Dass Blondinen ihre Zicken haben, wusste schon Raymond Chandlers Detektiv Philip Marlowe. Privatdetektiv Spenser macht jedenfalls keine sonderlich guten Erfahrungen, als er der Schauspielerin Jill Joyce, die von einem anonymen Anrufer bedroht wird, als Bodyguard zur Seite steht. Ihre launen sind ein echter Härtetest – und dass sie permanent auf seine Hose schielt, macht die Sache auch nicht einfacher.
Die Lage spitzt sich zu, als das Stund-Double der Schauspielerin erschossen im Umkleideraum aufgefunden wird. Spensers Nachforschungen führen nach Los Angeles und weit zurück in die Vergangenheit Jills. Dort ist nicht nur die Ursache für ihre Probleme zu suchen, sondern auch derjenige, der sie tot sehen will. Und Spenser gerät an Leute, die noch weit größere Plagegeister als die Diva sind – und ganz erheblich aggressiver. (Verlagsinfo)
Aus dem Winthrop Museum in Boston wurden vor rund 20 Jahren drei Bilder gestohlen. Davon ist allein der Gentleman in Black von El Greco mindestens 70 Millionen wert. In der Gangsterszene war der Raub legendär, doch nun mischt sich Spenser ein. Er wird von der Museumsdirektion beauftragt, die Bilder wiederzubeschaffen. Da die Belohnung allein schon fünf Millionen beträgt, werden einige zwielichtige Gestalten hellhörig – Spenser steht ihnen im Weg. Kann ihm sein alter Freund Vinnie Morris helfen, am Leben zu bleiben? Ace Atkins – Robert B. Parker’s Old Black Magic. Ein Spenser-Krimi (Nr. 47) weiterlesen →
Zwei Gunmen zwischen Indianerinvasion und Wahlkampfterror
Einst waren Virgil Cole und Everett Hitch das Gesetz in Appaloosa. Nun kehren sie mit zwei Frauen zurück, nur um eine ganze Polizeitruppe vorzufinden. Diese horcht auf das Wort von Amos Callico, einen machtgierigen Politiker und Polizeichef. Er ist mit einem ehemaligen Südstaatengeneral verbündet. Doch diesmal weigern sich Cole und Hitch, in Callicos Dienste zu treten. Dadurch ziehen sie sich seinen Zorn zu. Doch eine zweite Gefahr droht von Apachenkriegern, die aus dem Reservat ausgebrochen sind. Mal sehen, wie Callico damit fertig wird…
„Blue-Eyed Devil“ ist die Bezeichnung, die die Chiricahua-Apachen im Buch für die Weißen benutzen.
Der Farmer Bragg mischt gemeinsam mit seinen Anhängern das Städtchen Appaloosa gehörig auf, sie verbreiten Angst und Schrecken. Die Gesetzeshüter Virgil Cole und Everett Hitch werden gerufen um den Frieden wiederherzustellen. Ein bitterer Kampf beginnt, denn Bragg geht über Leichen, um das Dorf in seinen Besitz zu bringen. Mit der Ankunft der schönen Witwe Allie French verkompliziert sich die Lage. Sie zieht Cole und Hitch in ihren Bann, die Männerfreundschaft wird auf eine harte Probe gestellt. (Verlagsinfo)
Großangriff mit Apache: Überfall auf die Insel der Reichen
Jesse Stone, der Cop aus Los Angeles, hat in der beschaulichen Kleinstadt Paradise in Massachusetts ein neues Zuhause gefunden. Aber noch immer trinkt er zu viel und denkt zu oft an seine Exfrau, die plötzlich in der Stadt auftaucht und als neue Wetterfee für den lokalen Fernsehsender arbeitet.
Während Stone eine kurze Affäre mit einer Immobilienmaklerin hat und sich auch schlecht von der attraktiven Staatsanwältin lösen kann, ahnt er nicht, dass eine Gangsterbande einen raffinierten wie hinterhältigen Plan schmiedet. Das Ziel sind die Reichen und Schönen auf Stiles Island. Doch da haben sie die Rechnung ohne Jesse Stone gemacht. (Verlagsinfo)
Privatdetektivin Sunny Randall erhält einen Anruf von ihrem schwulen Freund Spike: Er wurde in seinem Restaurant zusammengeschlagen. Offenbar sind die Schläger von jenem Hedgefonds-Manager geschickt worden, der ihm einen Kredit vermittelt hat. Sunny heftet sich an die Fersen dieses miesen Typen.
Kurz darauf wendet sich der Polizist Lee Farrell um Hilfe an sie. Seine Nichte sollte eigentlich am College studieren, doch nachdem sie das Konto ihrer Mutter abgeräumt hat, ist sie untergetaucht. Nicht ohne sich zuvor als Opfer eines Überfalls hinzustellen. Als Sunny die junge Frau ausfindig macht, wird sie brüsk zurückgewiesen. Als Sunny bei ihr einbricht, macht sie eine interessante Entdeckung: gezinkte Spielkarten mit unsichtbarer Tinte.
Was zwei verschiedene Fälle gewesen sind, entpuppt sich als ein einziger, sobald der gemeinsame Faktor gefunden ist: als Leiche vor einem Hoteleingang…
Als Dennis Doherty sein Büro betritt, weiß Spenser sofort, dass etwas nicht stimmt. Spenser ist aber einverstanden, als Doherty ihn bittet, dem verdächtigen Verhalten seiner Frau Jordan auf den Grund zu gehen. Ein Auftrag ist ein Auftrag. Ein paar Tage später jedoch bricht die Hölle los und drei Menschen sind tot. Jordans Exgeliebter leitet eine Gruppe, die bei der Finanzierung von Terroristen behilflich ist. Spenser muss seine sämtlichen Verbindungen nutzen, legale wie illegale, um die Wahrheit aufzudecken.
Die deutsche Übersetzung trägt den Titel „Der gute Terrorist“ (2008 bei Pendragon).
Der Autor
Der US-Autor Robert B. Parker, geboren 1932, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren “ er hat bis zu seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 60 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der „Spenser“-Reihe wohl seine neun „Jesse Stone“-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wurde vom ZDF gezeigt. Der ehemalige Professor für Amerikanische Literatur Robert B. Parker lebte mit seiner Frau Joan in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen viele seiner Krimis.
