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James Patterson & Maxine Paetro – Todesbote

Katz-und-Maus-Spiel mit vertauschten Rollen

Als der Journalist Ben Hawkins sich auf der Fährte des verschwundenen Fotomodells Kim McDaniels nach Hawaii aufmacht, rechnet er höchstens mit einer lauwarmen Story für die Klatschspalte und einem spesenfinanzierten Kurzurlaub.

Doch spätestens als Kims grauenvoll entstellte Leiche gefunden wird, ist ihm klar, dass ihn alles andere erwartet als langweilige Routine. Zumal der Serienkiller, auf den die Polizei bald Jagd macht, gerade an Ben ein besonderes Interesse zu zeigen scheint… (Verlagsinfo)

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Patterson, James / Paetro, Maxine – 4th of July

_Schlangen im Paradies_

Mitten in der Nacht kann sich SFPD-Polizeilieutenant Lindsay Boxer gerade noch bei einem Autounfall in Sicherheit bringen, der am Ende einer Verfolgungsjagd steht. Di beiden Insassen sind Teenager – aber bewaffnet! Sie muss eine schwierige Entscheidung treffen: In Notwehr feuert sie ihre Dienstwaffe ab – und setzt damit eine Kette von Ereignissen in Gang, an deren Ende die Polizei von San Francisco entehrt, eine ganze Stadt gespalten und eine Familie zerstört ist. Nun liegt alles, wofür sie jahrelang gerackert hat, in den Händen von zwölf Jurymitgliedern.

Während sie auf ihren Prozess wartet, zieht sie sich in das idyllische Städtchen Half Moon Bay zurück, wo ihre Schwester ein Haus hat. Hier arbeitete Lindsay einst als Polizeischülerin. Doch kurz nach ihrer Ankunft ereignet sich eine Mordserie. Während sie versucht, den Killer zu finden, muss sie sich gleichzeitig in San Francisco vor Gericht verantworten. Nur ihre Freundinnen vom Women’s Murder Club können ihr jetzt noch helfen.

_Die Autoren_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor zahlreicher Nummer-1-Bestseller. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Seine letzten Romane vor „Lifeguard“ waren „3rd Degree“, „Sam’s Letters to Jennifer“, „London Bridges“, [„Honeymoon“, 1531 „Maximum Ride“ und „4th of July“. Nähere Infos finden sich unter http://www.twbookmark.com und http://www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida.

Maxine Paetro ist eine Journalistin und Schriftstellerin, die mit ihrem Mann in New York City lebt.

Die Serie mit dem |Women’s Murder Club| umfasst bislang folgende Titel:

Der 1. Mord
Die 2. Chance
Der 3. Grad
Die 4. Frau (zusammen mit Maxine Paetro)
Die 5. Plage
6. Die 6. Geisel (zusammen mit Maxine Paetro)
7. „Die 7 Sünden“
8. “Das 8. Geständnis
9. „Das 9. Urteil“
10. „10th Anniversary“

_Handlung_

Lieutenant Lindsay Boxer von der Mordkommission des San Francisco Police Department (SFPD) befindet sich schon in ihrem vierten Abenteuer, als sie zu einem neuen Einsatz gerufen wird. Gerade hat sie noch mit ihren zwei verbliebenen Freundinnen vom Women’s Murder Club ein paar Margaritas getrunken. Nun verfolgt sie einen schwarzen Mercedes, der mit hundert Sachen durch die Straßen von Frisco brettert – in der Nacht.

|Desaster mit Mercedes|

Sie und ihr langjähriger Kollege Warren Jacobi ermitteln an einer Mordserie unter den Junkies, die in den verrufensten Vierteln der Bay City leben. Die schwarze Edelkarosse fällt hier sofort auf, und Boxer & Jacobi nehmen die Überwachung und anschließende Verfolgung auf. Als das Auto einen Crash baut, ist ihre Überraschung groß, statt der erwarteten Gangster nur zwei junge Teenager darin vorzufinden. Sie packen ihre Knarren weg, um den Verletzten helfen zu können. Da zücken diese ihrerseits Pistolen und schießen erst Jacobi nieder, dann Boxer. Doch Boxer ist nur verletzt und kann sich nur mit einem finalen Rettungsschuss schützen: Das Mädchen stirbt, der Junge ist fürs Leben ein Krüppel. Beide Polizisten überleben das Desaster schwer verletzt.

|Verklagt auf 150 Millionen|

Kaum ist Boxer wieder auf den Beinen, erhält sie die Mitteilung, dass sie und das SFPD auf 150 Millionen Dollar Schadensersatz verklagt werden – wegen völlig ungerechtfertigter Härte im Einsatz – und weil sie unter Alkoholeinfluss gestanden habe! Während sich Lindays Anwälte um ihre Verteidigung kümmern und Jacobi weiter im Krankenhaus liegt, zieht sie selbst sich in das Küstenstädtchen Half Moon Bay zurück, wo ihre Schwester Cat ein Haus hat, das sie für ein paar Wochen benutzen darf, während die Besitzerin im Urlaub ist.

|Die Mordserie|

Doch nicht alles ist hier so friedlich wie das Hängebauchschwein Penelope, das Lindsay zu füttern hat. Das Ehepaar Daltry ist gerade ermordet worden, erfährt sie aus der Zeitung, und wenige Tage später folgt das Ehepaar O’Malley. Das Einzige, was die Opfer miteinander verbindet, sind jeweils Peitschenstriemen auf Beinen und Rücken sowie die durchgeschnittene Kehle. Diese Kennzeichen erinnern Lindsay an ein Mordopfer, das sie vor zehn Jahren in San Francisco aufgefunden hatte, zusammen mit der Botschaft: „Nobody cares“.

Die örtliche Polizei unter Chief Peter Stark hat offensichtlich keinerlei Spuren oder Verdächtige. Offiziell darf sich Lindsay überhaupt nicht als Polizistin betätigen, doch sie kann’s natürlich nicht lassen, ein wenig herumzuschnüffeln – was Chief Stark freilich auf die Palme bringt. Als sie und ihr Freund Joe Molinari, der für das Heimatschutzministerium arbeitet, im Haus der O’Malleys Löcher für die heimliche Videoüberwachung von zwei Schlafzimmern finden, schwant Lindsay, dass auch die Opfer offenbar nicht die unschuldigen Lämmer sind, für die man sie hält.

Unterdessen gerät Boxer selbst ins Visier der drei Täter, die die Morde stets gemeinsam planen und ausführen: Sie nennen einander Der Sucher, Der Beobachter und Die Wahrheit. Ihre Identität wird erst zum Schluss enthüllt – und ist ein echter Schock.

Gerade als Lindsay einem zwielichtigen Pornoshopbesitzer, der mit seinem roten Porsche protzt, auf der Spur ist, wird sie vor Gericht zitiert. Der Medienrummel ist gigantisch. Wird Boxer schuldig gesprochen, wird das verheerende Folgen für ihre Karriere wie auch für das SFPD und die Stadt haben. Daumen drücken! Die Anklage fährt schweres Geschütz auf …

_Mein Eindruck_

Der Auftakt zum neuesten Abenteuer des Women’s Murder Club liefert einen echten Adrenalinschub: Minderjährige Teenager, die das Feuer auf unsere Heldin und ihren Kollegen eröffnen! Nach einer kurzen Überblicksphase dann die vermeintliche Erholung in Half Moon Bay, eine Rückkehr in die romantische Jugendzeit der späten Siebziger und frühen Achtziger (etwa zehn Jahre nach Lester Burnhams Jugend in „American Beauty“). Und schau an, schon wird sie von einem Mechaniker, der aussieht wie Brad Pitt, angebaggert – na, wenn hier nicht das Paradies ist, wo sonst?

Leider existiert auch im Paradies die Sünde, und zwar unübersehbar in Gestalt von Mördern und ihren Opfern, von seltsamen Fotografen und zwielichtigen Pornoheinis. In dieser Phase gerät die Handlung offensichtlich ins Schwimmen, so dass die nächste Phase zunächst willkommen ist: Lindsay Boxer, „a damn good cop“, wie das SFPD bezeugt, muss sich vor Gericht verantworten. Die neue Ko-Autorin Maxine Paetro lässt es sich nicht nehmen, diese hochemotionale Phase in allen Details auszuspielen – so als ob wir solche Szenen nicht schon x-mal im TV gesehen hätten. Nun ja: Courtroom Drama ist der Name des Spiels, und das Spiel sorgt für gehörig Unterhaltung – und Spannung -, um den Leser bei der Stange zu halten.

Das hilft aber nicht, die Mordserien in San Francisco und die in Half Moon Bay aufzuklären. Aber der Prozess macht dem Leser deutlich, dass selbst verdiente Angehörige der Polizei nicht davor gefeit sind, selbst den Richtlinien ihres Jobs buchstabengetreu folgen zu müssen. Sie sind weder Batman noch Superman, die sich alles erlauben dürfen, solange sie die „Richtigen“ retten. (Was im richtigen Leben oftmals nicht so einfach ist.)

Die Aufklärung der Mordserie kommt wie ein Schock, und auch erst auf den letzten Seiten – in mehreren Wellen, die den Leser wie auf einer Achterbahnfahrt durchrütteln. Das ist klasse gemacht, aber wer wie ich ein Patterson-Fan ist, kennt das Verfahren bereits – und freut sich schon im Voraus auf das Kommende. Der Schockeffekt bleibt trotzdem erhalten. Darin erweist sich der Meister.

_Unterm Strich_

„4th of July“ – der Titel bezeichnet den Tag des Finales des Thrillers – ist ein durchweg professionell erzählter Cop-Thriller, der den Leser – oder vielmehr die Leserin – auch einmal die privaten Seiten einer Gesetzeshüterin kennen lernen lässt. Diese spezielle Gesetzeshüterin ist den Leserinnen mittlerweile ans Herz gewachsen, hat sie doch in den vorhergehenden Abenteuern bereits ihren Freund Chris und Jill, eine ihrer engsten Mitarbeiterinnen im Women’s Murder Club, an Verbrecher verloren. Würden wir ihr nicht alle wünschen, endlich einmal belohnt und in Frieden gelassen zu werden? Aber es hat nicht sollen sein. Woher käme sonst die Spannung im neuesten Krimi? Aber auch so ist ihr endlich eine Menge Liebe gegönnt. (Ich stellte mir Lindsay des Öfteren wir Meg Ryan vor, aber eigentlich müsste sie ein Typ wie Jodie Foster sein.)

|Slang|

Für deutsche Leser, die im amerikanischen Umgangsenglisch ungeübt sind, empfiehlt sich die Lektüre weniger. Das liegt nicht so sehr an den zahlreichen Abkürzungen (SUV ist noch die harmloseste), sondern vielmehr an dem Slang, der besonders in San Francisco gesprochen wird. Ein „coulda“ steht hier für ein „could have“. Es hilft, wenn man schon ein paar moderne Songtexte genau angesehen und für sich selbst übersetzt hat.

|Lesetipp: Mehr Patterson für Leserinnen|

Dass solcher Slang in Patterson-Romanen vorkommt, ist sehr ungewöhnlich und wohl auf die neue Ko-Autorin zurückzuführen. Das tritt in Titeln wie „Lifeguard“ und „Honeymoon“ nicht auf. Ebenfalls für weibliche Leser interessant ist die Serie um genmanipulierte Kinder, die in „Der Tag, an dem der Wind dich trägt“ begann, in „The Lake House“ (1994) weitergeführt wurde und in „Maximum Ride“ (2005) hoffentlich noch nicht ihr Ende gefunden hat.

