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Hillerman, Tony – Coyote Waits (Navajo Tribal Police 10)

_Der lange Fluch: das Gold von Butch Cassidy_

In New Mexico versieht Jim Chee bei der Stammespolizei der Navajo-Indianer seinen Dienst. Über Funk hört er mit, wie sein Freund und Kollege Delbert Nez einem anderen Autofahrer hinterherfährt und lacht. Doch Delbert trifft nie am Treffpunkt ein. Als sich Jim Chee auf die Suche macht, findet er Delbert sterbend in einem brennenden Auto vor – und einen alten Indianer mit einer rauchenden Pistole nicht weit entfernt. Für das FBI ist der Fall sonnenklar: Der Mörder ist der alte Schamane. Doch für Chee ergeben sich immer mehr Fragen, je näher er sich mit dem Rätsel dieses Mordes befasst …

_Der Autor_

Tony Hillerman (27.5.1925 bis 26.10.2008) war ein vielfach ausgezeichneter amerikanischer Kriminalschriftsteller und Autor von Sachbüchern über das Indianerland im Südwesten. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Krimis um die Stammespolizei der Navajos. Sie wurden regelmäßig verfilmt.

|Die Leaphorn und Chee Reihe:|

1) The Blessing Way (1970) ISBN 0-06-011896-2
2) Dance Hall of the Dead (1973) ISBN 0-06-011898-9
3) Listening Woman (1978) ISBN 0-06-011901-2
4) [People of Darkness (1980)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8119 ISBN 0-06-011907-1
5) The Dark Wind (1982) ISBN 0-06-014936-1
6) The Ghostway (1984) ISBN 0-06-015396-2
7) Skinwalkers (1986) ISBN 0-06-015695-3
8) A Thief of Time (1988) ISBN 0-06-015938-3
9) Talking God (1989) ISBN 0-06-016118-3
10) Coyote Waits (1990) ISBN 0-06-016370-4
11) Sacred Clowns (1993) ISBN 0-06-016767-X
12) The Fallen Man (1996) ISBN 0-06-017773-X
13) The First Eagle (1998) ISBN 0-06-017581-8
14) Hunting Badger (1999) ISBN 0-06-019289-5
15) The Wailing Wind (2002) ISBN 0-06-019444-8
16) The Sinister Pig (2003) ISBN 0-06-019443-X
17) Skeleton Man (2004) ISBN 0-06-056344-3
18) The Shape Shifter (2006) ISBN 978-0-06-056345-5

|Filmographie:|

1) The Dark Wind (1991)
2) Skinwalkers (2002)
3) Coyote Waits (2003)
4) A Thief of Time (2004)
5) Skinning the Night: American Mystery (DVD)

Die Übersetzungen der Krimis erscheinen bei Rowohlt.

_Handlung_

Stammespolizist Jim Chee hat einen langen Arbeitstag hinter sich und freut sich auf eine gemütliche Tasse Kaffee mit seinem befreundeten Kollegen Delbert Nez. Doch dazu soll es nicht kommen. Irritiert hört Jim über den immer wieder unterbrochenen Funk mit, wie Delbert beginnt, einen Wagen zu verfolgen. Es soll sich um den Verrückten handeln, der angefangen, eine bestimmte Bergkette weiß anzustreichen. Jim hört Delbert belustigt auflachen, bevor der Funkkontakt vollends abbricht.

Im vereinbarten Café taucht Delbert nicht auf. Nervös fährt Jim los, um ihn zu suchen. Er muss irgendwo an der Route 33 stehen. Kurz bevor er einen Lichtschein bemerkt, sieht er, wie der Jeep eines vietnamesischen Schullehrers aus der Nähe abbiegt, aber nicht auf Jim reagiert. Der Lichtschein rührt nicht von einem Lagerfeuer her, sondern von Delbert Nez’s Einsatzfahrzeug, das in hellen Flammen steht. Sein Kollege sitzt noch darin, mit zwei Löchern in der Brust.

