Schlagwort-Archive: Random House Audio

[NEWS] Kathy Reichs – Der Code der Knochen (Tempe Brennan 20)

Ein schwerer Hurrikan nimmt Kurs auf Charlotte, die Heimatstadt der forensischen Anthropologin Tempe Brennan. In einem gestrandeten Container werden zwei Skelette entdeckt, und Tempe, die die Untersuchungen leitet, wird an einen fünfzehn Jahre alten Cold Case erinnert. In Charlotte geht die Angst vor einem hochansteckenden Bakterium um, gegen das bestimmte Gene angeblich schützen sollen. Ihre Ermittlungen führen Tempe auf die Spur eines Mannes, der dubiose Geschäfte mit Gen-Analysen macht. Doch jemand will um jeden Preis verhindern, dass die Forensikerin den Code dieses Falles knackt… (Verlagsinfo)


Hörbuch CD (gekürzt), 6 CDs, Laufzeit: 10h 40min
Sprecherin: Britta Steffenhagen
Random House Audio

[NEWS] Jürgen von der Lippe – Sex ist wie Mehl

Nehmen wir an, Ihr Onkel aus Amerika, von dem Sie noch nie etwas gehört haben, hinterlässt Ihnen einfach so, aus heiterem Himmel, 27 Millionen. Was würden Sie mit so viel Geld machen? Würden Sie etwas davon an ihre Freunde abgeben? Wissen Sie nicht? Dann sollten Sie dieses Hörbuch hören! In seinen neuesten Glossen und Geschichten verhandelt Jürgen von der Lippe – Entertainer, Moderator, Schauspieler, Autor (wir können das hier ewig weiterführen) – alle wichtigen Themen unserer Zeit. Religion, Wissenschaft, Kunst und natürlich auch die Libido (haben Sie denn den Titel nicht gelesen?) kommen nicht zu kurz. (Verlagsinfo)


2 CDs, Laufzeit: ca. 2h 30min
|Live-Mitschnitt mit Jürgen von der Lippe, Gabi Decker, Robert Louis Griesbach

John Grisham – Das Talent

Die Handlung:

Das 17jährige Basketballtalent Samuel Sooleyman stammt aus dem Südsudan, einem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land. Eines Tages erhält er die Chance seines Lebens: Mit einem nationalen Jugendteam darf er in die USA reisen und an einem Showturnier teilnehmen. Talentscouts werden auf ihn aufmerksam, doch dann erhält er schreckliche Nachrichten von daheim. Sein Dorf wurde überfallen, seine Familie ist auf der Flucht. Nur wenn er den Erfolg in Amerika erzwingt, kann er sie retten. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Eigentlich ist John Grisham ja im Gerichtssaal zuhause, dennoch gibts in dieser Geschichte keine Verhandlungen. Vielmehr gehts um Basketball. Würde man nicht gleich drauf kommen, aber bei einem John-Grisham-Roman kann der Käufer eigentlich wenig falsch machen.

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Paula Hawkins – Wer das Feuer entfacht – Keine Tat ist je vergessen

Inhalt

Auf einem Hausboot in London wird die Leiche eines brutal ermordeten jungen Mannes gefunden. Besonders drei Frauen geraten danach ins Visier der Ermittlungen.
Laura, die aufgewühlt wirkende junge Frau, die nach einem One-Night-Stand mit dem Opfer zuletzt am Tatort gesehen wurde. Carla, die Tante des Opfers, bereits in tiefer Trauer, weil sie nur Wochen zuvor eine Angehörige verlor. Und Miriam, die neugierige Nachbarin, die als Erste auf die blutige Leiche stieß und etwas vor der Polizei zu verbergen scheint.

Drei Frauen, die einander kaum kennen, mit ganz unterschiedlichen Beziehungen zum Opfer. Drei Frauen, die aus verschiedenen Gründen zutiefst verbittert sind. Die auf unterschiedliche Weise Vergeltung suchen für das ihnen angetane Unrecht. Wenn es um Rache geht, sind selbst gute Menschen zu schrecklichen Taten fähig. Wie weit würde jede einzelne von ihnen gehen, um Frieden zu finden? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

„Wer das Feuer entfacht – Keine Tat ist je vergessen“ hat mich von Anfang an gepackt und nicht mehr losgelassen. Ich habe das Hörbuch (10 Std.) an nur einem Tag in zwei Etappen inhaliert. Die Geschichte wird unfassbar rätselhaft, vielschichtig, sowie fesselnd geschildert – dabei werden die verschiedenen Handlungsstränge raffiniert miteinander verwoben.

Die Erzählung wechselt regelmäßig zwischen den Perspektiven der drei Protagonistinnen und offenbart häppchenweise deren vertrackte aktuelle Lebenslagen sowie die dazugehörigen, traumatischen Vergangenheiten. Die brillante Dramaturgie erzeugt eine anhaltende unterschwellige Spannung und überrascht mit unvorhersehbaren Wendungen. Paula Hawkins – Wer das Feuer entfacht – Keine Tat ist je vergessen weiterlesen

Stephen King – Billy Summers

Die Handlung:

Billy ist Kriegsveteran und verdingt sich als Auftragskiller. Sein neuester Job ist so lukrativ, dass es sein letzter sein soll. Danach will er ein neues Leben beginnen. Aber er hat sich mit mächtigen Hintermännern eingelassen und steht schließlich selbst im Fadenkreuz. Auf der Flucht rettet er die junge Alice, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. Billy muss sich entscheiden. Geht er den Weg der Rache oder der Gerechtigkeit? Gibt es da einen Unterschied? So oder so, die Antwort liegt am Ende des Wegs. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

In dieser Geschichte folgen wir dem titelspendenden Billy Summers. Früher war er Scharfschütze im Irak-Krieg, heute Attentäter gegen Bezahlung. Nach außen gibt er sich gern dümmlich, aber innerlich ist er hellwach und gut organisiert.

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Dark, Jason / Döring, Oliver – Don Harris, Psycho-Cop – Der Club der Höllensöhne (2. Folge)

_|Don Harris – Psycho Cop|:_

Folge 1: [„Das dritte Auge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3907
Folge 2: [„Der Club der Höllensöhne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3922
Folge 3: [„Das schwarze Amulett“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6690
Folge 4: „Das Erbe der Wächter“
Folge 5: [„Das Killer-Kommando“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6701
Folge 6: [„Das Glastonbury-Rätsel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6709
Folge 7: [„Drei Gräber in Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6711
Folge 8: „Triaden-Terror“ (erscheint am 10.12.2010)

_Mysteriös: Der Cop als Ödipus und Magier_

Don Harris ist Agent des europäischen Geheimdienstes European Special Intelligence (ESI) mit Sitz in London. Er verfügt bereits mit 15 Jahren über hellseherische Talente, von denen er aber selbst noch nichts weiß – bis zu einem gewissen Vorfall. 15 Jahre später führt ihn der Mord an einer ESI-Mitarbeiterin auf die Spur des „Clubs der Höllensöhne“, eines Geheimbundes, der die Weltherrschaft anstrebt.

Während Don den Hinweisen aus der Kanzlei von Archie Ramsay folgt und nach Glastonbury fährt, wird er von Visionen heimgesucht: Elektra, eine geheimnisvolle Frau, lockt ihn mit ihren telepathischen Kräften in ihr Landhaus. Don erkennt sie von Fotos wieder: Elektra war jahrzehntelang mit seinen Eltern befreundet – und ist in all den Jahren nicht um einen Tag gealtert! Während einer Geisterbeschwörung geraten sie und Don ins Visier der „Höllensöhne“ …

Wegen des hohen Gehalts an Gewalt und Sex (besonders in der 2. Episode) empfiehlt der Verlag das Hörspiel erst ab 16 Jahren.

_Der Autor_

Jason Dark ist das Pseudonym des Schriftstellers Helmut Rellergerd (geboren am 25.1.1945 in Dahle, Sauerland). Rellergerd wuchs in Dortmund auf, lebt heute in Bergisch Gladbach, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er hat die Romanfigur des Geisterjägers John Sinclair ins Leben gerufen. Die Abenteuer des englischen Helden entwickelten sich zur erfolgreichsten deutschen Gruselserie. „Don Harris, Psycho-Cop“ ist beruht auf einem Roman, dessen Buchausgabe 2006 bei |Blanvalet| in München erschien.

Die Serie „Don Harris, Psycho-Cop“ (1 & 2 bislang als Hörspiel)

Folge 1: [Das dritte Auge 3907
Folge 2: Der Club der Höllensöhne
Folge 3: Das schwarze Amulett
Folge 4: Das Erbe der Wächter
Folge 5: Das Killer-Kommando
Folge 6: Das Glastonbury-Rätsel
Folge 7: Drei Gräber in Sibirien
Folge 8: Triaden-Terror
Folge 9: Dämonicus

http://www.jasondark.de

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Das Hörspiel wurde nach Rellergerds Buchvorlage von Oliver Döring gestaltet, der schon etliche John-Sinclair-Folgen inszeniert hat. Regieassistenz ist Pe Simon, Schnittassistenz Jennifer Keßler, für die Produktion zeichnet Alex Stelkens von |WortArt| verantwortlich, der sonst vor allem mit |Lübbe Audio| zusammenarbeitet. Die Originalmusik hat Florian Göbels komponiert.

|Die wichtigsten Rollen und ihre Sprecher:|

Erzähler: Douglas Welbat (General Stuart in „Gods and Generals“)
Don Harris, ESI-Agent: Dietmar Wunder (Cuba Gooding jr., Don „Basher Tarr“ Cheadle, Adam Sandler, Edward Norton)
Terry Sheridan, Scotland Yard: Gerrit Schmit-Foß (Leonardo DiCaprio, Scott „Turk Malloy“ Caan)
Mac „Silver“ Sterling, Dons Ausbilder bei ESI: Frank Glaubrecht (Al Pacino, Pierce Brosnan, Kevin Costner, Jeremy Irons, Christopher Walken u. v. a.)
Elektra: Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie)
James Fox, ein Höllensohn: Rainer Doering
Elaine Harris, Dons Mutter: Susanna Bonaséwicz (Sissy Spacek, Carrie „Leia“ Fisher, Isabelle Huppert)
Pfarrer: Martin May
Sowie Lutz Mackensy, Franziska Pigulla, Udo Schenk, Pe Simon sowie viele andere.

|Der Regisseur|

Regisseur Oliver Döring, geboren 1969, begann seine Karriere als freier Journalist, Autor und Comedy-Macher für diverse Rundfunkanstalten. Seine ersten Erfolge feierte er 1988 mit der in NRW sehr beliebten Radio-Comedy „Die EinsLive-Retter“. 1999 erhielt er ein Arbeitsstipendium im Hörspielbereich. Sein Durchbruch in dieser Branche gelang ihm im Jahr darauf als Autor und Regisseur der Hörspielserie „John Sinclair“.

Unter Verwendung hochwertiger Soundeffekte und mit einem fast ausnahmslos aus bekannten Synchronschauspielern bestehenden Ensemble betrieb er einen für eine kommerzielle Hörspielproduktion bis dato beispiellosen Aufwand. Die rasant geschnittene und mit selbstironischen Untertönen produzierte Serie fand bei Kritik und Publikum großen Anklang und eroberte mit zwei Sonderausgaben sogar die Longplay-Charts.

2006 verpflichtete Döring für seine dreiteilige Hörspielfassung des Romans [„Star Wars – Labyrinth des Bösen“ 3291 die Synchronschauspieler aus den Filmen und verwendete sowohl die originalen Soundeffekte als auch die Filmmusik von John Williams. Mittlerweile gilt Döring als einer der erfolgreichsten Regisseure des kommerziellen phantastischen Hörspiels. (Verlagsinfo)

_Vorgeschichte_

Elaine Harris, Gattin von Sir Edward of Glastonbury, stirbt bei der Geburt ihres Sohnes Don an Herzstillstand. Die Geburtshelfer holen das Baby per Kaiserschnitt. 15 Jahre später merkt der Internatsschüler Don, dass er über mehr Kräfte verfügt als andere Menschen. Er kann Ereignisse vorausahnen und psychische Verbindungen herstellen. Es ist ihm höchst peinlich, darüber mit seinem Freund Harry zu reden. Wenigstens dankt ihm der Vater der kleinen Lucy Taylor, die er vor dem Kältetod in einem zugefrorenen Teich bewahrt hat. Und Don kann alle Boxhiebe Harrys vorausahnen und ihn spielend besiegen.

Weitere fünfzehn Jahre später hat Don seine Talente in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Er arbeitet als Agent für die European Special Intelligence (ESI), wo man ihn neckisch als „Psycho-Cop“ tituliert. Sein bester Freund beim Scotland Yard ist Terry Sheridan. Der ruft ihn zum Tatort eines Mordes, der Don auf die Spur des „Clubs der Höllensöhne“ bringt.

