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Bradley, Marion Zimmer / Waters, Elisabeth – Erbin von Ruwenda, Die

_Auch Zaubern will gelernt sein_

Dieser farbige Fantasyroman schließt den fünfbändigen Ruwenda-Zyklus befriedigend ab. Es wieder ein Märchen für Erwachsene, vor allem für weibliche: voller Liebe und Magie, in einer exotischen Welt.

Im amerikanischen Original hieß der Zyklus „Trillium“ und wurde zunächst von drei bekannten Autorinnen verfasst: MZB herself, dann noch Julian May, der Verfasserin der erstklassigen Pliozän-Saga, und schließlich Altmeisterin André Norton, die den anderen wahrscheinlich zeigen konnte, was eine Harke ist. Initiiert wurde der ganze Zyklus inklusive Kooperation vom deutschen (!) Literaturagenten Uwe Luserke.

Auch diesen Band hat MZB wieder mit einer nicht im Titel genannten Koautorin verfasst, der sie jedoch im Buch dankt: Elisabeth Waters.

_Handlung_

Das Reich der Drillingslilie – daher ‚Trillium‘ – droht unterzugehen. Die Seherin Haramis, die das Erbe der Zauberin von Ruwenda angetreten hat und nun bereits zwei Jahrhunderte über das Schicksal des Landes wacht, fühlt, dass ihre Zeit zu sterben naht. Ihre beiden Schwestern Kadiya und Anigel weilen bereits längere Zeit nicht mehr unter den Lebenden. Einsam hockt sie im Turm, der einst ihrem Erzrivalen Orogastus gehörte.

Mit Hilfe ihrer seherischen Gabe, dem Zweiten Gesicht, sucht sie nach einer Nachfolgerin für ihr Amt. Diese will sie in die Aufgaben der Erzzauberin von Ruwenda einführen. Schließlich wählt sie die widerspenstige Prinzessin Mikayla aus, doch diese hält nichts vom Zölibat einer Zauberin, sondern entscheidet sich für ihren Jugendfreund, den Königssohn Fiolon. Wer könnte es ihr verdenken?

Doch Haramis holt die beiden Turteltäubchen zu sich in den Weißen Turm. Dort beginnt sie, Mikayla in die Grundregeln der Magie einzuführen. Mikayla kommt sich vor wie Harry Potter und scheint sich nach außen hin in ihr Schicksal zu fügen, das eine Art Eremiten- und Mönchsdasein erfordert. Doch nachdem man Fiolon wieder in die Zitadelle von Ruwenda zurückgeschickt hat, findet sie einen Weg, ihn wiederzutreffen. Aber Fiolon entwickelt ohne Wissen der Zauberin ebenfalls große magische Fähigkeiten.

Haramis versucht vergeblich, die Verbindung der Liebenden zu zerbrechen, vielmehr erleidet sie einen Schlaganfall. Mikayla nutzt die Gelgeneheit, um den nunmehr ungeschützten Turm näher in Augenschein zu nehmen. Dabei ist ihr Uzun eine gute Hilfe, der frühere Begleiterin der Erzzauberin, der von dieser in eine schnöde Harfe verwandelt worden war. Mikayla sucht einen neuen Körper für ihn, doch dies führt zu neuen Abenteuern, die aber belohnt werden. (Ich will hier nicht verraten, welche neue Gestalt Uzun nun bekommt.)

Haramis ist mittlerweile kurz davor, den Löffel abzugeben. Als Folge ihrer schwindenden Zaubermacht kommt es zu etlichen Naturkatastrophen wie etwa Erdbeben. Doch Mikayla und Fiolon doktern lieber an den Symptomen herum, indem sie die Schäden beseitigen, statt sich um die Ursache zu kümmern: Mikayla sollte Haramis‘ Stelle einnehmen. Ist sie bereit, den Preis zu bezahlen? Oder gibt es eine Chance, dass beide ein gemeinsames Leben führen?

_Mein Eindruck_

Dies ist klassische Fantasy: Durch dick und dünn muss die Hauptfigur Mikayla erst gehen, bevor sie die Entscheidung zwischen Pflicht (Zauberin zu werden) und Neigung (Fiolon zu heiraten) treffen kann. Doch vielleicht kann sie den Kuchen essen und ihn zugleich behalten? Dann könnte sie an Fiolons Seite Zauberin werden und die Welt retten.

Wie man sieht, werden auch in diesem Roman die schönsten Mädchenträume wahr und am Schluss wird (doch, sicher, ganz bestimmt) alles gut. Leider ist dies vom literarischen Standpunkt nicht weiter von Bedeutung. Und wer solche Geschichten mag, wird auch hier das finden, was er oder vielmehr sie erwartet: Unterhaltung im schönsten Sinne des Wortes.

|Originaltitel: Lady of the Trillium, 1995
Aus dem US-Englischen übertragen von Marion Balkenhol|