daran zerbrochen, ihre Familie in alle Winde zerstreut. Während die Welt in einen großen Krieg taumelt, taucht Aura einsam und verzweifelt in Paris unter. Ein geheimes Zeichen, der blutige Abdruck einer Hand mit sechs Fingern, ändert alles. Auras Nachforschungen führen auf die Fährte eines Mörders, dem jedes Mittel recht ist, um die Geheimnisse der Alchimistin zu offenbaren. (Verlagsinfos)

Folge 6: Aura folgt geheimnisvollen Spuren und stößt auf eine bestialische Mordserie. Nicht ahnend, dass zur gleichen Zeit vermummte Kämpfer ihren Sohn und ihre Nichte entführen, gerät sie in einen Strudel von Gewalt und düsteren Visionen. Währenddessen macht sich Gillian, der neue Großmeister der Templer, gemeinsam mit der Ordensschwester Karisma auf die Suche nach dem legendären Schatz seines Ordens. (Verlagsinfo)

_Handlung_

Der Templer-Großmeister Gillian und seine Ordensschwester Karisma erklimmen die steile Nordküste Mallorcas und gelangen über eine Schafweide in eine Höhle, in der sich hoffentlich der Schatz der Templer befindet. Die Höhle ist leer, aber eindeutig ausgebaut, als ob sich der Orden hier einst häuslich eingerichtet hätte. Seltsamerweise liegt kein Staub auf der Madonnenfigur in der Mitte.

Gillian schwant Übles, und da tritt es auch schon ein: Zwei Wächter der Höhle greifen sie an. Die zwei Tempelritter machen kurzen Prozess mit ihnen. Jenseits der Wiese finden sie die Hütte der Wächter und darin verräterische Dokumente. Sie stammen aus der Zeit zwischen 1677 und 1892. Karisma erschrickt: Darauf ist das Siegel mit dem Wappen ihres Onkels eingetragen, des Grafen von Cristobal in Spanien. Sie müssen also weiter, aufs Festland, nach Kastilien.

|Andorra|

Unterdessen gerät auch Aura in Schwierigkeiten. Sie ist mit Zug und Pferd nach Andorra zur Burg ihres Vaters gereist. Da hört sie einen Neuankömmling und zückt ihre Pistole. Der Mann nennt sich Eduardo Fuente und will ihren Vater Nestor gekannt haben. Ja, er habe in Paris den Autor Grimaud und den armen Raffael getötet sowie ihr die Bücherkiste geschickt. Aber dies alles diente nur dem Zweck, Aura auf die Spur des sechstrahligen Sterns und des Verbum Dimissum zu setzen. Aura fragt sich, ob er vielleicht der unbekannte Maskierte war, mit dem sie in Paris schlief.

Fuente öffnet eine Falltür im Burghof und führt sie in ein unterirdisches Alchimistenlabor mitsamt riesiger Bibliothek hinab. Hier soll sie nach Fuentes Willen in die Fußstapfen ihres Vaters Nestor treten, doch Aura weigert sich. Nun erfährt sie erstaunt, dass Nestor in den Pyrenäen nach dem Gral gesucht habe und auf den Spuren der vertriebenen Katharer bis nach Kastilien gereist sei. Fuente übergibt Aura einen Brief, dem das Foto ihres Sohnes Gian beiliegt. Sie erschrickt. Gian wird eine Klinge an den Hals gehalten! Er werde dort in Kastilien gefangen gehalten, sagt Fuente. Der Brief trägt das Siegel der Familie Cristobal. Wer mag dieser Cristobal wohl sein, fragt sie sich noch. Da betäubt Fuente sie mit Chloroform.

|Kastilien|

Tess sieht sich in einem Waisenhaus gefangen gehalten. Wieder hat sie Streit mit Gian, dem der Aufenthalt hier ganz recht zu sein scheint, denn er will ja endlich die Unsterblichkeit erlangen. Na, soll er doch! Ihr Entführer Cristobal sucht etwas, das offenbar Nestor, ihr Großonkel, hier gesucht hat. Und sie und Gian sollen es mit ihren telepathischen Fähigkeiten finden. So ein Blödsinn! Als ob der Gral ausgerechnet hier zu finden wäre! Dann rudert sie Cristobal hinaus auf einen See, in dessen Mitte sich eine geheimnisvolle Insel erhebt …

_Mein Eindruck_

Allmählich erhalten wir Antworten Antworten auf ein paar Rätsel. Die Ereignisse in Paris sind also auf Eduardo Fuente zurückzuführen. Sein Ziel ist zwiefach: Aura soll wieder die Alchimistenforschung aufnehmen und nach Kastilien zu Cristobal und der Schwarzen Isis kommen. Denn diese beiden seien das weltliche und das religiöse Oberhaupt der Templer-Assassinen und hielten ein großes Versprechen für ihre Anhänger bereit: den Gral und die Kenntnis des Ersten Wortes. Mithin also die Macht, eine neue Welt zu erschaffen. Mit ihren Anhängern als Auserwählten, versteht sich. Na, wie wär’s?

|Showdown|

Da Aura ihm nicht den Stinkefinger zeigt, sondern lediglich entrüstet ablehnt, muss er sie zwingen, mit ihm zu kommen. Der Weg von Andorra nach Kastilien ist jedoch weit, und es findet sich Gelegenheit, mit dem zweiten Verfolger Auras einen Plan zu Auras Befreieung zu schmieden. Dieser Befreier ist kein anderer als ihr nächtlicher Lover aus Paris, der Chevalier de Veldan, der nun aber Konstantin Ragosi genannt werden will, warum auch immer. Vielleicht ist es sogar sein richtiger Name. Der Befreiungsversuch wird zu einem echten Fight zwischen den drei Kontrahenten. Der Zuhörer hat Mühe, dem raschen Geschehen zu folgen, und sollte genau hinhören.

Danach reiten die beiden Unsterblichen Konstantin und Aura weiter zu Cristobal und der Schwarzen Isis. Schließlich müssen sie herausfinden, was diese beiden vorhaben. Zudem gilt es, die beiden Kinder Gian und Tess aus ihren Klauen zu befreien.

|Der Alte vom Berge|

Dass auch ihr früherer Gefährte Gillian vor Ort sein wird, ahnt Aura jedoch nicht. Denn auch Gillian und seine Gefährtin Karisma haben einen bühnenreifen Actionauftritt hinter sich. Endlich erkennt Karisma durch die Dokumente der Hüter, wer hinter dieser Sache steckt: Es ist ihr Onkel Cristobel. Doch wer versteckt sich hinter diesem geheimnisvollen Mann, der den unheilvollen Titel des „Alten vom Berge“ trägt? Der Alte vom Berge war immerhin während der Kreuzzüge der Gründer des gefürchteten Ordens der Asssassinen bzw. Haschischin, der auch in Wolfgang Hohlbeins Kreuzzug-Serie [„Kevin von Locksley“ 5082 eine Schurkenrolle innehat.

Auf jeden Fall sollten sich alle Neuankömmlinge vor diesem Burschen in Acht nehmen. Schon vernimmt Gillian den telepathischen Ruf der Schwarzen Isis, die ihn zu ihrem Herrn lockt …

_Unterm Strich_

Die vorletzte Episode der zweiten Staffel ist ungewöhnlich actionreich. Zwei Kampfszenen schmücken diese Folge und machen sie zur besten der ganzen Staffel. Die Kämpfe müssen auch sein, denn nun gilt es für Aura und Gillian, sich befreit von allen Fesseln zum Ort des Showdowns aufzumachen: nach Kastilien, von wo die Schwarze Isis die Unsterblichen mit telepathischen Botschaften herbeilockt. Ist es eine Falle, mag sich der Hörer bang fragen. Um die Antwort zu erhalten, muss er sofort die nächste CD einlegen.

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und Stimmen von bekannten Schauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen. Mir war die Umsetzung an vielen Stellen zu romantisch und melodramatisch, aber von einer statischen Handlung kann keine Rede sein, denn die folgerichtige Entwicklung von Auras Abenteuern im Kampf gegen den Alten vom Berge ist mitreißend geschildert.

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Stars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Wer jedoch mit Melodramatik absolut nichts am Hut hat, sich aber trotzdem zünftig gruseln will, der sollte zu härterer Kost greifen.

|69 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3612-8|
http://www.kai-meyer.com
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Gier! (Offenbarung 23, Folge 9)

_Börsenzauber: Wie klaut man 500 Milliarden?_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Mit einem großen Knall platzt im Frühling des Jahres 2000 die Börsenblase der New Economy. Innerhalb weniger Wochen verschwindet ein Vermögen von vielen hundert Milliarden Euro. Doch wieso konnte der Berliner Hacker Tron dieses Geschehen bereits vor seinem Tod 1998 voraussagen? Und was hat eine schwarze Tulpe auf dem Schreibtisch von Trons Freundin Nolo mit all dem zu tun? Wird die alljährliche Lighting Ceremony des amerikanischen Präsidenten am New Yorker Rockefeller Center vielleicht „Licht“ auch in dieses Geheimnis bringen?

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe [Webseite]http://www.lpl.de von |LPL records|). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich. Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause LPL-Records kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, mit der Stimme von Kirsten Dunst und Kate Beckinsale.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Kevin Spacey.
Reiner Schöne spricht Roy Adams, Sicherheitschef von Medienzar Rupert Murdoch.
Jan Spitzer spricht John und klingt wie Chris Cooper.
Michael Pan spricht Miles Davison mit der Stimme von Martin Short und Brent Spiner.
Benjamin Völz spricht Henry Hudson und klingt wie Keanu Reeves oder James Spader.
Arianne Borbach spricht Margo und klingt wie Catherine Zeta-Jones.
Lutz Mackensy spricht den Druidengroßmeister Saint Clair mit der Stimme von Rowan Atkinson und David Caruso.
Tilo Schmitz spricht Tom und klingt wie Ving Rhames oder Michael Clarke Duncan.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven oder Vincent Price.
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

In Folge 8 sah es ganz danach aus, als habe unser Held T-Rex endgültig den Löffel abgegeben. Aber Totgesagte leben länger. Sein „Leiche“ wird von Sicherheitsmann Roy Adams, Druidenmeister St. Clair und der zwielichtigen Margo abtransportiert: nach New York City.

Dort erwacht der ehemalige Georg Brand als Viktor F. und die liebe Margo begrüßt ihn auch so in ihrem feudalen Apartment hoch über der Fifth Avenue. T-Rex reibt sich verwundert die Augen. Mit seinem Gedächtnis stimmt etwas nicht, denn er hat nichts dagegen, Viktor genannt zu werden. Und wer ist diese schöne Frau vor ihm, die ihm irgendwie bekannt vorkommt? Sie nennt sich Morgan le Fey und scheint Kohle ohne Ende zu besitzen. Aber offenbar nicht genug: Sie redet von einer Beute in Höhe von – T-Rex legt die Ohren an – 500 Milliarden Dollar.

