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Terry Bisson – Talking Man. Fantasy- Roman

Viele wundersame Dinge

Dieser Fantasy-Roman ist wie ein Roadmovie aufgebaut. Aber die Suche der Tochter nach ihrem verschwundenen Vater, dem titelgebenden Magier, führt sie von Kentucky bis an den Nordpol. Dort findet ein ungewöhnlicher Showdown statt.

Der Autor Terry Bisson kennt sich mit Kentucky- und Tennessee-Whiskey (was ist nun Scotch und was Bourbon?) aus, mit allerlei Schießprügeln und natürlich mit dem Tabakanbau. Dass er von von all diesen Dingen und noch dazu ausgezeichnet zu erzählen versteht, beweist er in dem vorliegenden Roman „Talking Man“, den der Heyne-Verlag 1999 dreizehn Jahre nach dem Original veröffentlichte.

Dem Leser seien auch Bissons preisgekrönte Storysammlung „Die Bären entdecken das Feuer“ und der Roman „Mars live“ empfohlen.

Der Autor
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Hillerman, Tony – People of Darkness / Tod der Maulwürfe (Navajo Tribal Police 4)

Spannender Indianerkrimi

In New Mexico versieht Jim Chee bei der Stammespolizei der Navajo-Indianer seinen Dienst. Eine Weiße meldet den Diebstahl von Erinnerungsstücken, doch als ihr Mann zurückkehrt, zieht er die Anzeige zurück. Der Polizeichef der Weißen warnt Jim, die Finger von der Sache zu lassen. Doch wer würde glauben, dass der Bestohlene ein Hexer ist? Nur Navajos, oder?

Und was könnte dies alles mit dem Tod und Verschwinden des Sohnes jenes Navajo-Schamanen zu tun haben, mit dem der Bestohlene ein enges Verhältnis hatte? Wer würde einen krebskranken Mann mit einer Bombe töten wollen? Jim Chee sucht im Malpais nach Antworten. Er ahnt nicht, dass dort bereits ein Mörder auf ihn wartet.

Der Autor

Tony Hillerman (27.5.1925 bis 26.10.2008) war ein vielfach ausgezeichneter amerikanischer Kriminalschriftsteller und Autor von Sachbüchern über das Indianerland im Südwesten. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Krimis um die Stammespolizei der Navajos. Sie wurden regelmäßig verfilmt.

Kriminalromane im Diné

The Blessing Way, 1970 (Wolf ohne Fährte, 1972)
Dance Hall of the Dead, 1973 (Schüsse aus der Steinzeit, 1976)
Listening Woman, 1978 (Das Labyrinth der Geister, 1989)
People of Darkness, 1980 (Tod der Maulwürfe, 1982)
The Dark Wind, 1982 (Karo Drei, 1984, unter dem Titel Der Wind des Bösen, 1989)
The Ghostway, 1984 (Das Tabu der Totengeister, 1987)
Skinwalkers, 1986 (Die Nacht der Skinwalkers, 1988)
A Thief of Time, 1988 (Wer die Vergangenheit stiehlt, 1990)
Talking God, 1989 (Die sprechende Maske, 1990)
Coyote Waits, 1990 (Der Koyote wartet, 1992)
Sacred Clowns, 1993 (Geistertänzer, 1995)
The Fallen Man, 1996 (Tod am heiligen Berg, 1998)
The First Eagle, 1998 (Die Spur des Adlers, 2000)
Hunting Badger, 1999 (Dachsjagd, 2001)
The Wailing Wind, 2002 (Das goldene Kalb, 2003)
The Sinister Pig, 2003 (Dunkle Kanäle, 2004)
Skeleton Man, 2004 (Der Skelett-Mann, 2006)
The Shape Shifter, 2006 – ISBN 978-0-06-056347-9

Verfilmungen

Canyon Cop (The Dark Wind), 1991, Regie: Errol Morris, Hauptrollen: Lou Diamond Phillips (Jim Chee) und Fred Ward (Joe Leaphorn)

In einer Filmreihe des US-amerikanischen Senders PBS von Executive Producer Robert Redford und mit Wes Studi (als Joe Leaphorn) und Adam Beach (als Jim Chee) in den Hauptrollen entstanden die Filme
Skinwalkers, 2002,
Coyote Waits, 2003,
A Thief of Time, 2003.

Im Juni 2022 veröffentlichte AMC die Fernsehserie Dark Winds, die auf Hillermans Roman Das Labyrinth der Geister basiert und von Graham Roland entwickelt wurde. Die Hauptrollen spielen Zahn McClarnon und Kiowa Gordon.

