Drei Frauen, zwei Opfer – wird die dritte überleben? Ein einfacher Plot, jedoch kunstvoll erzählt und mit Überraschungen gespickt. „Der Sommermörder“ ist nicht nur ein feiner britischer Psychothriller, sondern auch das einfühlsame Porträt dreier völlig unterschiedlicher Frauen.
Eine kurze Liebesaffäre entwickelt sich zu einem mörderischen Albtraum: Mirandas neuer Freund, mit dem sie Schluss gemacht hat, schleicht sich als Freund ihrer Schwester Kerry zurück in ihr Leben, spioniert sie aus, verbündet sich mit ihrer Familie, verdrängt sie aus ihrer Wohnung.
Keiner glaubt Miranda, dass Brendan ein Schwein ist und sich an ihr rächen will, bis es zu spät ist. Sie ist offensichtlich von ihm besessen. Es müssen zwei ihr liebe Menschen sterben, bevor Miranda verzweifelt zurückschlägt.
Die Autoren
„Nicci French“ ist das kombinierte Pseudonym der Londoner Autorin Nicci Gerrard mit weitreichenden psychologischen Kenntnissen und des Journalisten Sean French. Die beiden haben mit „Höhenangst“ und vor allem mit dem genialen Thriller „Sommermörder“ viele Fans unter Thrillerfreunden gewonnen. Das Paar lebt mit seinen Kindern im Süden von London.
Wenn ein kleiner Gefallen zur tödlichen Falle wird …
Liam war Judes erste Liebe, doch nach einem tragischen Unglück vor vielen Jahren verschwand er ohne Erklärung aus ihrem Leben. Nun steht er plötzlich wieder vor ihr – und bittet sie um einen Gefallen. Jude ist inzwischen erfolgreiche Ärztin und glücklich verlobt, doch mit Liam fühlt sie sich noch immer verbunden, und so sagt sie zu. Schließlich handelt es sich nur um eine winzige Kleinigkeit. Doch wenige Tage später steht die Polizei vor ihrer Tür: Liam ist tot, ermordet. Jude ist die letzte Person, die ihn lebend gesehen hat und gilt somit unmittelbar als Hauptverdächtige. Sie weiß, dass nur sie allein herausfinden kann, was wirklich geschah. Doch je tiefer sie in Liams Leben eintaucht, desto unwiederbringlicher verstrickt sie sich in einem tödlichen Netz aus Lügen und Geheimnissen, und bald ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr … (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
“Tödliche Schuld” ist ungemein mitreißend geschrieben, zudem ist die Handlung so rätselhaft spannend, dass sich das Buch quasi von selbst liest! Nicci French – Tödliche Schuld weiterlesen →
Seitdem Tess und ihr Mann Jason sich getrennt haben, leidet Tess unter unkontrollierbaren Panikattacken. Ihre gemeinsame Tochter Poppy ist für die Mutter das Wichtigste, doch aufgrund der Trennung kann sie nicht mehr jeden Schritt der Dreijährigen überwachen und muss damit leben, dass sie sich in der Obhut anderer Leute befindet.
Als das Kind eines Tages von einem Aufenthalt bei ihrem Vater zu Tess zurückkehrt, findet sie unter vielen bunten Kinderbildern eine Zeichnung aus schwarzer Kreide. Tess’ Magen zieht sich zusammen und sie fühlt sich in ihren Ängsten bestärkt. Irgendetwas stimmt nicht und ihre Tochter ist in Gefahr. Doch ihre Sorgen finden kein offenes Ohr – bei niemandem. Nicci French – Ein dunkler Abgrund weiterlesen →
Holly Krauss lebt auf der Überholspur. Sie ist eine erfolgreiche junge Geschäftsfrau mit einem netten Mann, Charlie, wird von ihren Kolleginnen geliebt und bewundert. Aber das ist nur eine Seite ihres Charakters. Die andere Seite begibt sich zunehmend auf „walks on the wild side“, wie Lou Reed sang.
Auf dieser Seite ihres Lebens begeht sie immer schlimmere Fehler. Als die beiden Seiten in Hollys Leben miteinander kollidieren, gerät es außer Kontrolle. Sie fühlt sich verfolgt und bedroht – oder ist das nur ein Streich ihrer Einbildung? Wem kann sie vertrauen, damit er sie auffängt, wenn sie fällt?