Im ältesten Restaurant der Stadt, der Frances Tavern an der Wall Street, stellt sie ihm Henry Hudson vor, einen ehrgeizigen jungen Broker. Als Morgan sich mal kurz „die Nase pudern“ geht, zerrt Hudson T-Rex nach draußen in ein Taxi, dessen Fahrer dem Hacker ebenfalls bekannt vorkommt. Sie fahren zum Rockefeller Center, wo Hudson sein Büro hat. Er stellt Georg seinen Job vor. Er suche Trends und Regelmäßigkeiten. Wie ist es beispielsweise zu erklären, dass dem Dotcom-Crash von 2000 drei Spitzen im Dow-Jones-Index vorausgingen? Hat da vielleicht jemand an der Schraube gedreht?

Hudson residiert im Waldorf Astoria Hotel, eine recht noble Hütte, in der er auch „Viktor F.“, Trons „kleinen Bruder“, einquartiert. Er besorgt T-Rex einen Laptop, so dass dieser gleich loslegen kann, was es mit den drei Spitzen auf sich hat. Entsprechen sie den drei Pyramiden von Gizeh, die sich als „Bergkette“ unter der Prometheus-Statue vor dem Rockefeller Center befinden? Am Ende seiner Recherche fragt sich der Hacker, ob die Hypes der Börse von einem Signal abhängen. Er kann beispielsweise eine Absprache von zehn Konzernen recherchieren, die daraufhin Billionen abzockten. Als Strafe mussten sie nur läppische 1,3 Milliarden Dollar berappen.

In der Tat ist die Zahl 3 den Freimaurern heilig, meint Hudson, und die 7 ist es den Kelten, deren Nachfahren New Amsterdam, das nachmalige New York, gründeten. Alexandre Dumas der Jüngere sei ein Freimaurer gewesen, sagt Hudson, und schrieb ein Buch namens „Die schwarze Tulpe“. Interessanterweise steht auf dem Schreibtisch von Trons Freundin Nolo eine schwarze Tulpe – offenbar eine Chiffre. Und was Hudson jetzt enthüllt, passt genau: Es gibt im Börsenticker einen verborgenen Zeichensatz namens Black Tulip. Lädt man ihn auf den PC, kann man die verborgenen Anweisungen zwischen den Tickermeldungen lesen: kaufen/verkaufen, rauf/runter usw.

Aber wer gibt diese Anweisungen, und wann ist wieder ein Hype angesetzt? T-Rex findet es heraus und startet einen Raubzug ohnegleichen. Bei seinen Gegnern schrillen sämtliche Alarmglocken …

_Mein Eindruck_

Eine Menge Kleinanleger verloren im Dotcom-Crash der New Economy ihr Erspartes: rund 4,6 (europäische) Billionen Dollar, wie die Nachrichtensprecherin verliest. Ich erinnere mich, wie die SZ von einem Großmütterlein berichtete, das seinen Sparstrumpf zur Bank trug, damit es die Volksaktie der Telekom kaufen konnte – „wie alle anderen“. Die Bankangestellten haben wahrscheinlich mit keiner Wimper gezuckt und die Börsenmakler rieben sich die Hände: Die Börsenlokomotive brauste eh schon auf Volldampf, der Kessel des Börsenhypes glühte bereits weiß – bis er dann schließlich platzte und der Katzenjammer groß war.

Na ja, das war weiß Gott nicht der erste Crash der Geschichte und wird auch nicht der letzte bleiben. Schon vor vierhundert Jahren gab es die zu einem Roman verarbeitete „Papier-Verschwörung“, als in London die Südsee verhökert wurde und in Amsterdam die Preise für Tulpenzwiebeln in Phantasiehöhen schossen. Die Welt will betrogen werden, das wussten schon die alten Römer („mundus vult decipi“).

Aber immer gab es auch Profiteure. Georg Brand liest im Hörspiel ein Buch von Günther Oggers mit dem Titel „Der Börsenschwindel“ – er hat es an einem Tag von 9.30 bis 16:00 Uhr durch. Oggers beschreibt die Entwicklung der Baissen und Haussen als Zyklen, die in regelmäßigen Abständen wiederkehren. Was, wenn es Mächte gäbe, die bestimmen, wie lang ein Zyklus dauert und wie heftig er ausfällt? Jemand in einer solchen Position könnte einen mordsmäßigen Reibach machen, denn er wüsste ja, welche Papiere wann den größten Gewinn abwürfen und welche nicht.

Was der Autor der Hörspielserie anstellt, um über diese Leute zu spekulieren, klingt schon ein wenig abenteuerlich. Wieder einmal treten die üblichen Verdächtigen auf, als da wären die Freimaurer und die ollen Kelten bzw. deren Nachfahren, die Iren, Wallonen und Waliser. Vanderbilt, Rockefeller, Astor aus Walldorf (ja, dort sitzt jetzt SAP), Guggenheim, später der Schotte J. P. Morgan. Sie gründeten Konzerne wie General Electric, dessen Zentrale gegenüber dem Rockefeller Center steht. Dort wird an jedem ersten Advent die Lighting Ceremony abgehalten, bei der der US-Präsident persönlich den größten Weihnachtsbaum der Stadt entzündet. Die Zeremonie könnte man auch als Feier des Wohlergehens und als Huldigung ans Großkapital verstehen. Glaubt man den Verschwörungstheorien des Autors, so bleibt einem nichts als Zynismus für solches närrisches Treiben übrig.

Aber wie Georg Brand erfahren muss, gewähren die Gebieter des Kapitals wenig Grund zum Lachen. Sie stecken mit der Federal Reserve Bank – siehe Episode 8 „Macht!“ – unter einer Decke und gebieten durchaus auch den Geheimdiensten. Deshalb steht auch schon bald ein Mann von der NSA bei Georg auf der Matte. Die National Security Agency hat Dan Brown in seinem Roman „Digital Fortress“ [(Diabolus) 1115 verewigt. Diese Jungs verstehen keinen Spaß, ganz besonders dann, wenn der Spaß 500 Milliarden kostet.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Catherine Zeta-Jones, Ving Rhames, Johnny Depp und Kate Beckinsale. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hatte die Hörspielserie bislang nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Inzwischen hat sich T-Rex zu einem Skeptiker gemausert, der lieber zweimal fragt, bevor er ein Geschenk entgegennimmt. Aber er ist auch kein Kostverächter: Wenn er 42 Anzüge im Schrank hat, na ja, dann trägt er eben 42 Anzüge – nacheinander.

Verwunderlich ist an dieser Folge der Serie nur der Auftritt einer Nebenfigur. Margo alias Morgan le Fey steht nicht auf Georgs Seite, aber auf der von Viktor F. Dass beide identisch sind – und sein Pass weist dies nach – wundert sie dennoch nicht. Es ist, als lebten Margo und Georg auf einmal in einer Parallelwelt. Deshalb hat die Episode einen surrealen Charakter, der Georg keineswegs entgeht. Die Tatsache, dass sein ergaunertes Geld auf Margos Konto landet, legt den Verdacht nahe, er arbeite für sie. Das ist nicht sicher, aber schließlich hat er in dieser Parallelwelt, die nur aus Täuschung besteht, nur ein einziges Konto – das von Margo, die ihn vom Tode zurückgeholt und mit allem Notwendigen ausstaffiert hat. Nach dem Essen in der Wall Street verschwindet sie völlig von der Bildfläche, was ebenfalls etwas sonderbar ist. Ihre Figur vermittelt den Eindruck eines Schachtelteufelchens, das bei Bedarf aus der Versenkung erscheint.

_Geräusche und Musik_

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Elektro-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren.

_Unterm Strich_

Welcher Hacker träumt nicht davon, den ganz großen Coup zu landen und sich ein für allemal zu sanieren? Georg Brand alias Viktor F. erhält in New York City die Chance seines Lebens – und nutzt sie ohne Gnade. Es wäre ganz nett, wenn er den Gewinn wenigstens einer wohltätigen Stiftung zukommen lassen würde, so wie es Warren Buffet mit der Bill & Melinda Gates Stiftung getan hat, aber nein. Im Jahr 2003 hat man davon noch nichts gehört, und so bleibt der schnöde Mammon auf seinem und Margos Konto. Das ist wenig witzig. Merke: Georg Brand ist nicht Robin Hood, klar? Dass besagte Margo mir nichts, dir nichts in der Versenkung verschwindet, wirkt ebenfalls nicht recht plausibel.

Das 73 Minuten lange Hörspiel ist von |Lübbe Audio| und |LPL records| natürlich gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ansonsten etwas trivialen und stellenweisen unplausiblen Handlung den nötigen Glanz.

|73 Minuten auf 1 CD|

Meirose, Astrid / Pruß, Volker / Sieper, Marc / Ihrens, Oliver – Schattenreich 5: Im Grab des Ketzers

_Echnatons Mumie in Hintertupfing?_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Als ihn eine unsichtbare Macht ins Schattenreich entführt, enthüllen sich ihm die Nachtseiten der menschlichen Natur. Hinter den Masken bürgerlicher Wohlanständigkeit treibt ein skrupelloses Netzwerk ein größenwahnsinniges Spiel.

Der Äygptologe Prof. Jan Erik Walberg, der Christian anrief und treffen wollte, ist unauffindbar: Wurde er entführt? Oder hat er sich absetzen müssen, weil seine Forschungen an Mumien alle moralischen Grenzen überschritten haben? Ein grausiger Fund, den Christian Wagner in Walbergs Labor macht, lässt Schreckliches erahnen.

In einem unterirdischen Archiv entdeckt Wagner eine alte Inventarliste über die Öffnung eines Pharaonengrabs, signiert mit dem Zeichen der Nephilim, dem Auge des Horus. Wagner erkennt, dass die Vergangenheit die Gegenwart auf grausame Weise einholen wird. Oder ist er selbst Akteur in einem Spiel, welches das Leben nur simuliert? Eine Sternenkarte könnte ihm den Weg weisen.

Die Karte zeigt eine Planeten- und Mondkonstellation, die nur an einem bestimmten Tag stattfindet und auf eine Kultstätte verweist, die er finden muss – auf einer Nordseeeinsel. Dort findet ein ungeheuerliches Ritual statt, vorgenommen von seinem Mentor Dr. Bruno Schwab. Doch plötzlich tritt eine feindliche Gruppe auf. Ist die finale Auseinandersetzung der Nephilim mit den Titanen gekommen?

Was geschah vor fast 100 Jahren, das zwei befreundete Familien zu Feinden werden ließ? Des Rätsels Lösung scheint in den Tiefen der Villa Scholl zu ruhen. Wagner bemerkt zu spät, dass er selbst der Hüter des Geheimnisses ist.

_Die Autoren_

Als Autoren zeichnen Astrid Meirose und Volker Pruß verantwortlich. Mehr über die Serie findet man unter http://www.schattenreich.net.

Folge 1: Die Nephilim
Folge 2: Finstere Fluten
Folge 3: Spur in die Tiefe
Folge 4: Nachthauch
Folge 5: Das Grab des Ketzers
Folge 6: Echnatons Vermächtnis

_Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Christian Wagner – Alexander Scheer
Alexa Voss – Anne Moll
Dr. Bruno Schwab – Volker Brandt (dt. Stimme von Michael Douglas)
Adrian Bloch – Norman Matt (Cillian Murphy, Jonathan Rhys-Meyers)
Max Lohmann – Manfred Lehmann (Gérard Depardieu, Bruce Willis, Kurt Russell …)
Walther Zürn – Stefan Krause (Billy ‚Pippin‘ Boyd)
Geheimnisvolle Frau/Billie Scholl – Daniela Hoffmann (dt. Stimme von Julia Roberts)
Hagerer, bleichgesichtiger Typ – Dero („Oomph!“)
Tina Müller – Anna Thalbach

sowie Ranja Bonalana (Synchronstimme von Reese Witherspoon) u. a.