_James Patterson auf |Buchwurm.info|:_

[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47
[„Der 1. Mord“ 1361
[„Die 2. Chance“ 1362
[„Der 3. Grad“ 1370
[„4th of July“ 1565
[„Die 5. Plage“ 3915

Patterson, James / Paetro, Maxine – 6. Geisel, Die (Hörbuch)

_Fähige Frauen stehen ihren Mann_

San Francisco im Würgegriff der Angst: Am helllichten Tag verschwinden Kinder wohlhabender Familien zusammen mit ihren Nannys spurlos. Die ganze Stadt ist wie gelähmt. Denn alle fragen sich: Welches Kind ist das nächste Opfer? Detective Lindsay Boxer ermittelt wie besessen, doch erst zusammen mit ihren Freundinnen vom „Women’s Murder Club“ findet sie die entscheidende Spur, um diesen Albtraum zu beenden.

_Der Autor_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor zahlreicher Nummer-1-Bestseller. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman vor „Blood“ in Deutschland hieß „Ave Maria“, ein Alex-Cross-Roman. Davor erschienen neue Alex-Cross-Romane mit den Titeln „The Big Bad Wolf“ und „London Bridges“. Im Original ist bereits „Double Cross“ erschienen. Seit 2005 sind weitere Patterson-Kooperationen veröffentlicht worden, darunter „Lifeguard“ sowie „Judge and Jury“; im Juli 2007 erschien die Zusammenarbeit „The Quickie“ (deutsch „Im Affekt“, 2008). Im Frühjahr 2003 (deutsch Mitte 2005) erschien auch eine Kollaboration mit dem Titel „Die Rache des Kreuzfahrers“ („The Jester“), deren Story im Mittelalter spielt.

Nähere Infos finden sich unter http://www.twbookmark.com und http://www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida und Westchester, New York.

Maxine Paetro ist eine Journalistin und Schriftstellerin, die mit ihrem Mann in New York City lebt.

|The Women’s Murder Club| umfasst bislang folgende Bände:

Der 1. Mord
Die 2. Chance
Der 3. Grad
Die 4. Frau (zusammen mit Maxine Paetro)
Die 5. Plage
6. Die 6. Geisel (zusammen mit Maxine Paetro)
7. „Die 7 Sünden“
8. “Das 8. Geständnis
9. „Das 9. Urteil“
10. „10th Anniversary“

Mehr von James Patterson auf |Buchwurm.info|:

[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Blood“ 4835
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47

_Die Sprecherin_

Die Schauspielerin Julia Fischer, die auch die gekürzte Sprechfassung erstellte, ist neben Theaterengagements und TV-Auftritten vor allem im Rundfunk als Sprecherin tätig. Auch als Hörbuchinterpretin hat sie viele Fans. Sie hat auch bereits „Die 5. Plage“ aufgenommen.

Regie führte Volker Gerth, der im |opus live Studio| München die Aufnahme leitete.

_Handlung_

|PROLOG|

Fred Brinkley sitzt am Samstag auf der Ausflugfähre |Del Norte|, auf der rund 250 Touristen eine Rundfahrt in der Bucht von San Francisco machen. Die Stimmen in Brinkleys Kopf verlangen, dass er die Frau tötet, die gerade ihren kleinen Sohn anschreit: „Du treibst mich noch zum Wahnsinn!“ Die Kugel trifft sie mitten in die Brust. „Womm!“ Die nächste Kugel trifft den Jungen, der hintüberfällt. Zwei Männer, die Brinkley angreifen, werden als nächste niedergestreckt, eine weitere Kugel verfehlt ihr Ziel. Dann sagt eine afroamerikanische Frau, die offenbar seine Gedanken lesen kann: „Gib mir die Waffe, Junge.“ Die Frau hat vielleicht Nerven! „Womm!“ Sie bricht zusammen, greift nach ihrem Handy, tippt eine Nummer ein. Er hält sie davon ab, dann springt er über die Reling auf den Kai und verschwindet. Jack Rooney, ein Rentner aus Albany, hat die ganze grauenhafte Szene mit seiner Videokamera aufgenommen.

|Haupthandlung.|

Detective Lieutenant Lindsay Boxer vom SFPD ist entsetzt, als die Sanitäter ihre beste Freundin Claire Washburn abtransportieren. Die afroamerikanische Frau sei niedergeschossen worden, sagt der Sani, und müsse sofort in die Notaufnahme. Die erste Frau, die der Killer niederschoss, heißt Andrea Canello, ihr Sohn liegt ebenfalls in der Notaufnahme. Die Überlebenden sind wie erstarrt. Sgt. Lexie Rose meldet, dass Rooney alles gefilmt habe. Und dass der Killer türkische Zigaretten rauche. Chief Trecchio übergibt Lindsay widerwillig den Fall. Aus dem Video erfahren sie und Claires Mann, was ihre beste Freundin getan hat. Mutig. „Zu mutig“, meint Edmond. Das Video wird zu einem Fahndungsaufruf fürs Fernsehen zusammengeschnitten.

|Sonntag|

Der kleine Tony Canello ist trotz Notoperation gestorben, was Lindsay traurig macht. Vom Rechtsmediziner Dr. Germaniak weiß sie, dass der Killer ein guter, ungewöhnlich sicherer Schütze ist. Der Grund wird klar, als sie seine Identität erfährt. Ihre Leute haben einen Mann ausfindig gemacht, der mit Brinkley in einer Nervenheilanstalt im Napa Valley war. Das war 1988, wie ein Foto belegt. Fred Brinkley habe seine 12-jährige Schwester Lily bei einem Bootsunfall verloren und sei seitdem depressiv drauf, aber sonst ein netter Kerl. Wer’s glaubt. Sie findet heraus, dass Brinkley nach seiner Entlassung aus Napa bei der Armee gedient hat und dort das gute Schießen lernte. Großartig.

Brinkley arbeitete in einer Buchhandlung, wo sich der Lagerarbeiter noch gut an seinen Kumpel erinnert. Er hat sogar noch Brinkleys Bücher, die er nach seinem Rauswurf hierließ. Jede Menge Psychologie ist darunter, aber Lindsay fällt ein merkwürdiges Buch auf, das behauptet, bis vor 3000 Jahren hätten die Menschen linke und rechte Hirnhälfte gleichmäßig benutzt, weshalb die Vernunft kaum von der Intuition getrennt gewesen sei. „Stimmen der Götter“ seien deshalb genauso wichtig gewesen wie die ihrer Mitmenschen. „Das war Brinkleys Bibel“, meint der Lagerarbeiter.

Jetzt wird Lindsay klar, dass sie es mit einem Psychopathen zu tun hat. Aber sie ist nicht auf den Anblick des Gesuchten gefasst, der plötzlich direkt vor ihrer Haustür steht.

|2. Teil|

Die fünfjährige Madison Tyler ist ein Wunderkind. Die Tochter des Pressezaren Henry Tyler und seiner Frau Elizabeth kann bereits virtuos Klavier spielen. Und sie sieht die Noten als Farben, erklärt sie ihrem italienischen Kindermädchen Paola Ricci. Sie gehen zusammen im Park von Pacific Heights spazieren, als ein schwarzer Minivan neben ihnen hält und der Fahrer herbeieilt, um sie nach Hause zu fahren. Mami habe sich bei einem Unfall wehgetan, behauptet er. Paola scheint ihn zu kennen, doch Madison weigert sich: Ihr Daddy habe ihr gesagt, nie mit einem fremden Menschen mitzufahren. Der Unbekannte packt sie jedoch und verfrachtet sie in den Wagen, Paola steigt mit ein.

Eine Zeitungsverkäuferin, die den Wagen davonbrausen sieht, hört einen Knall wie von einem Schuss. Dann färbt sich die Scheibe des Wagens rot von Blut …

_Mein Eindruck_

Diesmal hat es Lindsay gleich mit vier Fällen zugleich zu tun, und in ihrem Privatleben geht es ebenfalls drunter und drüber. Zu guter Letzt wird sie auch noch degradiert! Man kann nicht sagen, dass ihr Leben langweilig sei. Andererseits muss jeder gute Autor darauf achten, dass seine Leser nicht einschlafen. Und James Patterson gehört sicherlich zu den erfolgreichsten Unterhaltungsautoren der Welt. Die Journalistin Maxine Paetro hat ihm natürlich nach Kräften geholfen.

|Unzurechnungsfähig|

Man kann von vier Handlungssträngen sprechen. Im ersten steht der verhaftete Killer Alfred Brinkley im Mittelpunkt des Geschehens. Das Besondere dabei: So gerne die Staatsanwältin Yuki Castellano, die dem „Klub der Ermittlerinnen“ (Women’s Murder Club) angehört, ihn wegen fünffachen Mordes verurteilen lassen würde, so leicht fällt es ihrem Widersacher, dem fotogenen Starverteidiger Micky Sherman, leicht, Brinkley als unzurechnungsfähigen Irren hinzustellen, der nicht zwischen Gut und Böse seiner Tat unterscheiden kann. Dieser Prozess bleibt spannend bis zur Urteilsverkündung. Aber soll Brinkley wirklich so einfach davonkommen, fragt sich der Leser? Auf keinen Fall. Aber wird der Autor ihm den Gefallen tun?

|Entführt|

Der zweite Fall ist zunächst die Entführung der kleinen, süßen Madison Tyler. Ihr Vorbild ist offensichtlich der um die kleine Britin Madeleine, die ein Jahr lang weltweit von Portugiesen und Briten gesucht wurde – vergeblich, wie man inzwischen weiß. Was der Autor jedoch andeutet, ist ein ziemlich schlimmes Schicksal. Madison Tyler ist beileibe kein Einzelfall, denn vor ihr wurden von den gleichen Tätern bereits Mädchen in Boston und ein Jungen in Montréal entführt – immer erst dann, als sie dafür die Kindermädchen vermittelt hatten. Denn die Nannys vertrauten ja den Entführern. Leider landeten sie stets mit einem Loch im Kopf irgendwo am Wegesrand. Die Kinder jedoch sollten an reiche Pädophile verkauft werden.

