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Scott Lynch – Die Republik der Diebe (Gentleman-Bastards 3)

Gentleman-Bastard

Band 1: Die Lügen des Locke Lamora“
Band 2: Sturm über roten Wassern“
Band 3: „Die Republik der Diebe“
Band 4: „The Thorn of Emberlain“ (noch ohne dt. Titel)
Band 5: „The Ministry of Necessity“ (noch ohne dt. Titel)
Band 6: „The Mage and the Master Spy“ (noch ohne dt. Titel)
Band 7: „Inherit the Night“ (noch ohne dt. Titel)

Locke und Jean ist es zwar gelungen, den Archonten von Val Terrar zu stürzen, der Coup aber, dessentwegen sie sich überhaupt dort aufhielten, ist gründlich schief gegangen, und außerdem hat er ihnen noch eine hübsche Überraschung eingebracht: ein heimtückisches Gift, das Locke von innen zu zerfressen droht, und das offenbar niemand behandeln kann. Niemand außer Karthains Soldmagiern …

Vater Chains ist der Meinung, es sei Zeit für seine Truppe, mal wieder produktiv zu werden. Also schickt er sie zu einem Freund nach Espara, um dort das Theaterspielen zu lernen. Als Gegenleistung soll die Gang dem Freund und seiner Theatertruppe aus der finanziellen Patsche helfen. Doch als Locke und seine Freunde dort ankommen, ist die Lage bereits ziemlich eskaliert! Scott Lynch – Die Republik der Diebe (Gentleman-Bastards 3) weiterlesen

Lynch, Scott – Sturm über Roten Wassern (Gentleman Bastards 2)

Gentleman Bastards:

1 „Die Lügen des Locke Lamora“
2 „Sturm über roten Wassern“
3 „Die Republik der Diebe“ (August 2013)

Nach den Ereignissen des ersten Bandes sind Locke und Jean in Tal Verrar gelandet. Wie alle Städte verfügt auch diese über eine unermesslich reiche und dekadente Oberschicht, allerdings besteht sie hier aus Kaufleuten, nicht aus Adligen. Kein Grund für Locke, hier keinen großen Coup durchzuziehen. Bis er feststellen muss, dass die Soldmagier auf die Verstümmelung eines der ihren genauso rachsüchtig reagieren wie auf seinen Tod …

Bedingt durch den Ortswechsel sind natürlich außer Locke und Jean sämtliche Charaktere neu.

Requin ist Chef des Sündenturms, des exclusivsten Spielcasinos der Stadt, abgesehen davon verfügt er über Spitzel und Schlägerbanden überall in der Stadt. Obwohl er sich im Grunde nicht in Politik einmischt, ist es kein Geheimnis, dass er mit den Stadträten, den Priori, sympathisiert. Abgesehen davon ist er dafür bekannt, ein Liebhaber von Antiquitäten zu sein.

Stragos ist der Archont, der militärische Oberbefehlshaber von Tal Verrar, und der politische Rivale der Priori, ein ehrgeiziger, rücksichtsloser Mistkerl, der es für ein erstrebenswertes Ziel hält, selbst die Natur durch ausgeklügelte Maschinen der Kunsthandwerker aus Tal Verrar zu ersetzen.

Und dann wäre da noch Zamira Drakasha, die Kapitänin der |Giftorchidee|, intelligent, tough und eine hervorragende Anführerin. Sie hat bereits eine schmerzhafte Niederlage gegen Stragos‘ Marine einstecken müssen, und obwohl sie sich seither von Tal Verrar fernhält, heißt das nicht, dass sie es ihm nicht liebend gerne heimzahlen würde.

Die Charakterzeichnung war schon im ersten Band nicht allzu tiefschürfend, das hat sich hier nicht geändert. Die genannten Personen sind kaum detaillierter oder intensiver dargestellt als Nebenfiguren wie Caldris oder Selendrí. Trotzdem besitzt jede von ihnen genug eigenes Profil, um nicht zweidimensional zu wirken.