ANNA THALBACH steht seit ihrem sechsten Lebensjahr vor der Kamera, dabei war der Weg zur Schauspielerei nicht so gerade, wie man es bei der Tochter von Katharina Thalbach annehmen könnte. Sie beginnt nach dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine Hospitanz als Kostümbildnerin am Schillertheater. Doch der Hang zum Schauspiel überwiegt, und bald schon feierte sie selbst große Bühnenerfolge, so auch an der Seite ihrer Mutter in „Mutter Courage“.

DERO wurde am 16. April 1970 in Wolfsburg geboren. In der Band |Oomph!|, die 1989 gegründet wurde, ist er der Mann für den Gesang, die Texte, Drums und Kompositionen. Der Weg zur Musik sah laut eigener Aussage für Dero so aus: |“Auf diversen Familienfeiern in den 70ern wurde ich ‚gezwungen‘ mit meinem Vater (Gitarrist, Sänger) alle nur erdenklichen Elvis-Songs in grauenhaftem Englisch rauf und runter zu schmettern.“|

|Die Musik:|

Secret Discovery: „Follow Me“
Seabound: The Promise
Ivory Frequency: Clock is ticking fast
Beauty of Gemina: Hunters
Digital Factor: Conspiracy (Are you real?)
Blind passengers: Forgotten years

Berliner Filmorchester und Kammerchor

Regisseur Simon Bertling und Tonmeister Christian Hagitte von |STIL| sorgten für die gute Produktion, die Musik und die Sounds; ihnen half Cornelia Schilling. Die Produzenten sind Marc Sieper von |Lübbe Audio| sowie Oliver Ihrens von Radar Media, Bochum. Das interessante Booklet-Design stammt von Kai Hoffmann.

_Vorgeschichte_

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Christian ist einer von neun Spezialschülern, den „Titanen“. So nannten sich vor 15 Jahren die Mitglieder einer Gruppe von jungen Hochbegabten, die von der Scholl-Stiftung gefördert und von ihrem Lehrmeister Dr. Volker Brandt ausgebildet wurden. Die Titanen, so Bruno, waren in der antiken Sage die Kinder von Göttern und Menschenfrauen. Die Nephilim hingegen waren die Kinder von Dämonen, die sich mit Menschenfrauen paarten: negative Titanen. Treibt hier jemand ein fieses Spiel mit den letzten Titanen?

Auf der rechten Ferse jeder Leiche findet er das gleiche Tattoo, das er selbst auch trägt: das ägyptische Ankh-Symbol, ein Henkelkreuz, das „Leben“ bedeutet. Es ist kombiniert mit dem „Auge des Horus“, das, wenn geöffnet, einen Schutzzauber darstellt. [Beide Symbole sind auf der CD selbst aufgedruckt.] Ist dieses Horus-Augen-Tattoo jedoch pupillenlos, also blind, dann handelt es sich um einen Nephilim, ein früheres, aber abtrünnig gewordenes Mitglied der „Titanen“.

Da Christian ein Waisenkind ist, das von der Industriellenfamilie Scholl aufgezogen wurde, bildet Bruno Schwab seinen Vaterersatz. Bei den Scholls lernte er Sibylle Scholl als seine Schwester kennen und machte sie zu seiner ersten Geliebten. Andrian Bloch, den er nun in seiner Heimatstadt wiedertrifft, war ebenfalls einer der „Titanen“. Die Familie Bloch ist mit den Scholls seit jeher befreundet.

Seit seiner Rückkehr sind bereits zwei der „Titanen“ umgekommen. Beide Leichen weisen eine Tätowierung an der rechten Ferse auf: das blinde Auge des ägyptischen Sonnengottes Horus, das Zeichen der Nephilim, eines Geheimordens. In den Rollenspielen der „Titanen“ war Christian stets der Gott Osiris, Sibylle die Göttin Isis und Adrian der eifersüchtige Gott Seth, der Osiris tötete. Doch wer war Horus, der Sohn des Osiris? Adrian treibt sich immer noch in der Stadt herum, als neuer Besitzer der Villa Scholl, dem Sitz der Titanen.

Dieser ägyptisch-mythologische Hintergrund könnte etwas mit dem Schicksal des Ägyptologen Prof. Jan Erik Walberg zu tun haben, der Christian anrief und treffen wollte, aber unauffindbar ist: Wurde er entführt? Als Christian mit der Journalistin Tina Müller zu Walbergs Labor fährt, findet er dort zwar eine Botschaft, wird jedoch auch mit dem Tod bedroht: durch eine Flutwelle aus dem nahen Stausee. Hat ihn jemand im Visier? Christian fühlt sich zunehmend verfolgt.

_Handlung_

Zwei Wochen sind seit den Ereignissen auf der Insel vergangen, bei denen Christian Wagner ins blutige Geschehen eingriff, woraufhin er in eine Schlägerei verwickelt wurde. Zwei Wochen hat er im Krankenhaus gelegen, doch heute soll er entlassen werden. Doch was dann? Jeder will offenbar etwas von ihm.

Die Polizistin Alexa Voss besucht ihn als Erste, doch dabei bleibt es nicht. Ihr Chef, der Hauptkommmissar, bringt eine Akte über die „Titanen“ und die mysteriösen „Nephilim“. Christian beispielsweise ist ein Titan, ein ehemaliger Musterschüler in der Obhut von Dr. Bruno Schwartz. In der Akte steht, dass vor 15 Jahren vier „Titanen“ die Leiche des Industriellen Otto Bloch exhumiert hätten. Das nennt man wohl Leichenschändung, zumindest aber Störung der Totenruhe. Die Typen auf den Fotos, die in einem Zeitungsartikel abgedruckt sind, erkennt er alle wieder. Otto Bloch war der Großvater von Christians Freund Adrian Bloch, der heute in der Villa Scholl ein Unternehmen leitet.

Als Alexas Chef sie vor die Tür ruft und dort lautstark mit ihr berät, dass sie Christian Wagner einbuchten sollten, wird es Christian etwas heiß unter der Schädeldecke. Als ein Anwalt aufkreuzt und ebenfalls lautstark bei Alexa wegen irgendetwas protestiert, ergreift jemand anderes die Gelegenheit beim Schopf: Tina, die Journalistin! Zusammen mit ihr haut Christian ab, bevor der Kommissar seine Pläne in die Tat umsetzt. Tina recherchiert Otto Blochs „mysteriösen Tod“. Um diesen aufzuklären, gruben ihn die vier Titanen damals aus.

Einem Hinweis Tinas folgend, bringt sie der Taxifahrer auf eine Brachfläche am Stadtrand. Hier findet eine Kirmes statt, überall stehen Fahrgeschäfte. Als Christian durch die Gassen stolpert, denkt er, er sehe in einem Kabinett zwei Mädels, eines splitternackt, eines im Abendkleid, und sie küssen sich. Muss wohl eine Halluzination sein, oder? Beim „Tanz der Generationen“ entdeckt er ein Orakel, an der Schießbude erlegt er einen Teddybären, und schließlich landet er auf der Geisterbahn, wo ihm zwei nette Ladys das Ohr lecken.

Draußen wartet Tina mit seinem Teddybär. Zurück zum Orakel. Aus einem Sarkophag steigt eine Frau empor und zitiert aus Goethes „Faust“. Sie will, dass er ihren Schleier lüftet … In diesem Moment hören sie die Stimme von Alexas Chef. Die Bullen sind hinter ihm her! Ein freundlicher Clown öffnet ihnen einen Wohnwagen, unter dessen Bodenklappe sie sich verstecken können. In diesem Verschlag schlagen Wogen der Erinnerungen über Christian zusammen, als er wieder erwacht, zerrt der Clown – ist es Bruno Schwartz – dem aufgeschlitzten Teddybär vier Filmrollen aus dem Leib. Der Clown gibt Christian einen Hinweis: auf ins Kino!

Hier legt Walter Zürn, den Christian noch aus der Villa Scholl kennt (Episode 4), die bewussten vier Filme ein. Nachdem Tina wegen Terminen wegmustse, schaut sich Christian die Streifen allein mit Walter an: ein Ausflug in die goldene Zeit deutscher Archäologie im Orient. Hat Nathanael Bloch wirklich das Grab des Echnaton, des Ketzerpharaos, gefunden? Christian ist fassungslos. Keine Zeitung hat je darüber berichtet – wieso nicht? Aber auf einem anderen Film ist eine Inventarliste aus dem Jahr 1912 zu sehen: Unmengen von Altertümern – wo sind sie abgeblieben?

Christian erinnert sich an das Senetspiel, das den Saalboden in der Villa Scholl bedeckt. Er spielte dabei den Osiris, den Gatten der Isis, doch wer spielte seinen Mörder Seth? Dann schießt es ihm durchs Hirn: Er selbst hütet das Geheimnis, wo Echnatons Mumie versteckt ist! Doch er hat es niemandem verraten. Wirklich?

_Mein Eindruck_

Die Serie entwickelt zwar ihre eigene Handlung und Ästhetik, doch zunehmend gewinnt die ägyptische Mythologie an Bedeutung. Die Zwischenstation zwischen der Gegenwart und der Ausgrabung der Altertümer anno 1912 bildet die Gründung der Titanen und ihrer Widersacher, der Nephilim, vor mindestens 15 bis 20 Jahren, unter der Ägide von Dr. Bruno Schwartz.

Was trug sich alles in der Villa Scholl und ihrem mysteriösen Innenleben zu? Christian Wagner, unser Held mit dem Erinnerungshandicap, foltert sein Gedächtnis, doch nur in Augenblicken extremer emotionaler Belastung bequemt sich selbiges, einen Erinnerungsbrocken auszuspucken. Es ist davon auszugehen, dass uns bis zum Schluss der Serie noch jede Menge Geheimnisse beschäftigen werden.

Immer wieder stolpert Christian über einen „hageren bleichen Typ“, den Dero, der Bandleader von |Oomph!|, spricht. Dessen Auftauchen folgt keinem erkennbaren Prinzip außer dem des Jokers im Spiel, so dass die Frage nach der Motivation zwecklos ist. Auch der Umstand, dass Christian ein Typ ist, auf den Frauen fliegen, bedarf keiner weiteren Begründung: Wer fragt denn noch, wenn ihm so lustvoll die Ohrmuschel geleckt wird?! (Dass die Ohrmuschel eine erogene Zone ist, sollte sich allmählich herumgesprochen haben.)

Ansonsten spielt das Hörspiel mit den Versatzstücken der ollen Ägypter: Echnaton und die Götter, das [Senetspiel]http://de.wikipedia.org/wiki/Senet (das nur Fachleute kennen) und natürlich das übliche Geheimbundspiel: Wenn du nicht für uns bist und zu uns gehört, dann bist du ein Verräter und gegen uns. Kein Wunder, dass sich Titanen und Nephilim gegenseitig bekämpfen. Irgendwo müssen die Leichen aus den ersten Folgen ja herkommen. Osiris war jedoch der Obergott des alten Ägypten, der Vater von Ra / Horus. Wer hat Christian diese hohe Position zugestanden bzw. zugewiesen? Ist er wirklich der Wächter der Echnatonmumie (die wirklich nie gefunden wurde)? Haben ein paar Titanen vor 15 Jahren wirklich Otto Blochs Leiche mit der Echnatonmumie verwechselt?