|Lärmgeschädigt|

Ein dritter Fall hat direkt mit Lindsays Freundin und Mit-Ermittlerin Cindy Thomas zu tun, einer Journalistin beim angesehenen |San Francisco Chronicle|, der Tyler gehört. Cindy ist neu in eine schöne Wohnung im Wohnblock Blakely Arms gezogen. Doch ein getöteter Hund ebenso wie eine erschlagene Frau beunruhigen die Bewohner. Anscheinend hat einer der Bewohner etwas gegen „Lärmbelästigung“. Mehrfach wird Lindsay mit ihrem Team zu der Apartmentanlage gerufen, bis es endlich einer jungen Frau einfällt, ihr zu sagen, dass sie da einen etwas seltsamen Untermieter hätte, von dem aber keiner etwas wissen dürfe …

|Degradierung|

In Lindsays Privatleben geht es etwas turbulent zu. Zunächst muss sie damit fertigwerden, von ihrem Chef degradiert zu werden, vom Lieutenant zum einfachen Sergeant. Sie kapiert es nicht, dass er denkt, er würde ihr damit einen Gefallen tun. Sie sei ja nicht für die Verwaltungsarbeit geschaffen, sondern wolle auf der Straße arbeiten. Das war genau das, was sie sich in der Tat wünschte, gibt Lindsay zu. Aber das gehe nun mal nicht als Lieutenant, gibt ihr Trecchio zu bedenken. Nun sieht sie sich in der blöden Lage, von ihrem früheren Untergebenen Jacobi Befehle entgegennehmen zu müssen und ihn an ihrem Schreibtisch sitzen zu sehen. Und dass er ihr schönes, ordentliches Büro zu einem Saustall verkommen lässt, bricht ihr schier das Herz.

|Interruptus|

Natürlich ist dieser „Karriere-Knick“ für Lindsay ein Kniff der Autoren, um wieder Schwung ins Leben ihrer Hauptfigur zu bringen. Ein Bürojob ist wirklich ein wenig langweilig. Nun ist Boxer wieder mitten im Geschehen, wie es schon längst hätte sein sollen. Aber um ihre geknickte Seele zu trösten, braucht sie jetzt ihren Freund Joe. Doch er arbeitet für das Heimatschutzministerium in Washington, D.C., und hat nur am Weekend Zeit. Sie sieht ein, dass ihr das zu wenig ist und schmeißt ihn raus. Unbefriedigt, versteht sich.

Auftritt Kollege Richard Conklin. Er habe sie schon lange mehr als gern, gesteht er ihr. Nach einem langen Tag in L.A. und einigen Gläsern Wein, als sie in der Hotelbar einen Steh-Blues tanzen. Eines führt zum anderen, und plötzlich sind beide im Bett miteinander. Aber hilft dies Lindsay irgendwie, Joe zu vergessen? Nicht die Bohne. Also muss auch der arme Richard einen Abgang machen. Und Lindsay bleibt wieder unbefriedigt zurück. Höchste Zeit also für Joes großen Auftritt – mit Heiratsantrag und Diamantring! Aber ist es wirklich das, was Lindsay will?

|Die Sprecherin|

An Julia Fischers Vortrag ist mir gleich ihre deutliche Aussprache und bewusste Betonung von Wörtern und Sätzen aufgefallen. Diese Sprachbeherrschung setzt sich auch in der korrekten Aussprache aller Namen fort, was ich sehr positiv fand.

Lindsay Boxer, die taffe Amerikanerin, hat hingegen erst einmal eine autoritäre und weibliche-tiefe Stimme. Das ist aber nichts gegen die autoritäre Stimme, mit der die Rechtsmedizinerin Claire Thomas auftritt. Sie ist sowohl Lindsays beste Freundin als auch Mentorin und wichtigste Helferin. Die männlichen Figuren haben durchweg eine tiefere Stimmlage, und wer will, kann auch hier feine Unterschiede heraushören. Die von Warren Jacobi ist die tiefste im ganzen Text; er klingt ruhig und ernst, selbst dann, wenn er wie gewohnt sarkastisch wird. Und diesmal macht er Lindsay sogar amouröse Avancen.

Die größte Stärke Fischers liegt in der optimalen Anpassung des Ausdrucks an Situationen. Bewundernswert ist ihre hundertprozentige Treffsicherheit. Auffällig ist ihr häufiger Einsatz von ängstlich, sorgen- und kummervollen Frauenstimmen. Das ist auch kein Wunder, denn diese Figuren wurden von der Mit-Autorin ins Buch geschrieben, um die Herzen der Leserinnen und Hörerinnen erreichen zu können.

Neben diesen Stimmen verschwinden die vielen männlichen Stimmen fast. Conklin fand ich ganz witzig, der Lindsay anbaggert. Und Brinkley jagte mir einen Schauder über den Rücken, als er Lindsay höhnisch zuflüstert: „Hey, Lindsay, glaubst du wirklich, dass du gewonnen hast?“ Kann nämlich sein, dass er erneut freigesprochen wird. Wird der Wahnsinn denn stets die Oberhand behalten, fragt sich der Leser.

_Unterm Strich_

Drei verschiedene Fälle und ein turbulentes Privatleben sorgen bei Lindsay Boxer diesmal für einige Aufregung. Der Roman unterhält dementsprechend mit Non-Stop-Action, sei es auf der Straße oder in Lindsays Bett. Das macht sie aber noch längst nicht zu einem weiblichen James Bond, denn bekanntlich arbeiten Ermittlerinnen im Team. Zweimal trifft sich der „Klub der Ermittlerinnen“ (Women’s Murder Club), um ein gemeinsames Vorgehen zu erörtern. Aber es gibt auch stets einiges zu feiern.

Allerdings habe ich stets auf eine Verbindung zwischen den drei Fällen gewartet. Diese blieb jedoch aus, und das hat mich ein wenig enttäuscht. Aber James Patterson ist eben kein Jeffery Deaver, der so etwas mit Leichtigkeit hingekriegt hätte. Auch wenn das ein wenig Unglauben im Leser hervorgerufen hätte: Die Gesellschaft wieder mal als Verschwörung? Nein danke, das muss nicht zum x-ten Mal gesagt werden. Außerdem rennt man mit dieser Behauptung nur noch offene Türen ein. Was der deutsche Titel soll, weiß ich auch nicht, denn Geiseln kommen nicht vor.

Das vorwiegend weibliche Publikum dieser Frauenkrimis wird hingegen mit Geschichten um Kinder in Gefahr, Frauen im Bett und durchgeknallte Männer wohl prächtig unterhalten. Das Fazit, das die Leserin ziehen muss, ist klar: Wenn die Frauen nicht für Gerechtigkeit und Sicherheit in dieser aus den Fugen geratenen Welt sorgen, wer soll dann diesen Job tun?! Die Kerle haben’s versaut, wir dürfen’s wieder ausbaden. Aber so einfach ist die Botschaft nun auch wieder nicht. Denn hinter den Kindesentführungen steht letztes Endes kein Mann, sondern eine Frau. Und die ist mindestens ebenso taff wie die Ermittlerinnen.

Die eigentliche Botschaft lautet bescheidener: Frauen können einen ebenso wichtigen Beitrag leisten wie die Männer – als Cops, als Rechtsmediziner, als Staatsanwälte und Verteidiger. Wenn man sie nur lässt? Nein, sie haben es verdient, sie wissen es, und sie werden sich nach oben kämpfen. Auch im Privatleben. Und diese Botschaft hört jede Frau gerne.

|Das Hörbuch|

Selten habe ich einen derart perfekten Vortrag gehört wie den Julia Fischers. Sie tritt als Sprecherin und Erzählerin ganz hinter dem Geschehen, den Figuren und den Dialogen zurück, weil sie für jede Figur den optimalen stimmlichen Ausdruck in jeder Situation findet. Daher „agieren“ ihre Figuren stets statt wie Puppen vorgeführt zu werden. Sie werden quasi zum Leben erweckt. Und hier ist das ausnahmsweise keine leere Floskel. Auch die Aussprache der vielen amerikanischen Namen gelingt Fischer stets korrekt, was für jeden deutschen Sprecher eine große Leistung darstellt.

|Originaltitel: The 6th Target, 2007
Aus dem US-Englischen übersetzt von Andreas Jäger
374 Minuten auf 5 CDs
ISBN-13: 978-3-86804-494-2|
http://audiomedia.de/category/verlag/hoerbuch/target-mitten-ins-ohr/
http://www.jamespatterson.com

Patterson, James; Paetro, Maxine – 8. Geständnis, Das

_|The Women’s Murder Club|:_

Der 1. Mord
Die 2. Chance
Der 3. Grad
Die 4. Frau (zusammen mit Maxine Paetro)
Die 5. Plage
6. Die 6. Geisel (zusammen mit Maxine Paetro)
7. „Die 7 Sünden“
8. “Das 8. Geständnis
9. „Das 9. Urteil“
10. „10th Anniversary“

_Romantik & Crime: nur für weibliches Publikum unterhaltsam?_

Jemand bringt die Oberen Zehntausend von San Francisco um, hinterlässt aber weder Spuren noch Hinweise auf die Todesursache. Die vier Mitglieder des Mordklubs sind ratlos, und Kommissarin Lindsay Boxer gerät schwer unter Druck. Obendrein verliebt sie sich auch noch in ihren Kollegin Rich Conklin, was die Ermittlungen nicht gerade vereinfacht.

_Die Autoren_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor von fünfzehn Nummer-1-Bestsellern (inklusive diesem Buch). Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D. C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman hieß „The Lake House“, doch inzwischen wurde auch „Sam’s Letter to Jennifer“ veröffentlicht, das ähnlich aufgebaut ist wie der „tearjerker“ „Briefe an Nicholas“. Nähere Infos finden sich unter www.twbookmark.com und www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida.

Maxine Paetro ist eine Journalistin und Schriftstellerin, die mit ihrem Mann in New York City lebt.

Die Serie zum The Women’s Murder Club umfasst bislang folgende Bände:

_Handlung_

Wie immer passieren in San Francisco viele Dinge gleichzeitig. Auf der Market Street im Stadtzentrum explodiert ein Bus, der Drogen transportiert, und es gibt zahlreiche Tote und Verletzte. Staatsanwältin Yuki Castellano, ein Mitglied des Women’s Murder Clubs, droht einen Prozess zu verlieren, weil sich die Schöffen nicht auf ein Urteil einigen können. Ein Rockstar findet einen nicht ganz unerwarteten Drogentod.

Ein Wohltäter der Obdachlosen, der als Bagman Jesus bekannt war, wird mit zerschlagenem Gesicht erschossen aufgefunden. Club-Mitglied Cindy, eine Zeitungsreporter, untersucht den Fall, weil die Cops gerade alle Hände mit einem anderen Fall zu tun haben.

Dieser Fall dreht sich um den rätselhaften Tod zweier herausragender Mitglieder der Oberen Zehntausend von San Francisco, Isa und Ethan Bailey. Was Inspector Lindsay Boxer und ihren Kollegen Rich Conklin so frustriert werden lässt, ist der seltsame Umstand, dass es, wie die Gerichtsmedizinerin Claire berichtet, keine nachweisbare Todesursache gibt. Sie könne nicht mal sagen, ob es sich um Selbstmord-Mord in Übereinstimmung gehe.

Doch wenige Tage später wird auch Sara Needleman, Isas Freundin aus der Oberschicht, auf gleichermaßen rätselhafte Weise ermordet aufgefunden. Der einzige Weg, um weiterzukommen, ist das haarkleine Vergleichen der Listen von Bediensteten – es sind Unmengen – und Bekannten – das sind noch mehr – in den beiden Fällen.

