Schlagwort-Archive: Marsprojekt

Andreas Eschbach – Die schlafenden Hüter (Das Marsprojekt 05)

Explosiver Showdown: krönender Abschluss

Arianna, Ronny, Carl und Elinn – alle zwischen 13 und 15 Jahren alt – sind als erste Kinder auf dem Mars geboren worden und aufgewachsen. Doch im Jahr 2086 sollen sie gemeinsam mit anderen Marssiedlern zur Erde zurückkehren, weil machthungrige Politiker behaupten, das Marsprojekt sei gescheitert. Die Vorbereitung zur Stilllegung der Forschungsstation laufen bereits auf Hochtouren – aber die vier Jugendlichen sind fest entschlossen, auf dem Roten Planeten zu bleiben. Besonders Elinn, die aus medizinischen Gründen auf der Erde nicht überleben könnte. Sie büchsen aus und kommen einem verborgenen Geheimnis des Planeten auf die Spur.

Band 5: Viel ist geschehen seit der Entdeckung der blauen Türme und der schlafenden Außerirdischen. Doch was als hoffnungsfrohe Rettung des Marsprojektes begann, droht nun der ganzen Welt zum Verhängnis zu werden. Denn die Zeichen mehren sich: Auch auf der Erde haben die Aliens, die Carl in den gläsernen Höhlen entdeckte, ihre Spuren hinterlassen. Noch schlafen die Fremden, aber was ist, wenn sie erwachen? Sind sie Freund oder Feind? Mutig stellen sich die Marskinder dieser Frage und machen dabei eine große Entdeckung…
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Andreas Eschbach – Die steinernen Schatten (Das Marsprojekt 04)

Spannendes Mars-Abenteuer: Verhängnis am Löwenkopf

Arianna, Ronny, Carl und Elinn – alle zwischen 13 und 15 Jahren alt – sind als erste Kinder auf dem Mars geboren worden und aufgewachsen. Doch im Jahr 2086 sollen sie gemeinsam mit anderen Marssiedlern zur Erde zurückkehren, weil machthungrige Politiker behaupten, das Marsprojekt sei gescheitert. Die Vorbereitung zur Stilllegung der Forschungsstation laufen bereits auf Hochtouren – aber die vier Jugendlichen sind fest entschlossen, auf dem Roten Planeten zu bleiben. Besonders Elinn, die aus medizinischen Gründen auf der Erde nicht überleben könnte. Sie büchsen aus und kommen einem verborgenen Geheimnis des Planeten auf die Spur.

Band 4: Während die eingetroffenen Forscher noch über den Zweck der blauen Türme grübeln, machen sich die Marskinder daran, ihr Geheimnis zu lüften. Was niemand weiß: Die Kinder halten den Schlüssel zu einer anderen Welt in der Hand. Ein kleiner Schritt, die Passage öffnet sich, und Elinn, Carl und Urs finden sich auf dem geheimnisvollen Planeten wieder. Doch dann wird ihnen jäh der Rückweg abgeschnitten. Auf sich allein gestellt, schlagen sie sich auf dem unbekannten Planeten durch, als die Geschichte eine unerwartete Wendung nimmt…
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Andreas Eschbach – Die gläsernen Höhlen (Das Marsprojekt 3)

Marsbewohner: eine epochale Entdeckung

Arianna, Ronny, Carl und Elinn – alle zwischen 13 und 15 Jahren alt – sind als erste Kinder auf dem Mars geboren worden und aufgewachsen. Doch im Jahr 2086 sollen sie gemeinsam mit anderen Marssiedlern zur Erde zurückkehren, weil machthungrige Politiker behaupten, das Marsprojekt sei gescheitert. Die Vorbereitung zur Stilllegung der Forschungsstation laufen bereits auf Hochtouren – aber die vier Jugendlichen sind fest entschlossen, auf dem Roten Planeten zu bleiben. Besonders Elinn, die aus medizinischen Gründen auf der Erde nicht überleben könnte. Sie büchsen aus und kommen einem verborgenen Geheimnis des Planeten auf die Spur.

Band 2: Seit ihrer Entdeckung der blauen Türme ist der Mars in aller Munde. Wer hat die Türme erbaut und wozu? Wissenschaftler und Journalisten reisen an, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Die Marssiedlung wächst rasant, doch mit den Raumschiffen von der Erde kommen nicht nur Freunde des Marsprojekts. Ein Saboteur treibt sein Unwesen, um die Forschungsarbeiten zum Stillstand zu bringen und den Abbruch des Projekts herbeizuführen. Doch die vier Freunde kommen ihm auf die Schliche – und erhalten Hilfe von unerwarteter Seite…

Band 3: Eine Expedition wird losgeschickt, und Carl ist mit an Bord. Seine Freunde versuchen unterdessen, den Inschriften auf den mysteriösen Steinen ihr Geheimnis zu entlocken. Die Expedition entdeckt neue rätselhafte Bauwerke! In der Riesenschlucht der Valles Marineris stoßen sie auf Höhlen, deren Eingänge mit dickem Glas verschlossen sind. Plötzlich verschwindet Carl so spurlos wie Jahre zuvor sein Vater…
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Andreas Eschbach – Black*Out (Lesung)

Nun ist es endlich soweit. Nach dem „Marsprojekt“ gewährt Andreas Eschbach seinem Geist und seiner Schöpfungskraft einen neuen Ausflug in die Sciencefiction, ein Bereich, den er weitgehend seinen Jugendromanen überlässt. So kündigt sich auch „Black*Out“ als Erster mehrerer Teile an, deren vordergründige Zielgruppe Jugendliche sind. Doch wissen wir nicht alle, dass Eschbachs erwachsene Leser vor seinen vermeintlichen Jugendromanen keinen Halt machen?