Jim Chees anschließender Einsatz macht Schlagzeilen. Wie er sich die linke Hand verbrannte, als er die Fahrertür des Wagens aufzog, um den Insassen mit der Rechten herauszuziehen. Doch Nez ist noch angeschnallt. Die ganze Aktion führt dazu, dass Chee für mehrere Wochen im Krankenhaus landet. Doch sein Einsatz ist noch nicht beendet. Er nimmt einen alten Navajo fest, der mit einer Whiskeyflasche und einer Pistole im Hosenbund die Landstraße entlangschlendert. Ashie Pinto leistet bei seiner Festnahme keinen Widerstand. Er sagt nur immer wieder. „I am ashamed – ich schäme mich.“

Aber mehr leider auch nicht. Die Pistole in seinem Gürtel erweist sich als die Tatwaffe. Für die zuständige Bundespolizei – jedes Reservat liegt auf Bundesbesitz – ist der Fall sonnenklar: Es kommt nur Ashie Pinto als Täter infrage. Aber Jim Chee fragt sich, wieso ein so angesehener Schamane – ein Kristallseher – wie der über 80 Jahre alte Ashie Pinto ohne fahrbaren Untersatz die rund 320 Kilometer zwischen seinem Wohn- und seinem „Fundort“ bewältigt hat. Es muss noch jemand anderen geben, der als Zeuge oder gar als Mittäter vor Ort gewesen sein muss. Neugierig macht sich Jim auf die Suche …

Lt. Joe Leaphorn von der Stammespolizei der Navajo erhält Besuch von zwei Frauen. Der Witwer, der seine geliebte Frau Emma durch eine langwierige Krankheit verlor, starrt neugierig auf die Visitenkarte der einen Frau: Prof. Louisa Bourebonette von der Uni Flagstaff in Arizona. Die Professorin drückt sich sehr deutlich und entschlossen aus. Im Unterschied zu der anderen Frau. Mrs. Keeyaneeh ist mit Ashie Pinto verwandt, eine Navajo. Beide weigern sich zu glauben, dass der alte Schamane etwas mit dem Mord an Officer Nez zu tun haben könne. In der Tat weisen sie auf einige Ungereimtheiten hin.

Zu seinem größten Bedauern sieht Lieutenant Joe Leaphorn keine Möglichkeit, diesen Fall, für den ja nur das FBI zuständig ist, an jemand anderen abzugeben. Jim Chee, der tapfere Held, liegt ja noch bandagiert im Krankenhaus. Und das FBI hat so schlampig ermittelt, dass in der Akte nicht einmal der Jeep vermerkt ist, den Chee gesehen hat. Und so macht sich Leaphorn an die Arbeit, um einen Fall zu untersuchen, mit dem er offiziell nichts zu tun hat und an dem bereits Jim Chee arbeitet.

Von unterschiedlichen Seiten arbeiten sich die beiden Polizisten an die unglaubliche Wahrheit heran, die zu diesem rätselhaften Verbrechen an einem Cop geführt hat …

_Mein Eindruck_

In dieser Folge der Chee & Leaphorn-Serie geht es um die Leute, die an der Navajo-Kultur und am Indianerland interessiert sind. Dieses Interesse kann sich positiv auswirken oder schlimme Folgen haben. Da sind zunächst die Akademiker wie Prof. Bourebonette, aber es gibt auch Leute wie Dr. Tagert, ein Historiker und sein Assistent Redd Odell.

|Alte Zeiten|

Immer wieder ackert beispielsweise Jim Chee die Erzählungen Ashie Pintos durch, die dieser Dr. Tagert auf Band aufnehmen ließ. Zunächst scheint die Transkription, die Odell anfertigte, ganz in Ordnung zu sein, doch als Chee sie mit dem O-Ton vergleicht, stößt er auf eine bemerkenswerte Lücke. Diese betrifft den Tatort, an dem Delbert Nez ums Leben kam.

Pinto erzählt dem seit Wochen verschwundenen Tagert von einer Zeit vor mindestens 80 bis 100 Jahren, als die Navajo und Pueblo noch gegen die Ute-Indianer selbständig vorgehen durften, um sich gegen Viehdiebstahl zu wehren. Angeführt von einem Navajo, holten Pueblo-Männer ihr gestohlenes Vieh zurück. Doch dann kam es in dem Malpais-Land, auf dem Delbert Nez starb, zu einer Begegnung mit Weißen.

Diesen Weißen galt das Interesse von Dr. Tagert und Redd Odell. Es sollte sich um Butch Cassidy und seinen letzten Kumpel handeln. Und Butch Cassidy sollte die Beute von seinem letzten, gescheiterten Beutezug dabei gehabt haben. Die Weißen nutzten das Indianerland als Versteck. Leider suchten sie sich ausgerechnet jene Felsformation aus, die als Wohnstätte von Coyote gilt.

|Coyotes Land|

Coyote, einer der heiligen Leute der mythischen Vorzeit der Navajo, ist bei vielen Stämmen des Südwestens als Trickster bekannt. Er ist der Außenseiter unter den Mächten. Seinem Rat ist nicht zu trauen, denn er sagt das eine und tut das andere. Wie Pinto, der Schamane, es Chee im Knast haarklein erklärt, sind alle Anhänger von Coyote „skinwalker“: Sie sehen außen wie Menschen aus, doch inwendig sind sie etwas anderes. Landläufig bezeichnen die Navajo sie auch als Hexer. Nach jedem Kontakt mit ihnen muss eine Reinigungszeremonie an jedem praktiziert werden, der mit ihnen zu tun hatte.

