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Novik, Naomi – Drachenprinz (Die Feuerreiter Seiner Majestät 2)

_Meist langweilig: Temeraires China-Trip_

Anno 1806. Feuerreiter Will Laurence und sein Drache Temeraire sind unzertrennlich, doch nach dem britischen Sieg gegen Napoleons Drachenreiter wird ihr Beisammensein bedroht: Eine chinesische Delegation fordert die unverzügliche Herausgabe von Temeraire, der eigentlich als Geschenk des chinesischen Kaisers an Napoleon gedacht war. Laurence bleibt nichts anderes übrig, als seinen geliebten Drachen auf eine gefährliche Reise ins ferne China zu begleiten …

Peter Jackson wird den Roman verfilmen, vielleicht sogar die ganze Trilogie um die Feuerreiter.

_Die Autorin_

Naomi Novik wurde 1973 in New York City geboren und ist mit polnischen Märchen, den Geschichten um die Hexe Baba Yaga und mit Tolkiens Werken aufgewachsen. Sie hat englische Literatur studiert, im Bereich IT-Wissenschaften gearbeitet und war zudem an der Entwicklung von erfolgreichen Computerspielen beteiligt. Dann schrieb sie ihren Debütroman, mit dem sie Kritiker und Leser gleichermaßen begeisterte. Mehr zu der Welt der Feuerreiter findet man unter http://www.temeraire.org. Novik lebt mit ihrem Mann in New York.

Die Trilogie „Die Feuerreiter Seiner Majestät“ besteht aus den Bänden:

– [Drachenbrut 3781 (Juni 2007)
– Drachenprinz (August 2007)
– Drachenzorn (Oktober 2007)

Ein vierter Band erscheint im September 2007 im Original.

_Vorgeschichte_

Anno 1805, England befindet sich im Krieg mit Napoleon. Der englische Seekapitän Will Laurence traut seinen Augen nicht: An Bord einer gerade gekaperten französischen Fregatte befindet sich tatsächlich ein echtes Drachenei. Er bildet den kleinen schwarzen Drachen aus und wird mit ihm zu einem Team der Feuerreiter Seiner Majestät. Gemeinsam mit der britischen Drachenluftflotte schlägt das Freundespaar den französischen Invasionsversuch bei Dover zurück.

_Handlung_

Die Chinesen wollen ihren Drachen wiederhaben. Eine hochrangige Delegation des Kaisers von China, angeführt von Prinz Yongxing, bringt die Admiralität der Feuerreiter in höchste Verlegenheit, obwohl der Drache, den sie haben, Temeraire, gar nicht an die Briten ging, sondern an die Franzosen. Die Briten haben das Ei ganz legal gekapert. Der Admiral muss im Interesse der Handelsbeziehungen und um einen Krieg mit dem Riesenreich zu vermeiden, Temeraire zurückgeben. Der seltene Himmelsdrache muss zurück an den kaiserlichen Hof gebracht werden.

Der entsprechende Befehl an William Laurence, Temeraires Feuerreiter, stößt auf heftigen Widerstand. Nur seine Freundin Kapitän Roland kann seine Wut besänftigen. Auch Temeraire selbst geht es nicht besonders gut, weigert er sich doch zu essen, wenn er Laurence nicht dabeihaben kann. Es gibt nur eine Lösung der misslichen Lage: Laurence muss Temeraire auf dem Weg nach China begleiten. Die Regierung gibt ihnen noch einen politischen Klugscheißer mit, einen gewissen Hammond. Der Mann ist der Einzige, der wenigstens Chinesisch versteht.