Chris, Serenity und ihr Bruder sind in der Wüste Nevadas auf der Flucht. Vor wem, ist den beiden Geschwistern noch nicht richtig klar, doch spätestens, als sie von Militärhubschraubern verfolgt und beschossen werden, nehmen sie Chris‘ Paranoia ernst. Serenitys Vater, der Aussteiger Jeremiah Jones, wird neuerdings ebenfalls von der Regierung verfolgt und für Attentate und Terroranschläge verantwortlich gemacht. Chris behauptet, ihm helfen zu können und bittet die Geschwister deshalb, mit ihm die vagabundierende Gruppe um Jones zu finden. Denn bei Jones, das ist Chris‘ persönlicher Anreiz, befindet sich ein alter Bekannter seiner Familie:

Als Neurologe und Neurochirurg besitzt er die Fähigkeiten, die Christopher braucht, um ein unheimliches Geheimnis und gefährliche Bürde loszuwerden. Ihm wurde ein Chip implantiert, mit dessen Hilfe ihm eine direkte Verbindung ins Internet möglich ist. Der Haken: Alle Träger dieser Chips bilden einen geistigen Verbund, in Folge dessen sie ihre Individualität verlieren und absolut gleichgeschaltet werden – ihre Gedanken sind kohärent wie das Licht eines Lasers, ihr gemeinsames Ziel ist – alles. Und nur Christopher ist durch einen Defekt in der Lage, seinen Chip zu deaktivieren. Er kennt die Kohärenz, wie sich die gleichgeschalteten Menschen nennen. Er ist eine Gefahr für ihr Ziel. Er ist der Sohn eines ihrer Entwickler. Und er soll zurückgeholt werden …

Das Hörbuch ist natürlich eine gekürzte „autorisierte Lesefassung“. Das Manko bei diesen Produkten ist natürlich, dass tiefer gehende Erklärungen und Zusammenhänge oft dem Rotstift zum Opfer fallen und so in manchen Details nach dem Hören weiterer Erklärungsbedarf besteht. Das führte bereits zu Fehlinterpretationen oder auch schlechteren Beurteilungen, als einem Roman angemessen und würdig wäre. Im vorliegenden Fall ist dieser Mangel zu vernachlässigen, denn es wurde eine gute Balance geschaffen zwischen erzählerischem Tempo und nötigen Erklärungen, so dass die Spannung und der innovative Wert der Geschichte erhalten bleiben.

Die letzten Jahre kristallisieren sich immer stärker zu Jahren der medienbezogenen utopischen Literatur, und die Steigerung ist noch nicht abgeschlossen. Denken wir an Autoren wie Cory Doctorow oder Charles Stross, treffen wir auf abgefahrene Abhandlungen – nein, Erzählungen – über Weiterentwicklungen der Medientechnik, des Internets und der Breitbandverbindungen. Gefahren werden aufgezeigt, Möglichkeiten beschworen und dem Trend gefolgt, denn die Apps und Blogs und Plattformen für Handy und Co. bleiben kaum hinter den Utopien zurück.

Griff Eschbach letztens das Thema der computerbasierten Manipulation sehr ernsthaft auf, beschäftigt er sich im vorliegenden Roman zwar noch beängstigender, dennoch aber sehr utopisch, mit den Gefahren, die aus überbordender Vernetzung erwachsen könnten. Direkte Vernetzung von Gehirnen mit dem Internet über implantierte Chips sind doch trotz aller beschworener Schrecken echte Sciencefiction und rufen deshalb neben dem wohligen Schauer das beruhigende Gefühl hervor, davon noch weit entfernt zu sein. Gleichwohl spielt Eschbach auf diese Art kritisch mit dem Problem der Beeinflussung und Gleichschaltung von Gesellschaften. Noch leistet bei uns die Werbeindustrie die Arbeit, die bei Eschbach unumgänglich durch Kohärenz erledigt wird.

Genug der Interpretationen, widmen wir uns lieber den greifbaren Aspekten der Erzählung. Die Charakterentwicklung ist typischerweise bei Eschbach gut nachvollziehbar. So bleibt auch nicht verwunderlich, dass ein junger Mann, der stets allein und mit seinem Genie einsam vor seinen Problemen stand, seinen Plan zwar mit Hilfe von Anderen ausführen will, die wahren Details aber für sich behält. Dass er dabei für seine Helfer eine andere glaubhafte Geschichte inszeniert und sie damit ebenso verkackeiert wie seine Gegner, zeigt nur deutlich, dass er sich weiterhin als Einzelgänger betrachtet.

Die Gefahrenentwicklung für die anderen Beteiligten erleichtert Chris natürlich die Überzeugungsarbeit, um sie für sich zu gewinnen. So bedingen alle Geschehnisse einander und führen zu logischen Konflikten, denen sich die Protagonisten dynamisch nähern und – angewiesen aufeinander – gemeinsam zu Lösen versuchen. Es rennt also nicht ein Teenager durch Amerika und überzeugt ein paar Erwachsene von seinen Ideen, sondern die Ereignisse reißen alle mit in ihren Strudel und sorgen für gegenseitige Abhängigkeit, was die gesamte Geschichte glaubwürdig macht.

Da es sich offenbar um den Start eines Mehrteilers handelt, verbleiben ein paar lose Fäden und offene Fragen in der Geschichte. So das Rätsel um die von der Kohärenz unbemerkt vorgenommene Manipulation an Christophers Chip: Ist er also doch kein Einzelfall? Gibt es noch andere Möglichkeiten, sich von der Masse der Gehirne abzukapseln? Die Gefahr ist alles andere als gebannt, der Überraschungseffekt ist dahin und die Kohärenz wird mit jedem Tag stärker – eine gute Ausgangsbasis für weitere spannende Geschichten.