Die Übersetzungen der Krimis erscheinen bei Rowohlt, Goldmann und im Unionsverlag, CH.

Handlung

Jim Chee ist bei der Stammespolizei der Navajo-Indianer in ihrer Reservation bei Albuquerque, New Mexico. Eigentlich hat er nur mit Vorfällen zu tun, die aus dem Stammesterritorium stattfinden, aber da manche Ecken des Reservats, das größer ist als Neu-England, seltsam zwischen Navajo- und weißem Besitz aufgeteilt sind, ist es unvermeidlich, dass auch mit weißen Sheriffs kooperiert. Er ist jung und studiert immer noch die sonderbaren Wege des Weißen Mannes, die so ganz anders sind als die eines Navajo. Eines Tages, so plant Jim, wird er ein Heilsänger seines Stammes sein, ein Schamane.

Rosemary Vines ist die zweite Gattin von B.J. Vines, einem durch Uranfunde reich gewordenen Großwildjäger. Dessen Haus steht auf Indianerland. Jim bewundert das Grab eines Navajo namens Dillon Charley, das sich im Garten von Vines‘ Haus befindet. Mrs. Vines meldet einen Einbruchdiebstahl und bietet Jim eine Belohnung von nicht weniger als 3000 Dollar, wenn er die Stahlkassette, in der sich ein paar Erinnerungsstücke ihres Mannes befinden sollen, zurückbringt, bevor dieser von einem Aufenthalt zurückkehrt. Die Kassette befand sich in einem aufgebrochenen Safe im Trophäenraum des Jägers. Nichts sonst wurde angerührt. 500 Dollar kriegt Jim sofort, den Rest im Erfolgsfall. Eine hübsche Summe für ein paar Memorabilien.

Als Jim mit dem weißen Sheriff, einem alten Kerl namens Gordo (= Dicker) Sena, über diese Sache spricht, ergeben sich Verdachtsmomente. Sena ist ein langjähriger Feind von Vines und Dillon Charley, und zwar seit einer Sache vor 30 Jahren. Dieser Dillon Charley war ein Schamane, der den verbotenen Peyote-Kult praktizierte. So soll er nach dem Glauben seiner Anhänger, die sich „Volk der Finsternis“ (s. Titel) nannten, einen Sprengstoffunfall vorausgesehen haben, bei dem Senas älterer Bruder Robert getötet wurde. Sena gibt Charley die Schuld, und weil Vines Charley unterstützte, wurde auch Vines zu Senas Feind.

Vines kehrt zurück und sagt, alles sei ein Irrtum gewesen. Es sei zwar etwas gestohlen worden, aber das sei völlig wertlos. Und bietet 200 Dollar für Jim als Aufwandsentschädigung. Vines ist umgekehrt auch Senas Feind, denn er verdächtigt ihn, damals seinen eigenen Bruder umgebracht zu haben. Allmählich beginnt sich Jim zu wundern, ob in diesem Fall irgendjemand die Wahrheit sagt.

Als er Dillon Charleys Sohn Emerson sucht, der ebenfalls dem Peyote-Kult angehört, erfährt, dass sich Emerson krebskrank in das Krebsbehandlungszentrum die Uniklinik von Albuquerque begeben hat – und dass in genau diesem Moment sein Pickup in die Luft gesprengt worden sei, wobei sechs Menschen, die diesen gerade abschleppen wollten, getötet wurden. Diese ständigen Explosionen beginnt Jim allmählich auch, interessant zu finden.

Nun sucht er Emersons Sohn Tomas, der halb Navayo und halb Navajo ist. Ein Beamter sagt, Tomas sei halb verrückt und habe Visionen, weil er ständig Peyote nimmt. Jim findet Tomas auf eine Auktion von selbstgewobenen Navayo-Teppichen und -Decken, die ein Texaner leitet. Tomas, der völlig normal und zurechnungsfähig wirkt, findet das Verschwinden der Leiche seines Vaters vor zwei Tagen bedauernswert. Davon hört Jim zum ersten Mal. Wie kann in der Welt des weißen Mannes eine Leiche spurlos verschwinden? Dass sich die Cops nicht darum kümmern, wundert ihn nicht. Indianerangelegenheiten haben stets die niedrigste denkbare Priorität. Seinen wachsamen Augen fällt ein hellblonder Weißer auf, der sich ebenfalls suchend umschaut – und der nach der Auktion mit Tomas spricht.

