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Patterson, James / Paetro, Maxine – 6. Geisel, Die (Hörbuch)

_Fähige Frauen stehen ihren Mann_

San Francisco im Würgegriff der Angst: Am helllichten Tag verschwinden Kinder wohlhabender Familien zusammen mit ihren Nannys spurlos. Die ganze Stadt ist wie gelähmt. Denn alle fragen sich: Welches Kind ist das nächste Opfer? Detective Lindsay Boxer ermittelt wie besessen, doch erst zusammen mit ihren Freundinnen vom „Women’s Murder Club“ findet sie die entscheidende Spur, um diesen Albtraum zu beenden.

_Der Autor_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor zahlreicher Nummer-1-Bestseller. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman vor „Blood“ in Deutschland hieß „Ave Maria“, ein Alex-Cross-Roman. Davor erschienen neue Alex-Cross-Romane mit den Titeln „The Big Bad Wolf“ und „London Bridges“. Im Original ist bereits „Double Cross“ erschienen. Seit 2005 sind weitere Patterson-Kooperationen veröffentlicht worden, darunter „Lifeguard“ sowie „Judge and Jury“; im Juli 2007 erschien die Zusammenarbeit „The Quickie“ (deutsch „Im Affekt“, 2008). Im Frühjahr 2003 (deutsch Mitte 2005) erschien auch eine Kollaboration mit dem Titel „Die Rache des Kreuzfahrers“ („The Jester“), deren Story im Mittelalter spielt.

Nähere Infos finden sich unter http://www.twbookmark.com und http://www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida und Westchester, New York.

Maxine Paetro ist eine Journalistin und Schriftstellerin, die mit ihrem Mann in New York City lebt.

|The Women’s Murder Club| umfasst bislang folgende Bände:

Der 1. Mord
Die 2. Chance
Der 3. Grad
Die 4. Frau (zusammen mit Maxine Paetro)
Die 5. Plage
6. Die 6. Geisel (zusammen mit Maxine Paetro)
7. „Die 7 Sünden“
8. “Das 8. Geständnis
9. „Das 9. Urteil“
10. „10th Anniversary“

Mehr von James Patterson auf |Buchwurm.info|:

[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Blood“ 4835
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47

_Die Sprecherin_

Die Schauspielerin Julia Fischer, die auch die gekürzte Sprechfassung erstellte, ist neben Theaterengagements und TV-Auftritten vor allem im Rundfunk als Sprecherin tätig. Auch als Hörbuchinterpretin hat sie viele Fans. Sie hat auch bereits „Die 5. Plage“ aufgenommen.

Regie führte Volker Gerth, der im |opus live Studio| München die Aufnahme leitete.

_Handlung_

|PROLOG|

Fred Brinkley sitzt am Samstag auf der Ausflugfähre |Del Norte|, auf der rund 250 Touristen eine Rundfahrt in der Bucht von San Francisco machen. Die Stimmen in Brinkleys Kopf verlangen, dass er die Frau tötet, die gerade ihren kleinen Sohn anschreit: „Du treibst mich noch zum Wahnsinn!“ Die Kugel trifft sie mitten in die Brust. „Womm!“ Die nächste Kugel trifft den Jungen, der hintüberfällt. Zwei Männer, die Brinkley angreifen, werden als nächste niedergestreckt, eine weitere Kugel verfehlt ihr Ziel. Dann sagt eine afroamerikanische Frau, die offenbar seine Gedanken lesen kann: „Gib mir die Waffe, Junge.“ Die Frau hat vielleicht Nerven! „Womm!“ Sie bricht zusammen, greift nach ihrem Handy, tippt eine Nummer ein. Er hält sie davon ab, dann springt er über die Reling auf den Kai und verschwindet. Jack Rooney, ein Rentner aus Albany, hat die ganze grauenhafte Szene mit seiner Videokamera aufgenommen.

|Haupthandlung.|

Detective Lieutenant Lindsay Boxer vom SFPD ist entsetzt, als die Sanitäter ihre beste Freundin Claire Washburn abtransportieren. Die afroamerikanische Frau sei niedergeschossen worden, sagt der Sani, und müsse sofort in die Notaufnahme. Die erste Frau, die der Killer niederschoss, heißt Andrea Canello, ihr Sohn liegt ebenfalls in der Notaufnahme. Die Überlebenden sind wie erstarrt. Sgt. Lexie Rose meldet, dass Rooney alles gefilmt habe. Und dass der Killer türkische Zigaretten rauche. Chief Trecchio übergibt Lindsay widerwillig den Fall. Aus dem Video erfahren sie und Claires Mann, was ihre beste Freundin getan hat. Mutig. „Zu mutig“, meint Edmond. Das Video wird zu einem Fahndungsaufruf fürs Fernsehen zusammengeschnitten.

|Sonntag|

Der kleine Tony Canello ist trotz Notoperation gestorben, was Lindsay traurig macht. Vom Rechtsmediziner Dr. Germaniak weiß sie, dass der Killer ein guter, ungewöhnlich sicherer Schütze ist. Der Grund wird klar, als sie seine Identität erfährt. Ihre Leute haben einen Mann ausfindig gemacht, der mit Brinkley in einer Nervenheilanstalt im Napa Valley war. Das war 1988, wie ein Foto belegt. Fred Brinkley habe seine 12-jährige Schwester Lily bei einem Bootsunfall verloren und sei seitdem depressiv drauf, aber sonst ein netter Kerl. Wer’s glaubt. Sie findet heraus, dass Brinkley nach seiner Entlassung aus Napa bei der Armee gedient hat und dort das gute Schießen lernte. Großartig.