Auch die Entwicklung der Handlung entspricht dem Vorgänger. Scott Lynch läßt sich Zeit mit der Entwicklung seines Plots. Einhundertfünfzig Seiten vergehen, ehe der Leser überhaupt eine Ahnung davon entwickelt, was für einen Coup Locke und Jean geplant haben. Gerade als es interessant zu werden beginnt, und der Leser sich zurücklehnt, um genüsslich zuzusehen, wie die beiden ihren Plan immer weiter in die Tat umsetzen, kommt ihnen wieder die Politik dazwischen. Locke braucht all sein schauspielerisches Geschick und all seinen Einfallsreichtum, um zwischen seinen beiden Gegnern – dem geschäftlichen und dem politischen – so zu lavieren, dass er sich und Jean nicht den Hals bricht. Bei all dem ist er nicht mehr in der Lage, die Ereignisse noch in die Richtung zu lenken, die er gerne hätte.

Und so finden die beiden Gentleman-Gauner sich schließlich ganz gegen ihren Willen auf einem Schiff wieder, das Richtung Süden segelt, um dort eine Horde Piraten zum Krieg aufzustacheln. Natürlich kann ein solches Unternehmen unter dem Kommando zweier so ausgemachter Landratten nur schiefgehen!

Trotz des steigenden Drucks auf Locke und Jean verläuft die Geschichte erstaunlich spannungsarm. Da es die beiden ungefähr bei der Hälfte des Buches aufs Meer verschlägt, müssen erneut Charaktere eingeführt und eine neue Umgebung anschaulich gemacht werden. Abgesehen davon passiert auf einer Schiffsreise in der Regel ziemlich wenig. So bleiben der Sturm und das Entern eines kleinen Kauffahrers eher kurze Actionepisoden, Teil eines durchgehenden Spannungsbogens sind sie nicht.

Dennoch wird es nie langweilig. Ob der Autor nun ausführlich beschreibt, wie Locke und Jean zwei reiche Damen im Spielcasino ausnehmen, oder wie sich der Alltag auf einem Piratenschiff abspielt, die Darstellung wirkt stets lebendig und einfallsreich. Manche Szenen waren für den eigentlichen Verlauf der Handlung nicht wirklich relevant, so zum Beispiel die Durchfahrt durch die Salon-Passage, oder Drakashas Konfrontation mit Rance, sie verliehen der Geschichte jedoch Flair und Abwechslung.

Gegen Ende schließlich wird es dann doch spannend. Abgesehen von der Seeschlacht schlägt der Autor noch einige Haken, die für Überraschungen sorgen, ohne die Logik zu verbiegen, und wartet mit einem gemeinen kleinen Schlusstrick auf.

Mir hat der zweite Band genauso gut gefallen wie der erste. Scott Lynch hat ein Händchen für die richtige Mischung aus Gaunerei, Charme, Lügen, Intrigen, Action, Humor und Dramatik, wobei letztere dankenswerterweise jegliches Pathos vermissen lässt. Seine Protagonisten sind hervorragende Sympathieträger, der Plot hintersinnig und gut durchdacht, sein Setting ist stimmungsvoll und lebendig.

Da stört es mich nicht im geringsten, dass diesmal ein Faden der Handlung nicht abgeschlossen ist. Ich werde den nächsten Band sowieso auf jeden Fall lesen.

Scott Lynchs beruflichen Werdegang, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte, könnte man salopp mit über-Wasser-halten umschreiben, als Tellerwäscher, Kellner und dergleichen. Nachdem die ersten beiden Bände über Locke Lamora innerhalb relativ kurzer Zeit erschienen sind, hat der Dritte nun doch etwas länger gedauert. Grund dafür könnte das Prequel „Bastards and Knifes“ sein, das 2011 veröffentlicht wurde, bisher aber nur auf Englisch erhältlich ist. Die Fortsetzung „The Republic of Thieves“ erscheint nun voraussichtlich im März diesen Jahres, die Herausgabe der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Die Republik der Diebe“ ist für August geplant.