In seiner Chronik erwähnt Pinto, dass alle Navajo und Pueblo, die mit den beiden Weißen der Gegend zu tun hatten, gereinigt wurden, doch ihr Anführer unterzog sich auch einer Geisterreinigung. Pinto beschrieb den Ort ganz genau, wo die Weißen sich versteckten. Tagert und Odell kapieren sofort: Hier wartet ein Schatz darauf, gehoben zu werden. Und Coyote freute sich schon auf neue Opfer. Nur dass es für Weiße keine Reinigungszeremonie geben kann. Das Unheil nahm seinen Lauf. Aber war auch Delbert Nez verflucht?

|Vernunft|

Auch wenn Chee als angehender Schamane an die Mythologie glaubt, Lt. Leaphorn tut es nicht. Er ist ein Rationalist. Er glaubt keinen Moment an uralte Flüche, die sich an allen, die an diesen Ort rühren, bewahrheiten. Er glaubt daran, dass man die Wahrheit erkennen kann, wenn man nur seinen Blickwinkel ändert, indem man den Standort ändert. Als er dies tut, entdeckt er, wer der verrückte Felsenmaler ist. Und dieser stellt sich als der wichtigste Zeuge heraus, den die Stammespolizei bislang aufgetrieben hat.

|Das FBI|

Obwohl dies ja gar nicht der Fall der Stammespolizisten ist. Es ist der Fall des FBI. Der Autor lässt kein gutes Haar am FBI. Jeder Mann, der einen originellen Gedanken hat, liberal ist oder für schlechte Publicity sorgt, wird beim FBI automatisch geschasst. Und natürlich mischt man sich nicht in die Arbeit der anderen Dienste ein. Wie etwa der CIA. Und die CIA scheint ihre Hand über jenen vietnamesischen Schullehrer zu halten, den Chee in der Nähe des Tatorts gesehen hat. Doch der Lehrer war in seiner Heimat ein Oberst der südvietnamesischen Streitkräfte, der eng mit der CIA zusammenarbeitete. Folglich war für das FBI tabu. Was ihm aber nicht hilft: Eines Tages findet man ihn tot in seinem Haus. Mit seinem eigenen Blut hat er zwei Botschaften an die Wand geschrieben, eine davon für Chee …

|Flüchtlinge|

Die Parallele ist unübersehbar. Auch der Oberst ist ein Flüchtling, der im spärlich besiedelten Indianerland ein Versteck suchte, genau wie Butch Cassidy und sein letzter Helfer. Es hat beiden nichts genützt. Sie hatten niemanden, der sie schützte. Denn dies ist auch das Land, das von Klapperschlangen beschützt wird. Vor 80 Jahren wollte kein Navajo auf Kriegszug gehen, weil die Schlangen noch auf der Jagd waren. Keiner wollte riskieren, von einer gebissen zu werden.

Und auch heute noch erfahren Jim Chee und seine Freundin janet Pete hautnah, wie nah die Schlangen sind. Aber Jim Chee ist erfahren genug, sich mit einer Schlange zu verbünden und so Coyote zu überlisten. Denn der gierige Weiße, der sich als Leichenfledderer und Schatzsucher betätigt, hat keinen Respekt vor Schlangen, besonders dann nicht, wenn sie ihn von seiner Beute abhalten wollen. Und so zahlt er eben den Preis. Wie sagt doch Jim Chee an einer Stelle? „Coyote wartet – und er ist immer hungrig.“

|Wahrheit|

Wer hat nun aber Office Delbert Nez erschossen und verbrannt? Obwohl er ständig mit bandagierter linker Hand herumläuft, ist es Jim Chee gelungen, eine ganz Reihe Verdächtiger zu ermitteln. Da ist der verrückte Felsenmaler, da ist der vietnamesische Lehrer, schließlich der verschwundene Dr. Tagert und sein Helfer Odell, schließlich noch Ashie Pinto. Nur mit Leaphorns Hilfe gelingt es ihm, alle Aussagen zusammenzufügen und noch einen Showdown zu überleben. Schließlich eilt Chee zum Gerichtssaal, um einen alten Mann vor dem Knast zu bewahren. Doch dort erlebt er eine Überraschung. Denn Coyote bekommt immer, was und wen er haben will. Und er kann warten.