Lindsay kommt erst weiter, als ein alter Bekannter, der inzwischen im Rollstuhl sitzt, Akten aus dem Jahr 1982 hervorkkramt und ihr auf den Schreibtisch stapelt: eine ebenso rätselhafte Mordserie, die im Tod eines reichen Kerls namens Christopher Ross gipfelte – und dann abbrach. Na, das ist doch ein guter Einstieg. Als die Lehrerin, die einst Isa und Sara an der gleichen Schule unterrichtete, auspackt, geraten Lindsay und Rich sogar auf eine heiße Spur …

_Mein Eindruck_

Drei Handlungsfäden führt dieser Roman parallel, so dass sie sich unvermeidlich ab und zu überkreuzen. Dieses Überkreuzen erfolgt jedoch auf recht willkürlich, völlig romantische Weise, d.h. die Leben der drei jungen Damen Lindsay, Cindy und Yuki tangieren sich mal mehr, mal weniger. Das sollte die weibliche Leserin, für die der Damenkrimi geschrieben wurde, möglichst bei der Stange halten.

Wenn sich also Lindsay und Cindy für den gleichen Mann, nämlich den überaus attraktiven Rich Conklin, interessieren, dann ist das keineswegs Zufall, sondern die romantische Würze, die für einen Damenkrimi nun mal unabdingbar ist. Selbstverständlich hat dies rein gar nichts mit männlicher Logik zu tun. Aber davon will auch keine unserer Heldinnen etwas wissen. Sie interessieren sich mehr für Richs gutes, kräftiges Aussehen. Dass am Schluss des Buches mindestens ein Heiratsantrag stehen muss, versteht sich von selbst. Mehr sei nicht verraten.

Rein sachlich dreht sich die Mordserie um die Racheaktion einer getriezten und benachteiligten Exschülerin von Isa und Sara. Das lässt sich leicht nachvollziehen. Pikant wird diese Sache durch den Umstand, dass sie eine besondere Schlange als Mordwerkzeug einsetzt: die aus dem Sherlock-Holmes-Abenteuer „Das gefleckte Band“ bestens bekannte indische Krait. Ihr Biss tut nicht weh, doch ihr Nervengift lähmt die Atmungsmuskulatur und lässt das Opfer ersticken. Leider verweist die Autorin Maxine Paetro kein einziges Mal auf Sherlock Holmes, aber wenigstens auf einen indischen Fachmann – dessen Namen sie dann auch noch in der Erzählung verwendet.

Bagman Jesus war, wie Cindy im Laufe ihrer Ermittlung herausfindet, keineswegs ein Heiliger. Vielmehr war der Exstudent der Elite-Uni Stanford ein Drogendealer, der junge Mädchen um die 17 süchtig machte, um sie dann als Pusher einzusetzen, also als Straßendealer. Der Bus, der auf der Market Street in die Luft flog, beherbergte sein neu erworbenes Meth-Drogenlabor.

Doch wer in Wahrheit dann für seine Ermordung verantwortlich, fragen sich Cindy und Lindsay, die sich wegen Rich Conklin in die Haare kriegen. Waren es die beiden Billoiganwälte der Obdachlosen Neil und Alan Pincus, die einer Pusherin die Tatwaffe gaben? Oder waren es andere Geschädigte von Bagman Jesus, die sich allesamt schuldig bekennen? Die Wahrheit herauszufinden, obliegt künftig Yuki Castellano, der befreundeten Staatsanwältin.

Yukis Schicksal ist ein recht seltsames. Nach dem Tod ihrer Mutter (in Band Nr. 5) versucht sie auf eigenen Beinen zu stehen, doch in beruflicher Hinsicht läuft der neueste Fall nicht, wie er soll. Lediglich in privater Hinsicht findet sie in dem Arzt, der ihr eine Kopfwunde genäht und (zu ihrem Entsetzen!) den Kopf geschoren hat, eine neue Liebe. Zumindest bis zu dem Moment, in dem er ihr sein eigenes, seltsames Schicksal enthüllt …

_Unterm Strich_

Eigentlich können nur weibliche Leser etwas mit dieser Story etwas anfangen, und das erscheint folgerichtig, weil ja die ganze Serie nach ihnen ausgerichtet ist. Daher dürfte ihnen das romantische Gefecht zwischen Cindy und Lindsay um den attraktiven Rich Conklin nur willkommen und nicht etwa unplausibel erscheinen. Auch die Liebelei zwischen Yuki und dem Arzt dürfte voll die Erwartungen erfüllen, ebenso wie der Heiratsantrag, der den krönenden Abschluss aller Romanzen zu bilden hat.

Männliche Leser (wie ich) dürften die Behandlung der beiden Ermittlungen doch etwas zu lässig finden, zumal nur recht wenig Action vorzufinden ist. Allerdings ist die Dramatik der Szene, als die Serienmörderin festgenommen werden soll, nur schlecht zu überbieten. Die Frau steht mit gezückter Krait-Schlange da und bedroht den schmucken, tapferen Rich Conklin damit. Lindsay trifft fast der Schlag, doch dann tritt sie in Aktion. Doch auch ihr verzweifeltes Eingreifen kann nicht verhindern, dass Rich gebissen wird. Wird er durchkommen? Die Leserinnen bangen mit, die männlichen Leser fassen sich an den Kopf.

Auch die Ermittlung zu Bagman Jesus führt zu einem unerwarteten Resultat: Nicht weniger als acht Leute behaupten von sich, ihn ermordet zu haben, denn er verdiente es. Der Slogan „Jesus saves“ verspricht eben auch nicht mehr das, was es mal zu Hippiezeiten war, nämlich wirkliche Rettung. Wie sich doch die Zeiten geändert haben. Neuerdings verhökert Jesus übelste Drogen wie Crystal Meth.

Kurzum: Obwohl die sozialkritische Botschaft durchaus vorhanden ist, kommt der dargebotene Suchtstoff aus der Drogenküche James Pattersons (und Maxine Paetros) doch vor allem bei weiblicher Leserschaft an. Manche Wendungen erscheinen denn doch einfach zu unplausibel und lachhaft. Es sei denn, das Autorengespann hätte über Nacht einen Sinn für Ironie entwickelt.

|Gebundenes Buch: 352 Seiten
Originaltitel: The 8th Confession (2010)
Aus dem Amerikanischen von Leo Strohm
ISBN-13: ISBN-13: 978-3809025511|
[www.limes-verlag.de]http://www.limes-verlag.de

_James Patterson auf |Buchwurm.info|:_
[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Dead“ 5703
[„Blood“ 4835
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47

Patterson, James / Paetro, Maxine – 5. Plage, Die

_Rettet das Krankenhaus – und den Autosalon!_

Jemand stirbt – die Apokalypse naht – der fünfte apokalyptische Reiter ist unterwegs …

Im Städtischen Krankenhaus von San Francisco sterben die Patienten wie die Fliegen. Aber nicht an Krankheiten, sondern weil jemand kräftig nachgeholfen hat. Seine Handschrift: zwei Knöpfe auf den Augen des Opfers. Die Knöpfe tragen das Bild des Äskulapstabs …

Unterdessen muss sich Polizeileutnant Lindsay Boxer mit einer Serie bizarrer Morde an jungen Frauen befassen. Die Frauen wurden nach ihrer Ermordung wie Models in teure Kleider gesteckt. Da man sie alle in einem teuren ausländischen Wagen findet, heißen sie alsbald nur die Car Girls. Als aber das neueste Opfer bei der Eröffnung eines Automobilsalons gefunden wird, platzt Lindsay endgültig der Kragen – und schon bald hat sie eine heiße Spur …

_Die Autoren_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor zahlreicher Nummer-1-Bestseller. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman in Deutschland hieß „Ave Maria“, ein Alex-Cross-Roman. Davor erschienen neue Alex-Cross-Romane mit den Titeln „The Big Bad Wolf“ und „London Bridges“. Im Original sind bereits „Cross“ und „Double Cross“ erschienen. Seit 2005 sind weitere Patterson-Kooperationen veröffentlicht worden, darunter „Lifeguard“ sowie „Judge and Jury“; am 3. Juli 2007 erschien die Zusammenarbeit „The Quickie“. Im Frühjahr 2003 (deutsch Mitte 2005) erschien auch eine Kollaboration mit dem Titel „Die Rache des Kreuzfahrers“ (The Jester), deren Story im Mittelalter spielt.

Nähere Infos finden sich unter www.twbookmark.com und www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida.

Maxine Paetro ist eine Journalistin und Schriftstellerin, die mit ihrem Mann in New York City lebt.

_Handlung_

Wie so häufig bei Patterson, laufen mehrere Handlungsstränge parallel nebeneinander her, bis sie sich an einem kritischen Punkt kreuzen. So auch in diesem Roman.

|Um Mitternacht|

Eine junge Mutter freut sich darauf, dass sie bald wieder zu ihrem Töchterchen zurückdarf. Sobald man sie aus dem Städtischen Krankenhaus von San Francisco entlassen haben wird. Doch in der Nacht vor ihrer Entlassung schlägt der Night Walker zu und injiziert ihr eine tödliche Dosis. Jessie Falks Herz zuckt in Horror, als das Gift sich in ihrem Körper verbreitet.

Sie kann den Klingelknopf nicht erreichen, mit dem sie eine Krankenschwester rufen könnte. Verschwommen sieht sie eine Gestalt auf sich zukommen und bettelt um Hilfe. Doch diese Gestalt sagt nur: „Ja, du stirbst, Jessie. Es ist wunderschön mit anzusehen, wie du hinübergehst.“ Und als Jessie das getan hat, legt sie ihr zwei Knöpfe auf die beiden Augen. Auf den Knöpfen ist das Emblem der medizinischen Zunft zu sehen: der Äskulapstab, um den sich zwei Schlangen ringeln.

|Der Women’s Murder Club|

Polizeileutnant Lindsay Boxer leitet die Mordkommission beim San Francisco Police Department, und in dieser Position hat sie schon einiges durchgemacht. So wurde sie zum Beispiel von einem Teenagerpärchen, das auf Drogen war, zusammen mit ihrem Kollegen Warren Jacobi krankenhausreif geschossen (in „4th of July“). Neben dem Department kann sie sich auf die moralische und emotionale Unterstützung des Women’s Murder Club stützen, der sich regelmäßig trifft. Besonders Claire, die Gerichtsmedizinerin, ist ihr eine große Hilfe. Aber auch Cindy, die Reporterin bei der Zeitung „S.F. Chronicle“, gibt ihr manchmal Tipps, die Lindsay helfen, auf dem Laufenden zu bleiben. Jüngstes Mitglied des Klubs ist die junge Rechtsanwältin Yuki Castellano.