Schon nach wenigen Tagen auf See wird das für den Drachentransport umgebaute Schiff von französischen Drachen angegriffen. Die Schlacht ist heiß, aber kurz, denn Temeraires Eingreifen verhindert den Sieg der Franzmänner. Die Chinesen an Bord taten sich dabei jedoch nicht sonderlich hervor, scheinen sie doch auf eine Absonderung von den Marine- und Fliegertypen der Engländer erpicht zu sein. Die Sprachbarriere tut ein Übriges. Im Verlauf der fast ein Jahr dauernden Reise greift ein Seeungeheuer aus dem Indischen Ozean das Schiff an und versenkt es um ein Haar. Temeraire wird Opfer einer von Postdrachen eingeschleppten Krankheit.

Laurence macht sich jedoch größere Sorgen wegen der zunehmenden Feindseligkeit unter der Mannschaft gegenüber den Feuerreitern. Die Kämpfe fordern mehrere Opfer, was schwer geahndet wird. Und als wäre dies nicht genug, versucht in der Nacht ein unbekannter Angreifer, Laurence zu töten. Nicht nur einmal. Die Gastmähler, die man bei den Chinesen einnimmt, führen jedoch zu einer angenehmeren Nachbarschaftsbeziehung. Die Briten müssen verdauen, dass, wie die Post mitteilte, die Chinesen im Reich der Mitte britische Handelsschiffe der Ostindien-Kompanie konfisziert haben. Das sieht man bei einer Seefahrernation, die vom Handel abhängt, gar nicht gern. Da Yongxing ein ziemlich arroganter Typ ist und darauf hinarbeitet, Laurence von Temeraire zu trennen, steckt er vielleicht hinter den nächtlichen Anschlägen.

Die Stimmung ist alles andere als entspannt, als das Schiff endlich chinesische Gewässer erreicht, zuerst in Macao. Überraschung – die feindlichen Franzosen liegen ebenfalls mit ihrer Flotte im Hafen! Eine weitere Überraschung ist der frenetische Empfang für Temeraire, der kaum weiß, womit er das verdient hat. Wie er erfährt, glauben die Chinesen, dass es Glück bringt, einen Himmelsdrachen zu sehen. Denn ansonsten sind Drachen aller Art vollständig in die chinesische Kultur und Wirtschaft integriert. Per Expressflug geht es weiter nach Peking in die Residenz des Kaisers. Doch dieser ist auf der Jagd und so machen sich die Briten nach Monaten des Wartens bald große Sorgen – um Leib und Leben.

Mit der Hilfe Hammonds bekommt Laurence allmählich ein Bild von der Lage. Temeraire alias Lung Tien (= Himmelsdrache) Xiang ist eine Trumpfkarte im Machtspiel Prinz Yongxing gegen andere Spieler. Aber er kann sie erst ausspielen, wenn Laurence und Co. beseitigt sind. Während er den Angriff auf die Briten vorbereitet – ganz unauffällig, versteht sich -, verschafft er Temeraire die Bekanntschaft mit dessen Mutter Quian und einer sehr hübschen Drachendame namens Mei, in die sich Temeraire auch prompt verliebt.
Während Temeraire durch sein Liebesleben davon abgehalten wird, Laurence beizustehen, findet der erste von zwei Angriffen statt. Eine Horde von angeblich tatarischen Räubern stürmt in die kaiserliche Residenz, nachdem rein zufällig alle Wachen abgezogen worden sind. Doch Laurence ist vorbereitet. Sun Kai, ein Chinese vom Schiff, hat ihn vorgewarnt. Der Angriff von rund hundert Banditen bricht über den als Festung ausgebauten Pavillon herein wie ein Gewitter. Laurence und seine Männer haben alle Mühe, sich ihrer Haut zu wehren. Und weit und breit kein Temeraire in Sicht …

_Mein Eindruck_

Nach einem furiosen Auftakt, bei dem sich Laurence verbal eine blutige Nase holt, gerät die Geschichte mit dem Beginn der Seereise schnell in das gewohnte Fahrwasser, das alle Schilderungen von Seereisen auszeichnet, seit Charles Darwin seine Reise mit der „Beagle“ im Jahr 1835 aufschrieb (und vor ihm James Cook und unzählige andere). Schon die Aufzählungen scheinen nicht enden zu wollen: welche Passagiere auf welche Weise an Bord und in welche Quartiere kommen, wie das Schiff gebaut ist, um welche Uhrzeit man den Hafen verlässt.