_Unterm Strich_

Diesmal habe ich drei Tage für diesen Krimi gebraucht. Nach einem furiosen Auftakt, der darin gipfelt, dass Jim Chee seinen Freund Nez vor dem vollständigen Verbranntwerden bewahrt und Ashie Pinto verhaftet, plätschert die Handlung vor sich hin. Zunehmend hegen die beiden unabhängig ermittelnden Polizisten Chee und Leaphorn Zweifel, dass Pinto den Mord begangen haben kann. Selbst wenn er doch mit einer fast vollständig geleerten Flasche besten Whiskeys aufgegriffen wurde. Aber es muss Zeugen gegeben haben. Diese finden sich in der Tat, und zwar mehr als genug, um zwei weitere Morde aufklären zu können.

|Schatzsucher|

Der Fan, der sich für das Indianerland im Südwesten der USA interessiert, wird aufhorchen, wenn er auch vom Ende eines der berühmtesten Banditen aller Zeiten liest: Butch Cassidy und sein Kumpel Sundance Kid lieferten die Vorlage für einen der erfolgreichsten Western überhaupt. Paul Newman spielte den Cassidy und Robert Redford den Kid. Ihre Hole in the Wall Bande raubt so manchen Zug aus, bis die Pinkerton-Detektei, aus der das FBI hervorging (so schließt sich der Kreis im Roman), sie nach Bolivien vertrieb.

Dort soll die Miliz sie erschossen haben. Im Roman finden tagert & Co. beweise für eine Rückkehr der beiden – und zumindest Cassidy soll im Navajo-Reservat mit einem Schatz sein Ende gefunden haben. Diesen Schatz zu heben, treibt die stets gierigen Weißen an. Und natürlich können sie sich nicht einigen, wie sie die Beute ihrer Leichenfledderei aufteilen sollen. Was verhängnisvolle Folgen hat.

Diese Vorgeschichte herauszufinden, dauert seine zeit, und Jim Chee steht, als Invalider, unter keinerlei Zeitdruck. Wochen vergehen. Auch Leaphorn, der Rationalist, sieht sich keineswegs gedrängt, dem FBI in die Quere zu kommen, ganz im Gegenteil: Er wird davor ausdrücklich gewarnt. Aber keiner der beiden Cops kann es mit seinem Gewissen vereinbaren, einen Stammesangehörigen, der möglicherweise unschuldig ist, einfach so verurteilen zu lassen. Und so kommt das eine zum anderen.

Zum Vergnügen des Lesers arbeiten die zwei Cops nicht zusammen, wie es weiße Cops täten. Vielmehr sind sie einander keineswegs grün. Leaphorn betrachtet Chee als ruhelosen Grünschnabel, der das Unmögliche versucht: Schamane und Cop zugleich zu sein. Chee sieht sch von Leaphorn bevormundet und sogar verdächtigt. Offensichtlich habe die beiden eine Runde Gesprächstherapie nötig. Die uns zum Glück erspart bleibt.

Wie gesagt, herrscht zwischen dem furiosen Auftakt und dem feinen Showdown in Coyotes Felsformation recht wenig Action, sondern viel Rätselraten und Ermittlungsarbeit. Wer dafür zu ungeduldig ist, sollte sich temporeicheres Lesefutter suchen. Wer indianische Geduld mitbringt, wird mit einem feinen Indianerkrimi belohnt.

|Taschenbuch: 352 Seiten
ISBN-13: 978-0061099328|
http://harpercollins.com

_Tony Hillerman bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Labyrinth der Geister“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1302
[„Das goldene Kalb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1429
[„Dunkle Kanäle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1478
[„Die Nacht der Skinwalkers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1624
[„Der Skelett-Mann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=2631

Hillerman, Tony – People of Darkness / Tod der Maulwürfe (Navajo Tribal Police 4)

Spannender Indianerkrimi

In New Mexico versieht Jim Chee bei der Stammespolizei der Navajo-Indianer seinen Dienst. Eine Weiße meldet den Diebstahl von Erinnerungsstücken, doch als ihr Mann zurückkehrt, zieht er die Anzeige zurück. Der Polizeichef der Weißen warnt Jim, die Finger von der Sache zu lassen. Doch wer würde glauben, dass der Bestohlene ein Hexer ist? Nur Navajos, oder?

