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Sara Douglass – Gesandter des Teufels (Das dunkle Jahrhundert 4)

Band 1: „Hüter der Macht“
Band 2: „Tochter des Krieges“
Band 3: „Diener des Bösen“

_Hal Bolingbrokes Plan_ zur Beschaffung der Schatulle mit Wynkyn de Wordes Buch ist misslungen. Nicht nur, dass es nicht die richtige Schatulle war, sie hat auch noch einen entsetzlichen Preis gefordert. Und Thomas Neville muss erkennen, dass seine Überzeugung, er könne zu Margaret genügend Distanz wahren, um sich nicht zu verlieben, eine gravierende Fehleinschätzung war. Jetzt versucht er, sich selbst davon zu überzeugen, dass seine unleugbare Liebe zu Margaret nicht bedeuten muss, dass er ihr auch seine Seele schenkt.

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Sara Douglass – Diener des Bösen (Das dunkle Jahrhundert 3)

Band 1: [„Hüter der Macht“ 4812
Band 2: [„Tochter des Krieges“ 5506

Thomas hat auf Betreiben Lancasters Margaret geheiratet. Doch er ist fest davon überzeugt, dass es ihm trotzdem gelingen wird, sich nicht in sie zu verlieben. Viel mehr Kopfzerbrechen als die Versuchung durch Margaret bereitet ihm inzwischen die Suche nach der Schatulle, in der sich de Wordes Buch befindet. Thomas ist der Überzeugung, dass sie sich in Westminster befindet, bei Richard, der inzwischen König von England ist. Es scheint aussichtslos, an das kostbare Stück heranzukommen. Bis Bolingbroke einen merkwürdigen Plan ersinnt …

_An der Charakterzeichnung_ hat sich nicht viel verändert, nur drei neue Caraktere werden wichtig. Der eine ist Mary de Bohun. Die junge Frau ist eine reiche Erbin und Hal Bolingbrokes Braut. Sie ist jung, von zarter Gesundheit und auch ein wenig schüchtern, und sie fürchtet sich zunächst vor ihrem Mann. Gleichzeitig beweist sie erstaunliche geistige Stärke und Großherzigkeit, indem sie Margaret beisteht, und das, obwohl sie diese für Bolingbrokes Geliebte hält.

Der zweite ist Katherine, die Tochter des französischen Königs. Sie ist jung und intelligent, da aber nach salischem Recht die weibliche Linie nicht erbberechtigt ist, hat sie sich bisher zurückgehalten. Erst nach einem Gespräch mit ihrer Mutter Isabella beginnt sie, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ihre erklärte Gegnerin ist … Jeanne d’Arc.

Und zu guter Letzt wäre da noch Robert de Vere, der Earl of Oxford, ein schmieriger, intriganter Kerl, der den jungen König komplett um den Finger gewickelt hat und sich von ihm nun mit Titeln und Ländereien überschütten lässt, was ihm eine enorme Machtfülle verleiht. Eine ausgesprochen einseitige Machtfülle, wie vor allem Lancaster und seine Anhänger finden.

Die Intensität dieser drei neuen Figuren reicht nicht an die von Thomas und Margaret heran. Mary ist bisher nicht wichtig genug, de Vere taucht nur zusammen mit Richard auf, und Katherine steht von Anfang an als Verbündete Bolingbrokes fest, was viel von dem Raum beansprucht, den die Autorin auf die Charakterzeichnung verwandt hat. Trotzdem haben sie alle genug Profil erhalten, um nicht hölzern oder plakativ zu wirken.

_Die Handlung dagegen_ hat einiges an Neuem zu bieten. Inzwischen kann der Leser sicher sein, dass Margaret und Hal wie auch Katherine mehr sind als „normale“ Menschen. Aber gehören sie wirklich zu den schaurigen Geschöpfen, die Neville und Lancaster in Frankreich begegnet sind? Hier besteht noch immer eine erstaunliche Diskrepanz. Und dann sagt Margaret, sie sei kein Dämon, sondern ein Engel! Fest steht allerdings auch, dass der Erzengel Michael ein unversöhnlicher Gegner Margarets ist! Es scheint, als würde die einfache Frage, wer Dämon und wer Engel, wer gut und wer böse ist, schon gar nicht mehr ausreichen, als wäre hier noch eine dritte Gruppe beteiligt.

Auch Hal gibt verstärkt Anlass zu Spekulationen. Ganz offensichtlich gehört er zu Margarets Verbündeten, sie bezeichnet ihn gelegentlich sogar als ihren Lord, so, als wäre er eine Art Vorgesetzter. Der Plan im Zusammenhang mit der Beschaffung der Schatulle erinnert massiv an Thomas‘ frühere kaltherzige Rücksichtslosigkeit. Auch die Hochzeit mit Mary zeigt ziemlich kaltschnäutziges Kalkül. Ist Hal womöglich – mehr oder weniger absichtlich – auf dem Weg ins gegnerische Lager?

Und dann ist da auch noch Richard Thorseby. Der Ordensgeneral der Dominikaner fühlt sich durch Thomas‘ Austritt aus dem Orden sozusagen persönlich gekränkt und sinnt nun auf Rache. Nicht, dass er große Lust zu reisen hätte, doch in diesem Fall kommt ihm die Einladung zu einem Konzil in Rom dennoch zupass. Vielleicht lässt sich in dem Kloster in Rom, in dem Thomas‘ Reise durch Europa begann, etwas aufspüren, woraus er dem ehemaligen Mönch einen Strick drehen kann …

_All dies ist eingebettet_ in den geschichtlichen Hintergrund der Regierungszeit Richards II. Die Lancasters geraten immer weiter unter Druck, denn Richard fühlt sich durch John of Gaunt bevormundet und durch Hals Beliebtheit im Volk sogar in seiner Stellung bedroht. Schon aus gekränkter Eitelkeit ist er nicht bereit, die Argumente gegen seine Politik auch nur anzuhören, ganz gleich, wie vernünftig sie auch sein mögen. Außerdem ist er bestrebt, seinem Favoriten de Vere zu gefallen.

Ein zusätzlicher Streitpunkt ist die geplante neue Kopfsteuer, mit der Richard einen Feldzug nach Irland finanzieren will, obgleich der Krieg gegen Frankreich noch gar nicht beendet ist. Diesbezügliche Warnungen fasst er als Kritik auf und reagiert ausgesprochen scharf. In seinem Streit mit den Adligen des Reiches übersieht er allerdings völlig einen weiteren Faktor: sein Volk! Längst hat der Same, den Wanderprediger wie John Wycliff und John Ball im Volke gesät haben, Wurzeln geschlagen …

Sara Douglass hat diese verschiedenen, recht unterschiedlichen Aspekte geschickt zu einer nahtlosen, glatten Geschichte verwoben und dadurch den historischen Hintergrund auf eine Weise zum Schauplatz eines Kampfes zwischen Gut und Böse gemacht, der schon fast realistisch anmutet, trotz der vielen Fantasy-Elemente, die er enthält. Und noch immer ist sich der Leser nicht wirklich sicher, mit wie vielen Parteien er es eigentlich zu tun hat und wer zu welcher Partei gehört. Abgesehen von der Gefahr, die den Lancasters durch Richard II. droht, und dem sich anbahnenden Bürgerkrieg sorgt besagte Undurchsichtigkeit im Zusammenhang mit der Frage, wie Thomas Neville sich letztlich wohl entscheiden wird, wenn er endlich Wynkyn de Wordes Buch gefunden hat, für stetig steigende Spannung. Je weiter ich lese, desto faszinierter bin ich.

_Sara Douglass_ arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Streß. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Außer dem |Weltenbaumzyklus| und dem |Sternenzyklus| schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit schreibt die Autorin an ihrer neuen Trilogie |Darkglass Mountains|. Der Folgeband zum Zyklus des dunklen Jahrhunderts erschien diesen Monat unter dem Titel „Gesandter des Teufels“.

|Originaltitel: The Wounded Hawk. The Crucible Two
Aus dem australischen Englisch von Sara Riffel
409 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN-13: 978-3-492-70164-8|

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[„Sternenströmers Lied“ 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
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[„Die letzte Schlacht um Tencendor“ 3608 (Im Zeichen der Sterne 3)

Sara Douglass – Tochter des Krieges (Das dunkle Jahrhundert 2)

Thomas Neville ist sehr zu seinem Verdruss in Chauvigny hängengeblieben. Der schwarze Prinz will ihn nicht nach England schicken, ehe er nicht herausgefunden hat, was Thomas vor ihm verbirgt. Aber erst nach einem ausgesprochen unheimlichen Ereignis setzt er den Dominikaner so unter Druck, dass dieser ihm die Wahrheit erzählt. So kommt es, dass Thomas sich zusammen mit dem Duke of Lancaster, der den gefangen genommenen französischen König nach England bringt, auf dem Weg nach La Rochelle wiederfindet. Und noch jemand reist mit dieser Gruppe: Lady Margaret, die geheimnisvolle Frau, die Thomas in einer Vision begegnet ist, und die Thomas für eine Hexe hält. Und für seine persönliche Versuchung …

Die Charakterzeichnung hat sich spürbar vertieft. Das gilt vor allem für einige der Nebencharaktere, allen voran Lady Margaret.

Margaret hat vor Kurzem ihren Mann verloren. Nun sitzt sie ohne Beschützer in einem fremden Land, und natürlich findet sich auch ein Mann, der ihre Situation ausnutzt. Dann wird sie auch noch schwanger, was ihre Lage weiter verkompliziert. Und als wäre all das nicht schon schwierig genug, verliebt sie sich auch noch in Thomas Neville, der sie für eine Hure und außerdem für eine Dämonin hält. Aber hat er mit Letzterem so unrecht?

Thomas entwickelt allmählich fast so etwas wie eine Paranoia, was die Dämonen angeht. Schon die geringste Kritik an der Kirche oder den gesellschaftlichen Zuständen lässt ihn den jeweiligen Sprecher für einen Dämonen halten. Offenbar kann er niemandem mehr trauen, nicht einmal seinen früheren Freunden, was die Situation für ihn besonders schwierig macht. Auf der anderen Seite hat er immer öfter Anflüge von Menschlichkeit, vor allem, wenn es um Margarets Kind geht, was ihn wesentlich erträglicher macht.

Ein besonders undurchsichtiger Charakter ist Thomas‘ Jugendfreund Hal Bolingbroke, der Sohn des Duke of Lancaster. Ganz offensichtlich kennt er Margaret besser, als man annehmen sollte. Etwas verbindet sie mit ihm, denn sie haben offensichtlich gemeinsame Pläne. Gleichzeitig aber unterstützt er Thomas bei seiner Suche nach dem magischen Buch Wynkyn de Wordes. Zumindest sieht es so aus … oder?

Immerhin weiß der Leser zumindest von Richard, dem Sohn des schwarzen Prinzen und Hals Vetter, was er von ihm zu halten hat: Richard ist ehrgeizig, eitel, rücksichtslos und gerissen. Kein Wunder, dass Thomas ihn für den Kern der Dämonenverschwörung hält. Dumm nur, dass Richard nach dem Tod seines Vaters der Thronerbe ist.

Die zusätzlichen Charaktere und die Intensivierung von Thomas und Margaret haben dem Buch ausgesprochen gutgetan. Nicht nur, weil durch Thomas‘ Entwicklung viel von dem weggefallen ist, was mich zuvor so an ihm gestört hat, sondern vor allem, weil Margaret durch ihren inneren Zwiespalt der Geschichte eine gute Portion Menschlichkeit hinzugefügt hat.

Auch Hal war ein großer Gewinn, nicht unbedingt die Persönlichkeit als solche, aber ihre Funktion innerhalb der Handlung. Noch mehr als Margaret sorgt er dafür, dass die Sache undurchsichtig bleibt. Der Leser wird immer wieder aufs Neue aufs Glatteis geführt. Mal entsteht der Eindruck, dass Hal tatsächlich auf Thomas‘ Seite steht und ihm hilft. Dann wieder kommt eine Szene, die diesem Eindruck zu widersprechen scheint und so die Figur zurück in die Grauzone führt.

Manchmal sieht es sogar so aus, als sei Hal damit gar nicht allein. Von dem Zeitpunkt an, als Thomas in Lancasters Gefolge nach England aufbricht, entfernt er sich immer weiter von seinem Leben als Mönch, und seltsamerweise gibt Lancaster mehrmals den Anstoß für den nächsten Schritt in dieser Entwicklung. Zufall?

Tatsache ist, dass Thomas sich lenken lässt, und zwar nicht unbedingt von demjenigen, den er sich dafür ausgesucht hat, dem Erzengel Michael. Vor sich selbst kann er das allerdings nicht zugeben, stattdessen beschönigt er sein Verhalten vor sich selbst. Erstaunlich, dass er dadurch nur sympathischer wird.

Natürlich stellt sich der Leser angesichts der Entwicklung die erwartete Frage: Wer sind hier eigentlich die Guten und wer die Bösen? Diese Frage wird dadurch umso verzwickter, dass der Leser nicht sicher weiß, wer jetzt tatsächlich ein Dämon ist und wer nicht. Und dass er, wenn er den Andeutungen folgt, vor einem Problem steht: nämlich dass Gut und Böse sich nicht mit Mensch und Dämon deckt!

Von dieser Zwickmühle lebt das gesamte Buch. Sara Douglass hat es hervorragend verstanden, alles in der Schwebe zu halten. Selbst wenn sie Teile des Geheimnisses aufzudecken scheint, kommt der Leser dem Kern des Rätsels nicht näher, er pendelt immer nur hin und her, als säße er auf einer Schaukel. Und obwohl sich an äußerer Handlung nicht viel tut, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Die Tatsache, dass die Geschichte vor einem historischen Hintergrund spielt und zu einem inzwischen nicht unerheblichen Teil von historischen Figuren getragen wird, wie dem Duke of Lancaster oder Richard II., verleiht dem Ganzen zusätzliche Würze.