Yuki und Cindy sind total interessiert an dem beginnenden Prozess gegen das Städtische Krankenhaus. Es geht um höhe Entschädigungen an zwanzig Sammelkläger, die allesamt liebe Angehörige in diesem Hospital verloren haben. Ihre Rechtsvertreterin, Anwältin Maureen O’Mara, verklagt das Krankenhaus wegen ärztlicher Kunstfehler. Von Mord ist (noch) keine Rede. Aber der Verteidiger der Gegenseite, Lawrence Kramer, behauptet, es handle sich lediglich um menschliche Irrtümer. Zu seinen Zeugen gehört auch ein gewisser Dr. Dennis Garza.

|Der fünfte Reiter|

Als Yukis Mutter Keiko nach einem Schwächeanfall in diese Klinik eingeliefert wird, macht sich Yuki entsprechende Sorgen. Als Keiko eines Nachts dort sogar direkt vor ihrer Entlassung stirbt, fällt Yukis Verdacht auf Dr. Dennis Garza. Dessen kaltschnäuzige und arrogante Art schockiert sie zutiefst und veranlasst sie, ihn zu beschatten. Natürlich erzählt sie ihren Verdacht auch ihren Freundinnen und schon bald sieht sich auch Lindsay Boxer veranlasst, sich dieses Krankenhaus mal genauer von innen anzusehen. Denn Keikos mysteriöser Tod bleibt beileibe nicht der letzte, und als eine Informantin Lindsay von den Knöpfen berichtet, erwacht in Lindsay der Killerinstinkt, der vor nichts Halt macht …

|Die Automädchen|

Doch Lindsay muss von nun an kräftig Überstunden schieben. Sie hat zeitgleich eine mysteriöse Serie von Morden an jungen Frauen aufzuklären. Diese jungen Amateurprostituierten wurden zuerst mit Rohypnol wehrlos gemacht, dann vergewaltigt und schließlich erstickt. Als man sie findet, sind Caddy (= Cadillac) Girl und Jaguar Girl in teure Klamotten gekleidet und duften nach exklusivem Parfum. Außerdem starren sie blicklos geradeaus durchs Fenster. Als habe man sie für eine Art von Tableau drapiert.

Ein paar Tage später wird in der Stadt ein Automobilsalon eröffnet, der Jung und Alt anzieht. Vor allem die Kids wollen die teuren europäischen Sportwagen sehen. Der teuerste von allen ist natürlich der Ferrari. Als der Ausstellungsassistent dieses Schmuckstück enthüllt, sitzt jedoch bereits eine Fahrerin am Steuer. Merkwürdig ist jedoch der seltsam starre Blick, der den Jungs eine Gänsehaut verursacht …

|Jagdsaison hoch 2|

Lindsay Boxer platzt der Kragen: Wer auch immer die tote Frau in den Wagen gesetzt hat, verhöhnt sie und ihre Kollegen nicht nur – er zeigt ihnen den Stinkefinger! Sofort nimmt sie die Verfolgung auf, denn diesmal haben der oder die Täter verräterische Spuren zurückgelassen.

Außerdem heftet sie sich an die Fersen des sich ziemlich verdächtig verhaltenden Arztes Dr. Dennis Garza. Als sich Garza im Prozess, in dem er gar nicht angeklagt ist, sondern nur als Zeuge gehört wird, auf das Zeugnisverweigerungsrecht beruft, das in der Verfassung verankert ist, verursacht er einen Skandal. Genauso gut hätte er sich gleich schuldig sprechen können.

Aber das ist erst der Anfang des Sumpfes an Korruption, in den Lindsay ihre Mörderjagd führt.

_Mein Eindruck_

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass James Patterson nur noch seinen Namen für Bücher hergibt, bei denen er als Koautor angegeben wird. (Und sein Millionen-Dollar-Name wird mindestens doppelt so groß wie der des anderen Koautors gedruckt.) Will heißen, es ist fraglich, ob er überhaupt noch selbst Hand an solche Bücher legt. Denn sonst könnte er wohl kaum fünf solcher Romane pro Jahr raushauen.

Wenigstens tragen alle seine Romane sein Markenzeichen: die superkurzen Kapitel, die maximal vier bis fünf Seiten lang sind, manchmal sogar nur eine. Der Buchumfang ist deshalb reine Augenwischerei.

Was aber bedenklicher ist: Selbst wenn er eine Qualitätskontrolle ausüben sollte, so wird diese immer lascher. Sicher: Die fachliche Kompetenz ist durchaus gegeben, wenn man sich die Liste der fachlichen Berater am Schluss des Buches ansieht – das findet sich im Text bestätigt, der, so weit ich es beurteilen kann, keine Sachfehler enthält. Nein, es sind vielmehr die Handlungsführung, die Erzeugung von Spannung und die Figurenzeichnung, die zu beanstanden sind.

|Die Figuren|

Bei den Profis auf Seiten von Lindsay Boxer besteht kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Kompetenz im Job, doch sobald es darüber hinausgeht, kommen einige Zweifel auf. Dieser Effekt ist natürlich beabsichtigt. Dr. Dennis Garza haben Yuki & Co. sofort im Visier, und auch die Krankenhaus-Chefetage gerät ins Zwielicht. Die „Schwarzwaldklinik“ lässt grüßen, denn selbstverständlich menschelt es auch hier, dass sich die Bettfedern biegen.

Aber gerade das Gerichtsdrama, das einen durchgehenden Handlungsstrang bildet, trägt zu dem Eindruck bei, dass man es oftmals nur mit klischeehaft gezeichneten Pappnasen zu tun hat. Genau so dürfte es in einem Dokufiction-Film über Gerichtsverhandlungen zugehen. Aber vielleicht beeinflusst das eine das andere, so dass die Fiktion die Realität inzwischen so verbogen hat, dass ein Prozess automatisch zu einem Schaukampf verkommen ist. Ganz besonders, wenn Geschworene das Urteil finden sollen.

|Die Parallelhandlung|

Die Mordserie an den Autogirls dient lediglich zur Ablenkung von Gerichtsdrama und Hospitalmorden. Wie sich zu meiner Enttäuschung herausstellte, haben die Protituiertenmorde nichts mit dem Städtischen Krankenhaus zu tun, sondern stellen vielmehr die Kompetenz von Boxer & Co. in Frage: Die Täter drehen ihnen eine Nase, zeigen ihnen sogar den Mittelfinger. Der Leser fragt sich unwillkürlich: Wenn Boxers Leute nicht mal diesen Fall klären können, wie sollen sie dann in Sachen Hospitalmorde auf einen grünen Zweig kommen?

In den bisherigen Fällen des Women’s Murder Club erwies sich diese Parallelhandlung als ein echt fieser Trick nach Patterson-Machart, der die Ermittler – hier: Boxer – in schwerste persönliche Bedrängnis brachte. Das fällt diesmal völlig weg. Und daher fehlt der Story auch ein gewisses Maß an Biss und Zynismus.

Alles in allem entsteht bei mir der Eindruck, es mit einem ziemlich durchschnittlichen Krimi für die sonst nicht lesende Masse zu tun zu haben. Daher auch die leicht verdaulichen Häppchen an Handlung und Ereignissen. Ich wage nicht zu spekulieren, von welchen Bevölkerungsgruppen diese „sonst nicht lesende Masse“ gestellt wird, denn das könnte als politisch überhaupt nicht korrekt angesehen werden. Aber wenn ich auf „BILD“-Leser und deren amerikanisches Gegenstück tippe, liege ich wahrscheinlich nicht ganz verkehrt.

|Die Moral von der Geschicht’|

Wer sich nun fragt, was die Story uns eigentlich sagen soll und was das alles mit einem mysteriösen „fünften apokalyptischen Reiter“ zu tun hat, dem würde ich sagen, dass die Autorin Maxine Paetro offenbar vor dem zunehmend Ausmaß an „ärztlichen Kunstfehlern“ warnt. Deren Zahl scheint gerade in den privatisierten Krankenhäusern – wie dem Municipal Hospital von San Francisco – überproportional zuzunehmen. Statistiken werden dafür angeführt und eine Erklärung genannt. Als Erstes muss der Privatbetreiber das teure, wenn auch gut geschulte Medizinerpersonal rauswerfen und durch halbwegs taugliche Ärzte und schlecht bezahlte Pfleger ersetzen, die nur einen Bruchteil des vorherigen Lohns kosten.

Dass manche Ärzte wie Dr. Dennis Garza schon einiges auf dem Kerbholz haben, stört dabei nicht besonders, selbst wenn sie Fehler machen sollten – dafür gibt es ja tolle neue Computer, die die Ausgabe von falschen Medikamenten bestimmt verhindern, oder? Jedenfalls ist die Hauptsache, dass der Profit stimmt. Dabei kann dem Patienten allerdings das kalte Grausen kommen.

Man kann diese verhängnisvolle Entwicklung ebenso als fünften Reiter der Apokalypse ansehen wie auch ihre einzelnen Vertreter, die sich quasi als „Engelmacher“ einen Namen machen.

_Unterm Strich_

Diesmal spielt der San-Francisco-Thriller an zwei der populärsten Schauplätze: erstens im Krankenhaus, das durch Serien wie „E.R.“, „Grey’s Anatomy“ und „CSI Medical“ eine Art heroisches Zwielicht angenommen hat, wo sich die Aufrechten und die Schurken unablässig Kämpfe um das Leben der ach so lieben und bedauernswerten Patienten liefern. Und zweitens vor Gericht, wo zahllose Fernsehserien ihre Courtroom-Dramen abspulen, um allabendlich die ach so bösen Schurken zur Strecke zu bringen und für die Opfer sogenannte Gerechtigkeit zu erstreiten. Der Roman geht wenig über das Qualitäts-Level dieser Soap-Operas hinaus, erreicht noch nicht einmal Grisham-Niveau.

Vor dem Hintergrund dieser sattsam bekannten Szenarien bietet die bizarre Mordserie an den Car Girls eine erfrischend „unartige“ Note. Hier trumpfen respektlose Killer gegen die Polizeikräfte auf, und was sie als Markenzeichen zurücklassen, bringt die ansonsten stark vermissten Aspekte von Sex und Glamour ein. Dieser Handlungsstrang dürfte die jüngere weibliche Leserschaft stark ansprechen, von der männlichen ganz zu schweigen.

|Originaltitel: 5th Horseman (05 Women’s Murder Club), 2004
Aus dem US-Englischen von Andreas Jäger
384 Seiten|
http://www.limes-verlag.de

_James Patterson auf |Buchwurm.info|:_

[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47
[„Der 1. Mord“ 1361
[„Die 2. Chance“ 1362
[„Der 3. Grad“ 1370
[„4th of July“ 1565
[„Die 5. Plage“ 3915

Patterson, James / Paetro, Maxine – 5th Horseman, The

_Rettet das Krankenhaus – und den Autosalon!_

Jemand stirbt – die Apokalypse naht – der fünfte apokalyptische Reiter ist unterwegs …

Im Städtischen Krankenhaus von San Francisco sterben die Patienten wie die Fliegen. Aber nicht an Krankheiten, sondern weil jemand kräftig nachgeholfen hat. Seine Handschrift: zwei Knöpfe auf den Augen des Opfers. Die Knöpfe tragen das Bild des Äskulapstabs …

Unterdessen muss sich Polizeileutnant Lindsay Boxer mit einer Serie bizarrer Morde an jungen Frauen befassen. Die Frauen wurden nach ihrer Ermordung wie Models in teure Kleider gesteckt. Da man sie alle in einem teuren ausländischen Wagen findet, heißen sie alsbald nur die Car Girls. Als aber das neueste Opfer bei der Eröffnung eines Automobilsalons gefunden wird, platzt Lindsay endgültig der Kragen – und schon bald hat sie eine heiße Spur …

_Die Autoren_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor zahlreicher Nummer-1-Bestseller. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman ist „Das Ikarus-Gen“, davor wurde auch „Sam’s Letter to Jennifer“ veröffentlicht, das ähnlich aufgebaut ist wie der „tearjerker“ „Briefe an Nicholas“.