Und was könnte dies alles mit dem Tod und Verschwinden des Sohnes jenes Navajo-Schamanen zu tun haben, mit dem der Bestohlene ein enges Verhältnis hatte? Wer würde einen krebskranken Mann mit einer Bombe töten wollen? Jim Chee sucht im Malpais nach Antworten. Er ahnt nicht, dass dort bereits ein Mörder auf ihn wartet.

Der Autor

Tony Hillerman (27.5.1925 bis 26.10.2008) war ein vielfach ausgezeichneter amerikanischer Kriminalschriftsteller und Autor von Sachbüchern über das Indianerland im Südwesten. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Krimis um die Stammespolizei der Navajos. Sie wurden regelmäßig verfilmt.

Kriminalromane im Diné

The Blessing Way, 1970 (Wolf ohne Fährte, 1972)
Dance Hall of the Dead, 1973 (Schüsse aus der Steinzeit, 1976)
Listening Woman, 1978 (Das Labyrinth der Geister, 1989)
People of Darkness, 1980 (Tod der Maulwürfe, 1982)
The Dark Wind, 1982 (Karo Drei, 1984, unter dem Titel Der Wind des Bösen, 1989)
The Ghostway, 1984 (Das Tabu der Totengeister, 1987)
Skinwalkers, 1986 (Die Nacht der Skinwalkers, 1988)
A Thief of Time, 1988 (Wer die Vergangenheit stiehlt, 1990)
Talking God, 1989 (Die sprechende Maske, 1990)
Coyote Waits, 1990 (Der Koyote wartet, 1992)
Sacred Clowns, 1993 (Geistertänzer, 1995)
The Fallen Man, 1996 (Tod am heiligen Berg, 1998)
The First Eagle, 1998 (Die Spur des Adlers, 2000)
Hunting Badger, 1999 (Dachsjagd, 2001)
The Wailing Wind, 2002 (Das goldene Kalb, 2003)
The Sinister Pig, 2003 (Dunkle Kanäle, 2004)
Skeleton Man, 2004 (Der Skelett-Mann, 2006)
The Shape Shifter, 2006 – ISBN 978-0-06-056347-9

Verfilmungen

Canyon Cop (The Dark Wind), 1991, Regie: Errol Morris, Hauptrollen: Lou Diamond Phillips (Jim Chee) und Fred Ward (Joe Leaphorn)

In einer Filmreihe des US-amerikanischen Senders PBS von Executive Producer Robert Redford und mit Wes Studi (als Joe Leaphorn) und Adam Beach (als Jim Chee) in den Hauptrollen entstanden die Filme
Skinwalkers, 2002,
Coyote Waits, 2003,
A Thief of Time, 2003.

Im Juni 2022 veröffentlichte AMC die Fernsehserie Dark Winds, die auf Hillermans Roman Das Labyrinth der Geister basiert und von Graham Roland entwickelt wurde. Die Hauptrollen spielen Zahn McClarnon und Kiowa Gordon.

Die Übersetzungen der Krimis erscheinen bei Rowohlt, Goldmann und im Unionsverlag, CH.

Handlung

Jim Chee ist bei der Stammespolizei der Navajo-Indianer in ihrer Reservation bei Albuquerque, New Mexico. Eigentlich hat er nur mit Vorfällen zu tun, die aus dem Stammesterritorium stattfinden, aber da manche Ecken des Reservats, das größer ist als Neu-England, seltsam zwischen Navajo- und weißem Besitz aufgeteilt sind, ist es unvermeidlich, dass auch mit weißen Sheriffs kooperiert. Er ist jung und studiert immer noch die sonderbaren Wege des Weißen Mannes, die so ganz anders sind als die eines Navajo. Eines Tages, so plant Jim, wird er ein Heilsänger seines Stammes sein, ein Schamane.

Rosemary Vines ist die zweite Gattin von B.J. Vines, einem durch Uranfunde reich gewordenen Großwildjäger. Dessen Haus steht auf Indianerland. Jim bewundert das Grab eines Navajo namens Dillon Charley, das sich im Garten von Vines‘ Haus befindet. Mrs. Vines meldet einen Einbruchdiebstahl und bietet Jim eine Belohnung von nicht weniger als 3000 Dollar, wenn er die Stahlkassette, in der sich ein paar Erinnerungsstücke ihres Mannes befinden sollen, zurückbringt, bevor dieser von einem Aufenthalt zurückkehrt. Die Kassette befand sich in einem aufgebrochenen Safe im Trophäenraum des Jägers. Nichts sonst wurde angerührt. 500 Dollar kriegt Jim sofort, den Rest im Erfolgsfall. Eine hübsche Summe für ein paar Memorabilien.