_Um es kurz zu machen:_ Der zweite Band des Zyklus hat sich verglichen mit dem ersten massiv gesteigert. Obwohl man das so eigentlich nicht sagen kann, denn der Anfang des Buches knüpfte so unmittelbar an das Ende seines Vorgängers an, dass ich den Verdacht hegte, hier wäre wieder einmal ein Buch in zwei Teile gehackt worden. Ein Verdacht, der sich leider bestätigt hat. Insofern wäre es zutreffender zu sagen, dass das Buch ein wenig Warmlaufzeit benötigt, da sich die Autorin zunächst hauptsächlich ihrem Hauptprotagonisten und ihrem Hintergrund gewidmet, aber ab der zweiten Hälfte ihr Augenmerk vermehrt auf ihren Plot gerichtet hat und ab da die Sache an Komplexität und Intensität gewinnt. Es lohnt sich also, ein wenig Geduld aufzubringen. Als Belohnung winkt ein fesselndes Rätsel, das zu lösen spannender ist als jeder Thriller. Zumindest für mich.

_Sara Douglass_ arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Außer dem |Weltenbaumzyklus| und dem |Sternenzyklus| schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit schreibt die Autorin an ihrer neuen Trilogie |Darkglass Mountains|. Die nächste Veröffentlichung auf Deutsch kommt im März dieses Jahres unter dem Titel „Gesandter des Teufels“ in die Buchläden.

|Originaltitel: The Nameless Day. The Crucicle
Aus dem australischen Englisch von Sara Riffel
403 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-492-70163-1|

My Сreative


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_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_

[Hüter der Macht 4812 (Das dunkle Jahrhundert 1)
[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[Die Wächter der Zeiten 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)
[Die letzte Schlacht um Tencendor 3608 (Im Zeichen der Sterne 3)

Sara Douglass – Hüter der Macht (Das dunkle Jahrhundert 1)

_In einer düsteren Schlucht_ nördlich von Nürnberg stirbt ein Mönch namens Wynkyn de Worde einsam an der Pest. Ein tragischer Verlust, denn der alte Mann hat nicht nur keinen Nachfolger für sein finsteres Geheimnis hinterlassen, er hat auch seine Aufgabe nicht ganz zu Ende gebracht. Dunkle Zeiten brechen an …

Jahre später trifft der Mönch Thomas Neville in Sant‘ Angelo ein. Er wurde von Oxford nach Rom geschickt, um in dem für seine Bibliothek berühmten Kloster die Schriften zu studieren. Dabei stößt er auch auf den Namen Wynkyn de Worde, und ganz offensichtlich ist dieser Name von ungewöhnlichen Umständen umgeben. Schließlich offenbart ihm der Erzengel Michael persönlich, dass er, Thomas, künftig de Wordes Nachfolger sein soll.

Thomas ist Feuer und Flamme. Aber um diese Nachfolge antreten zu können, muss er zunächst einmal das geheimnisvolle Buch finden, das de Worde stets bei sich hatte. Er ahnt nicht, dass er eine lange, beschwerliche und gefahrvolle Reise durch halb Europa vor sich hat …

_Trotz einer Fülle von Charakteren_ steht lediglich ein einziger im Mittelpunkt: Thomas Neville war einst ein adliger Ritter und hat im Krieg auf Seiten Englands gegen Frankreich gekämpft. Das tragische Ende seines Verhältnisses mit einer verheirateten Lady hat ihn dazu getrieben, dem Orden der Dominikaner beizutreten, um für diese und viele andere Sünden zu büßen. Doch obwohl seine Reue diesbezüglich echt ist, scheint sich seine Wesensart mit dem, was einen guten Mönch ausmachen sollte, nicht ganz vereinbaren zu lassen. Thomas ist von geradezu fanatischer Frömmigkeit, aber gleichzeitig hochmütig und selbstgerecht. So etwas wie Mitgefühl scheint er nicht zu kennen.

Die übrigen Personen tauchen nur abschnittweise auf und sind lediglich skizziert, so der Prior von Sant‘ Angelo, Etienne Marcel und die junge Margaret. In den meisten Fällen stellt sich aber weniger die Frage, wer sie sind, als vielmehr, was sie sind. Die historischen Persönlichkeiten schließlich bleiben so sehr am Rand, dass sie überhaupt kein eigenes Profil haben außer demjenigen, das ihre Rolle innerhalb des historischen Rahmens ihnen verleiht.

Objektiv betrachtet hat Sara Douglass mit ihrer Hauptfigur eine Charakterzeichnung von gewohnter Qualität abgeliefert. Obwohl Thomas sich stellenweise anhört wie der „typische“ mittelalterlichen Mönch, der trotz aller offensichtlichen Fehler noch immer die bestehende Ordnung als Willen Gottes verteidigt, ist es der Autorin gelungen, ihn durch seine Unsicherheiten und Ängste lebendig und menschlich zu erhalten und vor dem Abrutschen ins Klischee zu bewahren. Subjektiv aber konnte ich trotzdem nicht recht damit warmwerden. Vielleicht lag es daran, dass mich Thomas‘ arrogante Selbstgerechtigkeit so sehr geärgert hat, vielleicht auch daran, dass er beim nichtigsten Anlass die Herrschaft über seine Triebe verliert. Ein entsetzlicher Kerl!

_Auch das Bühnenbild ist gewöhnungsbedürftig._ Karl IV. von Frankreich hat keine direkten Nachkommen hinterlassen, weshalb ihm sein Cousin Philipp aus dem Haus Valois auf den Thron folgte. Der englische König Eduard III., mütterlicherseits ein Neffe von Karl IV., ist damit nicht einverstanden und erhebt seinerseits Anspruch auf den französischen Thron. Das salische Recht jedoch schließt eine Erbfolge über die weibliche Linie aus. Eduard ist nicht bereit nachzugeben: Seit 1340 führt England immer wieder Krieg gegen Frankreich.

Ebenso wie die materielle Welt unter dem Krieg leidet, den man später den Hundertjährigen nennen wird, leidet die geistige Welt unter dem großen abendländischen Schisma. Seit Papst Clemens V. vor nahezu siebzig Jahren nach Avignon umgezogen ist, hat die Kurie massiv an Ansehen und auch an Macht eingebüßt. Und kaum ist Gregor XI. nach Rom zurückgekehrt, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, da stirbt er. Das Gerücht geht um, die Kardinäle, großteils Franzosen, wollten nach Avignon zurückkehren. Rom gerät in Aufruhr, erzwingt die Ernennung eines Italieners zum Papst. Doch unmittelbar nach dem Konklave flüchten die Franzosen zurück nach Avignon und wählen einen Gegenpapst!

Das klingt erst mal stark nach Historienroman, ist es aber nicht wirklich. Sara Douglass hat den historischen Hintergrund zum Schauplatz für einen Kampf zwischen Gut und Böse gemacht, der ebenso christliche wie fantastische Züge trägt. Zwar war Mystik im Mittelalter ein fester Bestandteil der christlichen Lehre, aber schon die Methode, nach der Wynkyn de Worde seine Aufgabe erfüllt, ähnelt weit mehr der Magie als dem Gebet, und die Szene, in der Odile Thomas verführt, geht endgültig über christliche Mystik hinaus.

Auch die Dämonen entsprechen nicht unbedingt dem, was man von den vielgeschmähten Dienern des Bösen erwarten würde. Sie sind keine grausamen, abscheulichen Monster, die eine Spur aus Blut und Verderben hinter sich herziehen. Natürlich ahnt der Leser schon ehe er das Buch aufgeschlagen hat, dass die Frage, wer die Guten und wer die Bösen sind, Gegenstand vieler Wendungen und Winkelzüge sein wird, nur um am Ende auf eine Weise beantwortet zu werden, die unsere überkommenen Denkweisen herausfordern wird. Oder zumindest, dass das die Absicht der Autorin ist – unter anderem.

Tatsache ist, dass Douglass diese Frage wirklich stellt – aber nicht klar und offen gleich zu Beginn; nein, die Frage schleicht sich stattdessen ein. Sie pirscht sich an eine Situation heran, in welcher der Leser sich noch sicher ist, wer die Guten und wer die Bösen sind – einigermaßen zumindest. Und nur ganz allmählich stellt sich Misstrauen ein: in der seltsamen Art und Weise, wie der Erzengel Michael mit Thomas spricht, in kleinen, beinahe nebensächlichen Bemerkungen und Gedanken Wynkyns, Marcels, Margarets. Und doch bleibt der Verdacht vage genug, um den Leser nicht sofort umkippen zu lassen. Diese Unsicherheit hält sich bis zur letzten Seite.

Insofern ist die tatsächliche Handlung, Thomas‘ Reise von Rom über Nürnberg nach Paris und letztlich nach Chauvigny, schon beinahe nebensächlich. Und tatsächlich passiert auch nicht wirklich viel auf dieser Reise, das für sich genommen erwähnenswert wäre. Alle Ereignisse von Bedeutung sind auf der geistigen Seite zu suchen. Der Kampf zwischen Gut und Böse spielt sich unmittelbar in und um Thomas herum ab. Er ist der entscheidende Schlüssel – er weiß es nur noch nicht. Oder besser: Er hat es noch nicht begriffen.

Was diesem abstrakten Ringen letztlich die wahre Würze verleiht, ist die Tatsache, dass diese ganze Geschichte eben doch in einen historischen Kontext gestellt wurde. Sozusagen eine phantastische Spekulation darüber, was der Weltgeschichte letztlich den Impuls gegeben hat, eben diejenige Wende zu nehmen, die sie genommen hat. Eine Komposition, die deshalb nicht dissonant klingt, weil es der Autorin gelungen ist, den Übergang zwischen tatsächlicher christlicher Weltanschauung zu jener Zeit und den von ihr eingebrachten Komponenten fließend zu halten, als hätte sie die christliche Mystik lediglich zur Phantastik weiterentwickelt und nicht zwei völlig voneinander unabhängige Elemente zusammengemischt.

_Das Ergebnis ist_, wie gesagt, gewöhnungsbedürftig. Ich brauchte einige Zeit, um mich einzulesen und herauszufinden, worauf die Autorin eigentlich hinauswill. Am Ende des Buches aber stellte ich fest, dass ich die Reise als solche zwar ein wenig fad und die übernatürlichen Ereignisse etwas ungewöhnlich fand, der Kern der Geschichte mich aber interessiert und ich jetzt schon auf die Fortsetzung gespannt bin.

_Sara Douglass_ arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres Weltenbaumzyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Außer dem Weltenbaumzyklus und dem Sternenzyklus schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit schreibt die Autorin an ihrer neuen Trilogie |Darkglass Mountains|, deren zweiter Band „The Twisted Citadel“ im Mai dieses Jahres auf Englisch erscheint.

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_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_

[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[Die Wächter der Zeiten 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)
[Die letzte Schlacht um Tencendor 3608 (Im Zeichen der Sterne 3)

Sara Douglass – letzte Schlacht um Tencendor, Die (Im Zeichen der Sterne 3)

Band 1: [„Die sterblichen Götter Tencendors“ 2653
Band 2: [„Die Wächter der Zeiten“ 2947

Den Dämonen ist es gelungen, ihren Anführer Queteb im Körper von Sternenfreudes Sohn wiederzuerwecken. Aber ihr Triumph ist noch nicht vollkommen, denn Drago/Drachenstern ist es gelungen, alle Wesen Tencendors, die noch nicht dem Wahnsinn verfallen waren, in eine Zuflucht zu führen, welche die Dämonen nicht betreten können.

Doch in Isfrael, dem Sohn von Axis und Faraday und König über das Volk der Awaren, schwärt der Zorn. Er hasst die Zuflucht, die er als unnatürlich empfindet, er hasst Faraday, die ihm die Herrschaft über sein Volk streitig macht, und denkt über nichts anderes nach als darüber, wie er seine Macht zurückgewinnen kann …

Drachenstern sucht indes fieberhaft nach einer Möglichkeit, wie er die Dämonen endgültig besiegen kann. Er weiß, dass jeder der Achariten, die Drachenstern einst aus dem Tod zurückgeholt hat, gegen einen von Quetebs Dämonen antreten muss, während er selbst sich Queteb stellen muss. Aber welche Rolle spielt Katie in diesem Kampf? Und welche Rolle spielt Niah?

In der Tat hat Wolfstern, als er das tote Kind, das Zenit bei ihrem Kampf gegen Niah aus ihrem Körper gezwungen hat, auf dieselbe Weise wiederzuerwecken suchte, wie die Dämonen Queteb wiedererweckten, Queteb eine mächtige Waffe in die Hand gespielt!

Sternenfreude ist nicht unbedingt glücklich über die neueste Entwicklung. Seit Queteb wieder einen eigenen Körper hat, lässt die Behandlung durch die Dämonen jegliche Ererbietung vermissen, auf die Sternenfreude Anspruch zu haben glaubt. Als Queteb ihr auch noch verächtlich erklärt, ihr Sohn habe sie gehasst, beschließt sie, die Seiten zu wechseln.

Ich muss gestehen, dass es mich – obwohl ich Sara Douglass‘ Bücher sehr schätze – diesmal Überwindung gekostet hat, das Buch anzufangen, denn ich wusste vorab zwei Dinge: Isfrael wird zum Verräter. Nun, das war mir bereits im zweiten Band klar. Und Tencendor wird untergehen. Eine ziemlich deprimierende Aussicht. Ich hätte es besser wissen sollen.