Es ist immer das gleiche Schema F, und es wundert mich, dass eine so kluge Autorin wie Naomi Novik sich nichts Besseres einfallen ließ als das vorgeprägte Schema zu wiederholen. Vielleicht dachte sie, das würde der Leser von ihr erwarten, aber es ist ja genau das Unerwartete, das am besten unterhält. Sie geht offenbar lieber auf Nummer sicher. Und auch auf diese Weise lassen sich 500 Seiten füllen.

Diese Reise muss in China enden, keinesfalls früher, so viel ist von vornherein klar. Dies ist der erste Spannungsbogen des Buches. Doch ganz und gar offen ist dabei, ob Herr Laurence das Ende der Reise erleben wird, denn wie sich sehr allmählich und sehr zaghaft herauskristallisiert, hat Prinz Yongxing kein Interesse daran, dass Laurence sich weiter an den Himmelsdrachen klammert. Daraus entsteht ein zweiter Spannungsbogen, der aber so bedächtig aufgebaut wird, dass von Spannung kaum je die Rede sein kann. Dafür müsste das Bewusstsein der Gefahr sehr viel deutlicher ausgeprägt sein.

Da die Action erst wieder in China auf den letzten 70 Seiten stattfindet, sind nach dem Auslaufen des Schiffes und der ersten Schlacht mit den Franzosen (bis Seite 146) also rund 280 Seiten zu füllen. Nun, immerhin hat die „Allegiance“ die halbe Welt zu umrunden, und daher gibt es jede Menge Gelegenheiten, fremde Länder, Menschen und Sitten zu schildern. Aber auch dies gehört zum Schema F. Wo bleiben die Abenteuer an Land, auf See, unter Deck, in der Luft? Nun, wenigstens auf See und unter Deck liefert die Autorin eine Reihe von Episoden, die wie Perlen aneinandergereiht werden: Ein Seeungeheuer ist die Hauptattraktion in diesem Zirkus der Showeinlagen.

Was mir jedoch fehlte, war ein Zusammenhang an psychologischer Spannung, ein Drama, das sich zu einem Höhepunkt steigerte. Hilfreich wäre ein Gefährte Laurences gewesen, dem er sich anvertrauen konnte, doch Temeraire, sein Seelengefährte, ist mit einer heftigen Erkältung beschäftigt. Und eine Frau gibt es an Bord keine einzige, zumindest offiziell, denn Feuerreiter-Fähnrich Roland ist zwar ein Mädchen, darf aber als solches keinesfalls offenbart werden, sonst sähe sie sich seitens der Teerjacken der Marine allen möglichen Repressalien ausgesetzt.

Da die besagten 280 Seiten also eine lange Durststrecke bilden, fiel es mir schwer, sie hinter mich zu bringen. Selbst die Schilderung eines so andersartigen Landes wie China wirkt in Noviks betulichem Stil so langweilig, dass ich wochenlang lieber zu aufregenderer Lektüre – Susan Cooper – griff. In einem letzten Anlauf schaffte ich dann die letzten 90 Seiten. In drei Tagen, was nicht gerade für aufregendes Geschehen im Buch spricht, das mich an den Lesesessel gefesselt hätte.

|Die Übersetzung|

Auf Seite 290 findet sich das Wort „beschmartet“, das wohl der Seemanssprache entnommen ist. Leider wird es nicht erklärt. Auf Seite 395 wird in der vorletzten Zeile „Dung“ mit „Dünger“ verwechselt. Man kann zwar den Zweck von Dünger mit Dung erreichen, ist aber nicht ausschließlich auf Dung angewiesen, sondern könnte genauso gut Kompost oder Torf verwenden. Deshalb finde ich die Gleichsetzung unzulässig.