Brinkley arbeitete in einer Buchhandlung, wo sich der Lagerarbeiter noch gut an seinen Kumpel erinnert. Er hat sogar noch Brinkleys Bücher, die er nach seinem Rauswurf hierließ. Jede Menge Psychologie ist darunter, aber Lindsay fällt ein merkwürdiges Buch auf, das behauptet, bis vor 3000 Jahren hätten die Menschen linke und rechte Hirnhälfte gleichmäßig benutzt, weshalb die Vernunft kaum von der Intuition getrennt gewesen sei. „Stimmen der Götter“ seien deshalb genauso wichtig gewesen wie die ihrer Mitmenschen. „Das war Brinkleys Bibel“, meint der Lagerarbeiter.

Jetzt wird Lindsay klar, dass sie es mit einem Psychopathen zu tun hat. Aber sie ist nicht auf den Anblick des Gesuchten gefasst, der plötzlich direkt vor ihrer Haustür steht.

|2. Teil|

Die fünfjährige Madison Tyler ist ein Wunderkind. Die Tochter des Pressezaren Henry Tyler und seiner Frau Elizabeth kann bereits virtuos Klavier spielen. Und sie sieht die Noten als Farben, erklärt sie ihrem italienischen Kindermädchen Paola Ricci. Sie gehen zusammen im Park von Pacific Heights spazieren, als ein schwarzer Minivan neben ihnen hält und der Fahrer herbeieilt, um sie nach Hause zu fahren. Mami habe sich bei einem Unfall wehgetan, behauptet er. Paola scheint ihn zu kennen, doch Madison weigert sich: Ihr Daddy habe ihr gesagt, nie mit einem fremden Menschen mitzufahren. Der Unbekannte packt sie jedoch und verfrachtet sie in den Wagen, Paola steigt mit ein.

Eine Zeitungsverkäuferin, die den Wagen davonbrausen sieht, hört einen Knall wie von einem Schuss. Dann färbt sich die Scheibe des Wagens rot von Blut …

_Mein Eindruck_

Diesmal hat es Lindsay gleich mit vier Fällen zugleich zu tun, und in ihrem Privatleben geht es ebenfalls drunter und drüber. Zu guter Letzt wird sie auch noch degradiert! Man kann nicht sagen, dass ihr Leben langweilig sei. Andererseits muss jeder gute Autor darauf achten, dass seine Leser nicht einschlafen. Und James Patterson gehört sicherlich zu den erfolgreichsten Unterhaltungsautoren der Welt. Die Journalistin Maxine Paetro hat ihm natürlich nach Kräften geholfen.

|Unzurechnungsfähig|

Man kann von vier Handlungssträngen sprechen. Im ersten steht der verhaftete Killer Alfred Brinkley im Mittelpunkt des Geschehens. Das Besondere dabei: So gerne die Staatsanwältin Yuki Castellano, die dem „Klub der Ermittlerinnen“ (Women’s Murder Club) angehört, ihn wegen fünffachen Mordes verurteilen lassen würde, so leicht fällt es ihrem Widersacher, dem fotogenen Starverteidiger Micky Sherman, leicht, Brinkley als unzurechnungsfähigen Irren hinzustellen, der nicht zwischen Gut und Böse seiner Tat unterscheiden kann. Dieser Prozess bleibt spannend bis zur Urteilsverkündung. Aber soll Brinkley wirklich so einfach davonkommen, fragt sich der Leser? Auf keinen Fall. Aber wird der Autor ihm den Gefallen tun?

|Entführt|

Der zweite Fall ist zunächst die Entführung der kleinen, süßen Madison Tyler. Ihr Vorbild ist offensichtlich der um die kleine Britin Madeleine, die ein Jahr lang weltweit von Portugiesen und Briten gesucht wurde – vergeblich, wie man inzwischen weiß. Was der Autor jedoch andeutet, ist ein ziemlich schlimmes Schicksal. Madison Tyler ist beileibe kein Einzelfall, denn vor ihr wurden von den gleichen Tätern bereits Mädchen in Boston und ein Jungen in Montréal entführt – immer erst dann, als sie dafür die Kindermädchen vermittelt hatten. Denn die Nannys vertrauten ja den Entführern. Leider landeten sie stets mit einem Loch im Kopf irgendwo am Wegesrand. Die Kinder jedoch sollten an reiche Pädophile verkauft werden.

|Lärmgeschädigt|

Ein dritter Fall hat direkt mit Lindsays Freundin und Mit-Ermittlerin Cindy Thomas zu tun, einer Journalistin beim angesehenen |San Francisco Chronicle|, der Tyler gehört. Cindy ist neu in eine schöne Wohnung im Wohnblock Blakely Arms gezogen. Doch ein getöteter Hund ebenso wie eine erschlagene Frau beunruhigen die Bewohner. Anscheinend hat einer der Bewohner etwas gegen „Lärmbelästigung“. Mehrfach wird Lindsay mit ihrem Team zu der Apartmentanlage gerufen, bis es endlich einer jungen Frau einfällt, ihr zu sagen, dass sie da einen etwas seltsamen Untermieter hätte, von dem aber keiner etwas wissen dürfe …

|Degradierung|

In Lindsays Privatleben geht es etwas turbulent zu. Zunächst muss sie damit fertigwerden, von ihrem Chef degradiert zu werden, vom Lieutenant zum einfachen Sergeant. Sie kapiert es nicht, dass er denkt, er würde ihr damit einen Gefallen tun. Sie sei ja nicht für die Verwaltungsarbeit geschaffen, sondern wolle auf der Straße arbeiten. Das war genau das, was sie sich in der Tat wünschte, gibt Lindsay zu. Aber das gehe nun mal nicht als Lieutenant, gibt ihr Trecchio zu bedenken. Nun sieht sie sich in der blöden Lage, von ihrem früheren Untergebenen Jacobi Befehle entgegennehmen zu müssen und ihn an ihrem Schreibtisch sitzen zu sehen. Und dass er ihr schönes, ordentliches Büro zu einem Saustall verkommen lässt, bricht ihr schier das Herz.