Isfrael entwickelt sich tatsächlich entsprechend meinen Befürchtungen. Im Laufe der Zeit stellt sich heraus, dass er nicht nur einmal zum Verräter wird, sondern letzten Endes bereit ist, alles und jeden zu verraten, um sein eigenes jämmerliches Leben zu retten. Gleichzeitig ist er tatsächlich dumm genug, sich auf die Versprechungen von Dämonen zu verlassen. Ich konnte wirklich nur den Kopf schütteln! Und ehrlich gesagt: Die weitere Entwicklung hätte ich ihm zwar nicht gewünscht, aber leid tat er mir auch nicht.

Dafür kommt Axis allmählich zu Verstand, sodass an zwischen“menschlichen“ Beziehungen nur noch die Wirrungen zwischen Zenit, Sternenströmer und Wolfstern übrig bleiben. Die bleiben dafür wirr bis zum Ende und darüber hinaus, denn die Autorin liefert keine echte Erklärung für Zenits seltsames Verhalten.

Die Charakterzeichnung wird also, nachdem Isfraels Eskapaden durchgestanden sind, wesentlich erträglicher als bisher. Das ist auch nötig, denn immerhin geht es diesmal sozusagen um die Wurst. Die Handlung rückt in den Vordergrund und lässt nicht mehr so viel Platz für dramatische Seelenzustände. Einzige Ausnahme ist Faraday, doch dazu später noch mehr.

Isfraels Verrat hat die Weichen für die Ausgangsposition der Zweikämpfe gestellt. Zwar ging die Zuflucht verloren, doch mit Hilfe der Urmutter und Eisbärin Urbeth ist es gelungen, sie vorher vollständig zu räumen. Axis und Zared reiten mit Zareds Heer an der Spitze des Konvois, töten jedes der wahnsinnigen Geschöpfe, die dem Hauch der Dämonen nicht entkommen konnten, und schwächen damit Quetebs Macht. Doch besiegen können sie ihn auf diese Weise nicht, ebenso wie Queteb die Kolonne nicht einfach angreifen und vernichten kann. Ein unsicheres Patt.

Die Zweikämpfe selbst waren ungewöhnlich. Nicht nur, dass es keinerlei Schwertergeklirr und Blutgespritze gab – dafür hat die Autorin generell eher wenig übrig -, es waren auch keine typischen magischen Duelle mit Knall, Rauch und Gestank. Wie so oft ist es Sara Douglass auch diesmal gelungen, mit unerwarteten, originellen Ideen aufzuwarten. Dasselbe gilt für den ungewöhnlichen Schutz, der die Kolonne flankiert, während sie Axis durch Tencendor folgt, oder für Ur, die Mutter der Bäume, und ihren Tontopf.

Nicht nur, dass diese Ideen frischen Wind in die Geschichte brachten, sie dienten außerdem als Spannungsregler. Der dritte Band des Sternenzyklus hat einen Spannungsbogen wie eine Achterbahn. Der Leser sieht den Abgrund auf sich zukommen und weiß genau, dass der Sturz unvermeidlich ist, wird dann mittendrin abgefangen, wieder ein Stück hochgetragen, nur um gleich darauf noch einmal abzustürzen und wieder emporgetragen zu werden. Beim ersten Zweikampf wird noch genau festgestellt, zu welchen Bedingungen der Kampf als gewonnen gilt. Bei den übrigen fehlt diese Feststellung, und während man beim zweiten trotzdem noch genau weiß, wer gewonnen hat, ist man sich beim dritten schon nicht mehr so sicher. Beim vierten Zweikampf, dem Duell zwischen Scheol und Faraday, ist sich der Leser nicht einmal mehr sicher, worin eigentlich das Duell besteht. Niemand verliert ein Wort darüber, und letztlich scheint Faraday mehr gegen sich selbst und ihre Erinnerungen zu kämpfen als gegen Scheol.

Letztlich stellte sich also heraus, dass dieser dritte Band nicht so zermürbend war, wie ich befürchtet hatte, im Gegenteil. Der Ärger über Personen wie Isfrael oder Axis hielt sich in Grenzen und das Ende war auch weit weniger deprimierend als erwartet. Die Handlung hielt stets die Balance zwischen Erfolg und Misserfolg, steigender Bedrohung stand immer ein gelöstes Problem oder eine neu gewonnene Fähigkeit oder Einsicht gegenüber. Und es gab genug neue Ideen und unerwartete Wendungen, um dem Buch eigenes Leben zu verleihen.

Trotzdem muss ich sagen, dass mir der Weltenbaumzyklus besser gefallen hat. Nicht allein, weil die Grundstimmung des Sternenzyklus weit düsterer ist, das ließ sich kaum vermeiden. Für die Spannungskurve war eine Bedrohung notwendig, und die musste – um den Eindruck von Wiederholung zu vermeiden – notwendigerweise die aus dem Weltenbaumzyklus übertreffen. Daraus ergab sich unausweichlich ein Szenario, das besonders in der Fantasy immer wieder auftaucht: der universelle Kampf zwischen Gut und Böse, der sich über Äonen durch die Welten bewegt, bis er sich irgendwann an irgendeinem Punkt zur schicksalhaften Entscheidung trifft. Da dieser absolute Endkampf nicht noch weiter getoppt werden kann, war es wohl eine kluge Entscheidung der Autorin, Tencendor untergehen zu lassen.

Es lag auch nicht daran, dass ich mich hier nicht nur über Axis, sondern auch noch über Isfrael ärgern musste. Es ist vor allem so, dass das Flair beider Zyklen ziemlich unterschiedlich ist. Die Atmosphäre des Weltenbaumzyklus ist viel magischer, sei es nun im Hinblick auf Dinge wie das Regenbogenzepter, die Schale der Mutter oder Bornhelds Ring, oder auf Tätigkeiten wie Axis Gesang. Im Sternenzyklus dagegen ist Tencendor vom Sternentanz abgeschnitten, und die einzige Magie – außer der Zerstörungsmacht der Dämonen – ist die der Achariten, die um einiges prosaischer auf Gefühlen und Entscheidungen beruht. Der Sternenzyklus wirkt dadurch schlichter und unserem Alltag wesentlich näher als sein schillernder und geheimnisvoller Vorgänger, auch wenn seine Grundaussage – nämlich dass man das Böse nicht mit seinen eigenen Waffen schlagen kann, ohne selbst böse zu werden – eine unbestreitbare Wahrheit wiedergibt.

Im Übrigen konnte die Autorin sich trotz Tencendors Untergang offenbar ein Hintertürchen nicht verkneifen. Sternenströmer ist in Koroleas gelandet, und auch Drachenstern und Faraday sind offensichtlich noch nicht zur Ruhe gekommen. Tatsächlich greift die neueste Arbeit der Autorin Personen aus den beiden Zyklen wieder auf. Bemerkenswert dabei ist allerdings die erklärte Absicht, auch ihre anderen Werke mit einfließen zu lassen, wie zum Beispiel Escator und König Maximilian („Der Herr des Traumreichs“) oder Asdod („Die Glaszauberin“/“Der Steinwandler“). Ich bin gespannt, wie ihr das gelungen ist.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaum|-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo, Australien. Außer dem |Weltenbaumzyklus| und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. „The Serpent Bride“, der erste Band des neuen Zyklus |Darkglass Mountain|, erscheint im Mai.

My Сreative


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_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_
[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
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[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
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[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
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[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[Die Wächter der Zeiten 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)

Sara Douglass – Wächter der Zeiten, Die (Im Zeichen der Sterne 2)

Band 1: [„Die sterblichen Götter Tencendors“ 2653

Nachdem es den Dämonen gelungen ist, nach Tencendor zu gelangen, sitzen Caelum und seine Armee erst einmal im Wald der schweigenden Frau fest. Denn mehrmals am Tag verteilen die Dämonen ihren grauen Brodem über das Land, um sich an den Seelen aller Lebewesen in ihrer Reichweite gütlich zu tun. Wer in diesen Brodem gerät, ganz gleich, ob Mensch oder Tier, verfällt völlig dem Wahnsinn. Nur der Schatten schützt vor dieser Macht. Auf dem Rückweg nach Karlon muss Zared seine Armee alle paar Stunden mühsam unter geflochtenen Matten verstecken! Aber das ist nicht sein einziges Problem. Er hat einen Verräter in seiner Mitte …

Während Zared nach Karlon zurückkehrt, sind die Dämonen aufgebrochen, um die einzelnen Teile, in die der Feind einst den Dämon Qeteb gespalten hat, im Körper von Sternenfreundes untotem Sohn wieder zusammenzufügen. Ihr erstes Ziel ist der Kesselsee. Und nicht nur die Dämonen sind dorthin unterwegs. Auch Wolfstern will den Kesselsee erreichen, in seinen Armen trägt er das tote Kind, das Zenit bei ihrem Kampf gegen Niah aus ihrem Leib gezwungen hat …

Axis, Aschure und Caelum sind unterdessen auf dem Weg zum Sternenfinger, der früher Krallenturm hieß. Sie hoffen, dass die Weisheit von Jahrhunderten, die sich dort angesammelt hat, ihnen helfen wird, ein Mittel gegen die Dämonen zu finden. Doch auch sie werden verfolgt …

Drago hingegen ist auf dem Weg nach Gorken, und wie einst sein Vater hadert er unterwegs mit seinem Schicksal, das Noah, der Wächter, ihm offenbart hat. Faraday begleitet ihn, denn sie hat Noah versprochen, Drago eine Freundin zu sein. Allerdings zeigt sich schon bald, dass das, was sich zwischen den beiden zu entwickeln scheint, weit über Freundschaft hinausgeht. Je mehr Drago sich, wenn auch widerwillig, an den Gedanken seiner Aufgabe gewöhnt, desto mehr wehrt sich Faraday gegen die Entwicklung.

Im zweiten Band des Sternenzyklus sieht der Leser zu, wie Tencendor unweigerlich in den Untergang schlittert! Zumindest erscheint es am Anfang so.

Caelum ist immer noch von seinen Ängsten zerrissen und nahezu handlungsunfähig. Insofern war die Reise zum Sternenfinger das beste, was Axis und Aschure mit ihm tun konnten. Die Angst und der Schrecken, durch die der Weg nach Norden ihn führen, wirken wie ein Katalysator für einige tiefgreifende Erkenntnisse, die Caelum bisher fehlten. Der Mann, der schließlich auf einer Bahre zum Gipfel des Turms getragen wird, ist ein anderer als jener, der im Wald der schweigenden Frau seinen Bruder mit Vorwürfen überhäuft hat.

Aschure scheint im Verlauf dieses Weges und der Ereignisse im Zusammenhang mit Katie ebenfalls endlich ein paar Einsichten zu gewinnen. Axis dagegen bleibt stur. Sein Hass auf Drago übertrifft selbst seinen Zorn auf Zared. Wieder einmal hatte ich den heftigen Wunsch, ihm ein paar Ohrfeigen zu verpassen, damit er endlich die Augen aufmacht! Und nicht nur ihm!

Auch Isfrael benimmt sich auf eine Weise, die mich des Öfteren an seinem Verstand zweifeln ließ. Die Vorwürfe gegen seine Mutter sind völlig lächerlich und klingen wie die eines verwöhnten Kindes, das sich immer beschwert, ganz gleich, wie seine Mutter sich entscheidet. Gleichzeitig bringt er mit seinem Egoismus sein ganzes Volk in Gefahr. Auf seine Weise ist Isfrael ein noch schlechterer Herrscher als Caelum.

Kurz gesagt: Das Ganze klingt eine Zeitlang wie ein Kindergarten.

Parallel dazu versinkt Tencendor immer tiefer in Zerstörung und Wahnsinn. Vor den Mauern Karlons sammeln sich ganze Scharen von rasenden Tieren und Menschen, die eine Möglichkeit suchen, die Stadt zu überrennen. Die Schiffe, die Zared aussendet, um zwanzigtausend Menschen zu retten, die sich im Norden des Landes in alten Bergwerksstollen verkrochen haben, werden von Meeresdrachen zerstört. Und die Dämonen vernichten einen magischen See nach dem anderen. An einigen Stellen wurden die Darstellungen regelrecht grausam; recht ungewohnt bei dieser Autorin.

Die Wende kommt an dem Punkt, an dem sowohl Caelum als auch Drago beginnen, ihr Schicksal zu akzeptieren. Da es sich um eine allmähliche Entwicklung handelt, ist der Punkt nicht genau festzumachen. Am ehesten könnte man den Zeitpunkt ihrer Versöhnung als Wende bezeichnen. Von da an geht es allmählich aufwärts, eine seltsame Feststellung angesichts der Tatsache, dass am Ende des Buches Qeteb wiedererweckt, Karlon in Schutt und Asche gelegt und die Wälder der Awaren völlig zerstört sind. Der Schlüssel zu dieser eigenartigen Entwicklung lautet Wiedergeburt.

Eng damit verknüpft ist die Person des kleinen Mädchens Katie. Das Kind, das in den Kellern des Sternenfingers gefunden wurde mit einem Liederbuch im Arm, spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Dämonen. Wie genau diese Rolle aussehen wird, ist eines der Rätsel, die sich die Autorin für den dritten Band aufgehoben hat, ebenso wie jenes um das geheimnisvolle Liederbuch, das Caelum zwar in die Lage versetzt hat, ein Falkenkind zu töten, aber gegen Qeteb offenbar nicht im geringsten gewirkt hat!

