_Positive Utopie oder langweiliges Planetenabenteuer_
Die Anthropologin Elspeth Mueller ist auf dem primitiven Planeten Aeran gestrandet, auf dem Steinzeitmenschen sich der räuberischen Blackwings erwehren müssen. Ihre Freundschaft mit Darren, dem Sohn des Häuptlings, wird auf eine harte Probe gestellt, als eine Expedition der neuen Rebellenregierung des Sternenreiches landet und von den Einheimischen verlangt, dass sie sich Überwachungsgeräte einpflanzen lassen. Nun steht Elspeth zwischen den zwei Kulturen.
_Der Autor_
Robert Paul Holdstock, geboren 1948, begann mit dem Schreiben schon 1968, machte sich aber erst 1976 als Schriftsteller selbständig und schrieb daraufhin eine ganze Menge Genre-Fantasy. Dabei entstanden wenig interessante Trilogien und Kollaborationen an |Sword and Sorcery|-Romanen, unter anderem mit Angus Wells.
Erst 1983 und 1984 taucht das für die Ryhope-Sequenz wichtige Motiv des Vater-Sohn-Konflikts auf. Beide Seiten werden getrennt und müssen wieder vereinigt werden. Das Besondere an dieser emotional aufgeladenen Konstellationen ist jedoch, dass die Bewegung, die dafür nötig ist, in einer Geisterwelt stattfindet: dem Ryhope-Forst.
In Holdstocks keltischer Fantasy befindet sich in diesem Urwald, der dem kollektiven Unbewussten C. G. Jungs entspricht, erstens ein Schacht, der mit weiterem Vordringen ins Innere immer weiter zurück in der Zeit führt. Eines der wichtigsten und furchtbarsten Ungeheuer, Urscumug, stammt beispielsweise aus der Steinzeit. Und zweitens finden bei diesen seelischen Nachtreisen durch die Epochen permanent Verwandlungen, Metamorphosen statt. So verwandelt sich die Hauptfigur Tallis in „Lavondyss“ und schließlich in eine Dryade, einen Baumgeist. Das ist äußerst faszinierend geschildert.
Am Ende der Nachtreisen warten harte Kämpfe, die auch in psychologischer Hinsicht alles abverlangen, was die Kontrahenten aufbieten können. Und es ist niemals gewährleistet, dass die Hauptfiguren sicher und heil nach Hause zurückkehren können. Denn im keltischen Zwielicht, das noch nicht durch das christliche Heilsversprechen erleuchtet ist, scheint am Ende des Weges keine spirituelle Sonne, sondern dort wartet nur ewige Nacht.
Der MYTHAGO-Zyklus:
1. Mythago Wood (1984; [Mythenwald, 4139 World Fantasy Award)
2. Lavondyss (1988; [Tallis im Mythenwald) 4211
3. [The Bone Forest 4088 (1991; Sammlung)
4. [The Hollowing 4161 (1993)
5. Merlin’s Wood (1994, Sammlung inkl. Roman)
6. Ancient Echoes (1996)
7. [Gate of Ivory 1422 (2000)
Der MERLIN CODEX-Zyklus:
1. Celtika (2001)
2. The Iron Grail (2002)
3. The Broken Kings (2007)
4. Avilion (2008)
http://www.robertholdstock.com
_Handlung_
Vor Jahrhunderten. Das Raumschiff der Wissenschaftler ist in den Bergen des Planeten Aeran abgestürzt. Die Schiffbrüchigen haben keine Mittel, Hilfe zu holen, und verkriechen sich in einer Höhle. Als der Winter hereinbricht, sehen die Gestrandeten den nahen Tod vor Augen, entweder durch Erfrieren oder Verhungern. Während Commander Austin zurückbleibt, um auf Hilfe zu hoffen, wagt sich eine Frau auf eine Expedition. Sie schafft es bis in den Dschungel, wo die Nachfahren der einstigen Kolonisten auf der Stufe der Steinzeit leben.
|Das 36. Jahrhundert|
Wochen nach ihrer Landung hat sich die Anthropologin Elspeth Mueller mit dem jungen Krieger Darren angefreundet und geht mit ihm und seinen vier Freunden auf die Jagd nach Blackwings. Elspeth hat ihre Kleidung abgelegt und sogar ihre Uhr weggeworfen, denn es gibt nichts mehr, was sie mit ihrer Herkunft verbindet. Nichts mehr außer den zwei Juwelen, die sie statt Brüsten auf ihrem Oberkörper trägt, Resultate eines blutigen Stammesrituals, das Elspeth auf ihrer Heimatwelt erdulden musste. Anders als die pelzigen Kolonisten, die mitunter blondes Haar tragen, ist Elspeth dunkelhäutig, trägt kein Fell und hatte wohl afrikanische Vorfahren. Das Einzige, was sie anhat, ist ein Gürtel für ihr Jagdmesser, doch sie hofft, bald mehr Kleidung zu bekommen, sobald sie im Crog, dem befestigten Dorf, leben darf.
Die Jagd auf die Blackwings ist riskant, doch Elspeth hat mit dem Ritzen von Erdwind-Runen um Jagdglück gebeten. Sie schafft es im zweiten Anlauf, eine solche übergroße Fledermaus zum Absturz zu bringen. Das Tier hat sie kurz durch die Luft getragen und dabei per Teleportation Sprünge in der Raumzeit vollführt, die Elspeth Angst eingejagt haben. Doch nun liegt der Blackwing am Boden des Dschungels, und Darren erledigt den Rest.
Danach lieben sie sich in den Lianen eines Baumriesen, bevor Darren und seine Freunde wieder in den Crog zurückkehren. Elspeth wird der Zutritt immer noch wegen eines Beschlusses der Ältesten verwehrt. Als sie Darren nach dem Geheimnis des Erdwinds und dessen Runen fragt, drückt er sich um die Antwort herum. Sie weiß nur, dass dieses Phänomen mit bestimmten geritzten Symbolen in Verbindung steht. Ähnliche Symbole – Rauten – hatte sie vor der Jagd in eine Felswand geritzt, um ein gutes Jagdergebnis herbeizuwünschen. Sie wird nicht locker lassen, das Geheimnis zu lüften, schließlich ist sie eine ausgebildete Wissenschaftlerin.
|Die Expedition der Fremden|
Ein weiteres Schiff der Menschen des 36. Jahrhunderts landet unweit des Crogs. Es steht unter dem Kommando von Schiffsmeister Karl Gorstein. Mit Hilfe einer Sonde erkundet er den Planeten Aeran, stößt auf Kolonisten, Elspeth und Blackwings – und auf den befestigten Hügel des Crogs. Eine Beunruhigung überkommt ihn, eine Beklemmung. Um den Grund dafür herauszufinden, befragt er seinen „Rationalisten“ Peter Ashka, den er schon lange kennt. Ashka wiederum befragt, trotz schwerer Bedenken, das I Ching, das uralte chinesische Orakel, warum Gorstein solche Beklemmung fühlt. Die Aussagen sind nicht günstig, sondern künden einen Wandel an.
Den Grund für die Anwesenheit der Fremden erfährt Elspeth, als sie mit ihrer Freundin Moir, Darrens Schwester, heimlich deren Zusammenkunft mit dem Ältestenrat und dem Seher des Stammes beobachtet. Aus dem Erlauschten erkennt sie, dass die Fremden aus ihrem eigenen Sternenreich kommen und verlangen, dass die Aerani sich Überwachungsgeräte einpflanzen lassen. Offenbar hat die neu an die Macht gekommene Regierung Angst vor weiteren Aufständischen oder Widerstandsnestern. Die Fremden, darunter Ashka, bekommen zur Antwort, dass man darüber beraten und das Orakel des Erdliedes befragen werde.
|Der Zweikampf|
Nach einer freundlichen und informativen Begegnung Elspeths mit Peter Ashka erfährt sie von Moir, dass es im Stamm wegen der Fremden zum Zwist gekommen sei und ein Zweikampf bevorstehe: Darren, Moirs Bruder, gegen Engus, Moirs festen Freund – und nur einer könne überleben! Entsetzt und zugleich fasziniert beobachtet, wie Engus‘ Kopf schließlich im Sand rollt, so wie schon zahllose andere Opfer von Ehrenkämpfen. Moir ist todtraurig. Darrens Sieg bedeutet, dass die Fremden zunächst in Ruhe gelassen werden. Und da Moir auf ihren Anspruch eines Ehrenkampfes mit Elspeth, der festen Freundin des Siegers, verzichtet – was Darren beschämend findet -, darf Elspeth weiterleben. Sie bangt darum, was aus ihr, Darren und dem Stamm wird.
|Die zwei Orakel|
Währenddessen hat Peter Ashka eine eingehende Unterredung mit Iondai, dem Seher des Stammes. Wessen Orakel ist wohl das bessere, das I Ching von Ashka oder das Erdlied Iondais? Das Ching sagt voraus, was sein könnte, ohne sich festzulegen oder zu urteilen. Peter ist bestürzt darüber, wie sich die Kraft des Ching, die er verspürt, auf diesem Planeten verhält, gerade so, als werde es durch eine andere Macht zur Seite gedrängt. Und was kann das Erdlied ausrichten?
_Mein Eindruck_
Wie so viele Planetenabenteuer über Kolonisten ist auch dies eine Geschichte über die Auseinandersetzung zwischen altem Bewusstsein und neuer Welt, die ihre eigenen Anforderungen stellt. In den Passagen, die der Autor am anschaulichsten erzählt, darunter den gesamten Reiseteil am Schluss, findet in Elspeth und Gorstein, den beiden wichtigsten Außenweltlern, eine fundamentale Umwandlung statt. Sie werden von Raumfahrern & Wissenschaftler/Technikern zu Jägern & Sammlern, die von dem leben, was ihnen die Welt gewährt.
Dass der Übergang von der Zivilisation zur Barbarei kein sanfter ist, dürfte klar sein, denn ständig gibt es gewaltsame Auseinandersetzungen, vor allem mit den Einheimischen. Diese waren einst selbst Kolonisten, haben aber unter dem Einfluss des Phänomens namens „Erdwind“ ihre Vergangenheit vergessen oder abgeworfen. Im Buch wird zwar viel zwischen den Denkern Elspeth, Ashka, Gorstein und Iondai diskutiert, doch letzten Endes entscheidet die Gewalt darüber, wie es weitergeht, wie der Tod von Ashka und der Kampf zwischen Gorstein und Elspeth belegt.
|Kampf der Orakel|
Der innere Konflikt der Außenweltler mit der brutalen Realität auf Aeran spiegelt sich auf einer höheren Ebene wider, nämlich auf jener der Orakel. Während Elspeth und Gorstein es schaffen, sich bei ihrem Aufenthalt vom Einfluss des Ching-Orakels (= I Ging, Buch der Wandlungen) frei zu machen und eigenständig zu entscheiden, gelingt dies Peter Ashka nicht. Er ist zu sehr „Rationalist“ – so sein offizieller Titel -, um das Orakel des Erdwinds gelten zu lassen. Er hängt dem Ching eisern an und weigert sich sogar, dessen Aussagen im Interesse der Fortsetzung der Expedition „umzuinterpretieren“, wie Gorstein verlangt.
Doch Ashka muss erkennen, dass er nur überleben und am Ching festhalten kann, wenn er Aeran schnellstens verlässt. Wie er nämlich anhand des Fluges der Blackwings erkannt hat, existiert hier die Möglichkeit der Zeitreise. Zwar hüpfen die Blackwings nur eine Sekunde lang, doch das können sie nur mit Sicherheit, wenn ihre Ankunft am gewünschten Ort in der Raumzeit absolut gewiss ist. Das geht jedoch nur in einem vorbestimmten Universum. Dieses unterscheidet sich radikal von unserem, in dem der Ablauf von Ereignissen dem Zufall unterworfen ist, also nicht vorherbestimmt.
Diese zwei grundlegend verschiedenen Universen haben zwei unterschiedliche Orakel hervorgebracht: Das Ching gilt nicht mehr dort, wo der Erdwind herrscht. Und wo dieser herrscht, gelten für die Menschen rigide Lebensregeln, die dem Außenweltler äußerst brutal erscheinen müssen, weil sie weder Ausnahmen noch das Konzept der Gnade zulassen. Als Ashka seinen Augenblick des Zweifels erfährt, ist er bereits für das Ching verloren. Denn auf Aeran bedeutet jeder Zweifel den Tod, hier überlebt nur derjenige, der festen Glaubens ist – nicht an einen ominösen Gott, sondern an den Erdwind.
|Einheit mit der Welt|
Dessen Propheten sitzen im Crog und verkünden seinen Willen. Ihre Worte kommen einem Gesetz gleich. Zwischen dem Land, repräsentiert durch den Erdwind, und seiner Wahrnehmung, genannt Erdlied, gibt es keinen Unterschied. Dieses Konzept hat der Autor in seinem Motto angedeutet. Das Motto, das in der Originalausgabe abgedruckt ist, zitiert den Sänger und Texter der Band YES, Jon Anderson:
|“As one with the knowledge and magic of the source
Attuned to the majesty of music
They marched as one with earth.“|
Die Verse stammen aus der Komposition „The Ancient: Giants Under the Sun“.
Die Außenweltler emanzipieren sich also schrittweise vom Einfluss ihrer technischen Kultur und dessen Ching-Orakel, das auf Aeran seine Gültigkeit verloren hat. Doch immer noch ist ihr Bewusstsein abgetrennt vom Rhythmus des Landes, vom Erdlied. Hartnäckig und schier verzweifelt bemüht sich Elspeth um diese Verbindung, von der sie annimmt, dass sie mit dem einheimischen Symbol des Erdwindes zu tun hat: drei Doppelspiralen, die in einem Dreieck angeordnet sind. Als Anthropologin weiß sie, dass solche Felszeichnungen im irischen Newgrange bei der alten Königsstadt Tara gefunden wurden (justament im Jahr 1977, als der Autor diesen Roman schrieb). Was, wenn die Kolonisten von Aeran irische Wurzeln hätten?