Zum Buch gehört übrigens nicht nur eine Leseprobe und eine Tafel mit grafischen Darstellungen von vier Drachentypen, sondern auch eine wissenschaftliche Abhandlung über die weltweit vertretenen Drachentypen. Darin finden sich auch Informationen über den raren Drachentyp, die Temeraire vertritt: die Kaiser- und Himmelsdrachen.

_Unterm Strich_

Zwischen einem vielversprechenden Auftakt bis Seite 150 und einem akzeptabel actionreichen Finale ab Seite 430 ist eine fast 300 Seiten lange Strecke zu überwinden, die mit meist zusammenhanglosen Episoden gefüllt ist. Diese sind vor allem den Chinesen gewidmet, was nicht verwundert, denn schließlich gilt es, sich mit einer fremden Kultur vertraut zu machen, und welche Zeit wäre dafür besser geeignet als eine Seereise, die um die halbe Welt führt und fast ein Jahr dauert? Dabei führt die Autorin nicht nur mysteriöse Szenen wie die Anschläge auf Laurence ins Gefecht um die Unterhaltung, sondern auch humoristische Szenen, die häufig mit dem Essen der chinesischen Passagiere zu tun haben.

All das hat mich nicht vom Hocker gehauen, und so war ich froh, dass der Roman endlich zu Ende war. Solides Mittelmaß.

|Originaltitel: Throne of Jade, 2006
544 Seiten
Aus dem US-Englischen von Marianne Schmidt|
http://www.cbj-verlag.de/
http://www.temeraire.org/
http://www.temeraire.de/

Novik, Naomi – Drachenbrut (Die Feuerreiter Seiner Majestät 1)

Die Saga von Temeraire, dem edlen Drachen

Anno 1805, England befindet sich im Krieg mit Napoleon. Der englische Seekapitän Will Laurence traut seinen Augen nicht: An Bord einer gerade gekaperten französischen Fregatte befindet sich tatsächlich ein echtes Drachenei! Er ahnt noch nicht, das dieser kostbare Fund sein Leben unwiderruflich verändern wird. Denn als der kleine Drache, den er Temeraire tauft, schlüpft, erwählt er ausgerechnet Laurence zu seinem menschlichen Gefährten – als glorreichen Feuerreiter Seiner Majestät …

Peter Jackson („Herr der Ringe“-Trilogie, „King Kong“, „Heavenly Creatures“, „Forgotten Silver“) will den Roman verfilmen, vielleicht sogar die ganze Trilogie um die Feuerreiter.

Die Autorin

Naomi Novik wurde 1973 in New York City geboren und ist mit polnischen Märchen, den Geschichten um die Hexe Baba Yaga und mit Tolkiens Werken aufgewachsen. Sie hat englische Literatur studiert, im Bereich IT-Wissenschaften gearbeitet und war zudem an der Entwicklung von erfolgreichen Computerspielen beteiligt. Dann schrieb sie ihren Debütroman, mit dem sie Kritiker und Leser gleichermaßen begeisterte. Mehr zu der Welt der Feuerreiter findet man unter http://www.temeraire.org/. Novik lebt mit ihrem Mann in New York.

Die Trilogie „Die Feuerreiter Seiner Majestät“ besteht aus den Bänden:

Naomi Novik: Drachenbrut. Blanvalet, Berlin Juni 2007, ISBN 978-3-442-24443-0.
Naomi Novik: Drachenprinz. Blanvalet, Berlin August 2007, ISBN 978-3-442-24444-7.
Naomi Novik: Drachenzorn. Blanvalet, Berlin Oktober 2007, ISBN 978-3-442-24445-4.
Naomi Novik: Drachenglanz. Blanvalet, Berlin April 2008, ISBN 978-3-442-26572-5.
Naomi Novik: Drachenwacht. Penhaligon, München Februar 2009, ISBN 978-3-7645-3015-0.
Naomi Novik: Drachenflamme. Penhaligon, München Oktober 2010, ISBN 978-3-7645-3016-7.
Naomi Novik: Drachengold. Penhaligon, München Juni 2012, ISBN 978-3-7645-3073-0.
Naomi Novik: Drachenfeind. Penhaligon, München Juli 2014, ISBN 978-3-7645-3074-7.
Naomi Novik: Drachensieg. Penhaligon, München März 2017, ISBN 978-3-7645-3075-4.