Als Jim mit dem weißen Sheriff, einem alten Kerl namens Gordo (= Dicker) Sena, über diese Sache spricht, ergeben sich Verdachtsmomente. Sena ist ein langjähriger Feind von Vines und Dillon Charley, und zwar seit einer Sache vor 30 Jahren. Dieser Dillon Charley war ein Schamane, der den verbotenen Peyote-Kult praktizierte. So soll er nach dem Glauben seiner Anhänger, die sich „Volk der Finsternis“ (s. Titel) nannten, einen Sprengstoffunfall vorausgesehen haben, bei dem Senas älterer Bruder Robert getötet wurde. Sena gibt Charley die Schuld, und weil Vines Charley unterstützte, wurde auch Vines zu Senas Feind.

Vines kehrt zurück und sagt, alles sei ein Irrtum gewesen. Es sei zwar etwas gestohlen worden, aber das sei völlig wertlos. Und bietet 200 Dollar für Jim als Aufwandsentschädigung. Vines ist umgekehrt auch Senas Feind, denn er verdächtigt ihn, damals seinen eigenen Bruder umgebracht zu haben. Allmählich beginnt sich Jim zu wundern, ob in diesem Fall irgendjemand die Wahrheit sagt.

Als er Dillon Charleys Sohn Emerson sucht, der ebenfalls dem Peyote-Kult angehört, erfährt, dass sich Emerson krebskrank in das Krebsbehandlungszentrum die Uniklinik von Albuquerque begeben hat – und dass in genau diesem Moment sein Pickup in die Luft gesprengt worden sei, wobei sechs Menschen, die diesen gerade abschleppen wollten, getötet wurden. Diese ständigen Explosionen beginnt Jim allmählich auch, interessant zu finden.

Nun sucht er Emersons Sohn Tomas, der halb Navayo und halb Navajo ist. Ein Beamter sagt, Tomas sei halb verrückt und habe Visionen, weil er ständig Peyote nimmt. Jim findet Tomas auf eine Auktion von selbstgewobenen Navayo-Teppichen und -Decken, die ein Texaner leitet. Tomas, der völlig normal und zurechnungsfähig wirkt, findet das Verschwinden der Leiche seines Vaters vor zwei Tagen bedauernswert. Davon hört Jim zum ersten Mal. Wie kann in der Welt des weißen Mannes eine Leiche spurlos verschwinden? Dass sich die Cops nicht darum kümmern, wundert ihn nicht. Indianerangelegenheiten haben stets die niedrigste denkbare Priorität. Seinen wachsamen Augen fällt ein hellblonder Weißer auf, der sich ebenfalls suchend umschaut – und der nach der Auktion mit Tomas spricht.

Weil Tomas ihm verraten hat, wo die von ihm geraubte Metallkassette zu finden ist, fährt er mit der Weißen Mary Landon, die er auf der Auktion kennegelernt hat, hinaus ins Malpais, das „schlechte Land“, wie es die Spanier vor Jahrhunderten tauften. Dort erhebt sich ein uralter Vulkan, auf dessen Lavamassen nur die härtesten Pflanzen und genügsamsten Tiere gedeihen. Hier hat Tomas in einer Spalte die Kassette versteckt.

Jim Chee und Mary erleben eine böse Überraschung. Tomas ist erst wenige Minuten tot, und sein Mörder, der blonde Mann, hat es partout darauf abgesehen, unerwünschte Zeugen zu beseitigen …

Mein Eindruck

Der Auftraggeber des blonden Killers ist darauf erpicht, ein dunkles Geheimnis zu schützen und geht dafür über Leichen. Zunehmend nimmt der Buchtitel „Volk der Finsternis“ eine zweite, sinistre Bedeutung an, eine Bedeutung, die nur auf Weiße zutrifft. Es ist Jim Chees Aufgabe, diese ihm fremde Denkweise des weißen Mannes zu ergründen. Nur so kann er das Motiv verstehen, dass den blonden Mann antreibt und das 30 Jahre zuvor sechs Menschen das Leben kostete, verstehen.

Dass das Verbrechen noch weitergeht, belegen die Tode der damals Überlebenden: Sie starben alle durch Krebs. Wie kann das sein, wundern sich die Krebsärzte. Dies ist das zweite Geheimnis, das Jim aufdecken muss. Die Navajo glauben, die Ursache für diese Tode seien Sünden, die das Krebsopfer zu einem Hexer, einem Brujo, gemacht haben. Wie sich herausstellt, kehrt diese Denkweise das Verhältnis zwischen Opfer und Täter um. Aber in der Navajo-Kultur gibt es (noch) keine Vorstellung von absichtlich hervorgerufenem Krebs.