_Handlung_

In Folge 1 rief der „Höllensohn“ Fox die Nummer von Archie Ramsay an, einem Anwalt in London. Um mehr über Ramsays Verwicklung herauszufinden, stieg Don mit seinem Mentor Mac „Silver“ Sterling in die Kanzlei Ramsays ein und Don sah sich dessen PC an. Dort stieß er auf eine komplette Biografie seiner selbst und auf ein Foto von Elektra, das sie neben seinen Eltern zeigt. Vor 30 Jahren sah sie genauso aus wie heute! Weitere Fotos zeigen Dons Gutshaus in Glastonbury sowie das nahegelegene Stonehenge. Ein Datum, der 16.4., wird mit dem Projekt „666“ in Verbindung gebracht. Das ist übermorgen …

Don und Mac trennen sich, doch als Don vor seinem Haus eintrifft, wartet ein Killerkommando der „Höllensöhne“ auf ihn. Sie macht allerdings durch eine ferngesteuerte Überwachungsdrohne auf sich aufmerksam, deren Auftauchen Don rechtzeitig warnt. Der Anschlag schlägt fehl. Mac meint zu der Drohne, dass sie bestimmt teuer war. Wer kann sich so etwas leisten – außer der ESI?

Auf dem Weg nach Glastonbury, wo er das Projekt 666 der Höllensöhne vereiteln will, trifft Don ein psychologischer Schlag. Es ist Elektra, die mit ihm telepathisch Kontakt aufnimmt und ihn zu ihrem Quartier lotst: einem Landhaus mitten in der Pampa. Don gibt seinem Beschützer Mac und dessen Truppe von Söldnern Bescheid, was Sache ist. Bestimmt sind auch die Höllensöhne irgendwo in der Gegend, wenn sie sich in Glastonbury treffen wollen, beispielsweise auf dem Glastonbury Tor, einem Burghügel, der das Land überragt.

In Elektras Landhaus erhält Don zwar keine Antworten auf brennende Fragen, dafür aber brennende Küsse auf den Mund und andere Körperteile. Nach eifrigem Bettsport richten sich Dons Sinne jedoch wieder auf die Vorgänge draußen. Er greift nach seiner Pistole, weil ihn seine Präkognition davor warnt, was gleich passieren wird: Eine MG-Salve durchlöchert die Eingangstür, dann tritt einer der Killer die Haustür ein, bereit, alles niederzumachen, was ihm in den Weg tritt. Und genau das tut Elektra. Don stockt das Blut. Schüsse fallen …

_Mein Eindruck_

Sind die Zeiten vorbei, in denen sich Hörspielgeschichten um expliziten Sex und Blutfontänen herumdrücken konnten? Offenbar schon, aber da wir nicht mehr im 19., sondern im 21. Jahrhundert leben, erscheint das vielleicht sogar angemessen. Folglich spritzt das Blut mal wieder schön hörbar, und was den Sex anbelangt, so kann sich der Fan in dieser Folge dementsprechend satthören. Zunächst hört man nur leidenschaftliche Küsse , dann Reißverschlüsse und schließlich geht es richtig gut zur Sache. Und dabei weiß Don noch nicht einmal, wie alt seine Sparringspartnerin beim Bettsport ist.

Was die Sexszene jedoch etwas grotesk wirken lässt, ist der ständige Szenenwechsel zu den sich anschleichenden Widersachern und der sich somit anbahnenden Gewalt. Dies ist ebenso grotesk wie die ständigen Ortsmeldungen, die Don an seinen vermeintlichen Beschützer Mac Silver durchgibt. Wir wissen ja inzwischen, dass Mac ein Verräter ist. Das ungerechtfertigte Vertrauen Dons, das er in Mac setzt, setzt Don in das Licht eines leichtgläubigen Idioten. Das kann wohl nicht ganz im Sinne des Erfinders sein.

Der Höhepunkt dieser Episode und der absolute Tiefpunkt an Plot-Intelligenz ist die Szene in der Burgruine auf dem Glastonbury Tor. Es ist schon schlimm genug, dass hier mittelalterliche Mystik und übernatürliche Erscheinungen mit dem Auftreten modern aufgerüsteter Söldner vermischt werden. Von Romantik kann daher keine Rede sein. Aber der Sinneswandel, den Don an den Tag bzw. die Nacht legt, als Mac ihn angreifen will, ist völlig unplausibel. Offenbar unter dem Diktat eines schnellen Szenenablaufs wird aus dem Leichtgläubigen ein Wütender, der sofort zum Angriff übergeht. Davon, dass eigentlich seine Welt ins Wanken geraten müsste, fällt kein Sterbenswörtchen. Wie auch immer: Mac findet sein verdientes Ende, wenn auch anders als erwartet. Zum Überlegen hat Don ja später noch Zeit. Die Kraft, mit der Don seinen Mentor ausschaltet – woher mag sie wohl kommen? Ein weiteres Rätsel, das der Aufklärung harrt.

Ebenfalls etwas unbefriedigend bleibt die Figur der Elektra. Wir vermuten mit Don, dass sie eine Langlebige ist. Aus welchem Grund dies so ist, bleibt (noch) im Dunkeln. Eine mystisch-archaische Gestalt ist diese Lehrerin und Geliebte, die mit so vielen Geheimnissen hinterm Berg hält, dass Don eigentlich frustriert sein müsste. Er stellt jedoch seine Neugier hintan, um diese aufregende Frau lieben zu können. Dass sie es schon mit seinem Vater getrieben hat und um ein Haar Dons Mutter geworden wäre, ist nur das Sahnehäubchen im ödipalen Inzest-Plot, der uns hier mehr oder weniger unverblümt geboten wird. Auf dem Titelbild wird sie folgerichtig mit einem aufregenden Vorbau dargestellt.

|Die Sprecher / Die Inszenierung|

Dies ist die Stunde – das Hörspiel ist 54 Minuten lang – der Pistolen und Gewehre. Schon die erste Szene endet mit Schüssen vor Dons Haus, und im Landhaus Elektras geht das Geballere weiter, um schließlich auf dem Burghügel seinen Höhepunkt zu finden. Wenigstens lässt sich bei dieser dritten Szene der Regisseur einen Trick einfallen. Die Schüsse fallen zwar, werden aber nur über das Walkietalkie Mac Silvers hörbar. Dito die Schreie von Macs Männern. Dieser schon in der antiken Tragödie eingesetzte „Mauerschau“-Effekt distanziert den Zuhörer vom blutigen Geschehen, präsentiert uns aber gleichzeitig Macs entsetzte Reaktion auf das Gemetzel an seinen Männern. Außerdem stellt es ihn und uns vor ein Rätsel: Was konnte diese hochgerüsteten Baller-Männer so leicht töten? Diese Szene ist also relativ trickreich gestaltet.

Stichwort „Walkietalkie“. „Krks! Krks!“, tönt es fortwährend in der gesamten Glastonbury-Aktion. Dieser Ton gehörte auch schon in den „John Sinclair“-Hörspielen zum Standardrepertoire in Oliver Dörings Soundeffekt-Arsenal. Zum „Krks! Krks!“ kommt der Filter hinzu, der das aus dem Walkietalkie dringende Wort elektronisch verzerrt klingen lässt. Ein weiterer Verzerrfilter wird bei der Übertragung in der Kommunikation mit dem Meister der Höllensöhne eingesetzt. All diese moderne Technik steht in groteskem Kontrast zu den mittelalterlichen Erscheinungen auf dem Burghügel, die direkt aus einer Sage über Merlin und Artus stammen könnten. Für manche Hörer könnte dieser Kontrast jedoch erst den besonderen Reiz der neuen Hörspielserie ausmachen, wer weiß?

Der Einsatz von Musik ist absolut minimal. Eine Piano-Kadenz mit einem ständig wiederholten Motiv ist beispielsweise für den Übergang in eine neue Szenenfolge zuständig. Außerdem bestreitet das Titelmotiv der Serie das Intro und das Outro. Songs wie in der 1. Folge gibt es diesmal keine, was ich wirklich schade finde.

_Unterm Strich_

„Don Harris“ ist ein Geisterjäger der modernen Art. Und wie sein Schicksalsgenosse John Sinclair, Hauptfigur einer schier endlosen Horror-Serie aus den siebziger Jahren, ist er von höheren Mächten (seinem Autor) auserkoren worden, die Übel und Schurken der Gegenwart zu bekämpfen. Seltsamerweise agieren selbige „Höllensöhne“, als befänden sie sich noch im tiefsten Mittelalter. Da ist die Rede von der „Zahl des Tiers“, das heißt: der des Antichristen. Und folglich geht es wieder mal, interpretierend gesprochen, um den alten christlichen Kampf der Engel und Heiligen mit den Vertretern und Schergen des Widersachers alias Satan alias Luzifer.

Don Harris ist als Streiter des Lichts mit besonderen Psi-Gaben versehen, doch ob diese ihm immer wieder aus der Patsche helfen, ist noch offen. Anscheinend muss er noch stärker werden. Doch je stärker er wird, desto furchteinflößender werden auch seine Gegner. Zum Glück muss er nicht alleine kämpfen, Terry und Elektra stehen ihm bei.

Das Hörspiel ist von |WortArt| und |Random House| sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der trivialen Handlung etwas Filmglamour. Die zahlreichen Soundeffekte sind Dörings Markenzeichen – er setzt sie auch gerne in seinen „John Sinclair“-Hörspielen ein, um Authentizität zu vermitteln. Schließlich hat heute jeder Cop und Bösewicht so ein Walkietalkie oder Handy, oder? Nur die Figuren und ihre intelligenzfreien Dialoge stören mich.

Da auch diese Episode mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet, ist es höchste Zeit für die Fortsetzung.

|54 Minuten auf 1 CD|
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John Grisham – Der Polizist

Die Handlung:

Jake Brigance, Held der Bestseller „Die Jury“ und „Die Erbin“, ist zurück. Diesmal steht er als Pflichtverteidiger im Zentrum eines aufsehenerregenden Mordprozesses in Clanton, Mississippi. Sein Mandant Drew Gamble soll einen örtlichen Deputy umgebracht haben. Die Mehrheit von Clanton fordert lautstark einen kurzen Prozess und die Todesstrafe. Dabei ist Drew Gamble gerade einmal 16 Jahre alt. Jake Brigance arbeitet sich in den Fall ein und versteht schnell, dass er alles tun muss, um den Jungen zu retten. Auch wenn er in seinem Kampf für die Wahrheit nicht nur seine Karriere, sondern auch das Leben seiner Familie riskiert. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Bei der Menge an Justiz-Romanen (dies ist der 35.) ist es nicht schlimm, wenn dem einen oder anderen der Name Jake Brigance nichts sagt. „A Time to Kill“ (dt. DIE JURY) stammt aus dem Jahr 1989 und war der erste der Reihe. „Sycamore Row“ (2013, dt. DIE ERBIN, 2014) kam viele Jahre später.

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Poe, Edgar Allan – Edgar Allan Poes Meistererzähler

_Gute Sprecher für eine repräsentative Poe-Auswahl_

Zehn Meistererzählungen von Edgar Allan Poe, dargebracht von Meistererzählern wie Pinkas Braun, Martin Held, Wolfgang Kieling, Hannes Messemer, Richard Münch, Hans Paetsch, Heinz Reincke, Werner Rundshagen und Klaus Stieringer. Die Vorträge dieser Sprecher stammen aus der Zeit zwischen 1958 und 1983, als die Rundfunklesung noch eine geschätzte Kunst war. (gekürzte Verlagsinfo) Viele dieser Sprecher sind bzw. waren professionelle Schauspieler und wissen Poes bekannteste Erzählungen wirkungsvoll vorzutragen.

_Der Autor_

Edgar Allan Poe (1809-49), das Kind verachteter Schauspieler, wurde mit zwei Jahren zur Vollwaise und wuchs bei einem reichen Kaufmann namens John Allan in Richmond, der Hauptstadt von Virginia auf. Während der Vater ihn nie akzeptierte, liebt Edgar seine Ziehmutter, die sich seiner annahm, umso mehr. Von 1815 bis 1820 erhielt Edgar eine Schulausbildung in England. Er trennte sich 1827 von seinem strengen Ziehvater, um Dichter zu werden, veröffentlichte von 1827 bis 1831 insgesamt drei Gedichtbände, die allesamt finanzielle Misserfolge waren. 1828 starb mit Mrs. Allan seine wichtigste Bezugsperson, und er zog zu seiner Tante „Muddy“ Clemm in Baltimore.

Von der Offiziersakademie in West Point wurde er am 28. Januar 1831 verwiesen, sein Bruder William stirbt im August. 1833 gewann er 50 Dollar für seine Story „MS. Found in a Bottle“, die einen Kaufmann auf ihn aufmerksam machte, der ihn förderte. Dadurch konnte er sich als Herausgeber mehrerer Herren- und Gesellschaftsmagazine, in denen er eine Plattform für seine Erzählungen und Essays fand, seinen Lebensunterhalt sichern. Allerdings schuf er sich durch seine scharfen Literaturkritiken zahlreiche Feinde.