Im Frühjahr 2003 (deutsch Mitte 2005) erschien eine Kollaboration mit dem Titel „Die Rache des Kreuzfahrers“ (The Jester), deren Story im Mittelalter spielt. Der neueste Alex-Cross-Roman trägt den Titel „Ave Maria“ (2005).

Nähere Infos finden sich unter www.twbookmark.com und www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida.

Maxine Paetro ist eine Journalistin und Schriftstellerin, die mit ihrem Mann in New York City lebt.

_Handlung_

Wie so häufig bei Patterson, laufen mehrere Handlungsstränge parallel nebeneinander her, bis sie sich an einem kritischen Punkt kreuzen. So auch in diesem Roman.

|Um Mitternacht|

Eine junge Mutter freut sich darauf, dass sie bald wieder zu ihrem Töchterchen zurückdarf. Sobald man sie aus dem Städtischen Krankenhaus von San Francisco entlassen haben wird. Doch in der Nacht vor ihrer Entlassung schlägt der Night Walker zu und injiziert ihr eine tödliche Dosis. Jessie Falks Herz zuckt in Horror, als das Gift sich in ihrem Körper verbreitet.

Sie kann den Klingelknopf nicht erreichen, mit dem sie eine Krankenschwester rufen könnte. Verschwommen sieht sie eine Gestalt auf sich zukommen und bettelt um Hilfe. Doch diese Gestalt sagt nur: „Ja, du stirbst, Jessie. Es ist wunderschön mit anzusehen, wie du hinübergehst.“ Und als Jessie das getan hat, legt sie ihr zwei Knöpfe auf die beiden Augen. Auf den Knöpfen ist das Emblem der medizinischen Zunft zu sehen: der Äskulapstab, um den sich zwei Schlangen ringeln.

|Der Women’s Murder Club|

Polizeileutnant Lindsay Boxer leitet die Mordkommission beim San Francisco Police Department, und in dieser Position hat sie schon einiges durchgemacht. So wurde sie zum Beispiel von einem Teenagerpärchen, das auf Drogen war, zusammen mit ihrem Kollegen Warren Jacobi krankenhausreif geschossen. (In [„4th of July“.) 1565 Neben dem Department kann sie sich auf die moralische und emotionale Unterstützung des Women’s Murder Club stützen, der sich regelmäßig trifft. Besonders Claire, die Gerichtsmedizinerin, ist ihr eine große Hilfe. Aber auch Cindy, die Reporterin bei der Zeitung „S.F. Chronicle“, gibt ihr manchmal Tipps, die Lindsay helfen, auf dem Laufenden zu bleiben. Jüngstes Mitglied des Klubs ist die junge Rechtsanwältin Yuki Castellano.

Yuki und Cindy sind total interessiert an dem beginnenden Prozess gegen das Städtische Krankenhaus. Es geht um höhe Entschädigungen an zwanzig Sammelkläger, die allesamt liebe Angehörige in diesem Hospital verloren haben. Ihre Rechtsvertreterin, Anwältin Maureen O’Mara, verklagt das Krankenhaus wegen ärztlicher Kunstfehler. Von Mord ist (noch) keine Rede. Aber der Verteidiger der Gegenseite, Lawrence Kramer, behauptet, es handle sich lediglich um menschliche Irrtümer. Zu seinen Zeugen gehört auch ein gewisser Dr. Dennis Garza.

|Der fünfte Reiter|

Als Yukis Mutter Keiko nach einem Schwächeanfall in diese Klinik eingeliefert wird, macht sich Yuki entsprechende Sorgen. Als Keiko eines Nachts dort sogar direkt vor ihrer Entlassung stirbt, fällt Yukis Verdacht auf Dr. Dennis Garza. Dessen kaltschnäuzige und arrogante Art schockiert sie zutiefst und veranlasst sie, ihn zu beschatten. Natürlich erzählt sie ihren Verdacht auch ihren Freundinnen und schon bald sieht sich auch Lindsay Boxer veranlasst, sich dieses Krankenhaus mal genauer von innen anzusehen. Denn Keikos mysteriöser Tod bleibt beileibe nicht der letzte, und als eine Informantin Lindsay von den Knöpfen berichtet, erwacht in Lindsay der Killerinstinkt, der vor nichts Halt macht …

|Die Automädchen|

Doch Lindsay muss von nun an kräftig Überstunden schieben. Sie hat zeitgleich eine mysteriöse Serie von Morden an jungen Frauen aufzuklären. Diese jungen Amateurprostituierten wurden zuerst mit Rohypnol wehrlos gemacht, dann vergewaltigt und schließlich erstickt. Als man sie findet, sind Caddy (= Cadillac) Girl und Jaguar Girl in teure Klamotten gekleidet und duften nach exklusivem Parfum. Außerdem starren sie blicklos geradeaus durchs Fenster. Als habe man sie für eine Art von Tableau drapiert.

Ein paar Tage später wird in der Stadt ein Automobilsalon eröffnet, der Jung und Alt anzieht. Vor allem die Kids wollen die teuren europäischen Sportwagen sehen. Der teuerste von allen ist natürlich der Ferrari. Als der Ausstellungsassistent dieses Schmuckstück enthüllt, sitzt jedoch bereits eine Fahrerin am Steuer. Merkwürdig ist jedoch der seltsam starre Blick, der den Jungs eine Gänsehaut verursacht …

|Jagdsaison hoch 2|

Lindsay Boxer platzt der Kragen: Wer auch immer die tote Frau in den Wagen gesetzt hat, verhöhnt sie und ihre Kollegen nicht nur – er zeigt ihnen den Stinkefinger! Sofort nimmt sie die Verfolgung auf, denn diesmal haben der oder die Täter verräterische Spuren zurückgelassen.

Außerdem heftet sie sich an die Fersen des sich ziemlich verdächtig verhaltenden Arztes Dr. Dennis Garza. Als sich Garza im Prozess, in dem er gar nicht angeklagt ist, sondern nur als Zeuge gehört wird, auf das Zeugnisverweigerungsrecht beruft, das in der Verfassung verankert ist, verursacht er einen Skandal. Genauso gut hätte er sich gleich schuldig sprechen können.

Aber das ist erst der Anfang des Sumpfes an Korruption, in den Lindsay ihre Mörderjagd führt.

_Mein Eindruck_

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass James Patterson nur noch seinen Namen für Bücher hergibt, bei denen er als Koautor angegeben wird. (Und sein Millionen-Dollar-Name wird mindestens doppelt so groß wie der des anderen Koautors gedruckt.) Will heißen, es ist fraglich, ob er überhaupt noch selbst Hand an solche Bücher legt. Denn sonst könnte er wohl kaum fünf solcher Romane pro Jahr raushauen.

Wenigstens tragen alle seine Romane sein Markenzeichen: die superkurzen Kapitel, die maximal vier bis fünf Seiten lang sind, manchmal sogar nur eine. Der Umfang von 330 Seiten ist deshalb reine Augenwischerei. In Wahrheit sind es nur 250 Seiten, die der Text ausmacht – und das im Großdruck. Inzwischen hat einer seiner deutschen Verlage, |Ehrenwirth|, erkannt, dass dies sehr nach Zeilenschinderei aussieht und hat in [„Das Ikarus-Gen“ 2336 die sowieso nichts sagenden Kapitelüberschriften einfach gestrichen. Der Text ist sofort flüssiger zu lesen.

Was aber bedenklicher ist: Selbst wenn er eine Qualitätskontrolle ausüben sollte, so wird diese immer lascher. Sicher: Die fachliche Kompetenz ist durchaus gegeben, wenn man sich die Liste der fachlichen Berater am Schluss des Buches ansieht – das findet sich im Text bestätigt, der, so weit ich es beurteilen kann, keine Sachfehler enthält. Nein, es sind vielmehr die Handlungsführung, die Erzeugung von Spannung und die Figurenzeichnung, die zu beanstanden sind.

|Die Figuren|

An den Profis auf Seiten von Lindsay Boxer besteht kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Kompetenz im Job, doch sobald es darüber hinausgeht, kommen einige Zweifel auf. Dieser Effekt ist natürlich beabsichtigt. Dr. Dennis Garza haben Yuki & Co. sofort im Visier, und auch die Krankenhaus-Chefetage gerät ins Zwielicht. Die „Schwarzwaldklinik“ lässt grüßen, denn selbstverständlich menschelt es auch hier, dass sich die Bettfedern biegen.

Aber gerade das Gerichtsdrama, das einen durchgehenden Handlungsstrang bildet, trägt zu dem Eindruck bei, dass man es oftmals nur mit klischeehaft gezeichneten Pappnasen zu tun hat. Genau so dürfte es in einem Dokufiction-Film über Gerichtsverhandlungen zugehen. Aber vielleicht beeinflusst das eine das andere, so dass die Fiktion die Realität inzwischen so verbogen hat, dass ein Prozess automatisch zu einem Schaukampf verkommen ist. Ganz besonders, wenn Geschworene das Urteil finden sollen.

|Die Parallelhandlung|

Die Mordserie an den Autogirls dient lediglich zur Ablenkung von Gerichtsdrama und Hospitalmorden. Wie sich zu meiner Enttäuschung herausstellte, haben die Protituiertenmorde nichts mit dem Städtischen Krankenhaus zu tun, sondern stellen vielmehr die Kompetenz von Boxer & Co. in Frage: Die Täter drehen ihnen eine Nase, zeigen ihnen sogar den Mittelfinger. Der Leser fragt sich unwillkürlich: Wenn Boxers Leute nicht mal diesen Fall klären können, wie sollen sie dann in Sachen Hospitalmorde auf einen grünen Zweig kommen?

In den bisherigen Fällen des Women’s Murder Club erwies sich diese Parallelhandlung als ein echt fieser Trick nach Patterson-Machart, der die Ermittler – hier: Boxer – in schwerste persönliche Bedrängnis brachte. Das fällt diesmal völlig weg. Und daher fehlt der Story auch ein gewisses Maß an Biss und Zynismus.