|Interruptus|

Natürlich ist dieser „Karriere-Knick“ für Lindsay ein Kniff der Autoren, um wieder Schwung ins Leben ihrer Hauptfigur zu bringen. Ein Bürojob ist wirklich ein wenig langweilig. Nun ist Boxer wieder mitten im Geschehen, wie es schon längst hätte sein sollen. Aber um ihre geknickte Seele zu trösten, braucht sie jetzt ihren Freund Joe. Doch er arbeitet für das Heimatschutzministerium in Washington, D.C., und hat nur am Weekend Zeit. Sie sieht ein, dass ihr das zu wenig ist und schmeißt ihn raus. Unbefriedigt, versteht sich.

Auftritt Kollege Richard Conklin. Er habe sie schon lange mehr als gern, gesteht er ihr. Nach einem langen Tag in L.A. und einigen Gläsern Wein, als sie in der Hotelbar einen Steh-Blues tanzen. Eines führt zum anderen, und plötzlich sind beide im Bett miteinander. Aber hilft dies Lindsay irgendwie, Joe zu vergessen? Nicht die Bohne. Also muss auch der arme Richard einen Abgang machen. Und Lindsay bleibt wieder unbefriedigt zurück. Höchste Zeit also für Joes großen Auftritt – mit Heiratsantrag und Diamantring! Aber ist es wirklich das, was Lindsay will?

|Die Sprecherin|

An Julia Fischers Vortrag ist mir gleich ihre deutliche Aussprache und bewusste Betonung von Wörtern und Sätzen aufgefallen. Diese Sprachbeherrschung setzt sich auch in der korrekten Aussprache aller Namen fort, was ich sehr positiv fand.

Lindsay Boxer, die taffe Amerikanerin, hat hingegen erst einmal eine autoritäre und weibliche-tiefe Stimme. Das ist aber nichts gegen die autoritäre Stimme, mit der die Rechtsmedizinerin Claire Thomas auftritt. Sie ist sowohl Lindsays beste Freundin als auch Mentorin und wichtigste Helferin. Die männlichen Figuren haben durchweg eine tiefere Stimmlage, und wer will, kann auch hier feine Unterschiede heraushören. Die von Warren Jacobi ist die tiefste im ganzen Text; er klingt ruhig und ernst, selbst dann, wenn er wie gewohnt sarkastisch wird. Und diesmal macht er Lindsay sogar amouröse Avancen.

Die größte Stärke Fischers liegt in der optimalen Anpassung des Ausdrucks an Situationen. Bewundernswert ist ihre hundertprozentige Treffsicherheit. Auffällig ist ihr häufiger Einsatz von ängstlich, sorgen- und kummervollen Frauenstimmen. Das ist auch kein Wunder, denn diese Figuren wurden von der Mit-Autorin ins Buch geschrieben, um die Herzen der Leserinnen und Hörerinnen erreichen zu können.

Neben diesen Stimmen verschwinden die vielen männlichen Stimmen fast. Conklin fand ich ganz witzig, der Lindsay anbaggert. Und Brinkley jagte mir einen Schauder über den Rücken, als er Lindsay höhnisch zuflüstert: „Hey, Lindsay, glaubst du wirklich, dass du gewonnen hast?“ Kann nämlich sein, dass er erneut freigesprochen wird. Wird der Wahnsinn denn stets die Oberhand behalten, fragt sich der Leser.

_Unterm Strich_

Drei verschiedene Fälle und ein turbulentes Privatleben sorgen bei Lindsay Boxer diesmal für einige Aufregung. Der Roman unterhält dementsprechend mit Non-Stop-Action, sei es auf der Straße oder in Lindsays Bett. Das macht sie aber noch längst nicht zu einem weiblichen James Bond, denn bekanntlich arbeiten Ermittlerinnen im Team. Zweimal trifft sich der „Klub der Ermittlerinnen“ (Women’s Murder Club), um ein gemeinsames Vorgehen zu erörtern. Aber es gibt auch stets einiges zu feiern.

Allerdings habe ich stets auf eine Verbindung zwischen den drei Fällen gewartet. Diese blieb jedoch aus, und das hat mich ein wenig enttäuscht. Aber James Patterson ist eben kein Jeffery Deaver, der so etwas mit Leichtigkeit hingekriegt hätte. Auch wenn das ein wenig Unglauben im Leser hervorgerufen hätte: Die Gesellschaft wieder mal als Verschwörung? Nein danke, das muss nicht zum x-ten Mal gesagt werden. Außerdem rennt man mit dieser Behauptung nur noch offene Türen ein. Was der deutsche Titel soll, weiß ich auch nicht, denn Geiseln kommen nicht vor.