Einzelromane

Naomi Novik: Das dunkle Herz des Waldes. cbj, München November 2016, ISBN 978-3-570-17268-1.
Naomi Novik: Das kalte Reich des Silbers. cbj, München März 2019, ISBN 978-3-570-16549-2.

Handlung

Anno 1805 befindet sich das stolze Albion im Krieg mit Napoleon. Der englische Seekapitän Will Laurence hat gerade im Südatlantik eine französische Fregatte gekapert. Unter dem Beutegut befindet sich auch eine recht große Kiste. Als sie untersucht wird, stellt sich heraus, dass sie ein Drachenei beherbergt. Und das Junge ist kurz davor zu schlüpfen.

Drachenflotte

Nun geraten die britischen Offiziere in Aufregung. Dass es überall auf der Welt seit Urzeiten Drachen gibt, ist nichts Ungewöhnliches. Aber England, das von Napoleon belagert wird, braucht dringend eigene Drachen, um den Franzosen am Ärmelkanal Paroli bieten zu können. Die Flotte zur See, die von Admiral Nelson geführt wird, hat Napoleons Flotte vor dem Nildelta einmal besiegt, aber das reicht nicht. Die Briten brauchen auch eine Luftflotte von Drachen, um den französischen Drachenangriffen standhalten zu können. Einen eigenen Drachen zu haben, wäre eine willkommene Verstärkung der Drachenflotte. Es gibt nur einen Haken: Wer Drachenpilot sein will, kann nicht mehr in der Marine dienen.

Die Wahl

Die Offiziere stellen sich um das Ei auf, als das Junge schlüpft. Wen wird das Drachenjunge zu seinem Reiter wählen? Der Freiwillige verliert die Nerven und Laurence muss selbst das Junge auf sich aufmerksam machen. Die Bindung beginnt, und aus einem Geistesblitz heraus tauft er das schwarze Drachenjunge auf den Namen „Temeraire“. Der Drache ist einverstanden. Er kann von Anfang sprechen und versteht und spricht Englisch ebenso wie Französisch. Aber was für ein Typ Drache ist er?

Die Luftflotte

Nach und nach freunden sich die beiden grundverschiedenen Wesen miteinander an. Laurence hat sich damit abgefunden, dass er die Marine verlassen muss, und bittet die Admiralität per Drachenpost um seine Entlassung. Er hat aus dem Prisengeld und von seinem begüterten Vater genügend Vermögen, um sich als Drachenpilot ein angenehmes Auskommen zu sichern. Er entsagt seiner Verlobten, die in England auf ihn gewartet hat, denn für Drachenpiloten kann es keine Ehe nach herkömmlichem Muster geben. Sie werden dort stationiert, wo sie gebraucht werden, und dort wird das Leben als zu rau für eine Frau erachtet, zumal für eine Adelige.

Ausbildung

Die Ausbildung im schottischen Hochland bereitet ihn und Temeraire auf Kampftaktik und Telekommunikation (mittels Signalflaggen) vor. Inzwischen ist sein schwarzer Drache zu den Ausmaßen eines Jumbojets angewachsen. Eine komplette Schützenmannschaft kann auf und unter ihm in Netzen Platz nehmen. Ein erster Kampfeinsatz lässt sie Bekanntschaft mit französischen Drachen machen, wobei sich Temeraire als einer der schnellsten und wendigsten Drachen der Einheit auszeichnet. Temeraire ist noch mit sich selbst unzufrieden, denn er kann weder Gift noch Feuer spucken. Welche Waffe hat ihm Mutter Natur mitgegeben?