Fragen über Fragen, die der Beantwortung harren. Aber es kommen noch mindestens drei Hörspiele.

_Die Inszenierung_

Die Geräuschkulisse des Hörspiels ist nicht allzu realistisch. Man hört nicht jede Tasse klappern, nicht jedes Auto vorbeirauschen. Vielmehr stehen die Kommunikationsmittel im Vordergrund: Handys, Telefone, Türklingeln, fehlen nur noch Türklopfer und Megafone. Auf der Kirmes sind allenthalben entsprechende Töne und Geräusche zu hören.

Alexander Scheers raue Raucherstimme passt zum Möchtegerndetektiv à la Philip Marlowe, der nur per Zufall zum Kulturwissenschaftler geworden zu sein scheint. Sein Gegenteil, ein Ausbund an Disziplin und Pflichtbewusstsein, bildet die Rolle der Alexa Voss, gesprochen von Anne Moll (zuvor Sandra Speichert) Sie tritt in dieser Episode gleichberechtigt neben der kindlich-eifrigen Tina Müller, gesprochen von Anna Thalbach, auf.

|Die Musik|

Spätestens nach einer halben Stunde des Anhörens verhärtet sich im Zuhörer der Verdacht, dass die ganze Handlung eigentlich nur ein Vorwand ist. Nämlich der Vorwand, um möglichst viel deutsche Neo-Gothic-Musik abspielen zu können. Die oben aufgeführte Interpretenliste ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was den Zuhörer erwartet. Es verwundert nicht, dass in die Produktion des Hörspiels Firmen wie |Radar Media|, |STIL| (für die professionelle Soundproduktion) und ein Musikmagazin namens „Sonic Seducer“ eingebunden sind.

Letzteres hat sich mit einem Aufkleber auf der Hülle verewigt. |Radar Media| ist im Booklet mit einer ganzen Seite Werbung vertreten. |Radar| hat das Copyright und die Markenrechte für „Schattenreich“ inne, folglich war die Firma auch an der Produktion beteiligt. Und da es in ihrem Interesse liegt, die Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| usw. zu vermarkten, packte sie natürlich so viel Musik wie möglich auf die Silberscheibe, sei es aus dem Taxiradio, sei es auf der Kirmes.

Diese Dinge sollte man wissen, wenn man die Musikeinlagen des Hörspiels bewertet. Plötzlich wird aus der Handlung nicht das Hauptgericht, sondern lediglich die Beilage. Deshalb dröhnt unvermittelt der Leadsong „Follow me“ durch die Boxen, nachdem bereits ein Donnerschlag den Zuhörer aus seiner Bürgerruhe aufgescheucht hat. Es gibt anschließend kaum eine ruhige Minute, in der keine Musik erklingt. Hier hat |Radar Media| ganze Arbeit geleistet. Immerhin ist es nicht mehr ganz so schlimm wie auf den ersten beiden CDs, denn jetzt wird der Hauptfigur mehr musiklose Zeit zum Nachdenken gegönnt.

|Webseite|

Hinweis: Auf http://www.schattenreich.net findet man das Tagebuch einer Figur, um die es immer wieder im Hörspiel geht. Ich tippe als Autorin auf Sibylle Scholl, die angeblich beim Brand ihrer Klinik umgekommene Billie, Christians Geliebte. (Ist sie Isis?) Das Tagebuch bietet zusätzliche Hintergrundinformationen.

_Unterm Strich_

Die Reihe „Schattenreich“ wendet sich an die gleiche Zielgruppe wie die Musik-CDs, die DVDs und die TV-Produktionen (von denen ich bislang nichts gesehen habe): Gothic-Rock-Freunde, für die Musik nicht nur Unterhaltung, sondern eine Lebenshaltung und eine modische Aussage darstellt. Anstelle von Vampiren und anderem blutigem Gesocks treten aber in „Schattenreich“ nur jede Menge mystisch gestimmte Typen auf, die sich irgendwie zwielichtig aufführen. Ford Prefect würde sagen: „Weitgehend harmlos“.

Wie bei allem, was das Studio |STIL| produziert, ist das Produkt hinsichtlich Sound und Optik vom Feinsten. Immerhin erreichen das Studio und der |Lübbe|-Verlag eine neue Zielgruppe, die mit „Offenbarung 23“ nur unzureichend erreicht wird: die Gothic-Rockfans, die auf Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| und |IAMX| stehen. Diesbezüglich kann „Offenbarung 23“ glatt einpacken. Wer die Songs runterladen will, findet auf schattenreich.net den Link dorthin.

|63 Minuten auf 1 CD|
http://www.schattenreich.net
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.sonic-seducer.de
http://www.radar-net.de

Wolfgang Hohlbein – Die Chrono-Vampire (Inszenierte Lesung)

Gruß an den Papst: Rock me, Benedictus!

Dies ist der sechste Teil der Serie „Der Sohn des Hexers“. Ein riesiger Mottenschwarm belagert Andara House. Alles, was die scheinbar harmlosen Tiere berühren, zerfällt in Sekunden zu Staub. Auch Menschen. Als Robert Craven, der Sohn des Hexers Roderick Andara, das Rätsel um die Herkunft der mysteriösen Insekten zu lösen versucht, stößt er auf eine Spur, die ihn zu jemandem führt, den er bisher zu kennen glaubte: zu seinem Freund H. P. Lovecraft.

Das Hörbuch ist mit Rockmusik der Band „Andara Project“ angereichert. Es handelt sich aber nicht um ein Hörspiel. Das würde verteilte Rollen und eine Theaterdramaturgie erfordern.

Der Autor

Wolfgang Hohlbein hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden. Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Die Hörbücher aus der HEXER-Reihe:

1) Als der Meister starb
2) Auf der Spur des Hexers
3) Das Haus am Ende der Zeit
4) Tage des Wahnsinns
5) Der Seelenfresser
6) Die Chrono-Vampire
7) Das Haus des Puppenmachers

Der Sprecher und andere Mitwirkende

Jürgen Hoppe, 1938 in Görlitz geboren, ist Rundfunk- und Fernsehjournalist sowie Sprecher, Autor, Moderator und Korrespondent verschiedener Sendeanstalten. Sein facettenreiches Talent stellte er bei der Interpretation unterschiedlichster Texte unter Beweis. Er trägt eine gekürzte Romanfassung vor. Der Text wurde von Albert Böhne bearbeitet, der auch als Regisseur, Tonmeister, Produzent, Komponist und Sänger fungierte.

Der Gesang stammt u. a. von Albert Böhne, Jörg/Shorty Thimm/Reinhard Titz („Benedictus Dominus“) und Steve Whalley („The Age of Damnation“). Die Band heißt „Andara Project“. Alle Angaben sind in der Jewel-Box auf den Einlegern zu finden. Neun Musiker bilden die Band Andara Project, hinzu kommen die „betenden Mönche“. Der Autor himself spricht Intro und Outro.

Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne sind nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

Handlung

Nachdem Craven aus der öden und furchteinflößenden Welt der Großen Alten durch ein Dimensionstor – eine Standuhr – zurückgekehrt ist, entdeckt zu seinem Missvergnügen, dass sein Freund H. P. Lovecraft nicht ganz der ist, der er zu sein scheint. In dessen Jacke entdeckt er nicht einen, sondern zwei Pässe, die sich in einem wichtigen Punkt unterscheiden. Im einen wird HPLs Geburtsdatum mit 1840 angegeben, was gut zum aktuellen Datum des 11. Juni 1885 passt. Doch im anderen Pass steht ein Geburtsdatum aus dem Jahr 1890 …

Von Craven mit dem zweiten Pass konfrontiert, reagiert Howard jedoch recht ungehalten und kündigt an, auf den Kontinent reisen zu wollen, denn dort befänden sich die gesuchten Doppelgänger von Dr. Gray und seiner selbst. (Doppelgänger haben Craven in „Der Seelenfresser“ das Leben schwer gemacht.) Doch auch das Faktotum Rowlf erweist sich nicht als das, was er bisher erschien. Er berichtet Craven von einem gewissen Van der Groot, der in Arkham vorgab, Lovecraft zu sein. Dieser Mann sei Mitglied der „Bruderschaft“, die Lovecraft verfolge, weil er sie verraten habe. Nun wolle sich Lovecraft ihr stellen. Das sei natürlich Wahnsinn, denn sie würden ihn niemals am Leben lassen.

Da ertönt ein Schrei aus dem Garten. Sie stoßen auf die Leiche einer Frau, die eine entsetzte Miene im Gesicht und ein zerlumptes Kleid am Leib trägt. Von ihr schwebt etwas empor: Motten. Ein Kutscher namens Ron stellt sich vor: Er habe die Dame, Gloria Martin, hierher gefahren, denn sie wollte sich hier als Hausdame bewerben. Doch als er sie fuhr, war sie höchstens 20 Jahre alt. Und jetzt sieht sie aus wie hundert. Als Ron Craven der Hexerei zeiht, schlägt Lovecraft ihn nieder. Sie tragen dessen Körper ins Haus, doch als sie das Gleiche mit Gloria machen wollen, zerfällt sie zu Staub, und Hunderte von Motten flattern von ihren Überresten auf.

Eine der Motten setzt sich auf Rowlfs Schulter. Der Stoff seines Hausmantels wird sofort grau und zerfällt zusehends! Noch mehr Motten explodieren daraus und greifen die Menschen an. Die einzige Rettung bietet Andara House, doch die Motten, so fürchtet Craven, könnten einen Weg hinein finden. Eine verzweifelte Abwehrschlacht beginnt …

Mein Eindruck

„Du kriegst die Motten!“, dürfte sich Robert Craven zusammen mit dem Hörer denken. Und obendrein sind es höchst perfide Motten: Sie verursachen eine tödliche Beschleunigung des Zerfalls des betroffenen Objekts. Und wehe, wenn sie losgelassen! Die Herren der Motten bereiten einen Generalangriff auf London vor.

SPOILER

Später begibt sich Craven nach Amsterdam, doch dort entwickelt sich wider Erwarten eine weitere Reise durch Dimensionen. Er muss einem Großen Alten standhalten und kann nur um Haaresbreite entkommen. Er erwacht aus der Bewusstlosigkeit und als Erstes fällt sein Blick auf einen Ritter, der in die traditionelle Tracht der Templer gewandet ist.
SPOILER ENDE

Wieder einmal besteht die Handlung des Hörbuchs aus mehreren Teilen. Im Auftakt führt sich Craven wie ein Detektiv auf, dann folgt das Abenteuer mit den Motten, dann die Odyssee durch andere Welten, die von Amsterdam ihren Ausgang nimmt. Ich hatte den Eindruck, mehrere Bände der Heftromanreihe auf einmal vorgesetzt zu bekommen. Das ist in Ordnung, denn nun weiß ich, dass ich hinsichtlich deren Lektüre nichts verpasst habe. Und wer unbedingt scharf darauf ist, die Reihe selbst zu lesen, der wird nächstes Jahr mit mehreren Sammelbänden beglückt, in denen die Romane zusammengefasst erscheinen sollen. Damit dürfte Hohlbeins Wiederverwertung bei |Lübbe| hoffentlich abgeschlossen sein.