Die Autoren
„Nicci French“ ist das kombinierte Pseudonym der Londoner Autorin Nicci Gerrard mit weitreichenden psychologischen Kenntnissen und des Journalisten Sean French. Die beiden haben mit „Höhenangst“ und vor allem mit dem genialen [„Sommermörder“ 1679 viele Fans unter Thrillerfreunden gewonnen. Das Paar lebt mit seinen Kindern im Süden von London. Mehr Info bei https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Nicci-French/p52226.rhd.
Werke
The Memory Game, 1997
Der Glaspavillon, dt. von Petra Hrabak, Barbara Reitz und Christine Strüh; C. Bertelsmann, München 1997. ISBN 3-442-45549-9.
The Safe House, 1998
Ein sicheres Haus, dt. von Elke vom Scheidt; C. Bertelsmann, München 1998. ISBN 3-442-13357-2.
Killing Me Softly, 1999
Höhenangst, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 1999. ISBN 3-442-05495-8.
Beneath The Skin, 2000
Der Sommermörder, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2000. ISBN 3-442-46138-3.
The Red Room, 2001
Das rote Zimmer, dt. von Brigitte Moosmüller; Bertelsmann, München 2002. ISBN 3-442-45743-2.
Land of the Living, 2002
In seiner Hand, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2003. ISBN 3-442-45946-X.
Secret Smile, 2003
Der falsche Freund, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2004. ISBN 3-442-46176-6.
Catch Me When I Fall, 2005
Der Feind in deiner Nähe, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2006. ISBN 978-3-442-46576-7.
Losing You, 2006
Acht Stunden Angst, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2007. ISBN 978-3-442-46848-5.
Until It’s Over, 2008
Bis zum bitteren Ende, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2008, ISBN 978-3-442-47185-0.
What to Do When Someone Dies, 2008
Seit er tot ist, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2009. ISBN 978-3-570-00940-6.
Complicit, 2010 (US-Titel: The Other Side of the Door)
Die Komplizin, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2011. ISBN 978-3-570-10053-0.
The Lying Room, 2019
Was sie nicht wusste, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2020. ISBN 978-3-570-10377-7.
House of Correction, 2020
Eine bittere Wahrheit,dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2020. ISBN 978-3-570-10378-4.
Frieda-Klein-Reihe
Blue Monday, 2011
Blauer Montag, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2011. ISBN 978-3-570-10082-0.
Tuesday’s Gone, 2012
Eisiger Dienstag, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2012. ISBN 978-3-570-10083-7.
Waiting for Wednesday, 2013
Schwarzer Mittwoch, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2013. ISBN 978-3-570-10164-3.
Thursday´s Children, 2014
Dunkler Donnerstag, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2014. ISBN 978-3-570-10165-0.
Friday on my Mind, 2015
Mörderischer Freitag, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2015. ISBN 978-3-570-10231-2.
Saturday Requiem, 2016
Böser Samstag, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2016. ISBN 978-3-570-10228-2.
Sunday Morning Coming Down, 2017
Blutroter Sonntag, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2017. ISBN 978-3-570-10316-6.
Day of the Dead, 2018
Der achte Tag, dt. von Birgit Moosmüller; C. Bertelsmann, München 2018. ISBN 978-3-570-10317-3.
(Quelle: Wikipedia.de)
Handlung
Holly Krauss teilt sich mit ihrer Partnerin und Freundin Meg Summers eine Event-Management-Agentur in Londons City. In letzter Zeit macht sich Meg allerdings Sorgen um das Wohlergehen Hollys. Statt den Abend bei ihrem Mann Charlie, mit dem Meg sie bekannt gemacht hatte, zu verbringen, hat sich Holly nämlich zuerst mit einem fremden Barbesucher angelegt und ist dann mit auf eine wüste Sauftour durch London gegangen. Die Tour endete, wie könnte es anders sein, in dessen Bett. Meg ist angeekelt von ihrer Freundin. Sex mit einem völlig Fremden? Das ist der Anfang vom Ende.