Nachdem der deprimierende und – der ständig zankenden Personen wegen – ärgerliche Anfang also überwunden ist, entwickelt das Buch all das, was man vom Weltenbaumzyklus kennt: Spannung, Faszination, Neugierde. Noah und Urbeth, die alte Eisbärin, haben einige Zusammehänge offengelegt, die einen völlig neuen Blick auf die Magie in Tencendor werfen und gleichzeitig zu ein paar neuen Fragen führen, an denen der Leser herumknobeln kann; die Irrungen und Wirrungen zwischen Zenit und Sternenströmer sowie Drago und Farraday halten nach Dragos und Caelums Versöhnung den Handlungsstrang des Zwischenmenschlichen in Bewegung; und die vielen Verschachtelungen der Handlungsstränge sorgen immer wieder für Überraschungen. So war ich eigentlich ziemlich sicher, dass Wolfstern Dragos Zwillingsschwester Flußstern umgebracht hat. Fehlanzeige!

Was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, war die Wandlung von Wolfsterns Gefühlen gegenüber Niah. War er am Ende des ersten Bandes noch untröstlich über ihren Verlust, scheint er sich am Beginn des zweiten hauptsächlich über sie zu ärgern. Hier fehlen ein paar detailliertere Gedankengänge, um diese Veränderung plausibel zu machen. Vielleicht kommt da ja noch was nach.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaum|-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Wann der dritte Teil des Sternenzyklus auf Deutsch erscheinen wird, war nicht herauszufinden. Der erste Band des neuen Zyklus |Darkglass Mountain| ist für Mai nächsten Jahres angekündigt.

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[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)

Sara Douglass – sterblichen Götter Tencendors, Die (Im Zeichen der Sterne 1)

Askam, Prinz des Westens, steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Nicht nur, weil er drei Jahre lang den koroleanischen Botschafter zu Gast hatte, sondern auch, weil er sein Geld in ein paar höchst riskante Vorhaben gesteckt hat, die prompt schief gegangen sind. Um seine Gläubiger bezahlen zu können, versucht er, eine ruinös hohe Steuer einzuführen, die vor allem Zared, Prinz des Nordens treffen soll, denn dessen Provinzen florieren. Unter anderem deshalb, weil die fähigsten Handwerker und Kaufleute vor Askams Steuern zu Zared geflüchtet sind.

Die Steuer bringt bei den Kaufleuten Karlons ein Fass zum Überlaufen; sie reisen zu Zared und bitten ihn, beim Sternensohn zu intervenieren. Caelum, Axis‘ Ältester, greift tatsächlich ein, allerdings auf eine Weise, die Zared zutiefst verbittert. Zugleich verweigert Caelum ihm aus politischen Gründen die Heirat mit Leah, Askams Schwester. Von den Gildenmeistern Karlons angefeuert, entschließt Zared sich, dem Sternensohn Widerstand entgegenzusetzen.

Während Zared Pläne schmiedet, um Askam und Caelum zur Vernunft zu bringen, wird Flussstern, Caelums lüsterne Schwester, tot in ihrem Gemach aufgefunden. Über ihr kniet, ein blutiges Messer in der Hand, Drago, ihr Zwillingsbruder, der einst für seinen Verrat an Caelum damit bestraft wurde, dass seine Mutter Aschure in seinem Blut die Dominanz seines Ikarischen Erbes aufhob und ihn damit zum Menschen machte. Caelum ist sofort davon überzeugt, dass Drago der Mörder ist, und lässt ihn in einem Schauprozess zum Tode verurteilen. Aber Zenit, Jüngste der Geschwister, hat Mitleid mit ihrem Bruder und verhilft ihm zur Flucht.

Unbemerkt von den Herrschenden, die mit ihrem eigenen Händel beschäftigt sind, nähert sich von außerhalb Tencendors eine Bedrohung, die zunächst niemand wahrnimmt und die in ihrem Ausmaß Gorgrael bei weitem in den Schatten stellt, Dämonen, die unbedingt durch das Sternentor nach Tencendor wollen …

An alldem zeigt sich bereits, dass die Fortsetzung des Weltenbaumzyklus auch in der nächsten Generation nichts von seiner Komplexität verloren hat!

Caelum ist der oberste Herrscher über Tencendor und voll der besten Vorsätze. Aber die Erinnerungen an den Verrat seines Bruders hat sein Wesen vergiftet. Caelum ist unsicher und von seiner Angst vor Drago beherrscht, obwohl Drago ihm ohne Magie gar nicht gewachsen ist und seit vierzig Jahren nichts tut als vor sich hinzualtern. So stark ist Caelums Angst vor Drago, dass er die erste Gelegenheit wahrnimmt, sich seiner zu entledigen.

Unterstützt wird Caelum darin nicht nur von seinen Eltern, sondern auch von Wolfstern. Der mächtige Zauberer, der für die Erfüllung der Prophzeiung gesorgt hat, ist immer noch damit beschäftigt, die Geschicke zu beeinflussen. Er als Einziger weiß von den Dämonen außerhalb des Sternentores, er weiß von ihrem Ziel und von dem Wächter dieses Ziels. Er weiß auch, es gibt nur einen, der diesem Wächter helfen kann, sollten sie nach Tencendor eindringen: den Sternensohn! Und er glaubt, Caelum wäre dieser Aufgabe ohne Drago besser gewachsen.

Drago ist von seinen Verwandten nichts anderes gewohnt als Abscheu und Hass. Dabei weiß er nicht einmal, ob er dieses Verbrechen, das ihm ständig vorgeworfen wird, tatsächlich begangen hat, denn als Mensch hat er im Gegensatz zu den Ikariern keine Erinnerungen an seine Kindheit vor dem dritten Lebensjahr. Seit er denken kann, wird er von allen für etwas bestraft, von dem er nichts weiß. Zutiefst verbittert klammert er sich dennoch an das bisschen Leben, das seine Mutter ihm gelassen hat.

Zenit ist die Einzige, die sich der Tatsache bewusst ist, dass Drago sich an sein Verbrechen nicht erinnern kann, und die Verständnis für seine Verbitterung hat. Aber sie hat auch genug mit sich selbst zu kämpfen. Seit Wolfstern auf Sigholt erschienen ist, kämpft sich eine fremde Präsenz in ihrem Innern an die Oberfläche. Aber erst aus einem Brief, den ihre Mutter für sie bei Caelum zurückgelassen hat, erfährt Zenit, dass es sich dabei um Aschures wiedergeborene Mutter Niah handelt! Ein zäher Kampf gegen die fremde Seele, die Zenit als Eindringling empfindet, beginnt.

Die verworrenen, komplexen Beziehungen der Charaktere untereinander führen zu einem regelrechten gordischen Knoten: Caelum hasst und fürchtet Drago, Drago seinerseits richtet seine Bitterkeit gegen die gesamte Welt, mit Ausnahme seiner Schwester Zenit und seines Großvaters Sternenströmer. Zenit mag sowohl Caelum als auch Drago, hasst aber dafür die rücksichtslose Niah, die Zenit in ihrem Hunger nach Leben einfach aus ihrem eigenen Körper drängt. Wolfstern wiederum hasst Zenit dafür, dass sie sich gegen Niah durchgesetzt hat. Askam hasst Zared, weil er neidisch auf seinen Erfolg ist und um seine Herrschaft fürchtet. Und Axis ist wütend auf Zared, weil er glaubt, dieser wolle Tencendor spalten, für dessen Einheit Axis so lange gekämpft hat.

Axis hat Zared bereits vor dessen Geburt für nichts anderes als eine Quelle von Problemen gehalten, einen neuen Bornheld. Dass Zared allerdings nicht selbst die Schwierigkeiten bedeutet, sondern ihnen lediglich eine Stimme verleiht, scheint weder Caelum noch Axis aufzufallen. Das eigentliche Problem ist Askam, der einfach ein unfähiger Regent ist, aber dennoch von Caelum und Axis Rückendeckung erhält, nur weil er Belials Sohn ist. Dabei hätte Belial sich im Grabe umgedreht, wüsste er, was sein Sohn für Mist baut! Und Askam zeigt in seinem Hass und seiner Eifersucht auf Zared mehr Eigenschaften Bornhelds, als Zared es jemals könnte!

Dazu kommt die extreme Angst der Ikarier vor einem Königreich der Achariten, das sie automatisch mit einem Wiederaufleben des Seneschalls und einer neuerlichen Verfolgung von Ikariern und Awaren gleichsetzen. Dabei wäre eine Neuerrichtung des Seneschalls ohne den dazugehörigen Gott Artor gar nicht möglich. Artor aber ist tot!

Caelum, dessen Aufgabe als oberster Herrscher es eigentlich wäre, in dieser konfliktgeladenen Situation die Balance zwischen den Parteien zu halten, versagt kläglich. Ein Mann mit über vierzig Jahren Lebenserfahrung sollte eigentlich etwas Besseres auf die Beine stellen können!

Die Einzige, die tatsächlich etwas Vernünftiges für Tencendor tut, ist Faraday. Nachdem Drago sie mit Hilfe des Regenbogenzepters sozusagen aus Versehen aus ihrer tierischen Gestalt befreit hat, ist sie von einer neuen Macht durchdrungen, die aus dem Zepter stammt. Sie ist die Einzige, die hinter das Offensichtliche sieht und deshalb nicht nur Zenit hilft, sondern auch Drago.

Na ja, fast die Einzige. Denn die Seewache, die ihrer eigenen Aussage nach treu dem Sternensohn dient, tut einige Dinge, die für Caelums Anhänger äußerst verwirrend wären, so sie denn davon wüssten. Zunächst jedoch können auch sie das Eindringen der Dämonen nicht verhindern, denn diese sind zu allem entschlossen!

Die Dämonen erinnern ein wenig an die Apokalyptischen Reiter, sind allerdings zu fünft. Aber nicht nur, dass sie das Grauen in die Welt Tencendors tragen, sie wollen auch etwas zurück, das ihnen gestohlen wurde und ihre Macht noch um ein Vielfaches steigern wird! Der zweite Band wird deshalb den Blickwinkel der Handlung wohl ein gutes Stück ausweiten und die Dämonen mehr in den Mittelpunkt rücken.

Bei den Bänden des Zyklus |Im Zeichen der Sterne| hat |Piper| darauf verzichtet, sie in zwei Teile zu hacken, was dem Zusammenhang sehr gut tut. Trotzdem ist „Die sterblichen Götter Tencendors“ nicht ganz so spannend, wie es der erste Band des Weltenbaumzyklus war. Dieser erste Band zumindest wird vor allem von seinen vielen zwischen“menschlichen“ Konflikten getragen. Die meisten davon erklären sich aus der Vergangenheit. Dennoch muss ich sagen, dass vor allem Caelums, Axis‘ und Aschures Verhalten manchmal von einer derartigen Verblendung zeugt, dass es schon fast unrealistisch ist!

Abgesehen davon jedoch las sich das Buch flüssig und interessant. An neuen Ideen ist lediglich das Labyrinth mit seinem brisanten Inhalt dazugekommen, wurde allerdings noch nicht weiter ausgebaut. In dieser Hinsicht darf sich ruhig noch etwas mehr tun.

Wer den Weltenbaumzyklus noch nicht gelesen hat, dem empfehle ich, dies nachzuholen, ehe er mit dem Sternenzyklus anfängt. Zwar geht es diesmal um die jüngere Generation, aber viele der alten Charaktere tauchen wieder auf und die Geschehnisse aus dem ersten Zyklus wirken massiv in den zweiten hinein. Das Personen- und Sachregister am Ende mag zwar hilfreich sein, aber bei weitem nicht ausreichend.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres Weltenbaum-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Der zweite Teil des Sternenzyklus, „Die Wächter der Zeiten“, ist für September dieses Jahres angekündigt. In der Zwischenzeit schreibt die Autorin an ihrem neuen Zyklus |Darkglass Mountain|.

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[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)

Sara Douglass – Steinwandler, Der (Die Macht der Pyramide 2)

Buch 1: [„Die Glaszauberin“ 1811

Es ist so weit: Die Pyramide ist fertiggestellt! Zur Mittagsstunde wird die Sonne die Kammer der Unendlichkeit mit Licht fluten und das Tor öffnen, das den Magiern den Zugriff auf die Macht der Eins ermöglichen und damit Unsterblichkeit verleihen wird. Aber es kommt alles ganz anders! Die Präsenz, die von der Pyramide und damit von der Macht Besitz ergreift, nennt sich Nzame und unterwirft augenblicklich all jene, die so sehr nach Macht und Unsterblichkeit gegiert haben, allen voran die Magier und Chad Nezzar, den Herrscher von Ashdod.

Nur ein Bruchteil der Menschen, die diese Katastrophe miterlebten, konnte ihr entgehen, darunter Tirzah, Isphet, Yaqob, Boaz‘ Leibwächter Kiamet und Boaz selbst. Nun sind sie unter der Führung von Chad Nezzars Sohn Zabrze auf dem Weg nach Süden. Sie wollen die Heimat von Isphet erreichen, der Glasarbeiterin, in deren Werkstatt Tirzah als Sklavin gearbeitet hat. Von dort erhoffen sie sich Hilfe im Kampf gegen Nzame, der seine Macht täglich ausweitet und alles in seiner Reichweite zu Stein werden lässt. Tatsächlich werden dort einige der Elementisten zu Elementenmeistern ausgebildet, darunter Tirzah. Aber um Nzame zu besiegen, müssen sie die Bedeutung des Lieds der Frösche erkennen, und das ist nur jemandem möglich, der sowohl Elementenmeister als auch Magier ist. Der einzige Elementenmeister, der die Magie der Eins beherrscht, ist Boaz …

Bereits in „Die Glaszauberin“ war der Zwiespalt in Boaz‘ Charakter deutlich spürbar. Die Geschehnisse, die das Einsetzen des Schlusssteins begleiten, brechen schließlich die Herrschaft des Magiers über den Mann und lassen Boaz umkippen. Jetzt kämpft er zusammen mit den rebellischen Sklaven und Teilen von Chad Nezzars Armee gegen Nzame. Schuldgefühle und gelegentliche Andeutungen von Humor sowie seine Liebe zu Tirzah lassen ihn in diesem Band wesentlich menschlicher erscheinen als im ersten.