1845/46 war das Doppeljahr seines größten literarischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolgs, nachdem am 20. Januar 1845 sein Gedicht „The Raven“ auf größte Begeisterung gestoßen war, und das sowohl bei den Lesern als auch bei der Kritik. Er wurde Vortragsreisender und Partner bei einer Zeitschrift, die allerdings bankrott ging.

Dem Erfolg folgte bald ein ungewöhnlich starker Absturz, nachdem seine Frau Virginia, die Tochter seiner Tante (1822-1847, verheiratete Poe ab 1836, krank ab 1842), an der Schwindsucht gestorben war. Er verfiel dem Alkohol, eventuell sogar Drogen, und wurde – nach einem allzu kurzen Liebeszwischenspiel mit der 45-jährigen Dichterin Sarah Helen Whitman – am 3. Oktober 1849 bewusstlos in Baltimore aufgefunden. Er starb an „Hirnfieber“ am 7. Oktober im Washington College Hospital. (Das Rätsel um seinen Tod wurde unter anderem von Matthew Pearl in [„Die Stunde des Raben“ 3552 zu einem Roman verarbeitet.)

Poe gilt als der Erfinder verschiedener literarischer Genres und Formen: Detektivgeschichte, psychologische Horrorstory, Science-Fiction, Shortstory. Neben H. P. Lovecraft gilt er als der wichtigste Autor der Gruselliteratur Nordamerikas. Er beeinflusste zahlreiche Autoren, mit seinen Gedichten und seiner Literaturtheorie insbesondere die französischen Symbolisten. Seine Literaturtheorie nahm den New Criticism vorweg.

Er stellt meines Erachtens eine Brücke zwischen dem 18. Jahrhundert und den englischen Romantikern (sowie E.T.A. Hoffmann) und einer neuen Rolle von Prosa und Lyrik dar, wobei besonders seine Theorie der Shortstory („unity of effect“) immensen Einfluss auf Autoren in Amerika, Großbritannien und Frankreich hatte. Ohne Poe sind Autoren wie Hawthorne, Twain, H. P. Lovecraft, H. G. Wells und Jules Verne, ja sogar Stephen King und Co. schwer vorstellbar. Insofern hat er den Kurs der Literaturentwicklung des Abendlands maßgeblich verändert – in nur 17 Jahren des Publizierens.

_Die Erzählungen und Sprecher_

_1) Das Faß Amontillado_ (13:34 Minuten, gelesen von Werner Rundshagen)

Warum mauert Montresor seinen Freund Fortunato im Weinkeller des Familiengutes ein? „By the last breath of the four winds that blow / I’ll have revenge upon Fortunato …“ heißt es in Alan Parsons Song. „Nemo me impune lacessit“ lautet das Motto der Familie Montresor: „Niemand beleidige/verletze mich ungestraft“. Na, und der überhebliche Fortunato hat seine Strafe sicherlich verdient.

|Mein Eindruck|

Poe erzählt seine Rachestory sehr anschaulich, als habe er sie für einen Film schreiben wollen. Allerdings stammt der letzte verfügbare Wortlaut gar nicht von ihm, sondern von seinem schlimmsten Feind, der seinen Nachlass verwalten durfte …

|Der Sprecher|

Werner Rundshagen trägt mit einer kräftigen Stimme sehr deutlich und nuanciert vor. Wenn der betrunkene Fortunato mal spricht, lallt Rundshagen allerdings nicht, deutet nur eine „schwere Zunge“ an. Einmal lacht Fortunato leise in sich hinein, das klingt dann angesichts seiner Lage schon unheimlich. Leider spricht Rundshagen den Namen „Amontillado“ nicht wie es sich gehört spanisch aus, sondern deutsch, also mit einem L statt einem J.

_2) Das ovale Portrait_ (10:00 Minuten, gelesen von Wolfgang Kieling)

Der müde und fiebrige Wanderer hat Zuflucht in einem italienischen Bergschloss gefunden und ruht sich nun im Schlafzimmer aus. Es ist mit einer berühmten Gemäldesammlung ausgestattet, zu der er sogar einen Führer lesen kann. Als er den Kandelaber verschiebt, um das Buch besser lesen zu können, fällt das Licht auf ein kleines Bild in einer Nische: ein ovales Porträt einer jungen Frau. Es ist erstaunlich lebensecht.

Der Führer erzählt dazu die grauenerregende Geschichte seiner Entstehung … Die junge Frau liebte den Maler des Bildes so leidenschaftlich, dass sie bereit war, für ihn wochenlang Modell zu sitzen. Doch je länger der Maler pinselte, um das Bild so lebensecht wie möglich zu gestalten, desto blasser und kränklicher wurde dessen Vorlage. Und während die Bewunderer des Malers von der Qualität des Bildes schwärmten, merkten weder sie noch der Maler, wie schlecht es dem Modell ging. Kaum war der letzte Pinselstrich getan, starb sie!

|Mein Eindruck|

Die kurze aber anschaulich erzählte Geschichte behandelt den metaphysischen Zusammenhang zwischen Kunst und Liebe bzw. Leben. Die Rivalin der jungen Frau ist die Kunst, wie sie selbst weiß, und doch opfert sie sich dieser, um der Liebe zu ihrem Maler willen. Jeder Künstler bringt der Muse Opfer, um ihr dienen zu können, und allzu oft besteht das Opfer in Liebe, manchmal sogar in Leben. Vielleicht ist dies nicht nur ein romantisches Motiv.

|Der Sprecher|

Wolfgang Kieling ist mir als hervorragender Schauspieler bekannt. Seine Stimme ist tief und volltönend, er intoniert die Sätze deutlich und erzeugt gehörige Spannung. Wunderbar.

_3) Das verräterische Herz_ (14:10 Minuten, gelesen von Heinz Reincke)

Der verrückte Ich-Erzähler plant detailliert den perfekten Mord an einem alten Mann, dessen eines „Geierauge“ ihm Furcht und Wut einflößt. Die Tat gelingt, doch aufgrund seines überfeinen Gehörs vermeint der (wahnsinnige) Bösewicht, das Herz des Getöteten wieder schlagen zu hören, justament als er die Polizei im Hause hat …

|Mein Eindruck|

Wahnsinn, überfeinerte Sinne und vorzeitige Beerdigung sind die Standardthemen Poes. „Das verräterische Herz“ ist kurzer, psychologischer Thriller um Schuld und Sühne. Er ist nicht nur sehr anschaulich geschildert, sondern auch zu einem grauenerregenden Finale hin konzipiert.

|Der Sprecher|

Heinz Reincke ist bzw. war ein temperamentvoller Volksschauspieler, der in unzähligen TV-Serien des NDR auftrat. Bereits 1958 entstand diese unvergessliche Aufnahme. Reincke liest sehr flott vor, gestaltet seinen Erzähler als gehässigen und wahnsinnigen, aber auch ungeheuer selbstverliebten Typen. Wenn der Mord erfolgt, wird der Vortrag beschleunigt, drängend und angstvoll – wir fiebern geradezu mit. Nach diesem ersten Höhepunkt gelangt Reincke wieder in ruhiges Fahrwasser – Erleichterung macht sich breit. Dann folgt Nervosität, schließlich wieder Panik und Wahn. Am Schluss überschlägt sich Reinckes Stimme fast, wird richtig laut, als es das Unfassbare zu äußern gilt: Das Herz des Alten schlägt wieder!

_4) Der Massenmensch_ (27:45 Minuten, gelesen von Klaus Stieringer)

Der Erzähler sitzt eines Tages in einem Café in London und teilt die Passanten in Klassen ein. Er ist offenbar ein genauer Beobachter. Da bemerkt er einen ungewöhnlichen, alten Mann, weil er aussieht wie der „Erzfeind“, der Teufel, persönlich. Er folgt ihm den ganzen Tag hindurch, wie der sich durch die Menge schiebt und nirgendwo eine Rast einlegt, um sich zu stärken oder zu ruhen. Nein, der Mann, der Dolch und Diamant unter seinem Mantel stecken hat, sucht immerzu nur die Menge. Und als sich ihm sein Verfolger in den Weg stellt, schaut er nicht auf, sondern umgeht ihn einfach.

|Mein Eindruck|

Die ungewöhnliche, völlig handlungslose Story ist die detailliert beobachtende Studie eines neuen psychologischen Typus, wie er nur in der Stadt vorkommt: der Mensch, der nur zufrieden ist, wenn er in einer Menschenansammlung anonymen Kontakt findet. Dass dieser Typ keine menschlichen Bedürfnisse an den Tag legt, macht ihn zu unheimlich. Poe schreibt ihm Schuld zu, aber woher diese rührt, bleibt unklar.

|Der Sprecher|

Klaus Stieringer ist ein beherrscht und deutlich artikulierender Sprecher. Mit Pausen vor jedem wichtigen Wort hebt er dessen Bedeutung für jeden Satz und Gedankengang hervor. So entsteht vor dem geistigen Auge des Hörers ein lebendiges Bild, das zunehmend unheimlichere Züge gewinnt …

_5) Die Maske des Roten Todes_ (14:00 Minuten, gelesen von Hannes Messemer)

Diesmal hat Fürst Prospero sich in eine burgartige Abtei vor den Verheerungen, welche die Pestilenz in seinem Land anrichtet, zurückgezogen. Trotz des Todes draußen schmeißt er eine Party, bei der sich tausend Ritter und Damen verkleiden dürfen (Maske = Maskenball), um der Schönheit in den unterschiedlich ausgestatteten Zimmers seines Refugiums zu huldigen. Als er jedoch einen unverschämt auftretenden Burschen erblickt, der es wagt, als Pestkranker aufzutreten, kennt sein Zorn keine Grenzen. Er verfolgt ihn, treibt ihn in die Enge, um ihn zur Rede zu stellen – und erlebt sein rotes Wunder …

|Mein Eindruck|

Poe hat zahlreiche Gedichte über den Tod und dessen unentrinnbare Herrschaft geschrieben, denn er war ja selbst ständig vom Tod umgeben. Auch seine junge Frau Virginia Clemm starb an der Schwindsucht. Er nannte den Tod „den Zerstörer“ und „Eroberer Wurm“. Auch in „Die Maske des Roten Todes“ ist der Tod unentrinnbar, und alles Schöne muss vergehen, insbesondere, wenn es so frivol wie von Fürst Prospero zelebriert wird.

|Der Sprecher|

Hannes Messemer trägt auf eine recht altmodische Weise vor, die inzwischen überholt ist. Man merkt nämlich, dass er den Hörer bewegen und erreichen will. Er gestaltet den Text aber sehr abwechslungsreich: mal heiter, mal ahnungsvoll, mal schnell, dann wieder langsam. Mitunter versteigt er sich zu einer Emphase, die harte Konsonanten wie K geradezu hervorschleudert. Auch der Höhepunkt ist sehr effektvoll „inszeniert“, voll Dramatik.

_6) Der wahre Sachverhalt im Falle Waldemar_ (28:10 Minuten, Pinkas Braun)

Die esoterische Modewissenschaft Mesmerismus (nach einem gewissen Monsieur Mesmer) wurde auch als Magnetismus bezeichnet und erregte seinerzeit – also zwischen 1840 und 1850 – einiges Aufsehen. Sie ähnelt der Hypnose, wird aber anders angewandt.

In der Erzählung verlängert Poe damit die Existenz der Seele von M. Waldemar, einem Opfer der Schwindsucht, nach dem Ableben des hinfälligen Körpers. Alle Schritte beim Vorgehen werden minutiös aufgezeichnet, so dass ein sehr realistischer Eindruck entsteht. Kann der Einzug des Todes in den Körper von M. Waldemar wirklich aufgehalten werden, lautet die Kardinalfrage. Doch es gibt eine ziemlich grässliche Pointe.

|Mein Eindruck|

Der Ich-Erzähler weiß seine (inzwischen verfilmte) Geschichte von der Aufhebung des Todes wohldosiert zu vermitteln. Das Unbehagen an der ganzen unnatürlichen Sache wächst, bis ganz am Schluss, im letzten Satz, das Grauen mit voller Wucht zuschlägt: das ist die „punch-line“, die den Leser bzw. Hörer in die Magengrube trifft. Poe konnte schon immer sehr effektvoll erzählen, aber hier hat er ein Meisterstück abgeliefert. Die Übersetzung des „Ulysses“-Übersetzers Hans Wollschlägers trägt zusätzlich zur starken Wirkung bei. Allerdings wimmelt es vor Fachausdrücken. Aber das ist ja bei Poe stets der Fall.

|Der Sprecher|

Pinkas Braun verfügt über eine tiefe, sonore Stimme, mit der er seine Sätze sehr deutlich, beherrscht und analytisch hervorhebend vorträgt. Seine Aussprache des Französischen ist makellos. Nur ganz am Schluss lässt er zu, dass er seinem Ekel heftig Ausdruck verleiht.