Das vorwiegend weibliche Publikum dieser Frauenkrimis wird hingegen mit Geschichten um Kinder in Gefahr, Frauen im Bett und durchgeknallte Männer wohl prächtig unterhalten. Das Fazit, das die Leserin ziehen muss, ist klar: Wenn die Frauen nicht für Gerechtigkeit und Sicherheit in dieser aus den Fugen geratenen Welt sorgen, wer soll dann diesen Job tun?! Die Kerle haben’s versaut, wir dürfen’s wieder ausbaden. Aber so einfach ist die Botschaft nun auch wieder nicht. Denn hinter den Kindesentführungen steht letztes Endes kein Mann, sondern eine Frau. Und die ist mindestens ebenso taff wie die Ermittlerinnen.

Die eigentliche Botschaft lautet bescheidener: Frauen können einen ebenso wichtigen Beitrag leisten wie die Männer – als Cops, als Rechtsmediziner, als Staatsanwälte und Verteidiger. Wenn man sie nur lässt? Nein, sie haben es verdient, sie wissen es, und sie werden sich nach oben kämpfen. Auch im Privatleben. Und diese Botschaft hört jede Frau gerne.

|Das Hörbuch|

Selten habe ich einen derart perfekten Vortrag gehört wie den Julia Fischers. Sie tritt als Sprecherin und Erzählerin ganz hinter dem Geschehen, den Figuren und den Dialogen zurück, weil sie für jede Figur den optimalen stimmlichen Ausdruck in jeder Situation findet. Daher „agieren“ ihre Figuren stets statt wie Puppen vorgeführt zu werden. Sie werden quasi zum Leben erweckt. Und hier ist das ausnahmsweise keine leere Floskel. Auch die Aussprache der vielen amerikanischen Namen gelingt Fischer stets korrekt, was für jeden deutschen Sprecher eine große Leistung darstellt.

|Originaltitel: The 6th Target, 2007
Aus dem US-Englischen übersetzt von Andreas Jäger
374 Minuten auf 5 CDs
ISBN-13: 978-3-86804-494-2|
http://audiomedia.de/category/verlag/hoerbuch/target-mitten-ins-ohr/
http://www.jamespatterson.com

Elizabeth Peters – Im Schatten des Todes (Lesung)

Untote Pharaonen: Action am Nil

Zwei britische Damen schippern Ende des 19. Jahrhunderts den Nil hinauf, um die Königsgräber von Amarna im Tal der Könige zu besuchen. Zu ihrem nicht geringen Schrecken ist eine wandelnden Mumie hinter der schwächeren der beiden Damen her, um sie zu entführen. Oder möchte ihnen jemand nur einen üblen Streich spielen?

Die Autorin

Elizabeth Peters – Im Schatten des Todes (Lesung) weiterlesen

Morrell, David – Level 9 (Hörbuch)

_Spannend: Rebellion der Figuren im Gott-Spiel_

Dies ist die direkte Fortsetzung zu [„Creepers“. 3093 Frank Balenger ist verzweifelt: Amanda Everts, die er gerade erst aus dem gruseligen Paragon-Hotel befreit hat, ist von einem psychopathischen Videospiel-Designer in ein abgelegenes Hochtal in Wyoming verschleppt worden. Dort wird sie mit vier weiteren Entführungsopfern, sogenannten „Helden“, zu einem Spiel, einer perfiden Schatzsuche, gezwungen. Sie hat nur 40 Stunden Zeit. Und nur wem es gelingt, die „Grabkammer weltlichen Begehrens“ zu finden, soll seine Freiheit zurückerlangen. Wer sich jedoch weigert, die Regeln des „Gamemasters“ zu befolgen, bezahlt dies mit dem Leben … (erweiterte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Der Amerikaner David Morrell schreibt schon seit den siebziger Jahren Bestseller. Gleich sein Debütroman „First Blood“, in dem er die Figur des Vietnamveteranen John Rambo erfand, wurde mit Riesenerfolg verfilmt. Daher gilt der promovierte Literaturwissenschaftler Morrell inzwischen als Vater des Actionthrillers.

Mehr von David Morrell auf |Buchwurm.info|:

[„Level 9“ 4517 (Buchausgabe)
[„Creepers“ 3049 (Buchausgabe)
[„Creepers“ 3093 (Hörbuch)
[„Totem“ 943
[„Das Porträt“ 25
[„Das Ebenbild“ 17

_Der Sprecher_

Frank Engelhardts unverwechselbare Stimme ist aus zahlreichen Filmen und TV-Serien bekannt. Er ist die deutsche Stimme von Humphrey Bogart, Samuel L. Jackson, Martin Sheen und vielen anderen.

Die gekürzte Lesefassung erstellte Dr. Anke Susanne Hoffmann. Regie und Aufnahmeleitung lagen in Händen von Volker Gerth von der |opus-live GmbH|.

_Handlung_

|Level 1: Die Krypta der Zivilisation|

Nach ihrem dramatischen Abenteuer im Paragon-Hotel von Asbury Park versuchen der Ex-Profiler Frank Balenger und die von ihm gerettete Buchhändlerin Amanda Evert, in New York City ein normales Leben zurückzugewinnen. Doch zunächst plagen Albträume die beiden, und erst als sie ein Liebespaar werden, können beide zu einer etwas ruhigeren Phase gelangen, die ihnen nicht ständig den Schlaf raubt.

Von November bis Dezember sind sie ungestört, da tauchen zwei Herren vom Schatzamt der Bundesregierung auf. Sie haben erfahren erfahren, dass Frank verbotenerweise im Besitz eines Double Eagle Dollars ist. Ihr Angebot, ihm für die seltene Goldmünze einen „Finderlohn“ zu geben, kann Frank nicht abschlagen und ist schon bald um zwei Millionen reicher.