Ein Wort zum Sprecher: Stefan Kaminski, der seine Fähigkeiten selbst als „Stimmen-Morphing“ bezeichnet, trifft bei jedem Auftritt einer Figur deren Stimme in gleicher Weise, wie er sie einführte. Er liefert eine ausgezeichnete Leistung und ein Hörbuch, bei dem es Spaß macht, zuzuhören.

Ein neuer jugendlicher Eschbach, der weit näher vorstellbar ist als die Vorgänger zum Marsprojekt und neben gefährlichen Visionen auch die Hoffnung für die Zukunft nicht aus den Augen verliert. Und das Wichtigste: Spannende Unterhaltung für Jedermann!

6 Audio-CDs mit ca. 406 Minuten Laufzeit
Gelesen von Stefan Kaminski
ISBN 13 978-3-401-26062-4

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Andreas Eschbach – Ein König für Deutschland

Das ist Timing! Ende September 2009 stehen in Deutschland die Bundestagswahlen an, und auf den einschlägigen Seiten wurde Andreas Eschbachs neuer Roman für den 15. September angekündigt. Ein Roman, der mit eschbachtypischem Charisma ein heikles Thema, das aktueller nicht sein könnte, packt und die Dinge beim Namen nennt: Computer wurden zur Datenmanipulation erfunden! Also öffnen Wahlcomputer der Wahlmanipulation unschuldig grinsend alle Tore!

Andreas Eschbach, auf dessen Homepage man nicht nur Informationen zu seinen Veröffentlichungen und Lesereisen findet, sondern auch viel interessanten und schön aufbereiteten Stoff zum Leben und zur Arbeit eines Schriftstellers, verblüfft immer wieder mit seinen Romanen, die ein ihm wichtiges Thema umfassend behandeln und dabei in ihrer Qualität als Unterhaltungsmedium stets allen Ansprüchen gerecht werden. Wen interessiert schon eine wissenschaftliche Abhandlung über die Möglichkeiten, über Wahlcomputer den Ausgang einer Wahl zu manipulieren? Um wie viel spannender ist dagegen ein Roman zu diesem Thema, noch dazu von einem erzählerischen Genie wie Eschbach!

In seinem Roman »Eine Billion Dollar« nutzte er die Seitenzahlen, um die Größenordnung dieser Summe deutlich zu machen. »Ein König für Deutschland« heute ist ein Roman, dessen Stichhaltigkeit der Autor mit ausführlichen Fußnoten und Quellenangaben belegt. Wen also nur die erzählte Geschichte interessiert, den stören keine hemmenden Fakten – doch jeder hat die Möglichkeit, die als Tatsachen dargestellten Unstimmigkeiten bei Wahlen und andere Hintergründe nachzulesen und zu überprüfen.

Der Roman

Der Deutsche Simon König, ehrbarer Gymnasialprofessor und Historiker, erlebte auf einer Amerikareise einen Fehltritt mit einer Amerikanerin, wodurch seine Ehe in die Brüche ging. Das Ergebnis der Verbindung ist der Sohn Vincent Merrit, Programmierass und Schöpfer einer Software samt Benutzerhandbuch zur Manipulation von Wahlcomputern. Durch Konflikte mit mafiaähnlichen Gruppierungen und politischen Lobbyisten ist Vincent gezwungen, sein Programm zu verstecken: Er sendet es dem Vater nach Deutschland, der in der Folge in Kontakt mit dem Chaos Computer Club tritt und zur Offenbarung der Manipulierbarkeit von Wahlcomputern eben dieses Programm nutzt, um sich zum König wählen zu lassen. Der Reiz der plötzlichen Möglichkeiten ist auch auf diesen bodenständigen und intelligenten Simon König sehr groß …

Kritik

Vincent Merrit wird als Programmierer dargestellt, wie ihn sich Eschbach als ehemaliger Softwareentwickler vorstellt: bleich, hager, selbstbewusst, Pizza essend und Cola trinkend, ohne dauerhafte Beziehung außer zu seinen Rechnern. Und davon hat er eine ganze Menge, richtet in seinem Haus einen Server- und Arbeitsraum mit zig Rechnern ein und lebt kaum in der »realen« Welt. Er erfüllt also einige der gängigen Klischees über seine Zunft, allerdings auf überwiegend positive Art. Denn er bewegt sich ebenso wie im Netz auch im »real life« souverän – sieht man von seinen Reibungspunkten mit dem Gesetz ab. Ein perfekter Macher. »Ein Präsidentenmacher«.

Simon König ist der Inbegriff der Bodenständigkeit. Lehrer mit idealistischen Vorstellungen, aber von der Realität gefangen und eigentlich zufrieden mit seinem Leben – abgesehen von dem Desaster seiner Ehe durch den Seitensprung in Amerika. Über Diskussionen mit seinem Freund und Kollegen Bernd erfährt man seine Ideen zur Verbesserung der Bildung und Gesamtsituation in Deutschland, außerdem erfährt er durch ein zufällig entdecktes Spiel, wie langfristig eine Besserung der Verhältnisse bewirkt werden kann (dabei ist nicht klar, ob diese Deutung auf Eschbachs Ideengut zurückzuführen ist oder das Spiel tatsächlich zu diesen Ergebnissen führt). König ist also der perfekte Weltverbesserer.

Im Chaos Computer Club findet sich eine Organisation zur Durchführung aller möglichen Manipulationsmaßnahmen jeglicher Größenordnung, um auf Missstände – gerade im Bereich Sicherheit – aufmerksam zu machen. Diese Verbündeten stehen für die Durchführbarkeit des Planes, computergestützte Wahlen zu sabotieren – die perfekten Revolutionäre.