_7) Der schwarze Kater_ (28:10 Minuten, gelesen von Martin Held)

Der Erzähler ist der trunksüchtige Ehemann einer zartfühlenden und tierlieben Gattin. Sie hat als liebstes Haustier einen Kater namens Pluto, der laut schnurrt, wenn man ihn streichelt. Das tut der Ehemann jedoch nie. Im Gegenteil: Die Augen der Katze lassen ihn sich irgendwie schuldig fühlen, dass die Trunksucht, der er sich hingibt, und die Misshandlungen, die er an seiner Frau begeht, ein großes Unrecht seien. Im Vollrausch sticht er Pluto ein Auge aus, später erhängt er das wehrlose Tier. Bei einem Feuer brennt das Haus bis auf die Grundmauern nieder und das mittellose Ehepaar muss umziehen.

Um diese Gedanken der Schuld zu vertreiben, ertränkt er sie immer öfter in Alkohol. Bis er schließlich auch im Wirtshaus eine schwarze Katze bemerkt, die er mit nach Hause nimmt. Doch aus Zuneigung wird schon wieder Hass und Abscheu gegen das vermaledeite Katzenvieh. Als er auf der Kellertreppe über es stolpert, will er es töten, doch seine Frau fällt ihm in den Arm. Er schlägt ihr den Schädel ein und mauert die Tote in einem „blinden“ Kamin (der nirgendwo hinführt) im Keller ein. Die Katze jedoch ist verschwunden und er kann wieder selig schlafen, selbst nach dem Mord. Doch der Fluch der bösen Tat fordert Sühne …

|Mein Eindruck|

Die Story ist ein psychologischer Thriller um Schuld und Sühne, mit einem typischen Poe-Motiv: lebendig begraben sein. Doch das Neue an der Geschichte besteht darin, dass die Bestrafung nicht von außen erfolgt, etwa durch göttliche oder fürstliche Intervention. Vielmehr kommt dieser Impuls von innen, aus der Psyche des unbestraften Verbrechers selbst: Er muss sich selbst entlarven, um Erlösung von der Last seiner Schuld zu erlangen. Schon lange vor Freud also wird tiefer schürfende Psychologie als Triebfeder einer Story-Handlung eingesetzt.

|Der Sprecher|

Martin Held war für mich einer der sympathischsten und integersten Schauspieler seiner Generation. Seine Stimme ist angenehm mitteltief, seine Intonation mitfühlend, sein Vortrag einfühlsam. Triumph und Erleichterung wechseln sich hörbar mit Angstpsychose ab. Wie bei Reincke mündet auch sein Vortrag in den Aufschrei eines gequälten Wahnsinnigen.

_8) Hopp-Frosch_ (17:30 Minuten, Hannes Messemer)

Froschhüpfer ist ein Krüppel und Zwerg, der als Hofnarr an des Königs Hof Possen treiben muss. Er wurde mit seiner wohlgestalten Freundin Tripetta aus seiner Heimat verschleppt, die man ebenfalls mies behandelt. Eines Tages wollen der König und seine sieben fetten Minister ganz besonders einfallsreiche Kostüme für den Maskenball tragen. Hüpfer hat eine „zündende“ Idee, wie er sich für erlittene Qualen rächen kann, schlägt ihnen Orang-Utan-Verkleidung vor und kettet sie aneinander. Das wird eine „feurige“ Überraschung.

|Mein Eindruck|

Poes letzte zu seinen Lebzeiten veröffentlichte Erzählung wird häufig als Allegorie auf seine Rache an seinen Kritikern aufgefasst. Diese saßen vor allem in New York und unternahmen alles, um diesen unbequemen Mahner und Kritiker aus dem tiefen Süden zum Verstummen zu bringen. Sie erreichten ihr Ziel – fast.

|Der Sprecher|

Hannes Messemer trägt ebenfalls auf eine recht altmodische Weise vor. Sein König ist ein laut polternder Tyrann, dem jede Schlechtigkeit zuzutrauen ist und der grausam zischt, wenn er seinen Hofnarren, den Zwerg Hopp-Frosch, schikanieren will. Der Höhepunkt ist sehr effektvoll und dramatisch „inszeniert“.

_9) Berenice_ (27:50 Minuten, Hans Paetsch)

Der Träumer und die schöne Titelfigur sind Cousin und Kusine, doch während er sich schwächlich zurückhält, bewundert er an ihr das blühende Leben. Dieses Verhältnis ändert sich schlagartig, als Berenice – ähnlich wie Poes echte Frau Virginia Clemm – an Tuberkulose und Auszehrung erkrankt. Dabei verfällt sie mitunter in einen todesähnlichen Zustand der Trance.

Der Träumer wiederum ist einer Monomanie verfallen, die ihn in einen Geisteszustand verfallen lässt, in dem er sich stundenlang auf nur einen Gegenstand konzentriert. Er scheint dadurch in eine Art Geistesabwesenheit zu geraten. Trotzdem heiraten die beiden. Das Verhängnis ist unausweichlich, als ihm Berenices unglaublich weiße und lange Zähne auffallen …

|Mein Eindruck|

Vielfach ist diese unheimliche Erzählung als Vampirgeschichte interpretiert worden, denn wozu sonst sollte Berenice derart lange Zähne aufweisen? Das Thema der verbotenen Beinahe-Geschwisterliebe erinnert zudem an das unselige Geschwisterpaar Madeleine und Roderick Usher. Klar, dass daraus nichts Gutes entstehen kann.

Und dass es schließlich zu einer abscheulichen Grab- und Leichenschändung kommt, dürfte kaum noch jemanden verwundern. Allerdings ist die Schuldfrage nicht eindeutig zu klären. Hat Berenice Schuld an ihres Cousins somnambulem Zustand, so dass er unter Amnesie zu leiden beginnt? Wenn ja, dann kann er nicht für seine Untat verantwortlich gemacht werden.

|Der Sprecher|

Hans Paetsch ist die Stimme des „Märchenonkels“ schlechthin. Er unzählige Märchen aufgenommen. Hier zeigt er sich von seiner kultivierten Seite. Er spricht das Französische ebenso makellos aus wie das Latein, das der Erzähler zitiert – und das leider nicht übersetzt wird. Diese sprachlichen Hürden haben wohl dazu geführt, dass diese Erzählung nur selten abgedruckt wird. Paetsch trägt intensiv, deutlich und genau hervorhebend vor. Auch hier gibt es einen gruseligen und effektvollen Höhepunkt.

_10) Der Fall des Hauses Ascher_ (ca. 52:00 Minuten, Richard Münch)

Der Berichterstatter ist in das Haus Usher eingeladen, geradezu vorgeladen worden. Es entragt einem schwarzen Teich, der ominös schimmert und in dem ein Riss in der Fassade verschwindet. Das Gemütsleiden Roderick Ushers, des Letzten seines Geschlechtes, hat seine Sinne unglaublich verfeinert, so dass jede Sinneswahrnehmung für ihn Marter bedeutet. Daher sind alle Vorgänge zugezogen, jeder Laut ist gedämpft, und es brennt keine einzige Kerze. Erst nach einer Weile, als sich seine Augen angepasst haben, erkennt der Gast in der Düsternis Rodericks ausgemergeltes Gesicht und erschrickt. Der eigentliche erst 30 Jahre alte Mann sieht aus wie der Tod. Er sagt, er freue sich aufs Sterben wie auf eine Erlösung. Aber er warnt ihn vor dem Wahnsinn seiner Schwester Madeline.

Tatsächlich glaubt er sogar, seine verstorbene, geliebte Schwester Madeline sei noch am Leben und suche ihn jede Nacht heim. Roderick taucht nachts im Zimmer des Gastes auf und führt ihn in den Keller, um ihm etwas zu zeigen: Es sind die Katakomben des Herrensitzes. In einem riesigen Saal sieht man in Nischen in den Wänden Hunderte von Särgen liegen – Generationen von Ushers. Die Gruft liegt unterhalb der Oberfläche des Sees, der gegen ihre Mauern drückt. In zwei der Nischen stehen bereits die Särge für Madeline und Roderick bereit. Der Gast findet dies höchst makaber.

Tage vergehen. An einem Regentag teilt Roderick seinem Jugendfreund mit, dass Madeline gestorben sei. Ohne geistlichen Beistand wird die Schönheit im vorbereiteten Sarg bestattet. Hier soll sie liegen – volle vierzehn Tage lang, wie Roderick es angeordnet hat.

Was dem Gast so seltsam vorkam, enthüllt sich schon bald als wohlbegründet. Als ein Sturm heraufzieht und ein irisierendes Licht im Nebel über dem schwarzen Teich liegt, bemächtigt sich seiner eine panische Beklemmung. Durch Vorlesen eines Ritterromans versucht er, diese Stimmung zu vertreiben, doch vergeblich. Auf einmal hört er seltsame Geräusche vor der Tür, als würde Holz reißen und Metall poltern, genau wie in dem Ritterroman. Roderick starrt wie gebannt auf die Tür zu seinem Gemach, ein Klopfen ist zu hören, die Tür öffnet sich und davor steht: Lady Madeline!

|Mein Eindruck|

Geschwisterliebe, Inzucht, Lebendigbegrabensein, überfeinerte Sinne eines dekadenten Adeligen – hier feiert Poe das volle Arsenal seiner Obsessionen ab. Die Wirkung dieser Erzählung – zumal in Arno Schmidts fulminanter Übersetzung – auf den Hörer ist umwerfend, die Wirkung auf Poes Epigonen war enorm. Lovecraft versuchte immer wieder, diese Meisterschaft zu erreichen und erzählte von verruchten Ritualen in Neu-England, ging dann aber schließlich über Poe hinaus und schuf seinen eigenen Schöpfungsmythos.

|Der Sprecher|

Richard Münch trägt deutlich und genau betonend vor, sehr kontrolliert. Das ist auch nötig, um die komplizierten Schachtelsätze, die Arno Schmidt nach Poes Vorbild schuf, bewältigen zu können. Hier sind ein gutes Gedächtnis und viel Aufmerksamkeit gefordert. Es gibt nicht nur viele Fremdwörter, sondern auch befremdlich veraltete deutsche Ausdrücke. So gehen wohl auf Schmidts Konto Ausdrücke wie „Empfindnisse“, „altfränkisch“ oder „gaumig“.

In der Wiedergabe des Ritterromans passt die veraltete Ausdrucksweise, sonst aber weniger. Kurz vor dem Höhepunkt wird Münch recht leise, um Rodericks Gemurmel wiederzugeben, dann jedoch bricht der Wahn der Situation herein, als Lady Madeline ihren Bruder abholt …

_Unterm Strich_

Von diesen guten Sprechern vorgetragen, entfalten die schaurigen Erzählungen Edgar Allans Poes erst richtig ihren besonderen Reiz: das Grauen vor den zahlreichen Tabubrüchen, die hier entweder überfeinerte Hypochonder oder durchgeknallte Verrückte begehen. Schaurige Experimente wie der „Fall M. Waldemar“ oder triumphale Racheakte wie in „Hopp-Frosch“ weiten den Horizont der Ideen in der Literatur aus.

Es finden sich aber auch genaue Beobachtungen wie der „Massenmensch“, der zunächst wie ein ganz normaler Stadtbürger aussieht, aber zunehmend eine unheimliche Präsenz entfaltet, so dass man es sich zweimal überlegt, ob man abends noch auf die Straße geht. Die Rolle der Psychologie kommt auch in den Verbrechergeschichten „Der schwarze Kater“ und „Das verräterische Herz“ zum Tragen. Die Sühne für die Untat wird nun von innen angestoßen und nimmt so Freud vorweg.

Die Sprecher sind in der Regel gestandene und beliebte Schauspieler wie Heinz Reincke oder Martin Held, aber auch Sprechkünstler wie Pinkas Braun und Klaus Stieringer. Hannes Messemer, der Senior unter den Sprechern, befleißigt sich eines veralteten Stils. Mit gefühlvoller Emphase will er denjenigen Effekt des Textes, der ihm am wahrscheinlichsten scheint, auch im Hörer erzeugen, ihn also steuern. Das ist zwar löblich, wenn Messemer ein Lehrer und der Zuhörer sein Schüler wäre, aber für die anderen grenzt es doch an Oberlehrerhaftigkeit.