Die Bewährung

Doch die eigentliche Bewährungsprobe steht dem Paar noch bevor. Sie werden am Ärmelkanal stationiert. Auf der französischen Seite hat Napoleon eine Invasionsflotte zusammengezogen, die zweifellos bald in See stechen wird. Der Seekrieg gegen Napoleon findet einen ersten Höhepunkt, als Admiral Nelson die französische Flotte, die durch Dracheneinwirkung aus Toulon entkommen konnte, vor Kap Trafalgar stellt und in eine Seeschlacht verwickelt. Ohne die britischen Drachen vom Ärmelkanal hätte Nelson einen schlechten Stand, doch er siegt.

Temeraire und Laurence, die nicht nach Trafalgar abkommandiert wurden, entdecken eines Morgens, dass die Invasionsflotte der Franzosen losfährt. Und zwar nicht nur auf dem Wasser, sondern auch in der Luft. Nun wird’s ernst! Nach der Enttarnung eines Verräters verfügen die Drachenpiloten über gute Kenntnisse, was Napoleon vorhat. Laurence erkennt frohlockend, dass er es in Temeraire mit einem der raren kaiserlichen Drachen aus China zu tun hat, und Temeraire kann endlich zeigen, worin seine eigentliche Waffe besteht: im „göttlichen Wind“ …

Mein Eindruck

Der ganze Plot dreht sich um den ungewöhnlichen Drachen Temeraire und seinen erwachsenen Reiter Will Laurence. Ich stelle mir Will immer als eine Variante von Russell Crowes Kapitän in „Master and Commander“ vor. Es ist die richtige Zeit, die richtigen Schiffe und die gleiche geistige Kultur. Mit dem Unterschied, dass es in diesem Buch Drachen gibt. Viele Drachen, überall.

Da gibt es die gewöhnlichen Pascalblauen und die Langflügler, doch die größten Drachen sind die Himmelsdrachen und Königskupfer. Sie alle sind stationiert auf dem Stützpunkt, auf dem auch Will Laurence und Temeraire Dienst tun. Temeraire ist ein unglaublich kluger Drache, der vor lauter Wissensdurst seinen Reiter ganz schön fordert, denn dieser muss Temeraire alle möglichen Bücher vorlesen. Darunter sind sogar mathematische Fachbücher, und diese vorzulesen, kann ganz schön anstrengend werden.

Seine große Bildung macht Temeraire aber keineswegs zu einem arroganten Schnösel. Vielmehr bewahrt er sich in seiner Jugendlichkeit eine große Anhänglichkeit zu seinem Reiter, seinem engsten Freund: Will Laurence. Außer brennt Temeraire darauf, endlich in einen „richtigen“ Kampf zu ziehen, um zeigen zu können, was er draufhat. Die Theorie eines Feindes, den er nur selten sieht und meist auch nicht in Scharmützeln jagen kann, behagt ihm nicht.

Die finale Schlacht, welche die Handlung dieses Bandes krönt, gibt Temeraire endlich Gelegenheit, seinen Reiter mit einer neuen Fähigkeit zu überraschen. Endlich wird der Drache zu einer vollwertigen Waffe. Andere Drachen mögen Feuer oder Säure spucken, doch Temeraires Waffe ist auch nicht zu verachten (und ich werde nicht verraten, worin sie besteht). Und sie steht nur den alleredelsten Drachen zur Verfügung.

Probleme

Dieser Umstand entpuppt sich jedoch auch als ein Problem. Denn bei Temeraires Drachenei handelte es sich um ein Geschenk des chinesischen Kaisers an Napoleon, also um etwas ganz Besonderes. Wenn die Briten, allen voran Will Laurence, erkannt hätten, womit sie es zu tun haben, hätten sie Temeraire ganz anders behandelt, ja, ihn vielleicht nicht mal ausgebildet. Deshalb ist über weite Strecken dieses Bandes unabdingbar, dass Temeraires wahre Qualität verborgen bleibt. Folglich wird er wie sein Reiter wie ein gewöhnlicher Rekrut behandelt und genießt keine Sonderbehandlung. Seine Stellung in der Truppe ist daher eine ganz normale und ruft keinen Neid hervor.