Der Mafiaabkömmling Zantini ist als Zauberer ein Profi der Täuschung und Manipulation. Ihm die Rolle des finanziellen Nutznießers zu geben, schließt endlich den Kreis der perfekten »Mitarbeiter« an diesem Projekt. Trotz der Schwierigkeiten, die Eschbach der Manipulation zugesteht, traut man den Trick diesem gewieften Zauberer durchaus zu. Und anhand seiner Charakterisierung ist auch nachvollziehbar, wie er moralisch angelegt ist, um mit Wahlbetrug zu Reichtum kommen zu wollen.

Die kaum erkennbaren Hintergrundorganisationen, die eigentlichen Auftraggeber und direkten Interessenten am Programm werden entweder durch Parteiabgeordnete oder klischeebehaftete »Agenten« mit Kurzhaarschnitt und Namen wie Smith und Miller dargestellt. Sie symbolisieren das Interesse oder auch den Einfluss von Lobbyisten, Parteien und staatlichen Organisationen an einem sicher vorhersagbaren Wahlergebnis.

Insgesamt also eine Topbesetzung, in der man jedem Darsteller seine Handlungen abkauft: technisch einwandfrei entwickelte Charaktere mit dem Vorteil, dass man ihnen ihre Perfektion während der Geschichte nicht ansieht. Es ist wie in einem Film, in dem man nicht einen Sean Bean über schneebedeckte Gipfel wandern sieht, sondern voller Sorge auf die lederbehandschuhte Hand blickt und denkt: Boromir, gib den Ring zurück!

Fazit

Der Roman gleicht in Stil und Aufbau sowie in der Sprache keinem anderen aus Eschbachs Fabrik und zeugt damit erneut von den Fähigkeiten des Autors, sich nicht zu wiederholen und jeden Roman auf andere, neue und immer wieder spannende Art zu verfassen. Und wenn man das Buch zuklappt, hinterlässt es abgesehen von dem Gefühl, grandios unterhalten worden zu sein, den Wunsch und die Hoffnung, niemals zu Abstimmungen oder gar Wahlen an Computern gezwungen zu sein, und ein endgültiges Einsehen bei den Verantwortlichen, diesen unzweckmäßigen Einsatz von Computern zu unterbinden.

491 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-7857-2374-6

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Andreas Eschbach – Die schlafenden Hüter (Das Marsprojekt 5)

Dies ist das Ende einer Geschichte – und der Anfang einer hoffnungsvollen Zukunft für die Marssiedler. Seit das Mädchen Ellin auf dem Mars von einem unerklärlichen Leuchten auf Artefakte aufmerksam gemacht wurde, die sich schließlich als Schlüssel zu einer alten außerirdischen Station entpuppten, ist viel passiert. Ariana hat sich verliebt, Ellin, Carl und Urs sind durch einen der »Blauen Türme« auf die Erde gelangt und nun mit dem Milliardär und Erfinder des Fusionsreaktors unterwegs zurück zum Mars. Eine radikale Organisation, die »Heimwärtsbewegung«, schreckt selbst vor brutalen Anschlägen und Überfällen nicht zurück, um das Raumfahrtprogramm und vor allem das Marsprojekt zu stoppen.

Die Ereignisse und Interessengruppen bewegen sich in diesem Roman auf einen Höhepunkt zu, in dem das große Finale der Romanquintologie statt finden soll. Die Außerirdischen erwachen. Außerirdische! Bis zum vierten Band waren sie wenig mehr als Hirngespinste der kleinen Ellin, die sich von ihnen gerufen fühlte. Im vierten Band gibt es erstmals echte Beweise für ihre Existenz, und im finalen Roman erwachen sie. Der Titel legt nahe, dass alles gut ausgeht. Dem Leser wird ab einem gewissen Alter auffallen, dass die Gefahren für die Aliens und die Türme erstens nur ein schriftstellerischer Trick sind, der Spannung erzeugt und die Handlung bereichert, und zweitens für die Lösung des Knotens nötig sind, damit die Menschen wieder ungestört den Mars besiedeln können und nicht Hunderttausend heuschreckenähnliche Aliens auf der Plaza ihre Fiesta feiern. Den Wesen wird ein Ausweg geboten, den Menschen ihre technische Überlegenheit demonstriert und dadurch zu neuer Einheit und gemeinsamer Stärke verholfen. Das große Abenteuer für die Marskinder geht zu Ende, sie werden langsam erwachsen.

Andreas Eschbach steht inzwischen für extrem gute Unterhaltung. Jeder kann ihn lesen oder hören, ohne Kopfschmerzen zu bekommen, und trotzdem behandelt er bewegende Themen und geht auch ins Detail dabei. Man kann ihn auf verschiedene Weise lesen: Eine in eine packende Story verpackte mahnende Erinnerung an die Zukunft, einen Einblick in unbekannte Bereiche unserer Gesellschaft, einfach als entspannende und spannende Lektüre, als eine Studie genialer Stilentwicklung und meisterhafter Sprachgestaltung, und so weiter.

Die Leser der ersten Stunde wissen gerade seine Science-Fiction zu schätzen, und genau dadurch ist Andreas Eschbach ins Rampenlicht getreten. Zu ihrem Leidwesen verlagerte sich Eschbachs Schwerpunkt recht schnell – raus aus der Schublade, möglichst weit weg von Aliens, Raumschiffen und Laserkanonen. Der Qualität seiner Bücher tut das keinen Abbruch und die Allgemeinheit gewann ein begeisterndes Talent. Natürlich bleibt der SF-Fan trotzdem am Ball, immer auf der Suche nach dem Hauch von Eschbachs Visionen, der bisher jedem seiner Romane anhaftet. Außerdem: einmal Eschbach, immer Eschbach! Seine Schinken sind einfach gut.