Doch sie haben diese Wurzeln vollständig vergessen und leben nur im Hier und Jetzt, mit dem Orakel des Erdwinds als einziger Richtschnur – „as one with the earth“. Doch auch in der Höhle des Erdwindes, wo dieser seinen Anfang nimmt, sind keine Symbole zu finden. Diese findet Elspeth nur in ihrem Geist, der sich auf unerwartete Weise verändert hat. In ihrer Vorstellung schweben die Symbole vor ihrem geistigen Auge. Und erst als sie die Zeichen mit ihrem eigenen Blut, das aus ihren Brustwunden tropft, in den Boden zeichnet, erfolgt die Erleuchtung, die sie schon die ganze Zeit zum Greifen nahe gefühlt hat.
|Der Erdwind – ein Vampir?|
Doch sie selbst könnte nicht sagen, worin der Erdwind oder seine Bedeutung besteht. Das muss sie auch gar nicht erklären, denn es kommt nur darauf an, eins mit ihm zu sein, um seinen Frieden mit der Welt zu finden. Elspeth ist angekommen, im Hier und Jetzt, wo ihr Körper schon auf ihr Bewusstsein wartet. Einmal hält sie den Erdwind für ein parapsychisches Phänomen, das ihre Neuronen verdreht und alte gespeicherte Erinnerungen schrittweise auslöscht, als wäre es ein Gedankenvampir.
Das ist natürlich Unsinn. Bei meinem Aufenthalt im Ausland habe ich ebenfalls festgestellt, dass ich alte Erinnerungen, besonders sprachliche, schnell verlor, sobald ich sie nicht mehr nutzte und übte. Sie wurden schnell durch neue ersetzt. Schon nach wenigen Monaten stellte sich das Gefühl des Angekommenseins ein. Genauso ergeht es Elspeth und Gorstein, nur wesentlich schneller, denn es ist der einzige Weg, wie sie auf Aeran überleben können.
Es wäre nicht nötig gewesen, einen verschütteten Zeitsinn zu erfinden, der ihnen hilft, sich in der veränderten Aeran-Zeit zurechtzufinden. Dieser Zeitsinn soll in der Kindheit der Menschheit, in der Steinzeit, noch existiert haben, aber im Laufe der Entwicklung des Menschen zu einem hochzivilisierten Wesen verschüttet worden und in Vergessenheit geraten sein. Davon habe ich noch nie gehört, und angesichts des beschriebenen Phänomens der kulturellen und sprachlichen Bewusstseinsanpassung erscheint mir dies auch unnötig.
|Erzählstil|
Ich habe für dieses Buch einige Monate benötigt. Obwohl die inhaltliche Aussage nicht sonderlich schwer zu begreifen ist, so erfordert es doch einige Mühe, die langen Passagen zu bewältigen, in denen die vier Hauptfiguren – Elspeth, Ashka, Gorstein und Iondai – lange Monologe mit sich selbst führen. Besonders Ashka ist in dieser Hinsicht anspruchsvoll, wälzt er doch philosophische Konzepte über Zeit, Kausalität und Orakelgültigkeit. Diese Monologe nehmen in der Mitte geradezu überhand.
Da waren mir die Streitgespräche zwischen Elspeth und Gorstein sowie den Aerani wesentlich lieber. Am besten sind aber die Passagen mit Naturbeschreibungen sowie mit Kampfszenen. Sie sind zwar knapp gefasst, aber anschaulich und nicht für Zimperliche gedacht. Da rollen Köpfe und jede Menge Blut, aber das ist typisch englisch und auch bei Holdstocks Kollegen David Gemmell zu finden.
_Unterm Strich_
Mir kam es manchmal so vor, als habe der Autor zunächst eine ziemlich gute, lebhaft und anschaulich erzählte Kurzgeschichte von 50 bis 80 Seiten gehabt. Hauptfigur dieser Story war natürlich die weibliche Hauptfigur Elspeth Mueller, und es kamen keinerlei Orakel vor. Doch dann musste diese Story irgendwie zu einem Roman aufgeblasen werden. Und daher mussten weitere Außenweltler wie Gorstein und Ashka landen und ein fremdes Orakel mit nach Aeran bringen.
Am besten lassen sich Seiten mit langen Monologen schinden, und das tat der Autor denn auch. Es passiert zwar nichts, aber wenigstens dienen die langen Passagen dazu, der Geschichte diejenige Tiefe in der Aussage zu verleihen, die ein Roman haben sollte. Hier wird sozusagen der Überbau installiert und abgehandelt, der aus dem Erdwind statt eines Gedankenvampirs ein mystisches, kosmisches Phänomen macht. Seine Einwirkung auf Elspeths Bewusstsein hätte man aber auch ohne diesen Überbau anschaulich erzählen können.
Jetzt kommt der Roman mit einer Menge Ballast daher. Leider wüsste ich nicht, dass die putative Ausgangs-Story irgendwo veröffentlicht worden wäre. Wahrscheinlich hat der Autor sie seinem Verleger gegeben, um den Auftrag für den Roman zu ergattern, was ihm dann auch gelang. Unterm Strich bleibt eine stellenweise unterhaltsame Erzählung über die Notwendigkeit, nicht nur den Körper, sondern auch das Bewusstsein zu ändern, um eine Welt erobern zu können. Für diese Einsicht hätten wir aber wohl kaum diesen Roman gebraucht, nicht wahr?
Die deutsche Ausgabe bei |Moewig| wartet mit einem scheußlichen, völlig unpassenden Titelbild auf sowie mit einem Nachwort des Herausgebers Hans Joachim Alpers, der den Autor näher vorstellt. Da das sehr klein gedruckte Original schon 251 Seiten hat, die deutsche, größer gedruckte Ausgabe aber nur 288 Seiten, regt sich in mir der Verdacht, dass die deutsche Ausgabe gekürzt wurde. Man sollte daher, wenn man man kann, zum Original greifen.
|Originaltitel: Earthwind, 1977
288 Seiten
Übersetzt von Karl H. Schulz, mit einem Nachwort von Hans Joachim Alpers|
Isaac Asimov war erst 21 Jahre alt, als er das schreckliche Kriegsjahr 1941 erleben musste. Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor wurde er wie viele andere führende SF-Autoren eingezogen. Anders als Heinlein, der in Philadelphia malochen musste, durfte Asimov eine ruhige Kugel schieben und kam deshalb noch dazu, ein paar Geschichten zu schreiben und an den Herausgeber John W. Campbell von „Astounding Stories“ zu liefern, Deshalb ist er in diesem, seinem eigenen Auswahlband zweimal vertreten, Heinlein aber überhaupt nicht.
Jede Erzählung wird mit einer Anmerkung von Greenberg zum Autor und seinem Werk eingeleitet. Asimov steuert lediglich eine persönliche Anekdote bei, wie er den Autor kennen gelernt hat – oder auch nicht.
_Die Herausgeber_
Isaac Asimov, geboren 1920 in Russland, wuchs in New York City auf, studierte Biochemie und machte seinen Doktor. Deshalb nennen seine Fans ihn neckisch den „guten Doktor“. Viel bekannter wurde er jedoch im Bereich der Literatur. Schon früh schloss er sich dem Zirkel der „Futurians“ an, zu denen auch der SF-Autor Frederik Pohl gehörte. Seine erste Story will Asimov, der sehr viel über sich veröffentlicht hat, jedoch an den bekanntesten SF-Herausgeber verkauft haben: an John W. Campbell. Dessen SF-Magazin „Astounding Stories“, später „Analog“, setzte Maßstäbe in der Qualität und den Honoraren für gute SF-Storys. Unter seiner Ägide schrieb Asimov nicht nur seine bekannten Robotergeschichten, sondern auch seine bekannteste SF-Trilogie: „Foundation“. Neben SF schrieb Asimov, der an die 300 Bücher veröffentlichte, auch jede Menge Sachbücher, wurde Herausgeber eines SF-Magazins und von zahllosen SF-Anthologien.
Übrigens ist in den biobliografischen Daten auch Martin H. Greenberg als Herausgeber ausgewiesen. Er gibt wahrscheinlich noch heute Anthologien zu einfallsreichen Themen heraus.
_Die Erzählungen_
1) _Eric Frank Russell: Mechanische Mäuse_ (Mechanical mice)
Dan Burman hat ein Problem: Er hat eine Maschine erfunden und weiß nicht, was sie tut. Der Entwurf wurde ihm quasi eingegeben, indem er sich mit einem selbsterfundenen „Psychophon“ auf eine Geistreise in die Zukunft begab. Jetzt hat er den Salat. Die Maschine tut nichts. Er klagt sein Leid dem Reporter Bill, der erst einmal kein Wort glaubt, doch nach einer eigenen Geistreise ins 31. Jahrhundert kommt ihm die Sache plausibler vor.
Die Maschine sieht etwas unheimlich aus: wie ein umgedrehter Sarg mit photoelektrischen Zellen. Plötzlich klickt und surrt sie, öffnet einen Klappe, schnappt sich zwei Chronometer und schließt sich wieder. Hitze entwickelt sich, dann folgt Stille. Es ist Mitternacht, und Burman und Bill begeben sich zur Ruhe. Doch im Labor und auf den Straßen beginnt eine unheimliche Betriebssamkeit.
Streifenpolizist Burke bemerkt in dieser Nacht zwei tote Katzen. Deren durchgeschnittene Kehlen sprechen gegen die Annahme, dass sie Opfer von todesmutigen Ratten geworden sind. Noch ominöser ist der Anblick der fast leergeräumten Auslage des Juwelierladens, den Burke bewacht wie seinen Augapfel. In der unteren Ecke des Schaufensters entdeckt er ein fünf Zentimeter großes Loch, und in der Auslage fehlen ausschließlich Uhren. Die Diamantringe ließ der Dieb seltsamerweise unbeachtet.
Als auf Burkes Alarm hin seine Kollegen mitsamt dem Juwelier eintreffen, können sie sich den Raub nicht erklären. Doch auf einmal macht sich die Uhr an Maleys Handgelenk selbständig und flitzt durch das Loch im Schaufenster nach draußen. Was zum Teufel geht hier vor?
|Mein Eindruck|
Wer kennt nicht die herrliche STAR-TREK-Episode „Trouble with Tribbles“? Darin vermehren sich putzige kleine Alienviecher derart explosionsartig, dass es auf den Korridoren der „Enterprise“ kein Durchkommen mehr gibt. Und vor allem lenken sie die Besatzung durch ihr allgegenwärtiges Auftauchen von deren Aufgaben ab. Sie haben etwas von einem Bienenschwarm.
Ähnliches geschieht in „Mechanische Mäuse“. Der Titel verrät schon das halbe Geheimnis, was ich nicht so witzig finde. Dan Burman, der etwas linkische Erfinder, hat aus der Zukunft eine Von-Neumann-Maschine mitgebracht (bzw. das entsprechende Konzept). Deren Kennzeichen ist es, dass sie Abbilder von sich selbst herstellt. (Dazu gibt es von John Sladek eine herrliche Romansatire.)
Die Abbilder sind wie im Bienenschwarm differenziert nach Königin, Drohne und Arbeiter / Soldaten, um unterschiedliche Aufgaben erfüllen zu können. Doch das Baumaterial besorgt sich diese Robotermutter verhängnisvollerweise aus den Uhren, Autos und Weckern der Umgebung. Das führt für Dan Burman zu einigem Ungemach, was sich aber umso lustiger liest.
Selbstredend will er dem Unglück, das die Maschine über seine Mitbürger bringt, ein Ende bereiten und greift die Maschine an. Sie verteidigt sich einfallsreich. Und als es ihm schließlich gelungen ist, muss er feststellen, dass sie das oberste Gebot jeglichen Lebens als allererstes befolgt hat: Sie hat sich fortgepflanzt und eine Kopie ihrer selbst hergestellt … Tick-tick!
2) _Robert Arthur: Das Ende der Entwicklung_ (Evolution’s end)
Im Jahre 12.000 hat sich die Menschheit in die Sklaven und die Herren aufgespalten. Beide leben unter der Erde in Tunneln. Die Herren haben nämlich vor zehntausend Jahren ein doppelt so großes Gehirn als normal entwickelt und die Schädelwände sind so dünn geworden, dass sie die Hitze der Sonne nicht mehr vom Gehirn abhalten.
Der Herr Dmu Dran hat heimlich ein höchst illegales Experiment gestartet. Er hat zwei Sklaven erlaubt, intelligenter und stärker als erlaubt zu werden. Adem, der muskelbepackte Mann, und Ayveh, seine ihn im Geheimen liebende schön Frau, sollen nun jedoch getrennt werden, damit Ayveh den verhassten Ekno heiratet. Wenn Aydem diesem Befehl der Herren zuwiderhandelt, landet er in der Feuerkammer.
Doch Dmu Dran zeigt den beiden Auserwählten, dass das Ende der evolutionären Entwicklung gekommen ist. Entweder gelingt es ihm, die Gehirnkapazität der Herren nochmals zu erhöhen, ohne dass die Opfer seines anderen Experiments verrückt werden, oder er wird Aydem und Ayveh an die Erdoberfläche, nach Aiden, entkommen lassen, wo sie einen Neuanfang wagen können, um zu den Sternen zu streben. Es kommt zu einer Krise in den Tunneln der Herren …
|Mein Eindruck|
Wie schon 1938 John W. Campbell in „Abenddämmerung“, machte sich eine Reihe von SF-Autoren Gedanken darüber, was Darwins und Thomas Huxleys Evolutionstheorien für die Menschen bedeutet. Die negative Utopie in H. G. Wells‘ einflussreichem Roman [„Die Zeitmaschine“ 3578 half ihnen dabei, und oft wandten sie diese Theorie auf den Genesis-Mythos der Bibel an. Der zweite Autor in diesem Band, der dies tat, ist Alfred Bester mit „Adam und keine Eva“ – siehe dort.
Gegen Besters Story nimmt Arthurs Erzählung sich brav und antiquiert aus, einem Erzählduktus des 19. Jahrhunderts verhaftet statt der modernen Ära, die mit Campbell angebrochen war. Arthurs Konzeption von Aydem und Ayveh, unschwer als Adam und Eva zu erkennen, ist plump und ohne Psychologie, so dass jeder Zwölfjährige sie kapieren konnte.
Auch die Dialoge sind im Grunde keine, sondern vor allem Monologe des „Herrn“ Dmu Dran. Mit seinem riesigen Schädel, seinen vorquellenden Augen, dem fehlenden Hals und der dünnen Pfeifstimme erinnert er stark an die karikaturhaften Marsianer in Tim Burtons bekannter Filmsatire. Dmu Dran doziert über die Evolution und darüber, wie die herrschenden Raubtiere Säbelzahntiger und Dinosaurer Opfer ihrer eigenen Überentwicklung wurden – das gleiche Schicksal sieht er für die „Herren“ voraus. Daher seine zwei Experimente: Entweder werden „Herren“ zu Göttern, oder sie werden durch die Sklaven abgelöst, die einen Neuanfang wagen sollen.
In den 1930er Jahren hatte viele andere Leute konkrete Vorstellungen davon, wie die Zukunft des Menschen aussehen sollte. Eine davon war der Faschismus, eine andere der Stalinismus. Beide zeitigten verheerende Folgen, wie man weiß. Ob der Autor einen Neuanfang nach einem Atomkrieg begrüßt hätte, wage ich jedoch zu bezweifeln.