Holly hingegen ist auf einem Trip, dessen Ende sie noch nicht absehen kann. Statt den Nervenkitzel der Gefahr nur dann zu genießen, wenn es sicher ist, begibt sie sich Hals über Kopf hinein. Warum nur? Es scheint mit ihrem Gefühl der Identitätsspaltung zu tun zu haben: Da ist einerseits ihr häusliches Ich, dem Charlies Liebe wichtig ist, und dort das andere Ich, eine andere Frau, die für ihre Kunden jede gewünschte Maske aufsetzen kann. Als das zweite Ich immer öfter die Nächte anderswo verbringt, hat dies natürlich auch Auswirkungen auf Charlie. Er vernachlässigt seinen Beruf als Illustrator und Karikaturist für Zeitungen.
Holly registriert das erst, als es zu spät ist. Wie ein sich immer schneller drehender Kreisel beginnt sie zunehmend anzuecken, und die Fehler, die sie begeht, fallen auf sie zurück. Der Fremde, mit dem sie die Nacht verbrachte, will mehr von ihr. Sie hat ihr Handy bei ihm vergessen, und er spioniert sie und Charlie aus. Sie ahnt nicht, dass er heimlich Fotos von ihr macht. Diese werden später noch sehr wichtig werden, nachdem er sie Meg Summers gegeben hat.
Mit einem ihrer Kunden, Stuart, ist sie näher bekannt geworden, und als er sie zu einem illegalen Glücksspiel im Hinterzimmer einlädt, fühlt sie sich aufregend wie ein Gangsterliebchen. Schließlich setzt sie sich sogar selbst an den Pokertisch. Nach einem Strecke Anfängerglück verliert sie 9000 Pfund Sterling. Weil sie aber Stuart tödlich vor seinen Bekannten beleidigt hat, lässt er sie in der Tinte sitzen. Weil sie sich zu zahlen weigert, schicken die Leute, denen sie das Geld schuldet, einen fiesen jungen Mann, der ihr den Ernst ihrer Lage mit einem Messer klarmacht. Natürlich darf Charlie nichts davon erfahren.
Nachdem sie einige Kunden brüskiert und durch spontane Einfälle peinlichste Situationen herbeigeführt hat, bieten ihre Freunde und Kollegen „professionelle Hilfe“ an: eine Psychiaterin. Erst als sie auf offener Straße einen Nervenzusammenbruch erleidet – im Nachthemd –, wird ihr klar, dass sie in ernsthaften Schwierigkeiten steckt. Charlie tut ihr am meisten leid.
Eine Therapie führt nur dazu, dass ihr manisch-depressives Verhalten gedämpft wird. Als ihre Nachbarin Naomi ihr hilft, die Medikamente abzusetzen, geht die Abwärtsspirale von Neuem los und sie beschließt, den letzten Schritt zu gehen. Seltsamerweise wird sie bei ihrem Selbstmordversuch kühl von einem Mann beobachtet und die Notruftaste ihres Handys scheint nicht zu funktionieren …
2. Teil
Dies ist Hollys erster Tod. Doch wie sie schon in der ersten Zeile des Buches schreibt, stirbt sie zweimal. Die zweite Hälfte wird jedoch von ihrer Freundin Meg Summers erzählt – eine erfrischend neue Perspektive, die ein völlig anderes Licht auf die merkwürdigen Vorgänge um Holly herum wirft.
Mein Eindruck
Was Nicci Gerrard und ihr Partner French am besten schreiben können, sind Psychogramme. Das haben sie schon mehrmals vorexerziert, so etwa in „Der Sommermörder“ und „Ein sicheres Haus“. Auch „Der falsche Freund“ (Secret Smile) und [„In seiner Hand“ 1460 (Land of the Living) waren wie der vorliegende Roman Ich-Erzählungen, in denen der Leser zwar haarklein mitbekommt, was die Hauptfigur erlebt, es sich dabei aber leider nur um die halbe Wahrheit handelt. Und immer muss man damit rechnen, dass die Ich-Erzählerin paranoid ist, aber zumindest für paranoid gehalten wird. Aber paranoid zu sein, bedeutet ja noch lange nicht, dass man nicht dennoch verfolgt wird, oder?
Manisch
Ein Psychologe weiß sicher Hollys Zustand mit einem tollen Fachausdruck zu versehen, den nur seine eigene Zunft versteht. Ich würde sagen, zunächst leidet Holly unter dem Borderline-Syndrom. Das erwähnte Gefühl der Dissoziation von ihrer Umwelt verleitet sie zu spontanen Handlungen, die a) ihr helfen sollen, sich wieder verbunden und lebendig zu fühlen und b) blitzartig in Aggression umschlagen können, auch gegen sich selbst. Typisch ist das Symptom, dass sie kaum schlafen kann, sondern völlig aufgedreht ist: die manische Phase.