Mit dem »Marsprojekt« tröstete Eschbach seine Leser über die SF-freie Durststrecke der »Erwachsenen-Bücher« hinweg und nutzte das Medium der Jugendromane für die Utopie. Die ist jedoch mit dem vorliegenden fünften Band der Reihe abgeschlossen. Und was jetzt? Erwartet uns eine düstere Zukunft ohne Eschbach’sche Zukunftsvisionen?

Auch beim »Marsprojekt« bewahrheitet sich die Erkenntnis über Fortsetzungen erfolgreicher Geschichten: War der erste Roman – später subtituliert mit »Das ferne Leuchten« – ein typischer, nicht zu übertreffender Wurf aus seiner Ideenkiste voll Charisma, sind die Fortsetzungen »nur noch« gute Unterhaltung und kreative Storyentwicklung, lassen aber dieses Eigenleben eines überragenden Romans vermissen. Mit »Die Schlafenden Hüter« hat Andreas Eschbach einen würdigen Abschluss des Abenteuers geschrieben und dabei ein echtes Ende geschaffen, eine dem Erzählten angemessene endgültige Situation. Zurück bleibt der Wunsch nach einem Roman ohne vorhersagbare Wendungen und mit diesem Offenbarungsgefühl, dem Erahnen großer Zusammenhänge und der Bedeutungslosigkeit des Menschen. Eschbach for SF, und wenn’s nur hin und wieder ist!

361 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-401-06061-3

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Andreas Eschbach – Die steinernen Schatten (Das Marsprojekt 4)

In nicht allzu ferner Zukunft existiert auf dem Mars eine Siedlung, die Menschen haben eine Art Weltregierung und sind bis zum Asteroidengürtel im Sonnensystem vorgedrungen. In der Marssiedlung gibt es sogar Kinder, die weltbekannten Marskinder, die gerade zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden. Seit Neuestem gibt es ein fünftes Kind: Urs, den Sohn des Siedlungsverwalters Pigrato, gerade frisch von der Erde eingetroffen.

Die Kinder entdeckten unter anderem gigantische Blaue Türme, Artefakte außerirdischer Besucher oder Bewohner des Mars, die der menschlichen Technik bislang unzugänglich bleiben. Doch seit der eine Turm durchsichtig geworden ist und das Bild einer fremden Umgebung zeigt, hat sich die Situation geändert. Scheinbar stellt er eine Passage auf einen fremden Planeten dar und gilt damit als potenzielle Gefahr, da die Außerirdischen durchaus feindlich gesinnt sein könnten. Zumal die Passage bisher nur Carl, dem Ältesten der Marskinder, von einem anderen Marsbereich her möglich war.

Was die Erwachsenen noch nicht wissen, ist, dass inzwischen neue Artefakte aufgetaucht sind. Diese anfangs von Carls jüngerer Schwester Ellin gefundenen »Steine« tragen mittlerweile die Namen der Marskinder Urs, Carl und Ellin, während Arianas Artefakt bei der ersten Berührung zerbröselte. Ronny, der Jüngste der Marssiedler, hat bislang noch kein Artefakt mit seinem Namen entdeckt, dafür gibt es eines für »Curly«. Wer sich dahinter verbirgt, ist bisher unbekannt. Und was die Erwachsenen daher auch nicht wissen, ist, dass diese Artefakte demjenigen, dessen Namen sie tragen, die Passage durch die blauen Türme gestatten. Und natürlich treiben widrige Umstände die Kinder durch dieses Tor, das sich anschließend schließt und den Rückweg verwehrt …

Eschbachs Marsprojekt geht langsam in die finale Phase. Mit diesem vierten liegt der vorletzte Band um die Marssiedlung und ihre Kinder vor. Kinder: Ein teilweise unglücklicher Begriff, wenn man die Zielgruppe im gleichen Alter sucht wie das der jüngsten Marsbewohner. Carl, Ariana und Urs sind inzwischen »beziehungsreif« und damit in einem Alter, in dem man ungern als Kind bezeichnet wird. Für die Welt des Marsprojekts ist es jedoch ein gewachsener Begriff, dem die Betroffenen langsam entwachsen.

Die Spannung steigt. War im ersten Band noch gar nicht von Außerirdischen auszugehen, entwickelte sich über die nächsten Romane die Gewissheit ihrer Anwesenheit, so dass die Marssiedlung zwar noch eine extrapolierte Möglichkeit darstellt, mit dem Verlauf ihrer Geschichte inzwischen aber deutlich fantastische Züge angenommen hat. Wir stellen uns jetzt die Fragen: Wer sind die Aliens, woher kommen sie? Warum kennen sie die Marskinder, und warum gerade jene, die zur Zeit des verschollenen Vaters von Carl schon bekannt waren? Wer ist Curly? Vielleicht der Spitzname für Ellins Mutter. Ellin selbst hat einen Moment lang den vollen Durchblick, doch reißt ihr gedachter Faden im Chaos ihrer Atemnot und verschwindet wieder in die Tiefe ihres Unterbewusstseins. Schade, oder zum Glück, denn so kommen wir in den Genuss des finalen Bandes dieser spannenden Serie.

Streckenweise fragt man sich, ob Eschbach wirklich für die hypothetische Zielgruppe der Teenager schreibt oder ob nicht in Wahrheit seine Fans die Zielgruppe sind. Er verschweigt keineswegs physikalische Zusammenhänge, sondern holt sie auf ein allgemein verständliches Niveau herab, lässt die Kinder als DAU agieren und benutzt Professoren, Präsidenten oder einfach Erwachsene als Decoder für die wissenschaftlichen Erklärungen. Aber Ronny ist etwa 13. Ob all dies für einen hypothetischen Dreizehnjährigen auch verständlich ist, ist schwer einzuschätzen. Wahrscheinlich muss in diesem Fall einfach nur die Geschichte fesseln und fließen, und das tut sie.

