Schlagwort-Archive: Stephen King

Stephen King/Stewart O‘Nan – Ein Gesicht in der Menge

Das geschieht:

Da er mit seiner Firma erfolgreich war, kann sich Dean Evers im Alter komfortabel im US-Sonnenstaat Florida einrichten. Den Ruhestand wollte er eigentlich gemeinsam mit Gattin Ellie verbringen, doch diese erlag überraschend einem Schlaganfall. Nun ist Evers allein und einsam. Der Sohn ist ihm entfremdet, die meisten Freunde sind tot. Deshalb trinkt Evers viel und schaut fern, wobei er gern die Spiele der hiesigen Baseball-Mannschaft „Devil Rays“ verfolgt.

Im Stadion ist nie besonders viel los, weshalb Evers eines Abends einen der Zuschauer erkennt, als die Kamera müßig ins Publikum schwenkt: Dr. Young war vor vielen Jahren sein Zahnarzt. Evers hatte ihn längst vergessen und eigentlich für tot gehalten. Auf seinen ehemaligen Geschäftspartner Leonard Wheeler trifft dies ganz sicher zu, denn Evers hat an der Beerdigung teilgenommen. Trotzdem sitzt auch Wheeler im Stadion. Stephen King/Stewart O‘Nan – Ein Gesicht in der Menge weiterlesen

Stephen King – Doctor Sleep

Das geschieht:

35 Jahre sind vergangen, seit Daniel „Danny“ Torrance die Zerstörung des „Overlook“-Hotels überlebt hat. In einem abgelegenen Winkel des US-Staates Colorado hatte sein alkoholkranker Vater dort einen Hausmeisterposten angenommen. Jack Torrance war dem Wahnsinn verfallen und hatte versucht, seine Ehefrau und seinen Sohn zu töten.

Außerdem spukte es im „Overlook“. Der mit einem zweiten Gesicht – dem „Shining“ – begabte Danny begegnete immer wieder den Geistern von Hotelgästen, die ein grausiges Ende genommen hatten. Das „Shining“ hat auch Dannys späteres Leben geprägt. Er wurde von Gespenstern heimgesucht, bis er begann, seine Gabe mit Alkohol zu betäuben. Wie sein Vater zum Säufer geworden, vagabundierte Danny durch die USA.

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Stephen King – Doctor Sleep

Die Handlung:

Auf Amerikas Highways ist eine mörderische Sekte unterwegs. Sie hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Stephen King kehrt zu den Figuren und Szenerien eines seiner berühmtesten Romane zurück: Der Dreirad fahrende kleine Danny, der im Hotel Overlook so unter seinem besessenen Vater hat leiden müssen, ist erwachsen geworden. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht los, und wieder gerät er in einen Kampf zwischen Gut und Böse. Die zwölfjährige Abra hat das Shining. Kann er sie retten? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Wer kennt den Unter-die-Haut-kriech-Psycho-Grusel-Roman THE SHINING nicht? Die meisten würde ich mal sagen, denn das Buch stammt aus dem Jahr 1977 und selbst die Verfilmung von 1980 hat eine Menge Jahre auf dem Horror-Buckel. Ab und an läuft der Film mal auf Randgebührensendern im Insomnia-Nachtprogramm … wenn überhaupt.
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Stephen King – Joyland

Das geschieht:

Im Sommer des Jahres 1973 ist Collegestudent Devin Jones 21 Jahre alt. Da er sich die Universität selbst finanzieren muss, nimmt er eine Stelle als „Happy Helper“ im Vergnügungspark „Joyland“ an, der an der Küste des US-Staates North Carolina liegt. Die Arbeit ist hart aber abwechslungsreich. Da Devin sich gut in das Team einfügt, nehmen ihn die Schausteller freundlich auf.

Privat lernt Devin Annie Ross kennen, die mit ihrem Sohn Mike zurückgezogen in ihrem Strandhaus lebt. Der Zehnjährige leidet an Muskelschwund und wird bald sterben. Dies verstärkt noch Mikes Gabe des Zweiten Gesichts, die ihn veranlasst, Devin vor einer Gefahr zu warnen, die im „Joyland“ auf ihn warte.

Devin ahnt, dass diese Drohung mit dem dunklen Geheimnis des Parks zusammenhängt: Im Juli 1969 wurde der jungen Linda Gray in der Geisterbahn die Kehle durchgeschnitten. Obwohl sie an diesem Abend mehrfach mit ihrem Mörder im „Joyland“ fotografiert wurde, konnte dieser sein Gesicht stets verbergen. Der Polizei gelang es nur festzustellen, dass der Mann seit 1961 schon mehrere Frauen umgebracht hatte. Gefasst hat sie ihn nie. Linda Gray soll seitdem in der Geisterbahn spuken.
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[NEWS] STEPHEN KING: Joyland

Bei Heyne gibt es Neues vom Meister: Stephen King lädt ins „Joyland“ ein.