Der Sprecher und andere Mitwirkende

Der 68 Jahre alte Sprecher Jürgen Hoppe verfügt immer noch über eine durchaus kräftige Stimme, die er wirkungsvoll einzusetzen weiß. Zwar ist seine Modulationsfähigkeit nicht so ausgeprägt wie etwa bei Kerzel und Pigulla, doch die Kraft seines Ausdrucks trägt besonders bei dramatischen Stoffen zur Wirkung der Geschichte bei. Ein Horrorstoff wie „Der Seelenfresser“ mit seinen zahlreichen dramatischen Konfrontationen bietet sich hierfür geradezu an.

In eingeschränktem Maße kann er seine Stimme verstellen. Rowlf beispielsweise hat eine sehr tiefe Stimme, während die anderen alle recht normal sprechen. Eine Ausnahme bietet der Meister der Bruderschaft deVries, der sich eines salbungsvollen, hochmütigen Tons befleißigt, als er Lovecraft abkanzelt. Seine Stimmlage ist entsprechend etwas höher als die der anderen Männer.

Die Musik

Das Hörbuch weist einen erstaunlich hohen Gehalt an Musik auf. Schon der Prolog weist Hintergrundmusik auf, dann folgt in der Pause ein längeres Stück professionell produzierten Mystic oder Gothic Rocks. Später folgen auch Songs, gesungen von Steve Whalley und anderen (s. o.).

Über die Qualität von Songtexten auf Hörbüchern kann man sich streiten, so etwa über Kunzes Stück „Der weiße Rabe“ auf den Poe-Hörspielen Lübbes. Bei Böhnes englischen Texten ist jedenfalls weitaus weniger zu verstehen, worum es geht. „Age of Damnation“ ist der lange Abspannsong (Outro), und der dürfte Gothic-Rock-Fans ansprechen. „Shadowland“ finde ich recht gelungen. Der Song ist fünf Minuten lang. Recht ungewöhnlich in dieser Hexer-Reihe ist der Choral „Benedictus Dominus“. Dies ist nicht mehr der gewohnte Gitarrenrock, eher basslastiger Techno-Rhythmus. Allerdings werden die wenigen Textzeilen endlos wiederholt, bis endlich sechs Minuten geschafft sind.

Ich empfand ansonsten die häufig in den dramatischen Szenen eingesetzte Hintergrundmusik nicht als aufdringlich oder gar störend, sondern vielmehr als passend. Allerdings fragt sich manchmal der Hörer, warum er die Musikstücke mitbezahlen soll, die doch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Laufzeit ausmachen – geschätzt etwa 20 Minuten Pausenmusik und Abspann. Immerhin teilen die Songs den langen Text deutlich auf.

Unterm Strich

„Die Chrono-Vampire“ (gemeint sind die Motten) richtet sich von seiner begrenzten Originalität und seinem einfachen Stil her an ein junges Publikum, das wohl vor allem männlich sein dürfte. Frauen kommen kaum vor, und wenn, dann entweder als Engel, Dämon oder Hexe. Diese jugendfreie Version von Weiblichkeit ist sicherlich ebenso legal wie klischeebehaftet, aber das ist ja nichts Neues.

Auch deswegen fühlte ich mich in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhundert zurückversetzt, als ich Cravens Abenteuern lauschte. Damals schrieb nicht nur Lovecraft seine besten Storys, sondern auch Schriftsteller wie Edgar Rice Burroughs, der Erfinder Tarzans, und Robert E. Howard, der Erfinder des Barbaren Conan – allesamt Jungenabenteuer, die für die Serienproduktion wie geschaffen waren. Und deshalb auch heute noch aufgelegt und verfilmt werden. Heute wie damals bieten sie Ablenkung durch gefahrlos genießbare Illusionen aus einer pubertären Märchenwelt.

Innerhalb der Hexer-Hörbuch-Serie ragen „Die Chrono-Vampire““ durch eine Odyssee à la „Reise ins unbekannte Kadath“ heraus. Auf der musikalischen Seite ist erstmals ein Techno-Rhythmus zu hören, ulkigerweise zu einem Mönchsgesang mit dem Titel „Benedictus Dominus“. Ob das wohl eine verschlüsselte Grußbotschaft an den neuen Papst Benedictus XVI. ist? Rock me, Benedictus.

Der Sprecher Jürgen Hoppe macht im Zusammenspiel mit der Band ANDARA Project das Hörbuch beinahe zu einem Hörspiel, so spannend und eindrucksvoll weiß Hoppe die Szenen darzustellen. Wer also keinen hohen Ansprüche an Horrorliteratur stellt, wird mit diesem Hörbuch letzten Endes gut unterhalten werden. Es bietet eben Horror Marke Hohlbein, nicht zu wenig Erzählkunst, aber eben auch keineswegs zu viel.

194 Minuten auf 3 CDs
http://www.luebbe-audio.de

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Krebs-Macher, Die (Offenbarung 23, Folge 4)

_Bringt uns die Sonne um – oder die Sonnencreme? _

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Ein kleiner Sack mit Kaffeebohnen aus Jamaika. Hacker Tron hat ihn vor seinem Tod 1998 von seinem Urlaub mit Tatjana mitgebracht. Warum aber ist das kleine Säckchen an eine bekannte Hamburger Kosmetikfirma adressiert? Um warum sollte ein Berliner Chemiker die Sendung untersuchen? Student Georg Brand alias T-Rex wittert ein Geheimnis und nimmt die Fährte auf. Was er herausfindet, ist ebenso schändlich wie unglaublich – und bringt nicht nur ihn selbst in tödliche Gefahr … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe Webseite von LPL records). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich. Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von LPL records. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern.

Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Udo Schenk spricht den Chemiker Thomas Adams und klingt wie Kevin Spacey.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“.
Detlef Bierstedt spricht den Reporter Kai Sickmann und klingt wie George Clooney am Telefon.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex’ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Jonathan Pryce in „Fluch der Karibik“.
Lutz Riedel spricht LKA-Mann Wim Banner und klingt wie Timothy „James Bond“ Dalton.
Torsten Michaelis spricht Tupac Amaru Shakur und klingt wie Wesley Snipes.
Benjamin Völz spricht Boris F. alias „Tron“.
Tilo Schmitz spricht Herrn Brand senior und klingt wie Ving Rhames oder Michael Clarke Duncan.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“.
Helmut Krauss ist der Erzähler und klingt verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

|PROLOG|: Georg Brands Vater bekommt von einem Professor (Jan Spitzer) eine schlecht Nachricht mitgeteilt: Er habe Hautkrebs. Aber nicht irgendeinen Hautkrebs, sondern den schlimmsten – das maligne Melanom, welches meist zum Tode führt. Wie konnte es dazu kommen?

Eine Nachrichtensprecherin verliest die Meldung, dass die Zahl der Deutschen, die jährlich an Hautkrebs erkranken, rasant ansteigen werde, folge man den Prognosen der Ärzteschaft und der Forscher. Die Ursachen seien ansteigende UV-Werte, verstärkte Nutzung von Solarien und Sonnenbrand bereits im Kindesalter.

|Haupthandlung|

Potztausend! Georg Brand hat Tatjana zum Frühstück ins Hotel Adlon ausgeführt – wie er sich als Student wohl DAS leisten kann? Die Schnüffelei nach Geheimnissen scheint ja lukrativ zu sein. Als Belohnung händigt sie ihm ein stinkendes Säckchen aus. Georg stutzt. Das Säckchen ist vom verblichenen Tron – der es auf Jamaika eigenhändig geklaut hatte – und enthält den edelsten Kaffee der Welt: Jamaica Blue Mountain. Etwas seltsam findet Georg nicht nur den müffeligen Geruch, sondern auch das Etikett auf dem Säckchen. Die Adresse stammt von einem bekannten deutschen Kosmetikkonzern, der seinen Sitz in Hamburg hat.

Preisfrage: Was, zum Kuckuck, fängt ein Kosmetikhersteller mit Kaffee an? Vielleicht weiß Thomas Adams mehr, meint Tatjana. Der hat die Kaffeebohnen nämlich anno ’97 chemisch analysiert. Und rein zufällig arbeitet Adams hier in der Bundeshauptstadt, an der Freien Universität.

Adams mag es nicht, sonntags bei der Arbeit gestört zu werden. Grantig hält er Georg einen Vortrag über polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAKs genannt. Sie sind krebserregend und entstehen bei Verbrennungsvorgängen unter Luftabschluss oder Luftmangel. Aber was haben sie mit Kaffeebohnen zu tun? Jedenfalls findet es Adams außerordentlich interessant, dass es Trons Säckchen noch gibt.

Aber warum war es an die Kosmetikfirma adressiert? Sollte es dort auf die Wirkungsweise von PAKs untersucht werden? Da der Server des Konzerns völlig abgeschirmt ist, müssen T-Rex und sein Verbündeter Ian G selbst hinfahren. Mit einem simplen Trick übertölpeln sie den Pförtner, schließen sich in einen Besprechungsraum ein, loggen ihre Laptops ein und machen sich im Firmennetz auf die Suche nach Kaffeebohnendokumenten.

Bingo! Stunden später stoßen sie auf ein Rundschreiben zu einem Geheimprojekt mit dem vielsagenden Titel „Sonnenkult“. Sieh mal einer an: Unter UV-Einstrahlung verhält sich Menschenhaut wie die Bohne einer bestimmten Kaffeesorte: Jamaica Blue Mountain. Beim Öffnen und Herunterladen der Datei lösen sie jedoch einen elektronischen Alarm aus und müssen sich aus dem Staub machen. Sie können gerade noch ihre Festplatten vor den elektronischen Killern der Firma retten.

T-Rex erhält eine CD – ausgerechnet vom Landeskriminalamt Brandenburg. Dort ist man offenbar sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Na, toll! Leider kann er sich nix dafür kaufen und haut deswegen mal wieder Kai Sickmann vom Boulevardblatt an. Dem fehlen allerdings schlüssige Beweise. Also weiter. Auf der CD sind historische Hautkrebsfälle verzeichnet. Sie traten erstmals im 19. Jahrhundert auf, bei Kaminfegern, Seeleuten und Kohlearbeitern. Überall verrichteten die PAKs ihr teuflisches Werk: in geröstetem Fleisch, geröstetem Kaffee und an vielen anderen Orten, z. B. im Dieselruß.

Jetzt muss Georg nur noch die Beweiskette zwischen Hautkrebs, UV-Strahlen, PAKs und der Sonnenschutzcreme eines bestimmten Kosmetikkonzerns herstellen. Vielleicht stößt er dabei auf einen Hinweis, wieso bei seinem Vater Hautkrebs ausgelöst wurde.

Wieder einmal schaut er bei Chemikus Thomas Adams vorbei, den er mit den Hinweisen konfrontiert. Doch Adams reagiert nicht nur gewohnt ungehalten, sondern bedroht Georg sogar. Schon bald würden gewisse Herren aus Hamburg bei ihm vorbeischauen – oder besser noch: bei seinem Vater – wenn er nicht die Finger von dieser Sache lasse!

