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Sage, Angie – Septimus Heap – Flyte

_Mäßig: Duell der Zauberlehrlinge_

Wir erinnern uns: Der Schwarzmagier DomDaniel ist besiegt und Septimus Heap, der siebte, verschollen geglaubte Sohn der Heaps, ist wieder da. Er dient als Zauberlehrling bei der Außergewöhnlichen Zauberin Marcia Overstrand, während seine beste Freundin und Adoptivschwester Jenna sich auf ihre Aufgaben als künftige Königin vorbereitet. Nur Simon Heap, der Bruder der beiden, hat sich dem Dienst an DomDaniel verschrieben und will diesem wieder zu alter Macht verhelfen – mit sich selbst als künftigem Zauberlehrling. Er setzt einen perfiden Plan ins Werk, an dessen Beginn Jennas Entführung steht …

_Die Autorin_

Geboren 1952, wuchs Angie Sage in Thames Valley, London, und Kent auf, studierte später Grafikdesign und Illustration an der Art School in Leicester und arbeitet heute als Illustratorin von zahlreichen Kinder- und Jugendbüchern. Bisher war sie vor allem durch Bilderbücher bekannt. Nach dem Kinderbuch „Monkeys in the Jungle“ trat sie mit der „Septimus Heap“-Reihe wieder als Autorin in Erscheinung. Mit [„Septimus Heap, Book One: Magyk“ 2469 legte sie ihren ersten großen Roman vor, der gleich auf Platz 1 der New York Times Bestsellerliste landete. Heute lebt sie mit ihrer Familie als Autorin und Illustratorin in Cornwall.

_Handlung_

Alles könnte so friedlich sein auf der riesigen Burg, welche die Acker- und die Tieflande überblickt. Septimus Heap widmet sich seinen Studien als Zauberlehrling der Außergewöhnlichen Zauberin Marcia Overstrand. Doch er wird immer wieder von einer schwarzen, haarigen Spinne gebissen, so dass Marcia ihn schließlich heilen muss. Sie selbst ist auch nicht wenig beunruhigt durch den seltsamen Schatten, der ihr auf Schritt und Tritt folgt. Wer hat ihn geschickt und worin besteht seine Aufgabe? Die Zeit wird’s weisen.

Da prescht eines Morgens Septimus‘ unzufriedener Bruder Simon durchs Burgtor, treibt seinen Rappen durch die Blumenbeete, an seinen verblüfften Eltern vorbei und schnappt sich seine Adoptivschwester Jenna, die Königstochter. Alle Proteste helfen Jenna nichts. Sie hat einen wichtigen Termin einzuhalten, denn sie soll am nächsten Tag, an Mittsommer, Zwiesprache mit dem Drachenboot in den Marram-Marschen halten, so wie jede der Königinnen vor ihr. Und nun kommt dieser Simon und schnappt sie vom Fleck weg!

Während Simons Mutter noch an einen Scherz glaubt, erkennt Septimus ganz richtig, was hier vor sich geht. Er stellt sich Simons Pferd in den Weg, bevor er die Stadt unter der Burg verlassen kann, und zwingt es mit seinem Blick zu erstarren. Leider ist sein Wille noch nicht stark genug – Simon bricht den Bann und reitet mit Jenna davon.

Septimus ist sehr besorgt, denn wer weiß, wohin Simon sie bringt. Doch absolut keiner will ihm glauben, dass etwas Schreckliches geschehen sei. Bis er endlich an die Werft gelangt und bei seinem Bruder Nicko Gehör findet. Nicko weiß auch, was zu unternehmen ist: Sie brauchen einen Fährtensucher, den er im Wald kennen gelernt hat. Dieser Wolfsjunge lebt bei seinen Brüdern, die mit den Wendronhexen im großen Wald leben. Allerdings dürfen sie nicht den Wolverinen begegnen, sonst könnte es gefährlich werden. Septimus stimmt dem Plan zu und packt. Dabei nimmt er ein wichtiges Andenken mit, das er von Jenna hat: einen grünen Stein. Damit hat es eine besondere Bewandtnis.

Simon bringt Jenna in die düsteren Ödlande, wo zwischen schwarzgrauen Schieferbrüchen eine Schlucht liegt, in deren Wänden die gefährlichen Landwürmer hausen. Am Steilhang der Schlucht führt ein schmaler Steig hinauf zu Simons Observatorium. Vor einer Geheimtür im Fels hält Simon an, spricht einen Satz rückwärts, und die Tür öffnet sich. Es nützt Jenna nichts, sich zu sträuben: Sie muss mit in den Berg, als Simons Gefangene.