Außerdem schrieb Parker ein Sequel zu Raymond Chandlers verfilmtem Klassiker „The Big Sleep“ (mit Bogart und Bacall) und mit „Poodle Springs“ einen unvollendeten Chandler-Krimi zu Ende. „Gunman’s Rhapsody“ ist seine Nacherzählung der Schießerei am O.K. Corral mit Wyatt Earp und Doc Holliday, ein klassischer Western.
Handlung
Dennis Doherty liebt seine Frau Jordan Richmond wirklich, doch in letzter Zeit findet er ihre langen Abwesenheiten vom gemeinsamen Heim ungewöhnlich – und verdächtig. Er engagiert Spenser, um sie zu überwachen und herauszufinden, ob sie ihm untreu ist. Für den Privatdetektiv ist dieser Alltagsjob ein Klacks. Denkt er. Falsch gedacht.
Nichts leichter, als der Dozentin Jordan Richmond von der Universität zu ihrem Date mit ihrem Lover zu folgen. Sie trifft sich mit einem gutaussehenden Kerl, der, wie sich zeigt, ebenfalls an ihrer Uni lehrt: Perry Alderson. Nach dem Rendezvous geht sie regelmäßig mit ihm in sein Apartment, von wo sie Stunden später zu ihrem Männe ins traute Heim zurückkehrt.
Soweit so schlecht. Aber welchen Beweis kann Spenser seinem Klienten vorweisen, dass Jordan nicht einfach nur plaudern will, wenn sie Alderson besucht? Um diesen Beweis zu erhalten, engagiert Spenser die Hilfe seines besten Kumpels Hawk. Gemeinsam pflanzen sie eine Wanze in Jordans Handtasche. Doch was sie dann belauschen, übersteigt ihre Erwartungen bei weitem. Nach dem Sex – also doch! – soll Jordan ihrem Lover genau berichten, was Dennis Doherty weiß und vorhat. Er benutzt sie als seine Spionin.
Alderson lehrt an der Uni eine Philosophie, derzufolge es die Pflicht des Bürgers ist, sich vom Joch des „Despotismus der amerikanischen Regierung“ zu befreien. Er hat eine Freiheitsliga gegründet, eine Bewegung namens Freedom’s Front League (FFL). Es ist nicht undenkbar, dass das FBI die FFL beobachtet. Und Spenser hat umso Grund für diesen Verdacht, weil er herausfindet, dass Dennis Doherty ein Agent eben dieser Bundespolizei ist.
Dennoch übergibt er dem erschütterten Dennis Doherty ein gekürztes Abhörband, dass Jordan nicht als Spionin zeigt, sondern lediglich als untreue Ehefrau. Man weiß ja nie, in was man sonst hineingerät. Doch selbst dieses „harmlose“ Band zeitigt ungeahnte Konsequenzen. Wenige Stunden später sind drei Menschen tot.
Spenser erinnert sich an jene schreckliche Zeit vor rund 20 Jahren, als er selbst, ähnlich wie jetzt Dennis Doherty, von seiner Liebsten, Susan Silverman, um eines anderen Mannes willen verlassen wurde (in „Valediction“) und er sein Leben riskieren musste, um sie zurückzugewinnen (in „A Catskill Eagle“). Es tut ihm leid um Dennis Doherty, den man tot aus der Mündung des Charles River gefischt hat. Und er beschließt, ihm Gerechtigkeit zu verschaffen.
Dafür allerdings muss er Perry Alderson herausfordern. Wie sich schnell zeigt, hat die FFL Zähne – und das wiederum bringt Susan in Gefahr. Es kommt zu einem riskanten Katz-und-Maus-Spiel …
Mein Eindruck
Wie schon so häufig bei Parker ist auch hier der Hintergrund, den sein Detektiv durchleuchtet, der einer Selbsterfindung: Es ist der American Dream. Doch Perry Alderson ist kein Hollywood-Schauspieler, der seine ärmliche Herkunft zu verbergen hat, sondern er ist in ein ganz anderes Geschäft eingestiegen: Anwerbung von Anhängern der Revolution sowie die Vermittlung terroristischer Logistik. Er vermittelt also Informationen, wo Terroristen und „Freiheitskämpfer“ bestimmte Ressourcen beschaffen können, seien es Waffen, Bomben oder Spezialisten.
Diesen lukrativen Geschäftszweig hat er auf zweifache Weise abgefedert: Die einschlägigen Informationen holt er aus seinen zahlreichen Geliebten heraus, und falls jemand vom FBI doch zu neugierig werden sollte, hetzt er ihm seine „Anhänger der Revolution“ auf den Hals. Sie sind auch sehr gut geeignet für Notfälle wie Jordan Richmond, die bei Perry einziehen will. Na, das kann sie sich gleich mal abschminken. Und dann wird sie entsorgt.
Dass Spenser in Perrys Vergangenheit zu schnüffeln anfängt, macht ihn gleich zu einer Gefahr. Doch nachdem es ihm gelungen ist, den Angriff Perrys abzuwehren, macht sich der Möchtegernrevolutionär an Dr. Susan Silverman heran – als ihr Klient in der Praxis. Was hat er davon zu halten, fragt sich Spenser. Am besten man trifft Vorkehrungen für den schlimmsten Fall. Wie sich zeigt, hat Perry die Absicht, Susan zu verführen …
Zurück zum American Dream. Die Spur führt nach Cleveland, wo es mal einen Bradley Turner gab, der ebenfalls ein Schürzenjäger war. Nur dass dieser Bradley Turner eines Tages anno 1994 mit seiner Frau spurlos verschwand. Zufällig genau zu der Zeit, als die Yacht eines gewissen Perry Alderson auf dem nahen Erie-See auf Grund lief – allerdings ohne eine Menschenseele an Bord …
Susans derzeitiger Klient ist also nicht nur ein Betrüger, sondern auch ein Doppelmörder, der einfach die Identität seins Opfers angenommen hat. Und diesen Typen soll Spenser in der Praxis seiner Lebensgefährtin dulden? No way! Es kommt zu einem Showdown mit Alderson und seinen Schergen.