3) _Theodore Sturgeon: Der Gott des Mikrokosmos_ (The microcosmic god)
Kidder ist ein großartiger Erfinder, und was immer er erfindet, das vermehrt seinen Reichtum. Diesen hat er in der Bank von Mr. Conant angelegt, welche immer reicher wird. Begierig wartet Conant auf die nächste Erfindung Kidders. Doch Kidder hat sich auf eine einsame Insel vor der Küste Neu-Englands zurückgezogen und frönt dort seinen Forschungen. Um schneller erfinden zu können, hat er die Evolution künstlich herbeigeführt und winzige menschliche Wesen, die Neoteriker, erzeugt, die für ihn Entdeckungen machen, beispielsweise superhartes Aluminium, einen Impfstoff gegen Schnupfen und dergleichen mehr.
Inzwischen ist Conant zum zweitmächtigsten Mann der Welt geworden, nach dem Präsidenten der Vereinigten Stadt, der in seiner Hauptstadt Neu-Washington sitzt. Conant will natürlich der mächtigste werden. Als Kidder ihm auf Anfrage von einer neuen billigen und schier unerschöpflichen Energiequelle berichtet und den Bauplan eines Empfängers faxt, ist Conant überzeugt, dass dies der letzte Baustein für die Weltherrschaft ist. Doch er braucht natürlich den Sender.
Als Conant Kidder auf dessen Insel besucht, raubt er ihm erst das Modell des Senders, dann seine Freiheit. Er lässt seine Ingenieure den Sender bauen, während Kidder auf seine Forschungsanlage beschränkt ist. Kidders Neoteriker erfinden ein Schutzfeld für seine Anlage. Als er jedoch Conant abhört und mitbekommt, dass Conant den US-Präsidenten erpresst hat und nun die Insel bombardieren lassen will, muss Kidder feststellen, dass sein Feld nicht die hunderte von Arbeitern und Ingenieuren schützen kann, geschweige denn die ganze Insel.
Er schickt einen Dringlichkeitsbefehl an seine Neoteriker. Unterdessen steigen Conants Bomber auf, mit Kurs auf Kidders Teil der Insel.
|Mein Eindruck|
Dies ist vielleicht eine der frühesten Geschichten über das Thema, dass Wissenschaft, und sei sie noch so exotisch, die Verantwortung für die Folgen ihrer Hervorbringungen übernehmen muss. Zweitens ist es eine Geschichte über einen Erfinder, der zwar genial, aber auch ein despotischer Schöpfer anderer Wesen ist.
Dessen Geschöpfe haben sich ein Credo gegeben, das alle Zuwiderhandlungen gegen den Willen des Despoten – des mikrokosmischen Gottes – mit dem Tode bestraft. Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen Tod und Leben von Geschöpfen sowie nützlichen Erfindungen. Wenn man weiß, um welchen Preis die Erfindungen geschaffen wurden, ist es dann noch moralisch verantwortbar, sie zu einzusetzen? Übertragen auf unsere Gegenwart, könnte man sich fragen, ob es verantwortbar ist, Teppiche zu kaufen, die in Kinder- und Sklavenarbeit hergestellt wurden. Ich glaube, die Antwort sollte „nein“ lauten.
Vielfach wurden diese beiden Themen in der SF wieder aufgegriffen und auf andere Bereiche übertragen, so etwa auf Computertechnik und Virtuelle Realität. Aber Sturgeons Erzählung ist im Vergleich dazu sehr einfach und leicht verständlich erzählt, fast schon im Märchenton. (Aber in Märchen kommen kaum jemals richtige Namen vor.) Dennoch entwickelt die Handlung zunehmend Spannung und spitzt sich zu einem Höhepunkt zu. Deshalb und weil ihre Aussage überzeitlich gültig ist, wird sie immer wieder abgedruckt.
4) _Isaac Asimov: Lügner!_ (Liar!)
Die Roboterpsychologin Dr. Susan Calvin ist für die Entwicklung positronischer Roboter verantwortlich. Diesmal wird sie durch die Nachricht des Mathematikers Bogert überrascht, dass der neue Typ RB-34 Gedanken lesen könne! Das findet ihr und Bogerts Boss Alfred Lanning nicht witzig, denn es hat alle möglichen Implikationen. Es gibt nämlich bereits zunehmende Antiroboterpropaganda. Wie sollen sie den Roboterfeinden einen Gedankenleser akzeptabel machen? Man würde ihnen das Werk schließen!
Während Lanning und Bogert die knifflige Problemfindung in Angriff nehmen und sich zerstreiten, beschäftigt sich Susan mit der Psyche des Roboters, den sie Herbie nennt. Sie wundert sich, dass er sich nicht für Wissenschaft, sondern für das menschliche Gefühlsleben interessiert und deshalb vor allem Liebesromane liest. Er weiß genau, dass sie in das Vorstandsmitglied Milton Ashe verliebt ist, und versichert ihr, dass die Kusine, die Ashe eingestellt hat, dem Mann, den Susan anhimmelt, nichts bedeutet. Susan schwebt fortan auf Wolke sieben.
Doch der Absturz ist umso härter, als Ashe ihr – ganz im Vertrauen natürlich – verrät, dass er ein Haus suche, weil er seine Kusine heiraten wolle. Susan weiß nicht, wie ihr geschieht, doch Herbie unterstützt ihren zusammenbrechenden Verstand nach Kräften. Als sie dann auch noch erfährt, dass Herbie auch Bogert und Lanning genau das gesagt hat, was sie jeweils hören wollten, erkennt sie die Natur des Problems, das Herbie darstellt. Es hat mit den drei Robotergesetzen zu tun, was sonst.
|Mein Eindruck|
Spock würde sagen: Eigentlich ist es ja logisch, dass sich die Anwendung der drei Gesetze der Robotik auch auf Emotionen erstreckt. Ein Roboter darf keinen Menschen töten oder durch Untätigkeit zulassen, dass der Mensch verletzt wird. Das Ergebnis hätte Susan Calvin also absehen müssen, aber da sie selbst durch Liebe verblendet ist, versäumt sie es, ihre grauen Zellen einzuschalten.
Als sie aus allen Wolken fällt, kehrt zwar ihre Vernunft wieder, um den Kern des Problems herauszufinden, doch was sie dann tut, schockiert denn doch in seiner Brutalität. Wenn Herbie kein mechanisches Konstrukt wäre, müsste man Dr. Susan Calvin wegen Mordes einbuchten. Dass sie ihn obendrein einen Lügner (siehe Titel) nennt, sagt mehr über die Realität der Menschen aus als so manche langatmige Romantik.
5) _Ross Rocklynne: Die Zeit braucht ein Skelett_ (Time wants a skeleton)
Lieutenant Tony Crow von der Planetarischen Polizei stürzt auf dem Asteroiden Nr. 1007 ab, auf dem sich drei Banditen aufhalten. Als er das Trio stellt, feuern sie zurück. Er kann noch einen erledigen, doch dann muss er in Deckung springen. Er gelangt per Zufall in eine Höhle, doch diese ist nicht leer. Ein Skelett liegt darin, und an seinem Finger steckt ein grüner Smaragdring. Ihn schaudert. Crow verlässt die Höhle wieder, feuert auf die Banditen, die fliehen. Den Felsblock, der über dem Raumschiff der Banditen hängt, sprengt er mit einem Schuss, so dass der Block auf das Schiff fällt und es zerdrückt. Sie sitzen fest. Na, toll!
Er legt Johnny Braker und Harry Jawbone Yates trotzdem Handschellen an – sicher ist sicher. Werden sie auf diesem Steinbrocken sterben, fragen sie sich. Nein, denn in dieser Sekunde erscheint das Forschungsschiff von Professor Overland nur hundert Meter über ihnen und landet. Overlands hübsche Tochter Laurette steckt den Lockenkopf aus der Einstiegsschleuse und fragt die drei Kerle, ob sie Einheimische oder Menschen seien. Sie seien definitiv Menschen, meint Crow. Dann dürfen sie an Bord gehen.
Außer Laurette und ihrem Vater, einem Biologieprofessor, ist ihr Verlobter Erle Masters an Bord, ein Wissenschaftler. Er forscht mit dem Professor nach jenem präasteroiden Riesenplaneten, aus dem die Asteroiden zwischen Jupiter und Mars entstanden sein müssen, zertrümmert durch eine gigantische Kollision mit einem anderen Himmelskörper. Zufällig fällt Crows Blick auf Brakers Hand. Dort glänzt an einem goldenen Reif ein smaragdgrüner Ring. Er weicht entsetzt zurück. Ist es der gleiche, den auch das Skelett trug?
Aber er fragt als vorsichtiger Mann des Gesetzes nicht danach, sondern nach dem Zusammenhang. Liegt es am Antrieb von Overlands hypermodernem Schiff? Als es startet, setzt es diesen Antrieb ein, doch durch einen Unfall wird es Jahrmillionen in die Vergangenheit zurückgeschleudert. Bei der Bruchlandung wird die Hülle so verbogen, dass an einen Start vorerst nicht zu denken ist. Sie steigen aus. Draußen wartet ein kompletter Planet auf sie, grünes Gras, ein rauschender Fluss. Und ein Skelett mit einem Ring am Knochenfinger.
Als Crow den anderen von seiner Entdeckung jenes uralten Skeletts erzählt, hätte er ihnen genauso gut ihren Tod prophezeien können. Die Zeit will ein Skelett, doch wem wird es gehören? Und plötzlich wird der Ring zu einem verfluchten Symbol des baldigen Todes. Über ihnen nähert sich der fremde Himmelskörper dem Planeten, das Verhängnis scheint unaufhaltsam. Doch die beiden Verbrecher haben nicht vor, dieses Schicksal tatenlos hinzunehmen …
|Mein Eindruck|
Dieser Kurzroman ist einfach umwerfend. Immer wieder scheint die Lage für Tony Crow und seine geliebte Laurette ausweglos zu sein, doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes, das der ganzen Achterbahnfahrt neue Hoffnung verleiht. Ein Rätsel ums andere muss gelüftet werden, und die Erklärungen sind eine irrsinniger als die andere. Der Leser muss seinen Unglauben schon ziemlich früh über Bord werfen. Und doch ist hier ein glaubwürdiges Verständnis von Psychologie am Werk, und die Figuren sind nicht bloß Pappkameraden wie bei E. E. Smith 13 Jahre zuvor, sondern handeln folgerichtig. Es ist ein Pulp-Fiction-Garn in bester Tradition.
Dass die Asteroiden irgendwann mal aus einem massiven Ursprungsplaneten entstanden sein müssen, ist heute wie anno 1941 eine gängige Theorie. Der hohe Erzgehalt der Asteroiden zwischen Jupiter und Mars macht die Brocken zu einem begehrten Ziel für Bergbaukonzerne – irgendwann, wenn sich die Raumflüge dorthin rentieren. Die spannende Szene, als der fremde Planetoid mit diesem Urplaneten kollidiert, gehört zu den ungeheuerlichsten in der ganzen SF – da kann nur Niven/Pournelles Schmöker „Luzifers Hammer“ mithalten.
Doch von wem stammt nun das Skelett in der Höhle? Das werde ich ganz sicher nicht sicher verraten, um die Überraschung nicht zu verderben.
6) _Cyril M. Kornbluth: Die Worte des Guru_ (The words of guru)
Peter ist erst zwei Monate alt, als er seine Mutter Clara und seinen Vater Joe mit seinen ersten Worten überrascht. Als er eine Schnecke an der Wand erblickt, die Clara nicht sehen kann, lernt er von ihr das Wort „Illusion“. Kaum hat er zweimal dieses Wort in die Nacht gerufen, als auch schon Guru erscheint. Guru bietet ihm Wissen an – und viele Worte des Wissens. Mit acht Jahren klettert Peter schon die Dachrinne hinab, um Guru in die Nacht zu folgen.
An seinem zehnten Geburtstag folgt er ihm mit einem bestimmten Wort zu einem seltsamen Ort. Dort ist alles in Rot getaucht, auch die Frauen, die Guru und Peter begrüßen. In dem versammelten Kreis trinken alle Blut aus einer Schüssel, und nachdem die dritte Frau nackt getanzt hat, wird sie getötet. Aus ihrem Blut erhebt sich die ERSCHEINUNG. Deren autoritäre Worte verwandeln Peter endgültig, und er hat die Macht, mit einem Wort einen anderen realen Menschen zu töten.
Doch als letztes Wort bringt ihm Guru eines bei, das die Macht hat, Peters Planeten zu vernichten. Er verschmäht alle Kostbarkeiten und Schönheiten der Welt nur für dieses eine Wort. Doch aus Furcht, sich selbst und alles um sich herum zu vernichten, wagt er nicht, es auszusprechen.
|Mein Eindruck|
Was sich hier wie eine ziemlich abgefahrene und obendrein blutige Fantasygeschichte liest, die sich der 18-jährige Autor nur mal so zum Spaß ausgedacht hat, ist in Wahrheit etwas völlig anderes. Denn das letzte Wort, das Peter von jenem Dämon des Wissens gelernt hat, entspricht dem Wissen, das zur Selbstvernichtung nötig ist: die Atombombe. Peters Entwicklung ist nichts anderes als die Entwicklung der Menschheit und vor allem die ihres Wissens.
Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott. So steht es im ersten Buch der Genesis. Der Autor hat lediglich dieses Konzept weitergesponnen, es vielleicht auch auf den Satan übertragen, als welcher der Guru erscheinen mag. Da das Wort offensichtlich auch Macht ist, begehrt Peter, dieser Jedermann, immer mehr davon, doch die Wörter, die er einsetzt, töten stets nur oder treiben in den Wahnsinn – die Geschichte der Menschheit?
Wäre dies eine Vampir- oder Horrorstory, so könnte man damit einen ganzen Zyklus anfangen. Selten habe ich eine so schaurige Story und faszinierende Erzählung gelesen. Und sie ganz sicher nicht in den Jahren 1939 bis 1944 vermutet.
7) _A. E. van Vogt: Die Schaukel_ (The seesaw; korrekt wäre: „Die Wippe“)
In der amerikanischen Stadt „Middle City“ des Jahres 1941 ereignen sich merkwürdige Dinge. Als ein Waffenladen aus dem Nichts auftaucht und später wieder verschwindet, heftet sich der Reporter Chris McAllister an die Fersen dieses Phänomens. Wir erfahren praktisch nichts über ihn, sondern nur über sein Schicksal. Er betritt den Waffenladen vor Polizeiinspektor Clayton – und landet in einer Zeit, die 7000 Jahre in der Zukunft liegt und von der Kaiserin Innelda Ischer beherrscht wird.