Weil Tomas ihm verraten hat, wo die von ihm geraubte Metallkassette zu finden ist, fährt er mit der Weißen Mary Landon, die er auf der Auktion kennegelernt hat, hinaus ins Malpais, das „schlechte Land“, wie es die Spanier vor Jahrhunderten tauften. Dort erhebt sich ein uralter Vulkan, auf dessen Lavamassen nur die härtesten Pflanzen und genügsamsten Tiere gedeihen. Hier hat Tomas in einer Spalte die Kassette versteckt.

Jim Chee und Mary erleben eine böse Überraschung. Tomas ist erst wenige Minuten tot, und sein Mörder, der blonde Mann, hat es partout darauf abgesehen, unerwünschte Zeugen zu beseitigen …

Mein Eindruck

Der Auftraggeber des blonden Killers ist darauf erpicht, ein dunkles Geheimnis zu schützen und geht dafür über Leichen. Zunehmend nimmt der Buchtitel „Volk der Finsternis“ eine zweite, sinistre Bedeutung an, eine Bedeutung, die nur auf Weiße zutrifft. Es ist Jim Chees Aufgabe, diese ihm fremde Denkweise des weißen Mannes zu ergründen. Nur so kann er das Motiv verstehen, dass den blonden Mann antreibt und das 30 Jahre zuvor sechs Menschen das Leben kostete, verstehen.

Dass das Verbrechen noch weitergeht, belegen die Tode der damals Überlebenden: Sie starben alle durch Krebs. Wie kann das sein, wundern sich die Krebsärzte. Dies ist das zweite Geheimnis, das Jim aufdecken muss. Die Navajo glauben, die Ursache für diese Tode seien Sünden, die das Krebsopfer zu einem Hexer, einem Brujo, gemacht haben. Wie sich herausstellt, kehrt diese Denkweise das Verhältnis zwischen Opfer und Täter um. Aber in der Navajo-Kultur gibt es (noch) keine Vorstellung von absichtlich hervorgerufenem Krebs.

Der Autor macht den Leser durch die Figur des Jim Chee, eines Grenzgängers, mit der Mythologie und Denkweise der Navajo bekannt, wenn auch nicht vertraut – dafür wäre ein anderes Werk vonnöten. Durch die heiligen Wesen Changing Woman und Talking God haben die Navajo Lehren erhalten, wie sie Harmonie (beauty) in allen Lebensdingen erreichen und erhalten können. Diese Haltung ist dem Konkurrenzdenken des weißen Mannes diametral entgegengesetzt. Was das gegenseitige Verständis umso schwieriger macht.

Aber durch First Man kam auch die Sünde in die Welt der Menschenwesen. Er wurde zum Hexer, indem er sich selbst umbrachte und dann wieder neu erschuf. Dies war nötig, weil er die beiden Kardinalsünden des Inzests und des Verwandtenmordes nicht begehen konnte, denn schließlich existierte First Man allein auf der Welt. Dieses Konzept der Selbstvernichtung und Auferstehung erweist sich für Jim Chee als der andere Schlüssel zum Verständnis dessen, was es mit der gestohlenen Kassette auf sich hat.

Der erste Schlüssel ist einfach: Es ist simple Gier. Eine Denkweise, die einem Navajo fremd, einem Weißen aber geläufig ist. Und Gier hat in diesem verschlungenen Fall fast ein Dutzend Menschen getötet …

Vielfach stößt der Leser auf den Navajo-Glauben an die Geisterwelt und die Hexerei. Obwohl Jim Chee, der Heilsänger werden will, an diese Tradition glaubt, steht er ihr kritisch gegenüber, denn er hat Anthropologie und Soziologie bei den Weißen – und sie selbst – studiert. Sein späterer Partner Leaphorn, der hier nur am Rande erwähnt wird, ist noch kritischer und rationaler eingestellt. Sie kommen aber nicht umhin, sich mit den tödlichen Folgen dieses Glaubens auseinanderzusetzen, ganz gleich, ob sie nun daran selbst glauben oder nicht.

Der Originaltitel „People of Darkness“ bezieht sich nicht nur auf ein Volk, sondern auf dessen Totem, den Maulwurf. Dieser lebt im Reich der Dunkelheit und beherrscht die sechste Himmelsrichtung, den Nadir. Dillon Charley, der Schamane, soll diesen Kult gegründet haben, erzählt man Jim zunächst. Doch dann erfährt er, dass es vielmehr der Weiße B. J. Vines, der Dillon und seinen Anhängern die Amulette mit der Form des Totemtiers gab. Und diese Amulette trugen sie stets in ihrem Medizinbeutel bei sich.