Ein unheimliches Vergnügen – der neue große Roman von Stephen King

Stephen Kings Bestseller „Der Anschlag“ – seine Zeitreise in die Sechzigerjahre – wurde von der Kritik einhellig in höchsten Tönen gelobt. In „Joyland“ nun nimmt der Autor den Leser auf einen Trip in die Siebzigerjahre mit. Auf verhängnisvolle Weise kreuzen sich in einem kleinen Vergnügungspark die Wege eines untergetauchten Mörders und eines Kindes. Und mitten im sich überschlagenden Geschehen steht ein junger, unschuldiger Student und weiß: Irgendwann ist es mit der Unschuld vorbei. Irgendwann hört jeder Spaß auf.

Um sich sein Studium zu finanzieren, arbeitet Devin Jones während der Semesterferien im Vergnügungspark Joyland an der Küste von North Carolina. Drei Dinge sind es, die ihn im Laufe des Sommers 1973 vor allem beschäftigen: Seine große Liebe Wendy gibt ihm per Brief den Laufpass. In der Geisterbahn Horror House soll es spuken, nachdem dort ein Mädchen ermordet wurde. Und er fragt sich, welches Geheimnis sich wohl hinter der schönen jungen Frau mit ihrem behinderten Sohn verbirgt, an deren Strandvilla er jeden Tag vorbeikommt. Vom unbekümmerten Schaustellerleben in Joyland fasziniert, verlängert Devin seinen Aufenthalt. Mit seinen neugierigen Nachforschungen tritt er jedoch eine Lawine von Ereignissen los, bei denen es schließlich um Tod oder Leben geht …

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Student veröffentlichte er Kurzgeschichten, sein erster Romanerfolg, „Carrie“, erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk..
(Verlagsinfos)

Originaltitel: Joyland
Originalverlag: Titan Books
Aus dem Amerikanischen von Hannes Riffel
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 352 Seiten
ISBN: 978-3-453-26872-2

Stephen King – Der Anschlag

Die Handlung:

Am 22. November 1963 fielen in Dallas, Texas, drei Schüsse. John F. Kennedy starb, und die Welt veränderte sich für immer. Wenn man das Geschehene ungeschehen machen könnte – wären die Folgen es wert? Jake Epping kann in die Vergangenheit zurückkehren und will den Anschlag verhindern. Aber je näher er seinem Ziel kommt, umso vehementer wehrt sich die Vergangenheit gegen jede Änderung. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dass Stephen King aus einer einfachen Prämisse einen über tausend Seiten starken Ziegel fertigen kann, das weiß man nicht erst, seitdem er in seinem letzten Türstopper „Die Arena“ eine Energieglocke über eine Stadt gestülpt hat.

Genauso verhält es sich auch bei dieser Geschichte. Natürlich hätte er seinen Protagonisten auch direkt dahin schicken können, wos für alle interessant ist, damit er das tun kann, was ihm wichtig erscheint. Das wäre dann in ein paar Hör-Minuten getan und es wäre eine schöne Kurzgeschichte entstanden. Aber Stephen King ist der Meister des Zurücklehnens und des Betrachtens jeder Einzelheit und er lässt die Dinge sich gern entwickeln.

Und so hat auch Jake Epping einen Anlauf von fünf Jahren bis zu dem Mordanschlag, den er verhindern will, führt die Treppe doch nach 1958 und nicht ins Jahr 1963, in dem das Kennedy-Attentat stattfand. Und natürlich hätte King seinen Protagonisten Oswald auch 1958 schon aus dem Weg räumen lassen können, aber dann wäre zum einen das Buch 1000 Seiten zu früh zu Ende und die Lesung nach einer halben Stunde gegessen gewesen und zum anderen soll und will Jake herausfinden, ob Oswald wirklich nur der Sündenbock war, für den er sich nach dem Attentat ausgab. Aufgeklärt werden konnte die Sache ja bekanntlich nicht, denn Oswald wurde selbst von Ruby erschossen. Außerdem ist dies kein Roman, der eine alternative Geschichte darüber erzählt, was ohne ein Attentat auf Kennedy mit der Welt passiert wäre, das war auch nicht die Absicht von Stephen King, wenngleich er sich diesem Gedanken dennoch kurz hingibt.

Und so macht Jake bei der ausführlichen Recherche über Oswald eine Entwicklung durch, mit der er nicht gerechnet hätte, in einer Zeit, die für ihn anders verläuft, als er es sich vor seinem Portaldurchgang gedacht hatte. Dass er gerade hier die große Liebe finden würde, das hätte er nicht erwartet … und das macht alles für ihn komplizierter.

Der Hörer kann sich von David Nathan eine Geschichte erzählen lassen, die aufgrund ihrer Länge und geschilderten Ausführlichkeit jeder dem Autor wichtigen Einzelheit, ein echtes Eigenleben im Kopf des Hörers entwickelt und ihn magisch anzieht, um noch ein Stündchen und noch ein Stündchen zu verweilen. Schon vom ersten Erlebnis Jakes an, als er die Treppe ins Jahr 1958 nimmt, fühlt der Hörer die Sonne, riecht den Schwefel und ist völlig in der Zeit gefangen. Jeder Charakter, jede Szene, jede Situation, jeder Geruch, jeder Geschmack und jeder Ort wird so lebendig beschrieben, dass er bunt und authentisch im Kopfkino über die Leinwand flimmert.