Depressiv
Danach folgt ein tiefes Loch und das Retreat-Syndrom: die depressive Phase. Sie bekommt kaum noch ihren Hintern aus dem Bett und nichts mehr auf die Reihe. Die Dinge laufen völlig aus dem Ruder, und Charlie scheint sich liebevoll um sie zu kümmern. Allerdings ohne dass sie dadurch Verantwortungsgefühl erfüllen würde. Im Gegenteil: Wie ein kleines Kind, das seinen Daddy herbeisehnt, um es aufzufangen, lässt sie die Zügel schleifen und bürdet dadurch Charlie noch mehr auf. Als sie nach einer guten Nacht wieder ins Büro will, erleidet sie, ohne es zu merken, einen krassen Realitätsverlust. Ihre – freiwillige oder erzwungene – Einlieferung in die Psychiatrie ist lediglich eine Formsache. Ihre Freundin Meg ist bestürzt.
Abschreckendes Beispiel
Meg – und ich ebenso – hätte nie gedacht, dass heutzutage noch Elektroschockbehandlung eingesetzt wird. Das ist wie in Shelleys Roman „Frankenstein“. Meg spricht sogar von Hinrichtung durch Stromschlag. Dass Holly auch noch Lithium und anderes Zeugs einnehmen muss, erinnerte mich an einen gleichnamigen Song von Kurt Cobain. Und wir wissen ja, welches Ende er 1994 nahm. Spätestens jetzt bekommt der Leser Mitleid mit Holly: Sie weiß kaum, wie ihr geschieht, dabei war sie doch zu Beginn das reinste Energiebündel. Sie war die Agierende, die alles in Bewegung setzte. Nur ist sie ein Opfer. Offenbar soll sie den modernen weiblichen Yuppies, wie sie am Schluss wieder auftauchen, als abschreckendes Beispiel der Autoren dienen.
Der zweite Tod
Als Holly das erste Mal stirbt, hinterlässt sie eine Spur der Verwüstung: seelisch (Charlie, Meg, Stuart, Rees, die gefeuerte Deborah), finanziell (Spielschulden, Charlie), wirtschaftlich (verprellte Kunden). Es gäbe also genügend Leute, die sich an ihr rächen wollen. Als sie „wiederaufersteht“, ist ihr Martyrium daher noch nicht vorbei.
Wir erleben die restlichen 100 Seiten aus Megs Sicht. Ist Holly ein Wirbelwind, so ist Meg so solide wie ein Haus. Ihre Erzählweise ist sogar auf subtile Weise anders (und stammt vielleicht sogar von einem anderen Autor im Schriftstellergespann French – Gerrard). Folglich fällt es Meg nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen. Sie erweist sich nicht nur als Hollys verlässlichste Freundin, obwohl diese sie im Verdacht hat, sie mit Charlie zu betrügen. Nein, mit ihrem Verlobten Todd zusammen begibt sich Meg auf eine Art Kreuzzug, um Holly in jeder Hinsicht zu retten. Sie ist überzeugt, dass Holly es wert ist. Wozu hat man sonst Freunde?
Und als Rees ihr die heimlich aufgenommenen Fotos auf den Tisch knallt, erkennt Meg, dass Holly in höchster Lebensgefahr schwebt. Das Problem besteht jedoch darin, jemanden aufzuspüren, der nicht mehr gefunden werden will …
Unterm Strich
Aufgrund der relativen Ereignislosigkeit der ersten hundert Seiten war ich nahe daran, das Buch beiseite zu legen. Das wäre ein Fehler gewesen, wie sich später zeigte. Allein für die letzten 120 Seiten lohnt sich die Lektüre: aufregend, spannend, zielgerichtet, überraschungsreich.
Dennoch ist das Buch alles in allem nicht so gelungen wie etwa „Der Sommermörder“ oder „In seiner Hand“. Das mag zum einen an der Scheinwelt des Event Managements liegen: Ich wusste nie so genau, ob Holly ihre Kunden ernsthaft weiterbringt oder sie nur auf den Arm nimmt. Wahrscheinlich beides, wie sie selbst sagt.