Alles in allem entsteht bei mir der Eindruck, es mit einem ziemlich durchschnittlichen Krimi für die sonst nicht lesende Masse zu tun zu haben. Daher auch die leicht verdaulichen Häppchen an Handlung und Ereignissen. Ich wage nicht zu spekulieren, von welchen Bevölkerungsgruppen diese „sonst nicht lesende Masse“ gestellt wird, denn das könnte als politisch überhaupt nicht korrekt angesehen werden. Aber wenn ich auf „BILD“-Leser und deren amerikanisches Gegenstück tippe, liege ich wahrscheinlich nicht ganz verkehrt.

|Die Moral von der Geschicht’|

Wer sich nun fragt, was die Story uns eigentlich sagen soll und was das alles mit einem mysteriösen „fünften apokalyptischen Reiter“ zu tun hat, dem würde ich sagen, dass die Autorin Maxine Paetro offenbar vor dem zunehmend Ausmaß an „ärztlichen Kunstfehlern“ warnt. Deren Zahl scheint gerade in den privatisierten Krankenhäusern – wie dem Municipal Hospital von San Francisco – überproportional zuzunehmen. Statistiken werden dafür angeführt und eine Erklärung genannt. Als Erstes muss der Privatbetreiber das teure, wenn auch gut geschulte Medizinerpersonal rauswerfen und durch halbwegs taugliche Ärzte und schlecht bezahlte Pfleger ersetzen, die nur einen Bruchteil des vorherigen Lohns kosten.

Dass manche Ärzte wie Dr. Dennis Garza schon einiges auf dem Kerbholz haben, stört dabei nicht besonders, selbst wenn sie Fehler machen sollten – dafür gibt es ja tolle neue Computer, die die Ausgabe von falschen Medikamenten bestimmt verhindern, oder? Jedenfalls ist die Hauptsache, dass der Profit stimmt. Dabei kann dem Patienten allerdings das kalte Grausen kommen.

Man kann diese verhängnisvolle Entwicklung ebenso als fünften Reiter der Apokalypse ansehen wie auch ihre einzelnen Vertreter, die sich quasi als „Engelmacher“ einen Namen machen.

_Unterm Strich_

Diesmal spielt der San-Francisco-Thriller an zwei der populärsten Schauplätze: erstens im Krankenhaus, das durch Serien wie „E.R.“, „Grey’s Anatomy“ und „CSI Medical“ eine Art heroisches Zwielicht angenommen hat, wo sich die Aufrechten und die Schurken unablässig Kämpfe um das Leben der ach so lieben und bedauernswerten Patienten liefern. Und zweitens vor Gericht, wo zahllose Fernsehserien ihre Courtroom-Dramen abspulen, um allabendlich die ach so bösen Schurken zur Strecke zu bringen und für die Opfer sogenannte Gerechtigkeit zu erstreiten. Der Roman geht wenig über das Qualitäts-Level dieser Soap-Operas hinaus, erreicht noch nicht einmal Grisham-Niveau.

Vor dem Hintergrund dieser sattsam bekannten Szenarien bietet die bizarre Mordserie an den Car Girls eine erfrischend „unartige“ Note. Hier trumpfen respektlose Killer gegen die Polizeikräfte auf, und was sie als Markenzeichen zurücklassen, bringt die ansonsten stark vermissten Aspekte von Sex und Glamour ein. Dieser Handlungsstrang dürfte die jüngere weibliche Leserschaft stark ansprechen, von der männlichen ganz zu schweigen.

_James Patterson auf |Buchwurm.info|:_

[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47
[„Der 1. Mord“ 1361
[„Die 2. Chance“ 1362
[„Der 3. Grad“ 1370
[„4th of July“ 1565
[„Die 5. Plage“ 3915

James Patterson / Maxine Paetro – Die 5. Plage (Hörbuch)

_Ein Mord-Kunstwerk: schöne tote Mädels in Autos_

Im Städtischen Krankenhaus von San Francisco sterben die Patienten wie die Fliegen. Aber nicht an Krankheiten, sondern weil jemand kräftig nachgeholfen hat. Seine Handschrift: zwei Knöpfe auf den Augen des Opfers. Die Knöpfe tragen das Bild des Äskulapstabs …

Unterdessen muss sich Polizeileutnant Lindsay Boxer mit einer Serie bizarrer Morde an jungen Frauen befassen. Die Frauen wurden nach ihrer Ermordung wie Models in teure Kleider gesteckt. Weil man sie alle in einem teuren ausländischen Wagen findet, heißen sie alsbald nur die Car Girls. Als aber das neueste Opfer bei der Eröffnung eines Automobilsalons gefunden wird, platzt Lindsay endgültig der Kragen – und schon bald hat sie eine heiße Spur …

_Die Autoren_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor zahlreicher Nummer-1-Bestseller. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman vor „Blood“ in Deutschland hieß „Ave Maria“, ein Alex-Cross-Roman. Davor erschienen neue Alex-Cross-Romane mit den Titeln „The Big Bad Wolf“ und „London Bridges“. Im Original ist bereits „Double Cross“ erschienen. Seit 2005 sind weitere Patterson-Kooperationen veröffentlicht worden, darunter „Lifeguard“ sowie „Judge and Jury“; im Juli 2007 erschien die Zusammenarbeit „The Quickie“ (deutsch „Im Affekt“, 2008). Im Frühjahr 2003 (deutsch Mitte 2005) erschien auch eine Kollaboration mit dem Titel „Die Rache des Kreuzfahrers“ („The Jester“), deren Story im Mittelalter spielt.

Nähere Infos finden sich unter http://www.twbookmark.com und http://www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida und Westchester, New York.

Maxine Paetro ist eine Journalistin und Schriftstellerin, die mit ihrem Mann in New York City lebt.

|The Women’s Murder Club| umfasst bislang folgende Bände:

1. Der 1. Mord
2. Die 2. Chance
3. Der 3. Grad (zusammen mit Andrew Gross)
4. Die 4. Frau (zusammen mit Maxine Paetro)
5. Die 5. Plage (zusammen mit Maxine Paetro)
6. Die 6. Geisel (zusammen mit Maxine Paetro)
7. 7th Heaven (zusammen mit Maxine Paetro)
8. 8th Confession

Mehr von James Patterson auf |Buchwurm.info|:

[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Blood“ 4835
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47

_Die Sprecherin_

Neben Theaterengagements und TV-Auftritten ist die Schauspielerin Julia Fischer vor allem im Rundfunk als Sprecherin tätig. Auch als Hörbuchinterpretin hat sie viele Fans. (Verlagsinfo)

Regie führte Volker Gerth im Müncher |opus-live Studio|.

_Handlung_

Wie so häufig bei Patterson, laufen mehrere Handlungsstränge parallel nebeneinander her, bis sie sich an einem kritischen Punkt kreuzen. So auch in diesem Roman.

|Um Mitternacht|

Eine junge Mutter freut sich darauf, dass sie bald wieder zu ihrem Töchterchen zurück darf. Sobald man sie aus dem Städtischen Krankenhaus von San Francisco entlassen haben wird. Doch in der Nacht vor ihrer Entlassung schlägt der Night Walker zu und injiziert ihr eine tödliche Dosis. Jessie Falks Herz zuckt in Horror, als das Gift sich in ihrem Körper verbreitet.

Sie kann den Klingelknopf nicht erreichen, mit dem sie eine Krankenschwester rufen könnte. Verschwommen sieht sie eine Gestalt auf sich zukommen und bettelt um Hilfe. Doch diese Gestalt sagt nur: „Ja, du stirbst, Jessie. Es ist wunderschön mit anzusehen, wie du hinübergehst.“ Und als Jessie das getan hat, legt sie ihr zwei Knöpfe auf die beiden Augen. Auf den Knöpfen ist das Emblem der medizinischen Zunft zu sehen: der Äskulapstab, um den sich zwei Schlangen ringeln.

|Der Women’s Murder Club|

Polizeileutnant Lindsay Boxer leitet die Mordkommission beim San Francisco Police Department, und in dieser Position hat sie schon einiges durchgemacht. Sie wurde zum Beispiel von einem Teenagerpärchen, das auf Drogen war, zusammen mit ihrem Kollegen Warren Jacobi krankenhausreif geschossen (in „Die 4. Frau“) Neben dem Department kann sie sich auf die moralische und emotionale Unterstützung des Women’s Murder Club stützen, der sich regelmäßig trifft. Besondere Claire, die Gerichtsmedizinerin, ist ihr eine große Hilfe. Aber auch Cindy, die Reporterin bei der Zeitung |S. F. Chronicle|, gibt ihr manchmal Tipps, die Lindsay helfen, auf dem Laufenden zu bleiben. Jüngstes Mitglied des Klubs ist die junge Rechtsanwältin Yuki Castellano.

Yuki und Cindy sind total interessiert an dem beginnenden Prozess gegen das Städtische Krankenhaus. Es geht um hohe Entschädigungen an zwanzig Sammelklägern, die allesamt liebe Angehörige in diesem Hospital verloren haben. Ihre Rechtsvertreterin, Anwältin Maureen O’Mara, verklagt das Krankenhaus wegen ärztlicher Kunstfehler. Von Mord ist (noch) keine Rede. Aber der Verteidiger der Gegenseite, Lawrence Kramer, behauptet, es handle sich lediglich um menschliche Irrtümer. Zu seinen Zeugen gehört auch ein gewisser Dr. Dennis Garza.

|Der fünfte Reiter|

Als Yukis Mutter Keiko nach einem Schwächeanfall in diese Klinik eingeliefert wird, macht sich Yuki entsprechende Sorgen. Als Keiko eines Nachts dort sogar direkt vor ihrer Entlassung stirbt, fällt Yukis Verdacht auf Dr. Dennis Garza. Dessen kaltschnäuzige und arrogante Art schockieren sie zutiefst und veranlassen sie, ihn zu beschatten. Natürlich erzählt sie ihren Verdacht auch ihren Freundinnen ,und schon bald sieht sich auch Lindsay Boxer veranlasst, sich dieses Krankenhaus mal genauer von innen anzusehen. Denn Keikos mysteriöser Tod bleibt beileibe nicht der letzte, und als eine Informantin Lindsay von den Knöpfen berichtet, erwacht in Lindsay der Killerinstinkt, der vor nichts Halt macht …

|Die Automädchen|

Doch Lindsay muss von nun an kräftig Überstunden schieben. Sie hat zeitgleich eine mysteriöse Serie von Morden an jungen Frauen aufzuklären. Diese jungen Amateurprostituierten wurden zuerst mit Rohypnol wehrlos gemacht, dann vergewaltigt und schließlich erstickt. Als man sie findet, sind Caddy (= Cadillac) Girl und Jaguar Girl in teure Klamotten gekleidet und duften nach exklusivem Parfum. Außerdem starren sie blicklos geradeaus durchs Fenster. Als habe man sie für eine Art von Tableau drapiert.

Ein paar Tage später wird in der Stadt ein Automobilsalon eröffnet, der Jung und Alt anzieht. Vor allem die Kids wollen die teuren europäischen Sportwagen sehen. Der teuerste von allen ist natürlich der Ferrari. Als der Ausstellungsassistent dieses Schmuckstück enthüllt, sitzt jedoch bereits eine Fahrerin am Steuer. Merkwürdig ist jedoch ist seltsam starrer Blick, der den Jungs eine Gänsehaut verursacht …

|Jagdsaison hoch zwei|

Lindsay Boxer platzt der Kragen: Wer auch immer die tote Frau in den Wagen gesetzt hat, verhöhnt sie und ihre Kollegen nicht nur – er zeigt ihnen den Stinkefinger! Sofort nimmt sie die Verfolgung auf, denn diesmal haben der oder die Täter verräterische Spuren zurückgelassen.