David Nathan gehört nicht zu Unrecht zu den beliebtesten Sprechern im deutschsprachigen Raum. Und weil er auch in dieser Produktion wieder ein spannendes Szenario für den Hörer entstehen lässt, ist es umso schöner, dass es sich hier um eine ungekürzte Lesung handelt. Trotz aller Länge lässt die Sprecherleistung nie nach, lässt Nathan den Hörer nie abdriften, behält ihn immer dicht am Geschehen und lässt ihn durch seine Interpretation des Skripts und der verschiedenen Charaktere am Leben der Menschen im Jahr 1958 teilhaben.

Durch Variation in der Sprechgeschwindigkeit und Modulation der Stimme bietet David Nathan immer wieder ein lebendig authentisches Schauspiel hinter dem Mikro. Und den Einsatz hört man, weil er sich richtig ins Zeug.

Wir bekommen es mit bekannten und unbekannten Figuren aus der US-amerikanischen Geschichte zu tun, erfundenen und realen. Und wir erfahren, zu welchem Schluss Stephen King gekommen ist bei der Frage: Hat Oswald nun allein gehandelt oder war er wirklich nur ein Sündenbock? Und, kann Jake ihn aufhalten und wenn ja, was passiert danach? Und was wird dann aus der Bibliothekarin Sadie, der großen Liebe von Jake? Am Ende der (Zeit-)Reise bekommen wir die Antworten. Aber bis dahin sind es satte 32 Stunden mit David Nathan, die dem Hörer viele Tage im Amerika Ende der 1950er bescheren und viele Tage des Hörens Anfang 2012. Und auch das Ende der Geschichte ist absolut gelungen und hinterlässt keinen bitteren Nachgeschmack, sondern ein Lächeln. Stephen King, wie er besser nie war. Er kann es immer noch und das ist toll.

Dass die Filmrechte an dieser Story schon vor dem Verkaufsstart des Buchs verkauft wurden, das wundert kaum jemanden. Stephen King wird den ausführenden Produzenten bei den Dreharbeiten geben, die im Herbst 2012 beginnen sollen.

Die Ausstattung:

Random House Audio folgt dem Trend hin zu ungekürzten Hörbüchern und will den Mitbewerben von der Download-Shop-Fraktion nicht den gesamten Markt überlassen. Das Problem, so viel Story unterzubringen, ist auch keins mehr, dank MP3. So bleibts bei der Produktion bei nur wenigen CDs, die aber wirtschaftlicher gefüllt sind.

Gespart hat der Verlag auch an anderen Stellen. So stecken die vier mit einem roten Münz-Konterfei bedruckten CDs in Einschüben einer Papp-Klappbox, deren Einschübe zwar schick und rot sind, die aber ansonsten keinerlei weitere Informationen enthalten. Die Box steckt in einem Pappschuber, der rundum im gleichen roten Design gestaltet ist. Neben kurzen Infos zu Sprecher und Autor gibts eine im Gegensatz zur Schuberrückseite erweiterte Inhaltsangabe auf der CD-Klappbox zu lesen.

Die MP3s liegen in der Qualität 192 Kbps und 44.1 kHz vor und enthalten in den ID3-Tags den Titel und die Namen des Autors und des Sprechers. Ein Cover gibts hier leider nicht zu sehen, sodass das Display einiger MP3-Player leer bleibt, wenn man dies nicht von Hand ändert. Die Dateinamen bestehen lediglich aus der Tracknummer und gehen von „001“ bis „391“, aufgeteilt auf die vier CDs.

Der Autor:

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Schon als Student veröffentlichte er Kurzgeschichten, sein erster Romanerfolg, „Carrie“, erlaubte ihm, sich nur noch dem Schreiben zu widmen. Seitdem hat er weltweit 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Im November 2003 erhielt er den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk. (Verlagsinfo)

Der Sprecher:

David Nathan, die deutsche Stimme von Christian Bale, Johnny Depp u. a., gehört zu den gefragtesten Hörbuchsprechern Deutschlands. Für Random House Audio hat er zuletzt die Hörbücher zu Guillermo del Toros „Die Saat“ und „Das Blut“ und Ryan David Jahns „Ein Akt der Gewalt“ gesprochen. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Stephen King hats nicht eilig mit dem Vorankommen seiner Geschichte. Wer sich darauf einlässt, der erlebt eine Zeit, die so lebendig und intensiv beschrieben wird, dass sich selbst Nicht-Amerikaner gern die Stufen hinab und durch das Zeitportal mitnehmen lassen, um herauszufinden ob der Kennedy-Attentäter wirklich allein gehandelt hat oder ob er Teil einer Verschwörung war. Und bei King ist auch oftmals der Weg das Ziel. Dieser hier führt nach 1958 … und Dank David Nathan, der eine wunderbar lebendige Vorstellung vor dem Mikro bietet und ein fesselndes Kopfkino-Abenteuer entstehen lässt, habe ich jede Minute dieser Reise genossen … Hey-ho, Daddy-O.