Der aufbrausende Yaqob will den Seitenwechsel zunächst nicht glauben und rammt Boaz ein Schwert in den Bauch. Tirzahs Entsetzen darüber, ihre Angst und ihr Kampf um Boaz‘ Leben zeigen ihm jedoch nur zu bald, dass er sie längst verloren hat. Dass Tirzah es ihm nicht früher gesagt hat, kränkt ihn tief. Zu meinem Erstaunen jedoch akzeptiert er sowohl Tirzahs Entscheidung als auch Boaz als neuen Verbündeten. Die deutliche spürbare Bitterkeit in seinem Verhalten verhindert dabei, dass die Entwicklung ins Unglaubwürdige abgleitet.

Tirzahs Charakter zeigt eher Stetigkeit als Entwicklung. Der Kampf gegen Nzame setzt Tirzah einer neuerlichen Zerreißprobe aus, denn sie droht nicht nur ihren Mann, sondern auch ihr ungeborenes Kind zu verlieren. Dennoch klammert sie sich an das Leben ihres Babys mit derselben Unbeirrbarkeit, mit der sie sich auch an ihr eigenes Leben geklammert hat. Und an den Mann, der sich hinter der Mauer des Magiers verschanzt hatte.

Obwohl die Macht, gegen die es zu kämpfen gilt, inzwischen einen Namen trägt, wird sie nicht detaillierter ausgearbeitet. Sie bleibt eine vage, fast unbekannte Wesenheit, was im Grunde nur logisch ist, da sie aus einer anderen, fremdartigen Dimension stammt. Es genügt, dass sie unendlich blutgierig und machthungrig ist, grausam und boshaft.

Erstaunlich, dass ein Wesen, dem seine eigene Macht sowie die der Eins zur Verfügung steht, keine wirksameren Waffen als die klobigen Steinkrieger zustande bringt, die von den Soldaten Zabrzes ohne große Schwierigkeiten überwunden werden können, einfach indem man sie umwirft! Zwar bezeichnet Nzame in Tirzahs Träumen die Steinmänner als nur einen Bruchteil seiner Macht, erstaunlicherweise setzt er die Reste derselben aber kaum ein. Lediglich an Zabrzes Kindern vergreift er sich auf grausame Weise, um Zabrze zu zermürben. Wirklich aufhalten aber kann er damit niemanden, weder den König noch Boaz und seine Gefährten.

Überhaupt hatte ich das Gefühl, der Kampf gegen Nzame ginge fast ein wenig zu glatt vonstatten. Nicht nur die Steinmänner wurden relativ problemlos besiegt. Auch Zabrzes Tochter Layla wurde recht schnell befreit. Am erstaunlichsten fand ich jedoch, dass Nzame Boaz die Pyramide betreten ließ! Er hatte solche Angst vor Boaz, dass er Tirzah mit den grausamsten Alpträumen quälte, nur damit sie Boaz davon abhielt, den Kampf gegen Nzame aufzunehmen. Wenn die Gefahr für ihn so groß war, dann hätte ich erwartet, dass er außerdem auch noch ein paar handfestere Maßnahmen ergreifen würde! Dass er versuchen würde, die Elementenmeister und ihr Heer um jeden Preis von der Pyramide fernzuhalten! Aber nichts dergleichen!

Insgesamt gesehen wird Nzame zwar der Bosheit und Grausamkeit gerecht, die von Anfang an angedeutet wird, nicht aber dem Machtumfang, den er eigentlich haben sollte, und blieb damit doch ein wenig hinter den Erwartungen zurück, die beim Bau der Pyramide geweckt wurden.

Sara Douglass‘ Darstellungen von Schlachten und kämpfen wirken generell eher unspektakulär. Hier fällt der Endkampf sogar komplett weg! Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Tirzahs Sicht erzählt, den eigentlichen Kampf gegen Nzame jedoch ficht Boaz aus. Da Tirzah nicht dabei ist, erfährt der Leser dazu auch keine Einzelheiten, lediglich die äußerlichen Veränderungen an der Pyramide werden festgestellt. Vielleicht sollten die nachfolgenden Komplikationen für diese doch recht lapidare Beschreibung eines Ereignisses, das eigentlich erwartungsgemäß ein Höhepunkt sein sollte, ein wenig entschädigen. Allerdings geht die Autorin auch hier nicht weiter ins Detail. Wer oder was die magische Froschin Fetizza eigentlich ist, und wie Tirzah eigentlich ihren Boaz aus dem Grenzland zwischen ihrer Welt und der Zuflucht im Jenseits herausgeholt hat, wird nicht erklärt. Auch die Funkionsweise des Froschkelches und des Buches der Soulenai bleibt unscharf.

Das ist durchaus ein Manko. Boaz‘ Zwiespalt, der einen Großteil des Flairs im ersten Band ausmachte, fällt im zweiten Band gleich zu Anfang weg. An innerer Handlung bleibt hauptsächlich Tirzahs Seelenqual angesichts der drohenden Verluste übrig. Somit wird die Geschichte nun vor allem vom Handlungsverlauf getragen. Dadurch fallen die Defizite, die problemlose Lösung der gestellten Aufgaben und die ziemlich nebulöse Ausarbeitung der magischen Elemente, stärker ins Gewicht und lassen diesen Teil der Erzählung schwächeln.

Weit störender als diese Schwachstellen empfand ich allerdings die Tatsache, dass das Buch überhaupt in zwei Teile gehackt wurde. Schon das abrupte Ende des ersten Bandes war ausgesprochen lästig. Der Neueinstieg in die Erzählung dagegen war schlicht unmöglich! Im ganzen Buch gibt es kaum eine ungeeignetere Stelle, um die Handlung zu unterbrechen, als die, die der Verlag gewählt hat! Der Leser wird gleich zu Anfang des zweiten Bandes in ein Chaos hineingeworfen. Die Ereignisse überstürzen sich, Charaktere sind im Umbruch, die Verhältnisse der Charaktere zueinander verschieben sich. Der Leser hat keine Gelegenheit, sich erst einmal wieder in die Situation und die Personen hineinzudenken, die er vor acht(!) Monaten verlassen hat. Er wird einfach überrollt!

Diese ganze Sache war nicht nur überflüssig, sie war kompletter Murks! Ich empfehle deshalb allen Interessenten, die „Glaszauberin“ und den „Steinwandler“ unmittelbar hintereinander zu lesen. Die einzige Alternative dazu ist, die Geschichte im englischen Original zu lesen. Da ist es nämlich nur |ein| Buch! Möglicherweise rettet der Zusammenhang in der Lektüre auch das Flair aus dem ersten Teil ein Stück weit in den zweiten hinüber und schwächt dadurch die kleinen Mankos ein wenig ab. Denn wenn „Tresholder“ (Originaltitel des Gesamtwerkes) auch nicht so akribisch auf- und ausgebaut ist wie der |Weltenbaumzyklus|, so hat er doch seinen ganz eigenen Zauber.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres Weltenbaum-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Im März erschien unter dem Titel „Die sterblichen Götter Tencendors“ auch der erste Band der |Wayfarer Redemption|, der Fortsetzung des Weltenbaumzyklus, auf Deutsch. Der zweite Teil „Die Wächter der Zeiten“ ist für September dieses Jahres angekündigt. In der Zwischenzeit schreibt die Autorin an ihrem neuen Zyklus |Darkglass Mountain|.

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[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)

Sara Douglass – Glaszauberin, Die (Die Macht der Pyramide 1)

Tirzah ist eine begnadete Glasschleiferin. Aber sie ist auch eine Sklavin. Zusammen mit ihrem Vater wurde sie in den fernen Süden verkauft, zur Tilgung seiner Spielschulden. Nicht einmal ihren wirklichen Namen durfte sie behalten. Nun schleift sie Glasnetze für eine riesige Pyramide, deren Zweck sie nicht versteht. Doch schon beim ersten Betreten des riesigen Bauwerks spürt sie, dass damit etwas nicht stimmt. Das Glas schreit regelrecht vor Qual und bittet Tirzah um Hilfe. Nur was für Hilfe? Und wie sollte eine Sklavin helfen können? Noch dazu, wo ihre Gabe des Verstehens von Elementen und den ihnen innewohnenden Geistern sie sofort den Kopf kosten kann …

Yaqob, ein Glasarbeiter wie sie, will die Sache auf seine Weise lösen: durch bewaffneten Aufstand. Bevor die Männer jedoch losschlagen können, bringt eine Reihe von Ereignissen alles durcheinander:
Ein Baustein, der oben an der Spitze der Pyramide für die Einfassung des gläsernen Schlusssteins verwendet werden sollte, macht sich selbstständig und tötet einen Sklaven! Die Tatsache, dass niemand in der Nähe war, der ihn hätte anstoßen oder hinunterwerfen können, macht den Bauleiter Ta’uz aus irgendeinem Grund äußerst nervös.

Chad Nessar, der König des Landes, kommt, um die Baustelle zu inspizieren und lässt bei seiner Abreise zusätzlich zu weiteren 2000 Mann Bewachung seinen Neffen Boaz zurück, einen der fanatischsten und härtesten Magier der gesamten Kaste. Und Boaz lässt, kaum dass er angekommen ist, Tirzah zu sich holen …

Tirzah ist nicht unbedingt die typische Heldin. Sie ist nicht ausschließlich zu dem Zweck geboren worden, um das Land Ashdod vor dem Untergang zu retten, keine Prophezeiung zwingt sie gegen ihren Willen, über sich hinauszuwachsen. Was das junge Mädchen vor allem auszeichnet, ist ein ausgeprägter Wille zu überleben. Sie fügt sich in alles, was ihr an Unbill widerfährt, in dem Bewusstsein, dass ihr nichts anderes übrig bleibt, doch ertragen kann sie es nur, weil sie auf gar keinen Fall sterben will. Sonst hätte sie womöglich längst den Freitod gewählt, scharfes Werkzeug steht ihr ja in ausreichender Menge zur Verfügung. Ihr Überlebenswille erstreckt sich aber nicht nur auf ihr eigenes Leben, sondern auch auf das ihrer Freunde. Yaqobs Revolte flößt ihr deshalb mindestens so viel Angst ein wie die Pyramide.

Dennoch ist Tirzah etwas Besonderes aufgrund der Tatsache, dass sie so viel Zeit mit Boaz verbringt. Sie steht in unmittelbarer Nähe zu diesem Mann, hat Einblicke, die sonst niemand hat und hält damit den Schlüssel in der Hand. Sie weiß, dass sie ihn eigentlich benutzen sollte, doch unwillkürlich geht sie den Weg des geringsten Widerstandes. Sie fürchtet sich zu sehr vor der Unberechenbarkeit ihres Herrn.

Yaqob ist davon ziemlich enttäuscht. Eigentlich ist er ein recht sympathischer, netter Kerl. Aber obwohl Tirzah und er ein Paar sind, fällt ihm zu Boaz Aufforderung an Tirzah, in sein Haus zu kommen, als Erstes ein, dass sie damit in der idealen Position ist, um zu spionieren. Nicht, dass Tirzahs Situation ihm gleichgültig wäre, er hasst Boaz deswegen doppelt und dreifach und ist außerdem eifersüchtig. Trotzdem scheint die Revolte ihm wichtiger zu sein als Tirzah. Das und seine extreme Gewaltbereitschaft sind ein ziemlich dunkler Fleck auf seiner weißen Weste, zumal der Sklavenaufstand, selbst wenn er gelänge, das eigentliche Problem, nämlich die Fertigstellung der Pyramide, in keiner Weise lösen würde.

Der zwiespältigste Charakter ist Boaz. Nicht wirklich schizophren, aber mit zwei sehr unterschiedlichen Gesichtern, von denen er eines außerhalb der Wände seines Hauses niemals zeigt! In allererster Linie ist er ein Magier, der kurz davor steht, seinen Traum von einer ungeheuren Machtfülle zu verwirklichen. Diese machthungrige, rücksichtslose und auch grausame Seite hat die andere fest im Griff. Doch seit er Tirzah begegnet ist, gerät die Seite des Magiers aus zwei Richtungen zunehmend unter Druck, und das stürzt auch Tirzah in eine Menge Gewissenskonflikte.

Das alles zeigt bereits, dass die Autorin glaubhafte und stimmige Charaktere ohne Schwarz-Weiß-Zeichnung in eine Geschichte eingewoben hat, in der – wie im |Weltenbaum|-Zyklus auch – die innere Welt der Protagonisten eine ebenso große Rolle spielt wie die Geschehnisse um sie herum. In anderen Punkten unterscheidet sich dieses Buch wiederum erheblich von Sara Douglass‘ Erstlingswerk. Bis auf den Anfang und die Reise in den Süden, die relativ kurz gehalten wurden, spielt sich die gesamte Handlung auf der Baustelle der Pyramide und in der benachbarten Siedlung ab. Da Tirzah aus der Ich-Perspektive erzählt, gibt es nur einen einzigen Handlungsstrang. Die Komplexität von Boaz‘ Charakter, die durch die feine Beobachtungsgabe Tirzahs voll zur Geltung kommt, und Tirzahs eigene Zerissenheit bieten jedoch genügend Vielschichtigkeit auch für Leser, die es gerne etwas komplizierter haben.