Wie immer bei Poe stellen die Texte hohe Ansprüche an die Allgemeinbildung. In „Berenice“ wird französisch und Latein gesprochen, ohne dass eine Übersetzung geliefert würde. Das könnte relativ frustrierend sein. Meine eigenen entsprechenden Kenntnisse sind schon längst eingerostet.

|235 Minuten auf 3 CDs
Aus dem US-Englischen übersetzt von Hans Wollschläger, Arno Schmidt und anderen|
http://schall-und-wahn.de
http://www.random-house-audio.de

Stephen King – Später

Die Handlung:

Wer einmal stirbt, dem glaubt man nicht…
Jamie Conklin wirkt wie ein normaler neunjähriger Junge. Seinen Vater kennt er nicht, seiner Mutter Tia, einer Literaturagentin, steht er sehr nahe. Die beiden haben ein Geheimnis: Jamie kann mit den Geistern kürzlich Verstorbener reden. Und sie müssen all seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Tia hat sich gerade aus großer finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner Bestsellersaga bleibt unvollendet – wäre da nicht Jamies Gabe… Die beiden treten eine Reihe unabsehbarer Ereignisse los, und schließlich geht es um, nun ja, Leben und Tod.(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dies ist der dritte Roman, den Stephen King nach „Colorado Kid“ (2005) und „Joyland“ (2013) für die in den USA beliebte HARD-CASE-CRIME-Reihe geschrieben hat. Diese Geschichten orientieren sich auch von der Gestaltung der Cover her an den Krimis der 1940er-1960er. Außerdem erscheint dieser Roman stilecht in den USA direkt als Taschenbuch und nur als limitierte Auflage später noch mal mit zwei weiteren Cover als Hardcover-Variante.

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Delafosse, Jérôme – Im Blutkreis (Hörbuch)

_Im Zeichen der Engel: Genetischer Terrorismus_

Der Wissenschaftler Nathan Falh ist in geheimer Mission als Taucher auf dem Schiff „Pole Explorer“ unterwegs, als es in aktischen Gewässern zu einem schweren Tauchunfall kommt. Nathan erwacht in einer norwegischen Klinik aus dem Koma und hat sein Gedächtnis verloren. Verzweifelt beginnt er, seine Vergangenheit zu erforschen. Offenbar hat er weder Familienangehörige noch Bekanntschaften.

In Italien stößt er auf ein mysteriöses Manuskript aus dem 17. Jahrhundert. Darin ist die Rede vom „Blutkreis“, einem Geheimbund, der bis auf die Kopten zurückreicht, äthiopische Christen. Je mehr er darüber erfährt, desto deutlicher zeichnet sich eine mörderische Verschwörung ab, in die er selbst verstrickt ist. Sein Weg führt ihn in die Nekropole Napata zum „Schwarzen Kloster“. Dort kommt es zu einem blutigen Kampf, bis Nathan Hilfe von völlig unerwarteter Seite erhält … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Jérôme Delafosse wurde 1972 in der Bretagne geboren. Als Fotoreporter arbeitet er für die bedeutendsten europäischen Zeitschriften. Zudem dreht er Dokumentarfilme für das Fernsehen und ist professioneller Taucher. „Im Blutkreis“ ist sein Thrillerdebüt und wurde in mehr als zehn Sprachen übersetzt.

Er liest eine von Leif Hallerbach gekürzte Fassung. Regie führten Ingo Gregus und Kathrin Weick. Den Ton steuerte Rainer Zuber.

_Der Sprecher_

Simon Roden, geboren 1972, ist Rechtsanwalt in Köln und seit 1986 als Sprecher tätig. Seine Stimme kennt man insbesondere aus zahlreichen Kultur- und Wirtschaftssendungen des Rundfunks. Daneben arbeitet er als Hörspiel- und Synchronsprecher für Fernseh- und Kinoproduktionen. In Lesungen widmet er sich sowohl klassischer Literatur und Lyrik als auch so genannter junger Literatur.

_Handlung_

|PROLOG|

Julien erwacht, als seine Mutter Isabelle nach ihrer Tochter Clémence ruft, doch sein Vater beruhigt sie. Julien hat Angst, denn er spürt eine Bestie ums nächtliche Haus schleichen. Als Isabelle hinauseilt, um Clémence zu suchen, fallen Schüsse, und sie bricht vor Juliens Augen zusammen. Männer eilen herein, Schüsse fallen, und auch sein Vater stirbt. Julien ist sich sicher, dass ihn die Bestie holen wird …

|Haupthandlung|

Der Mann erwacht im Bett einer Klinik. Er ist ans Bett geschnallt, Infusionsschläuche führen in seinen Körper. Beim zweiten Erwachen steht eine hübsche Blondine an seinem Bett und stellt sich als Lisa Larsen vor. Er befinde sich in Hammerfest, Norwegen, in der Neurologischen Klinik. Er beantwortet ihre Fragen auf Englisch: Nein, er könne sich an nichts erinnern. Er habe einen schweren Tauchunfall gehabt, als er mit dem Forschungsschiff der Gesellschaft HYDRA aus Antwerpen unterwegs gewesen sei. Das sagt ihm nichts. Deshalb habe ihn ein Hubschrauber vom Schiff hierher gebracht.

Er erfährt, dass er Nathan Falh heiße und aus Paris stamme. Dr. Larsen kann keinen Angehörigen erreichen und er sich an keinen erinnern. Er habe retrograde Amnesie, das heißt, sein autobiografisches Gedächtnis sei nicht verloren, aber unzugänglich, wie ein tauber Körperteil. Es gebe Therapien, doch die seien langwierig, bis zu sechs Jahre lang. In der Cafeteria der Klinik spricht ihn ein Hüne an, der sich als Dr. Erik Strom vorstellt. Nathan meint, ihn schon mal gesehen zu haben. Aber etwas stimmt nicht mit Strom, und als er Dr. Larsen davon erzählt, weiß sie von keinem Dr. Strom. Das alarmiert Nathan: Er beschließt abzuhauen.

Doch selbst das Verlassen der Klinik ist nicht einfach: Er muss zwei starke Männer ausschalten, die es auf ihn abgesehen haben, und das Auto eines Arztes klauen, um endlich nach Hammerfest fahren zu können. Wenn man ihn sucht, kann er nicht von hier aus das Flugzeug nehmen, daher fährt er 200 Kilometer weiter, um über Oslo nach Paris zu fliegen. Seine Wohnung ist völlig leer, bis auf eine Matratze und ein Telefon plus Faxgerät. Der HYDRA-Chef will ihn auf keinen Fall sprechen, erfährt er. Man habe ihm ja schon 20.000 Pfund Entschädigung gezahlt, was wolle er denn noch?

Im Speicher des Faxgeräts entdeckt er ein nicht ausgedrucktes Fax, das von einem gewissen Ashley Wood aus einer Bibliothek in Cesena, Italien, abgeschickt wurde. Er erwähnt ein Elias-Manuskript aus dem 17. Jahrhundert. Sofort ruft Nathan an und wird nach Cesena eingeladen. Er fühlt sich, als wäre er schon mal hier gewesen, aber wer ist Ashley Wood? Kann er ihm sagen, wer er ist?

Die alte Villa, welche die Biblioteca Malatestiana beherbergt, gewährt Nathan Quartier, wofür er dankbar ist, doch den Ersten, der unangemeldet sein Zimmer betritt, attackiert und entwaffnet er. Er wundert sich über sich selbst: Er ist ein ausgebildeter Killer. Wood sagt, beim letzten Mal haben sich Nathan „Pierre Huvilliers“ genannt, das war im Februar, und Nathan habe ihm ein altes Manuskript gebracht, das Woods nun mit Hitech-Mitteln untersucht. Es handelt sich um das Tagebuch eines französischen Edelmanns aus St. Malo, der normannischen Stadt der Freibeuter. Woods ist ein Codeknacker und soll das fast unleserliche Büchlein entziffern. Woods fragt auf Nathans Bitte beim britischen Geheimdienst nach und erhält zur Antwort: Einen Nathan Falh gibt es ebenso wenig wie Pierre Huvilliers! Er ist ein Phantom.

Das Tagebuch beginnt am 26. November 1693, nach dem Angriff eines englischen Schlachtschiffs, das vor der Festung versenkt wurde. Elias, der Edelmann, eilt zu seinem Freund Roche, damit beide die Gelegenheit nutzen können, Leichen für ihre (verpönten) Anatomiestudien zu bergen. Aber als sie einen Schwarzen aufsammeln, bemerken sie, dass dies keine gewöhnliche Leiche ist: Dem Mann wurden die Lungen und das Gehirn entfernt. Wer würde so etwas tun? Das Brandzeichen kennzeichnet ihn als Sklaven aus dem Orient. Auch Roche war viele Jahre im Orient.

Nathans weiterer Weg gilt dem Geheimnis der „Pole Explorer“. Welche Aufgabe hatten das Schiff und seine Besatzung? Der Chef von HYDRA behauptet, man habe eine Ladung Kadmium gesucht, die sich an Bord eines 1918 vor Spitzbergen gesunkenen deutschen Frachters namens „Dresden“ befunden habe, aber man habe nichts gefunden. Nathan war einer der Taucher und erlitt einen Unfall. Doch als er nach dem Schiffsarzt Jan de Wilde aus Antwerpen fragt, erfährt er, dass dieser tot sei. Über de Wildes Vater findet er heraus, dass das Schiff einen außerplanmäßigen Aufenthalt auf Spitzbergen einlegte. Doch in dessen Hauptstadt Longyearbyen will niemand über das Schiff sprechen. Wozu brauchte die „Pole Explorer“ drei Leichensäcke?

Mit einem Russen, der ihn anspricht, fährt Nathan zur Insel Horstland, die sich im Sperrgebiet befindet. Hier endlich stößt er auf die Spur der verschwundenen Leichen. Nachdem er einen Eisbären vertrieben hat, der die Leichen gerne gefrühstückt hätte, untersucht er die Toten. Doch hier liegt kein Jan de Wilde, sondern nur drei deutsche Soldaten. Und genau wie im Elias-Manuskript fehlen ihnen die Lungen und das Gehirn. Das Rätsel wird immer tiefer …

_Mein Eindruck_

In regelmäßigen Abständen stößt der Held auf weitere Enthüllungen, die wie ein Puzzle ein immer genaueres Bild von dem zeigen, womit er es zu tun hat. Aber da er wie eine |tabula rasa| funktioniert, muss er seine Vergangenheit ebenfalls zusammensetzen. Es kann nicht ausbleiben, dass sich ihm am Schluss ein erschreckendes Gesamtbild bietet, indem er eine ganz wesentliche Position einnimmt: nämlich nicht die des strahlenden Ritters, sondern die des schwarzen Killers, der einer Lebenslüge zum Opfer gefallen ist.

Zum Glück für ihn bedeutet die Suche nach sich selbst auch ein Sammeln von Erkenntnis über sich und sein Umfeld. Ausgestattet mit einer „normalen Moralität“, kann er die Akteure seines Umfelds beurteilen, doch er selbst ist sich ein blinder Fleck. Das wird ihm zum Verhängnis, als wäre er „Homo faber“ in Max Frischs Roman (in dem ein Ingenieur seine eigene Tochter liebt und so eine Ursünde begeht). Denn sein größter Feind hat ihn entsprechend manipuliert, um aus Nathan alias Julien das perfekte Mordwerkzeug zu machen: einen Attentäter, der überall auftreten kann, ohne aufzufallen.

|VORSICHT, SPOILER!|

Wenn Nathan bereits eine faszinierende Figur ist, so ist die Waffe, die er im Auftrag seines Ordens handhabte, noch viel interessanter. Es ist ein gentechnisch manipuliertes Virus. Mal ist es eine Mutation des afrikanischen Ebola-Virus, mal eine Variante der Spanischen Grippe. Letzteres Virus fanden die Hüter des Blutkreises im Wrack der 1918 gesunkenen „Dresden“. 1918 bis 1920 wütete die Spanische Grippe in aller Welt, und die Zahl ihrer Opfer war höher als die Zahl der Kriegstoten im Ersten Weltkrieg. Nathan stößt auf Virenherde in aller Welt, von Ägypten bis Pakistan und Korea.

Die Hüter nehmen natürlich nicht das leicht zu identifizierende und zu bekämpfende Originalvirus, sondern tarnen es mit einem Scheinvirus, das überhaupt nichts anrichtet – außer in der ausgewählten Zielgruppe. Diese selektierende Eigenschaft ist etwas überaus Ungewöhnliches, und es fällt schwer, sich so etwas zum gegenwärtigen Zeitpunkt vorzustellen. Nancy Kress hat aber in ihrem Roman [„Moskito“ 120 bereits genetische Kriegsführung unter der schwarzen Südstaatenbevölkerung beschrieben. Das selektive Merkmal ist dabei die Sichelzellenanämie. Rassismus trifft Terrorismus.

|Genetischer Terrorismus|

Nathans wichtigste Frage gilt natürlich dem Motiv der Täter. Wozu um Himmels willen haben sie Tausende in Afrika gefoltert, indem sie mit ihnen experimentierten, und wozu brachten sie Tausende um, indem sie diese mit einem Virus infizierten?

Die Hüter des Blutkreises handeln nicht in eigenem Auftrag, behaupten sie, sondern in dem Gottes. Der Blutkreis selbst ist der mit dem Blut eines Ibisvogels geschriebene „Kalfatir“, ein Papyrus aus den ersten Jahrhunderten nach Jesu Tod am Kreuz. Der Christ Antonius von Caesarea floh damals vor den Römern mit seinen Anhängern in die sudanesische Wüste, wo bis heute – so die Fiktion – das schwarze Kloster des Blutkreises steht. Antonius‘ Mönche und Eremiten hielten jedoch nicht die andere Wange hin, wie Jesus es ihnen befahl, sondern setzten sich zur Wehr. Sie taten dies nicht mit Waffen aus Stahl, sondern mit Krankheiten. Und schon bald trauten sich keine Feinde mehr, Hand an die koptischen Christen des Sudan und Äthiopiens mehr zu legen.