Unterm Strich
Der Krimi ist spannend, mitunter actionreich, aber auf jeden Fall voller interessanter Wendungen. Der deutsche Leser wundert sich zunächst, warum es in den USA so einfach ist, eine falsche Identität anzunehmen und den Besitz von Qualifikationen zu behaupten. Allerdings ist es in Deutschland nicht weniger leicht, sich Doktorhüte zu erschwindeln, wie der Fall Guttenberg und ähnliche gezeigt hat.
Wenn wir inzwischen amerikanische Verhältnisse haben (waren es jemals andere?), dann darf man sich schon mal fragen, was alles eigentlich nur Fassade und Schwindel ist. Die Banken, die Riester-Rente, die Doktortitel, die FDP, Stuttgart 21 – was kommt denn noch alles?
Der Originaltitel „Now and Then“ hat wohl mehrere Bedeutung im Kontext des Buches. Es gibt den Unidozenten Perry Alderson, aber damals war er noch der Studienabbrecher Bradley Turner. Und für Spenser bedeutet die Aufklärung dieser Selbsterfindung sowie der Betrug an Dennis Doherty eine mentale Rückkehr in jene Zeit, als er um Susan Silverman kämpfen musste (in „A Catskill Eagle“).
Das ist der ganz persönliche Bezug, der Spenser zu einem so guten Ermittler im Fall Doherty-Alderson macht. Doch der Bezug entsteht nur, weil Spenser ein ganz spezielles Empfinden für Gerechtigkeit in dieser Sache hat. Er könnte sich ja auch abwenden und Gott einen guten Mann sein lassen. Spenser folgt einer seiner persönlichen Regeln (ähnlich wie Cole & Hitch), die nirgendwo geschrieben steht, die Susan und Hawk aber ganz genau kennen. Deshalb lieben sie Spenser.
Dennoch hatte ich am Schluss das undefinierbare Gefühl, dass etwas fehlt. Vielleicht weil es diesmal keinen Spenser-seitigen Abschluss von Aldersons Organisation gibt. Diese Schließung übernimmt das FBI, vertreten von Agent Epstein, der in zahlreichen „Spenser“-Krimis auftaucht, weil der Jude und der Ire ein nahezu perfektes Team bilden – so unglaublich das auch klingen mag.
Hinweis
Schon im nächsten „Spenser“-Roman „Rough Weather“ arbeiten Epstein und Spenser erneut zusammen. Diesmal sind aber auch alle anderen Bostoner Standardfiguren mit von der Partie: Captain Healy von der Staatspolizei, Martin Quirk von der Bostoner Kripo, Hawk sowieso, dann aber auch die sexy Staatsanwältin Rita Fiore und schließlich der liebenswerteste Gangster aller Zeiten, Tony Marcus. Wie es Spenser es geschafft hat, Marcus mal hinter Gitter zu bringen, muss ich noch herausfinden.
„Ganz in Eile. Hawk sitzt in Mill River, Kalifornien, im Gefängnis. Du mußt ihn herausholen. Ich brauche auch Hilfe, Hawk wird es Dir erklären. Es steht schlimm, aber ich liebe Dich, Susan.“ – Dem Brief seiner ehemaligen Freundin Susan Silverman läßt der Bostoner Privatdetektiv Spenser augenblicklich Taten folgen. Doch dann jagt die Polizei der gesamten Vereinigten Staaten Spenser und seinen Gefolgsmann Hawk. Und um den eigenen und Susan Silvermans Hals zu retten, müssen sich der Detektiv und der schwarze Killer auf ein schmutziges Geschäft einlassen. Ihre Partner sind FBI und CIA …
Titel der Übersetzung: „Spenser auf der Flucht“ (1986 bei Ullstein).
|Hinweis|
Der Originaltitel beruht auf einem abgedruckten Zitat von Herman Melville, dem Autor von „Moby Dick“ (und vielen anderen Seeabenteuern). Das Bild vom Bergadler – gemeint ist vermutlich ein Weißkopfseeadler, das amerikanische Wappentier – aus den Catskill-Bergen meint eine Entität in der Seele mancher Menschen, die in der Lage sind, die tiefsten Tiefen wie auch die höchsten Höhen des seelischen Erlebens zu erkunden und doch unverändert weiterzufliegen. Worin diese Entität besteht, erklärt Melville jedoch nicht. Deshalb zeichnet er ja dieses Bild.
_Der Autor_
Der US-Autor Robert B. Parker, geboren 1932, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zu seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der „Spenser“-Reihe wohl seine etwa acht „Jesse Stone“-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wurde 2010 vom ZDF gezeigt. Der ehemalige Professor für Amerikanische Literatur Robert B. Parker lebte mit seiner Frau Joan in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen viele seiner Krimis.
_Handlung_
Daheim in Boston erhält Spenser einen verzweifelten Brief seiner Freundin Susan Silverman: „Hawk in Mill River im Gefängnis. Ich bin in Not. Komm schnell.“ Abgeschickt in San José bei San Francisco. Natürlich lässt Spenser nicht gleich alles stehen und liegen, sondern trifft erst einmal Vorbereitungen.
Von einer Anwaltskanzlei erfährt er, dass sein Kumpel Hawk tatsächlich wegen Mordes im Knast von Mill River sitzt – einer Kleinstadt, die sich ganz in der Hand des Industriemagnaten Jerry Costigan befindet. Dessen Sohn Russell habe Hawk zudem die Zähne eingeschlagen, als er Susan besuchte. Möglicherweise handelt es sich um eine Falle, in die Hawk gelockt wurde.
In Mill River lässt er sich wegen öffentlicher Trunkenheit und Urinierens von den Cops festnehmen. Nur wenige Stunden später zieht er eine Pistole aus dem Gipsverband an seinem Fuß und zwingt die nichtsahnenden Cops, ihn und Hawk freizulassen. Zusammen fahren sie zum letzten Domizil von Susan – sie ist nicht überstürzt abgereist, sondern planvoll, wie Spenser erkennt. Doch wohin? In San Francisco quartieren sie sich bei zwei Prostituierten ein und rauben deren Zuhälter Leo aus: Endlich haben sie mehr Geld als die mageren 200 Piepen, die Spenser mitgebracht hat. Doch wo steckt Susan?