Der Autor macht den Leser durch die Figur des Jim Chee, eines Grenzgängers, mit der Mythologie und Denkweise der Navajo bekannt, wenn auch nicht vertraut – dafür wäre ein anderes Werk vonnöten. Durch die heiligen Wesen Changing Woman und Talking God haben die Navajo Lehren erhalten, wie sie Harmonie (beauty) in allen Lebensdingen erreichen und erhalten können. Diese Haltung ist dem Konkurrenzdenken des weißen Mannes diametral entgegengesetzt. Was das gegenseitige Verständis umso schwieriger macht.

Aber durch First Man kam auch die Sünde in die Welt der Menschenwesen. Er wurde zum Hexer, indem er sich selbst umbrachte und dann wieder neu erschuf. Dies war nötig, weil er die beiden Kardinalsünden des Inzests und des Verwandtenmordes nicht begehen konnte, denn schließlich existierte First Man allein auf der Welt. Dieses Konzept der Selbstvernichtung und Auferstehung erweist sich für Jim Chee als der andere Schlüssel zum Verständnis dessen, was es mit der gestohlenen Kassette auf sich hat.

Der erste Schlüssel ist einfach: Es ist simple Gier. Eine Denkweise, die einem Navajo fremd, einem Weißen aber geläufig ist. Und Gier hat in diesem verschlungenen Fall fast ein Dutzend Menschen getötet …

Vielfach stößt der Leser auf den Navajo-Glauben an die Geisterwelt und die Hexerei. Obwohl Jim Chee, der Heilsänger werden will, an diese Tradition glaubt, steht er ihr kritisch gegenüber, denn er hat Anthropologie und Soziologie bei den Weißen – und sie selbst – studiert. Sein späterer Partner Leaphorn, der hier nur am Rande erwähnt wird, ist noch kritischer und rationaler eingestellt. Sie kommen aber nicht umhin, sich mit den tödlichen Folgen dieses Glaubens auseinanderzusetzen, ganz gleich, ob sie nun daran selbst glauben oder nicht.

Der Originaltitel „People of Darkness“ bezieht sich nicht nur auf ein Volk, sondern auf dessen Totem, den Maulwurf. Dieser lebt im Reich der Dunkelheit und beherrscht die sechste Himmelsrichtung, den Nadir. Dillon Charley, der Schamane, soll diesen Kult gegründet haben, erzählt man Jim zunächst. Doch dann erfährt er, dass es vielmehr der Weiße B. J. Vines, der Dillon und seinen Anhängern die Amulette mit der Form des Totemtiers gab. Und diese Amulette trugen sie stets in ihrem Medizinbeutel bei sich.

Der gewiefte Krimi-Leser wird sofort eine Verbindung zwischen diesen Amuletten, den toten Indianern und den Uranfunden herstellen. Doch für Jim Chee ist dies alles nicht so einfach: Er braucht Beweise. Ganz besonders dann, wenn Leichen anfangen zu verschwinden …

Unterm Strich

Ich habe diesen Hillerman-Krimi in nur einem Tag gelesen. Die Sprache ist wie die Handlung einfach zu verstehen. Der Plot beginnt mit einer Explosion und führt stetig zu einem spannenden Höhepunkt. Die zahlreichen neuen Begriffe aus der Navajo-Kultur und Mythologie kann sich der Leser aus dem Buch selbst erschließen, selbst wenn sich daraus kein zusammenhängendes Bild ergibt.

Jim Chee ist der Führer in dieses unbekannte Land, und unsere Stellvertreterin ist die energische Mary Landon, der durchaus weiß, wie man ein Gewehr handhabt. Aus den Dialogen ergeben sich nicht nur Erkenntnisse zu den Navajos, sondern auch zu den Rätseln des anliegenden Falles. Leider ergibt sich aus der Beziehung dieser beiden Hauptfiguren keine romantische Liebesgeschichte. Offenbar verschwindet Mary wieder, denn Jim Chees Partner ist fortan Lt. Leaphorn von der Stammespolizei. Das werde ich bei den nächsten Hillerman-Krimis überprüfen. Sie liegen schon bereit.

Die Hillerman-Krimis kann ich empfehlen. Sie sind wie die von Robert B. Parker (siehe meine ca. 60 Berichte zu Parker) täuschend einfach gestrickt, führen aber zu überraschenden Ergebnissen. Zudem führen sie den Leser zu neugierig machenden Erkenntnissen, wenn Weiße und Ureinwohner miteinander zu tun haben. Denn die Navajo spiegeln die Mentalität der Weißen, die sie besiegten und beraubten, kritisch wider und erlauben dem weißen Leser, sich selbst und seine soziale Umgebung mit anderen Augen zu sehen.