Als sie im Mai einer rätselhaften Einladung folgen und sich in den Vortrag eines bislang unbekannten |Manhattan History Club| gehen, verändert sich ihr Schicksal auf verhängnisvolle Weise. Dieser Prof. Adrian Murdoch hält einen Vortrag über Zeitkapseln. Frank war, geprägt durch seinen Vater, einen Geschichtslehrer, schon immer ein Geschichtsfan und findet das Thema interessant. Von den ersten Zeitkapseln in Englands Dartmoor bis heute wurden immer wieder Zeitkapseln angelegt, die der Nachwelt Botschaften aus der Vergangenheit liefern oder etwas bewahren sollen, so etwa auf Spitzbergen der Tresor des Jüngsten Tages: Hier werden alle Pflanzensamen der Welt eingelagert.

Murray erzählt etwas von einer Zeitkapsel namens „Krypta der Zivilisation“, aber Frank schläft mitten im Vortrag ein. Er erwacht ganz woanders: auf dem Strand von Asbury Park, direkt vor dem Hotel seiner Alpträume. Als er von Amanda keine Spur sieht, erschrickt er. Er bittet seinen Freund, den Polizeichef von Asbury Park, um Hilfe bei der Suche nach Amanda. Offenbar gab man Frank vor dem Vortrag eine Droge. Als Frank an seinem Arm kratzt, bemerkt er eine gereizte Stelle. Erst später denkt er sich sein Teil: Man hat ihm einen Peilsenderchip unter die Haut injiziert.

In dem leerstehenden Haus, wo er den Vortrag besuchte, findet sich außer zwei leeren CD-Hüllen für Computerspiele nichts. Den Manhattan History Club hat es nie gegeben: Alles war eine inszenierte Falle für ihn und Amanda. Da Franks Frau Diana ebenso verschwand und dann getötet wurde, überkommt Frank ein Gefühl des Déjà-vu. Doch zusammen mit Detective Ortega setzt er sich auf die Spur der Entführer. Die Spiele sind der erste Hinweis …

|Level 2: Willkommen bei Scavenger|

Amanda Everts erwacht auf einem Bett, doch in ihren Kleidern. Sie erkundet die Blockhütte und stößt auf weitere „Hausgäste“, die wie sie entführt wurden. Keine Spur von Frank; sie verspürt Angst und wird sehr vorsichtig. Dennoch erhält sie einen Stromschlag, als sie die Haustür öffnen will. Ein Mann namens Ray Morgan hilft ihr, der erzählt, er habe ebenfalls den Vortrag von Adrian Murdoch besucht. Er war bei den Marines Kampfpilot und sieht sehr kräftig aus. Die Fenster widerstehen seinem Versuch, sie einzuschlagen: Panzerglas.

Eine zweite Frau tritt ein, Bethany Lane, sowie ein Ehepaar namens Derek und Viv Montgomery, aus Oregon. Was sollen sie hier, fragen sich alle und erkunden das Haus. Es ist ausbruchsicher. Eine tiefe, sonore Stimme aus versteckten Lautsprechern lobt ihre Unternehmungsbereitschaft, warnt vor den Türen und heißt sie ganz allgemein bei Scavenger willkommen. Scavenger sei das Spiel einer Schatzsuche. Und da sich alle als heldenhafte Überlebende erwiesen hätten, würden sie das Spiel sicher bis zum Sieg durchstehen, oder? Ab Spielbeginn hätten sie nur 40 Stunden Zeit, um alle Aufgaben zu lösen.

|Level 3: Jäger und Sammler|

Sie bekommen GPS-Empfänger und Koordinaten, die sie zur nächsten Aufgabe und einem Hinweis führen, wohin sie als nächstes gehen sollen. Da sie sich in den Bergen befinden, bekommen sie entsprechende Kleidung und Ausrüstung, aber keine Waffen. Als sie durch die Haustür nach draußen treten dürfen, bekommen sie die ersten Koordinaten für die Schatzsuche , die sie zu einer Zeitkapsel namens „Krypta des weltlichen Begehrens“ führen soll.

Doch Bethany Lane hat keinerlei Lust, sich von einem Unsichtbaren herumkommandieren zu lassen, und eilt schnurstracks zum einzigen Ausgang des Hochtals. Amanda warnt sie: Bestimmt hat der Spielleiter, der hier Gott spielt, für diesen Fall Vorkehrungen getroffen. Doch ihre Warnung wird von Bethany missachtet, die einfach weitergeht. Da explodiert ihr Körper …

_Mein Eindruck_

Der Thriller ist einfach gestrickt. Es ist bald klar, dass sowohl Frank als auch Amanda an einem Spiel teilnehmen, das sie nicht steuern können, sondern dessen Regeln sich einerseits erst herausstellen und dessen Spielleiter zudem ein ihnen unbekanntes Ziel hat. Werden sie wirklich belohnt, wenn sie a) zueinander finden und b) das Ziel der Schatzsuche nach der „Grabkammer weltlichen Begehrens“ erreichen? Das soll nicht verraten werden.

|Gott-Spiel|

Das Spiel „Scavenger“ (Schatzsucher, Plünderer) ist sowohl auf PC als auch in der Realität zu spielen. In einem kenntnisreichen Exkurs erläutert der Autor, vertreten durch eine Expertin, die verschiedenen Arten von Computerspielen sowie ihre Geschichte und Entwicklung. Bei „Scavenger“ handelt sich nicht bloß um eine simple Schatzsuche, sondern um ein Gott-Spiel: Wer die Regeln nicht befolgt, wird eliminiert. Buchstäblich, wie das Beispiel der armen Bethany belegt.