Spannung bezieht das Buch nicht nur aus Boaz‘ Unberechenbarkeit, sondern auch aus der stetig wachsenden Bedrohung durch den Schatten, den die Pyramide über das Land wirft. Sara Douglass hat sich hier von Pythagoras und anderen griechischen Denkern inspirieren lassen, für die die Mathematik nicht nur eine Natur- sondern auch eine Geisteswissenschaft war. Das Aufstellen allgemeingültiger Lehrsätze führte in der philosophischen Betrachtung zu der Folgerung, dass Zahlen nicht einfach Mengendefinitionen von Menschenhand sind, sondern die Essenz aller Dinge. Für sie war die ganze Welt aus Zahlen aufgebaut, und die Untersuchung von Zahlen sollte sie daher zu Erkenntnissen über Funktion und Ordnung des Kosmos führen. Die Eins nahm dabei einen besonderen Raum ein. Als erste aller Zahlen sah man in ihr den Ursprung der Welt, sie galt deshalb als unteilbar.

Angelehnt an dieses philosophische Prinzip hat die Autorin ihren Kult von der Eins entworfen. Die Pyramide der Magier ist die Verkörperung der vollkommenen mathematischen Formel. Sie soll es den Magiern ermöglichen, die Eins nicht nur wie bisher kurz zu berühren, sondern mit ihr zu verschmelzen und damit ungeschränkt auf die ihr innewohnende Macht zuzugreifen.

Doch die Sache scheint einen Haken zu haben. Der Leser hat das Gefühl, dass da etwas unaufhaltsam auf ihn zukriecht, das er zwar nicht versteht, dessen Bösartigkeit aber in den diversen Unfällen an der Baustelle und den Veränderungen, die offenbar ganz von selbst mit der Pyramide vorgehen, deutlich zu Tage tritt. Die Aussicht auf den Tag der Fertigstellung und erst Recht auf den der Einweihung wird immer mehr zum Albtraum.

Was genau die Eins so mächtig macht, welche Nebenwirkungen die Magier mit ihrem Experiment heraufbeschwören und welche Folgen die Fertigstellung der Pyramide letztlich haben wird, erfährt der Leser leider nicht. Das ist allerdings nicht die Schuld der Autorin. Vielmehr liegt es daran, dass |Piper| das Buch einfach verkrüppelt hat. Genauer gesagt, es wurde nur die erste Hälfte veröffentlicht! Das geschieht nicht zum ersten Mal. Schon beim |Weltenbaum|-Zyklus hat der Verlag alle drei Bände einfach jeweils halbiert. Selbst bei einem Zyklus gibt es dafür keinen ersichtlichen Grund außer dem, mehr Profit zu machen. Dieses Buch aber war niemals als Zyklus gedacht, sondern als in sich abgeschlossener Einzelband! Trotzdem hat sich der Verlag das Recht herausgenommen, dem Leser das Ende vorzuenthalten und auf die zweite Hälfte zu vertrösten, deren Veröffentlichungsdatum noch nicht feststeht. Genauso gut könnte der Buchhandel beschließen, bei allen Harry-Potter-Büchern vor Verkauf die zweite Hälfte der Seiten herauszutrennen, und den Käufern erklären, diese stünden erst in einem halben Jahr zum Verkauf!

Für den Leser ist diese Vorgehensweise schlicht inakzeptabel. Und ich wage zu bezweifeln, dass die Autorin, die „Tresholder“ (der Originaltitel des Gesamtbuches) als eines ihrer Lieblingswerke bezeichnet hat, davon begeistert wäre. Sollte |Piper| davon künftig nicht Abstand nehmen, ist es wohl besser dazu überzugehen, die Bücher im Original zu lesen. Eine Mühe, die ich bisher gescheut habe, die mir eine unverstümmelte Version aber allemal wert ist!

Ein abschließendes Fazit ist mir zu diesem Buch also leider nicht möglich. Was ich jedoch bisher gelesen habe, hat mir ausnehmend gut gefallen, auch wenn der eigentliche Höhepunkt des Buches leider erst im nächsten Band zu finden sein wird. Glaubhafte Charaktere und ein ausgewogenes Verhältnis von innerer und äußerer Handlung ergeben eine Geschichte, die ein Stück außerhalb der üblichen Abläufe und Erzählformen der Fantasy liegt, aber dennoch zu fesseln versteht. Eine angenehme und gelungene Abwechslung und ein neuerlicher Beweis für die hohe Erzählkunst der Autorin.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaum|-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten, von denen auf Deutsch bisher nur noch „Der Herr des Traumreiches“ erschienen ist.

My Сreative

_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_
[Die Sternenbraut 577
[Sternenströmers Lied 580
[Tanz der Sterne 585
[Der Sternenhüter 590
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599
[Die Göttin des Sternentanzes 604
[Der Herr des Traumreichs 1037

Sara Douglass – Der Herr des Traumreichs

Die Adern. Ein harmloser Name für eine unerträgliche Hölle. In Schmutz, Hitze und Gestank schuften hier zahllose Sträflinge, um Glomm abzubauen, einen teerhaltigen Rohstoff, auf dem der größte Teil des Wohlstands in diesem Land beruht. Sie sterben innerhalb weniger Jahre, entweder in einstürzenden Stollen, ertränkt vom hereindringenden Meerwasser, das direkt oberhalb der Stollen rastlos auf und ab wogt, an purer Erschöpfung oder an einer der vielen Krankheiten, die in den Minen grassieren. Jeder Heiler des Landes ist durch Edikt der Krone verpflichtet, drei Wochen im Jahr in diesen Bergwerken Dienst zu tun und Kranke zu behandeln.

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Sara Douglass – Göttin des Sternentanzes, Die (Unter dem Weltenbaum 6)

Band 1: [„Die Sternenbraut“ 577
Band 2: [„Sternenströmers Lied“ 580
Band 3: [„Tanz der Sterne“ 585
Band 4: [„Der Sternenhüter“ 590
Band 5: [„Das Vermächtnis der Sternenbraut“ 599

Der letzte Band des |Weltenbaum|-Zyklus trägt den Titel „Die Göttin des Sternentanzes“, und in ihm entscheidet sich die Zukunft Tencendors.

Aschure ist es gelungen, rechtzeitig zu Axis zu gelangen. Als nächstes macht sie sich zu Faraday auf, doch kaum dreht sie Sigholt den Rücken, geschieht Unfassbares: Gorgrael entführt ihren Sohn Caelum! Kann Aschure ihrem Sohn rechtzeitig zu Hilfe kommen, ohne Faraday im Stich zu lassen?
Faraday hat mit ihrer Pflanzung Smyrdon erreicht, die Hochburg des Pfluggottes Artor. Der neue Wald muss unbedingt mit dem alten Wald von Awarinheim verbunden werden, damit die Bäume Axis in seinem Kampf gegen Gorgrael unterstützen können. Wenn Faraday ihre Aufgabe erfolgreich zu Ende führen will, dann muss Smyrdon weichen. Doch sie trifft auf heftigsten Widerstand!
Axis dagegen ist auf dem Weg zu Gorkenpass, zur letzten entscheidenden Schlacht gegen Gorgraels Heerführer Timozel. Allerdings sind dessen Truppen denen Axis‘ um das Zehnfache überlegen, selbst ohne Greifen. Und Aschure ist nicht bei ihm!
Gorgrael sitzt unsicher in seiner Eisfestung. Er weiß, dass die Prophezeiung Axis über kurz oder lang zu ihm führen wird, er weiß aber auch, dass letztlich die Frage, wer Axis‘ Liebste ist, den Schlüssel zu seinem Sieg oder seiner Niederlage bedeutet. Nur wenn er sie in seiner Gewalt hat, kann er Axis überwinden. Gorgrael muss eine Entscheidung treffen.

Der letzte Band wartet nur noch einmal kurzzeitig mit einer Verwirrung auf, als Caelum entführt wird und der Leser sich fragt, ob wirklich Timozel der in der Prophezeiung genannte Verräter ist. Dann allerdings glättet sich der Handlungsverlauf, was unvermeidlich ist, wenn die Fäden auf das Ende hin zusammengeführt werden sollen. Das Ende ist dann allerdings nicht ganz so spektakulär, wie mancher vielleicht erwarten würde, andererseits zeichnen sich die Kampfbeschreibungen der Autorin onehin eher durch Kürze aus als durch Weitschweifigkeit. Die Spannung ist längst nicht mehr so stark wie in den vorhergehenden Bänden, da die Unsicherheiten, die die vielen Rätsel und Geheimnisse bisher erzeugt haben, nach und nach wegfallen. Spätestens bei der Entscheidung der Awaren ist klar, wie die Sache ausgeht. Danach geht es eigentlich nicht mehr um das „ob“, sondern nur noch um das „wie“. Das „wie“ ist allerdings immer noch interessant zu lesen.

Wer jetzt allerdings glaubt, es seien alle Fragen endgültig beantwortet, der hat sich geirrt. Heißt es doch in der Prophezeiung, Vergebung sei der einzige Weg, Tencendors Seele zu retten. Nun kann man wahrhaftig nicht behaupten, dass Axis Gorgrael vergeben hätte! – Außerdem sind da auch noch alle möglichen Kinder, die im Laufe des Zyklus zur Welt kamen. Caelums Zwillingsgeschwister, von denen der Bruder voll abgrundtiefen Hasses gegen seinen Vater und Caelum erfüllt ist, Faradays Sohn Isfrael und Rivkahs Sohn Zared. Sie alle wurden sicherlich nicht einfach so erwähnt!
Denn eines hat der Gesamtzyklus gezeigt: Die Autorin hat nichts dem Zufall überlassen! Von Anfang an waren alle Handlungsstränge, alle Verwicklungen, alle Wendungen und Vorgänge genau geplant.
Oft ist es so, dass ein Zyklus lediglich eine Aneinanderreihung von kurzen Geschichten darstellt, die sich alle um dieselbe Hauptperson drehen. Das kann man vom Weltenbaumzyklus wahrhaftig nicht behaupten! Sara Douglass hat ein vielschichtiges Handlungsnetz gewoben, dessen Fäden sich ständig kreuzen, sich berühren und wieder trennen, und das ohne sich zu verwirren!
Trotz bereits erwähnter Anlehnungen an Bekanntes hat die Autorin viele eigene Ideen einfließen lassen, die dem Buch zusätzlich zur Spannung und zur Rätselei den Hauch von Zauber verleihen, der eine Fantasy-Welt von der Realität entrückt, darunter die Sache mit dem Rubin am Ring der Herzöge von Ichtar, die Wächter und die Erschaffung des Regenbogenzepters, die Traummagie, die magischen Seen, der Narrenturm …

|Piper| hat die Cover der Bücher diesem etwas romantischen Zug des Zyklus‘ angepasst, und ich finde sie tatsächlich auch sehr schön und gelungen. Die Titel entsprechen dem romantischen Design des Covers, treffen den Inhalt allerdings bei weitem nicht so gut wie die Originaltitel, die man aber schon deshalb nicht einfach übernehmen konnte, weil durch die Aufteilung drei zusätzliche Titel nötig waren. Hier stellt sich noch einmal die Frage, warum man die Bände überhaupt aufgeteilt hat! Wobei: Die Originaltitel hätte man wahrscheinlich trotzdem nicht beibehalten. Wahrscheinlich klangen sie den deutschen Verlagen zu trocken und nicht verkaufsfördernd genug. Und da könnten sie sogar Recht haben.
Alle Bücher enthalten eine Karte von Achar/Tencendor, das Format der Taschenbücher ist allerdings zu klein dafür, sodass man für manche Beschriftungen fast eine Lupe braucht. Außerdem enthalten die Karten der letzten beiden Bände einen Fehler! Hier wird plötzlich der südliche Teil Awarinheims als Bardenmeer bezeichnet. Diesen Namen trägt aber der Wald, den Faraday angepflanzt hat, und der sich jenseits des Verbotenen Tals nach Süden bis zum Wald der Schweigenden Frau erstreckt. Der ist auf der Karte gar nicht eingezeichnet. Wenn man sich aber schon die Mühe macht, die Karte für die letzten beiden Bände der Handlung entsprechend zu ergänzen, dann doch bitte richtig!
Das Lektorat, das im ersten Band noch perfekt war, hat in den Folgebänden dann doch noch ein paar Schnitzer durchgehen lassen, bei knapp 2.500 Seiten hielt es sich aber in vertretbarem Rahmen.

Der |Weltenbaum|-Zyklus ist ein geniales Werk und war zu Recht ein Bestseller. Stellt sich noch die Frage, wie lange es dauern wird, bis die Nachfolgebände erscheinen. Denn wie oben angedeutet, ist die Sache irgendwie noch nicht so ganz ausgestanden.
Unter dem Titel „The Wayfarer Redemption“ ist auf Englisch bereits eine Fortsetzungstrilogie erschienen. Wer nach sechs Bänden also immer noch nicht genug hat, kann mit „Sinner“, „Pilgrim“ und „Crusader“ weitermachen.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem |Weltenbaumzyklus| schrieb sie diverse weitere Romane und Kurzgeschichten.

My Сreative

Sara Douglass – Vermächtnis der Sternenbraut, Das (Unter dem Weltenbaum 5)

Band 1: [„Die Sternenbraut“ 577
Band 2: [„Sternenströmers Lied“ 580
Band 3: [„Tanz der Sterne“ 585
Band 4: [„Der Sternenhüter“ 590

Der fünfte Band des Weltenbaum-Zyklus, „Das Vermächtnis der Sternenbraut“, endet noch einmal aprupt mitten im Geschehen.