Georg braucht offenbar eine gute Lebensversicherung, und zwar schnell. Da fällt ihm auch schon jemand ein …

_Mein Eindruck_

Ich kenne den aktuellsten Stand der Forschung über PAKs und ihren Zusammenhang mit Hautkrebs und Sonnenmilch nicht. Das enthebt mich der Pflicht, den Wahrheits- oder auch nur Wahrscheinlichkeitsgehalt dieser Räuberpistole zu beurteilen, die uns Jan Gaspard auftischt. (Mal von dem Umstand abgesehen, dass ich keinen erhöhten Bedarf an Besuchen aus den Sicherheitsabteilungen gewisser Kosmetikkonzerne habe …)

|Erhöhte Komplexität|

Innerhalb der Hörspielreihe „Offenbarung 23“ behandelt diese Folge eine ungewöhnlich komplizierte Angelegenheit. Man muss zwar nicht Chemie studiert haben, um zu verstehen, was PAKs sind und was sie im menschlichen Körper anrichten können. Aber darum geht es ja nicht. Es geht um den Zusammenhang zwischen Sonnenmilch, UV-Strahlen und Hautkrebs. Die Kausalkette scheint auch dem Bundesumweltamt noch nicht ganz klar zu sein, geschweige denn dem Superschnüffler Georg Brand.

Er braucht jedenfalls eine Weile, bis er die Fakten auf die Reihe bekommt. Uns ergeht es nicht anders. Doch die Wahrheit, auf die er stößt, ist ungeheuerlich. Tron fand sie heraus, lehnte Bestechung ab – es geht schließlich um ein Milliardengeschäft mit Sonnenschutzmitteln und Kosmetika – und musste dafür wohl sterben.

|Nette Helferlein|

Etwas beunruhigend für Georg ist es natürlich, als sich herausstellt, dass er – ebenso wie Tatjana – auf Schritt und Tritt überwacht wird. Ein freundlicher Herr vom Landeskriminalamt: sein Freund und Helfer. Sein Verbündeter Ian G: sein Passwortgeber. Der Geist von Boris F: sein geistiger Leitstern. Was würde so ein Hacker wie Georg alias T-Rex nur machen, wenn er nicht solche netten Helferlein hätte?

|Ausblick|

Am Schluss gibt es noch die obligatorische Schnitzeljagd. Sie bildet den Übergang zur nächsten Folge „Das Handy-Komplott“, wenn es dann wieder heißt: „Die Wahrheit ist unsterblich“. Ob sie auch „irgendwo da draußen“ ist, muss sich erst noch herausstellen.

|Die Sprecher|

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Wesley Snipes, Ving Rhames, Johnny Depp und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hat die Hörspielserie nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen.

|Geräusche und Musik|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend.

Die Musik fungiert meist als Pausenfüller: Rapmusik, fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Elektro-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren, weil ich mit Rap nur wenig anfangen kann.

_Unterm Strich_

Obwohl die Materie diesmal relativ kompliziert ist, kann auch der in Chemie wenig vorgebildete Laie verstehen, worum es geht und wie alles zusammenhängt. Weil diese Faktenfülle beim ersten Anhören nicht vollständig aufgenommen werden kann und so Missverständnissen Vorschub leistet, sollte man sich das Hörspiel unbedingt ein zweites, vielleicht sogar ein drittes Mal zu Gemüte führen.

Wieder einmal ist die Dramaturgie auf Spannung ausgelegt und nur hin und wieder schiebt sich ein humorvoll-ironisches Intermezzo dazwischen. Wer auf die Abenteuer von Hackern steht, kommt hier jedenfalls voll auf seine Kosten. Und für die Liebe ist auch noch ein wenig Platz.

Das Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt absolut nichts daran auszusetzen – wie schade. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ansonsten etwas trivialen Handlung den Glamour des Abenteuers.

|65 Minuten auf 1 CD|

Wer hat Angst vor Norma Jeane? (Offenbarung 23, Folge 26)

Marilyn Monroe war nur ein Fake!

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Was passierte wirklich in der Nacht auf den 5. August 1962 im Haus von Norma Jeane Mortenson, die unter ihrem Künstlernamen Marilyn Monroe zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts wurde? Viele Indizien deuten auf Mord, findet der Berliner Hacker Georg Brand – alias T-Rex – bei seinen Nachforschungen heraus. Doch waren es wirklich die Kennedys, die hier eine kompromittierende Zeugin beseitigen wollten? Oder war es jemand ganz anderes, der den Kennedys den Tod des Filmstars zu seinem eigenen Nutzen in die Schuhe schieben wollte? Wer nur konnte diese ebenso schöne wie blitzgescheite Frau nicht am Leben lassen?

Wer hat Angst vor Norma Jeane? (Offenbarung 23, Folge 26) weiterlesen

Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Titanic darf nie ankommen, Die (Offenbarung 23, Folge 3)

_Rätsel hoch 2: Wer versenkte die |Titanic|?_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Hat der Hacker Tron in geheimen Unterlagen der Versicherungsgesellschaft |Lloyd’s| brisante, aber unterschlagene Fakten zum Untergang der „Titanic“ gefunden? Hacker T-Rex nimmt die Spur auf und entdeckt Unglaubliches: Liegt am Ende gar nicht die „Titanic“ auf dem Grund des Atlantiks, sondern ihr havariertes Schwesterschiff „Olympic“, das „entsorgt“ werden sollte? Wer machte Profit beim Untergang des Luxusliners? Aber wie lässt man einen Ozeanriesen todsicher an einem Eisberg zerschellen? (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln (siehe Webseite von LPL records). Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich. Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern.

Andy Matern wird von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Detlef Bierstedt spricht den Reporter Kai Sickmann und klingt wie George Clooney am Telefon.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex’ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. bzw. Adam Sandler.
Till Hagen spricht Ian G. und klingt wie Jonathan Pryce in „Fluch der Karibik“.
Lutz Riedel spricht LKA-Mann Wim Banner und klingt wie Timothy „James Bond“ Dalton.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“.
Benjamin Völz spricht Boris F. alias „Tron“.
Tilo Schmitz spricht den Ausguck der „Titanic“ und klingt wie Ving Rhames oder Michael Clarke Duncan.
Simon Jäger spricht Jay Owen Philipps.
Helmut Krauss ist der Erzähler und klingt verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

|PROLOG|: Mit mächtigen Rauschen fährt ein Ozeanriese vorüber. Dreimal darf man raten, welcher. Man hört von den unteren Decks der 3. Klasse irische Volksmusik herüberwehen. Da schreit der Ausguck: „Eisberg voraus!“ Metall kreischt, als es aufgerissen wird. Der Funker funkt, was die Morsetaste hergibt: „Save our souls!“ Und noch mehr. Viel mehr …

Es ist der 14. April 1912, und die Radionachrichtensprecherin (Dagmar Berghoff) gibt bekannt {auch wenn der Rundfunk erst ab 1920 langsam entwickelt wurde, Anm. d. Ed.}, dass sich 2322 Seelen an Bord des sinkenden Schiffes befänden und dass drei Schiffe, darunter die „Oceanic“, dem havarierten Schiff zu Hilfe eilen würden. Sie kommen leider etwas zu spät.

|Haupthandlung|

Samtag, 23:29: Georg Brand alias T-Rex sichtet zusammen mit seinem Kumpel Kai Schmittke den Mailaustausch zwischen Tron und Tupac aus dem Jahr 1997. Es geht um die „Titanic“, die bei der Versicherungsgesellschaft |Lloyd’s| in London versichert war. Tron stellte die Frage: Sollte die Identität der „Titanic“ vertuscht werden? Warum und wozu?

Vielleicht kann Tatjana Junk einen Hinweis liefern. Sie liegt in der Berliner Charité und T-Rex bewundert ihre sexy Antithrombosestrümpfe. Vielleicht auch etwas anderes. Jedenfalls weiß sie, dass Tron ein geheimes Raubvideo hatte, das Robert Ballard, der Entdecker des [Titanic-Wracks, 1094 heimlich bei der Vorpremiere von Camerons Film anno 1997 aufgenommen hat. Tron stellte es ins Netz, und der Download von 190 Minuten Video dauert ewig. Doch die Datei ist sauber – seltsam.

Vielleicht bringt der Zentralrechner von |Lloyd’s| mehr. Ian G, der die elektronischen Hinterlassenschaften von Tron verwaltet, gibt T-Rex das Passwort, aber nicht daheim geht ein Hacker online, sondern im Internet-Café. Na, so ein Zufall: Der Nebensitzer interessiert sich penetrant fürs T-Rex’ Einbruch in den |Lloyd’s|-Rechner. Und er ist ebenfalls drin! Gestatten: Jay Owen Philipps aus London, Student in Berlin und – welch’ Zufall – sein Opa war in den Skandal um den Untergang der Titanic verwickelt. Und des Opas Bruder war der Funker, der auf der Titanic sein letztes Morsezeichen absetzte …

Jay gibt ein paar Ungereimtheiten zum Besten, dass T-Rex die Spucke wegbleibt. So war etwa die Versicherungspolice für die nagelneue Titanic ebenso hoch wie für ihr havariertes Schwesterschiff, die Olympic. Doch den Schaden der Olympic bezahlte die Versicherung nicht, und die Reederei |White Star Line| musste selbst blechen. Was lag also näher, als die ebenfalls luxuriös ausgestattete Olympic als Titanic zu tarnen und quasi zu versenken, um mit der Versicherungssumme, immerhin eine Million Pfund, also hundert Mio. Dollar, den großen Reibach zu machen?

Das Problem ist nur: Wie stellt man es an, dass ein Ozeanriese mit Volldampf in ein gefährliches Eisbergfeld rauscht und dann auch noch zielsicher einen solchen rammt? Es gibt eine Methode, und sie ist einfach genial.

Um aber festzustellen, ob die Schiffe wirklich vertauscht wurden, erweist sich das Video als hilfreich. Denn Robert Ballard handelte offenbar im Auftrag von |Lloyd’s| und prüfte als allererstes die Bauteilenummern des Schiffes, das er auf dem Grund des Atlantiks vorfand.

Für Zahlen hat Nolo aber rein gar nichts übrig, als sie den Film anschaut, sondern nur, wie schön Leonardo DiCaprio im Film stirbt: „Muss Liebe schön sein!“ Die beiden Jungs, Georg und Kim, stöhnen unisono auf.

_Mein Eindruck_

Ist es natürlich, dass sich ein Hacker in ein Internet-Café setzt, um in einen Großrechner einzubrechen? Das will mir nicht ganz einleuchten, vor allem, wenn er dabei seinen eigenen Laptop benutzt. Noch einen Tick seltsamer ist es dann, wenn sich sein Nebensitzer (oder Hintermann oder was auch immer) als genau der optimale Stichwortgeber hinsichtlich eben dieses Großrechners und seiner Inhalte entpuppt.

Das kann natürlich kein Zufall sein, schon klar, und Jay Owen Philipps ist ja auch extra auf Georg Brand angesetzt worden. Aber es gibt ja auch Methoden, den Kontakt etwas diskreter herzustellen als am Tatort eines Verbrechens.