Und die Art und Weise, wie sich Meg Summers als gute Samariterin erweist, kam mir auch etwas unrealistisch vor, wenn auch recht effektiv für Holly: plötzlich schuldenfrei! Ich wünschte, ich hätte auch so einen Goldesel. Dafür würde ich Meg ein Navigationssystem schenken, damit sie nicht mehr so wild durch die Botanik irren muss.
Ein großes Rätsel bleibt jedoch: Wie konnte Hollys manisch-depressiver Zustand überhaupt entstehen? Allein durch ihre 14-Stunden-Tage und die durchgearbeiteten Wochenenden? Dann wäre so ziemlich jeder Yuppie auf der Welt von diesem Syndrom bedroht. Ist das nicht ein wenig überzogen, frage ich mich. Aber angesichts von AIDS, SARS-Covid-19 und Vogelgrippe wundert mich das nun auch nicht mehr.
Hardcover: 352 Seiten
Originaltitel: Catch me when I fall, 11/2005
Aus dem US-Englischen von Birgit Moosmüller
ISBN-13: 9783570007532 www.penguinrandomhouse.de
Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)
Ihre dreijährige Tochter ist für Tess das Wichtigste auf der Welt. Doch seit der Trennung von Poppys Vater kann sie nicht mehr ständig in ihrer Nähe sein, um auf sie achtzugeben. Als sie eines Tages unter all den bunten, fröhlichen Kinderzeichnungen ein Bild aus schwarzer Kreide findet – eine Zeichnung so simpel und brutal, dass Tess sie nicht verstehen kann – da ist sie sicher, dass Poppy während des Wochenendes beim Vater etwas Furchtbares mitansehen musste. Niemand will ihr glauben, denn handelt es sich nicht bloß um die Krakelei eines Kindes? Doch eine Mutter kennt ihre Tochter. Und Tess wird die Wahrheit herausfinden. Ihre Suche führt sie in ungeahnte dunkle Abgründe, und bald ist nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr, sondern auch das ihres Kindes … (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Jedes Mal, wenn Tess versucht ihre Tochter zu dem verstörenden Bild zu befragen, antwortet diese mit dem typischen Kauderwelsch einer Dreijährigen, und wechselt dann abrupt das Thema. Sie spricht lediglich von einem Mann, der eine Frau „tot gemacht hat“ – Genaueres ist partout nicht aus ihr herauszubekommen. Bei dem Versuch sich Hilfe zu holen, wird Tess als überbesorgte Mutter abgetan: von Poppys Vater, von einem Kinderpsychologen sowie von der Polizei.
Tabitha Hardy sitzt im Gefängnis. Sie soll ihren ehemaligen Lehrer brutal ermordet haben. Doch alles muss ein schrecklicher Fehler sein. Davon ist Tabitha zumindest überzeugt, auch wenn sie an den Tag des Mordes nur sehr verschwommene Erinnerungen hat und sich nicht genau erinnern kann, was sie überhaupt gemacht hat.
Und alles spricht gegen sie: Die Leiche wurde hinter ihrem Haus gefunden, während Tabitha selbst voller Blut war. Außerdem hatte genau dieser Lehrer eine sexuelle Beziehung mit ihr, als Tabitha gerade einmal ein unreifes und naives 15-jähriges Mädchen war. Von diesen Erfahrungen hat sie sich nie wieder richtig erholt, seitdem leidet sie unter Depressionen und schluckt Psychopharmaka, die manchmal ihren Verstand vernebeln.
Als ihre Anwältin ihr rät, sich schuldig zu bekennen, entlässt Tabitha sie kurzerhand und verteidigt sich fortan selbst. Und so versucht sie mit wachsender Verzweiflung, der unglaublichen Tat auf den Grund zu gehen und stellt nach und nach fest, dass der Lehrer gar nicht so beliebt war, wie immer behauptet wurde. Sondern dass fast jeder Dorfbewohner Probleme mit ihm hatte. Nur leider war niemand im fraglichen Zeitraum im Ort.