Doch als die Katze aus dem Sack ist und Temeraire als kaiserlicher Drache erkannt wird, dauert es nicht lange, bis eine hohe chinesische Delegation die Rückgabe des kaiserlichen Geschenks fordert.

Romantik

Nun mag sich so mancher Leser fragen, wo denn hier, bitteschön, die Romantik bleibt. Wie erwähnt, muss Will Laurence seiner Verlobten entsagen und das einzige weibliche Wesen, das für ihn in Frage kommt, ist eine Drachenreiterin, die er in Schottland kennen lernt. Allerdings ist die Reiterin von Lily noch ziemlich jung, sie könnte glatt seine Tochter sein. Deshalb stolpert er gewissermaßen in die Beziehung zu einer gestandenen Drachenreiterin namens Jane Harcourt hinein, die ihn auch körperlich befriedigt. Und deren Tochter Emily ist Mitglied in seiner Mannschaft.

Nur für Erwachsene?

Was mich immer wieder erstaunte und mir zunehmend besser gefiel, ist die erwachsene Verhaltensweise von Laurence und Co. Diese Leute nehmen Rücksichten aufeinander, die unsereins heutzutage nicht einmal mehr in den Sinn kommen würde, aber damals achtete man beim Militär noch sehr auf gutes Benehmen und Etikette sowie auf respektvolle Behandlung. Einmal begeht Laurence einen kapitalen Fehler, indem er sich mit einem Drachenreiter anfreundet, der seinen Drachen misshandelt. Infolgedessen grenzt er sich selbst von den Truppenoffizieren ab, die diesen Drachenmisshandler ablehnen. Er erkennt seinen Fehler gerade noch rechtzeitig, bevor er seinem Ruf bei der Truppe Schlimmeres zufügt.

Verfilmung

Auf diesem Niveau werden Geschichten leider nur noch sehr selten erzählt, schon gar nicht in sogenannter Jugendliteratur. Und in dieser Hinsicht hat die Autorin offenkundig von ihren Studien englischer Literatur profitiert. Wer einmal Jane Austen, Hardy, Fielding oder Thackeray gelesen hat, weiß, woher eine solche Erzählhaltung rührt. Kein Wunder, dass sich Peter Jackson so begeistert von dieser Trilogie zeigte, und ich freue mich auf seine Verfilmung dieses vielversprechenden Stoffes.

Die Übersetzung

… ist nahezu fehlerfrei. Nur auf Seite 353 fiel mir ein grober Schnitzer auf. Da heißt es „und ihre gemeinsame Zeit näherte sich SEINEM Ende“. Die Zeit ist hierzulande immer noch weiblich. Es muss daher „IHREM Ende“ heißen.

Zum Buch gehören übrigens nicht nur eine Leseprobe und eine Tafel mit grafischen Darstellungen von vier Drachentypen, sondern auch eine wissenschaftliche Abhandlung über die weltweit vertretenen Drachentypen. Darin finden sich auch Informationen über den raren Drachentyp, die Temeraire vertritt: die Kaiser- und Himmelsdrachen.

Unterm Strich

Der erste Band der Trilogie um die Feuerreiter schildert die Lehr- und Wanderjahre des edlen Drachen Temeraire und seines Herren und Freundes Will Laurence, Ex-Seekapitän. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, insbesondere die Schlacht gegen die französische Invasionsarmee am Ende, in der Temeraire wieder mal mit einer faustdicken Überraschung aufwartet. Die Figuren verhalten sich wie Erwachsene, und das ist in Jugendliteratur selten genug, eine angenehme Abwechslung im Fantasy-Genre.