Außerdem heftet sie sich an die Fersen des sich ziemlich verdächtig verhaltenden Arztes Dr. Dennis Garza. Als sich Garza im Prozess, in dem er gar nicht angeklagt ist, sondern nur als Zeuge gehört wird, auf das Zeugnisverweigerungsrecht beruft, das in der Verfassung verankert ist, verursacht er einen Skandal. Genauso gut hätte er sich gleich schuldig sprechen können.

Aber das ist erst der Anfang des Sumpfes an Korruption, in den Lindsay ihre Mörderjagd führt.

_Mein Eindruck_

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass James Patterson nur noch seinen Namen für Bücher hergibt, bei denen er als Koautor angegeben wird. (Und sein Millionen-Dollar-Name wird mindestens doppelt so groß wie der des anderen Koautors gedruckt, wenn überhaupt.) Will heißen, es ist fraglich, ob er überhaupt noch selbst Hand an solche Bücher legt. Denn sonst könnte er wohl kaum fünf solcher Romane pro Jahr raushauen.

Wenigstens tragen alle seine Romane sein Markenzeichen: die superkurzen Kapitel, die maximal vier bis fünf Seiten lang sind, manchmal sogar nur eine. Der Umfang von 330 Seiten ist deshalb reine Augenwischerei. In Wahrheit sind es nur 250 Seiten, die der Text ausmacht – und das im Großdruck. Inzwischen hat einer seiner deutschen Verlage, |Ehrenwirth|, erkannt, dass dies sehr nach Zeilenschinderei aussieht und hat in „Das Ikarus-Gen“ die sowieso nichtssagenden Kapitelüberschriften einfach gestrichen. Der Text ist sofort flüssiger zu lesen.

Was aber bedenklicher ist: Selbst wenn er eine Qualitätskontrolle ausüben sollte, so wird diese immer lascher. Sicher: Die fachliche Kompetenz ist durchaus gegeben, wenn man sich die Liste der fachlichen Berater am Schluss des Buches ansieht – das findet sich im Text bestätigt, der, soweit ich es beurteilen kann, keine Sachfehler enthält. Nein, es sind vielmehr die Handlungsführung, die Erzeugung von Spannung und die Figurenzeichnung, die zu beanstanden sind.

|Die Figuren|

Bei den Profis auf Seiten von Lindsay Boxer besteht kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Kompetenz im Job, doch sobald es darüber hinausgeht, kommen einige Zweifel auf. Dieser Effekt ist natürlich beabsichtigt. Dr. Dennis Garza haben Yuki & Co. sofort im Visier, und auch die Krankenhaus-Chefetage gerät ins Zwielicht. Die „Schwarzwaldklinik“ lässt grüßen, denn selbstverständlich menschelt es auch hier, dass sich die Bettfedern biegen.

Aber gerade das Gerichtsdrama, das einen durchgehenden Handlungsstrang bildet, trägt zu dem Eindruck bei, dass man es oftmals nur mit klischeehaft gezeichneten Pappnasen zu tun hat. Genau so dürfte es in einem Dokufiction-Film über Gerichtsverhandlungen zugehen. Aber vielleicht beeinflusst das eine das andere, so dass die Fiktion die Realität inzwischen so verbogen hat, dass ein Prozess automatisch zu einem Schaukampf verkommen ist. Ganz besonders, wenn Geschworene das Urteil finden sollen.

|Die Parallelhandlung|

Die Mordserie an den Autogirls dient lediglich zur Ablenkung von Gerichtsdrama und Hospitalmorden. Wie sich zu meiner Enttäuschung herausstellte, haben die Protituiertenmorde nichts mit dem Städtischen Krankenhaus zu tun, sondern stellen vielmehr die Kompetenz von Boxer & Co. infrage: Die Täter drehen ihnen eine Nase, zeigen ihnen sogar den Mittelfinger. Der Leser fragt sich unwillkürlich: Wenn Boxers Leute nicht mal diesen Fall klären können, wie sollen sie dann in Sachen Hospitalmorde auf einen grünen Zweig kommen?

In den bisherigen Fällen des Women’s Murder Club erwies sich diese Parallelhandlung als ein echt fieser Trick nach Patterson-Machart, der die Ermittler – hier: Boxer – in schwerste persönliche Bedrängnis brachte. Das fällt diesmal völlig weg. Und daher fehlt der Story auch ein gewisses Maß an Biss und Zynismus.

Alles in allem entsteht bei mir der Eindruck, es mit einem ziemlich durchschnittlichen Krimi für die sonst nicht lesende Masse zu tun zu haben. Daher auch die leicht verdaulichen Häppchen an Handlung und Ereignissen. Ich wage nicht zu spekulieren, von welchen Bevölkerungsgruppen diese „sonst nicht lesende Masse“ gestellt wird, denn das könnte als politisch überhaupt nicht korrekt angesehen werden. Aber wenn ich auf „BILD“-Leser und deren amerikanisches Gegenstück tippe, liege ich wahrscheinlich nicht ganz verkehrt.

|Die Moral von der Geschicht’|

Wer sich nun fragt, was die Story uns eigentlich sagen soll und was das alles mit einem mysteriösen „fünften apokalyptischen Reiter“ zu tun hat, dem würde ich sagen, dass die Autorin Maxine Paetro offenbar vor dem zunehmenden Ausmaß an „ärztlichen Kunstfehlern“ warnt. Deren Zahl scheint gerade in den privatisierten Krankenhäusern – wie dem Municipal Hospital von San Francisco – überproportional zuzunehmen. Statistiken werden dafür angeführt und eine Erklärung genannt. Als Erstes muss der Privatbetreiber das teure, wenn auch gut geschulte Medizinerpersonal rauswerfen und durch halbwegs taugliche Ärzte und schlecht bezahlte Pfleger ersetzen, die nur einen Bruchteil des vorherigen Lohns kosten.

Dass manche Ärzte wie Dr. Dennis Garza schon einiges auf dem Kerbholz haben, stört dabei nicht besonders, selbst wenn sie Fehler machen sollten – dafür gibt es ja tolle neue Computer, die die Ausgabe von falschen Medikamenten bestimmt verhindern, oder? Jedenfalls ist die Hauptsache, dass der Profit stimmt. Dabei kann einem Patienten allerdings das kalte Grausen kommen. Man kann diese verhängnisvolle Entwicklung ebenso als fünften Reiter der Apokalypse ansehen wie auch ihre einzelnen Vertreter, die sich quasi als „Engelmacher“ einen Namen machen.

|Die Sprecherin|

An Julia Fishcers Vortrag ist mir gleich ihre deutliche Aussprache und bewusste Betonung von Wörtern und Sätzen aufgefallen. Diese Sprachbeherrschung setzt sich auch in der korrekten Aussprache aller Namen fort, was ich sehr positiv fand.

Schon im Prolog, der die erste Todesszene schildert, stellt Fischer unter Beweis, dass sie selbst das Grauen sowohl anrührend als auch distanziert darzustellen vermag. Auch in lustigen Szenen wie in denen mit Yukis Mutter Keiko Castellano tritt sie hinter dem Geschehen im Vordergrund zurück. Diesen beiden, Yuki und Keiko, gibt sie die höchsten weiblichen Stimmen, möglicherweise, weil sie als Japanerinnen gesehen werden sollen.

Lidsay Boxer, die taffe Amerikanerin, hat hingegen erst einmal eine autoritäre und weiblich-tiefe Stimme. Das ist aber nichts gegen die autoritäre Stimme, mit der die Rechtsmedizinerin Claire Thomas auftritt. Sie ist sowohl Lindsays beste Freundin als auch Mentorin und wichtigste Helferin. Die männlichen Figuren haben durchweg eine tiefere Stimmlage, und wer will, kann auch hier feine Unterschiede heraushören. Die von Warren Jacobi ist die tiefste im ganzen Text; er klingt ruhig und ernst, selbst dann, wenn er wie gewohnt sarkastisch wird.

Die größte Stärke Fischers liegt in der optimalen Anpassung des Ausdrucks an Situationen. Bewundernswert ist ihre hundertprozentige Treffsicherheit. Dr. Larry Guttman IST der empörte Cadillac-Besitzer, in dessen Wagen man eine hübsch drapierte Leiche findet. Dr. Friedman IST der zornige, dann erschütterte Vaters eines Opfers aus dem SF Municipal Hospital. Und wenn Lindsay mit ihrem Freund Joe von der Homeland Security schäkert, wackeln die Wände.

_Unterm Strich_

Diesmal spielt der San-Francisco-Thriller an zwei der populärsten Schauplätze: erstens im Krankenhaus, das durch Serien wie „E.R.“, „Grey’s Anatomy“ und „CSI Medical“ eine Art heroisches Zwielicht angenommen hat, wo sich die Aufrechten und die Schurken unablässig Kämpfe um das Leben der ach so lieben und bedauernswerten Patienten liefern. Und zweitens vor Gericht, wo zahllose Fernsehserien ihre Courtroom-Dramen abspulen, um allabendlich die ach so bösen Schurken zur Strecke zu bringen und für die Opfer sogenannte Gerechtigkeit zu erstreiten. Der Roman geht wenig über das Qualitäts-Level dieser Soap-Operas hinaus, erreicht noch nicht einmal Grisham-Niveau.

Vor dem Hintergrund dieser sattsam bekannten Szenarien bietet die bizarre Mordserie an den Car Girls eine erfrischend „unartige“ Note. Hier trumpfen respektlose Killer gegen die Polizeikräfte auf, und was sie als Markenzeichen zurücklassen, bringt die ansonsten stark vermissten Aspekte von Sex und Glamour ein. Dieser Handlungsstrang dürfte die jüngere weibliche Leserschaft stark ansprechen, von der männlichen ganz zu schweigen.

|Das Hörbuch|

Selten habe ich einen derart perfekten Vortrag gehört wie den Julia Fischers. Sie tritt als Sprecherin und Erzählerin ganz hinter dem Geschehen, den Figuren und den Dialogen zurück, weil sie für jede Figur den optimalen stimmlichen Ausdruck in jeder Situation findet. Daher „agieren“ ihre Figuren stets statt wie Puppen vorgeführt zu werden. Sie werden quasi zum Leben erweckt. Und hier ist das ausnahmsweise keine leere Floskel. Auch die Aussprache der vielen amerikanischen Namen gelingt Fischer stets korrekt, was für jeden deutschen Sprecher eine große Leistung darstellt.

|Originaltitel: The Fifth Horseman, 2004
Aus dem US-Englischen übersetzt von Andreas Jäger
386 Minuten auf 5 CDs
ISBN-13: 978-3-86804-472-0|
http://audiomedia.de/category/verlag/hoerbuch/target-mitten-ins-ohr/
http://www.jamespatterson.com