Doch Septimus hat ihr am Morgen halb im Scherz einen Charm geschenkt, den sie nun einsetzt. Der Charm, magischer Gegenstand, vermag jegliche Materie in Schokolade zu verwandeln. Noch nie war Jenna der Zauber von süßer Schokolade so willkommen wie hier in ihrer Gefängniszelle!

_Mein Eindruck_

Mir sind bislang nur wenige Romane untergekommen, die fast die Hälfte ihres Umfangs benötigen, um die Handlung in Fahrt zu bringen. Jules Vernes [„Die Jagd auf den Meteor“ 3354 war so eines, und „Flyte“ ebenfalls. Bis Jenna in Sicherheit ist und Septimus wiedersieht, vergehen 250 Seiten. Man könnte auch behaupten, damit sei ein kleiner Roman abgeschlossen, doch leider hat diese Episode schlicht gar nichts mit dem vorangegangenen Buch zu tun. Sie wurde lediglich eingeschoben, um Jenna und Septimus etwas zu tun zu geben und zwei Bekanntschaften zu machen, die später noch von Bedeutung sind. Ich betrachte diese 250 Seiten als Prolog.

Erst als Jenna dann jenes Ritual mit dem Drachenboot vollziehen kann, auf das sie sich tags zuvor vorbereitet hat, beginnt die eigentliche Handlung. Diese knüpft folgerichtig an jene Geschehnisse an, von denen in [„Septimus Heap – Magyk“ 2469 die Rede war. Und natürlich führt das Ritual zu erheblichen Veränderungen in der Realität der Kinder: Das Drachenboot kann fliegen! Eben wie ein richtiger Drache.

Der Titel des Buches – „Flyte“ – ist auch sein Programm: Es geht ums Fliegen. („Flyte“ könnte man als veraltete Schreibweise des Wortes „flight“ = Flug auffassen.) Es ist schon schlimm genug, dass Simon Heap mit Hilfe eines Charms fliegen kann, um so das Drachenboot zu attackieren. Es ist klar, dass auch Septimus dringend Flugunterricht benötigt. Wie sich herausstellt, kann er dazu seinen Jungdrachen Feuerspei abrichten und obendrein Simons Flug-Charm entwenden und „upgraden“. Nun hat Septimus die Oberhand und zeigt Simon, was eine Harke ist.

Doch Simon, der hauptsächliche Bösewicht in diesem Band, scheint noch zwei Asse im Ärmel zu haben. Er kennt sich bestens in den Tunneln aus, die unter der Stadtburg verlaufen und beispielsweise auch in den Zauberturm von Marcia Overstrand führen. In diesen eisigen Tunneln treiben sich zwar Geister herum, aber die gibt es im Zauberturm ja auch zur Genüge, so dass sie Simon nicht schrecken.

Simon verfolgt einen Plan, den Septimus erst sehr spät erkennt, fast schon zu spät. Dazu gehören ein Skelett aus dem Sumpf, eine Schattenfängermaschine, der Schatten selbst und eine geheime Zutat, die hier nicht verraten werden darf.

Immer wieder hat mich verblüfft, dass die Kinder, die lediglich elf Jahre alt sind, sich aufführen und reden, als wären sie schon fünfzehn oder sechzehn. Sicherlich besteht ein Anspruch auf eine gewisse gebildete Ausdrucksweise, die an die Stelle von Babysprache tritt. Doch es ist vor allem das Verhalten der Kinder, das nicht so sehr präpubertären Jungs und Mädels angemessen erscheint, als vielmehr Jugendlichen, die schon wissen, wie man zuschlägt. Diesen Eindruck verstärken die Zeichnungen von Mark Zug, die jedem Kapitel wie eine Vignette voranstehen. Die Jungs sehen wie Krieger oder Jäger aus, die Mädels wie junge Damen.

|Feminismus – was war das noch gleich?|

Die unerklärliche Diskrepanz setzt sich fort in den kriegerischen Aktionen von Simon vs. Septimus, die im Widerspruch zu einer ständig kreischenden und schreienden Jenna stehen. In Gefahr hat sie lediglich die Aufgabe, verbal durchzudrehen, auf dass die männlichen Mitglieder ihrer Gruppe alarmiert werden und etwas TUN.