Der gewiefte Krimi-Leser wird sofort eine Verbindung zwischen diesen Amuletten, den toten Indianern und den Uranfunden herstellen. Doch für Jim Chee ist dies alles nicht so einfach: Er braucht Beweise. Ganz besonders dann, wenn Leichen anfangen zu verschwinden …

Unterm Strich

Ich habe diesen Hillerman-Krimi in nur einem Tag gelesen. Die Sprache ist wie die Handlung einfach zu verstehen. Der Plot beginnt mit einer Explosion und führt stetig zu einem spannenden Höhepunkt. Die zahlreichen neuen Begriffe aus der Navajo-Kultur und Mythologie kann sich der Leser aus dem Buch selbst erschließen, selbst wenn sich daraus kein zusammenhängendes Bild ergibt.

Jim Chee ist der Führer in dieses unbekannte Land, und unsere Stellvertreterin ist die energische Mary Landon, der durchaus weiß, wie man ein Gewehr handhabt. Aus den Dialogen ergeben sich nicht nur Erkenntnisse zu den Navajos, sondern auch zu den Rätseln des anliegenden Falles. Leider ergibt sich aus der Beziehung dieser beiden Hauptfiguren keine romantische Liebesgeschichte. Offenbar verschwindet Mary wieder, denn Jim Chees Partner ist fortan Lt. Leaphorn von der Stammespolizei. Das werde ich bei den nächsten Hillerman-Krimis überprüfen. Sie liegen schon bereit.

Die Hillerman-Krimis kann ich empfehlen. Sie sind wie die von Robert B. Parker (siehe meine ca. 60 Berichte zu Parker) täuschend einfach gestrickt, führen aber zu überraschenden Ergebnissen. Zudem führen sie den Leser zu neugierig machenden Erkenntnissen, wenn Weiße und Ureinwohner miteinander zu tun haben. Denn die Navajo spiegeln die Mentalität der Weißen, die sie besiegten und beraubten, kritisch wider und erlauben dem weißen Leser, sich selbst und seine soziale Umgebung mit anderen Augen zu sehen.

Kein Wunder also, dass der Autor von den Navajo mit höchsten Auszeichnungen und Ehren bedacht wurde. In Albuquerque ist eine Bibliothek nach ihm benannt. Dass die Fantasyautorin Ursula K. Le Guin, Schöpferin von ERDSEE, nur Hillerman-Krimis liest, leuchtet mir völlig ein. Navajos sind für Weiße wie Aliens: rätselhaft, aber mit einer kompletten Mythologie ausgestattet, die ganz anders als die der Weißen ist.

Taschenbuch: 293 Seiten
ISBN-13: 978-0061099151

http://harpercollins.com

_Tony Hillerman bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Labyrinth der Geister“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1302
[„Das goldene Kalb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1429
[„Dunkle Kanäle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1478
[„Die Nacht der Skinwalkers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1624
[„Der Skelett-Mann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=2631

Tony Hillerman – The Ghostway / Das Tabu der Totengeister (Navajo Tribal Police 06)

Navajo Tribal Police Krimi: Eine Frage der Identität

Margaret Billy Sosi hat von ihrem Großvater einen alarmierenden Brief bekommen, und sie macht sich sofort auf den Weg zu seinem Hogan. Doch als sie ankommt, ist ihr Großvater verschwunden. Haben die Gorman-Brüder etwas damit zu tun, die ein krummes Ding gedreht und bei ihm Zuflucht gesucht haben?

Auch Jim Chee von der Navajo Tribal Police stellt sich diese Frage, doch ehe er von Margaret Hinweise bekommen kann, ist auch sie verschwunden. Chee ist nicht der einzige Mensch, der sich auf die Suche nach ihr macht – aber der einzige mit guten Absichten… (Verlagsinfo)
Tony Hillerman – The Ghostway / Das Tabu der Totengeister (Navajo Tribal Police 06) weiterlesen

Hillerman, Tony – The First Eagle (Navajo Tribal Police 13)

_Unter Flohjägern: Adlerfang und Liebestest _

Navajo-Stammespolizist Jim Chee verhaftet einen Hopi-Indianer wegen des Verdachts der Adler-Wilderei. Zudem ist Jano über den bewusstlosen Stammespolizisten Kinsman gebeugt, was für Chee zuerst wie ein Mordfall aussieht. Ausgerechnet Chees Freundin Janet Pete verteidigt Jano. Unterdessen wird eine Biologin vermisst, die das Wiederauftreten des Schwarzen Todes im Reservat der Navajo untersucht hat: Die Pest ist zurück …