4 MP3-CDs
Spieldauer: 32:02 Std.
Tracks: 391
Originaltitel: 11/22/63
Gelesen von David Nathan
ISBN: 978-3-8371-1107-1

www.randomhouse.de

Stephen King – Sunset

Inhalt

Sammlung von 13 Novellen und Kurzgeschichten, die den Einbruch des Schreckens in die alltägliche Welt ganz gewöhnlicher Zeitgenossen schildert:

Vorwort, S. 11-15

Willa (Willa, 2006), S. 17-45: Geistern bleibt die Wahl, wie sie die Ewigkeit verbringen möchten.

Das Pfefferkuchen-Mädchen (The Gingerbread Girl, 2007), S. 46-114: Dass ihr ein irrer Serienkiller im Nacken sitzt, weist ihr den Ausweg aus einer Lebenskrise.

Harveys Traum (Harvey’s Dream, 2003), S. 115-127: Sind Träume nur Schäume? Manchmal beantwortet sich diese Frage, ohne dass sie gestellt wurde. Stephen King – Sunset weiterlesen

Stephen King – Puls

King Puls TB 2007 kleinDer „Puls“, ein mysteriöses Signal, das per Handy verbreitet wird, lässt den Großteil der Menschheit mörderisch mutieren. Drei Überlebende verlassen die Großstadt Boston auf der Suche nach einem sicheren Ort … – Ein weiteres Weltuntergangsdrama, dieses Mal entfesselt von Bestsellerautor Stephen King, der sehr routiniert und unterhaltsam aber ohne Innovationen sein Garn spinnt: keiner von des Meisters guten Romanen.
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Stephen King – Brennen muss Salem

In einer neuenglischen Kleinstadt nistet sich ein uralter Vampir ein. Nur eine kleine Gruppe verängstigter Menschen bietet ihm Paroli, doch das Monster ist stark und schlau … – Stephen Kings moderner Vampir-Klassiker erscheint hier ungekürzt und ergänzt um zwei Erzählungen. Im Mittelpunkt steht weiterhin der Roman, der ungeachtet seines Alters eine höllisch spannende Geschichte erzählt und eindrucksvoll belegt, wieso King sich seit Jahrzehnten in den Bestsellerlisten hält.
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Stephen King – Puls

Clayton Riddell ist ein bislang erfolgloser Comiczeicher, der gerade in Boston seine erste Geschichte verkauft hat. Dadurch hofft er, dass sich das Blatt von nun an für ihn wenden wird und ihm eine sorgenfreie Zukunft bevorsteht. Zuhause in Maine wartet seine Familie auf ihn; seine Frau Sharon, von der er sich kürzlich getrennt hat, und sein zwölfjähriger Sohn Johnny. Kurz vor seiner Rückfahrt besorgt Clay noch Geschenke für die beiden und will sich ein Eis bei einem Straßenverkäufer genehmigen. In dem Moment, als er in der Warteschlange steht, bricht plötzlich auf der Straße die Hölle los. Mehrere Menschen beginnen völlig unkontrolliert übereinander herzufallen. Ein junges Mädchen tötet eine Frau mit Bissen in den Hals, ein Mann greift Passanten mit einem Fleischermesser an, ein anderer reißt einem Hund mit den Zähnen sein Ohr ab. Binnen Sekunden gerät die gesamte Stadt außer Kontrolle. Autos kollidieren auf den Straßen, Feuer brechen aus, Menschen springen aus den Hochhäusern; Feuerwehr, und Notdienste sind rettungslos überfordert, die Polizei erschießt gnadenlos jeden Angreifer.

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Stephen King – Der Turm (Der Dunkle Turm 7)

„Der dunkle Turm“ wird von Stephen King selbst als sein Lebenswerk bezeichnet. Der erfolgreiche Autor erklärte den Ende 2004 erschienenen siebten Band „Der Turm“ zu seinem letzten großen Roman und Abschluss seines vor 22 Jahren begonnenen Turmzyklus, der als Metafiktion viele Bezüge zu anderen Werken Kings, zum Leben des Autors sowie der realen Welt herstellt.

Bereits vor dem Erscheinen des ersten Bandes, „Schwarz“ (1982), spukten die Gedanken zu der Gestalt des Roland von Gilead und die Grundlage zu seinem späteren Turmzyklus in Kings Kopf. Das 1855 von Roland Browning geschriebene Gedicht „Childe Roland to the Dark Tower came“ – man findet es auf Kings Dark-Tower-Homepage ]http://www.stephenking.com/DarkTower/ – setzte dabei einen kreativen Prozess in Gang, der sich nach und nach verselbstständigte, King wob immer mehr Bezüge zu seinen Romanen und der realen Welt in die Geschichte um den dunklen Turm ein.

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Stephen King – Der Sturm des Jahrhunderts

Das geschieht:

Das Leben ist entbehrungsreich und hart auf der kleinen Insel Little Tall Island, gelegen vor der Küste des US-Staates Maine. Seit jeher bildet der Fischfang die Lebensader der 200-Seelen-Gemeinde, doch reich ist niemand dadurch geworden. Man kennt seine Nachbarn und kommt miteinander aus, und es gibt wenige Geheimnisse, die tatsächlich geheim bleiben könnten.