Kein Wunder also, dass der Autor von den Navajo mit höchsten Auszeichnungen und Ehren bedacht wurde. In Albuquerque ist eine Bibliothek nach ihm benannt. Dass die Fantasyautorin Ursula K. Le Guin, Schöpferin von ERDSEE, nur Hillerman-Krimis liest, leuchtet mir völlig ein. Navajos sind für Weiße wie Aliens: rätselhaft, aber mit einer kompletten Mythologie ausgestattet, die ganz anders als die der Weißen ist.

Taschenbuch: 293 Seiten
ISBN-13: 978-0061099151

http://harpercollins.com

_Tony Hillerman bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Labyrinth der Geister“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1302
[„Das goldene Kalb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1429
[„Dunkle Kanäle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1478
[„Die Nacht der Skinwalkers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1624
[„Der Skelett-Mann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=2631

Tony Hillerman – Sacred Clowns (Navajo Tribal Police 11)

Heilige Clowns und dunkle Machenschaften

Während einer heiligen Kachina-Zeremonie im Tano-Pueblo erfüllen die Kapriolen der tanzenden heiligen Clowns, der koshare, die Zuschauer mit Spannung. Nur wenige Minuten später wird einer dieser Clowns erschlagen aufgefunden. Es ist die gleiche Todesart wie bei einem Lehrer in der Navajo-Reservation ein paar Tage zuvor. Könnte der weggelaufene Junge Delmar Kanitewa, dessen Onkel der Clown war, die Verbindung sein? Doch Kanitewa ist unauffindbar.
Die Polizeibeamten Jim Chee und Lieutenant Joe Leaphorn glauben, dass die Antwort auf die Rätsel der Verbrechen in der letzten verschlüsselten Botschaft des heiligen Clowns an das Tano-Volk liegt. Aber um die Botschaft zu entschlüsseln, müssen die zwei Navajo-Polizisten sich mit den streng gehüteten Geheimnissen des Stammes befassen…

Der Roman erschien bei uns unter dem irreführenden Titel „Geistertänzer“.

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Tony Hillerman – The Fallen Man (Navajo Tribal Police 12)

Das Skelett im Fels: Bruchlinie der Kulturen

Ein Kletterer findet auf einem heiligen Berg der Navajo ein menschliches Skelett. Wurde der Mann, ebenfalls ein Bergsteiger, hinuntergestoßen oder fiel er? Das fragen sich Joe Leaphorn und Jim Chee von der Navajo-Stammespolizei, die sich mal offiziell, mal inoffiziell mit dem Fall befassen. Sie ahnen nicht, dass der Fund des Skeletts Grund genug ist, sie und andere Zeugen noch elf Jahre nach der Tat zu bedrohen… (Verlagsinfo)

Der Krimi erschien unter dem deutschen Titel “Tod am heiligen Berg”.

Der Autor

Tony Hillerman (27.5.1925 bis 26.10.2008) war ein vielfach ausgezeichneter amerikanischer Kriminalschriftsteller und Autor von Sachbüchern über das Indianerland im Südwesten. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Krimis um die Stammespolizei der Navajos. Sie wurden regelmäßig verfilmt.

Tony Hillerman – The Fallen Man (Navajo Tribal Police 12) weiterlesen

Tony Hillerman – Das goldene Kalb (Navajo Tribal Police 15)

Nachdem mich Tony Hillerman mit „Das Labyrinth der Geister“ ausgesprochen begeistert hat, hat mich mein Interesse für den „Meister des Ethno-Thrillers“ dazu geführt, mir mehr Lektüre dieses Autors zu besorgen.

Das nächste Buch in meiner persönlichen Reihe hieß „Das goldene Kalb“ und spielt rein zeitlich eine ganze Weile später als der oben angeführte Thriller. Der Hauptdarsteller Joe Leaphorn ist mittlerweile schon berentet und hat seinen Posten dem ehemaligen Kollegen Jim Chee überlassen. Trotzdem hat Leaphorn das Interesse für spannende Kriminalfälle nicht losgelassen, so dass er hin und wieder doch wieder ins Geschehn eingreift und die Navajo-Polizei unterstützt. So zum Beispiel in der Geschichte um die Golden-Calf-Mine …
Tony Hillerman – Das goldene Kalb (Navajo Tribal Police 15) weiterlesen