_Der Autor_

Tony Hillerman (27.5.1925 bis 26.10.2008) war ein vielfach ausgezeichneter amerikanischer Kriminalschriftsteller und Autor von Sachbüchern über das Indianerland im Südwesten. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Krimis um die Stammespolizei der Navajos. Sie wurden regelmäßig verfilmt.

|Die Leaphorn-und-Chee-Reihe:|

1) The Blessing Way (1970) ISBN 0-06-011896-2
2) Dance Hall of the Dead (1973) ISBN 0-06-011898-9
3) Listening Woman (1978) ISBN 0-06-011901-2
4) [People of Darkness (1980)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8119 ISBN 0-06-011907-1
5) The Dark Wind (1982) ISBN 0-06-014936-1
6) The Ghostway (1984) ISBN 0-06-015396-2
7) Skinwalkers (1986) ISBN 0-06-015695-3
8) A Thief of Time (1988) ISBN 0-06-015938-3
9) Talking God (1989) ISBN 0-06-016118-3
10) [Coyote Waits (1990)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8120 ISBN 0-06-016370-4
11) Sacred Clowns (1993) ISBN 0-06-016767-X
12) The Fallen Man (1996) ISBN 0-06-017773-X
13) The First Eagle (1998) ISBN 0-06-017581-8
14) Hunting Badger (1999) ISBN 0-06-019289-5
15) The Wailing Wind (2002) ISBN 0-06-019444-8
16) The Sinister Pig (2003) ISBN 0-06-019443-X
17) Skeleton Man (2004) ISBN 0-06-056344-3
18) The Shape Shifter (2006) ISBN 978-0-06-056345-5

|Filmographie:|

1) The Dark Wind (1991)
2) Skinwalkers (2002)
3) Coyote Waits (2003)
4) A Thief of Time (2004)
5) Skinning the Night: American Mystery (DVD)

Die Übersetzungen der Krimis erscheinen bei Rowohlt.

_Handlung_

|Prolog|

In der Klinik von Flagstaff, Arizona, liegt die Leiche des Indianers Anderson Nez auf der Intensivstation. Der Navajo ist vor wenigen Stunden gestorben, wie Dr. Delano dem Mann berichtet, der Nez aus dem Reservat hergebracht hat, Dr. Woody. Krankenschwester Shirley Ahkeah fragt sich, was dieser Dr. Woody hier überhaupt will. Kommt hier reingeschneit und verlangt eine intensive Autopsie von Nez – Verdacht auf eine Pestinfektion.

Dr. Howe erklärt ihr, dass Woody überhaupt kein praktizierender Arzt sein, sondern vielmehr so eine Art Mikrobiologe. Das wird ja immer rätselhafter, findet Schwester Shirley. Doch als Dr. Howe sagt, Nez sei praktisch innerhalb eines einzigen Tages infiziert worden und der Pest erlegen, beginnt sie sich ernsthaft Sorgen zu machen: Die Antibiotika beginnen zu versagen …

|Jim Chee|

Es ist der 8. Juli, der ein denkwürdiger Tag im Navajo-Reservat werden soll. Stammespolizist Jim Chee will seinen Kollegen Benny Kinsman sprechen, doch auf der Polizeiwache, wo er ihn erwartet, bekommt er nur die Info, dass Kinsman einem Adlerwilderer auf der Spur und hinaus zum Yells Back Butte gefahren sei. Als Jim Chee an der angegebenen Position eintrifft, findet er allerdings Officer Kinsman vor: leblos, auf dem Bauch liegend und mit blutgetränktem Hemd. Ein Hopi-Indianer, an dem sich ebenfalls Blut befindet, beugt sich über ihn. Na, wenn das nicht nach einem Mord auf frischer Tat aussieht!

Kaum hat Chee den Indianer mit Handschellen gefesselt und als einen gewissen Robert Jano aus dem Hopi-Reservat Second Mesa identifiziert, als ein schriller Schrei zu hören ist. Er kommt aus einem Vogelkäfig. Darin ist ein Adler gefangen. Als Chee den Käfig aufrecht stellt und vor dem einsetzenden Hagelschauer in Sicherheit bringt, kratzt auch ihn der wütende Adler. Jano bemerkt nur hämisch, dass Chee genau das passiert sei, was der Vogel auch mit ihm gemacht habe. Im Übrigen lebe Officer Kinsman noch. Chee kann bestätigen, dass Kinsman trotz eingeschlagenem Schädel noch atme. Sie warten unter einem Überhang, bis der Hagelschauer nachgelassen hat, dann bringt Chee alle Beteiligten und die Beweise zur nächsten Polizeiwache.