Frauen scheinen meist die Aufgabe des Fühlens und Erlebens zu haben, Männer hingegen die des Tuns, besonders wenn es um die Verteidigung eben jener hilflosen Frauen geht. Es gibt nur eine Ausnahme von dieser Regel: Tante Zelda, die Hüterin des Drachenboots. Und vielleicht noch die Anführerin der Wendronhexen, doch diese weise alte Frau tut nichts, sondern erteilt nur Rat. Selbst Marcia Overstrand, die Zauberin, stellt sich als besonders begriffsstutzig heraus.

Man könnte glatt seinen Glauben daran verlieren, dass so etwas wie Feminismus und Emanzipation jemals stattgefunden hat. Ansonsten werden nämlich uralte Rollenbilder bestätigt. Was einer der Gründe sein könnte, warum sich die Septimus-Heap-Bücher so gut verkaufen. Mit guter Literatur hat das nichts zu tun.

|Die Übersetzung|

Ein Ball prallt nicht ab, er „dotzt“ an das Fenster. Wie man sieht, kommt hier die Umgangssprache zu ihrem Recht. Aber auch die alte Poetensprache: Auf Seite 200 redet die weise Hexe (s. o.) nicht etwa von Gefahren, sondern von „Fährnissen“. Was man sich allerdings unter „Wolverinen“ vorstellen soll, ist zunächst nicht klar. Jedenfalls haben sie nichts mit dem X-Man Wolverine zu tun, so viel steht fest. Aber Vielfraße, wie die deutsche Übersetzung von „wolverine“ nahelegt, sind es auch nicht. Dafür sind sie zu schlau und zu menschenähnlich. Sagen wir der Einfachheit halber: Es sind Wölfe mit besonderen Fähigkeiten. Aber wozu sie dann „Wolverinen“ nennen?

_Unterm Strich_

Ich habe schon wesentlich spannendere Fantasyromane gelesen. „Flyte“ erreicht auf der nach oben offenen Matzer-Skala der Spannung nicht einmal eine zwei. Wieder und wieder ertappte ich mich dabei, dass ich einfach einige Seiten überschlagen wollte – und konnte der Versuchung nicht widerstehen. Die Schilderung ist auch einfach zu dröge und vorhersehbar. Obwohl hier Sechzehnjährige handeln und der Verlag angibt, das Buch sei für Elfjährige geeignet, könnten es Achtjährige es ebenso gut verstehen, ohne dass ihnen die Bedeutung der Sätze entginge. Ich war jedenfalls chronisch „überqualifiziert“.

Sicher, es mag ein paar nette Szenen geben, doch sie sind derart kindgerecht inszeniert, dass schon zu Beginn klar ist, wie sie ausgehen werden. Die Augsburger Puppenkiste ist bestimmt lustiger. Zudem hat mich gewundert, warum im Hörbuch zu „Magyk“ drei Karten zu finden sind, in der gedruckten Ausgabe von „Flyte“ aber nur eine großmaßstäbliche Landkarte. Weder eine Karte der Burg noch der Stadt drumherum ist zu finden. Das finde ich ein echtes Manko, denn wer den Vorgängerband nicht kennt, kann mit Bezeichnungen wie „Die Anwanden“ überhaupt nichts anfangen.

Fazit: Dieser zweite Band ist eher mäßig. Wer Spannung und ein intelligentes Abenteuer sucht, wird woanders eher fündig.

|Originaltitel: Septimus Heap. Book Two: Flyte, 2006
474 Seiten
Aus dem Englischen von Reiner Pfleiderer
Illustriert von Mark Zug|
http://www.hanser-verlag.de/

Angie Sage – Septimus Heap – Magyk (Lesung)

Genialer Vortrag einer Durchschnitts-Fantasy

In der Burg wütet der fürchterliche Zauberer DomDaniel, der den Turm der Zauberer erobert hat und eine Herrschaft des Schreckens errichtet. Der Einzige, der ihn aufhalten könnte, ist Septimus Heap. Denn er verfügt als siebter Sohn eines siebten Sohns (wie sein Name schon sagt) über große magische Kräfte. Aber wo steckt Septimus? Ist er tatsächlich bei seiner Geburt gestorben, wie die Hebamme behauptet, oder wurde er sogar entführt? Und warum lässt DomDaniel ohne Unterlass nach der Tochter der ermordeten Königin fahnden?

Das magische Abenteuer wird vom Verlag ab elf Jahren empfohlen.

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