Da sind mir die Szenen mit der kessen Tatjana Junk doch wesentlich lieber. Sie trägt doch einiges zur Erschließung des Geheimnisses bei, indem sie das Raubvideo erwähnt. Zweitens scheint T-Rex, der einsame Reiter der Datenautobahn, endlich eine ebenso schlaue Gefährtin zu bekommen. Dass sie das Herz auf dem rechten Fleck hat, bewies sie bereits in den Folgen 1 und 2 und jetzt noch einmal während der Vorführung des „Titanic“-Films.

Das Geheimnis, das den Untergang der Titanic bis heute umgibt – es gibt dazu eine Reihe von Webseiten – erweist sich auch für T-Rex als schier unergründlich. Es gibt wie immer zahlreiche Verdächtige, eine Unmenge Hinweise auf Ungereimtheiten und folglich eine ganze Reihe von Verbindungen zwischen Verdächtigen und Fakten, die den Verdacht auf eine oder mehrere Verschwörungen nahe legen. Darauf bereitet den Hörer bereits einer der Prologe vor: „Die Wahrheit ist unsterblich“, aber offenbar gibt es jede Menge Geheimniskrämer, die sie uns vorenthalten wollen.

|Santa Paranoia|

Denn dies ist die Triebfeder aller Verschwörungstheorien: Vertraue niemandem und gib dich niemals mit dem bisschen zufrieden, das man dir offiziell aushändigt. Denn nichts ist so, wie es zunächst scheint. Und wenn man dir beweist, dass es keine Verschwörung gibt, dann ist das genau der Beweis, der noch nötig war, um zu erklären, wie raffiniert die Verschwörung doch ist und wie hoch sie reicht. Dass du paranoid bist, heißt ja noch nicht, dass sie nicht hinter dir her sind …

|Die Offenbarung der Seifenoper|

Nun ja, auch der Hacker kann schließlich eine Seifenoper genießen, nur darf es um Himmels willen nicht die „Lindenstraße“ sein, wo sich seine Phantasie austobt, sondern mindestens die Datenautobahn. Das höchste Mysterium in dieser Welt ist der Code. Je besser und kniffliger der Code, desto wertvoller das Geheimnis, das er hütet. T-Rex’ Suche gleicht der Queste nach dem Heiligen Gral: Je mehr Codes er knackt, desto höher die (erhoffte) Ebene der Erkenntnis.

Doch wo liegt die höchste Ebene? Ist das letzte Code-Wort bei Gott, wie uns der Evangelist Johannes in seiner „Offenbarung“ weismachen wollte? Oder ist der höchste Code bei Tron? Das zumindest will uns die „Offenbarung 23“ weismachen. Und jeder, der den Film „23“ gesehen hat, kann natürlich sofort etwas mit diesem Titel anfangen.

|Die Sprecher|

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Wesley Snipes, Ving Rhames, Johnny Depp und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hat die Hörspielserie nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen. Diesmal gibt es auch einen Schuss Romantik, als sich Georg offensichtlich nicht nur in Tatjanas Beine verliebt.

|Geräusche und Musik|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend.

Die Musik fungiert meist als ein Pausenfüller: Rapmusik, fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, und schließlich etwas wie Elektro-Rock. Mir gefielen mehr die Gitarren, weil ich mit Rap nur wenig anfangen kann.

_Unterm Strich_

Seit dem Mega-Erfolg von James Camerons „Titanic“-Film (dazu dürfte es wohl keine Fortsetzung geben …) ist das tragische Schicksal des Ozeanriesen im Bewusstsein eines jeden Kinogängers verankert. Aber war dieses Schicksal wirklich so tragisch? „Offenbarung 23“ legt uns nahe, dass die Eisbergkollision mit voller Absicht geschah. Wer dahinter steckt, wird haarklein auseinander klamüsert, und wer dabei ein klein wenig den Überblick verliert, muss die Geschichte eben noch einmal hören.

Ein Lichtblick ist jedoch, dass das im Hörspiel agierende Personal sehr eng begrenzt ist: etwa eine Handvoll Leute, die etwas Wesentliches zu sagen haben. Es gibt zwar eine Fülle von Fakten und Vermutungen, aber es wird immer wieder die Frage gestellt, was das im Endeffekt zu besagen hat. Sehr gut finde ich, dass T-Rex die Sache nicht am Ende auf sich beruhen lässt, sondern dass jemand – er selbst oder ein Kontakt – einem Geologen in den USA eine E-Mail mit dem entscheidenden Hinweis schickt. Ein Ende der Ermittlungen ist also vorerst nicht abzusehen – zugunsten der Wahrheit.

Das Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt absolut nichts daran auszusetzen – wie schade. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ansonsten etwas trivialen Handlung den Glamour des Abenteuers.

|65 Minuten auf 1 CD|

John Sinclair – Die lebende Legende (Teil 1 von 2, Folge 134)

Die Handlung:

Ein geheimnisvoller Unbekannter hatte Suko und mir im Kampf gegen die Ghoul-Sippe Semec das Leben gerettet. Wir wollten mehr über den Fremden erfahren und luden ihn zu einem Gespräch in den Yard ein. Ein Gespräch, das unser Leben verändern sollte, denn unser Retter war niemand Geringeres als Yakup Yalcinkaya – der Todfeind des Ninja-Dämons Shimada! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des Romans mit der Nummer 330 gemacht, der erstmalig am 29. Oktober 1984 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war.

John Sinclair – Die lebende Legende (Teil 1 von 2, Folge 134) weiterlesen

Hohlbein, Wolfgang / Weick, Kathrin – Der Todesstoß (Die Chronik der Unsterblichen, Lesung von Band 3)

_Täuschend: der Werwolf mit der Tarnkappe_

Transsylvanien im 15. Jahrhundert. Als der unsterbliche Vampir Andrej Delany eine junge Zigeunerin vor dem Scheiterhaufen bewahrt, ahnt er nicht, dass diese Begegnung sein Leben verändern wird. Alessa ist eine Unsterbliche wie er selbst, doch sie leidet an einer mysteriösen Krankheit. Fassungslos muss Andrej wenig später ihren Tod beklagen, nahm er doch bislang an, Wesen seiner Art könnten nur durch eine Gewalttat steben. Gemeinsam mit Abu Dun, seinem nubischen Gefährten, macht er sich auf die Suche, um mehr über die Herkunft des Mädchens – und damit auch über seine eigene – zu erfahren. Doch was er dabei erfährt, ist nicht unbedingt das, was er zu erfahren hoffte …

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zwölf Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

|Die Chronik der Unsterblichen| umfasst zahlreiche Bände:

1) Am Abgrund (1999)
2) Der Vampyr (2000)
3) Der Todesstoß (2001)
4) Der Untergang (2002)
5) Die Wiederkehr (2003)
6) Die Blutgräfin (2004)
7) Der Gejagte (2004)
8) Die Verfluchten (2005)
9) Das Dämonenschiff (2007)
10) Blutkrieg (2007)
11) Göttersterben (2008)
12) Glut und Asche (2009)

[„Am Abgrund“ 4848 (inszenierte Lesung)
[„Am Abgrund“ 891 (Autorenlesung)
[„Am Abgrund“ 1566 (Graphic Novel)
[„Der Vampyr“ 5883 (inszenierte Lesung)
[„Der Gejagte“ 972
[„Die Verfluchten“ 2006

Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Kevin von Locksley“ 4593 (Hörbuch)
[„Kevins Reise“ 5082 (Hörbuch)
[„Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge“ 5482 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Der Sohn des Hexers“ 4898 (Der Hexer von Salem 7)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Sprecher & Produktion_

Dietmar Wunder ist Theaterschauspieler und Synchronsprecher. Bekannt ist er als deutsche Stimme u. a. von Adam Sandler, Cuba Gooding jr. sowie von Daniel Craig in dem James-Bond-Film „Casino Royale“.

Regie führte Kathrin Weick, die Aufnahme leitete Tobis Barthel. Die musikalischen Motive für die Hintergrundmusik trugen Andy Matern, Dennis Kassel & Dicky Hank bei.

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde „Der Cthulhu-Mythos“ zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Vorgeschichte_

Band 1: Andrej Delany, ein Ausgestoßener, reitet ziellos durchs Land, nachdem er Frau, Mutter und Stiefvater verloren hat. Wie ein Magnet zieht ihn sein Heimatdorf Borsa an, wo sein Sohn Marius lebt. Doch dort erwartet ihn ein grauenvoller Anblick. Im Wehrturm stapeln sich die Leichen der Hälfte der Dorfbewohner, darunter auch die seines Sohnes. Der Rest wurde offenbar verschleppt. Doch von wem? Das kann ihm der junge Frederic erzählen, ein entfernter Verwandter Andreijs. Gemeinsam beschließen sie, die Verfolgung der Gefangenen aufzunehmen, um sie zu befreien. Doch sie stoßen auf einen schier übermächtigen Feind …

Band 2: Delany und Frederic verschlägt es auf das Segelschiff des Piraten und Sklavenhändlers Abu Dun. Eigentlich möchten sie dort ihre Verwandten aus dem Borsa-Tal befreien. Doch als der Inquisitor Domenicus auftaucht und den Befehl gibt, die „Hexen“ zu verbrennen, bleibt Andrej nichts anderes übrig, als sich mit Abu Dun zusammenzutun. Eine weise Entscheidung, denn kurze Zeit später treffen die Verbündeten auf eine finstere Macht, die nur ein Ziel kennt: das Geheimnis von Andrej und Frederic zu ergründen – und für ihre Zwecke zu missbrauchen: Vlad Tepes, genannt „Der Pfähler“ – und „Dracul“ …

_Handlung_

Zehn Jahre lang haben Delany und sein nubischer Freund Abu Dun nach Andrejs Freundin Maria gesucht, die außerhalb der Burg von Vlad Tepes entführt worden war. Doch sie konnten sie nicht finden. Als sie eines Tages von einem Hügel herab auf ein Dorf in Transsylvanien blicken, sehen sie, wie zwei Scheiterhaufen brennen, auf denen Menschen stehen. Als ein gellender Schrei von einer der Frauen erschallt, erkennt Andrej, dass es sich um eine von seiner Art handelt, um eine Unsterbliche. Es ist völlig klar für ihn, dass er sie retten muss.

Nachdem sie dies getan haben, erfahren sie von einem Gefangenen, dass der Priester das Mädchen und seinesgleichen für die schlechten Ernten verantwortlich gemacht hat. Und als dann auch noch ihre Wunde viel schneller heilte als normal, war klar, dass sie des Teufels sein musste. Andrej schlägt den Mann bewusstlos und bringt das Mädchen an einen See, um es zu waschen. Doch es ist traumatisiert und muss erst zur Besinnung gebracht werden.