Ausgerechnet dieses kleine Dorf am Ende der Welt wird vom Teufel heimgesucht; vielleicht nicht vom Gottseibeiuns persönlich, aber von einem seiner Dämonen. Wie man es aus diversen Märchen kennt, ist dieser Dämon – er trägt hier den Namen Andre Linoge und tritt nicht unerwartet in der Gestalt eines Fischers auf – darauf aus, Unheil und Unfrieden unter den Menschen zu säen, sie ins Verderben zu locken und sich ihrer Seelen zu bemächtigen.

Der Blick auf seinen Stock mit dem Wolfskopf-Knauf weckt das Böse in seinen Opfern. Dann genügt eine sachte Anregung Linoges – der außerdem Gedanken lesen kann -, und schon fallen die verblendeten, aufgehetzten Einwohner von Little Tall Island übereinander her. Sollten Linoges Anregungen einmal nicht auf fruchtbaren Boden fallen, scheut er nicht davor zurück, seinem Gegenüber mit dem Stock den Schädel zu spalten.

Böse Geister treten häufig unter Blitz und Donner auf. Linoge bedient sich wenig einfallsreich aber effektvoll der typischen Winterwitterung dieser Küstenregion: Während er sein tödliches Netz um Little Tall Island spinnt, braut sich der heftigste Schneesturm des Jahrhunderts zusammen. Er wird die Insel auf Wochen von ihrer Umwelt abschneiden – Zeit genug für Linoge, die kleine Gemeinde buchstäblich in die Hölle auf Erden zu verwandeln. Systematisch treibt er die Menschen ihrem Untergang entgegen. Schließlich lässt der Dämon die Maske fallen und stellt den Menschen von Little Tall Island ein Ultimatum: Er fordert ein Opfer, damit er die Stadt verlässt, ohne sie endgültig zu zerstören – und es muss ein Kind sein, das mit ihm geht …

Resteverwertung fürs Fernsehen

Böser Dämon sucht idyllische Kleinstadt heim, bringt die heile Welt zum Einsturz und mästet sich an dem Unheil, das er über die Menschen bringt: Kommt einem diese Geschichte nicht bekannt vor? Kein Wunder, denn schließlich hat Stephen King sie schon einmal (1991) erzählt: „Needful Thing“ (dt. „In einer kleinen Stadt“) hieß sie damals. Die Parallelen sind mehr als auffällig. Man könnte meinen, jener Teufel in Menschengestalt, der 1989 Little Tall Island unter dem Namen Andre Linoge terrorisierte, ist zwei Jahre später auf die Erde zurückgekehrt, um Kings literarische Lieblingsstadt Castle Rock als Leland Gaunt heimzusuchen.

Zwar bedient sich King gern bei eigenen, früheren (und besseren) Werken, aber dies ist dennoch ein starkes Stück. Ist ihm dies selbst aufgefallen, und wählte er deshalb den Weg, den „Sturm des Jahrhunderts“ nicht als ‚richtigen‘ Roman, sondern als Drehbuch niederzuschreiben? Wortgewaltig beschwört der gewandte Autor in seinem Vorwort zum vorliegenden Buch den Moment herauf, als ihn der Blitz der Erkenntnis durchzuckte: Der „Sturm“ ist eine Geschichte, die nur auf dem Bildschirm erzählt werden kann! Das musman ihm glauben – oder lässt es bleiben. Unter dem Strich überwiegen wohl die Argumente für die zweite Entscheidung.

Der „Sturm“ beruht also auf einer bereits bekannten und durchgespielten Idee. Auch die Tarnung als Drehbuch kann die Ähnlichkeiten nicht verschleiern. Wohlweislich hat King es vermieden, seine Geschichte in Romanform zu gießen. Man kann ihn durchaus bewundern für seinen Einfallsreichtum, mit dem er sich unermüdlich bemüht, neue Wege zur Vermarktung seiner Werke zu finden. Man kann ihn aber mit einfach dreist nennen und ihm unterstellen, einen alten Hut zu recyceln.

Unterhaltung als Routine-Job

Um es anders auszudrücken: King hat einen Idee für einen (Fernseh-) Film gehabt, ein Original-Drehbuch dafür geschrieben und dieses anschließend ohne zusätzliche Arbeit als Buch in den Handel gebracht. Er kommt damit durch, denn er ist Stephen King, der sich einmal selbst rühmte, auch eine Liste von Telefonnummern in einen Bestseller verwandeln zu können. Erfolg korrumpiert also wirklich, denn eine dürftige Ansammlung von Regieanweisungen und Dialogen ist definitiv kein Werk, das eine Veröffentlichung verdient hätte!

Werfen wir einen Blick auf die Geschichte. Das ist im Wortsinn möglich, denn der Film bzw. die TV-Mini-Serie zum Drehbuch existiert ja seit 1999: „Stephen King‘s Storm of the Century“. Ignorieren wir zunächst, dass ihn ein konturloser Regie-Routinier (Craig R. Baxley) mit ebensolchen Darstellern (Timothy Daly, Deborah Farentino, Colm Feore u. a. – US-amerikanische TV-Gesichter, die man vergessen hat, sobald sie vom Bildschirm verschwunden sind) in Szene gesetzt hat. Autor King war im Einklang mit dem ausstrahlenden Sender zufrieden mit dem Ergebnis. Ausdrücklich bescheinigte er dem Regisseur, seine Vorlage originalgetreu umgesetzt zu haben. Eine doppeldeutige Äußerung, die den scharfen Blick auf „Storm of the Century“, den TV-Film, geradezu herausfordert.