Das erfährt er jedoch erst peu à peu von der jungen Frau, die ihn mit einer futuristischen Pistole bedroht, und von ihrem Vater, der dem Oberrat der Gilde der Waffenhändler angehört. Weil McAllister durch seine Unwissenheit offenbart, dass er selbst nicht zur Gilde gehört und somit nicht zum Betreten des Waffenladens berechtigt ist, rätseln die beiden, wie es ihm dennoch gelingen konnte, hier einzudringen.
Die einzige plausible Erklärung, die ihnen einfällt, besteht in der Annahme einer neuartigen Energiewaffe der Kaiserlichen Truppen. Tatsächlich offenbart ein adjustierter Blick nach draußen, dass sich die Truppen unsichtbar gemacht haben und eine Reihe von Energiewaffen in Stellung bringen, um den Waffenladen ins Nichts zu pusten. Hinter ihnen ragt ein kolossales Gebäude in den Himmel: die für den Angriff erforderliche Energiezentrale. Diese hat offenbar auch dafür gesorgt, dass McAllister in diese Zeit geschleudert worden ist.
Doch wie ihm die junge Frau namens Lystra erklärt, hat McAllister eine ungeheure Menge von Zeitenergieeinheiten in sich angesammelt. Die geringste Berührung mit einem Menschen aus dieser Zeit würde diese Energie freisetzen und ihn wahrscheinlich dabei umbringen. Folglich ist Isolierung das Gebot der Stunde. Das Material des Ladens selbst ist nichtleitend, sonst wäre bereits ein Unglück passiert. Der Oberrat drängt McAllister, in einen leichten Isolationsanzug zu steigen und wieder zu jener Tür hinauszugehen. Doch was wird dann geschehen? So etwas wie das archimedische Prinzip mit der Hebelwirkung werde zum Tragen kommen …
Mit der Energiezentrale als Gegengewicht schleudert ihn eine Art Zeitwippe erst in sein eigenes Jahr 1941, dann wieder in die Zukunft, wieder zurück in die Vergangenheit und so weiter, schließlich Millionen Jahre in die Vergangenheit. Um den Preis seines Lebens verursacht er die Entstehung des Sonnensystems.
|Mein Eindruck|
Diesen Vorgang nennt Stanislaw Lem „Autokreation“, Selbsterschaffung des Menschen und seiner Umwelt. Wie kann der Kosmos denn aus Nichts entstanden sein – es muss eine Zutat, ein Etwas gegeben haben. Also beschließt ein Wissenschaftler in ferner Zukunft, ein einziges Elektron entgegen dem Zeitstrom in die ferne Vergangenheit zurückzuschießen, um den Urknall auszulösen – soweit die Theorie Lems. Dieser Mensch spielt Gott.
Van Vogts Lösung sieht jedoch anders aus: McAllister wird unfreiwillig in die Lage eines Gewichtes am Ende einer Zeitwippe versetzt; bei jeder Schwingung der Wippe lädt sich dieses Gewicht mit einem immer größeren Energiepotential auf. Es explodiert schließlich in unvorstellbarer Vergangenheit und löst jenen Urknall aus, dem auch das Sonnensystem seine Entstehung verdankt.
Doch bereits 1949 wurde dieses Szenario widerlegt: Zur laufenden Vergrößerung des Ausschwingens der Wippe müsste dem System ständig neue Energie zugeführt werden – woher soll die aber kommen? Darüber verliert van Vogt kein Wort.
8) _Fredric Brown: Armageddon_ (Armageddon)
Der neunjährige Herbie Westerman geht mit seinen Eltern ins Show-Theater, wo heute erneut der Zauberer „Gerber der Große“ auftritt. Herbie, selbst ein Lehrling der Magie, hat schon die erste Vorstellung gesehen und ist deshalb ganz vorne an der Bühne, als Gerber, wie er weiß, nach einem Jungen aus dem Publikum ruft. Selbstredend ist Herbie als erster Junge auf der Bühne. Kritisch beäugt er die Utensilien für den nächsten Zaubertrick, bei dem drei Tauben erscheinen soll …
In diesem Moment reißt sich in Tibet eine uralte Gebetsmühle aus ihrer Verankerung und wird von einem Hochwasser mitgerissen. Das wäre nicht weiter schlimm, denn wie jede Gebetsmühle dreht sie sich weiter, doch dann bleibt sie an einem Felsen stecken und kommt zu einem abrupten Stopp.
Herbie traut seinen Augen nicht, als sich Gerber der Große vor seinen Augen in den Herrscher der Hölle verwandelt, offenbar endlich befreit von einem uralten Bannspruch. Doch Herbie fackelt nicht lange, hebt die mitgebrachte Wasserpistole und spritzt mit einer ganz speziellen Flüssigkeit …
|Mein Eindruck| (SPOILER!)
Obwohl Herbie das Armageddon – im biblischen Sinne die vorausgesagte Wiederkunft Satans/Luzifers/des Antichristen – verhindert, bekommt er von seinem Vater eine ordentliche Tracht Prügel mit dem Streichriemen (das ist ein Lederriemen, an dem das Rasiermesser geschärft wurde). Denn die Flüssigkeit, die Herbie benutzte, durfte er eigentlich nicht verwenden: Weihwasser.
Die Story ist sehr einfach erzählt und sofort zu kapieren. Doch sie ist pure Fantasy, beruht sie doch auf der Wirkung einer ausgefallenen Gebetsmühle in Tibet. Natürlich lässt sich das Grundprinzip übertragen: Sollten die Kontrollen, die in die Handhabung von Waffen – wie etwa der Atombombe – eingebaut sind, versagen, würde wirklich das Armageddon hereinbrechen. Indirekt ist die harmlose Kindergeschichte also eine ernst gemeinte Warnung.
9) _Alfred Bester: Adam und keine Eva_ (Adam and no Eve)
Stephen Crane ist mit seiner Mondrakete auf eine Erde zurückgekehrt, die verwüstet ist: nichts als Staub und Asche. Bei der Landung hat er sich das Bein gebrochen, nun kriecht er auf Knien und Ellbogen durch die Wüste Richtung Meeresküste. Wie konnte es nur dazu kommen? Er erinnert sich …
Sein Assistent Hallmyer hat ihm von Anfang an abgeraten, den neuen Katalysator im Raketentreibstoff zu verwenden, aber Crane war uneinsichtig. Da griff Hallmyer zu einem faulen Trick, der Crane mit einem Anruf seiner Verlobten Evelyn so lange ablenkte, bis Hallmyer Feuer an die Rakete legen konnte. Crane merkte noch rechtzeitig, was los war, rannte Hallmyer um, stürzte mit seiner dänischen Dogge Umber an Bord der Rakete und startete sofort, bevor alles in Flammen aufging.
Der Geist Hallmyer grinst hämisch. Es sei alles so gekommen, wie er es prophezeit hatte, nicht wahr? Das muss Crane zugeben. Und nur der Geist Evelyns tröstet ihn in seiner Einsamkeit. Er ist Adam, doch ohne sie als Eva. Plötzlich warnt sie ihn. Nein, es ist nicht wieder einer der wütenden Staubstürme, sondern Umber, seine Dogge. Doch warum knurrt ihn sein bester (und einziger) Freund auf der Erde so wütend an? Könnte es sein, dass Hunger die Gefühle von Treue und Freundschaft vertrieben hat? Umber fletscht die Zähne und springt …
|Mein Eindruck|
Durch die eingeschobene Rückblende und die beiden eingebildeten Figuren von Hallmyer und Evelyn bedient sich die Erzählung der Stilmittel, die für die New Wave erst 20 Jahre später erst kennzeichnend wurden. Die Umgebungsschilderungen wirken so surrealistisch wie von J. G. Ballard. Natürlich gab es schon 1941 ausgezeichnete moderne Literatur, so etwa „Ulysses“ von James Joyce sowie T. S. Eliots Gedichte etc. Aber sie fand höchst selten Eingang in die abgeriegelte Welt der Science-Fiction- & Fantasy-Magazine. Bester ist eine dieser raren Ausnahmen. Und deshalb werden seine Storys noch heute abgedruckt.
Die Erzählung Stephen Cranes (es gab im 19. Jahrhundert einen US-Autor dieses Namens) erinnert an die Welt nach dem Atomkrieg. Sie entpuppt sich als die Welt vor Jahrmilliarden, aber erst im allerletzten Satz. Diese Pointe wirkt sehr aufgesetzt und wir haben sie wahrscheinlich dem Lektor oder Herausgeber des Magazins, in dem die Story erschien, zu verdanken. Außerdem entspricht die Zeitangabe „hundert Millionen Jahrhunderte“ einem Zeitraum von 10 Milliarden Jahren – damals gab es noch nicht mal die Erde, vielleicht nicht mal das Sonnensystem. Diese Volte wird nur geschlagen, damit Crane seinen Körper dem Meer anvertrauen kann, und zwar jener Ursuppe, aus der vor Jahrmilliarden das erste Leben an Land kroch.
10) _James Blish: Solarplexus_ (Solarplexus)
Brant Kittinger ist Astronom des Planetarischen Instituts. Sein gegenwärtiger Arbeitsplatz liegt in der Nähe jenes „unsichtbaren Gasriesen“, der sich jenseits der Umlaufbahn des Pluto befindet (zumindest in dieser Story) und den er beobachtet und untersucht. Plötzlich pocht es an die Luftschleuse seines Forschungsbootes. Nachdem er niemanden sieht und hört sowie niemand durch die geöffnete Schleuse eintritt, macht er sich selbst auf den Weg, um durch eine undurchsichtige Brücke zu dem anderen Raumschiff hinüberzugehen.
Doch es scheint niemand an Bord zu sein, wie er im Cockpit feststellt. Nur eine Stimme begrüßt ihn mit seinem Namen. Die Stimme nennt sich Murray Bennett, aber so hieß ein Pilot, der vor acht Jahren ein Raumschiff namens „Astrid“ stahl und entführte. „Dies IST die ‚Astrid‘, Kittinger“, behauptet Bennett, und tatsächlich sind die Armaturen ziemlich veraltet. Aber wie kann dieser Bennett sie steuern? Weil er sein eigenes Gehirn und seinen Verstand mit den Schaltkreisen des Schiffes verbunden hat. Motorische und sensorische Nerven durchzögen das Schiff, erzählt Bennett.
Als Kittinger sich nicht in der Lage sieht, die Bitte, Bennett zu mehr Kreativität zu verhelfen, zu erfüllen, nimmt ihn das Schiff gefangen. In seiner entsprechenden „Zelle“ stößt er auf Powell, den Piloten eines UN-Patrouillenbootes, der nach Bennett gesucht hatte und gefangen genommen wurde. Sie überlegen sich, wie sie aus der Patsche wieder herauskommen. Da das Schiff sie nicht sehen, sondern nur hören kann, kommunizieren sie schreibend.
Kittinger entwickelt einen gewagten Plan und robbt mit Powell Richtung Cockpit …
|Mein Eindruck|
Dieser flott und schnörkellos erzählten, aber mit einer pfiffigen Idee versehenen Story merkt man an, warum James Blish später derjenige Autor wurde, der sämtliche klassischen Abenteuer des Raumschiffs Enterprise in Prosa fassen durfte. Geradeaus erzählt, mit knappen, präzisen Charakterisierungen von Figuren und Orten, treibt er die Handlung auf die unerwartete Pointe zu. Der Leser hat eine Vorstellung von Umgebung und Vergangenheit, bevor die Action beginnt.
Nur eine Schwäche zeigt der Autor, nämlich dann, als es um die eigentliche Konstruktion dieses Kyborgs (KYBernetischer ORGanismus) von einem Schiff plus Gehirn geht. Wie konnte Murray Bennett das Fleisch seines Hirns mit dem Metall der Schiffes verbinden? Noch dazu unter Aufbietung von (völlig unerklärter) Telepathie! Der Solarplexus des Titels ist natürlich ein idealer Angriffspunkt an einem Kyborg. Preisfrage: Wo befindet er sich auf diesem Schiff?
Erinnerungen an Siodmaks Roman „Donovan’s Brain“ werden wach, in dem ein isoliertes Gehirn es schafft, seine Umgebung zu beeinflussen. Auch Stanislaw Lem hat in seinen Parodien und Satiren einmal ein solches Gedankenexperiment durchgeführt.
11) _Isaac Asimov: Die Nacht wird kommen_ (Nightfall)
Auf der Welt Lagash steht nahe der Stadt Saro City ein Observatorium, in dem der Reporter Theremon Zeuge eines ungeheuerlichen Vorgangs werden will. Eines Vorgangs, von dem nur im obskuren „Buch der Offenbarungen“ der Kultisten die Rede ist. Darin ist von mysteriösen „Sternen“ die Rede. Was soll das denn sein?
Er befragt den Astronomen Aton, den Direktor der Saro-Universität, denn der hat ja den kommenden Weltuntergang vorausgesagt. Aton weist an den Himmel. Von den sechs Sonnen, die Lagash abwechselnd bescheinen, steht nur noch die rötliche Beta schwach leuchtend am Firmament. Na und? Aton verliert die Geduld mit diesem respektlosen Hornochsen Theremon, deshalb übernimmt der Psychologe Sheerin die Erklärungen.
Nach einem Exkurs über Himmelskörper, Gravitation und Dunkelheit schwirrt Theremon zwar der Kopf, aber er sieht das Problem immer noch nicht. Na, schön, es wird dunkel werden. Was soll denn daran so schlimm sein? Eine einfache Demonstration durch zugezogene Vorhänge erklärt ihm, was Sheerin meint: Klaustrophobie, die durch den ungewohnten Mangel an Licht hervorgerufen wird. Ja, und wie einmal gezeigt wurde, kann die Klaustrophobie eine dauerhafte Schädigung sein.