Am besten fragen sie Costigan selbst. Doch der residiert in einer Art Festung, die sich über Mill River erhebt – und dorthin wollten sie eigentlich überhaupt nicht. Aber sie haben keine Wahl. Wer hätte gedacht, dass die Sicherheitsvorkehrungen des Magnaten so lasch sind? In Nullkommanix haben sie das Tor überwunden und pberwinden die erste Schicht von Wachleuten. Als sie endlich Costigan als Geisel haben, durchsuchen sie die Burg. Außer Mrs. Costigan finden sie niemanden. Susan muss bei Costigans Sohn Russell sein, aber wo?
Nach einem beschleunigten Rückzug redet Spenser mit Susans Psychotherapeutin in der Gegend von San Francisco. Dr. Hilliard macht ihm klar, dass sich Susan nicht zwischen ihm Spenser, und Russell Costigan entscheiden könne, sondern sich ihren eigenen Weg suchen müsse. Erst dann könne sie ein selbständiger Mensch sein, der auch ein guter Psyschotherapeut sei. Zum Abschied gibt sie ihm einen Tipp.
In den Wäldern des Staates Washington um den Crystal Peak liegt Costigans feudale Berg- und Jagdhütte. Spenser und Hawk schauen sich das Gebäude genau an. Sie wissen natürlich, dass die Sicherheitsleute schon vorgewarnt worden sein müssen. Nach einer ziemlich regnerischen Nacht wissen sie, dass etwa ein Dutzend Scharfschützen auf sie warten, gut versteckt im Wald ringsum. Aber wenn sie Susan, falls sie da ist, befreien wollen, müssen sie einen Weg hineinfinden.
Es geht aber auch umgekehrt. Wenn man in eine Festung nicht hineinkommt, muss man deren Bewohner dazu bringen, von selbst herauszukommen …
_Mein Eindruck_
Anders als in fast allen anderen „Spenser“-Romanen handelt es sich hier nicht um einen Krimi, der eine Ermittlung schildert, sondern um einen Actionthriller. Ich traute Parker diese Spielart durchaus zu, denn schon „The Judas Goat“ war ein echter Action-Hammer: Eine Terroristenhatz von London über Kopenhagen bis nach Montral (siehe dazu meinen Bericht).
|Wiedergänger|
Es überraschte mich daher auch nicht, dass der damalige Auftraggeber Spenser, Der Magnat Hugh Dixon, nun auch in „A Catskill Eagle“ wieder auftaucht. Der dankbare Mäzen gibt Spenser kurz mal ein Taschengeld von zehntausend Dollar – in kleinen Scheinen. Dieser Auftritt ist eine Reverenz des Autors – und eine Werbemaßnahme in eigener Sache. Auch das erneute Auftreten von Rachel Wallace, der lesbischen Feministin, fällt in diese Kategorie (siehe meinen Bericht über „Loking fort Rachel Wallace“). Rachel, der Spenser einst das Leben rettete, bildet die Recherche-Abteilung der Detektei Spenser.
|Action und Symmetrie|
„A Catskill Eagle“ schildert nicht weniger als vier Attacken des dynamischen Duos Spenser & Hawk, um Susan zu finden und zu befreien. Nach Mill River und der Berghütte geht es – nach einer Reorganisation – weiter nach Connecticut und wieder zurück in die Berge von Idaho. Diese Abfolge verleiht dem für die Verhältnisse des Parker-Frühwerks außergewöhnlich langen Roman eine stabile Symmetrie. Auf diese Weise austariert kann die Handlung auch noch eine ganze Reihe anderer Thema transportieren.
|Schurke Nr. 1|
Da ist als erstes Thema der Schurke im Stück. Jerry Costigan ist keineswegs ein großzügiger Menschenfreund à la Hugh Dixon, sondern eher das Gegenteil: Ein Rassist und Anti-Semit, entpuppt sich Costigan senior als Waffenproduzent und -händler, der sämtliche Interessengruppen, die eine Knarre haben wolle, versorgt, um einen Reibach zu machen.
Aber damit begnügt er sich nicht: Er bildet selbst „Militärberater“ aus, die er vor Ort nach Belieben einsetzen kann, um Rebellengruppen zu stärken oder zu schwächen beziehungsweise deren Opponenten in der Regierung. Kurzum: Der Milliardär Costigan schert sich keinen Deut um die Politik der US-Regierung, sondern spielt sein eigenes Spiel.
Das ist der US-Regierung natürlich ein Dorn im Auge. Schließlich kann es nicht angehen, dass ein einzelner Bürger ihre Strategie torpediert, sei es nun in kleinen Belangen oder in großem Maßstab. Auf diese Weise wurden schon kriege ausgelöst. Deshalb treten die CIA und das FBI in Gestalt von Agenten an Spenser und Hawk heran, als diese nach der Sache in Washington eine kreative Pause einlegen.
Dass der Chef der Bostoner Kripo, Martin Quirk, diesen Kontakt vermittelt, trägt dazu bei, Spenser zu beruhigen. Mit Quirk hat er schon lange gut zusammengearbeitet, auch wenn Spenser sich durch Unbotmäßigkeit nicht gerade zum Liebling der Cops gemacht hat. Quirk und die Agenten müssen Spenser und Hawk im Gegenzug für ihre Kooperation Straffreiheit zusichern. Und sie verschaffen ihnen als Erstes ein „sicheres Haus“. Denn Costigans Killers sind bereits auf der Suche nach ihnen.
|Schurke Nr. 2|
Susan muss sich bei Russell Costigan aufhalten. Dessen mehrfach betrogene Ehefrau Tyler residiert in Chicago und erzählt Spenser nicht nur von Russells Psychologie, sondern verrät ihm auch dessen aktuellen Aufenthaltsort in Connecticut. Erstmals hat der Privatdetektiv Gelegenheit, sich näher mit der Psyche seines Rivalen um Susans Hand zu befassen. Russell ist als einziges Kind des Konzernchefs verwöhnt und nutzt dies aus, um gegen seinen Vater zu rebellieren.