Der Kalfatir oder Blutkreis besagt, dass der Erzengel Gafrael alias Gabriel seinen Jünger hernahm und ihn als Gefäß benutzte, indem er seinen Geist in ihn fließen ließ. Jeder Hüter des Blutkreises stellt also nicht sich selbst dar, sondern eine Verkörperung des Erzengels. Folglich nennen sie sich selbst „Engel“. Es gab zunächst sieben Engel, doch diese bildeten weitere aus.

Der Orden von Glaubensrittern bewies schon bald seine Existenzberechtigung und Nützlichkeit, als es im Nahen Osten immer wieder zu Pogromen gegen Christen kam, ganz besonders unter bestimmten Kalifen und Sultanen, aber auch noch im 20. Jahrhundert, wenn muslimische Fundamentalisten mal wieder gegen „die Kreuzzügler“ und „Ungläubigen“ zu Felde zogen (sie zerstörten das Kloster). Schon bald danach pflegten die Übeltäter an sonderbaren Krankheiten zu sterben, so dass unweigerlich die Legende von einem Fluch entstand, den die Angreifer über sich gebracht hätten. Der Fluch schützte die Christen eine Zeit lang, bis er in Vergessenheit geriet und die nächste Generation ihre Lektion lernen musste.

|Globaler Terrorismus|

Das alles wäre für Nathan vielleicht noch zu akzeptieren, doch nun erfährt er, dass Abbas Morkos, der „Alte vom Berge“, seinen Orden nicht nur gezielt in Ägypten oder Pakistan operieren lässt, sondern einen Anschlag auf die gesamte westliche Welt plant. Er will die Wessis dafür bestrafen, dass sie den Übergriffen gegen Christen so gleichgültig und tatenlos zusehen. Wie dieser Anschlag aussehen soll, bei dem wahrscheinlich die Spanische Grippe eine zentrale Rolle spielt, findet Nathan nicht heraus. Das ist auch nicht nötig: Hauptsache, er kommt rechtzeitig in die Höhle des Löwe und kann Abbas Morkos ausschalten.

Der Showdown ist voller kämpferischer Action, doch schließlich sieht sich Nathan am falschen Ende von Morkos‘ Waffe. Da erhält er Hilfe von unerwarteter Seite.

|Der Sprecher|

Simon Roden verfügt über eine ziemlich flexible Stimmgestaltung, doch diese Fähigkeit zeigt sich fast ausschließlich bei männlichen Figuren, wohingegen weibliche Figuren alle gleich klingen. (Allerdings gibt es nur eine einzige nennenswerte Figur im ganzen Buch, nämlich die Israelin Roda.) Durch die Stimmlage und -färbung gelingt es ihm, die männlichen Figuren unterscheidbar zu machen.

Dabei fällt auf, dass die „Guten“ alle ganz normal, mitunter auch freundlich klingen, während die „Schurken“ alle eine tiefe Stimme aufweisen. Der Schlimmste der Schurken ist natürlich Abbas Morkos, der Kopf der Hüter des Blutkreises. Seine dunkle Stimme ist rauh, hasserfüllt und abstoßend, fehlt nur noch der schwarze Hut, den wir leider nicht sehen können. Gegenbeispiel ist der freundliche Russe, der Nathan auf Spitzbergen hilft: Er hat eine ebenso tiefe Stimme, aber natürlich einen slawisch klingenden Akzent, den der Sprecher durch ein entsprechend rollendes R andeutet.

Die wichtigste Fähigkeit zeigt Roden aber in der Gestaltung von Gefühlen, die aus einer bestimmten Situation heraus entstehen. Nathan ist also erschüttert oder entsetzt, wenn er wieder mal etwas Schlimmes über sich selbst oder die Organisation, der er angehört(e), herausfindet. Nathan kann natürlich auch Wut, Angst und dergleichen ausdrücken oder aufschreien bzw. flüstern. Allerdings liegt es Roden fern, sich wie Johannes Steck zum Schreien und Brüllen verleiten zu lassen; er ist eher ein Meister der leisen Zwischentöne.

Musik gibt es leider keine, wie immer bei |Random House|-Hörbüchern, so dass ich darüber kein Wort zu verlieren brauche.

_Unterm Strich_

Nach dem Vorbild der Schnitzeljagden von Dan Browns Thrillern „Sakrileg“ und „Illuminati“ ist auch dieser religiöse Thriller angelegt, aber es gibt einen bedeutenden Unterschied. Nicht ein erschütterndes Geheimnis über die reine Lehre Christi wie in [„Sakrileg“ 2361 soll enthüllt werden, sondern die Existenz einer Art christlicher Hisbollah, die wie die mittelalterlicher Haschischin des „Alten vom Berge“ religiöse und politische Gegner auslöscht.

Sie tut dies nicht mit gewöhnlichen Methoden, die auf ihre Urheber zeigen würden, sondern mit einer weitaus heimtückischeren Waffe: manipulierten Krankheitsviren. Das ist genetischer Terrorismus, abgesegnet von apokryphen Schriften der ersten christlichen Mönche. Jede Untergrundbewegung braucht ihre eigene Legitimation, und welche bessere könnte es geben, als sich wie die Racheengel der Apokalypse zu fühlen?

Der Kniff, sich erst an all diese Zusammenhänge erinnern zu müssen, ist ein erprobtes erzählerisches Mittel, um die Spannung einer Ermittlung zu erzeugen. Dass sich dabei eine grandiose Verschwörung gegen die Welt enthüllt, kommt auch nicht allzu unerwartet. Jeder halbwegs gute James-Bond-Film kann damit aufwarten. Doch diesmal könnte der Anschlag außer Kontrolle geraten – und die gesamte Menschheit auslöschen. Das wäre sicherlich nicht im Sinne des Erfinders. Gut, dass es aufrecht gesinnte Kämpfer wie Nathan gibt, die nicht nur das Böse aufzuhalten suchen, sondern auch sich selbst finden müssen.

Was dem Buch fehlt, ist eine durchgehende Romanze. Die Liebesgeschichte mit Roda, quasi einer Ordensschwester, dauert leider nur eine Nacht, und die verläuft nicht sonderlich erfolgreich. Roda ist mehr als Mitstreiterin gefragt, denn Nathan muss erst sich selbst befreien, bevor er sich der Liebe öffnen kann – falls er den Showdown überlebt.

|Das Hörbuch|

Simon Roden verfügt über eine ziemlich flexible Stimmgestaltung, doch diese Fähigkeit zeigt sich fast ausschließlich bei männlichen Figuren, wohingegen weibliche Figuren alle gleich klingen. Die wichtigste Fähigkeit zeigt Roden aber in der Gestaltung von Gefühlen, die aus einer bestimmten Situation heraus entstehen. Dadurch wird der Vortrag lebendig, die Figuren erwachen zum Leben, und der Hörer kann sich viel besser in sie hineinversetzen.

Das Hörbuch ist durch die Kürzung befreit von all der offensichtlichen Symbolik, die Rezensenten an der Buchfassung moniert haben. Durch die Kürzung des Textes fielen offenbar auch viele Informationen weg, die die Spannung gemindert hätten.

|Originaltitel: Le cercle de sang, 2006
Aus dem Französischen übersetzt von Michael von Killisch-Horn
420 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3-86604-505-7|
http://www.jerome-delafosse.com
http://www.random-house-audio.de

[NEWS] Elizabeth George – Keiner werfe den ersten Stein

In den schottischen Highlands herrscht tiefster Winter, und Westerbrae, ein malerisches Country-House, ist von der Welt abgeschnitten – ideale Voraussetzung für eine Londoner Theatergruppe, ein neues Stück zu proben. Doch dann wird Joy Sinclair, die Autorin, erdolcht. Die Ortspolizei weigert sich, die Untersuchungen zu übernehmen. Ein Fall für Inspector Lynley von New Scotland Yard, stammen doch fast alle Beteiligten aus den ihm wohlvertrauten, besten Kreisen der englischen Gesellschaft. (Verlagsinfo)

Gekürzte Lesung auf 2 mp3-CDs
Laufzeit: ca. 13h 20
Gelesen von Volker Niederfahrenhorst
Random House Audio

[NEWS] John Lanchester – Die Mauer. Sonderausgabe

Joseph Kavanagh tritt seinen Dienst auf der Mauer an. Er gehört nun zu den jungen Menschen, die die Mauer unter Einsatz ihres Lebens gegen Eindringlinge verteidigen. Das Leben auf der Mauer verlangt Joseph einiges ab, doch seine Einheit wird zu seiner Familie. Mit Hifa, einer jungen Frau, fühlt er sich besonders eng verbunden. Gemeinsam absolvieren sie Kampfübungen, die sie auf den Ernstfall vorbereiten sollen. Denn ihre Gegner können jeden Moment angreifen. Und die sind gefährlich. Für ein Leben hinter der Mauer setzen sie alles aufs Spiel … (Verlagsinfo)

Gekürzte Lesung mit Johannes Klaußner
6 CDs, 7:04 Std. Spieldauern
Random House Audio

[NEWS] Robert Galbraith – Weißer Tod (Cormoran Strike 4)

Der private Ermittler Cormoran Strike ist zutiefst beunruhigt: Ein verstörter junger Mann bittet ihn um Hilfe bei der Aufklärung eines Verbrechens, das er – so glaubt er – als Kind mit angesehen hat. Billy hat offensichtlich psychische Probleme und kann sich nur an wenig im Detail erinnern, doch er und seine Worte klingen glaubwürdig. Bevor Strike ihn allerdings ausführlich befragen kann, ergreift der Mann panisch die Flucht. (Verlagsinfo)

Ungekürzte Lesung: 21:36 Std.
Sprecher: Dietmar Wunder
Random House Audio

John Grisham – Das Manuskript

Die Handlung:

Hurrikan Leo steuert mit vernichtender Gewalt auf Camino Island zu. Die Insel wird evakuiert, doch der Buchhändler Bruce Cable bleibt trotz der Gefahr vor Ort. Leos Folgen sind verheerend: Mehr als zehn Menschen sterben. Eines der Opfer ist Nelson Kerr, ein Thrillerautor und Freund von Bruce. Aber stammen Nelsons tödliche Kopfverletzungen wirklich vom Sturm? In Bruce keimt der Verdacht, dass die zwielichtigen Figuren in Nelsons neuem Roman realer sind, als er bisher annahm. Er beginnt zu ermitteln und entdeckt etwas, was weit grausamer ist als Nelsons Geschichten. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nach drei Jahren (Echtzeit-)Pause sind wir wieder zurück auf Camino Island. Das letzte Mal gings noch um einen raffinierten Diebstahl, diesmal um Mord … mutmaßlich. Ob das wohl wieder so eine entspannt-spannende Strandlektüre wird, wie der erste Inseltrip?

John Grisham – Das Manuskript weiterlesen

Stephen King – Blutige Nachrichten

Die Handlung:

In der Vorweihnachtszeit richtet eine Paketbombe an einer Schule nahe Pittsburgh ein Massaker an. Kinder sterben. Holly Gibney verfolgt die furchtbaren Nachrichten im Fernsehen. Der Reporter vor Ort erinnert sie an den gestaltwandlerischen Outsider, den sie glaubt vor nicht allzu langer Zeit zur Strecke gebracht zu haben. Ist jene monströse, sich von Furcht nährende Kreatur wiedererwacht?

Die titelgebende Geschichte »Blutige Nachrichten« – eine Stand-alone-Fortsetzung des Bestsellers »Der Outsider« – ist nur einer von vier Kurzromanen in Stephen Kings neuer Kollektion, die uns an so fürchterliche wie faszinierende Orte entführt. Mit einem Nachwort des Autors zur Entstehung jeder einzelnen Geschichte. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ok, wer den „Outsider“ von Stephen King noch nicht gelesen oder die HBO-Fernsehverfilmung noch nicht gesehen hat, brauchts nun nicht mehr zu tun, der Klappentext spoilert mehr oder weniger schon das Wichtigste. Wer das Buch aber gelesen hat, wird sich über ein Wieder-Wiedersehen mit Holly Gibney freuen, die wir vor dem „Outsider“ schon bei „Mr. Mercedes“ getroffen haben.

Stephen King – Blutige Nachrichten weiterlesen

[NEWS] Marc Elsberg – GIER – Wie weit würdest du gehen?: Sonderausgabe

Wenn Reichtum für alle möglich wäre, man dafür aber von seinem eigenen Geld abgeben müsste, würdest du teilen?