Faraday ist zutiefst gekränkt, dass Axis sie mit Aschure betrogen hat, erkennt aber auch, wie tief die beiden miteinander verbunden sind. Sie gibt Axis frei, Aschure zu heiraten, und verlässt Karlon, um ihren Anteil an der Prophezeiung zu erfüllen: Sie macht sich auf, den Wald von Tencendor neu anzupflanzen. Dabei erhält sie unerwartete Hilfe, aber auch Gefahr folgt ihr auf dem Fuß …
Axis erhält derweil Nachricht, dass Gorgraels Truppen seine Stellung in Jervois überrannt haben und nach Süden marschieren. Sofort setzt er seine eigenen Truppen in Marsch, um dem Feind zu begegnen. Doch er kann eine verheerende Niederlage nur durch den massiven Einsatz von Magie verhindern, einen Einsatz, der einen schrecklichen Preis fordert.
Aschure hält sich in der Zwischenzeit im Sternentempel auf, einem Heiligtum der Ikarier auf der Insel des Nebels und der Erinnerung. Dort enthüllt sich ihr nicht nur das Geheimnis um ihre Herkunft, sondern auch das um ihre Bestimmung. Dann erreicht sie die Nachricht von Axis‘ Schlacht, und ihr wird klar, dass sie sofort zu ihm reisen muss. Allerdings ist Axis nicht der Einzige, der ihre Hilfe braucht. Aschure muss sich beeilen …

Was die Entwicklung der Personen angeht, so scheint diese bei Aschure inzwischen ziemlich abgeschlossen. Es ist klar, woher sie kam und wohin sie geht, das Ziel muss nur noch erreicht werden.
Anders sieht es bei Axis aus. Er weiß, dass die Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, nicht ausreichen, um Gorgrael zu besiegen, und der Rückschlag in der letzten Schlacht macht seine Selbstzweifel noch schlimmer. Ihm fehlt noch ein entscheidender Schritt …
Faraday hingegen scheint im Gegensatz zu Axis und Aschure keine Probleme mit sich selbst zu haben, obwohl sie weiß, dass ihr noch viel bevorsteht. Abgesehen von ihrer Enttäuschung mit Axis scheint sie ausgeglichen.
Timozel dagegen ist inzwischen ganz in den Klauen Gorgraels und macht nicht einmal mehr den Versuch, sich dem zu entziehen. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Trotzdem bleibt ein Gefühl von Endgültigkeit aus. Vielleicht ist er ja doch noch für eine Überraschung gut?

Die Handlung hat ihre Spielebene ungeheuer ausgeweitet. Nach der Niederlage Bornhelds und der Zerschlagung des Seneschalls schien es kurz, als seien von den drei Parteien, von denen jede allen anderen feindlich gegenüberstand, nur noch zwei übrig. Stattdessen hat das Geschehen lediglich eine neue Tür geöffnet, durch die ein anderer auf den Plan getreten ist, um das Dreieck wieder komplett zu machen. Was als Bruderzwist zwischen Axis und Bornheld begann und als Rettung der Welt vor völliger Vernichtung weiterging, ist inzwischen bei einem Kampf angelangt, in den selbst die Götter verstrickt sind.
So stellt sich im Verlauf der Ereignisse die Prophezeiung zunehmend als Gratwanderung heraus, in der der Prophet nur mit Mühe die Balance halten kann. Gorgrael scheint sich der Kontrolle des Dunklen zunehmend zu entziehen, die Awaren lehnen Aschure nach wie vor ab, und Artor, der Gott des Pfluges, versucht, Faraday am Bäumepflanzen zu hindern. Die Lage spitzt sich zu.
Abgesehen vom Spannungsbogen der eigentlichen Handlung, der sich immer straffer spannt, weiß die Autorin jedes gelöste Rätsel durch ein neues zu ersetzen. Hat man sich in den vorigen Bänden noch den Kopf zerbrochen, was es wohl mit Aschure auf sich hat und wer Axis wohl verraten wird, fragt man sich inzwischen, was für eine seltsame Verwandlung mit den Wächtern vor sich geht und welchem Zweck sie dienen mag, oder was es mit dem geheimnisvollen Regenbogenzepter auf sich haben wird. Überhaupt ist die letzte Strophe der Prophezeiung noch längst nicht klar …

Es bleibt also noch genug Stoff für den letzten Band, sodass nicht zu befürchten steht, es jetzt nur noch mit einer einzigen großen Schlacht zu tun zu haben, zumal es fraglich ist, ob die Entscheidung zwischen Gorgrael und Axis durch eine Schlacht gefällt wird. Eigentlich erscheint eine solche Lösung zu plump angesichts der vielen feinen Fäden, in denen die Autorin bisher ihre Handlung gesponnen hat. Nun, in einigen hundert Seiten werden wir es wissen …

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem |Weltenbaumzyklus| schrieb sie diverse weitere Romane und Kurzgeschichten.

My Сreative

Sara Douglass – Sternenhüter, Der (Unter dem Weltenbaum 4)

Band 1: [„Die Sternenbraut“ 577
Band 2: [„Sternenströmers Lied“ 580
Band 3: [„Tanz der Sterne“ 585

„Der Sternenhüter“ heißt der vierte Band des |Weltenbaum|-Zyklus, und wie erwartet, ist in diesem Teil wieder einiges los:

Axis und Bornheld haben sich dazu durchgerungen, ihre Rivalitäten bis nach dem Winter zu vertagen, um Gorgraels Angriffen standhalten zu können. Axis kann die Angreifer sogar zurückschlagen und kommt wohl oder übel Bornheld zu Hilfe, der die Hauptlast des Ansturms zu tragen hat. Bornheld ist ihm dafür keinesfalls dankbar, und kaum ist der Winter vorrüber, bricht der Waffenstillstand auseinander.
Noch bevor Bornheld Axis angreifen kann, hat der sich bereits auf den Weg in die Provinz Skarabost gemacht, wo ein Vasalle Bornhelds die Bevölkerung tyrannisiert, um sie am Überlaufen zu Axis zu hindern. Während Axis durch das östliche Achar zieht, macht Bornheld sich auf den Weg in die Hauptstadt, weiß er doch, dass Axis letztlich ebenfalls dorthin kommen wird.
Vor den Toren der Stadt kommt es zur Schlacht, doch die endgültige Entscheidung fällt nicht auf dem Schlachtfeld …

Der vierte Band wird zu einem großen Teil von Kämpfen und Schlachten bestimmt. Dabei nimmt der Kampf gegen Gorgraels Kreaturen den weitaus größeren Raum ein, wenngleich seine neueste Waffe seltener vorkam, als ich es am Ende von „Tanz der Sterne“ erwartet hätte. Die Schlacht vor Karlon ist dagegen erstaunlich kurz. All diese Schlachten sind ziemlich unblutig beschrieben, gehen eher auf strategische Dinge und auf die Verschiebung von Machtverhältnissen ein als auf bloßes Gemetzel.
Den Höhepunkt der Kämpfe stellt natürlich der letzte Kampf zwischen Axis und Bornheld dar, der in dieser Hinsicht wesentlich drastischer ist. Im Hinblick auf zwei Folgebände kann zu diesem Zeitpunkt der Kampf wiederum nur zu Gunsten Axis‘ ausfallen, allerdings geht es dabei um wesentlich mehr als nur um die Entscheidung zwischen den Rivalen.
Die andere Hälfte des Buches dreht sich großteils um das Dilemma zwischen Axis, Aschure und Faraday. Weder Axis noch Aschure sehen sich in der Lage, den gordischen Knoten zu lösen, den Axis da geknüpft hat, und letztlich ist es Faraday, die die Entscheidung trifft, nicht ohne ein Samenkorn der Rache mit hineinzupacken.

Mit dem Entscheidungskampf zwischen Bornheld und Axis und auch mit den Ereignissen, die zu Faradays Entscheidung führen, wurden einige Rätsel gelöst, an denen der Leser bisher eifrig geknackt hat. Noch immer steht aber nicht fest, wer der Verräter in Axis‘ Reihen ist, und was der Dunkle Mann eigentlich mit seinem Tun bezweckt. Und Faradays Abschied gibt wieder erneutes Rätselraten auf.
Die Prophezeiung, deren Wortlaut in jedem Band enthalten ist, dröselt sich immer mehr auf, pro Band – in der deutschen Ausgabe pro zwei Bände – eine Strophe, so scheint es, doch ganz so einfach ist es nicht, bleiben doch immer noch mehrere Möglichkeiten der Deutung offen, so zum Beispiel, wer die dunklere Macht sein mag, die sich als Bringer des Heils erweisen soll.
Die ungewöhnlichen Ereignisse außerhalb des Schlachtengeschehens zeigen den Einfallsreichtum der Autorin. Und immer wieder gelingt es ihr elegant, überraschend Fäden miteinander zu verbinden, die gar nichts miteinander zu tun zu haben schienen, erweist sich am Rande Erwähntes, das unwichtig schien, als bedeutsam. Das gilt besonders für die feinen Handlungsfäden, die neben den großen Strängen herlaufen: die Wächter, die Charoniten, Timozel.

Im bisherigen Gesamtverlauf ist man jetzt an einem vorläufigen Höhepunkt angelangt. Der Bürgerkrieg ist beendet, die folgende Handlung wird auf den endgültigen Gipfel zustreben, den Kampf gegen Gorgrael. Bisher fehlt Axis‘ Heer jedoch noch die Unterstützung der Awaren, die sich ihm nicht anschließen, sondern auf die Baumfreundin, Faraday, warten wollten. Und Aschure erwartet eine Reise zu ihren Wurzeln. Die beiden folgenden Bände stehen also im Zeichen des Endspurts, und bereits am Ende von „Der Sternenhüter“ hält sich erwartungsvolle Anspannung. Obwohl der vorläufige Höhepunkt hinter einem liegt, kommt man nicht mehr richtig zur Ruhe, wie es nach der Belagerung Gorkens noch der Fall war. Das Geschehen hat den Leser voll im Griff. Und das Szepter des Regenbogens aus der Prophezeiung verheißt zusätzlich auch noch ein paar ausschmückende Ideen. Etwas anderes als Weiterlesen kommt an dieser Stelle schon längst nicht mehr in Frage.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem |Weltenbaumzyklus| schrieb sie diverse weitere Romane und Kurzgeschichten.

My Сreative

Sara Douglass – Tanz der Sterne (Unter dem Weltenbaum 3)

Band 1: [„Die Sternenbraut“ 577
Band 2: [„Sternenströmers Lied“ 580

Beim dritten Band des Weltenbaum-Zyklus, „Tanz der Sterne“, lässt die Autorin Sara Douglass es wieder etwas langsamer angehen.

Aschure ist nach dem Kampf am Erdbaum den Ikariern zum Krallenturm, ihrem Wohnsitz im Gebirge, gefolgt, da die Awaren ihr kämpferisches Wesen ablehnten. Sie lässt sich überreden, sich zur Bogenschützin ausbilden zu lassen und gewinnt bei einer Wette einen magischen Bogen, der einst einem Zaubererkönig der Ikarier gehörte, und mit dem seit dessen Tod niemand mehr zu schießen vermochte.
Im Krallenturm trifft sie auch auf Axis, der nach dem Ausfall aus der Feste Gorken seine Truppen verlassen hat, um sich von seinem Vater und seiner Großmutter in die Magie des Sternentanzes einführen zu lassen. Die beiden beobachten seine leichten und raschen Fortschritte allerdings mit sehr gemischten Gefühlen und bald keimt ein schlimmer Verdacht auf.
Axis und Aschure freunden sich an, doch bei der Feier des Frühlingsfestes am Erdbaum kommt es zu verhängnisvollen Verwicklungen. Während Axis zu den Charoniten unter die Erde steigt, um ihr Wissen zu erwerben, versucht Aschure, so weit wie möglich von Axis wegzukommen.

Faraday ist unterdessen ihrem Gemahl in die Hauptstadt Karlon gefolgt. Der König ist binnen kurzem unter äußerst mysteriösen Umständen verstorben und Faraday gezwungen, bei der Krönung Bornhelds zuzusehen. Doch sie ist zu allem entschlossen, um ihre Kräfte zu Gunsten Axis‘ einzusetzen …

Der dritte Band dient wie der erste auch vornehmlich dem Aufbau einer Handlung, deren Höhepunkt sich erst im nächsten Band findet. Eine ungewöhnliche Einteilung, die einfach daher rührt, dass ein im Original dreibändiger Zyklus auf sechs Bände aufgeteilt wurde. Eine ziemlich lästige Angelegenheit für den Leser, der nicht nur mehr Bücher kaufen muss, sondern vor allem auch bei jedem zweiten Band mitten aus dem Geschehen gerissen wird! Dabei zeigt der |Symphony of Ages|-Zyklus („Rhapsody“; E. Haydon) mit seinen 800-1000 Seiten pro Band nur allzu deutlich, dass es auch anders geht!

Die Entwicklung der Personen betrifft in diesem Band vor allem Aschure. Die ungewöhnliche Frau wird mit jeder Andeutung nur immer geheimnisvoller und entwickelt sich immer mehr zu einer Person, die eine wichtige Rolle in der Prophezeiung zu spielen scheint, aber allen umso mehr zum Rätsel wird. Nebenbei entwickelt sie sich zu einer fähigen Kriegerin und gewinnt mehr Selbstvertrauen, nur mit ihrer Beziehung zu Axis kommt sie nicht richtig klar.
Axis wird zwar zu einem äußerst mächtigen Zauberer, seinem Verhalten gegenüber Aschure aber fehlt jegliche Vernunft, zumal es nicht durch Darstellung seiner Gedanken und Gefühlen nachvollziehbar wird, sodass man gelegentlich den Wunsch verspürt, ihn einmal kräftig zu ohrfeigen!
Faraday tritt in diesem Band stark in den Hintergrund, stattdessen wird mehr von Gorgrael erzählt und dem dunklen Mann an seiner Seite, der mindestens so rätselhaft ist wie Aschure, und jede Andeutung zu seiner Person macht ihn ebenso nur noch rätselhafter.
Und auch Jack hat sich irgendwie verändert …
Es ging im dritten Band also nicht nur um ein Rätsel.