Erst seit Kurzem lebt Tabitha wieder im Ort ihrer Kindheit, einem idyllischen Dorf an der englischen Küste. Doch der Wunsch, dort Ruhe zu finden, verwandelt sich in einen Alptraum, als sie des Mordes an ihrem Nachbarn beschuldigt wird. Alle Indizien sprechen gegen sie. Und sie kann sich nicht erinnern, was an jenem 21. Dezember geschehen ist, als im Schuppen hinter ihrem Haus die schlimm zugerichtete Leiche gefunden wurde. Nun sitzt sie in Untersuchungshaft und wartet auf ihren Prozess. Ihre Anwältin rät ihr, sich schuldig zu bekennen. Doch Tabitha spürt, dass sie nicht die Mörderin ist. Und nur sie selbst kann das beweisen. (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Es fällt mir sehr schwer, objektiv beziehungsweise unvoreingenommen über „Eine bittere Wahrheit“ zu schreiben, denn anhand der drei Stand-alone-Romane von Nicci French, die ich in den vergangenen Monaten gelesen hatte, hatte ich eine bestimmte Erwartungshaltung…
_Ein Zimmer voller Blut: Thriller, der Geduld lehrt_
Ein Thriller um einen Frauenmörder, der uns lehrt, der einfachen und schnellen Lösung zu misstrauen und unter die gefällige Oberfläche zu graben, um in der unangenehmen Realität der menschlichen Beziehungen am Rande der Gesellschaft die Wahrheit zu entdecken.
|Die „Autorin“|
„Nicci French“ ist der nom de plume des britischen Autorengespanns und Ehepaars Nicci Gerrard und Sean French, das sich (wohl nicht nur) zusammengetan hat, um folgende Thriller zu schreiben: „Der Glaspavillon“, „Höhenangst“, „Ein sicheres Haus“, „Der Sommermörder“, [„In seiner Hand“, 1460 „Der falsche Freund“. Die Spezialität: Die Ermittlerin ist meist eine Psychologin oder Psychiaterin, die mit anderen Methoden als die Kriminaler arbeitet.
_Handlung_
Auch Dr. Kit (die Kurzform von Katherine) Quinn ist eine solche erfahrene Psychiaterin. Eines Abends erhält sie Besuch von der Londoner Mordkommission. Zum Glück hat sie nichts ausgefressen, sondern soll lediglich helfen, den Mord an einem jungen Mädchen aufzuklären, das an einem Kanal gefunden wurde. Die Leiche der Unbekannten ist übel zugerichtet: zahlreiche Stichwunden.
Inspektor Gil Furth hat bereits einen Verdächtigen: den vorbestraften Arbeitslosen Michael Doll. Kit kennt den Mann: Er hat sie drei Monate zuvor bei einer Routinebefragung angegriffen und schwer im Gesicht verletzt. Doll hat die Leiche gefunden und wurde gleich verknackt. Am liebsten würden die Polizisten den verhaltensgestörten Doll einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
Doch Kit, die zwischen Mitleid und Angst hin- und hergerissen ist, zwingt die Polizei, ihr vorschnelles Urteil zu überdenken und Doll freizulassen. Die Beweise sind einfach zu fadenscheinig. Kit stößt am letzten Aufenthaltsort der Ermordeten auf eine weitere zwielichtige Gestalt: Will Pavic ist der Leiter des Jugendhauses, in dem jugendliche Ausreißer wie die ermordete Lianne ein- und ausgehen. Pavic sieht gut aus, doch warum hat er seine Karriere als Börsenmakler und Investmentbanker aufgegeben, um in diesem Dreckloch zu schuften?
Nachdem Kit den Tatort eines weiteren Frauenmordes in Hampstead begutachtet hat, zieht sie eine verblüffende Verbindung zwischen den beiden Toten. Obwohl die Polizisten an ihrem Verstand zweifeln, veranlassen sie einen Fasernvergleich: Volltreffer! Und wer wird Held des Tages? Natürlich Oberinspektor Oban und nicht etwa Kit Quinn.
Bei ihren Nachforschungen beginnt Kit eine heiße Liebesaffäre mit Will Pavic, und uns schwant schon Übles. Als eine weitere Frau überfallen wird, aber lebend davon kommt, taucht nun wieder der unheimliche Michael Doll auf. Wenig später erfüllt sich Kits Schreckensvision von einem roten Zimmer: Die Wohnung Dolls ist voller Blut …
Wer ist der Frauenmörder wirklich? Und wird Kit sein nächstes Opfer?