Taschenbuch: 944 Seiten
Originaltitel: Red Seas under Red Skies
Deutsch von Ingrid Herrmann-Nytko
ISBN-13: 978-3453531130

http://www.scottlynch.us/
http://www.lockelamora.co.uk/
http://www.heyne.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Lynch, Scott – Die Lügen des Locke Lamora (Gentleman Bastards 1)

Locke Lamora:

Band 1: „Die Lügen des Locke Lamora“
Band 2: „Sturm über roten Wassern“
Band 3: „Die Republik der Diebe“ (11.10.2011)
Band 4: „The Thorn of Emberlain“ (noch ohne dt. Titel)
Band 5: „The Ministry of Necessity“ (noch ohne dt. Titel)
Band 6: „The Mage and the Master Spy“ (noch ohne dt. Titel)
Band 7: „Inherit the Night“ (noch ohne dt. Titel)

Locke Lamora ist eine Waise, was auf viele Kinder in der Stadt Camorr zutrifft. Was Locke von seinen Altersgenossen in derselben Situation unterscheidet, ist seine Eigeninitiative. Und so kommt es, dass Locke als eines von fünf Kindern eine ganz und gar ungewöhnliche Ausbildung genießt …

Scott Lynch lässt seine Geschichte langsam angehen. Er erzählt abwechselnd von der Gegenwart und der Vergangenheit und zeichnet so zunächst den Werdegang seines Protagonisten nach:

Der junge Locke Lamora ist schmächtig, mager und nicht besonders ansehnlich. Aber er hat Köpfchen, und er weiß es. Das führt dazu, dass er oft und weit über die Stränge schlägt. Seine Ideen verraten mindestens so viel Witz wie Dreistigkeit und neigen meist dazu, nicht vollständig durchdacht zu sein, was ihm regelmäßig Ärger einhandelt.
Der erwachsene Locke ist immer noch mager, schmächtig, unansehnlich und übermütig. Als Kämpfer ist er miserabel, als Schauspieler dafür brillant. Allerdings betrügt er nicht aus Habgier oder Ehrgeiz, sondern aus purer Lust am Spiel. Und seine Bande ist keine zufällige Ansammlung von Kriminellen, sondern eine verschworene Gemeinschaft von engen Freunden.

Als wahrhaft tiefschürfend kann man die Charakterzeichnung nicht bezeichnen. Von Lockes Gedanken erfährt man kaum etwas, seine Vergangenheit blitzt nur ausschnittweise auf. Trotzdem ist Scott Lynch eine Figur gelungen, die über reine Nachvollziehbarkeit hinausgeht. Sie entwickelt sich zusammen mit dem Plot, weg von geradezu unbeschwertem Übermut hin zu Trauer und verbissenem Zorn, und das sehr glaubwürdig und lebensecht.

Wie die Charakterzeichnung so kommt auch der Plot nur allmählich in die Gänge. Es dauert über hundert Seiten, bis endlich deutlich wird, was Locke mit seiner Scharade in der Gasse neben dem Tempel der Glück verheißenden Wasser bezweckt, und dieses Gaunerstück ist nur ein kleiner Bestandteil des gesamten Buches. Zum Teil liegt die Trägheit darin begründet, dass hier Adlige über den Tisch gezogen werden. Es dauert einfach eine Weile, bis all der Höflichkeiten genüge getan wurde, die unter zivilisierten Leuten üblich sind. Darunter leiden zeitweise auch die Ereignisse Rabennest.