Doch sollen die Spielteilnehmer, also Amanda und Frank, den Spielleiter wirklich als einen Gott ansehen? Sie denken gar nicht daran, selbst wenn der durchgeknallte Dirigent des Spiels sich dafür hält und durch seine allgegenwärtige Präsenz auch ein paar Eigenschaften eines Gottes für sich reklamieren darf. Doch Frank schießt ihm die Kameras seines Spiel-Platzes kaputt, und schon ist dieser Gott ein wenig blind. Diesen ungerechten Gott zu finden, zur Rede zu stellen und zu bestrafen, ist das ausgemachte Ziel von Amandas und Franks Spiel-Regeln. Die Frage, ob der Spielleiter ihnen dies erlauben wird, erhöht die Spannung beträchtlich. Der Einsatz ist hoch: Leben oder Tod.

|Zeitkapseln|

Eine Schatzsuche benötigt einen Schatz, und hier kommt das andere Generalthema der Handlung ins Spiel: Zeitkapseln. Auch hierzu bietet der Autor, vertreten durch eine Figur, ausführliche Erläuterungen, die zunehmend interessanter werden. Bei jeder bedeutenden Grundsteinlegung werden Zeitkapseln als Botschaft der Zeitgenossen an die Nachwelt eingebaut. Es gibt unbedeutende, alltägliche Zeitkapseln, aber auch sehr bedeutende wie die von der Weltausstellung 1940 in New York City. Viele Zeitkapseln sind bis heute nicht wiedergefunden worden, etwa wegen der Bebauung eines Grundstücks.

Zum Spiel wurden Zeitkapseln erst 1854, als ein Aufseher im Dartmoor auf die Idee verfiel, sie für eine Schnitzeljagd zu verwenden. Also enthielt eine solche Kapsel, gut versteckt, einen wertvollen Hinweis auf die nächste Kapsel – oder auch nur einen Briefgruß an die Lieben daheim. Damit war das Letterboxing erfunden. Verbunden mit einem GPS-Empfänger wurde daraus das heutige Geo-Caching (von „cache“: Versteck, toter Briefkasten“).

|Die „Grabkammer weltlichen Begehrens“|

Nun kommt es darauf an, die beiden Themen „Gott-Spiel“ und „Zeitkapsel/Schatzsuche“ zu kombinieren. Dies erfolgt auf Level 9. Schon zuvor sind etliche Hinweise auf ein Tagebuch gefallen, das ein angeblicher Reverend geschrieben hat. Doch der Name „Owen Pentecost“ (= Pfingsten) ist ein allzu durchsichtiges Pseudonym. Wer sich hinter verbarg, als der Mann anno 1900 aus jenem Hochtal, wo „Scavenger“ spielt, in den nächsten Ort gelangte, wird erst spät enthüllt und ist hier nicht wichtig.

Owen Pentecost spielte jedoch eine entscheidende Rolle im Schicksal jenes Hochtals in Wyoming, in dem einst Gold gefördert wurde, in dem aber rund 200 Einwohner in Avalon ausharrten. Sie alle verschwanden Ende 1899, als das neue Jahrhundert anbrechen sollte, auf rätselhafte Weise. Als Frank und Amanda dieses Rätsel lösen, wird es ihnen richtig gruselig. Der Gottesmann Pentecost hatte eine „Grabkammer“-Zeitkapsel von besonderen Dimensionen eingerichtet, um die Nachwelt zu warnen; quasi eine letzte Predigt, in der er gegen die Sünde und alles Begehrens wettert.

Ist der Spielleiter ein später Nachfahre Owen Pentecosts, fragt sich Frank. So wie Pentecosts einen strafenden Gott des Alten Testaments predigte, so versucht nun offenbar der Spielleiter eine Botschaft zu vermitteln. Er lässt die Spielteilnehmer, darunter Amanda, durch Einfallsreichtum und Disziplin in die nächste Runde weiterkommen. Wer sich wie Ray Morgan gegen seinen Nächsten wendet, kommt dabei früher oder später ums Leben. Die Botschaft dieses Gott-Spiels für die Menschen auf der Erde ist klar: Nur Teamwork wird das Überleben ermöglichen. Doch, was passiert, wenn Gott seine Schäfchen verrät?

|Der Sprecher|

Man kann schon aus der Liste der von Frank Engelhardt synchronisierten Schauspieler ermessen, dass er eine tiefe und sonore Stimme haben muss. Er weiß sie für bestimmte Emotionen auch effektvoll einzusetzen, so etwa bei lauten Äußerungen des Tadels, der Empörung und des Zorns. Diese Gefühlsäußerungen sind vor allem bei den männlichen Figuren des Romans anzutreffen. Vergleichsweise stärker treten Flehen und Klagen bei den weiblichen Spielteilnehmern auf, vor allem bei der eh schon vorbelasteten Amanda. Dass auch Frauen sehr wohl wütend sein können, zeigen Bethany Lane und Viv Montgomery. Leider schaffen es beide nicht zum Ziel.