Aber das ist noch gar nichts gegen das, was nach der Dunkelheit kommt: die Sterne. Aber was diese Objekte sein könnten, vermag auch Sheerin nicht zu sagen, denn kein Lebender hat Sterne bislang gesehen. Von jenem Ereignis, das vor 2049 Jahren stattfand und das sich heute wiederholen soll, berichtet nur das „Buch der Offenbarung“. Und der Grund dafür, dass es keine historischen Berichte gibt, liegt darin, dass jedes Mal die Zivilisation unterging. Denn was wollen die Menschen am dringendsten, wenn es völlig dunkel ist? Licht! Und womit macht man Licht? Mit allem, was greifbar ist, und zwar egal wie …
Die Scheibe von Beta wird von etwas angeknabbert, das wie ein schwarzer Fingernagel aussieht: Es ist der Mond, der sonst unsichtbar ist. Theremon wird beklommen ums Herz. Er hört kaum den von den Kultisten angestachelten Mob, der aus Saro City kommt, um das Observatorium zu stürmen und die Frevler zu töten. Die Dunkelheit beginnt zu fallen. Als sie vollkommen ist und kein Licht mehr scheint, beginnt der Wahnsinn. Denn das Licht der Sterne ist völlig anders als alles, was je ein Mensch auf Lagash gesehen hat.
|Mein Eindruck|
Noch heute verursachen mir die letzten Szenen und Sätze dieser Erzählung eine Gänsehaut. Niemand kann sich der Wirkung dieses Bildes entziehen, das zugleich schrecklich und schön ist. Statt der auf der Erde durchschnittlich sichtbaren 3600 Sterne sehen die Lagasher rund 30.000 Sterne auf sich herniederstarren wie Millionen kalter Augen! Satt der erwarteten sechs Sonnen sehen sie sich einem ganzen Universum gegenüber, dem sie sich nackt und schutzlos ausgesetzt fühlen. Dunkelheit, Angst und Klaustrophobie lassen selbst die vorbereiteten Kultisten komplett den Verstand verlieren. Wenn jemand von diesem Ereignis kündet (es werden Fotos und Filme gemacht), dann nur von den Überlebenden aus den abgeschotteten und verriegelten Schutzräumen. Nicht einmal der wahnsinnige Mob kann sie dort erreichen.
Aber es gibt auch jede Menge Humor in dieser Erzählung, die viele Male zur besten SF-Story aller Zeiten gewählt wurde. So erzählt der Astronom und Fotograf Beenay von zwei verwegenen Ideen, die ihn eher an Science-Fiction gemahnen. Dass es nämlich a) woanders weitere Sonnen mit Planeten geben könnte und b) dass es sogar – verrückter Gedanke, schon klar – eine Sonne geben könnte, die nur einen einzigen Planeten hat. Natürlich könne sich darauf niemals Leben entwickeln, versteht sich von selbst, denn da auf dieser Welt den halben Tag Dunkelheit herrschen würde, fehle einfach die nötige Wärme und Energie, die für die Entstehung von Leben einfach unerlässlich sind. War nur so ein spinnerter Einfall, Leute.
Was die Story aber eigentlich zu tragischer Größe erhebt, ist jene bemerkenswerte Diskrepanz zwischen dem Wissen, dass etwas geschehen wird, das es so bereits einmal vor 2049 Jahren gegeben hat, und der Befürchtung, dass dieses Etwas absolut unausweichlich sein wird. Der Leser fühlt sich in die Lage der Seherin Kassandra versetzt, deren sicheren Prophezeiungen niemand Glauben schenkte. Die Katastrophe kommt, aber es gibt nichts, was man dagegen tun kann (außer in die Schutzbunker zu gehen, aber jemand muss ja die Fotos anfertigen).
Noch ein weiterer Aspekt macht diese Geschichte unsterblich. Aufgehend von einer vorangestellten Bemerkung des amerikanischen Philosophen und Schriftstellers Ralph Waldo Emerson zeigt Asimov, was passieren könnte, wenn der Mensch in der Lage wäre, eines Tages das Antlitz Gottes zu sehen. Die Menschen Lagashs haben noch nie die Nacht gesehen (jedenfalls nicht gemäß historischen Aufzeichnungen) und sehen auf einmal die Sterne. Nicht bloß sechs ihrer Sonnen, sondern 30.000 Sonnen! Diesen Anblick interpretiert Emerson als „die Stadt Gottes“, und Asimov zeigt sie uns.
Die „Stadt Gottes“, Gottes Antlitz ist ebenso schön wie schrecklich. Gemäß Shaftesburys Definition aus dem 18. Jahrhundert sind dies die Merkmale, die die Empfindung des Erhabenen kennzeichnen. Wenn Gott also erhaben ist, dann ist sein Anblick, kommt er unvorbereitet, unerträglich und zeitigt Vernichtung. Vielleicht ist doch besser, ein Erdenwurm zu bleiben …
12) _Kuttner/Moore: Es war einmal ein Zwerg_ (A gnome there was)
Ein idealistischer Arbeitsreformer namens Tim Crockett begibt sich in die Kohleminen von Pennsylvania, um dort für den Eintritt in die Gewerkschaft zu agitieren. Bei der Sprengung eines Stollens wird er verschüttet, findet sich aber zu seinem Entsetzen in der hässlichen Gestalt eines Zwergs wieder am Leben. Er bekommt einen Tritt in den Hintern. Von Gru Magru, dem Wächter in den Außenbezirken der Zwergenstadt, über die König Pdranga der zweite herrscht. Die Zustände hier unten findet Tim verständlicherweise fürchterlich, ganz besonders dann, als er selbst zehn Stunden am Tag schuften muss.
Doch es gelingt ihm natürlich auch hier, erfolgreich zu agitieren, besonders als er das Gerücht in die Welt setzt, der König wolle das Kämpfen verbieten. Zwerge prügeln sich für ihr Leben gern, und zwar möglichst brutal. Die erste Vollversammlung der streikwilligen Zwerge ist ein voller Erfolg, doch als Tim in seiner Ansprache erwähnt, der König wolle das Kämpfen verbieten, entsteht ein Tumult. Dieser wird noch verschärft durch die Ankunft des Königs, der sich gegen angreifende Zwerge mit magisch herbeibeschworenen „Basiliskeneiern“ zur Wehr setzt. Sie verwandeln Zwerge in alles mögliche: Würmer, Fledermäuse, Mondkälber – und Menschen.
Tim gelingt es, ein solches Basiliskenei zu erbeuten und in letzter Sekunde, bevor Podranga ihn erwischt, zu aktivieren. Als er wieder an die Erdoberfläche gelangt und dort dem ersten Menschen begegnet, einem Bauern, entspricht das Ergebnis der Verwandlung jedoch keineswegs dem, das Tim erwartet hat …
|Mein Eindruck|
Diese nette Fantasygeschichte sollte wohl ein flotter Spaß sein, als Kuttner und C. L. Moore sie schrieben. Im Kern versuchten sie allerdings das Thema Gewerkschaft und Arbeitskampf unterzubringen. Eine relativ angestrengte Mischung, die denn auch nicht ganz zündet. Nicht weil die Kombination schwierig wäre, sondern weil Tim Crockett als unglaubwürdiger Freitzeitrevoluzzer diskreditiert wird, und zwar gleich am Anfang.
Schon sein Start ist der eines ziemlich dämlichen Schnösels, der zwar hochgebildet sein mag, aber von Arbeitern null Ahnung hat. Und so einer will sich anmaßen, Arbeitern – hier als hässliche Zwerge diffamiert – von der Notwendigkeit einer Gewerkschaft und besserer Arbeitsbedingungen zu überzeugen? Als nächstes will er vielleicht sogar den Sozialismus einführen!
Ganz klar, dass die beiden Autoren mit dieser Verarbeitung dem Thema Arbeitskampf und -gerechtigkeit einen Bärendienst erwiesen, selbst wenn sie dieses Thema auch einmal auf die Seiten der SF- und Fantasymagazine bringen konnten. Die Amis, sowieso gegen Gewerkschaften und Sozialismus eingestellt, schrieben meines Wissens nie wieder solche Storys.
13) _Anthony Boucher: Snulbug_ (Snulbug)
Der Biochemiker beschwört mit einem Zauberspruch einen Dämonen namens Snulbug. Snulbug ist kein guter Dämon, wie er selbst bedauernd zugibt. Und er ist auch kein großer Dämon: Er misst gerade mal 2,54 Zentimeter. Aber wenigstens kann er in die Zukunft reisen. Sagt er. Bill braucht zehntausend Dollar für sein Forschungslabor, um die Embolie zu bekämpfen. Um diese Summe zu bekommen, soll ihm Snulbug helfen. Er schickt ihn, um die Zeitung von morgen zu holen.
Gesagt, getan. Hitchens Tod wird nicht darin verkündet, aber immerhin der des Bürgermeisters. Bill sieht seine Chance gekommen. Wenn ihm der Bürgermeister dafür dankt, dass er ihm das Leben vor dem Attentäter gerettet hat, dann wird sicher eine hübsche Belohnung dabei herausspringen. Snulbug warnt Bill vergeblich vor seinem Denkfehler. Bill muss es auf die harte Tour lernen: Es gibt keine Möglichkeit, die Zukunft zu ändern, die bereits in der Zeitung steht.
Aber es gibt einen Menschen, der etwas für die Zeitung von morgen zahlen würde …
|Mein Eindruck|
Anthony Boucher (ein Pseudonym) war der Gründer und erste Herausgeber des bis heute erscheinenden „Magazine of Fantasy and Science Fiction“. Er schrieb nie einen Roman, aber unzählige Storys, und dies ist seine erste Fantasygeschichte. Bemerkenswerterweise greift er mit Fantasymitteln ein Science-Fiction-Thema auf: Zeitreisen.
Er fragt ganz dezent mal, was es denn überhaupt bringen würde, über die Ereignisse des nächsten Tages Bescheid zu wissen. Denn offensichtlich kann man weder beim Pferderennen noch an der Börse noch sonstwo etwas damit anfangen – weil das Ergebnis bereits feststeht und man, wenn man eingreift, erst in einer Zeitschleife – sehr lustig geschildert – und dann wieder am Ausgangspunkt landet. Der Grund ist, dass sich der Ablauf der Dinge offenbar nicht ändern lässt.
Vielleicht kannte Boucher schon Heinleins Zeitreisestory „By his Bootstraps“ (1941). Diese Story fehlt leider in diesem Auswahlband.
_Die Übersetzung_
Die Übersetzung von Eva Malsch wimmelt vor Druckfehlern. Das wäre nicht weiter schlimm, aber sie machte auch ein paar schwerer Fehler. Wenn sie auf Seite 55 unten von „delikateren Zellen“ schreibt, dann sind nicht Geschmacksfragen betroffen, sondern es sollte „zerbrechlichere Zellen“ heißen. Auf Seite 222 macht sie den alten Anfängerfehler, amerikanische Billionen mit europäischen gleichzusetzen. Gemeint sind Milliarden.
Auf Seite 238 ergibt der Satz „Dort müssen die persönlichen Residuen liegen“ erst einmal wenig Sinn. Mit Residuen werden normalerweise Überbleibsel und Überreste bezeichnet. Doch wo soll man diese in einem Raumschiff, das von einem Gehirn gesteuert wird, finden? (Es geht um die Story „Solarplexus“ von James Blish) Da der Autor keine näheren Details nennt, musste sich die Übersetzerin mit einem faulen Kompromiss aus der Affäre ziehen.
_Unterm Strich_
Der Kurzroman „Die Zeit braucht ein Skelett“ gehört neben Sturgeons Novelle „Der Gott des Mikrokosmos“ und Asimovs „Die Nacht wird kommen“ zu den herausragenden Beiträgen dieses an guten Storys nicht gerade armen Auswahlbandes.
Die übrigen Kurzgeschichten sind mal weise, mal witzig, mal wirklich furchteinflößend – eine gute Auslese aus einer bunten Palette, wie sie in den Magazinen der damaligen Pulp Fiction üblich war. Ich empfehle deshalb, Asimovs ergänzende Auswahlbände für die Jahre 1939-1940 sowie 1942/43 (alle bei |Moewig|) und 1944 (bei |Heyne|) zu lesen, um einen Gesamteindruck von diesem Goldenen Zeitalter der amerikanischen SF zu erhalten. Alle Bände sind heute sehr kostengünstig zum
bekommen, ebenso wie die „Titan“-Bände des |Heyne|-Verlags.
Taschenbuch: 334 Seiten
Originaltitel: Isaac Asimov presents: The great stories 3 (1941) 1980
Taschenbuch: 334 Seiten
Aus dem US-Englischen von Eva Malsch
Durch Zufall lernt er den jungen Mann kennen und lädt ihn auf seinen Landsitz ein. Durch Zufall merkt er dort, dass sein gast ein reizendes junges Mädchen ist, das an der Liebe großen Gefallen findet. (Verlagsinfo) Ein spätviktorianisches Sittengemälde aus dem Jahr 1902, das teilweise BDSM-Freunde anspricht.
Der Autor
Die Identität des Autors wird seitens des Verlags nicht offengelegt. Die Epoche ist spätviktorianisch oder schon edwardianisch (1902; Queen Victoria starb im Januar 1901). Es gibt zwar schon elektrische Klingeln und Gaslicht, aber keinerlei Autos, sondern nur Kutschen. Der Landadel, dem der Erzähler Charley offensichtlich angehört, hat keinerlei Sorgen um seine Einkünfte, muss aber sehr auf sein Auftreten und einen untadeligen Ruf achten. Anonymus – Frank und ich. Erotischer Roman weiterlesen →
„Erotische Raritäten sind die beiden in diesem Band vereinten Erzählungen „Bekenntnisse einer deutschen Buhlerin“ und „Amors Wege“. Die Berliner Bordellbesitzerin Elise Schubitz galt Ende des 18. Jahrhunderts als „Königin unter den Prostituierten“, während die zweite Erzählung den Werdegang eines jungen Mädchens schildert, das ebenfalls als Dirne endet. (Verlagsinfo)
Die junge Elise beobachtet schon früh ihre Nachbarn beim Sex. Dieses Ereignis regt ihre Phantasie so sehr an, dass sie den gesehenen Szenen zusammen mit ihrer Schwester nacheifert. In der Folge schildert Elise ihre sexuellen Begegnungen mit verschiedenen Partnern und Kunden. (zu den „Schubitz“-Memoiren) Anonymus – Bekenntnisse einer deutschen Buhlerin. Zwei erotische Romane weiterlesen →
Blutjung ist das Mädchen, das aufgefordert wird: „Tu es, Martina“ Und sie tut es, mit wachsendem Vergnügen, denn raffiniert sind die Spiele, zu denen sie ermuntert wird. Und schließlich tut sie es so oft, dass sie es nicht mehr lassen kann… (Verlagsinfo) Ein Bekenntnisroman in 14 Briefen. Aurelia Bosch – Tu es, Martina. Erotischer Roman weiterlesen →
Intim sind die Geständnisse einer Dame der besseren Gesellschaft, die immer auf der Suche nach einem Mann ist, der ihre geheimsten Wünsche erfüllen kann… (Verlagsinfo) Das Vorwort von Franz Spelman enthüllt, dass es sich bei dem Autor um den Rumänen George Mircea, geboren 1913, handelt.
Der Autor
Der rumänische Journalist George Mircea kam 1913 aus Bukarest nach Paris, wie das Vorwort von Franz Spelman vermeldet. Nach oder neben einer Tätigkeit als Korrespondent schrieb er pro Jahr vier bis fünf Softpornos, die zusammen mit erotischen Postkarten heimlich von „Agents“ verkauft wurden. Das waren noch Zeiten.