Zum Teil lag es aber auch daran, dass Scott Lynch seiner Welt einiges an Aufmerksamkeit widmet. So wurde die Entwicklung von Lockes neuestem Coup zusätzlich durch eingestreute Beschreibungen adliger Freizeitkultur unterbrochen, durch Volksbelustigung, das Rezept eines besonders harten Drinks und Ähnlichem. Das bremst den Anfang doch ziemlich aus. Andererseits entstand so ein sehr bildhaftes, plastisches, lebhaftes Bild der Stadt, in der Locke lebt. Den Namen Camorr darf man wohl als Anspielung verstehen, auch wenn die Darstellung von Inseln und Kanälen eher an Venedig erinnert als an Neapel. Türme und Brücken aus Elderglas rücken das Ganze wieder etwas mehr in den Bereich der Fantasy, letztlich spielt Magie aber eine eher untergeordnete Rolle. Hier geht es um Gauner, nicht um Zauberer. Insgesamt ist die Bühne des Dramas also keine neue Erfindung, aber sie ist zumindest stimmungsvoll und passend in die Geschichte integriert.

Und die Geschichte hat es – nach Überwindung des etwas zähen Anfangs – durchaus in sich. Tatsächlich tritt der Betrug, der zu Beginn so ausführlich beschrieben wird, bald in den Hintergrund, während eine Bedrohung, die zunächst nur am Rande erwähnt wurde, immer mehr an Bedeutung gewinnt und schließlich die gesamte Handlung bestimmt. Und das ist nicht das einzige, was Lockes Leben plötzlich zunehmend verkompliziert. Denn Locke ist ins Visier einer ganzen Reihe von unangenehmen Leuten geraten.

Mit der Zeit werden die Ereignisse nicht nur immer komplizierter, sie schlagen auch immer wieder Haken. Mehrmals ist es dem Autor gelungen, mich völlig zu überraschen. Dazu trug natürlich Lockes Einfallsreichtum eine Menge bei, vor allem, weil er die meiste Zeit auf Improvisation beruhte. Und während der eine Gegner uns wissen lässt, was er zu unternehmen gedenkt, und dadurch für steigende Spannung sorgt, lässt der andere uns völlig über seine Pläne im Dunkeln bis zu dem Moment, in dem er sie umsetzt, und verpasst uns so immer wieder mal eine kalte Dusche.

Immer größer, immer unberechenbarer werden die Schwierigkeiten, mit denen Locke und seine Bande sich konfrontiert sehen, und jedes Mal, wenn Locke sich mit Müh und Not und Hilfe seiner Freunde aus einer ausweglosen Situation gerettet hat, sieht die Lage noch schlimmer aus. Die Probleme ufern regelrecht aus, die Spannungskurve zieht sich zu.

Also um ehrlich zu sein: Obwohl es ein paar Szenen gab, die für meinen Geschmack eigentlich zu brutal waren, wie die Folter im Schwimmenden Grab, fand ich das Buch klasse. Für den Anfang braucht man ein starkes Interesse für Details von Kultur und Gesellschaft oder einfach nur ein wenig Geduld. Aber dann wird man mit einer spannenden, abwechslungsreichen und wenig vorhersehbaren Handlung belohnt. Locke Lamora ist ein sehr sympathischer Held, der am Anfang zwar durch das kräftige Herauskehren seiner Stärken wie ein unfehlbarer Übermensch wirkt, aber nur zu bald so auf die Nase fällt, dass dieser Eindruck schnell schwindet. Was ich aber vor allem gut fand, war, dass die Handlung als solche abgeschlossen ist, ohne lose Enden oder offene Fragen zu hinterlassen. Ich war ziemlich zufrieden, als ich das Buch zuklappte, und trotzdem neugierig auf die Fortsetzung, die nun frei ist, eine völlig neue Geschichte aufzubauen.

Scott Lynchs beruflichen Werdegang, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte, könnte man salopp mit über-Wasser-halten umschreiben, als Tellerwäscher, Kellner und dergleichen. Inzwischen sind die Abenteuer von Locke Lamora bis Band drei gediehen, der im Februar auf Englisch erschien und im Oktober unter dem Titel „Die Republik der Diebe“ auf Deutsch erscheinen wird.

Taschenbuch 845 Seiten
Originaltitel: The Lies of Locke Lamora
Ins Deutsche übertragen von Ingrid Herrmann-Nytko
ISBN-13: 978-3453530911

http://www.scottlynch.us/
http://www.lockelamora.co.uk/
http://www.heyne.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)