Dass er dem Antisemiten Jerry nun auch noch eine jüdische Freundin präsentiert, ist ein weiterer Tort gegen den Tyrannen. Es ist die klassische Ödipuskonstellation. Und obwohl Mrs. Costigan charakterlich die Schwächste der drei ist, manipuliert sie beide Männer doch nach Strich und Faden. Auch dies ist höchst interessant, um einen Ansatzpunkt für den nächsten und den finalen Angriff zu finden. Dass Tyler Susan aber als „Hure“ bezeichnet, verbittet sich Spenser.
|Susan Silverman|
Wie in dem Muster eines Ritter-Epos, das Spenser und Hawk immer wieder ironisch zitieren, spielt Susan quasi die Rolle der Jungfer in Not, die aus dem Bau des Drachen geholt werden muss. Den Drachen selbst gilt es anschließend zu erschlagen – was mich außerdem zu Erinnerungen an Bilbo Beutlin, den tolkienschen Meisterdieb, veranlasste (der wiederum Vorbilder in den isländischen Sagas hat) – auch wenn Bilbo den Drachen in seinem Fall NICHT erschlägt. Er hat Besseres zu erledigen, z. B. den Diebstahl eines Schatzes aus dem Drachenhort.
Wie auch immer: Susan Silverman ist vor Spenser in Russells Arme geflohen. Diese erstaunliche Tatsache muss Spenser erst einmal anerkennen und verarbeiten. Gar nicht so einfach, wenn einem dabei das Herz blutet (siehe dazu meinen Bericht über den „Spenser“-Krimi „Valediction“). Dr. Hilliard erklärt ihm Susans Lage und dass sie sich weiterentwickeln wolle, bevor sie zu Spenser zurückkehren könne. Denn Susan sei zu Russell bereits auf Distanz gegangen, habe er doch keinen Respekt für ihre Wünsche und betrüge sie mit seinen anderen Geliebten – von seiner Gattin Tyler ganz zu schweigen.
Es nützt Spenser also erst einmal wenig, Susan aus Russells Klauen befreit zu haben. Sie ist noch längst nicht bereit, zu ihm zurückzukommen. Und er muss ihr versprechen, Russell nicht zu töten. Gar nicht so einfach, wenn die US-Regierung darauf besteht.
Die Figur Susan erfordert vom Leser, sich in ihre Lage zu versetzen. Es führt zu nichts, sich nur auf die Action zu konzentrieren und dann Spensers Handlungsweise gegenüber Russell Costigan nicht zu verstehen. Ich fand Susans Passivität etwas enervierend, aber ihre Entwicklung ist eben innerlich statt äußerlich. Sowohl Spenser als auch Hawk respektieren das. Wir sollten es auch.
_Unterm Strich_
„A Catskill Eagle“ bildet für mich, der ich schon über 30 Spenser-Krimis gelesen und besprochen habe, den krönenden Höhepunkt von Parkers Frühwerk. Immer wieder verweist Spenser später auf die hier geschilderten Ereignisse. Da Parker 1973 sein Debüt gab, dauerte diese Periode rund 13 Jahre.
Die zweite und mittlere Periode würde ich bis 1997 datieren, also weitere zwölf Jahre, denn 1997 erschien der erste Roman der Jesse-Stone-Reihe und wenig später das Debüt der „Sunny Randall“-Reihe – Parkers endgültiger Durchbruch. Der endgültig letzte „Spenser“-Krimi (Nr. 39) erscheint im Mai 2011 mit „Sixkill“.
|Ritter-Epos|
Der vorliegende Roman ist kein Krimi, der eine Ermittlung schildert, sondern ein Actionthriller, der Züge eines mittelalterlichen Ritter-Epos à la „Sir Gawain und der grüne Ritter“ aufweist (über das die beiden Helden ständig witzeln). Spensers geliebte Susan wurde jedoch keineswegs entführt, sondern ist vor ihm geflohen. In Kalifornien ist sie leider dem Schürzenjäger Russell Costigan aufgesessen, der sie nicht mehr weglassen will. Daher ihr knapper Hilferuf an Spenser.
|Apocalypse Now|
Zum anderen handelt es sich um Parkers Variante des Themas „Apocalypse Now“, das bekanntlich auf dem Roman „Heart of Darkness“ von Joseph Conrad beruht. Ein Mann wird von der Regierung ausgeschickt, um Colonel Kurtz zu töten, der eine Rebellenherrschaft im Dschungel errichtet hat. Spensers Begrüßung „Hallo, Kurtz!“ für Jerry Costigan liefern den Schlüssel zum Verständnis dieses Aspektes des Thrillers. Allerdings dreht Spenser wieder mal sein eigenes Ding, denn was kann man von den „Clowns“ in Washington schon als Belohnung erwarten?
Die Handlung führt unsere beiden edlen Ritter – einer weiß, einer schwarz – wieder zusammen und zu vier Attacken gegen die beiden Costigans. Ich fand die Action vergleichbar mit den Werken von Autoren wie Eric Lustbader, Andy McNab oder Lee Child. Auch ein oder zwei Gegenangriffe werden bravourös gemeistert.
Der Actionfan wird keineswegs enttäuscht, wie ich befürchtet hatte. Und wer ein Gran Sinn für Humor hat, wird ebenso auf seine Kosten kommen wie der Freund von Psychologie und Romanze. Der Roman bildet ein kleines Schatzkästlein im Gewand eines Thrillers.