|Joe Leaphorn|

Unterdessen ist sein Exkollege Joe Leaphorn in einer luxuriösen Limousine unterwegs ins nördliche Santa Fé. Leaphorn hat ein Jahr als Rentner hinter sich und langweilt sich unsäglich. Die alte Frau, zu der ihn die Limo bringt, ist die reiche Millicent Vanders, deren Schwester gestorben ist. Die Tochter dieser Schwester ist Catherine Anne Pollard, eine 33-jährige „Flohfängerin“, wie sie sich selbst nannte – eine Mikrobiologin und Seuchenbekämpferin. Seit wenigen Tagen wird sie im Navajo-Reservat vermisst, und auch ihr Wagen lässt sich nicht finden.

Sie war mit einem ostdeutschen Biologen namens Victor Hammar unterwegs, sagt Mrs. Vanders, und er habe Catherine seit der Uni praktisch verfolgt – ein „Stalker“, sagt sie erbittert. Catherine habe ihn zwar nie als Bedrohung angesehen, aber Mrs. Vanders ist da ganz anderer Ansicht. Catherine wollte ihren Beruf aufgegeben, an dem sie hing, und das müsse einen Grund gehabt haben. Sie war mit ihrem arroganten Chef namens Krause nicht einverstanden.

Der Grund, warum Leaphorn schließlich den Auftrag annimmt, ist jedoch der Ort, an dem Catherine Pollard und Victor Hammar verschwanden: Yells Back Butte, eine Felsformation an der Grenze zum Hopi-Reservat. Es ist der gleiche Ort und sogar der gleiche Tag (der 8. Juli), an dem Benny Kinsman mit eingeschlagenem Schädel von Jim Chee aufgefunden wurde. Joe Leaphorn glaubt nicht an Zufälle. Es muss einen Zusammenhang geben. Aber welchen?

|Jim Chee|

Benny Kinsman ist nicht mehr aufgewacht, seit er im Koma in die Klinik gebracht worden ist. Jim Chee macht sich große Sorgen. Er befindet sich in der Klinik, um wie verlangt anwesend zu sein, wenn die lebenserhaltenden Systeme abgeschaltet werden. Eine traurige Pflicht, die Bundesstaatsanwalt Mickey da verlangt. Außerdem, so wurde ihm mitgeteilt, müsse ein Bundesverteidiger des Beschuldigten Robert Jano zugegen sein. Für den Fall, dass Kinsman noch letzte Worte sage. Ausgerechnet Chees Freundin Janet Pete verteidigt Jano. Sie berichtet, seine Familie halte Jano nicht für eines Mordes fähig, auch wenn er mit Kinsman ein Hühnchen zu rupfen gehabt habe.

Dann taucht auch noch Jims „Legendary Lieutenant“ Joe Leaphorn auf, mit einer Bitte um die Suche nach dem Jeep der Pollard-Frau. Das Auto ist ebenfalls verschwunden. Aber wie Jim bald erkennt, hängen die beiden Fälle Kinsman und Pollard tatsächlich zusammen. Und wie so häufig ist wieder mal ein unglücklicher Zufall schuld.

_Mein Eindruck_

In gemächlichem Tempo beginnen die beiden „Cops“ in den beiden separaten Fällen getrennt zu ermitteln, aber aus völlig unterschiedlichen Beweggründen. Während Leaphorn zunächst die Langeweile vertreiben will, stellt er doch mit zunehmender Beteiligung seiner Begleiterin Louisa Bourebonette (aus „Coyote Waits“) fest, dass ihm die Sache zunehmend Freude bereitet.

Mit Louisa an seiner Seite gelingt es ihm, sich vom Traum des Krebstodes seiner Frau Emma zu lösen und die Schuldgefühle loszuwerden, die ihn plagen. Außerdem stellt Louisa eine wertvolle Verbindung zu den Universitäten von Arizona dar. So erhält Joe Leaphorn Einblick in die Problematik der Mikrobologen: Die ausgerottet geglaubten Seuchen kehren zurück.

|Ein eifriger Flohjäger|

Hantavirus und Beulenpest wüten immer wieder unter den Populationen der Nagetiere im vereinten Navajo- und Hopi-Reservat. Aber während Millionen der kleinen Tiere draufgehen, überleben immer wieder kleine Sippen. Diesem Rätsel geht Dr. Albert Woody nach, der Anderson Nez, seinen Assistenten, im Prolog in die Klinik einlieferte. Al Woody wird von einem Mikrobiologen, den Leaphorn spricht, sogar als Nobelpreiskandidat angesehen.