Auf der ganzen Welt sind die Menschen in Aufruhr. Sie demonstrieren gegen die Folgen einer neuen Wirtschaftskrise, die Banken, Unternehmen und Staaten in den Bankrott treibt. Konflikte eskalieren. Bei einem Sondergipfel will man Lösungen finden. Der renommierte Nobelpreisträger Herbert Thompson soll eine Rede halten, die die Welt verändern könnte, denn angeblich hat er die Formel gefunden, mit der Wohlstand für alle möglich ist. Doch kurz davor sterben er und sein Assistent bei einem Unfall – aber es gibt einen Zeugen, der weiß, dass es Mord war, und der hineingezogen wird in ein gefährliches Spiel … (Verlagsinfo)

Gekürzte Lesung mit Dietmar Wunder
2 MP3-CDs, 8h 18min
Random House Audio

 

[NEWS] Charlotte Link – Die Rosenzüchterin

Charlotte Links Klassiker jetzt neu: stimmungsvoll gelesen von Gabriele Blum

Franca Palmer ist am Ende: In ihrer Ehe kriselt es und der Alltag überfordert sie. Sie flüchtet auf die Kanalinsel Guernsey, wo sie sich in einem alten Rosenzüchterhaus einmietet. Bald entwickelt sich zwischen ihr und der Gastgeberin Beatrice eine distanzierte Freundschaft. Die ältere Frau lebt auf dem Anwesen mit Helene Feldmann zusammen, der sie Hass und Abneigung entgegenbringt. Die Gründe dafür bleiben für Franca zunächst im Verborgenen. Und eines Tages, es ist der 1. Mai, gibt es eine Tote in Le Variouf … (Verlagsinfo)


Hörbuch MP3-CD (gekürzt), 3 CDs,
Laufzeit: ca. 18h 21min
Sprecherin: Gabriele Blum
Randmo House Audio

John Grisham – Die Wächter

Die Handlung:

In Seabrook, Florida wird der junge Anwalt Keith Russo erschossen. Der Mörder hinterlässt keine Spuren. Es gibt keine Zeugen, keine Verdächtigen, kein Motiv. Trotzdem wird Quincy Miller verhaftet, ein junger Afroamerikaner, der früher zu den Klienten des Anwalts zählte. Miller wird zum Tode verurteilt und sitzt 22 Jahre im Gefängnis. Dann schreibt er einen Brief an die Guardian Ministries, einen Zusammenschluss von Anwälten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren. Cullen Post übernimmt seinen Fall. Er ahnt nicht, dass er sich damit in Lebensgefahr begibt. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

John Grisham gehört zu den wenigen Autoren, die nicht nur nicht aufhören können/wollen zu schreiben, sondern dabei auch kontinuierlich hohe Qualität abliefern. Dabei hat Grisham zwar in der Masse „Anwalts-Romane“ geschrieben, aber hin und wieder auch mal etwas anderes versucht. „Die Wächter“ ist aber wieder ein Klassiker und hat auch das Zeug dazu, einer zu werden.

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[NEWS] Jessica Barry – Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod

Ein Flugzeug stürzt in den Rocky Mountains ab, einzige Überlebende ist die dreißigjährige Ally. Völlig auf sich gestellt, muss sie sich durch die Wildnis kämpfen. Doch jemand ist hinter ihr her – jemand, der finster entschlossen ist, dass niemand überleben wird.
(Verlagsinfo)

Gekürzte Lesung auf 2 CDs
Laufzeit: ca. 9h 42 min
Sprecher: Gabriele Blum, Yara Blümel

Random House Audio

Christopher Paolini – Eragon. Das Vermächtnis der Drachenreiter (Eragon 1)

Schönes Hörbuch: Fantasy als Megaseller

Als Eragon auf der Jagd einen blauen Stein findet, ahnt er nicht, dass dieser Fund sein Leben verändern wird. Er freut sich, denn vielleicht kann er den Stein gegen Essen für seine Familie eintauschen. Doch dann entschlüpft dem Stein ein Drachenjunges und beschert Eragon ein Vermächtnis, das älter ist als die Welt selbst … (Verlagsinfo)

Der Autor

Christopher Paolini lebt in Paradise Valley, Montana, dem „Big Sky State“. Vielleicht kann man deswegen dort so schöne Bücher schreiben. Paolinis Vorliebe für Science-Fiction und Fantasy soll ihn zu „Eragon“ inspiriert haben, das er mit 15 verfasste. Inzwischen ist Paolini 22 und auch der zweite Band erschienen: „Der Auftrag des Ältesten“. Mittlerweile ist der Roman mit Jeremy Irons, John Malkovich, Djimon Hounsou und Edward Speelers verfilmt worden und der Autor schreibt am dritten Band seiner Drachenreitertrilogie.

Der Sprecher

Andreas Fröhlich wurde 1965 in Berlin geboren und mit sieben Jahren im Kinderchor des SFB als Synchronsprecher entdeckt (einen seiner frühen Einsätze hat er in „Die Herren Dracula“). Von Anfang bis Mitte der 70er sammelte er erste Hörspielerfahrungen und übernahm 1979 den Part des „Bob Andrews“ in der Serie „Die drei Fragezeichen“. Es folgten Arbeiten als Schauspieler für Film und Fernsehen sowie diverse Auftritte auf der Theaterbühne.

Fröhlich ist leidenschaftlicher „Hörspieler“, arbeitet als Drehbuch- und Dialogautor sowie als Synchronregisseur (Jacksons „Herr der Ringe“, Petersens „Troja“). Als Synchronsprecher leiht er seine Stimme u. a. John Cusack, Edward Norton und Ethan Hawke. In der deutschen Fassung von Jacksons „Herr der Ringe“ sprach er die (schizophrene!) Rolle des Gollum.

Fröhlich liest die ungekürzte Fassung.


Handlung

Das Land Alagaësia stöhnt unter dem Joch des grausamen Königs Galbatorix, denn er hat alle Drachenreiter, die früher für Recht, Ordnung und Frieden sorgten, getötet oder vertrieben. In einem abgelegenen Tal gibt es jedoch zwei Menschen, die Alagaësias Schicksal verändern werden.

Eragon ist etwa 15 Jahre alt, als er sich eines Tages in die Berge aufmacht, um dort Nahrung für sich, seinen Onkel Garrow und seinen Bruder Roran zu beschaffen. Er stößt auf einen großen blauen Edelstein, der sich aus dem Nichts heraus in einer Explosion vor ihm materialisiert. Eragon steckt den Stein ein, denn er hofft, ihn gegen Nahrung eintauschen zu können. Doch der Schlachter weigert sich, den Stein als Bezahlung anzunehmen. Nach einer Weile muss Eragon feststellen, dass er ein Ei gefunden hat – aus dem plötzlich ein Drachenjunges schlüpft. Aber gehören die Drachen und ihre Reiter nicht schon längst der Vergangenheit an? Hat König Galbatorix sie nicht durch seine harte Herrschaft ausgerottet?

Wenig später erfährt Eragon von Brom, dem Geschichtenerzähler seines Dorfes, dass Galbatorix drei Dracheneier in Gewahrsam habe und nur darauf warte, dass die mächtigen Kreaturen schlüpfen. Und damit nicht genug: Ein Drachenjunges schlüpft nur, wenn sein Reiter es berührt. Der Junge ist jedenfalls glücklich über seinen neuen Kameraden und zieht den Drachen liebevoll auf, allerdings im Geheimen.

Schon bald überragt der Drache seinen Herrn – was aber kein Hindernis für die entstandene Freundschaft ist. Sie verständigen sich telepathisch, mit Gedankenkraft, und das kann niemand sonst, den Eragon kennt. Er behält es für sich. Erst als ihm Brom von den Drachenreitern erzählt, fragt Eragon seinen Drachen, ob ihm der traditionsreiche Name „Saphira“ gefallen würde – ja, denn der Drache ist eine Sie.

Flucht

Doch der Frieden währt nicht lange. Zwei rätselhafte Wesen, die Ra’zac, tauchen im Dorf auf und foltern Garrow mit einem seltsamen Gift, das Verbrennungen verursacht. Eragons Onkel stirbt wenig später im Haus der Heilerin. Als er erfährt, dass diese wilden Reiter auf der Suche nach dem Drachenei sind, schwört er ihnen Rache und will abreisen. Mitten in seinen Reisevorbereitungen überrascht ihn Brom. Dieser bietet ihm seine Hilfe an und unterweist ihn in der Kunst des Drachenreitens – schließlich war er einst selbst einer der Drachenreiter. Eragon lernt einige magische Worte der Elfensprache, mit denen er Feinde abwehren, Wunden heilen und Gegenstände bewegen kann. Doch Brom warnt ihn: Magie verbraucht Energie, so wie jede Handlung. Und wenn man eine magische Handlung vollbringen will, die über die eigenen Kräfte geht, kann man unversehens daran sterben.

Die Drachin

Eragon lernt schnell, und sie reisen über die große Tiefebene und ans Meer. Dort hört Eragon mehr über die Varden, jene Rebellen, die in den Beor-Bergen des Südens dem König Widerstand leisten. Um zu den Varden zu gelangen, müssen sich also in den Süden. Am Ende seiner Unterweisung überreicht ihm Brom das Schwert Zarok, das von den Elfen geschmiedet wurde und einst einem Drachenreiter gehörte, dem Brom es abnahm. (Jener Drachenreiter war der Abtrünnige Morzan, der Vater von Murtagh.) Als Eragon, Brom und Saphira nach Dras-Leona ziehen, um die Ra’zac-Burg zu finden, schließt sich ihnen der junge Krieger Murtagh an. Er habe ebenfalls eine Rechnung mit den Ra’zac zu begleichen, behauptet er.

Die Gefährten geraten bei ihrer Flucht aus Dras-Leona jedoch in einen Hinterhalt von Urgalkriegern, der Brom das Leben kostet. Saphira verzaubert den Grabhügel in puren Diamant. Kurz vor seinem Tod eröffnet Brom Eragon, dass er selbst einmal ein Drachenreiter war, der jedoch seinen Drachen verlor. Bevor er stirbt, nimmt Brom Eragon das Versprechen ab, Saphira mit seinem Leben zu schützen. Denn zwischen Drache und Reiter besteht eine magische Lebensbindung: Ein Reiter kann ohne seinen getöteten Drachen weiterleben, doch ein Drache muss ohne seinen gefallenen Reiter unweigerlich sterben …

Gefangen

Zum Trauern bleibt keine Zeit. König Galbatorix weiß inzwischen, dass es einen neuen Drachenreiter gibt, und er setzt alles daran, Eragon in seine Gewalt zu bringen. In Gil’ead wird Eragon von dem Schattenzauberer Durza gefangen genommen. Doch Murtagh und Saphira gelingt es, ihn und eine verletzte Mitgefangene, die Elfenkriegerin Arya, zu befreien und auf Drachenschwingen zu entkommen.

Inzwischen ist das ganze Reich hinter ihnen her, und Eragon weiß nur noch einen Ausweg: Sie müssen durch die große Hadarac-Wüste zu den Beor-Bergen gelangen, die außerhalb der Reichsgrenzen liegen. Mühsam schleppen sie sich durch die Wüste und Arya, mit der Eragon in telepathischem Kontakt steht, droht an dem ihr vom Schattenzauberer verabreichten Gift zu sterben. Nach tagelangem Marsch erreichen sie endlich Trondjheim, die Stadt der Varden und Hauptstadt des Zwergenreiches. Arya kommt sofort in die Häuser der Heilung, doch Eragon wird zunächst einer telepathischen Prüfung unterzogen. Nur durch einen Trick, bei dem ihm Saphira hilft, kann er seine Geheimnisse vor den Prüfern verbergen. Und so kommt es, dass nicht bekannt wird, dass Murtagh der Sohn des abtrünnigen Drachenreiters Morzan ist.

EXKURS

Eragon erhält eine Audienz bei Ajihad, dem König der Varden. Ajihad erzählt ihm die Geschichte des Dracheneis. Brom hatte eines der Eier, die der König hortete, entwendet und nach Trondjheim gebracht. Daraufhin entbrannte ein Streit zwischen den Menschen und Elfen, wer den nächsten Drachenreiter stellen solle. Und so beschloss man als Kompromiss, das Ei ein Jahr lang bei den Elfen und im nächsten Jahr bei den Varden aufzubewahren. Die Elfenkriegerin Arya befand sich mit dem Ei auf dem Rückweg von Trondjheim nach Ellesméra, der Heimstatt der Elfen, als sie von Durzas Schergen angegriffen wurde. Ihre zwei Begleiter starben. Kurzerhand beförderte sie das Ei mit ihrer Magie an den einzig sicheren Ort, der ihr einfiel – in Broms Nähe, dessen Zufluchtsort sie kannte. Und so gelangte das Ei zu Eragon, und Saphira erkannte ihren Reiter …

EXKURS ENDE

Ajihad erklärt Eragon, er sei nun ihre Hoffnung, ein Symbol für Stärke und Macht und Zauberkräfte. Ajihad ermahnt den jungen Mann, sich dieser Verantwortung stets bewusst zu sein und ebenso seiner Rolle als Vorbild und Leitfigur, doch mehrere Fraktionen buhlen um Eragons Gunst und er trifft den König Zwerge.