Alessa, die ihre Familie verloren hat, sagt, sie sei erst durch ein Fieber zu einer Unsterblichen geworden. Eine heilige Frau namens Anka, die Puuri Dan des Zigeunervolkes, riet Alessa, ihr Geheimnis zu bewahren, doch der Zufall verriet sie. Zuletzt habe sie Anka in Bayern gesehen, unweit der Grenze zu Österreich. Als Andrej am nächsten Morgen entdeckt, dass Alessa gestorben ist, trauert er und reitet weiter. Abu Dun errät schnell, wohin Andrej will: nach Bayern, zur Puuri Dan. Aber das sei ja genauso, als wolle man eine Nadel im Heuhaufen suchen, wendet Abu Dun ein, doch er lässt seinen Freund nicht im Stich.

|Bayern|

Die Reise nach Bayern dauert fünf Wochen und ihr Geld geht zur Neige. Als sie ein Dorf in einem engen Tal, das in der Nähe des Gebirges liegt, erblicken, beschließen sie, hier zu übernachten. Der erste und einzige Mensch, den sie zu Gesicht bekommen, ist Pater Ludowig vor der Kirche. Er ist sehr misstrauisch. Aber ein Mann namens Birger begrüßt sie wesentlich freundlicher und lädt sie in sein Haus ein. Er warnt sie vor den Ungeheuern in den Wäldern rings um Trentklamm. Nach einem Abendessen mit den Bürgern und einem nächtlichen Zwischenfall mit Pater Ludowig macht ihnen Birger ein ungewöhnliches Angebot.

Dafür, dass er ihnen einen Abkürzung durch die Wälder zeigt, sollen sie seine Tochter aus dem Kerker der Klosterfestung befreien. Sie wurde ihm vor zwei Jahren geraubt, als die Klosterbrüder und die Soldaten des Landgrafen das Dorf überfielen. Seine Frau töteten sie damals, doch er rächte sich nicht, denn das hätte nur zu weiteren Angriffen geführt. Abu Dun erkennt, dass ihnen Birger nicht die volle Wahrheit sagt. Doch Andrej sagt Birger Hilfe zu.

Im tiefen Wald werden sie von einer bösartigen Kreatur angegriffen, die halb Mensch, halb Wolf zu sein scheint. Andrej wird schwer verletzt und musst mit seinen Vampirsinnen ausgreifen, um den Geist des Werwolfs zu bezwingen. Dabei dringt dessen hasserfüllte Seele in ihn ein. Fortan schlummert ein Blutdurst in ihm, der ihn möglicherweise bei Vollmond übermannen wird. Birger ist fassungslos angesichts der Geschwindigkleit, mit der Andrejs Wunden heilen.

Obwohl Delany geschwächt ist, überwinden sie die Wachen der Festung und dringen bis zum Verlies vor, wo sie Birgers Tochter nackt und angekettet finden. Sie fällt ihn Ohnmacht und lässt sich leicht davontragen, doch auf dem Weg nach draußen gibt es ein Problem: Ein weiterer Wächter findet leblos daliegende Wachen und schlägt Alarm. Drei Soldaten können sie überwinden und Abu Dun schlägt einen jungen Ordensbruder bewusstlos. Aber die Übermacht ist zu groß. Während der riesige Nubier ihm Rückendeckung gibt, gelingt es Andrej, mit Birgers Tochter zu entkommen.

Doch Birger erweist sich alles andere als dankbar. In seinen Augen brennt ein teuflischer Hass, sobald er seine Tochter in Händen hält. Und sein Spießgeselle zückt einen Dolch. Andrej verspürt einen höllischen Schmerz im Rücken und bricht zusammen. Als er wieder erwacht, liegt er in einem Bett in der Klosterfestung, neben dem jungen Klosterbruder. Pater Tobias hat ebenfalls ein verlockendes Angebot für ihn …

_Mein Eindruck_

Dies ist also wieder mal ein Werwolf-Roman von Wolfgang Hohlbein, dem Verwerter sämtlicher Mythen, Sagen und Legenden, von denen man im deutschen Sprachraum je gehört hat. (Täusche ich mich, oder hat er noch keinen Roman über Rübezahl geschrieben?) So mancher Leser und Hörer dürfte gespannt darauf sein, wie sich Hohlbein einen Werwolf vorstellt.

Immerhin hat er sich etwas Neues einfallen lassen: Diese Kreatur ist eine hybride Mischung aus Mensch und Wolf und von etwas undefiniertem Dritten. Folglich braucht diese Kreatur auch keine Verwandlung, die sie bei Vollmond schicksalhaft überkommt. Vielmehr sorgt ein mysteriöses Fieber dafür, dass aus dem Untoten ein Werwolf wird. Im Finale wächst einem solchermaßen Infizierten sichtbar ein Fell.

Der Werwolf ist jedoch alles andere als eine schöne Kreatur, ganz im Gegenteil: klapperdürr und unterernährt, aber zuweilen mit riesigen Kräften ausgestattet, die selbst einem Vampir wie Andrej zu schaffen machen. Auch die Gier nach dem roten Lebenssaft ist ein Merkmal des Wesens, und bei Vollmond verstärkt sich diese Gier noch einmal bis zur Besinnungslosigkeit. Alle diese Phänomene werden – zumindest im Hörbuch – in keiner Weise erklärt, was nicht gerade zu ihrer Glaubhaftigkeit beiträgt. Langatmige Spekulationen hätte ich aber als langweilig abgelehnt.

Der besondere Dreh der vorliegenden Handlung, der Andrej und Abu Dun überrascht, liegt nun darin, dass es ein Angehöriger der katholischen Kirche ist, der die Werwölfe erschafft und für seine Zwecke einsetzt, um das Land zu terrorisieren. Der perfide Trick, den sich der Autor einfallen ließ, ist die scheinbare Aufgeklärtheit dieses Mannes, der in Nürnberg medizinische Studien angestellt hat, u. a. zur Anatomie. Das war im 16. Jahrhundert keineswegs selbstverständlich. Er mit dem Protestantismus (nach 1525) wurden solche Studien kirchlicherseits erleichtert.

Der Kirchenmann ruft durch das Auftreten der Werwölfe den Auftritt der Inquisition herbei. Allein schon die Drohung mit dieser Folterinstitution macht Andrej beklommen, denn er weiß aus eigener Anschauung (aus Band eins), was ein Inquisitor anrichten kann. Das Wissen um das baldige Erscheinen des Inquisitors erhöht unterschwellig die Spannung im Leser und Hörer – und natürlich auch den Zeitdruck auf Andrej und seinen Gefährten. So ein Inquisitor wird von einer Abteilung Soldaten begleitet, welche die als Feind deklarierten Ungläubigen oder Teufelsbündler unbarmherzig niedermachen. In der Kirche von Trentklamm sind fast einhundert Bürger eingesperrt, deren Leben auf dem Spiel steht: Sind sie mit dem Teufel im Bund, verkappte Werwölfe oder doch unschuldig?

Deshalb bekommt der Showdown Andrejs mit dem Inquisitor und dem Werwolf-Mönch einen tieferen Sinn. Es ist keine Auseinandersetzung um ihrer selbst willen oder um herauszufinden, wer der Stärkste ist, sondern es geht darum, das Land vor dem Verderben und dem Untergang zu retten. Interessanterweise gibt es innerhalb der Kirche drei Fraktionen: den abtrünnigen Werwolf-Mönch, seinen weiterhin gläubigen Vater, der sich als Untoter zum Werwolf wandelt, und schließlich der Inquisitor, der eigentlich über beide zu richten hätte. Doch Martius, der Inquisitor, wird nach Strich und Faden manipuliert, bis er so verwirrt ist, dass er den eigentlichen Angriff nicht kommen sieht.

Andrej mischt sich nur insofern ein, als er auf der Seite der Bürger steht, die unschuldig sind. Seine moralische Position verändert sich jedoch nicht, weil schon die Kleriker für die ganze Auseinandersetzung sorgen, die bis zum Ende ausgespielt werden muss. Als endlich klar ist, wer der Verräter ist, kann der eigentliche Kampf beginnen, und erst dann wirft sich Andrej ins Gefecht. Der Ausgang ist alles andere als vorgezeichnet, sondern offen. Es bleibt somit spannend bis zum Schluss.

|Der Sprecher|

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe von |Lübbe Audio| öfter auftaucht. Die Ergänzung durch Musik und Hintergrundgeräusche ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

Dietmar Wunder verfügt über eine erstaunlich flexible Stimme, die es ihm erlaubt, verschiedene Figuren auf unterscheidbare Weise zu charakterisieren. Während Andreij das männliche „Normalmaß“ als tiefe Tonlage aufweist, spricht Abu Dun, der riesige Nubier, auch mit einer viel tieferen Stimme. Und der Nubier zieht Andrejs Entscheidungen mehr als einmal ironisch und sarkastisch in Zweifel. Er ist uns auf Anhieb sympathisch.

Ziemlich schön fand ich, dass der Sprecher auch die Situationen gekonnt gestaltet. Wenn jemand besoffen, ist, na, dann lallt und nuschelt die Figur eben. Wenn er oder sie bestürzt ist, dann ruft er oder sie, und wenn jemand in Rage gebracht worden, dann brüllt derjenige sein Gegenüber entsprechend an. Alles in allem garantiert der Sprecher damit eine ziemlich mitreißende Handlung, die keinen Zuhörer kaltlässt.

|Geräusche|

Viele Geräusche sind zu hören, aber alle nur sehr gedämpft im Hintergrund, sei es nun das Knurren und Kläffen von Hunden, Flammenprasseln, Menschengeschrei, Schwerterklirren oder dergleichen. Es finden ja zahlreiche Kämpfe statt. Dieses zurückhaltende Gestaltungsprinzip gilt für alle Geräusche, insbesondere für die Kämpfe. Man darf sich also keinen Film-Sound darunter vorstellen.

|Musik|

Die Musik tut ebenfalls wenig, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Je nachdem, ob es auf Dramatik oder Ruhe ankommt, ist der Rhythmus schnell oder langsam. Des Weiteren gibt es diverse Soundeffekte, so etwa ziemlich tiefe Bässe. Auch eine heiter-mystische Musik habe ich vernommen, die mir doch recht bekannt vorkam: Sie stammt aus dem Hörbuch „Der Wunschkrieg 1 – Dschinnland“ von Kai Meyer.

_Unterm Strich_

„Der Todesstoß“ bietet eine durchgängig actionreich und spannend aufgebaute Handlung, die in regelmäßigen Abständen eine Actionszene vorzuweisen hat, die mit dem langen Finale in der Kirche von Trentklamm ihren würdigen Abschluss findet. Das sorgt für gute Unterhaltung, doch habe ich eine Liebesszene stark vermisst. Das einzige Mädchen, das vorkommt, ist schon bald wieder im Jenseits.

Die Story an sich ist allerdings nicht gerade neu, doch gibt es ein paar Aspekte, die der Autor hinzugefügt hat, die den Leser und Hörer in die Irre führen. Die Überraschung gelingt daher umso besser und wirkungsvoller. Als Andrej erkennt, dass er zwar alle Antworten auf der Hand liegen hat, um das Puzzle zusammenzusetzen, fehlt ihm allerdings der richtige Blickwinkel, um die Einzelteile zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen. Er müsste seinen Blickwinkel um 180 Grad drehen, und das ist nicht ganz einfach.

|Das Hörbuch|

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die ziemlich actionreiche Handlung wirklich Spaß macht und den Hörer mit Action, Mystery und Romantik unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

|Als Buch 2001 bei Egmont
259 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3878-8|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wellenreiter.la
http://www.hohlbein.net