Bleibt als Abschluss
nur zu sagen, dass »Die steinernen Schatten« eine schöne, spannende, flüssig und flott zu lesende wunderbar leichte Unterhaltung ist, die hoffentlich auch den Teenies gefällt – warte auf das nächste Jahr zum Finale!

gebunden, 347 Seiten
Originalausgabe

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Andreas Eschbach – Die gläsernen Höhlen (Das Marsprojekt 3)

Bei Erscheinen von Andreas Eschbachs erstem Jugendroman „Das Marsprojekt“ hätte noch niemand erwartet, dass er daraus eine spannende Serie entwickeln würde. Die Geschichte um die Marskinder nimmt an Faszination zu, je mehr Geheimnisse der Mars freigibt.

Das Marsprojekt geht weiter!

Im vorliegenden dritten Band der fünfteilig geplanten Serie stößt man auf weitere Artefakte, kleine, scheinbar aus geschmolzenem Sand bestehende Scheiben, die nun aber mit Namen versehen sind. Die Kinder behalten ihre Entdeckung vorläufig für sich, zumal bisher nur ihre Namen erscheinen.

Carl nimmt an einer Expedition teil, die sich um den Ursprung der geheimnisvollen untermarsischen Röhrengangsysteme kümmern will. Er ist den Wissenschaftlern als Marsgeborener eine Hilfe bei der Beurteilung der Wegsamkeit ihrer Route. Schließlich entdecken sie eine gigantische Ruinenlandschaft, die ebenfalls, gleich den blauen Türmen, unter einem von oben undurchdringlichen Tarnfeld liegt. Ein Sandsturm, der durch illegale Aktivitäten der anderen Kinder nicht rechtzeitig bemerkt wird, trennt Carl vom Team und treibt ihn zu einem überhängenden Felsen. Überraschend entdeckt er dort eine Trennwand aus demselben glasartigen Material, aus dem die Türme bestehen. Ein (Wind?-)Stoß drückt ihn dagegen – und hindurch! Die beschrifteten Artefakte entpuppen sich als Schlüssel zu den fremden Bereichen. Carl macht die umwälzendste Entdeckung des Jahrtausends: In einer dieser Höhlen liegen konservierte Aliens …

Neben der eigentlichen Handlung beschäftigt Andreas Eschbach sich auch mit den zwischenmenschlichen Beziehungen, die einen Jugendlichen interessieren könnten, wie die Gefühle von Ariana und Urs zueinander, der Weg bis zum gegenseitigen Eingestehen, erste Küsse etc.

Die Geschichte ist spannend erzählt, allerdings war das Auftauchen wirklicher außerirdischer Wesen sehr überraschend. Hinterlassenschaften, Roboter, Welten … alles fügt sich zusammen, aber die Wesen selbst kommen unerwartet.

Carl, der durch Urs‘ Auftauchen etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, bekommt wieder mehr Gewicht durch seine Teilnahme an der Expedition. Er entdeckt die gläsernen Höhlen und einen Sinn in den Artefakten, er entdeckt die fremden Wesen und betritt als Erster ihren Bereich, und er erlebt als Erster den Transfer zwischen weit entfernten Orten ohne Zeitverlust. Dafür kommt Ronny, der Jüngste der Gruppe, wieder etwas zu kurz, aber so bekommt jeder der Romane seinen schwerpunktmäßigen Charakter.

Die Beschreibungen von physikalischen, technischen und astronomischen Details gelingt Eschbach auf jugendfreundliche und interessante Weise, und auch für Erwachsene bieten sie Hintergrundinformationen genug, um den Roman realistisch zu gestalten. Eschbach bewegt sich weitgehend im vorstellbaren Bereich, auch wenn bestimmte Dinge wie Kernfusionsreaktoren noch echte Wunschträume sind. Für die plötzlich im 21. Jahrhundert erfolgte Einigung der Menschheit durch einen Umschwung im Denken liefert er einen mysteriösen, im Bezug auf die Science-Fiction-Geschichte aber glaubwürdigen oder zumindest interessanten Erklärungsansatz: Ist der Einfluss von Außerirdischen, die die Menschen auf einen Kontakt mit sich vorbereiten wollen, wirklich auszuschließen?

Insgesamt greift Eschbach viele, auch alte Themen der SF auf und verarbeitet sie in jugendfreundlicher und aktueller Form. Damit legt er bei seiner Zielgruppe den Grundstock eines SF-Verständnisses, quasi als Einstieg in die großartigen Tiefen des Genres. Und dass er dabei auch gute Geschichten erzählen kann, dürfte bekannt sein. Etwas Besseres kann man sich kaum wünschen.

gebunden, 324 Seiten
Originalausgabe

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Andreas Eschbach – Die seltene Gabe

Als Science-Fiction-Leser kommt man ja kaum an paranormal begabten Wesen vorbei, seien sie nun als „positive Mutanten“ oder als natürlich begabt beschrieben. Oft trifft man auch auf Außerirdische, die mit Gedankenkraft Dinge bewegen oder Gedanken lesen können. Prominentes und aktuelles Beispiel sind die Yedi und Sith der Star-Wars-Saga, wobei hier diese Fähigkeiten seit Episode I leider etwas entmystifiziert wurden.