Dies ist wieder mal eine jener Anthologien, denen Isaac Asimov, einer der bekanntesten SF-Autoren, nur seinen Namen, das Vorwort und eine Story geliehen hat. Die Kärrnerarbeit hatten Marty und Joe zu erledigen, d. h. die Herausgeber Martin Greenberg und Joseph Olander. Und entgegen der Ankündigung des Rückseitentextes sind weder Arthur C. Clarke noch Alfred Bester noch James Blish mit Beiträgen vertreten.
Dennoch ist die Storysammlung kein kompletter Reinfall, sondern bietet mit Novellen von John W. Campbell (Vorlage zu Nybys & Hawks‘ sowie Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“) und Theodore Sturgeon (über das Paradies der freien Liebe) zwei herausragende Beiträge, die man als SF-Fan kennen sollte.
_Die Herausgeber_
Isaac Asimov, geboren 1920 in Russland, wuchs in New York City auf, studierte Biochemie und machte seinen Doktor. Deshalb nennen seine Fans ihn neckisch den „guten Doktor“. Viel bekannter wurde er jedoch im Bereich der Literatur. Schon früh schloss er sich dem Zirkel der „Futurians“ an, zu denen auch der SF-Autor Frederik Pohl gehörte. Seine erste Story will Asimov, der sehr viel über sich veröffentlicht hat, jedoch an den bekanntesten SF-Herausgeber verkauft haben: an John W. Campbell. Dessen SF-Magazin „Astounding Stories“, später „Analog“, setzte Maßstäbe in der Qualität und den Honoraren für gute SF-Storys. Unter seiner Ägide schrieb Asimov nicht nur seine bekannten Robotergeschichten, sondern auch seine bekannteste SF-Trilogie: „Foundation“. Neben SF schrieb Asimov, der an die 300 Bücher veröffentlichte, auch jede Menge Sachbücher, wurde Herausgeber eines SF-Magazins und von zahllosen SF-Anthologien.
Übrigens ist in den biobliografischen Daten auch Martin H. Greenberg als Herausgeber ausgewiesen. Er gibt wahrscheinlich noch heute Anthologien zu einfallsreichen Themen heraus. Auch Joseph Olander ist ein Anthologist, denn Anthos sind in den USA ein einträgliches Geschäft für Verlage, um ihr Copyright mehrmals zu verwerten.
_Die Erzählungen_
_1) Brian W. Aldiss: Wer kann einen Menschen ersetzen? (1959)_
Nach dem Atomkrieg sind die Menschen fast vollständig ausgestorben. Das kapieren die Robotmaschinen aber erst nach und nach. Sie können nicht arbeiten, weil ihnen niemand mehr Anweisungen gibt, und weil das Klasse-eins-Zentralgehirn in der Hauptstadt sich im Krieg mit zwei Klasse-zwei-Gehirnen befindet, kommt es als Befehlsgeber auch nicht in Frage. Die verwaisten Maschinen machen sich auf nach Süden, weil es dort noch eine winzige Kolonie überlebender Menschen geben soll. Als sie einen zerlumpten, halbnackten, verletzten und ungeniert pinkelnden Mann treffen, sind sie glücklich, endlich ihren Meister gefunden zu haben.
|Mein Eindruck|
Teils eine traurige Post-Holocaust-Satire, teils eine Lewis-Carroll-Fantasie, liest sich die Story kurzweilig und wie ein Märchen. Sie wäre lustig, wenn der Anlass dafür nur nicht so ernst wäre.
_2) Mark Clifton: Was habe ich getan? (1958)_
Der Erzähler ist ein Stellenvermittler (so wie der Autor jahrelang Personaldirektor war) und kann von Berufs wegen einen Menschen im Handumdrehen einschätzen und beurteilen. Aber nicht diesen Typen, den er eines Tages am Imbissstand sieht. Der ist völlig ohne Ausdruck. Wenig später sitzt der Typ in seinem Büro, um sich vermitteln zu lassen. Aber obwohl der Fremde Astronomie studiert haben will, sagt er, seine Mathekenntnisse seien bescheiden – und er verspricht sich, als er angibt, das Sonnensystem haben zehn Planeten.
Spätestens jetzt ist unserem Chronisten klar, dass er es mit einem Fremdweltler zu tun hat, und sagt dies auch. Dessen Augen werden auf einmal völlig schwarz. Ja, das Ganze war ein Selbsttest. Dann verschwindet er. Doch unser Mann verfolgt ihn unauffällig. Allerdings wohnt in dem Häuschen, worin der Fremde verschwunden ist, nur ein altes Ehepaar, das äußerst misstrauisch ist. Wochen später ist der Fremde wieder im Stellenmaklerbüro, diesmal verkleidet als eine Art Romeo mit umwerfendem Charme. Die totale Übertreibung, aber das sagt unser Mann nicht.
Der Fremdweltler stellt ihn vor eine entscheidende Wahl, ein Dilemma: Entweder hilft er den Arkturianern bei ihrer Invasion der Erde, indem er ihnen beibringt, völlig glaubwürdig menschlich aufzutreten – oder die Menschheit wird ausgerottet. Der Arkturplanet hat ein Übervölkerungsproblem und braucht Lebensraum – auf der Erde. Das Dilemma: Die Menschheit wird entweder schnell oder langsam vernichtet. Protest fruchtet nichts. Also entschließt sich unser Mann zu einem hinterlistigen Plan.
Natürlich haben sich die Arkturianer in Beverly Hills niedergelassen. Unter der Hollywood-Bande fallen sie kaum auf mit ihrem marionettenhaften Auftreten. Es sind dreißig, die Vorhut, alle mit menschlichen Körpern versehen. Unser Mann lehrt sie, woraus Menschen bestehen: Körper, Geist, Seele. Und dann lehrt er sie Dinge über den Menschen, die ihnen zum Verhängnis werden, sobald sie sie anwenden …
|Mein Eindruck|
Das ist mal eine Invasionsstory der ungewöhnlichen Art. Die Kenntnisse, die unser Chronist – und mit ihm der Autor – einbringt, sind sehr interessant, denn man findet sie kaum jemals in der SF: gewöhnliche menschliche Eigenschaften aus dem Alltag. Was uns aber völlig normal erscheint, unterscheidet sich radikal von unseren Idealen, wie sie in der Literatur zu finden sind, etwa in frommen Büchern und romantischen Dramen.
Der Autor erweist sich als völlig desillusioniert, was die Besserungsfähigkeit der menschlichen Natur anbelangt. Und so fällt es dem Stellenvermittler leicht, den Aliens alle Ideale anzutrainieren, welche die Menschen ersehen – und aufs Heftigste ablehnen, sobald sie ihnen begegnen … Das sagt schon viel über diese Ideale aus. Und dass der Erzähler dazu gezwungen ist, sie zu lehren und zugleich zu verraten, veranlasst ihn zu der Frage im Titel der Story.
_3) Robert Silverberg: Warum? (1957)_
Wozu Raumfahrt, warum? – Brock und Hammond sind zwei Weltraumerforscher, die inzwischen schon elf Jahre unterwegs sind und 146 (oder 164) Welten besucht haben. Nirgends fanden sie intelligentes Leben, und allmählich hat Brock die Nase voll. Er stellt Hammond die unausweichliche Frage: „Warum? Warum machen wir das noch?“ Sie fingen an, als sie beide dreiundzwanzig Jahre alt waren und von der kleinen, engen, schmutzigen Erde genug hatten. Sie waren beileibe nicht die ersten Raumerkunder und werden nicht die letzten sein. Aber ihr Tun erscheint Brock allmählich sinnlos.
In der Nacht hat Hammond auf der Welt Alphecca II einen seltsamen Traum. Er träumt, er habe Wurzeln und würde wie eine Pflanzen wachsen. Doch gleichzeitig wünscht er sich, über den nächsten Hügel wandern zu können. Bevor er Brock davon erzählen kann, zeigt dieser ihm am Morgen, dass ihr Raumfahrzeug von Ranken überwuchert ist. Als sie die Gegend erkunden, wird Brock von einer dieser Ranken gepackt und um ein Haar entzwei gerissen. Natürlich gelingt die Befreiung, und sie ziehen sich ins Schiff zurück.
Endlich findet Hammond die Antwort auf die Frage seines Freundes …
|Mein Eindruck|
Silverberg ist ein Meister darin, sich einer vielfach vernachlässigten und missachteten Empfindung des Menschen anzunehmen: Langeweile, |ennui|. Wenn man schon alles gesehen, erlebt und besessen hat, wenn man unsterblich ist und ewig lebt, welche Werte gibt es dann noch, die einen Menschen veranlassen könnten, weiterleben zu wollen? Es ist eine der Fragen, die sich die SF stellt: Was bedeutet es, menschlich zu sein?
In dieser Story findet sich durch die Erfahrung des Gegenteils die Antwort auf die Frage, warum Menschen den Raum befahren. Weil sie eben Menschen sind und sich fortbewegen können. Pflanzen, selbst wenn sie intelligent sind, können dies nicht. Und wenn die Ranken einen Raumfahrer umschlingen, dann nicht, um zu fressen, sondern aus Neid und Eifersucht! Es ist das Privileg des Menschen, mobil zu sein, erkennt Hammond. Fortan nutzen die beiden Erkunder dieses Vorrecht weidlich aus und fliegen weiter in Regionen, die noch nie zuvor ein Mensch sah.
_4) Ron Goulart: Was ist aus Schraubenlocker geworden? (1970)_
Der Privatdetektiv Tom ist auf der Suche nach der kalifornischen Millionenerbin Mary Redland. Sie ist aus einer psychiatrischen Klinik verschwunden. Als er ihr Strandhaus betritt, wird er von einer intelligenten Spülmaschine attackiert, doch er kann sie überlisten, so dass sie über die Klippe ins Meer fällt. Mary Redlands Vater, der Erfinder, scheint eine ganze Reihe solcher Roboter gebaut zu haben – manche davon zu dem Zweck, Menschen zu töten.
Nach einigen Recherchen stößt er auf das mondäne Herrenhaus der Redlands. Im „Spielhaus“ hat sich Mary versteckt. Sie scheint ganz allein zu sein, als er sie findet. Tom scheint ein alter Freund der Familie zu sein, denn sie schüttet ihm sogleich ihr Herz aus. Der Grund, warum sie in der Psychiatrie war, scheint eine Gehirnwäsche gewesen zu sein. Die hatte ihr ihr Vater verpasst, um einen Mordplan zu vertuschen, den sie mitangehört hatte. Sowohl beim Mord als auch bei der Vertuschung half ihm dabei der Roboter Schraubenlocker. Dieser war als Marys Privatlehrer angestellt und sollte sie beschützen. Doch warum tat er ihr die Gehirnwäsche an?
Da tritt ein Mann ein, der eine Pistole auf Tom und Mary richtet. Es ist Schraubenlocker selbst. Er beschützt Mary immer noch vor der Wahrheit, warum dies alles damals geschah, als sie ein kleines Mädchen war, und besuchte sie sogar in der Klinik. Das löste ihre Flucht aus. Doch was hat er als Entschuldigung vorzubringen?
|Mein Eindruck|
Die Story ist eine hübsche kleine Detektivgeschichte. Das Besondere daran: Die Übeltäter scheinen Roboter zu sein. Was zunächst recht lustig wirkt, wird zunehmend ernst, bis es auf einer tragischen Note endet. Diese Roboter scheinen nicht den Asimov’schen Gesetzen der Robotik zu gehorchen, und doch ist es so. Bekanntlich dienen die Gesetze dazu, den Menschen ebenso wie den Roboter vor Schaden zu bewahren. Aber wie bewahrt man ein kleines Mädchen davor, einen dauerhaften seelischen Schaden davonzutragen?
_5) Kate Wilhelm: Wo bist du gewesen, Billy Boy, Billy Boy? (1971)_
Als Billy Gordon erst acht ist oder so, erlebt er, wie sein Vater, ein Professor (vermutlich der Soziologie oder Ökonomie), dem Senat vorschlägt, den drohenden Untergang der Welt durch eine radikale Lösung aufzuhalten. Die Überbevölkerung, die zu einer tödlichen Umweltverschmutzung führt, könne nur noch durch ein Mittel aufgehalten werden: Die Hälfte der Bevölkerung muss sterben, damit die andere überleben kann. Man erklärt Prof. Gordon für wahnsinnig.
Nichtsdestotrotz führt allein schon die Drohung und Überlegung über die Maßnahme zu Demonstrationen, die just, als Billy mit seiner Mutter Weihnachtsgeschenke kaufen will, zu gewalttätigen Ausschreitungen führen, in deren Verlauf seine Mutter ums Leben kommt. Doch Billy überlebt. Verfügt er über eine besondere Gabe?
Als er erwachsen ist, hat die Regierung einen Orwell’schen Überwachungsstaat errichtet, der gegen seine rebellischen Gegner brutal vorgeht. In seiner Marketingfirma sind keine Mitarbeiter mehr, er ist der letzte. In seiner Drei-Mann-Band verfasst er einen melancholischen Song, und als er am Abend mit ihnen nach Hause geht, fasst er mit Rhonda den verrückten Plan, sich mit einem Panzerwagen zum platten Land durchzuschlagen, raus aus der umkämpften Stadt.
|Mein Eindruck|
Diese Story, die völlig unchronologisch und nonlinear erzählt wird, muss man wahrscheinlich mehrmals lesen, um sie vollständig zu verstehen. Allerdings hat sie mich so deprimiert, dass ich dazu keinerlei Lust verspüre. Auf jeden Fall geht es um das Eintreffen der von Prof. Gordon vorhergesagten Katastrophe, aber auch um die Lösung, die er vorschlug: Die andere Hälfte der Bevölkerung verschwindet – und das in nur etwa 15 bis 20 Jahren, die Billy braucht, um erwachsen zu werden und einen führenden Job in seiner Firma zu erringen. Die beunruhigende Frage ist allerdings: Wie kam es zu diesem massenhaften Verschwinden? Könnte Billy etwas damit zu tun haben?
_6) Theodore Sturgeon: Wenn alle Menschen Brüder wären, würdest du einen davon deine Schwester heiraten lassen? (1967)_
Eigentlich ist Charli Bux nur ein Sesselfurzer und Rechnungsprüfer, aber er arbeitet im zentralen galaktischen Archiv und stolpert dabei über merkwürdig billige Rohstoffangebote. Hartnäckig, wie Charli nun mal ist, versucht er mehr darüber herauszufinden, außerdem mag er Jamaica Blue Mountain Kaffee und würde ihn selbst gerne so günstig kaufen. Auf der Welt Lethe jedoch kommt er nicht weiter, denn allen seinen Bemühungen, nach Vexvelt weiterzukommen, scheinen „unglückliche Umstände“ einen Riegel vorzuschieben. Dass es im Zentralarchiv keine Aufzeichnungen über diesen Planeten gibt, findet Charli ebenfalls ziemlich verdächtig.