Tombstone 2.0: eine Innenansicht der Legende Wyatt Earp
Dieser Western über historisch verbürgte Ereignisse in den 1880er Jahren in Tombstone, Arizona, schildert den entscheidenden Abschnitt im Leben der legendären Hauptfigur Wyatt Earp. Die Krise gipfelt unter anderem in der berühmten und vielfach verfilmten Schießerei am O.K. Corral. Doch nur durch einen erzählerischen Kniff verstehen wir auch, wie es dazu kommen konnte. Schuld war (wie schon in Troja) der Streit um eine Frau…
Stilechte, werkgetreue Weiterführung der Parker-Western
Die Marshalls Virgil Cole und Everett Hitch kehren mit dem Zug von einer Mission in Mexiko zurück, als alte Feinde den Zug überfallen: erst Vince, ein Handlanger des von Hitch getöteten Salonbesitzers Randall Bragg aus Appaloosa, dann Mad Bob Brandice, den Cole in den Knast brachte. Und ausgerechnet diesmal sind der Gouverneur von Texas und seine schönen Töchter an Bord…
Aus dem Gefängnis von Cibola sind acht Mörder ausgebrochen und befinden sich auf der Flucht. Einer wurde verletzt und sagt nach seiner Operation aus, die Gruppe hätte sich aufgeteilt: Die eine Hälfte ritt nach Westen gen Vadito, die andere nach Osten.
Die U.S. Marshals Virgil und Everett Hitch machen sich auf den Weg, um die Flüchtigen zu stellen, obwohl sie gerade erst herausgefunden haben, dass ein Ring von Schutzgelderpressern ihre Stadt Appaloosa unsicher macht. Und Everett dachte, er hätte Augustus Driggs in ein Hotel gehen sehen, der mit ihm auf der Militärakademie West Point war. Erst später wird er herausfinden, dass Driggs der Anführer der entflohenen Häftlinge ist… Robert Knott – Robert B. Parker’s Revelation. (Ein Hitch-&-Cole-Western 9) weiterlesen →
In den Hügeln um Appaloosa ist Gold gefunden worden. Um die Rechte an den Minen streiten sich zwei Unternehmen: die McCormicks und die Gruppe um Henri Baptiste. Beide haben ihre Revolvermänner, um die Camps der Bergarbeiter zu schützen, und als einer nach dem anderen ihrer Leute verschwindet, schalten die McCormicks die beiden Marshals Virgil Cole und Everett Hitch ein.
Doch der Mord an James McCormick ist voller Rätsel: Er wurde nicht erstochen, sondern zuvor auch vergiftet. Der Vormann der McCormick-Gunmen ruft den Kriegszustand aus. Der Konflikt spitzt sich just an jenem Tag zu, als die Stadt die „Appaloosa Days“ feiert, eine Art Festival…
Appaloosa ist eine aufstrebende Stadt geworden. Ein neuer Glücksspiel-Saloon soll eröffnet werden. Der Manager ist Boston Bill Black, ein Hüne mit einem ebenso üblen Temperament wie Vorstrafenregister. Als ein Polizist aus Denver ihn wegen Mordes festnehmen will, schießt einer von Blacks zwei Leibwächtern ihn kaltblütig nieder. Das Trio macht sich aus dem Staub, verfolgt von den Marshals Cole und Hitch. Robert Knott – Robert B. Parker’s Blackjack. Ein Hitch & Cole Western 8 weiterlesen →
„Gehn wir zu Ihnen oder zu mir?“ fragte Jill. „Zu Ihnen“, sagte ich. „Aber vergessen Sie nicht, ich hab einen Ballermann.“
Dass Blondinen ihre Zicken haben, wusste schon Philip Marlowe. Privatdetektiv Spenser macht jedenfalls keine sonderlich guten Erfahrungen, als er der Schauspielerin Jill Joyce, die von einem anonymen Anrufer bedroht wird, als Bodyguard zur Seite steht. Ihre Launen sind ein echter Härtetest – und dass sie permanent auf seine Hose schielt, macht die Sache auch nicht einfacher.
Die Lage spitzt sich zu, als das Stunt-Double der Schauspielerin erschossen im Umkleideraum aufgefunden wird. Spensers Nachforschungen führen nach Los Angeles und weit zurück in die Vergangenheit Jills. Dort ist nicht nur die Ursache für ihre probleme zu suchen, sondern auch derjenige, der sie tot sehen will. Und Spenser gerät an Leute, die noch weit größere Plagegeister als die Diva sind – und ganz erheblich aggressiver. (Verlagsinfo) Robert B. Parker – Starallüren. Ein Spenser-Krimi (Spenser 17) weiterlesen →
Spenser bekommt einen Anruf von seiner alten Bekannten April Kyle, einer Edelhure, die in Schwierigkeiten steckt. Sie wird von einem anonymen Anrufer erpresst. Was zunächst nach einem einfachen Job aussieht, erweist sich als höchst brisanter und gefährlicher Fall, denn niemand sagt die Wahrheit. Angefangen bei April, die tief in ein dubioses „Dreamgirl-Hotel“-Projekt verstrickt ist. April will endlich unabhängig und auf eigene Rechnung arbeiten. Dafür geht sie auch über Leichen. (Verlagsinfo)
Harte Zeiten für Spenser: Seine langjährige Freundin Susan Silverman verlässt ihn. Das macht ihm ganz schön zu schaffen. Zusätzlich muss er sich mit einer militanten Jugendsekte und einem Heroin-Ring herumschlagen. Schlechte Zeiten für die Ganoven in Boston. Denn sein Abschiedsschmerz macht Spenser ziemlich übelgelaunt… (erweiterte Verlagsinfo)
Diese deutsche Erstausgabe ist mit einem Nachwort von Friedel Middelhauve versehen.