In „Die seltene Gabe“ nimmt sich Andreas Eschbach dieses Themas an, indem ein junges Mädchen der heutigen Zeit eine Erfahrung der besonderen Art macht: Sie trifft im urlaubsleeren Haus ihrer Eltern auf einen jugendlichen Einbrecher, der scheinbar von der ganzen Polizei der Stadt gesucht wird. Und dabei ist er ganz normal – bis auf seine unglaubliche Fähigkeit. Er bezeichnet sich als Telekinet, der parawissenschaftliche Ausdruck für jemanden, der Materie kraft seines Willens bewegen kann. Und er ist auf der Flucht vor französischen Militärwissenschaftlern, die ihre Forschungen an ihm betreiben wollen. Ein Fluchtweg bietet sich: Mit Marie als Geisel und mit verändertem Aussehen geht es an den Streifen vorbei, die bisher nach nur einer Person fahnden. Aber um die Ecke steht ein alter Bekannter: ein Telepath, der die Polizei mit seiner Gedankenleserkraft unterstützt!

Informationen zu Andreas Eschbach finden sich auf seiner Seite http://www.andreaseschbach.de/

Man wird langsam an die Probleme, die diese Andersartigkeit hervorruft, herangeführt; Eschbach versucht nicht, in einem kompakten Abschnitt alles zu erklären. So versteht mit uns als Leser auch die Ich-Erzählerin Marie erst durch ihre Erlebnisse, was den Jungen Armand eigentlich zum Außenseiter macht und wie er damit klarkommt. Gleichzeitig hegt das Mädchen geheime Sympathien für ihn, die durch „ihre“ Erzählung auf den Leser übertragen werden – Eschbach bearbeitet so eine Seite des Themas „Xenophobie“, ohne dass die Botschaft, tiefgründig zu verstehen und nicht vorschnell zu urteilen, plakativ ins Bewusstsein gedrängt wird. Vordergründig erzählt er eine spannende Geschichte, eine Verfolgungsjagd aus der Sicht der jugendlichen Verfolgten und von den zwischenmenschlichen Spannungen, die sich aufbauen, eskalieren – und schließlich zusammenschweißen.

Der Erzählton ist sehr überzeugend, hier erzählt eine etwa Siebenzehnjährige von einem unglaublichen Erlebnis, aber die potenziellen Leser sind schon etwas älter als diejenigen des „Marsprojekts“. Die dortigen wirklich sehr leichten Andeutungen zwischengeschlechtlicher Beziehungen beispielsweise beschränken sich auf Begebenheiten wie das Treffen Gleichaltriger; im vorliegenden Roman wird Eschbach schon konkreter, ohne ins Detail zu gehen. Im Endeffekt wird der Leser auch im Unklaren gelassen, ob die beiden nun „was hatten“ oder nicht. Mit Maries Worten: Das geht uns überhaupt nichts an!

Bei einer Verfolgungsjagd darf natürlich nicht nur die Polizei mitspielen, sondern entsprechend der Wichtigkeit und bisherigen Geheimhaltung der „seltenen Gabe“ ziehen die Geheimdienste in Wirklichkeit die Fäden. Erstaunlich ist, dass Marie im Gegensatz zu gängigen Klischees nicht bei Strafandrohung verboten wird, von ihren Erlebnissen zu erzählen, im Gegenteil: Der deutsche Agent meint dazu nur, dass ihr niemand glauben wird. Würde ihr jemand glauben, in unserer beweissüchtigen Gesellschaft? Sicherlich gäbe es ein paar Astrologen und derartige Gruppen, die sich durch so einen Bericht bestätigt sehen würden. Aber Eschbach hat Recht, wenn er behauptet, man würde es als Fantasie abtun oder als Kunststück à la David Copperfield bewundern. Schade, dass nicht mehr Raum bleibt für unbekannte Phänomene.

Zum Schluss

… bleibt noch das Fazit: Ich würde das Buch sogar für den Deutschunterricht vorschlagen, denn Eschbach ist ein Phänomen der heutigen Unterhaltungsliteratur und diese Erzählung bietet zugleich spannende Unterhaltung und Ansatzpunkte für gesellschaftskritische Diskussionen. Aber bezüglich Deutschunterricht habe ich nichts zu sagen, also lege ich das Buch einfach jedem als Lektüre ans Herz.

Andreas Eschbach – Das Marsprojekt

Carl und Elinn Faggan, Ronald Penderton und Ariana DeJones sind die einzigen Kinder der Marssiedlung. Sie sind ein eingespieltes Team, wenn es darum geht, der künstlichen Intelligenz AI-20 kleine Streiche zu spielen oder ihre Geheimnisse vor den Erwachsenen zu bewahren. Die kleine Siedlung von gut zweihundert Mitgliedern ist annähernd unabhängig von der Erde, nur gewisse Impfstoffe und Medikamente müssen regelmäßig eingeflogen werden. Die „Marskinder“ gelten auf der Erde als Berühmtheiten, auf dem Mars sind sie normale Kinder, die den Verwaltern von der Erde tierisch auf die Nerven gehen. Aber das ist nicht der Grund, warum die Siedlung geschlossen und damit die Erforschung des Mars beendet werden soll. Der Verwalter will unbedingt auf die Erde zurück, und dazu ist ihm jedes Mittel recht – auch wenn es so drastische Maßnahmen wie die Schließung der Siedlung sind. Er benutzt eine mächtige politische Strömung der Erde für seinen Antrag und argumentiert mit den laufenden Kosten der Siedlung. Nach einer Milchmädchenrechnung würde die Erdregierung fünf Milliarden Verrechnungspunkte sparen, und das ist in der momentanen Situation Grund genug, dem Antrag zu entsprechen.