Nun ist jedoch der Raumhafen von Lethe ein übles Pflaster, und so kommt es, dass Charli Gelegenheit hat, einem echten Vexveltianer im Kampf gegen nächtliche Räuber beizustehen. Zum Dank nimmt ihn der Mann namens Vorhidin an Bord seines Raumschiffs mit zu seiner verbotenen und versteckten Heimatwelt. An Bord lernt Charli die bezaubernde Tamba kennen, eine freigebige Schönheit mit rabenschwarzem Haar, die Charli gerne in die Mysterien der vexveltianischen freien Liebe einführt. Vorhidin hat absolut nichts dagegen, ganz im Gegenteil. Charli, das ist klar, verliebt sich auf der Stelle in Tamba. Klar, dass er neugierig ist auf die Welt, von der Tamba stammt.
Kurz gesagt, ist Vexvelt ein ökologisches Utopia mit dem besonderen Flair von Kalifornien. Die Gesellschaft gedeiht und alle sind happy. Doch schon in der ersten Nacht erleidet Charli einen Schock: Tamba will nicht mit ihm schlafen, sondern mit ihrem Bruder Stren. Sie habe es diesem versprochen. Charli braucht Wochen, bis er darüber hinwegkommt, und verantwortlich ist dafür vor allem die Fürsorglichkeit von Tambas rothaariger Schwester Tyng. Doch als er diese eines Morgens im Bett ihres Vaters Vorhidin vorfindet, bricht Charli vollkommen zusammen. Wieder dauert es Wochen, bis Vorhidin Charli so weit hat, dass Charli bereitet ist, die Besonderheit von Vexvelt zu verstehen und zu akzeptieren.
Doch eine Sache hat Charli immer noch nicht begriffen: Warum die anderen Welten eher bereit wären, Vexvelt auszuradieren, als mit den Verfemten Handel zu treiben, und sei er noch so lukrativ. Ja, die Vexvelter können sogar Krebs heilen. Erst als er mit seinem Boss, dem Archivmeister, gesprochen hat, muss er resignierend anerkennen, dass es nun mal so ist, das niemand etwas mit dieser Kultur zu tun haben will. Wenn er auf Vexvelt umsiedeln will, muss er allem entsagen, was er gekannt und geliebt hat. Eine schwere Wahl.
|Mein Eindruck|
Diese Novelle wurde 1967 als Beitrag für Harlan Ellisons berühmte Anthologie „Dangerous Visions“ veröffentlicht. Alle Beiträge sollten eingefahrene Vorstellungen in Frage stellen und den Leser provozieren. Und tatsächlich ist diese Geschichte auch heute noch – und solange es das Inzest-Tabu geben wird – dazu angetan, Aversionen und Diskussionen auszulösen. Denn keineswegs wird hier Inzest mit Eltern und Geschwistern als negativ dargestellt, sondern vielmehr als positiver kultureller und biologischer (!) Faktor.
Die Geschichte braucht sehr lange, bis dem Leser die Wahrheit enthüllt wird, warum die Außenwelt diesen Planeten so schrecklich findet und geächtet hat. Das ganze Drumherum wird in dem langen Dialog durchgekaut, den Charli mit seinem Archivmeister führt. Charlie erzählt nicht alles, und deshalb erfahren wir seine zurückgehaltenen Erinnerungen in Kursivschrift. Erst das letzte Drittel ist praktisch Charlis Erlebnis aus erster Hand und besteht wiederum in der Hauptsache aus einem langen Dialog, wobei Vorhidin alle Punkte vorbringt, die für Inzest und gegen dessen Ächtung sprechen. Warum aber Charli so disponiert ist, am Ende zu den Vexveltianern überzulaufen, wird aus der Geschichte nicht ersichtlich. Das ist eine weitere Schwäche.
All diese Quasselei fand ich jedenfalls sehr ermüdend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leser von „Dangerous Visions“ zusätzlich zu dieser Story auch noch das obligatorische, ausführliche Vorwort von Herausgeber Harlan Ellison ertragen konnten.
Jedenfalls würde ich dem Leser, der Sturgeon als einen der wichtigsten und besten Story-Erzähler kennenlernen will, die neuen Storysammlungen empfehlen, die der |Shayol|-Verlag veranstaltet. Michael Iwoleit hat Sturgeon in seinem Essay im „Heyne SF Jahr 2007“ ausführlich vorgestellt (ab. S. 285).
_7) John W. Campbell: Wer geht dort? (1938)_
Dies ist die literarische Vorlage für Howard Hawks‘ & Christian Nybys SF-Film „Das Ding aus einer anderen Welt“ – und natürlich auch für dessen Remake von John Carpenter!
Die Besatzung der amerikanischen Südpol-Station ist im ewigen Eis auf ein außerirdisches Raumschiff gestoßen, das seit zwanzig Millionen Jahre hier liegen muss – es hat einen zweiten magnetischen Südpol verursacht. Um eindringen zu können, sprengen sie das U-Boot-förmige Vehikel mit Thermit – und setzen es dabei in Brand, weil sie zu spät merkten, dass es vor allem aus Magnesium bestand. Doch ein Insasse ist entkommen, nur um jedoch sogleich zu Eis zu gefrieren. Und diesen Eisblock haben sie nun auf einem Tisch in ihrer Basis liegen.
Was ist damit zu tun, lautet nun die Frage, die die Wissenschaftler zu entscheiden haben. Bringt der Außerirdische Mikroben mit, die Menschen schaden könnten? Nachdem man sich entschieden hat, den Block aufzutauen, ist schließlich zu erkennen, dass das Fremdwesen drei rote Augen in einem blauen Fell hat und sich Tentakel am „Kopf“ bewegen – es lebt! Doch keiner hat daran gedacht, dass es Gedanken lesen oder beeinflussen könnte. Noch ahnt auch keiner, dass es die Gestalt von organischen Lebensformen annehmen könnte.
Als das Alien auf einmal verschwunden ist und es nicht gefunden werden kann, dämmert Kommandant Garry und seinem Vize McReady die schreckliche Wahrheit: Das Alien kann sich in jeden der Männer verwandelt haben, indem es dessen Zellsubstanz imitiert. Und ebenso schnell kann es sich mit der zusätzlichen Zellmasse vermehren und andere Lebewesen, etwa Schlittenhunde, übernehmen und imitieren.
Die Frage ist nun: Gibt es einen endgültigen Test, der beweist, dass ein menschlich aussehender Proband mit absoluter Sicherheit kein Alien ist?
|Mein Eindruck|
Anfang und Ende des Textes sind der Action gewidmet, und Hawks dürfte wohl alles bis Seite 30 verwendet haben. Doch dann kommt eine Zäsur, die einen ruhigen Mittelteil einleitet, in dem fast nur geredet wird. Das ist ziemlich ermüdend, wenn auch notwendig, um die Lage zu begreifen, in der sich die Leute nach dem Verschwinden des Alien befinden (man denke an den Alien-Film von Ridley Scott). Sie haben zudem nicht viel Zeit, denn das Alien wird versuchen, die ganze Erde zu erobern und mit seiner Art zu bevölkern.
Mir hat das Lesen nicht viel Spaß gemacht, denn die Szenen sind wie gesagt nicht sonderlich anschaulich, bis auf das Finale, und die Erzählmethode derartig antiquiert, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. Am Anfang berichtet McReady seitenlang in einem ununterbrochenen Monolog von den Ereignissen beim Raumschiff der Aliens. Dann treten die einzelnen Wissenschaftler auf, und allein schon die Aufgabe, sich deren Namen zu merken, ist anspruchsvoll.
Noch seltsamer ist jedoch die Methode der Charakterisierung. Das war wohl der damalige Groschenheftstil, aber so holzschnittartig trieben es selbst Asimov und Heinlein nicht. McReady ist ein bronzener Riese und ein anderer Mann scheint nur aus Stahl zu bestehen. Klar, dass wir diesen Typen trauen sollten. Aber nur weil das behauptet und mehrmals wiederholt wird, muss es noch lange nicht glaubhaft klingen. Wahrscheinlich hielt der Autor seine (meist jugendlichen) Leser für begriffsstutzig.
In der Übersetzung durch Rosemarie Hundertmarck, die hier vorliegt, wurden alle Kapitel säuberlich nach Sinn- und Zeiteinheiten getrennt.
_8) Damon Knight: Auge um Auge – aber wie? (1957)_
Die Vorhut der irdischen Flotte unter dem Kommando von Commander Carver versucht auf der erdähnlichen Welt eines Sterns vom Sol-Typ einen Stützpunkt zu errichten und Handelsbeziehungen zu etablieren. Während eine Delegation auf dem Planeten Kontakt mit dem Ältestenrat der intelligenten Gorgoner aufnimmt, nimmt das Raumschiff einen Vertreter der Gorgoner an Bord. Die Forscher für Fremdwesen, die Xenologen, taufen ihn auf den Namen George. Nach einer Weile können sie sich gut mit ihm verständigen, doch der Begriff „panga“ ist ihnen ein Rätsel. Ist es eine Verwandtschaftsbezeichnung? Aber warum ist sie dann so verwirrend?
Da kommt es zum einem peinlichen Zwischenfall bei einem Bankett im Kapitänszimmer. Während George sich bislang immer zurückgehalten hat, reißt er beim Dessert der Gattin des Kapitäns das Dessert weg und verzehrt es selbst! Die werte Dame kippt hintenüber und bekommt einen hysterischen Anfall. Klar, dass George erst einmal in Sicherheit gebracht wird. Die Xenologen wollen keinen diplomatischen Zwischenfall riskieren, wenn ihre Delegation auf dem Planeten als Geisel genommen werden könnte. Erst einmal die Gorgoner fragen.
Der Ältestenrat urteilt, dass George von den Geschädigten, also den Menschen, bestraft werden müsse. Und zwar muss diese Strafe so angemessen ausfallen, als wenn sie von einem Gorgoner vollstreckt worden wäre. Falls die Bestrafung nicht angemessen und rechtzeitig bis Ablauf einer Frist erfolgt ist, werde die Delegation stattdessen bestraft. Nun ist guter Rat teuer: Wie bestraft man ein Wesen, das kugelrund ist, sich beliebig strecken und unter Wasser atmen kann? Wie sich herausstellt, spielt „panga“ eine Schlüsselrolle – in letzter Sekunde …
|Mein Eindruck|
Nach Bewältigung dieser Krise beim Erstkontakt hat der Kapitän jedoch keinerlei Interesse mehr an der Welt dieser Gorgoner und zieht mit seiner Flotte weiter. Die Logik dahinter erschließt sich dem Leser bei genauerem Nachdenken durchaus, allerdings wird sie ihm nicht auf dem Silbertablett serviert.
Die Story ist wunderbar anschaulich erzählt, und eine ganze Reihe von komisch-drastischen Szenen sorgen ebenso für Unterhaltung wie die überraschenden Wendungen am Schluss. Auf jeden Fall weiß man am Ende auch, was unter „panga“ zu verstehen ist.
_9) Frederik Pohl: Ich Plinglot, wer du? (1958)_
Vor dem US-Senat sagt ein Mr. Robert S. Smith aus, er habe einen Aktenordner gefunden, in dem stehe, dass die Russen Kontakt zu den Außerirdischen vom Aldebaran hätte und sie demnächst erwarten würden. Wenig später trifft Mr. Smith (der sich nun anders nennt) den kommunistischen Parteisekretär in Moskau und verrät ihm bzw. seinen Unterlingen, die Amis würden demnächst Besuch vom Aldebaran bekommen. Wenig später taucht Mr. Smith in Paris auf, um einem Monsieur Duplessin vom Liebesleben der edlen Aldebaran vorzuflunkern. Enthusiastisch bietet M. Duplessin den Aldebaranern seinen Schutz vor den schurkischen Amis und Russkis an.
Da nun der Boden für seine Mission bereitet ist, verschnauft Mr. Smith für einen Moment, bevor er in der Mojave-Wüste seine Rakete auf Kurs zum Mars schickt. Doch kurz vor ihrem Start entdeckt er einen Aldebaraner an Bord, einen blinden Passagier. Das etwa dreißig Zentimeter große Wesen beschwert sich bitterlich darüber, was Mr. Smith mit seinem Volk auf dem schönen aldebaranischen Planeten angerichtet hat. Er habe alle Völker, die seit hundert Jahren friedlich kooperiert hätten, aufeinander gehetzt, bis der Atomkrieg ausbrach und dabei die Meere verdampften.
Mr. Smith – oder Plinglot von Tau Ceti – schickt den letzten Mohikaner mitsamt seiner Rakete zum Mars, damit diese von dort zur Erde zurückkehre und die Menschen gehörig in Aufruhr versetze – oder sogar mehr. Dann begibt er sich nach Washington zum Senat. Durch den Aldebaraner abgelenkt, hat Plinglot jedoch vergessen, wieder eine menschliche Gestalt anzunehmen. Ups, er erlebt eine Überraschung nach der anderen …
|Mein Eindruck|
Mr. Smith ist offensichtlich ein |agent provocateur|, der einen Kriegsausbruch hervorrufen will. Wie sich zeigt, ist er für unseren galaktischen Sektor zuständig und handelt im Auftrag seiner Mutter. Und wie könnte man eine Rasse, die gerade die Raumfahrt entdeckt, besser kurzhalten, indem man einen Krieg provoziert, der diese Rasse um Jahrhunderte zurückwirft oder gar völlig vernichtet?
Geschickt und anschaulich erzählt, warnt diese Story aus dem Kalten Krieg ebenso wie William Tenns (folgende) Story vor dem Atomkrieg und dem Holocaust. Sie ist zugleich ein Aufruf zu Frieden und Versöhnung, aber auch zu Wachsamkeit gegenüber Kriegstreibern wie Mr. Smith.
_10) William Tenn: Wollt ihr nicht ein bisschen schneller gehen? (1951)_
Der SF-Autor, der den Ich-Erzähler darstellt, wird eines Tages von einer Art Gartenzwerg in einer Fliegenden Untertasse entführt und zum Mutterschiff geflogen. Dort befinden sich andere Vertreter der menschlichen Rasse. Sie fragen sich alle, was sie hier sollen und wer die Kobolde sind.