_Mein Eindruck_
Nach dem extrem dichten und spannenden „Sommermörder“ wurde ich mit „Das rote Zimmer“ leicht enttäuscht. Ich hatte eine spannendere, schnellere Handlung erwartet. Aber French macht es dem Leser nie leicht. Es dauert eine ganze Weile, bis ihre Heldin das vielschichtige Puzzle aus Indizien zusammengesetzt hat. Im vorliegenden Buch dauert es bis fast zur letzten Seite. Man sollte also Geduld aufbringen.
Quinn ist selbst frühzeitig eine Waise geworden, als sie ihre Mutter verlor. Wohl deswegen verspürt sie ein hohes Maß an Mitgefühl für jene jungen Menschen, die, wie die tote Lianne, auf der Schattenseite des Lebens stehen und keinen Fuß auf die Erde kriegen. Die im Gegenteil sogar noch dafür verachtet und an den Rand verbannt werden.
Für Kit wird die Suche nach dem Frauenmörder nicht nur ein gewöhnlicher Kreuzzug gegen das Verbrechen, sondern eine persönliche Suche nach Erlösung von dem Trauma des Verlassenwerdens, des Ungeliebtseins. Daher auch die Albträume vom roten Zimmer: Dort warten die schlimmsten Ängste. Man sollte die Tür stets fest geschlossen halten. Manchmal geht das aber nicht.
In den Gesprächen mit den jugendlichen Ausreißern, aber auch mit den Hinterbliebenen der getöteten Frau eines wohlhabenden Mannes, stößt Kit immer wieder auf die eigene Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit. Daher lässt sie sich auf einen Mann wie Will Pavic ein: „the comfort of strangers“.
Die Aufklärung des Falls erschien mir keineswegs zwingend. Vielleicht ist die Lösung nur für eine Frau, namentlich eine Mutter offensichtlich und nachvollziehbar. Daher erschien mir der Handlungsverlauf relativ willkürlich, wenn er auch stets überschaubar bleibt: Das Personal ist nur ein kleiner Kreis aus Verdächtigen. Immerhin gibt es gegen Schluss einen gefährlichen Showdown, der der zu einer Lösung aus einer völlig unerwarten Richtung führt.
_Unterm Strich_
Ein psychologischer Thriller der Mittelklasse, der es zwar nicht mit Größen wie Jeffrey Deaver, Michael Connelly und Dennis Lehane aufnehmen kann, aber dafür mit einer spezifisch weiblichen Sichtweise aufwartet und so die Ermittlungen aus einem völlig anderen Blickwinkel als sonst angeht – vielleicht ähnlich wie bei Minette Walters und Patricia Cornwell.
|Originaltitel: The red room, 2002
Aus dem Englischen übertragen von Birgit Moosmüller|
Es ist heiß in diesem Sommer in London, ungewöhnlich heiß, und die Stadt heizt sich täglich mehr auf. Der Jahrhundertsommer, am Anfang freudig begrüßt, wird langsam zur Qual. Nur einer genießt die Hitze: Er beobachtet die Körper der Frauen. Heimlich. Er riecht sie, er prägt sie sich ein, er ergötzt sich an ihrer schweißnassen Haut … Dann terrorisiert und schließlich tötet er sie. Die Polizei setzt alles daran, ihn zu überführen, doch der „Sommermörder“ ist immer etwas schneller als sie – bis er an Nadia gerät. Dieses eine Mal hat er seine Macht überschätzt. (Verlagsinfo)
Lesung auf 6 CDs
Sprecherin: Sandra Schwittau
Audio Media
London. In der Wohnung einer psychisch Kranken wird die Leiche eines Mannes entdeckt. Der Tote, der seine Mitmenschen durch seinen Charme der Reihe nach um den Finger wickelte, heißt Edward Green. Doch sein Unwesen trieb er unter einer anderen Identität: Robert „Bob“ Poole. Stellt sich nur die Frage, ob die Bewohnerin der Wohnung auch die Täterin war.
Frieda Klein unterstützt auch in diesem Fall wieder die Polizei. Wie vermutet, sind nicht alle begeistert davon, zumal in einem früheren Fall eine unschuldige Studentin Friedas wegen sterben musste. Und obwohl sie schon bald eine furchtbare Vermutung hat, verfolgt die Presse sie mit einer Hetzjagd.