Die Nachricht schlägt unter den Siedlern ein wie eine Bombe, doch die Kinder trifft es am härtesten. Sie haben die Erde nie erlebt, der Mars ist ihre Heimat. Und das Schlimmste: Unter der niedrigen Schwerkraft des Mars hat ein unbehandelter Geburtsdefekt an Elinns Lunge zu einer neuen Entwicklung geführt, wonach das Mädchen auf der Erde nicht mehr lebensfähig ist. Trotzdem soll die Schließung der Siedlung mit allen Mitteln durchgesetzt werden, und nur den Marskindern bietet sich eine winzige Chance, die Sache noch umzubiegen. Außerdem sind da noch die merkwürdigen Artefakte, bisher nur von Elinn gefunden, die daher fest an Marsianer glaubt …

Andreas Eschbach wurde 1959 in Ulm geboren, studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik, arbeitete als Softwareentwickler und gründete eine kleine EDV-Firma, ehe er sich ganz dem Schreiben widmete. 2001 erschien im Arena-Verlag mit „Das Marsprojekt“ sein erstes Jugendbuch. Durch Bestseller wie „Das Jesus-Video“, „Quest“ oder „Eine Billion Dollar“ bekannt geworden, erhielt er nun die Gelegenheit, zum Marsprojekt Fortsetzungen zu schreiben. Im März 2005 erschien mit „Das Marsprojekt – Die blauen Türme“ der zweite Band der Reihe.

Offensichtlich kann Eschbach auch Jugendromane schreiben, denn dass „Das Marsprojekt“ einer ist, erkennt man auf den ersten Seiten, als Elinn in Todesgefahr gerät und die künstliche Intelligenz des Stützpunkts „AI-20“ als erstes ihren Bruder verständigt, ehe sie auf seine Anweisung richtig Alarm schlägt. Die Kinder stehen im Vordergrund, werden im Zweifelsfall von der KI unterstützt und gegen die Erwachsenen verteidigt – was Eschbach so erklärt, dass eine künstliche Intelligenz durch ihre Lernfähigkeit einige Eigenarten entwickeln kann, wenn man sie nicht regelmäßig neu kalibriert. Und das wurde bei AI-20 seit der Installation nicht getan. Uns fällt natürlich sofort die Bezeichnung „AI“ für eine KI auf – Artificial Intelligence. Ob sich hinter der 20 mehr verbirgt, bleibt ungewiss.

Die Kinder sind so charakterisiert, dass sich junge Leser schnell mit ihnen identifizieren können, jedes hat eigene Fähigkeiten und Eigenarten. Der jüngste von ihnen, Ronny, scheint ständig mit Flugsimulatoren zu spielen und meint, fast jedes fliegende Objekt der Menschheit steuern zu können. Später stellt sich heraus, dass diese Simulatoren jene Programme sind, mit denen auch die Astronauten der Erde trainieren. Ronny ist also trotz seiner Jugend ein wahrer Flugkünstler. Elinn ist ein ruhiges, etwas träumerisches Mädchen, das von seinem verstorbenen Vater oft lange Geschichten über die Marsianer gehört hat und nun von ihrer Existenz überzeugt ist. Sie ist die einzige, die diese seltsamen Artefakte aus „verunreinigtem Silizium“ findet, denn sie sieht oft ein seltsames Leuchten, mit dem sie ihrer Meinung nach die Marsianer auf sich aufmerksam machen wollen. An dem Ursprung des Leuchtens liegt immer ein kleines Stück des anscheinend vulkanischen Stoffes, der aber merkwürdigerweise sonst nicht zu finden ist. Aber auf ein Kind hört man ja nicht.

Ariana ist die Tochter des Siedlungsarztes und etwas zickig. Sie redet immer davon, wie wenig los auf dem Mars doch ist und wie gern sie zurück zur Erde will, um endlich |Jungs| kennen zu lernen. Sie ist eine Art von Gegenpart zu Carl, der als Ältester oft mit Vorschlägen aufwartet, die durch ihr Misstrauen hinausgezögert und durchdacht werden. Carl ist für einen Marsgeborenen sehr fit und kräftig, denn er will auf der Erde studieren und bei der Erforschung des Sonnensystems mitwirken, und dazu braucht man eine Muskulatur, um unter Erdschwerkraft leben zu können. Trotzdem trifft es ihn nicht weniger hart, als die Siedlung geschlossen werden soll, denn der Mars ist für ihn die wahre Heimat und er macht sich natürlich Sorgen um seine Schwester Elinn, die in ihre Idee von den Marsianern vernarrt ist und wegen des Defekts an der Lunge den Mars nicht verlassen kann.

Carl ist es auch, der die wohlprogrammierte KI zu irrationalen Handlungen bringt. Es ist eine philosophische Frage, die er ihr vorsetzt: Wenn die Siedlung geschlossen wird, wird auch AI-20 abgeschaltet. Was wäre, wenn es ein Aus für immer ist? Was bedeutet das für eine eigensinnige KI?

Der Roman ist auch für Erwachsene sehr schön zu lesen, gerade die sozialkritischen und philosophischen Fragen sind eher an sie gerichtet als an den jugendlichen Leser, für den diese Fragen aber eine Aufforderung zum Denken und Sich-Gedanken-Machen sind. Hintergründig und zurückhaltend, nicht mit moralisch erhobenem Zeigefinger, was ein Aspekt von Eschbachs Qualität ist: Er vermittelt seine Ansichten nicht plakativ, sondern versucht sie tröpfchenweise in das Bewusstsein des Lesers einzubringen.

An ein paar Stellen hat man das Gefühl, dass hier gekürzt werden musste; so wirken manchmal die Charakterisierungen der Kinder wie copy&paste-Übernahmen aus einem Datenblatt, oder die am Ende gedrängte Erzählung um die Aktivierung der „Blauen Türme“ … Vielleicht hat Eschbach hier aber auch schon auf einen Nachfolgeroman abgezielt. Und für die Marskinder hat er noch eine schockierende Überraschung parat: Der Sohn des irdischen Statthalters (ihres Gegenspielers) kommt zum Mars!
Insgesamt macht die Lektüre Spaß und Lust auf den zweiten Teil.

Taschenbuch, 304 Seiten

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