Dieses Urteil fällt doppelt hart aus: „Der Sturm“ als TV-Movie ist eine vierstündige, lähmend langweilige Angelegenheit, dessen sorgfältige aber einfallslose Inszenierung und einige gute Tricks nicht für die gewaltigen Längen und Löcher entschädigt, die diese Geschichte aufweist und die nun erbarmungslos offengelegt werden. Verantwortlich ist dafür in erster Linie Autor Stephen King, denn er hatte, wie er im bereits erwähnten Vorwort stolz erklärt, weitgehend die Kontrolle über die Verfilmung.

Kein Akt gelungener Selbsteinschätzung

So herausragend er als Schriftsteller in der Regel ist: Der Drehbuchautor Stephen King kann mit dem Romancier nicht mithalten. Das machte er vor dem „Sturm“ bereits mit der TV-Neuverfilmung von „The Shining“ deutlich. King hatte es missfallen, wie Stanley Kubrick 1980 mit der Vorlage umgesprungen war. Die Mini-Serie „The Shining“, bei der endlich er das Sagen hatte, legte 1997 allerdings auf peinliche Weise offen, wie genial Kubrick wirklich war. Sein „Shining“ wird ein Klassiker des (phantastischen) Films bleiben, wenn Kings ehrgeiziges Opus längst zu einer Fußnote geworden ist.

King wäre besser beraten gewesen, eine ganz andere Geschichte verfilmen zu lassen. Er hatte schon einmal das Böse über eine Insel vor der Küste von Maine hereinbrechen lassen: „Home Delivery“ (1989, dt. „Hausentbindung“), erschien u. a. 1993 in der King-Kollektion „Nightmare & Dreamscapes“ (dt. „Albträume“). Sie blieb weitgehend unbekannt; King selbst betrachtete sie als Auftragsarbeit, mit der er dem von ihm verehrten Regisseur George A. Romero seine Reverenz erweisen wollte.

„Hausentbindung“ beschreibt die furchterregende Geschichte einer kleinen Insel („Deer Isle“ geheißen), die von mordlüsternen Zombies belagert wird – eine düstere, mit groben Effekten nicht sparende aber höllisch spannende und mit den typischen King-Momenten überzeugender Menschlichkeit in Zeiten höchster Not veredelte Schauermär.

Das Medium als Hindernis

Für das Fernsehen wäre „Hausgeburt“ freilich kaum zu verwirklichen gewesen. Die vergnüglichsten Momente hat „Der Sturm des Jahrhunderts“, wenn King im Vorwort seine Erfahrungen mit den gestrengen hauseigenen Zensoren des TV-Networks ABC schildert. Die beschämend bigott-prüde Geisteshaltung, welche die nur scheinbar so weltoffenen US-Amerikaner an den Tag legen, wird selten so deutlich offenbart wie durch diese Institution, die ihre oft (und zu Recht) verfluchte deutsche ‚Schwestern‘, die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ (FSK) und ihre Ableger, wie Speerspitzen der sozialen Avantgarde aussehen lassen.

Es bleibt das eindeutige Fazit: „Der Sturm des Jahrhunderts“ ist ein überflüssiges Buch, wenn man es denn als solches überhaupt bezeichnen möchte. Von Interesse ist es höchstens für einige Film-Historiker, die sich indes darüber beklagen dürften, dass es weitaus wichtigere Werke gibt, die auf diese Weise gewürdigt werden sollten.

Andererseits tauchte der „Sturm“ sogar in den deutschen Bestseller-Listen auf und hielt sich dort einige Zeit. Ein Mirakel, oder verkauft sich tatsächlich alles wie Schnittbrot, wenn nur der Name King darauf steht? Oder ist eine Lesergeneration herangewachsen, welche – ‚geschult‘ – durch ständige Werbepausen im TV, das Videoclip-Gewitter der Musiksender oder das Internet – die Widernatürlichkeit eines ‚Drehbuch-Romans‘ längst nicht mehr stört?

Autor

Normalerweise lasse ich an dieser Stelle ein Autorenporträt folgen. Wenn ich ein Werk von Stephen King vorstelle, pflege ich dies zu unterlassen, wie man auch keine Eulen nach Athen trägt. Der überaus beliebte Schriftsteller ist im Internet umfassend vertreten. Nur zwei Websites – die eine aus den USA, die andere aus Deutschland – seien stellvertretend genannt: www.stephenking.com und www.stephen-king.de bieten aktuelle Informationen, viel Background und zahlreiche Links.