Inhalt
Die Sozialarbeiterin Maggie Brennan ist gerade auf dem Weg nach Deptford, in die Wohnung von Michelle Doyce. Als sie in der Wohnung der psychisch kranken Frau ankommt, schlägt ihr ein unangenehmer Geruch entgegen und auch Michelle verhält sich auffällig merkwürdig und redet die ganze Zeit von „ihm“. Nachdem Maggie darum gebeten hat, „ihn“ einmal kennenzulernen, bleibt ihr fast das Herz stehen. Im Wohnzimmer sitzt eine Männerleiche angezogen und in aufrechter Sitzposition auf dem Sofa. Die erste Vermutung ist selbstverständlich, dass Michelle Doyce hinter dieser grausamen Tat steckt, und Frieda Klein wird zur Hilfe gebeten.
Die Psychologin Frieda Klein hat ihre eigene kleine Praxis im Herzen von London. Alan ist nur einer ihrer zahlreichen Patienten. Sein größtes Problem besteht in einem unerfüllten Kinderwunsch. Da ihm das so dermaßen zusetzt, nimmt er regelmäßig an Sitzungen bei Frieda Klein teil und redet mit ihr über all die Dinge, über die er mit sonst niemandem reden kann.
Als der fünfjährige Matthew plötzlich verschwindet, ist die ganze Stadt in heller Aufregung. Auch Frieda stößt in der Zeitung auf diese Meldung und traut ihren Augen kaum, als sie ein Foto des kleinen Jungen sieht, denn Matthew sieht haargenau so aus, wie Alan ihr sein Wunschkind in einer ihrer Therapiestunden beschrieben hat. Ist ihr unscheinbarer Patient Alan etwa der Entführer dieses Kindes?
Inhalt
Die ganze Stadt ist entsetzt, als die Meldung von der Entführung eines kleinen Jungen Londons Tageszeitungen erreicht. Auch Frieda Klein erfährt von dieser Entführung und ist zunächst geschockt und verunsichert zugleich. Denn erst neulich hat einer ihrer Patienten sein Wunschkind beschrieben, das dem kleinen Matthew wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Sie fragt sich nun, ob es sich bei dem unscheinbaren Alan um den Entführer handeln könnte, und ist fest entschlossen, etwas zu unternehmen. Das Wichtigste dabei ist, das Vertrauen des Patienten ihr gegenüber nicht zu gefährden, und dies benötigt viel Fingerspitzengefühl. Nicci French – Blauer Montag weiterlesen →
Nicci French veröffentlicht bei C. Bertelsmann einen neuen Fall für Frieda Klein:
In der Wohnung einer psychisch Kranken wird ein Toter gefunden: Edward Green, alias Robert Poole, der zu seinen Lebzeiten den Mitmenschen mit Charme und Charisma Alltag und Bankkonto erleichterte. Wieder einmal unterstützt die Psychotherapeutin Frieda Klein die Polizei bei den Ermittlungen. Das wird nicht überall gern gesehen. Zumal die Leiche einer jungen Studentin aufgefunden wird, die durch Kleins Fehleinschätzung ums Leben kam. Die Presse veranstaltet eine Hetzjagd auf sie. Aber sie trotzt allen Anfeindungen und hat bald eine schreckliche Vermutung. Und die Suche nach Pooles Mörder bringt auch sie in Lebensgefahr… Ein intelligenter Thriller aus einem London, wie es nur wenige von uns kennen.
Nicci French – hinter diesem Namen verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit langem sorgen sie mit ihren höchst erfolgreichen Psychothrillern international für Furore. Die beiden leben in Südengland. „Eisiger Dienstag“ ist der zweite Band der neuen 8-teiligen Krimireihe. Zuletzt erschien „Blauer Montag“ – der erste Fall für die Therapeutin Frieda Klein.
(Verlagsinfos)
Originaltitel: Tuesday’s Gone
Originalverlag: Michael Joseph (Penguin Group), London 2012
Aus dem Englischen von Birgit Moosmüller
Deutsche Erstausgabe
Paperback, Klappenbroschur, 528 Seiten
ISBN: 978-3-570-10083-7
Der Verlag bietet unter dieser Adresseeine Leseprobe an.
Der Titel ist zeitgleich bei Random House Audio als Lesung von Andrea Sawatzki auf 6 CDs erschienen.