Der Oberkobold hält per Live-Übertragung eine Ansprache an die Menschen. Er stellt sie vor eine Wahl. Da sie eine selbstmörderische Spezies sind und da die Kobolde gerne diesen schönen blauen Planeten als neue Heimstatt übernehmen würden, sollten die Menschen doch bitteschön die ultimative Waffe wählen, die ihnen die Kobolde anbieten, und sich gefälligst selbst eliminieren.
Das Problem der Kobolde ist nämlich: a) Sie haben wenig Zeit und b) die Menschheit hat sich mit den Atombomben (noch) nicht in die Luft gejagt und c) ein Krieg mit H-Bomben würde den Planeten Erde auf Jahrmillionen unbewohnbar machen. Höchste Zeit daher, dass sich die Menschen gegenseitig umbringen. Also, wie wär’s?
Als der Erzähler wieder nach Hause gebracht worden ist, fragt er sich, welcher Vertreter der Menschheit so verrückt sein könnte, den Kobolden ihre Wahl positiv zu beantworten. Ein einfaches Signal würde schon genügen. Man stellt eine Schüssel Milch vor die Tür …
|Mein Eindruck|
Diese kurze Story wurde 1951 veröffentlicht, und sicherlich unter dem überwältigenden Eindruck der ersten H-Bomben-Versuche der USA und – wenig später – der Sowjetunion. Das Wettrüsten im Kalten Krieg begann, der Weltuntergang schien in greifbare Nähe gerückt zu sein. Und dann kommen die Außerirdischen in ihrer Gartenzwergverkleidung und stellen die Menschheit vor eine verhängnisvolle Wahl.
Auf diese Weise macht der Autor klar: Wenn schon die Menschen nichts Vernünftiges mit diesem Planeten anfangen können, so gibt es doch eine Reihe anderer Interessenten, die dieses nette Weltraumgrundstück haben wollen. Möglichst ohne lästige Mitbewohner. Dummerweise haben die Menschen bloß diese eine Welt. Aber wie lange wird der Frieden dauern, bis es einem Selbstmörder einfällt, das letzte Signal zu geben?
Wie man sieht: eine Geschichte mit einem grimmigen Hintergrund und einer ernsten Botschaft, aber lustig vorgetragen.
_11) Isaac Asimov: Die letzte Frage (1956)_
In den 1950er Jahren (als diese Story entstand) stellen zwei angesäuselte Computertechniker zum ersten Mal jene Frage an das leistungsfähigste Elektronengehirn. Die Frage, die Multivac beantworten soll, lautet: „Gibt es eine Möglichkeit, die Entropie umzukehren?“ Die Entropie ist bekanntlich die allgemeine Bewegung des Universums zu allgemeinem Chaos, Energieverlust und Wärmetod. „Ließe sich beispielsweise eine neue Sonne schaffen, um die Entropie umzukehren?“ Diese Frage wird den jeweiligen Superhirnen ihrer Zeit immer wieder gestellt, heißen sie nun Mikrovac, Galaktischer AC, Universaler AC oder gar Kosmischer AC. Noch in Milliarden Jahren wird sie gestellt.
Und immer lautet die Antwort gleich: „Bisher reichen die Daten für eine sinnvolle Antwort noch nicht aus.“ Bis auf das letzte Mal, als der Kosmische AC, der vollständig im Hyperraum existiert, auf eine geniale Antwort verfällt. Schließlich verfügt er nach dem Ende des Universums über genügend Daten …
|Mein Eindruck|
Die letzte Frage gilt, wie zu erwarten, den letzten Dingen. Eines dieser letzten Dinge ist das Ende von allem. Lässt es sich aufhalten oder gar – verwegener Gedanke – umkehren? Bemerkenswert ist an der Story, dass die Frage nicht dem Papst oder dem Dalai Lama gestellt wird, sondern dem leistungsfähigsten künstlichen Gehirn. Denn die Frage gilt ja nicht einem Glaubenssatz – wo ist Gott? -, sondern einem wissenschaftlichen Faktum: Die Entropie nimmt unendlich zu. Das ist einfach einer der Hauptsätze der Thermodynamik. Er gilt schon seit Jahrhunderten unangefochten. Warum sollte ihn also ein wissenschaftlich errichtetes Gerät nicht beantworten können?
Da die Frage nie beantwortet wird – „unzureichende Daten“ -, begleitet sie die Menschheit bei ihrer Ausbreitung über das Sonnensystem, die Galaxis und alles darum herum. Denn die Menschen sind nicht nur überall, sondern auch unsterblich geworden. Trotz dieser annähernden Allmacht können sie den Hauptsatz der Thermodynamik nicht beugen, sondern werden vielmehr dessen Opfer. Auch sie können der Entropie nur auf dem Wege des Hyperraums entgehen, wo der Kosmische AC weiterexistiert. Und nur von dort aus lässt sich ein Neuanfang wagen: „Es werde Licht …“
Der Biochemieprofessor Asimov vermittelt in seiner Geschichte einige wertvolle Einsichten über die Begrenztheit menschlichen Wollens und Erkennens angesichts der Gesetze der Physik. Und ob Computer nun wirklich aus Molekülen gebaut werden oder nicht, spielt eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Heute wird jedenfalls schon daran geforscht.
_Unterm Strich_
Anthologieherausgeber haben sich schon die abgelegensten Themen einfallen lassen – von Katzen und Einhörner über den Götter-Olymp bis hin zu Nanotechnologie. Warum nicht auch zu Fragen, um mal eine überflüssige zu stellen? Aufgrund des Alters dieses Buches – es erschien 1980 – sind die Storys zwar nicht gerade die neuesten (die modernste erschien 1971), aber dafür sind ein paar gute Namen unter den Autoren, und es sind nicht, wie so oft, alles Männer.
Das Niveau bewegt sich meist im guten Mittelmaß, wie mir scheint, und nur ein oder zwei Ausreißer nach oben sind zu verzeichnen. Einer davon könnte als „Wer geht da?“ angesehen werden, doch ich bin kein Fan von John W. Campbell. Aber auch Theodore Sturgeon, von dem ich ansonsten viel halte, hat mich diesmal etwas enttäuscht. Die restlichen Storys sind ganz nett, aber sicherlich nicht weltbewegend. Nur bei Kate Wilhelms „Billy“-Story könnte man ins Grübeln verfallen, denn sie liefert keine fixe Lösung, sondern nur ein Puzzle, das man selbst zusammensetzen muss.
Am lustigsten und hintersinnigsten ist wohl Damon Kinights Geschichte über die Gorgorianer. Sie erfordert, nach etlichen überraschenden Wendungen, ein wenig Nachdenken über den Schluss der Story. Aber die Lösung sollte kein Problem sein. Alles in allem bietet der Band also eine Menge Antworten – und stets auch Informationen über den jeweiligen Autor, ideal für Einsteiger.
Taschenbuch: 303 Seiten
Originaltitel: The Future in Question, 1980
Aus dem US-Englischen von Rosemarie Hundertmarck
Ein Sommer voller Liebe steht dem jungen Wiener bevor. Er kommt an den Wolfgangsee, wo er all das erlebt, was er sich schon immer so sehnsüchtig gewünscht hat. (Verlagsinfo) Die geschilderte Epoche liegt irgendwo zwischen 1920 und 1938, denn in den Hotels von St. Wolfgang geben sich Österreicher, Franzosen und Amerikaner die Klinke in die Hand. Anonymus – Eine Sommerliebe. Erotischer Roman weiterlesen →
Am Anfang macht der schönen Wanda die Liebe keinen Spaß. Doch plötzlich findet sie Gefallen an den Männern und ist nun unersättlich. Ihre schönsten Liebeserlebnisse verdankt sie Max und seinem Freund Felix. (Verlagsinfo) Dieser Band enthält zwei erotische Romane eines unbekannten Autors, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen. Franz Stütz – Die schöne Wanda (Zwei Romane) weiterlesen →
Das Nachtleben von San Francisco und Sausalito ist der Hintergrund für die amourösen Abenteuer des Mulattenburschen Joady Sinclair. Er treibt es mit einer Weißen und wird ertappt, gerät im illustren Sausalito in eine Lesben- und Schwulenbar, fällt ins Meer und wird von der Besatzung einer Riesenjacht aufgefischt, die ein paar recht schräge Passagiere an Bord hat und eine sehr spezielle Vorrichtung aufweist…
Denk wie ein Maolot: Kognitive Reise in die Ökologie
Die Siedler auf der erdähnlichen Welt Everon halten sich für ihre Herren, doch als ein Junge von der Erde zusammen mit seinem Everon-Tier, einem Maolot, eintrifft und beginnt, nach seinem verschwundenen Bruder, einem Chef-Ökologen, zu suchen, zeigt sich, dass die Umwelt des Planeten keineswegs unterworfen wurde. Für die Menschen, die sich „Herren von Everon“ nennen, stellt sich die Frage, ob sie sich mit den wahren Herrschern arrangieren oder untergehen werden. Gordon R. Dickson – Herren von Everon weiterlesen →
In der irrealen Welt wendet sich das Schlachtenglück zugunsten der Allierten, doch in der realen Welt der Science-Fiction-Gemeinde ist von solchen Gefahren wenig zu spüren. Natürlich sind etliche Autoren und viele ihrer Fans zum Kriegsdienst gegangen, aber es werden doch immer noch Erzählungen geschrieben, so etwa von dem Kanadier Alfred Elton van Vogt. Und seine Erzählung „Asyl“ sowie die Novellen „Nerven“ von Lester del Rey sowie „Foundation“ von Asimov wurden zu Klassikern. Es war die goldene Zeit der Science Fiction.
Donal Graeme stammt von Dorsai, einer kleinen, abgelegenen Welt, deren Männer im Ruf stehen, die besten Soldaten der Galaxis zu sein. Wie so viele andere vor ihm verlässt Donal, der Sohn einer bekannten Offiziersfamilie, nach dem Abschluss seiner Kadettenausbildung den Heimatplaneten, um einer der galaktischen Mächte seine Dienste anzubieten. Donal unterscheidet sind von seinen Dorsai-Kameraden. Ein seltsames Fluidum geht von ihm aus. Eine unbekannte Kraft befähigt zu immer größeren Taten. Er scheint jeden Plan seiner Gegner vorauszuahnen und eilt von Sieg zu Sieg.
Und dann, eines Tages, als Donal als General an der Spitze der militärischen Hierarchie steht, erkennt er seine Bestimmung. Er ist der einzige, der der Selbstvernichtung der galaktischen Menschheit noch Einhalt gebieten kann. (Verlagsinfo)
Dieser 1960 für den HUGO Award nominierte SF-Roman erschien 1983 in ungekürzter Neuübersetzung unter dem Titel „Der General von Dorsai“ (Moewig SF 3608).
Robinson Crusoe verbrachte 20 Jahre auf einer frauenlosen Insel. Wie er mit seinen sexuellen Problemen fertig wurde, hat Daniel Defoe uns nicht verraten, wohl aber jetzt Michel Gall mit diesem Buch. Robinson tat’s ganz anders, als Sie vermuten!. (Verlagsinfo) Im Buch selbst verbringt Crusoe sogar 25 Jahre auf seiner Insel, die laut Defoe vor der Küste des Orinoko-Deltas lag.
Der auf Französisch geschriebene Roman „La vie sexuelle de Robinson Crusoe“ wurde erst 1963 im Buchklub von Claude Tchou veröffentlicht. Das Buch muss also viel früher geschrieben worden sein. Es dauerte nochmal 20 Jahre, bis Moewig es 1982 auf Deutsch publizierte.
Nach den Worten eines Kritikers handelt es sich um einen „gut geschriebenen Leitfaden zu Masturbation, Tierliebe, Homosexualität, Erinnerung und die Kraft der Phantasie.“ Der Leser ist gewarnt. Michel Gall – Der andere Robinson Crusoe weiterlesen →
Hemmungslos ist die junge Berliner Göre Lore. Sie lebt für die Liebe, aber sie lebt auch von der Liebe, die sie anderen Männern schenkt, die sich für sie interessieren. (Verlagsinfo) Der Roman beschreibt den Aufstieg einer Groschenhure aus dem Berliner Scheunenviertel in wesentlich höhere Kreise, wo sie als dominante Frau zahlreiche Männerherzen bricht. Richard Werther – Die Diva der Liebe. Erotischer Roman weiterlesen →
„Die Verwirrungen einer jungen Frau, die ihren Mann liebt und sich in einsamen Stunden von einem Kavalier trösten lässt, werden hier beschrieben. Ein aufregendes Buch für alles, die das Ungewöhnliche lieben.“ (Verlagsinfo) Nun, der Kavalier ist nur der Anfang und zudem ein Irrweg. Was Monika wirklich sucht, ist die Erfüllung in den Armen anderer Frauen, sowie die damit einhergehende Erfahrung und Reife als Frau. Lydia Manzoni – Gewisse Stunden weiterlesen →
„Wild sind die Abenteuer, die der berühmte Gulliver hier erlebt. Frisch, witzig und voll übersprühender Einfälle berichtet der Autor von Gullivers Reisen nach Liliput und in das Land der Riesen.“ (Verlagsinfo) Per Meurling – Gullivers Abenteuer weiterlesen →
Aleytys, die junge Frau mit dem Diadem und den ihm innewohnenden Psi-Kräften, gelangt auf ihrer Suche nach der Superrasse der Vryhh, der ihre Mutter angehört, auf den Planeten Ibex. Diese Welt ist für Fremde verboten – und tödlich. (erweiterte Verlagsinfo) Die Autorin
Patricia Jo Clayton (* 15. Februar 1939 in Modesto, Kalifornien; † 13. Februar 1998 in Portland) war eine US-amerikanische Autorin von Science-Fiction und Fantasy.
Über diesem himmelblau gefärbten Titelbild steht in breiten Lettern PLAYBOY. Was soll uns das sagen? Handelt es sich um erotische Storys, in Hugh Hefners Auftrag geschrieben? Oder wurden hier nur PLAYBOY-Autoren beauftragt, Einschlägiges über Häschen und damit verbundene Freuden zu Papier zu bringen?
Leider wird auch der Häschen-Liebhaber enttäuscht, denn die Storys dieses Bandes stammen aus der Schreibfabrik eines einzigen, wenn auch bekannten Science-Fiction-Autors. Und der schrieb zwar ab und zu mal für Hefners Häschen-Blatt (denn es zahlte gut), aber leider in den seltensten Fällen über Einschlägiges. Vielmehr waren die zwei Fragen „Was ist menschlich?“ und „Was ist die Wirklichkeit?“ seine Hauptanliegen.
Das Vorwort schrieb 1976 John Brunner. Er war zu dieser Zeit selbst einer der renommiertesten britischen Science-Fiction-Autoren.