Taschenbuch: 506 Seiten
Originaltitel: The Storm of the Century (New York : Pocket Books 1999)
Übersetzung: Peter Robert
http://www.randomhouse.de/heyne

Der Autor vergibt: (1.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Stephen King – Christine

Das geschieht:

Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Arnie Cunningham, gerade 17 geworden, Christine begegnet – einem feuerrot-weiß lackierten, haifischflossengezierten Plymouth Fury des Baujahres 1958. In Libertyville, einem Städtchen im US-Staat Maine, ist Arnie, der intelligent aber keine Sportskanone ist sowie von heftiger Akne heimgesucht wird, der Prügelknabe seiner Highschool. Nur die Freundschaft zum baumlangen Football-Spieler Dennis Guilder verhindert, dass die Jugend von Libertyville den Außenseiter endgültig ausradiert.

Niemand weiß, dass Arnie hinter einer Maske aus Gleichmut sehr wohl seinen Groll nährt und Rachepläne schmiedet. Das macht sich Christine zunutze, die weniger ein Auto, sondern eine Metall gewordene und von einem bösen Geist beseelte Todesmaschine ist und sich als Instrument der Vergeltung anbietet, die Arnie in Libertyville üben will. Stephen King – Christine weiterlesen

Stephen King – Duddits: Dreamcatcher

Das geschieht:

Das Leben hat sie gebeutelt: Joe „Biber“ Clarendon, den Hippie-Tischler, der zwanghaft Zahnstocher zerkaut; Pete Moore, den alkoholsüchtigen Autoverkäufer; Henry Devlin, den depressiven Psychiater, für den der Selbstmord bereits beschlossene Sache ist, und Gary „Jonesy“ Jones, den College-Dozenten, der sich gerade langsam von einem schweren Autounfall erholt. Seit einem Vierteljahrhundert kennen sie sich und haben sich niemals aus den Augen verloren. Ein unsichtbares Band verbindet sie – und das buchstäblich, denn das Quartett verfügt über gewisse hellseherische Kräfte.

Trotzdem waren Biber, Pete, Henry und Jonesy nur Waisenknaben gegen den Fünften im Bunde: Douglas Cavell, genannt „Duddits“, ihren geistig behinderten, telepathisch begabten Freund aus der Kleinstadt Derry im US-Bundesstaat Maine, Neuengland. Ihn hat das Quartett aus den Augen verloren. Stephen King – Duddits: Dreamcatcher weiterlesen

Stephen King: Wolfsmond (Der Dunkle Turm 5)

Weiterhin ziehen Revolvermann Roland von Gilead und seine Gefährten dem Dunklen Turm entgegen, der Zentrum und Stütze des Universums darstellt. In der Mittwelt – Ort der Handlung – tun sich Dimensionsportale, Zeitfallen u. a. Hindernisse auf. Zusätzlich aufgehalten wird die Gruppe von den Bewohnern eines Grenzdorfes, das von einer Horde maskierter Finsterlinge belagert wird. Gemeinsam nimmt man den Kampf gegen eine gewaltige Übermacht auf … – Der fünfte Band der „Dark-Tower“-Serie ist ein Episoden-Epos mit enormen Längen, das Substanz durch Geschwätz, nur vorgeblich geheimnisvolle Andeutungen und das Recycling früheren King-Werken ersetzt. Zwar gelingen dem Verfasser durchaus fesselnde Szenen, die aber durch generellen Leerlauf entwertet werden: ein Buch für jene, die wissen wollen, wie‘s weitergeht. Stephen King: Wolfsmond (Der Dunkle Turm 5) weiterlesen

Stephen King – Wolfsmond (Der Dunkle Turm V)

Die surreale Jagd des Revolvermanns Roland von Gilead auf den Mann in Schwarz und seine Suche nach dem „Dunklen Turm“ durch die westernähnliche Mitt-Welt begann bereits im Jahre 1982.

Stephen King spukten die Ideen zu seinem selbsterklärten Lieblingswerk schon seit seiner Jugend im Kopf herum. Man kann an der Serie, die alle 5-6 Jahre fortgesetzt wurde, auch gut stilistische Veränderungen Kings erkennen. Verglichen mit dem noch unausgegorenen ersten Band, in dem mit Roland eine der eindrucksvollsten Romanfiguren Kings entstand, ist der 5. Band „Wolfsmond“ („Wolves of the Calla“) bereits ein Brilliant. Die abschließenden zwei Bände werden im Sommer bzw. Herbst 2004 erscheinen.

Stephen King – Wolfsmond (Der Dunkle Turm V) weiterlesen

King, Stephen – Duddits – Dreamcatcher

Stephen King ist ein Phänomen – zum Autor und seiner Bedeutung für die moderne Belletristik muss an dieser Stelle wohl kaum noch ein Wort verloren werden. Phänomenal allerdings finde ich – neben seinen eindrucksvollen, packenden Werken an sich – seine schriftstellerische Entwicklung und die stilistische Experimentierfreudigkeit, die er gerade im letzten Jahrzehnt an den Tag legte. So versucht er sich auch gern in Bereichen, die jenseits dessen liegen, was ihn zum „King of Horror“ machte und verliert sich dadurch nicht in allmählich langweilender inhaltlicher wie formaler Beliebigkeit, so wie dies leider beispielsweise beim deutschen „Pendant“ Wolfgang Hohlbein zu bemängeln ist.