Die Handlung hat, wie gesagt, wenig Bewegung, lediglich die Wiedererweckung der Burg Sigholt und das Frühlingsfest bilden leichte Höhepunkte, allerdings nicht so ausgeprägt wie die, die im ersten Band den Spannungsbogen stützten. Der dritte Teil bezieht seine Spannung weitestgehend aus den vielen ungelösten Fragen, die trotz einiger Enthüllungen einfach nicht weniger werden wollen. Der Berg an Fragen und Geheimnissen scheint eher größer zu werden als kleiner und lässt nicht zu, dass man das Buch zur Seite legt.
Gegen Ende des dritten Teils steht wieder der Winter vor der Tür, dazu kommen erneute Rivalitäten zwischen Bornheld und Axis und seine Verstrickung zwischen Faraday und Aschure, was darauf schließen lässt, dass im nächsten Band Kämpfe und Dramatik wieder stärker in den Vordergrund rücken werden. Die Erwähnung der Prophezeiung in Gestalt einer lebenden Person legt die Vermutung über Eröffnung eines neuen Handlungsstrangs nahe.

Sara Douglass versteht sich darauf, ihre Leser jederzeit zu fesseln, ganz gleich, ob es hoch hergeht oder eher leise. Jeder neue Handlungsstrang eröffnet eine Unzahl weiterer Facetten. Einiges kommt bekannt vor, so sind die Awaren und ihre Heiligtümer und Riten eindeutig an die Kelten angelehnt, und auch der Name „Charoniten“ kommt nicht von ungefähr. So mag der Eindruck entstehen, dass die Ideenvielfalt in der Ausgestaltung der Welt nicht besonders ausgeprägt ist, die Gewichtung innerhalb der Erzählung selbst liegt aber ohnehin eher auf den Personen und den Geheimnissen drumherum, zwischen denen sich die Handlung zuspitzt, und da bleibt nichts zu wünschen übrig.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem |Weltenbaumzyklus| schrieb sie diverse weitere Romane und Kurzgeschichten.

My Сreative

Sara Douglass – Sternenströmers Lied (Unter dem Weltenbaum 2)

Band 1: [„Die Sternenbraut“ 577

Der zweite Band des Weltenbaum-Zyklus trägt den Titel „Sternenströmers Lied“, wobei ich mich immer noch frage, worauf genau sich dieser Titel wohl bezieht.

Axis ist auf dem Weg über Smyrdon und Sigholt nach Gorken gezogen. Unterwegs ist er auf Spuren seiner Vergangenheit gestoßen, und unter anderem will er jetzt endlich herausfinden, was bei und nach seiner Geburt mit ihm und seiner Mutter geschah. Und er will seinen Vater finden. Doch als er Gorken erreicht, erwartet ihn erst einmal ein Schock.
Faraday hat sich ebenfalls mit Hilfe zweier Hüter der Prophezeiung, Yr und Jack, nach Gorken durchgeschlagen und, obwohl sie Axis liebt, dort ihren Verlobten Bornhelm geheiratet. Ihren Versuchen, die beiden hasserfüllten Rivalen von einem tödlichen Zweikampf abzuhalten, ist allerdings nur mäßig Erfolg beschieden. Bornhelm drängt Axis in alle möglichen gefährlichen Situationen, in der Hoffnung, er möge darin umkommen. Axis jedoch meistert alle Herausforderungen mit Erfolg und erkämpft sich dadurch nicht nur die Unterstützung der übrigen Heerführer der Burg, sondern auch der einfachen Soldaten.
Schließlich kommt es zur entscheidenden Schlacht um Gorken, und Axis wird schwer verwundet …

Zur gleichen Zeit, in der das Heer der Achariten Gorken gegen die geisterhaften Kreaturen, Skälinge genannt, zu verteidigen sucht, wird auch der Wald im Osten angegriffen. Die beiden anderen Völker des Kontinents, die Awaren und die Ikarier, feiern dort die Wintersonnwende. Bei ihnen ist Aschure, eine junge Acharitin, die irgendetwas Besonderes an sich hat. Sie scheint sich dessen nicht bewusst zu sein, doch ist es vor allem ihr zu verdanken, dass es dem obersten Zauberer der Ikarier, Sternenströmer, gelingen konnte, Faraday zu Hilfe zu rufen. Denn Faraday ist die Baumfreundin …

Im zweiten Teil des Zyklus kommt die Geschichte allmählich in Fahrt!

Axis erkennt immer deutlicher, dass er kein einfacher Acharite ist. Seine Musikalität, die immer schon außergewöhnlich war, wird immer stärker. Bereits im ersten Band konnte er Dinge damit bewirken, und im zweiten Band beginnt er bewusster, sie einzusetzen, um das Geheimnis um seine Mutter zu lüften. Je deutlicher seine Abstammung sich abzeichnet, umso eher, wenn auch widerwillig, fängt er an, seine Bestimmung zu akzeptieren.
Auch Faradays Fähigkeiten beginnen zu wachsen. Nachdem sie am Ende des ersten Bandes einen Eid geleistet hat, der Mutter zu dienen, erhält sie als Geschenk eine hölzerne Schale, mit deren Hilfe sie mit der Mutter in Verbindung treten kann. Binnen kürzester Zeit schafft sie es, nicht nur Kraft daraus zu schöpfen, sondern ganz durch das Tor zu treten. Schon bald tritt ihre Fähigkeit, zu schützen und zu heilen, offen zu Tage.
Zusätzlich zu den bekannten Personen werden noch weitere eingeführt, die bisher kaum oder gar nicht auftauchten.
Aschure, die junge Frau, die zwei Awaren das Leben gerettet hat, spielt eine tragende Rolle im Kampf am Erdbaum und wird wohl im nächsten Band noch wichtiger werden. Goldfeder, die im ersten Band nur ganz kurz auftaucht, rückt ebenfalls mehr in den Vordergrund, als sie sich als Axis‘ Mutter Rivkah zu erkennen gibt. Außerdem hat Axis Vater Sternenströmer seinen ersten Auftritt, und in den Gedanken des Hüters Jack taucht erstmals ein weiterer Hüter auf, eine Frau namens Zecherach.

Auch die Handlung wird weiter ausgebaut.
Der Hauptstrang dreht sich größtenteils um die Rivalität zwischen Bornheld und Axis und um die Belagerung Gorkens, die parallel zu dem Angriff auf das Sonnwendfest abläuft. Daneben laufen die feineren Fäden von Axis Suche nach seinen Eltern und von der alarmierenden Entwicklung Timozels, Faradays Ritter.
Neu ist die Erwähnung eines vierten Volkes von Tencendor, wie Achar früher genannt wurde, der Charoniten. Ebenso wie die Suche nach Zecherach bildet dies den Beginn eines neuen Handlungsfadens.

Spätestens an dieser Stelle hat der Zyklus epische Formen angenommen. Bisher ist es der Autorin sehr gut gelungen, alle Handlungsstränge gleichmäßig weiterzuführen und die Klippe der Gleichzeitigkeit der beiden Schlachten, die durch Faraday miteinander verbunden sind, hat sie gut gemeistert.
Das Erzähltempo hat deutlich zugenommen, am Spannungsbogen hat sie kräftig gedreht. Die Bedrohung selbst hat ein wenig von ihrem Schrecken des Unbekannten verloren, trumpft dafür mit schierer Übermacht und ein paar abscheulichen Heerführern auf. Natürlich ist klar, dass Axis überleben muss, denn sonst wäre der Zyklus zu Ende, doch hält einen das Schicksal der Festung Gorken und der übrigen Personen bei der Stange.
Einziger kleiner Hänger ist die Tatsache, dass die Zahl der Völker Tencendors ursprünglich drei lautete, und plötzlich sind es vier. Nicht gravierend, aber eigentlich leicht umgehbar.

Im Großen und Ganzen jedoch ist es der Autorin zweifellos gelungen, den hohen Erwartungen nach dem ersten Band voll gerecht zu werden. Sie hat es geschafft, den Leser mitfiebern zu lassen und ihm gleichzeitig so viele Fragen aufgeworfen, dass er schon aus purer Neugier zum nächsten Band greift. Bleibt am Ende des zweiten Buches eigentlich nur noch die Frage, um welches Rätsel es im nächsten Teil gehen mag. Weiterhin gilt: Man darf gespannt sein!

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem |Weltenbaumzyklus| schrieb sie diverse weitere Romane und Kurzgeschichten.

My Сreative

Sara Douglass – Die Sternenbraut (Unter dem Weltenbaum 1)

„Die Sternenbraut“ bildet den Auftakt zu Sara Douglass‘ |Weltenbaum|-Zyklus, einer insgesamt sechs Bände umfassenden Reihe, deren letzter am 30. September herauskommen wird.

Schlechte Nachrichten erreichen Jayme, den Bruderführer und Obersten vom Orden des Seneschalls, der Kirche von Achar. Gestaltlose, grausame Wesen, scheinbar unverwundbar, tauchen immer wieder in den Nordlanden auf und greifen Soldaten des dortigen Außenpostens an. Die Brüder dort vermuten dahinter die |Unaussprechlichen|.
Um mehr darüber zu erfahren, schickt Jayme Axis, den Anführer seiner Truppen, zum Wald der schweigenden Frau, um von den dort lebenden Brüdern so viel wie möglich über die Unaussprechlichen zu erfahren. Danach soll er mit seinen Männern nach Norden reiten, um den Grenzposten zu verstärken. Ein Adliger des Reiches drängt Axis auch noch seine Tochter Faraday auf, die mit dessen verhasstem Halbbruder Bornheld verlobt ist. Axis soll sie nach Arkness geleiten, das auf seinem Weg liegt.
Doch die Reise verläuft keineswegs wie geplant und stürzt die beiden in heillose Verwirrung von Gefühl und Glauben.

Im Grunde gibt es über den ersten Band noch nicht allzu viel zu sagen. Handlung ist noch nicht übermäßig viel vorhanden, am Ende des Buches ist Axis noch nicht mal an der Front angekommen. Salopp formuliert könnte man sagen, der erste Band besteht aus 365 Seiten Einleitung, der Anlage von Charakteren und Handlungssträngen, der Welt, in der die Erzählung spielt, und ihrer Geschichte. Dabei lässt die Autorin sich viel Zeit; ein Charakter nach dem anderen wird langsam aufgebaut und in das Geschehen eingefügt, sodass auch die Beziehungen der Personen untereinander deutlich werden. Der Charakterzeichnung tut das gut, die Hauptfiguren des Buches, Axis und Faraday, erhalten dadurch Tiefe und Echtheit. Der Weltentwurf macht anfangs gelinde Schwierigkeiten, denn auch hier lässt die Autorin es langsam angehen, und man muss sich ein Stück weit einlesen, bis die Sache durchschaubar wird, da manche Begriffe wie zum Beispiel „Seneschall“ eine andere Bedeutung haben als gemeinhin üblich.

Sobald sich jedoch die anfängliche Verwirrung gelegt hat, entwickelt das Buch erste Spannung. Kaum hat der Held sich aufgemacht, die Welt zu retten, tauchen bereits die ersten Stolpersteine auf, und schon bald, genau genommen gleich nachdem man sich in die Welt hineingedacht hat, wird einiges wieder auf den Kopf gestellt. Menschen sind nicht, was sie zu sein scheinen, Wahrheiten entpuppen sich als unwahr, Sichtweisen verschieben sich.
Unterstützt wird dieser leichte Spannungsbogen noch von kurzen Geschehnissen wie dem Eissturm, die nicht nur der Entwicklung der Personen dienen, sondern auch Leben in die Handlung bringen und so über Längen hinweghelfen. Gegen Ende des Buches sind so viele Handlungsstränge und Fallstricke angelegt, so viele Rätsel und Geheimnisse angedeutet, dass das Potenzial für steigende Spannung locker für die folgenden beiden Bände ausreichen dürfte.

Sara Douglass erzählt flüssig und geschickt. Besonders intensiv wird ihre Sprache in dunklen, bedrohlichen Situationen wie Axis‘ Albträumen oder dem Eissturm. Auf übermäßig blutige Details wurde jedoch – abgesehen von Faradays Vision – verzichtet. Bei steigender Bewegung und Zuspitzung der Handlung dürften beide Punkte ein klares Plus für die Spannung bedeuten.

„Die Sternenbraut“ ist ein vielversprechender, wenn auch langer Einstieg, was allerdings bei knapp 2.500 Seiten Gesamtlänge des Zyklus nicht wirklich stört. Trotz gängiger Bausteine wie Bedrohung der Welt durch einen grausamen Zauberer, Prophezeiungen und Feindschaft und Misstrauen zwischen den bedrohten Völkern, wirken die Ideen, soweit sie sich bisher herauskristallisiert haben, eigenständig und machen neugierig auf Details. Die Hauptpersonen sind glaubwürdig, keine statischen Figuren, sondern auf Entwicklung angelegt und frei von Stereotypen.
Man darf also gespannt sein, wie die Geschichte weitergeht und ob es der Autorin gelingt, die hohen Erwartungen zu erfüllen, zu denen der Start berechtigt.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten.

Taschenbuch: 388 Seiten
www.saradouglass.com
www.piper.de