Jim Chee begegnet Dr. Woody in der Nähe des Tatortes am Yells Back Butte. Allein diese Tatsache findet er schon bemerkenswert. Noch bemerkenswerter ist in seinen Augen, dass zwar Anderson Nez und Catherine Pollard (Benny Kinsman will Woody nie gesehen haben) möglicherweise an den Seuchen gestorben sind, dass aber ein kleiner Prätiehund, den Woody „Charley“ tauft, die von Flöhen übertragene Pest überlebt hat. „Tapferer kleiner Kerl“, sagt Woody bewundernd. In Jims Augen hat Woody seine Prioritäten ganz anders gesetzt als der Rest der Menschheit. Aber ist Woody deshalb auch ein potenzieller Mörder?

|Adlerfang|

Eine der besten Szenen ergibt sich aus der Frage, ob der von Robert Jano gefangene Adler das Blut von Jano oder Kinsman an seinen Krallen trägt. Dieser Adler stellt ja praktisch Janos Alibi dar. „Das ist der zweite Adler“, sagt Jano zu Jims und Janets Verblüffung. „Den ersten Adler habe ich wieder freigelassen, nachdem ich seine Schwanzfeder genommen hatte.“ Diese Feder brauchte er für eine Hopi-Zeremonie. Jim Chee weiß genau, wo dieser erste Adler sein Jagdrevier hat. Er legt sich, wie zuvor Jano, auf die Lauer und fängt das Tier mit Janos bewährter Methode ein. Nicht ohne sich einen tiefen Schnabelhieb einzufangen.

|Der Liebestest|

Jim Chee weiß nun aus Leaphorns Informationen und den Details über den mittlerweile gefundenen Jeep Catherine Pollards, dass der Adler und das getrocknete Blut an dessen Krallen ein entscheidendes Beweismittel darstellt. Als echter Jäger stellt er nun eine Falle auf, die es in sich hat. Sie gilt sowohl dem FBI und dem Bundesanwalt, die Jano zum Tode verurteilen wollen, damit der Staatsanwalt in den Kongress gewählt wird. Chee nimmt die FBI-Reaktion verbotenerweise auf Tonband auf.

Aber Chees Falle gilt auch seiner Freundin Janet Pete. Was wird sie mit seiner Aussage, dem Adler und der illegalen FBI-Tonbandaufnahme machen? Sie hat drei Wahlmöglichkeiten. Zwei davon erlauben ihr und Jim die Straffreiheit und eine gute Karriere. Doch die Dritte führt zwar zu höchstem Ungemach für sie beide, befreit aber ihren Klienten Jano. Es ist ein Liebestest und einer der Fiesesten, von dem ich je gelesen habe. Kein Wunder, dass Janet „Damn you, Jim!“ ruft, als sie das herausfindet …

_Unterm Strich_

Mikroben, Adler und ein verschwundener Jeep – eine unwahrscheinliche Kombination, wie sie typisch ist für Tony Hillerman. Der Leser muss sich in indianischer Geduld üben und den Hintergrundinformationen viel Aufmerksamkeit widmen. Denn diese Informationen sind keineswegs Ablenkung, sondern sozusagen das Mordmotiv: Wem es gelingt die wieder vordringenden Seuchen zu stoppen, der bekommt nicht nur Forschungsgelder und einen Lebensunterhalt, sondern auch den Nobelpreis und somit Unsterblichkeit. Dafür könnte es sich durchaus lohnen zu töten.

|Zwielicht|

Sobald man dies begriffen hat, erweitert sich der Kreis der Verdächtigen schlagartig. Und auch Catherine Pollard sieht auf einmal nicht mehr wie die unschuldige Entführte aus, als die Mrs. Vanders sie hinstellt, als sie Joe Leaphorn anheuert. Und der Verdacht kommt auf, dass Mrs. Vanders einen bestimmten Verdacht durch diesen Auftrag ablenken will. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Privatdetektiv für finstere Zwecke missbraucht würde.

|Marsmenschen|

Da stiefeln sie nun in ihren Schutzanzügen durch die mikrobenverseuchte Pampa, die Herrschaften Flohjäger. Kein Wunder, dass sie einer alten Navajo-Frau wie Hexer und Skinwalker vorkommen. Sie existieren auf einer Ebene wie jene Legenden- und Schatzjäger, die ich in „Coyote Waits“ kennengelernt habe. Wieder einmal treffen indianische und weiße Kultur aufeinander.