Doch nun zu „Duddits“. Ein zunächst irritierender Titel – zumal die deutsche Übersetzung des Originaltitels „Dreamcatcher“ eigentlich auch niemandem weh getan hätte –, wenn man nicht weiß, dass dies der Spitzname des zentralen Charakters in Kings Meisterwerk aus dem Jahre 2001 ist. Duddits ist ein vom Down-Syndrom benachteiligter Sonderling, so aufgeweckt wie ein Knäckebrot, aber äußerst liebenswert und menschlich. Im Großteil des Buches scheint er eher eine Nebenrolle zu spielen, entwickelt sich aber alsbald zum Zentrum der Geschichte und eines Geflechtes, das durch den die Handlung tragenden Freundeskreis gebildet wird. Diese Freunde sind – als Erwachsene: Der ziemlich abgerissene, vor sich hinvegetierende Biber; Pete, der Autoverkäufer mit einer hellsichtigen Begabung, deren Herkunft und Bedeutung sich im späteren Verlauf noch erklären wird; Henry, seines Zeichens Psychoanalytiker mit einer ähnlichen mentalen Fähigkeit, die ihm nicht immer nur nützlich in seinem Beruf ist; und schließlich ist da noch Jonesy, ein Geschichtsprofessor, mit dem es das Schicksal gar nicht gut zu meinen scheint. Und auch er teilt die jeweils etwas verschieden ausgeprägten speziellen Geistesgaben seiner Kindheitsfreunde. Als Erwachsene bleibt ihnen von ihren gemeinsam verbrachten Jahren und Verbundenheit nur noch ein alljährlicher, geradezu ritueller Jagd-Ausflug in die Berge, der sich diesmal als höchst schicksalsträchtig erweisen soll. Der Kontakt zu Duddits ist mit dem Älterwerden abgerissen, aber auch dies hat seine Gründe, die erst im späteren Verlauf klar werden sollen. Und als Duddits wieder ins Blickfeld des Geschehens rückt, erwachen längst vergessene Erinnerungen und Fähigkeiten bei den Freunden, die Vergangenheit fließt mit der Gegenwart zusammen und Freunde, ebenso wie einzelne, scheinbar unwichtige Details im Erzählverlauf bilden wieder eine Einheit. Im Zentrum des Traumfänger-Netzes sitzt – ein passiver Spielball der Mächte und dennoch der Schlüssel zu allem – der von der Restwelt bemitleidete und belächelte Duddits.

Über den weiteren Verlauf der Geschichte will ich nicht zu viele Worte verlieren, sondern nur als Stichwortgeber anreißen, dass der Trip in die Wälder nach der Begegnung mit dem seltsamen Jäger McCarthy, einer eigentümlichen Infektion und der Quarantäne des gesamten Landstriches durch das Militär – die Charakterzeichnung des Befehlshabers allein ist eine wahre Wonne und Genuss – zu einer stürmischen, atemberaubenden Achterbahnfahrt mutiert, die nicht nur für die Freunde alles verändern wird.

Wie von King gewohnt, widmet sich der Prolog – der auf ein paar neugierig machende und Themen weisende Nachrichtenauszüge von 1947 bis 2000 folgt – der Formgebung der Hauptfiguren; für King ist dieser einführende Part allerdings ungewöhnlich kurz geraten, denn sofort mit Teil 1 des eigentlichen Buches geht es direkt in die Vollen und der Spannungs- und Handlungsbogen setzt ohne weitere Vorwarnung ein, packt den zu diesem Zeitpunkt bereits reichlich neugierig gewordenen Leser und schleift ihn förmlich durch ein Nerven zerfetzendes Abenteuer, das eine Mischung aus Akte-X-Material, Science-Fiction, Actionfilm, Psychothriller und Horror ist, wobei Elemente einfließen, die King bereits bei Werken wie „The Stand“, „Tommyknockers“ und „The Green Mile“ einsetzte, die hier aber zu ganz neuen Höhen aufgefahren, erweitert und perfektioniert werden und keineswegs zu einer unnötigen Wiederaufwärmungskur geraten.

Besonderen Applaus hat sich King für die plastische Charakterformung der tragenden Figuren verdient; die psychologische Komponente des Romans ist erstaunlich und erschreckend zugleich. Der Spannungsbogen sowohl der Handlung als auch der stückweisen Informationsfreigabe reißt keinen Augenblick ab, verliert sich nie in nutzlosen Beschreibungen und selbstverliebter Schriftstellerei – obwohl das schreiberische Niveau des Romans in King-typischem Wälzerformat hoch angelegt ist – und weiß zu überraschen, zu packen und zu begeistern. Es fällt schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen, wenn die Geschichte den Leser einmal in sich aufgesogen hat; man sollte sich also auf schlaflos durchlesene Nächte einstellen und Beruhigungsmittel für die Nerven bereit halten – denn die wird man dringend benötigen. Das ungewöhnlicherweise gänzlich von Hand vorgeschriebene und vielleicht gerade deshalb so ungekünstelt-authentisch und schriftstellerisch überzeugende „Duddits – Dreamcatcher“ kann es als potenzieller Genre-Klassiker in jedem Fall mit dem Format von „Es“ aufnehmen und ist ein Meilenstein in Kings Schaffenswerk geworden.

Homepage des Autors: http://www.stephenking.com