Während Engelhardt also sehr wohl Emotionen auszudrücken vermag, um Szenen unterhaltsam zu gestalten, so merkt man doch schon bald, dass sein Stimmumfang ziemlich begrenzt ist. Besonders die weibliche Stimmhöhe bereitet ihm Schwierigkeiten. Dann wird seine Stimme zwar höher, aber auch schwächer. Zum Glück kann er aber auch heitere Situationen gestalten. Von einer Charakterisierung der Figuren kann kaum die Rede sein. Sie klingen fast alle gleich, wenn auch mal rauer und mal weniger rau, oder mehr oder weniger heiser. Man merkt, dass in Engelhardts Alter die Stimmbänder nicht mehr allzu flexibel sind.

Da das Hörbuch ohne Geräusche oder Musik daherkommt, brauche ich nichts weiter dazu zu sagen. Diese Sparsamkeit in der akustischen Ausstattung macht sich aber positiv im Preis bemerkbar.

_Unterm Strich_

Schon der Titel „Level 9“ verrät, dass es um Spiele geht. Der Autor hält viel von der Intelligenz der Spiel-Designer und -Spieler, aber er lässt sich auch kaum über Egoshooter wie „Doom“ aus. Auch sein eigenes Buch trägt Züge eines Spiels, das dem Gott-Spiel-Typ entspricht. Sowohl Amanda als auch Frank folgen den Regeln, die sie beim Spielen herausfinden müssen. Franks Ziel besteht im Auffinden von Amanda, doch wie sich zeigt, ist das Ziel, das der Spielleiter alias Gott für beide vorgegeben hat, wesentlich ehrgeiziger.

In der Verbindung mit dem Thema der Zeitkapseln und des Geo-Caching hat der Autor eine Aussage über den Glauben an Gott, über unsere Bilder von Gott und über Leute versteckt, die ihre eigenen, mitunter vernichtenden Aussagen über Menschen und Gott gemacht haben. Das Nachdenken über diese Aussagen lohnt sich durchaus. Über das Ziel, das der Scavenger-Gott verfolgt, darf leider nichts verraten werden. Aber wer Thriller kennt, weiß, dass der Schurke am Ende immer dran glauben muss. Diesmal ist jedoch die Frage, ob er dies verdient – oder ob er dies nicht ebenfalls geplant hat.

|Das Hörbuch|

Frank Engelhardt kann Emotionen gut ausdrücken, ist aber bei der Charakterisierung gehandikapt. Seine männlichen Figuren klingen alle gleich, ebenso die weiblichen. Immerhin gelingt es ihm, ansatzweise unterhaltsam zu sein. Seine Stärke ist es, Spannung zu erzeugen. Dass Geräusche und Musik weggelassen wurde, machte das Hörbuch billiger. Es bildet somit guten Durchschnitt unter den Thriller-Hörbüchern und bereitet kurzweiliges Vergnügen für Leute, die Spannung suchen.

|423 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3-86804-461-4|
http://audiomedia.de/category/verlag/hoerbuch/target-mitten-ins-ohr/

Olsberg, Karl – Der Duft (Lesung)

_Keine SF: der Geruch der Aggression_

Als die Unternehmensberaterin Marie Escher beauftragt wird, zusammen mit ihrem Kollegen Rafael das Potenzial einer Biotech-Firma zu untersuchen, ahnt sie noch nichts von jener Substanz, die bei den Männern, die sie einatmen, unkontrollierbare Aggressionen auslöst. Ehe sie sich versieht, ist sie Teil eines globalen Wettstreits um diesen „Duft“. Nicht nur islamistische Terroristen, sondern auch hochrangige Regierungsbeamte sind dahinter her. Doch Marie und Rafael geben nicht auf, denn nur sie können die Welt vor einem Kriegsausbruch bewahren … (abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Karl Olsberg wurde 1960 in Bielefeld geboren, studierte BWL in Münster und promovierte über Künstliche Intelligenz. Er war Unternehmensberater bei McKinsey, Marketingleiter eines TV-Senders und erfolgreicher Gründer von zwei Unternehmen der New Economy. 2005 wurde er Sieger des Kurzgeschichtenwettbewerbs des |Buchjournals|. 2007 erschien sein Hightech-Thriller [„Das System“ 4334 im |Aufbau|-Verlag. Olsberg arbeitet heute als Unternehmensberater in Hamburg. Er ist verheiratet und hat drei Söhne.

_Sprecher & Inszenierung_

Florian Fischer wurde in München geboren. Bereits während seiner Schulzeit sammelte er Erfahrungen als Synchronsprecher. 1993 begann mit „Alles Alltag“ für den |SWF Baden-Baden| seine Laufbahn als Schauspieler. Es folgte die Rolle des Henrik Sandmann in der beliebten Vorabendserie des |BR| „Aus heiterem Himmel“ sowie Rollen im „Tatort“, in „Der Bulle von Tölz“ und „Der Alte“. 2003 übernahm er im Kinofilm „Abgefahren“ die Rolle des sympathischen Chaoten Schraube.

Regie führten Volker Gerth und die Redakteurin Dr. Anke Susanne Hoffmann, die die Lesefassung gekürzt hat. Gerth hatte auch die Aufnahmeleitung bei |opus-live| in München inne.

_Handlung_

Als Leutnant Bob Harrisburg vom psychologischen Untersuchungsdienst der US Army den Tatort betritt, ist er erschüttert. In dieser irakischen Schule in Bagdad haben US-Soldaten nicht nur grundlos irakische Schulkinder massakriert, sondern auch eigene Kameraden. Wie konnte es dazu kommen? Die arabische Welt ist durch diesen Angriff der Amerikaner verständlicherweise in Aufruhr, daher muss der Vorfall schleunigst aufgeklärt werden.