Im Miami des Nordens: Spenser gegen den Drogenbaron
Eric Valdez war ein guter Reporter. Vielleicht zu gut. Kurz nachdem er Recherchen über einen Kokainschmuggelring anstellte, wurde er am Straßenrand gefunden. Tot und kastriert. Doch sein verleger lässt nicht locker. Nun schickt er Privatdetektiv Spenser nach Wheaton, Massachusetts, um den Tod seines Angestellten untersuchen und die Schuldigen zu finden. Kaum in dem Provinznest angekommen, merkt Bostons bester Privatdetektiv: erwünscht ist er hier nicht, zu allerletzt von der örtlichen Polizei… (erweiterte Verlagsinfo) Robert B. Parker – Bleiche Schatten im Schnee. Ein Spenser-Krimi (Spenser 14) weiterlesen →
Die junge April Kyle zieht es vor, auf den Strich zu gehen, statt in die Schule. Für ihren verständnislosen Vater ist sie nur eine Hure, die er längst abgeschrieben hat. Für die Mutter ist diese Sache aber nicht so einfach. Deswegen wendet sie sich an Spenser. Der Bostoner Privatdetektiv nimmt den Auftrag an und versucht dem Mädchen zu helfen – gegen den Willen des Vaters! Spenser dringt in die Sex-Hölle der Bostoner Combat Zone ein und erlebt einige der härtesten Tage seines Lebens… (Ullstein-Verlagsinfo) Robert B. Parker – Einen Dollar für die Unschuld. Ein Spenser-Krimi (April Kyle 1) weiterlesen →
Privatdetektiv Spenser sucht eine junge Prostituierte namens April Kyle. Doch kaum hat er sie in New York City gefunden, verschwindet sie bereits wieder spurlos. Ihr Zuhälter hat Angst davor, mit Spenser gesehen zu werden und weist Spuren eines Kampfes auf. Mit wem? Und eine von dessen Huren, mit der Spenser einen Tag lang verbracht hat, wird ermordet aufgefunden. Nachdem alle Stricke gerissen sind, bleibt Spenser nichts anderes übrig, als die Spur dieser jungen Frau aufzunehmen, in Portland, Maine…
Der Originaltitel geht auf ein Gedicht des Engländers Robert Browning zurück. Man darf nicht vergessen, dass der Autor mehrere Jahre Dozent für Amerikanische Literatur war. Allenthalben tauchen auch in diesem Roman literarische Referenzen auf, so etwa zu Nathaniel Hawthorne, einem frühen Pionier der Schauerliteratur. (Verlagsinfo) Robert B. Parker – Wer zähmt April Kyle? Ein Spenser-Krimi (April-Kyle 2) weiterlesen →
Actionreich & mit Köpfchen: Hawk und Spenser auf Rachefeldzug
Nachdem sein bester Freund Hawk in den Rücken geschossen wurde, während der einen Buchmacher beschützte, begibt sich Spenser mit dem genesenen Hawk auf einen Rachefeldzug gegen die Hintermänner dieses feigen Anschlags. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Ukrainer, die von Marshport aus operieren. Aber wieso lässt Tony Marcus, der Gangsterboss von Boston, sie das überhaupt tun?
Der Autor
Der US-Autor Robert B. Parker, 1932-2010, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zum seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der „Spenser“-Reihe wohl seine neun „Jesse Stone“-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wird gerade vom ZDF gezeigt. Parker lebte in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen fast alle seine Krimis.
„Jesse Stone“-Krimis:
1) [„Night Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6811
2) [„Trouble in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6816
3) [„Death in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6815
4) [„Stone Cold“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6810
5) [„Sea Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6812
6) [„High Profile“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6813
7) [„Stranger in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6814
8) „Night and Day“
9) „Split Image“
Unter anderem in der „Spenser„-Reihe, die derzeit 50 Romane umfasst, erschienen:
[„Paper Doll“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6818
[„Stardust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6819
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„Hugger Mugger“, „Small Vices“, „Bad Business“, „Back Story“ …
Und viele Weitere.
Außerdem schrieb Parker ein Sequel zu Raymond Chandlers verfilmtem Klassiker „The Big Sleep“ (mit Bogart und Bacall) „und mit „Poodle Springs“ einen unvollendeten „Chandler“-Krimi zu Ende. „Gunman’s Rhapsody“ ist seine Nacherzählung der Schießerei am O.K. Corral mit Wyatt Earp und Doc Holliday, ein klassischer Western.
Handlung
Als er einen Buchmacher in Boston als Leibwächter beschützt, wird Spensers bester Freund Hawk von hinten niedergeschossen. Zudem wird die Familie des Buchmachers ebenfalls fast komplett ausgelöscht. Die Genesung des harten Burschen Hawk dauert viele Wochen. Wochen, in denen Spenser bereits nach den Tätern Ausschau hält. Der schwarze Gangsterboss Tony Marcus war es offenbar nicht: Die Täter waren Weiße. Von seinen Kontakten bei der Polizei bekommt Spenser eine Liste mit fünf Namen: Allesamt Ukrainer. Nur einer von ihnen, der ihm Knast sitzt, hat etwas zu verlieren und singt. Wenig später wird er im Knast abgestochen.
Spenser und Hawk fragen sich, wer in der Unterwelt Anwälte kaufen kann, die solche Anschläge ermöglichen. Es ist einfach, die Anwälte zu finden. Hawk fackelt nicht lange und Husak spuckt einen Namen aus: Boots Polodak in Marshport, dem Nachbarort von Paradise (siehe Jesse Stone). Spenser hat die Hafenstadt in schlechter Erinnerung: Hier regieren nur Banden. Polodak ist obendrein der Bürgermeister und beherrscht die Polizei und Justiz. Mit einem Trick verschaffen sich Spenser und Hawk schwer bewaffnet Zutritt zu Polodaks Büro und setzen ihn unter Druck, während vier Cops tatenlos zusehen müssen. Polodak spuckt es aus: Es gehe um Tony Marcus‘ Tochter Jolene. Was soll das schon wieder heißen?
Spenser und Hawk wundern sich schon die ganze Zeit, wieso Marcus es zulässt, dass ihm die Ukrainer sein Bostoner Terrotorium streitig machen und er keine Hand dagegen erhebt. Der Grund ist kompliziert: Seine Tochter lebt mit einem Mann zusammen, der sein eigenes Gebiet haben will. Um diesen Brock Rimbaud sein Ansehen zu verschaffen, lässt Marcus ihm freie Hand. Leider schafft es der Typ nicht, den Ukrainern Einhalt zu gebieten, obwohl er sich bemüht. Also haben diese leichtes Spiel.
Spenser und Hawk lassen sich von Marcus freie Hand zusichern, um gegen Polodak und seine Bande vorgehen zu können. Zuvor ist noch eine kleine Frage zu klären: Woher hat Polodak überhaupt das Geld für seine Invasion in Boston? Spensers Kontakt zur Staatspolizei von Massachusetts und zum FBI sagt: Das Geld aus dem Heroin, das ein afghanischer Kriegsherr liefert. Und dessen Statthalter bei Polodak passt auf, dass alles im Sinne des Afghanen verläuft.