Ironie

Außerdem fand ich zu meiner Freude jede Menge Humor von feiner und feinster Ironie vor. Beispielsweise interessiert sich Temeraire in seiner jugendlichen Unschuld lebhaft für das, was er als „Dirnen“ beschreibt. Laurence klingen die Ohren. Sein Drache hat diesen Ausdruck für Prostituierte von gewöhnlichen Soldaten der Garnison gehört, und Laurence windet sich vor Verlegenheit, um seinem Freund zu erklären, was es damit auf sich hat…

Insbesondere die Kampfszenen sind allesamt recht lebhaft und lebendig geschildert, so dass sie sich gut für die geplante Verfilmung eignen, die Peter Jackson vorhat. Ich kann den ersten Band jedem empfehlen, der etwas für Drachen übrighat. Und ich hoffe, dass die zwei nächsten Bände ebenso gut sein werden, hoffentlich dann mit etwas mehr Action in der Mitte.

Originaltitel: His Majesty’s Dragon, 2006
480 Seiten
Aus dem US-Englischen von Marianne Schmidt

http://www.temeraire.org/
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

[NEWS] Naomi Novik – Drachensieg (Feuerreiter 9)

Feuerreiter Lawrence und sein Drache auf ihrer entscheidenden Mission im Kampf gegen Napoleon.

Der Russland-Feldzug war für Napoleons Armee vernichtend. Doch auch die Russen und ihre Verbündeten wurden stark geschwächt. Kapitän Will Laurence und sein Drache Temeraire verfolgen die Überreste der französischen Armee zurück nach Westen. Dennoch gelingt es Napoleon, unversehrt nach Paris zurückzukehren. Und es kommt noch schlimmer für Temeraire, denn die Franzosen haben sein Ei gestohlen! Nun heißt es handeln oder sterben, denn die Freunde müssen nicht nur Temeraires Nachkommen retten, sondern endlich auch Napoleon stoppen … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 512 Seiten
Originaltitel: Temeraire 09. League of Dragons
Blanvalet

[NEWS] Naomi Novik – Drachensieg

Ein furchtloser Feuerreiter und sein Drache treten Napoleon entgegen: Die letzte Schlacht um die Freiheit beginnt!

Der Russland-Feldzug war für Napoleons Armee vernichtend. Doch auch die Russen und ihre Verbündeten wurden stark geschwächt. Kapitän Will Laurence und sein Drache Temeraire verfolgen die Überreste der französischen Armee zurück nach Westen. Dennoch gelingt es Napoleon, unversehrt nach Paris zurückzukehren. Und es kommt noch Schlimmer für Temeraire, denn die Franzosen haben sein Ei gestohlen! Nun heißt es handeln oder sterben, denn die Freunde müssen nicht nur Temeraires Nachkommen retten, sondern endlich auch Napoleon stoppen … (Verlagsinfo)

Broschiert: 512 Seiten
Originaltitel: Temeraire 09. League of Dragons
Penhaligon

[NEWS] Naomi Novik – Drachenfeind (Temeraire 8)

Nach einem Schiffsunglück hat Kapitän Will Laurence alles verloren. Doch sein größter Verlust ist ihm nicht einmal bewusst. Denn durch den Unfall hat er keine Erinnerung mehr an seine Zeit als Feuerreiter oder an seinen Drachen Temeraire. Allein muss er sich den Intrigen und Machtkämpfen der mächtigen Familien Japans stellen. Währenddessen fliegt Temeraire ohne seinen Kapitän nach Moskau, um die Stadt gegen das größte Heer, das die Welt je gesehen hat, zu verteidigen. Im Schatten des Kremls werden sich der Kapitän und sein Drache wiedersehen – und es wird sich herausstellen, ob es tiefere Bande gibt als bloße Erinnerungen … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 576 Seiten
Originaltitel: Temeraire 08. Blood of Tyrants
Blanvalet