Eines Morgens wird jedoch Alarm geschlagen. Eragons Feinde sind in die Tunnel, die zur Festung führen, gelangt: eine Heer aus Urgalmonstern, angeführt von Durza. Ein langer und harter Kampf entbrennt, in dem Eragon und Saphira alles geben müssen, was in ihnen steckt.

Mein Eindruck

Die aktuelle Verfilmung dieses Fantasyromans unterscheidet sich ganz erheblich von diesem Handlungsabriss, und so verwundert es nicht, dass der finale Showdown zwischen Eragon/Saphira und Durza völlig anders inszeniert worden ist. Während sich im Buch Eragon und Durza im Kampf der Schwerter, Körper und Geister gegenüberstehen, findet im Film die Auseinandersetzung ausschließlich in der Luft statt. Die beiden Kontrahenten sausen durch den Vulkanschlot von Farthen Dûr, als ritten sie eine Achterbahn, und das Ergebnis ist recht spektakulär. Anschaulicher jedenfalls als eine rein geistige Auseinandersetzung, wie sie im Buch den Ausschlag gibt.

Aber auch schon vorher sieht das Drehbuch eine Menge Kürzungen und Verdichtungen des Romanstoffes vor, so dass beispielsweise die Reise in die Hafenstadt Thirm völlig ausfällt und interessante Figuren wie die Heilerin Angela und die Werkatze Solembum, die sich bei Nacht in einen Jungen verwandeln kann, nicht auftauchen. Diese exotischeren Wesen machen den Reiz des Romans aus. Doch der Film muss seine Story auf hundert Minuten komprimieren, und wo grob gehobelt wird, fallen eben Späne.

Ärgern dürfte sich der Romanfreund auch über die grob vereinfachende Darstellung der Beziehung zwischen Saphira und ihrem Reiter. So ist Eragon keineswegs begierig darauf, seinen Drachen zu reiten, und als er sich beim ersten Ritt blutige Schenkel holt, ist es mit seiner Lust aufs Reiten für eine ganze Weile vorbei. Von solchen Strapazen ist im Film überhaupt nicht die Rede, sondern dort ist das Drachenreiten ein Spaß, den Kinder wie in Disneyland erleben, wenn sie Achterbahn fahren.

Und der Drache ist eine Art zu groß geratenes Kuscheltier, das alle möglichen Annehmlichkeiten bietet. Erst ganz am Schluss, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden lässt, dass sie kämpft, darf sich Saphira in eine maßgeschneiderte Rüstung werfen und die Feinde angreifen. Sie erscheint uns wie eine Freundin und mütterliche Beraterin für den jungen Eragon. Brom ist ihr männliches Gegenstück, der aus dem bäurischen Landei Eragon einen Krieger und Magier macht.

Im Buch sind diese Rollen zwar ebenso verteilt, doch Brom ist noch weitaus strenger mit Eragon, als es Jeremy Irons im Film jemals erlaubt wäre. Und Saphira zeigt im Buch häufig ihre kämpferische Seite, wenn sie beispielsweise auf Urgals losgeht. Paradebeispiel ist ihre Schlacht vor den Toren von Farthen Dûr, als Eragon, Arya und Murtagh vor einer Horde von Urgal-Verfolgern fliehen.

Die Elfen

Sehr interessant fand ich immer, wenn Eragon etwas über die Elfen erfährt. Seine Neugierde entspricht der von Sam Gamdschie, der schon immer Elben sehen wollte. Brom erzählt ihm über dieses Volk, woher es kam, welche seine Fähigkeiten sind und warum es gegen die Zwerge und Drachenreiter Krieg führte. Zu Eragons Zeiten haben sich die Elfen in den hohen Norden zurückgezogen und sich hinter magischen Barrieren versteckt. Ihre Königin könnte Eragon einiges über seine Mutter Selena und seinen unbekannten Vater erzählen. In diesem Punkt unterscheidet sich Eragon von anderen Fantasyhelden: Er ist zwar als Vollwaise aufgewachsen, verdient diese Bezeichnung aber nur scheinbar, denn seine Mutter lebt wohl noch, ebenso wie sein – noch – unbekannter Vater.

Die Zwerge

Im Vulkanschlot von Farthen Dûr haben sich die Zwerge auf dem zentralen Burgberg eine schöne Stadt erbaut: Trondjheim. Das Gebirge ringsum ist mit Tunneln durchzogen, und sie können es von einer Seite bis zur anderen durch- bzw. unterqueren, ohne an die Oberfläche zu müssen. Dieses Zwergenreich entspricht dem alten Moria mit der Hauptstadt Zwergenbinge, bevor die Orks und der Balrog sie zerstörten, Jahrhunderte bevor die neun Gefährten dort eintreffen. Hrothgar, der aktuelle König Trondjheims, erzählt Eragon von vielen Schlachten, in einer Empfangshalle, in der die Statuen von vierzig Vorgängern stehen. Das Königreich der Zwerge ist alt, etwa 8000 Jahre, und Eragon könnte hier einiges über die Kriege gegen die Elfen und Drachenreiter erfahren. Leider hat er dafür zu wenig Zeit.

Ausblick

Am Schluss erfährt Eragon mit seiner Traumsicht von einem „traurigen Weisen“, der ihn zu sich ruft. Dieser Mann lebt am Meer, wahrscheinlich unweit der Elfenhauptstadt Ellesméra. Dorthin muss sich Eragon auf den Weg machen, will er sein Schicksal erfüllen und Alagaësia von dem Tyrannen Galbatorix befreien. Diese Geschichte wird in dem Roman „Der Auftrag des Ältesten“ erzählt.

Der Sprecher

Andreas Fröhlich ist ein wahrer Stimmkünstler. Es hat mich immer wieder verblüfft, wie er es vermag, seine Stimme so flexibel anzupassen, dass es ihm gelingt, die optimale Ausdruckskraft hervorzubringen. Schon in der ersten Actionszene, Durzas Überfall auf Arya, hört man ihn zischen und kreischen. Erstaunlich, dass diese Stimme Durzas ungefähr 900 Minuten später genauso klingt wie am Anfang. Ich vermute, dass die Durza-Szenen in einem Durchgang aufgenommen und später entsprechend der Chronologie geschnitten wurden.

Bei der Darstellung der zwei Zwerge Orik und Hrothgar gelingen Fröhlich weitere gute charakterisierende Effekte. Die Zwerge, so ist stark anzunehmen, sind kleinwüchsig und leiden daher unter Atemnot. Deshalb schnaufen und schnauben sie bei jeder Gelegenheit, spätestens aber nach jedem zweiten Atemzug. Außerdem sind ihre Stimmen die tiefsten innerhalb des gesamten Personals, wobei die von Hrothgar, alldieweil er der König ist, noch einen Tick tiefer und knurriger klingt als jene von Orik – Gimli bzw. John Rhys-Davis diente hierfür offensichtlich als Vorbild.

Wie schon aus dem Handlungsabriss ersichtlich ist, kommunizieren eine Reihe von Leute per Telepathie, natürlich auch Saphira. Fröhlich musste sich überlegen, wie man telepathisches Sprechen vom normalen Vokalisieren unterscheidbar machen konnte und kam mit seinem Aufnahmeleiter auf den Gedanken, diese Dialoge einfach mit Hall zu unterlegen. Der Unterschied ist technisch nicht aufwändig und der Hall verleiht der Telepathie einen Hauch Magie und Mystik, was ja auch recht passend ist. Weder Geräusche noch Musik waren dafür notwendig. Hall wird bei jedem Geist-Lesen eingesetzt, also dann, wenn die Kommunikation einseitig ist.

Der einzige Aussprachefehler, den ich als solchen bezeichnen könnte, besteht in „Alagäsia“. Wenn mich nicht alles täuscht, dann sieht das Original die Aussprache „Alaga-esia“ vor, denn auf dem „e“ befindet sich ein Trema-Zeichen: ë. Der Doppelvokal ae wird also nicht wie ä, sondern wie a-e ausgesprochen.

Die Verpackung

Die 17 CDs sind jeweils einzeln in einem Sleeve verpackt, welches mit Informationen bedruckt ist. Auf den ersten Sleeves sind die Inhaltsangabe (nicht die oben formulierte!) zu finden sowie Angaben zu Autor, Sprecher, und Ausführenden – und natürlich Werbung. Alle CDs sind einem schönen blauen Klappkarton untergebracht. Bei so viel Text ist ein Booklet natürlich überflüssig.

Unterm Strich

Dies sind also die Geschichten, die sich fünfzehnjährige Teenager abends auf der Wohnzimmercouch zusammenfantasieren. Paolini, der in Montana nie eine Schule außer der seiner Eltern besuchte, schrieb sein erstes Buch und verkaufte es dann im Selbstvertrieb auf Märkten und dergleichen. Erst als er schon die beachtliche Stückzahl von etwa zehntausend Exemplaren abgesetzt und eine Welle von Mundpropaganda in Bewegung gesetzt hatte, schlug der New Yorker Verlag |Alfred Knopf| zu, der nicht unbedingt für Fantasy bekannt ist.

Knopf gehört zum Random House-Medienimperium, das von |Bertelsmann| geleitet wird. In dieser Phase des Buchvertriebs wurde „Eragon“ zum weltweiten Phänomen. Das erklärt auch den erstaunlich geringen Preis von 19,90 Euro für die Leinenausgabe. Auch der Preis von knapp 40 Euro (bei amazon z. B. Sogar unter 25 €) für ein Hörbuch aus 17 CDs ist relativ niedrig. Er ist nur durch die hohen Stückzahlen zu erklären.

Erfolgsrezept eines Tolkienjüngers

Gegen Paolinis Erfolg ist nichts einzuwenden, denn er hat sich ihn mit einem guten Fantasyroman erschrieben. Der Autor erfüllt mit seinem Buch alle Anforderungen, die man an einen Tolkienjünger nur stellen kann. Er stellt den Kampf des Guten gegen das Böse dar und lässt das Gute obsiegen – vorerst. Er entfaltet einen tief gestaffelten Hintergrund, er auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Und er bietet uns schreckliche Schurken, gegen die sich viele Anhänger des Guten verbünden müssen, so dass klar wird, worin überhaupt das Gute besteht und wie es moralisch zu rechtfertigen ist, wenn die Guten zur Waffe greifen und andere Wesen töten.

Durza entspricht in vielen Wesenszügen Saruman, der vom Glauben an das Gute abgefallen ist und nun dem Bösen dient. Doch zuerst fällt Durza / Saruman, bevor Galbatorix / Sauron zu Fall gebracht werden kann. Durzas Schergen sind Razacs und seine Verbündeten die Urgals, beide unschwer als nahe Verwandte der Orks und Uruk-hai zu erkennen. Kaum einer von ihnen wird einer Namensgebung gewürdigt. Merke: Einen Gegner, der keinen Namen hat und kein Mensch ist, kann man viel leichter töten, weil es dagegen kaum Skrupel gibt.

Diese Schwarzweißmalerei ist für mich der Hauptgrund, solche Fantasien abzulehnen. Besonders dann, wenn sich der Held von seinem getöteten Gegner abwendet, ohne mit der Wimper zu zucken. Einzige Ausnahme: Eragon nach seinem Showdown gegen Durza. Hier rehabilitiert sich der Autor in meinen Augen für seine klischeebeladene Geschichte. Aber Eragon ist natürlich noch weit davon entfernt, ein zweiter Elric zu werden. Sein Schwert Zarok mag zwar fluchbeladen sein, doch es ist keineswegs ein Seelentrinker wie Elric von Melnibonés gieriges Schwert Sturmbringer.

Das Hörbuch

Das von Andreas Fröhlich ausgezeichnet vorgetragene Hörbuch wird in einer schönen Verpackung und Aufmachung geliefert, enthält zwar kein Booklet, doch auf den Hüllen abgedruckten Texte liefern umfassende Hintergrundinformationen. Wer die knapp 40 Euro für die 17 CDs berappt, erhält also ein schönes Produkt. Doch halt: Inzwischen gibt es ja das gleiche Hörbuch auf wenigen MP3-CDs, und das ist um zehn Euro günstiger. Das Gleiche gilt für die Fortsetzung „Der Auftrag des Ältesten“.

Originaltitel: Eragon – Inheritance Book One, 2003
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis
1200 Minuten auf 17 CDs bzw. 3 MP3-CDs

http://www.eragon.de/
http://www.eragon-derfilm.de/

|Siehe ergänzend dazu unsere Rezensionen zu:|

[„Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter“ 1247 (Buchrezension von Dr. Maike Keuntje)
[„Eragon – Der Auftrag des Ältesten“ 1975 (Buchrezension von Dr. Maike Keuntje)
[„Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter“]http://www.powermetal.de/video/review-977.html (Kinofilm-Besprechung von Michael Matzer)