Mit einem detailliert ausgeheckten Plan machen sich Spenser und Hawk zusammen mit dem Leibwächter Vinnie Morris an die Arbeit, um das Wespennest von Polodak auszuräuchern – und zugleich dafür zu sorgen, dass das letzte überlebende Mitglied der Buchmacherfamilie eine ordentliche Entschädigung erhält …
Mein Eindruck
Wer nun denkt, er habe es mit einem simplen Rachefeldzug zu tun, wie er schon zigmal verfilmt wurde, der irrt gewaltig. Denn erstens stehen lediglich zwei Mann gegen eine ganze Organisation – ein Frontalangriff wäre also Selbstmord. Zweitens steht Tony Marcus im Hintergrund bereit, hilfreich einzugreifen, sobald sich ihm der richtige Grund und Anlass bietet. Drittens steht hinter Polodak eine afghanische Organisation von unbekanntem Ausmaß. Und viertens braucht man bloß den richtigen Auslöser, um das ganze Pulverfass in die Luft zu jagen. Diesen Auslöser stellt der Gatte von Marcus‘ Tochter Jolene dar: Brock Rimbaud.
Marcus gibt Rimbaud ein neues Gebiet, mitten in Marshport. Nun brauchen Spenser und Hawk den Angriff darauf nur Polodak in die Schuhe zu schieben und Marcus hat seinen Anlass, um Polodak anzugreifen. Der schickt seine Revolvermänner. Alles klar? Eben nicht. Denn Hawk hat es nicht auf das Rathaus, sondern auf Boots Polodak persönlich abgesehen. Von ihm will er das Geld für den kleinen Jungen aus der Buchmacherfamilie erpressen. Leichter gesagt als getan: Denn ein so wichtiger Mann wie Polodak hat natürlich überall Verstecke und Leibwächter.
Hawk und Spenser sichern sich nach allen Seiten ab. Sie wollen ja nicht eingelocht werden. Auch die Staatspolizei, das FBI und sogar die CIA werden einbezogen. Diese liefern – maßvoll – wertvolle Informationen über Polodak und seine Hintermänner. Außerdem geben sie den beiden selbsternannten Rächern freie Hand, denn mit halb- oder gar illegalen Aktionen dürfen sich Behörden bekanntlich nicht abgeben.
Aber es gibt noch eine Seite von Interessenten, an die Hawk und Spenser denken müssen: an ihre Freundinnen. Denn die beiden lassen ihre Girls natürlich nicht im Unklaren darüber, was sie tun und vorhaben. Alles andere wäre Verrat. Spensers Susan reagiert zwar besorgt, aber mit Verständnis: Sie kann ihn nicht so haben, wie er ist, wenn er etwas auf andere Weise täte, wie er es eben zu tun pflegt. Ganz einfach, oder?
Nicht so Cecile, Hawks Freund. Die einzige schwarze Chirurgin an einem Bostoner Krankenhaus weiß sich durchzusetzen. Aber mit Hawks aktueller Tätigkeit kommt sie echt nicht klar. Es verursacht zuviel Angst in ihr. Sie kann das Risiko, in das er sich ständig begibt, nicht hinnehmen. Und ändern kann sie ihn erst recht nicht, denn er ist ein ebenso introvertierter Typ wie Spenser. Also akzeptiert sie ein Stellenangebot in Cleveland – und weg ist sie. Tja, so ist die Liebe.
Ob die ganze Sache gut ausgeht oder ein Freund von Spenser ins Gras beißen muss, wird hier nicht verraten. Aber selten hat man einen derart kompliziert angelegten Rachefeldzug gelesen.
Unterm Strich
Ich habe „Cold Service“ an nur zwei Tagen gelesen.Das Buch ist actionreich, sehr sarkastisch, einfühlsam und mit einer recht spannenden Ermittlung versehen. Hawks komplex angelegter Rachefeldzug gegen die ukrainische Verbrecherbande wird von langer Hand eingefädelt und vorbereitet. Erst als alle Informationen vorliegen und sich Hawks einen funktionierenden Plan ausgedacht hat, trauen sich die beiden Rächer, die ja nicht lebensmüde sind, gegen Polodak und seine Bande vorzugehen. Es wird eine denkwürdige Nacht für Marshport, voller Action, aber auch mit dem für Hawk und Spenser typischen sarkastischen Humor.
Das globalisierte Verbrechen hat die Ostküste der USA erreicht. In dem Krimi „Pale Kings and Princes /Bleiche Schatten im Schnee“ (1987) schilderte Parker die Drogenhauptstadt der Ostküste, Wheaton. Diesmal ist Marshport dran, das wir schon aus „Stranger in Paradise“ (2008) kennen. Anders als das benachbarte Paradise ist Marshport eine arme, verlotterte Stadt, beherrscht von Banden und Verbrechen. Kein Wunder, dass die Bürger von Paradise alles unternehmen, um dieses Gesindel von ihrer Stadt fernzuhalten.
Aber man kommt mit bürokratischen Maßnahmen und Stadtplanung nicht gegen brutale Banden wie die von Polodak an, scheint uns der Autor zu erklären. Das rechtfertigt den Vigilanteneinsatz von Spenser und Hawk. Seltsam, dass ihr Vorgehen von FBI, Polizei und den Regierungsbehörden (Ives) gedeckt wird. Offenbar ist es in den USA ganz okay (zumindest in einem Krimi), wenn ein paar Privatbürger alias Vigilanten etwas gegen das Verbrechen unternehmen. Eigeninitiative, ein hoher Wert im Bewusstsein der amerikanischen Bürger. Bei uns würde solche Eigeninitiative jedoch auf heftigen Protest stoßen. (Hoffe ich zumindest.)
Hinweis
Der Titel bezieht sich übrigens auf das klingonische Sprichwort, dass Rache ein Gericht sei, das kalt serviert werden müsse. Ich bin aber nicht sicher, ob die Klingonen schon von diesem Sprichwort gehört haben.
_Robert B. Parker bei |Buchwurm.info|:_
[„Der stille Schüler“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4066
[„Gunman’s Rapsody“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6836
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