|Stümper|

Dieser Konflikt zeigt sich nicht nur in der Mikrobenbekämpfung, sondern auch in der Ermittlung und in der Justiz. Wie schon in „Coyote Waits“ heimst das „Federal Bureau of Ineptitude“ (Bundespolizei für Stümperhaftigkeit) keine Lorbeeren ein, als es den Mörder von Benny Kinsman schon von vornherein verurteilt. Wozu weitersuchen, wenn ein in flagranti verhafteter Indianer schon im Knast sitzt? Allerdings wäre Jano der erste jemals in einem Reservat zum Tode verurteilte Indianer überhaupt. Daher steht für alle Seiten sehr viel auf dem Spiel.

|Die Liebesfalle|

Sobald man diese Interessenlage verstanden hat, wird aus Jim Chee illegaler Eigeninitiative ein regelrechtes Politikum. Ein Adlerfang ist schon mal ein schlechter Start, denn Adler sind geschützt. Dann nimmt er auch noch das FBI auf Band auf – noch illegaler. Und er stellt einer Bundesverteidigerin eine Falle, die es in sich hat. Kann man noch weiter gehen?

Jim Chee weiß genau, dass er seine Zukunft aufs Spiel setzt. Aber Washington, D.C., hat er bereits abgehakt: Alle Menschen dort leben eine Lüge. Und auch eine gemeinsame dort angesiedelte Zukunft an Janets Seite erscheint ihm nun unmöglich. Sie ist eine adrette, mit weißen Wertvorstellungen aufgewachsene Stadtfrau. Er ist im Vergleich dazu ein Landei, noch dazu ein angehender Schamane bei irgendwelchen „Wilden“ in der Wüste. Auch uns kommt diese Kombination ziemlich unwahrscheinlich vor. Aber die Art und Weise, wie Jim sie zu Ende bringt, ist schon phänomenal eingefädelt und ausgeführt. „Damn you, Jim!“ Ganz genau.

|Taschenbuch: 278 Seiten
ISBN-13: 978-0006513117|
http://harpercollins.com

_Tony Hillerman bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Labyrinth der Geister“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1302
[„Das goldene Kalb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1429
[„Dunkle Kanäle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1478
[„Die Nacht der Skinwalkers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1624
[„Der Skelett-Mann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=2631

Tony Hillerman – Wer die Vergangenheit stiehlt / A Thief of Time (Navajo Tribal Police 08)

Navajo-Krimi: Spannend, kritisch und anrührend

Warum ist das Volk der Anasazi im 12. Jahrhundert einfach vom Erdboden verschwunden? Dr. Eleanor Friedman-Bernal ist drauf und dran, dieses alte Rätsel der Anthropologie zu lösen. Doch dann taucht sie auf einmal selbst nicht mehr dem Ausgrabungsgebiet auf.

Die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee stellen bei ihrer Suche nach der Forscherin fest, dass wertvolle Anasazi-Keramiken gestohlen wurden. Ist die Anthropologin den Dieben der Vergangenheit auf die Spur gekommen? (abgewandelte Verlagsinfo)
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Tony Hillerman – Listening Woman / Das Labyrinth der Geister (Navajo Tribal Police 03)

Anhaltende Spannung mit explosivem Finale

Hosteen Tso ist ein alter Mann, der immer versucht hat, den Weg der Harmonie zu gehen, wie es auch seine Navajo-Vorfahren getan haben. Aber nun sind die Dinge aus dem Gleichgewicht geraten, und er braucht Hilfe von Listening Woman. Sie ist eine Lauscherin, eine weise, blinde Frau, die die Stimmen der Götter und Geister hören und verstehen kann. Sie weiß, was zu tun ist, wenn jemand von der Geisterkrankheit befallen ist. Sie versetzt sich in Trance, um zu lauschen, während ihre junge Helferin Anna Atcitty und Tso beim Hogan des Alten warten.

Als Margaret Cigaret, wie Listening Woman mit bürgerlichem, weißem Namen heißt, zum Hogan zurückkehrt, findet sie die beiden (durch Tasten) erschlagen vor. Der Mörder hat jedoch sie selbst übersehen. Das ist aber auch der einzige Fehler, den der unbekannte Täter begeht. Sein Plan, bald ein reicher Mann zu sein, ist perfekt. Bis Lt. Joe Leaphorn sich an die Fahndung macht. (abgewandelte Verlagsinfo)
Tony Hillerman – Listening Woman / Das Labyrinth der Geister (Navajo Tribal Police 03) weiterlesen