Einer der überlebenden US-Soldaten, First Private Jordan Reeves, sitzt in seiner Zelle und steht noch unter Schock. Als Harrisburg ihn vernimmt, erzählt Reeves, dass er und seine Leute einen Attentäter verfolgt hätten, aber der war verschwunden, als sie den Klassenraum betraten. Auf einmal war die Welt voller Wut und Zorn. Er kann sich an keine Vorfälle mehr erinnern, aber es war, als wäre er besessen. Das Unheimliche daran war, dass es auch seinen Kameraden so erging. Der Rest ist Harrisburg bekannt.

Als ihn der Sicherheitsberater des US-Präsidenten nach der Ursache fragt, muss Harrisburg passen: Gas, Strahlen, Drogen, ein satanistischer Kult? Das passt alles irgendwie nicht. Wie auch immer: Demnächst findet in Dschidda in Saudi-Arabien eine Nahost-Friedenskonferenz statt. Noch so ein Vorfall, und statt Frieden werde es einen Weltkrieg geben. Harrisburg beginnt mit Hochdruck an der Aufklärung des Vorfalls zu arbeiten.

|Deutschland|

Die Unternehmensberaterin Marie Escher wird von ihrem Wohnort Berlin nach Frankfurt/Main geschickt, um dort den Vorstandsvorsitzenden Daniel Borland von der Oppenheim Pharma AG zu besuchen. Der betraut sie damit, herauszufinden, welche Zweige des Konzerns profitabel sind und welche man besser abstoßen sollte. Dazu gehöre besonders die Firma Olpharma, die natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel erzeugen soll, aber immer noch forscht und entwickelt statt zu produzieren.

Zusammen mit ihren Kollegen Konstantin Gavras und Rico Kemper besucht sie den Geschäftsführer von Olpharma, Dr. José Scorpa. Der Spanier weiß genau, was hier läuft, wenn Unternehmensberater anrücken: Seine Firma steht auf der Abschussliste. Kein Wunder, dass er sich wehrt. In den von ihm zur Verfügung gestellten Dokumenten stößt Marie auf eine ziemlich teure Forschungsstation in Uganda.

Nach einem Wochenende bei ihrem Vater, der sie innig liebt, aber ohne ihren Mann Arne, der sich scheiden ließ, kehrt Marie wieder zum Job zurück. Diese Forschungsstation in Afrika – was läuft da eigentlich? Der Stationsleiter heißt Andreas Borg, er forscht und entwickelt dort seit vier Jahren, liefert aber nichts. Im Gespräch mauert der Mann. Sie willigt in ein Abendessen mit Scorpa ein, doch es endet in einem Fiasko, als sie sich weigert, mit ihm zu schlafen.

Am nächsten Morgen geht sie verspätet und verkatert in dessen Firma, um dort mit Konstantin und Gavras einen Abschlussbericht zu erstellen. Doch das Büro sieht aus wie ein Schlachtfeld! Konstantin hat Rico, mit dem er sich ständig stritt, beinahe den Schädel eingeschlagen. Er selbst steht unter Schock und kann sich an nichts erinnern. Klar, dass er vom Dienst suspendiert wird. Rico kommt auf die Intensivstation.

Maries Chef Will Bittner ist außer sich, aber Daniel Borland gibt Marie zu ihrer eigenen Verwunderung noch eine zweite Chance. Diesmal bekommt sie den „Rookie“ Rafael Grendel an die Seite gestellt. Rafael erscheint ihr schon bald als extrem „unprofessionell“, denkt er doch auf ungewöhnlichen Bahnen. Er ist der festen Ansicht, dass sie selbst nach Uganda müssen, um der Sache mit Borg auf den Grund zu gehen. Das sieht auch Borland so, stellt Marie überrascht fest. Also fliegen sie los.

|Uganda|

In Uganda ruft Andreas Borg Arif Omdurman über Satellitentelefon an und warnt ihn, dass es Probleme gebe. Die deutsche Zentrale werde zwei Berater schicken. Arif ist pakistanischer Terrorist und freut sich auf einen „Arbeitsbesuch“ in Dschidda. Es freut ihn auch, dass sein Bild bei der CIA mittlerweile zehn Jahre alt und völlig überholt ist. Dann bereitet er seine Männer auf die Deutschen vor.

In der Forschungsstation begrüßt Borg Marie und Rafael freundlich, aber distanziert, schließlich wolle die Arbeit getan sein. Er könne keine Guides für sie abstellen. Marie und Rafael wundern sich, dass nur eine Assistentin in der ganzen Station arbeitet, doch Rafael macht ihr nach einem Rundgang klar, dass dieses Labor für die genannte Aufgabe unglaublich überdimensioniert sei. Irgendetwas sei hier oberfaul. Sie müssten mal schnüffeln gehen.

Unauffällig folgt Marie der einheimischen Assistentin in den Busch. Der Trampelpfad führt zu einer Hütte, durch deren Fenster sie lugt. Sie traut ihren Augen kaum: drei lebende Berggorillas – in Käfigen als Versuchstiere! Die vom Aussterben bedrohten Tiere stehen unter strengstem Naturschutz! Nachdem die Assistentin sie entdeckt hat und davongelaufen ist, lässt Marie Rafael Fotos von allem machen und eine Phiole von einem unbekannten Stoff mitnehmen, der auf dem Tisch steht. Vielleicht spielt dieses Zeug hier eine Rolle.

Borg lässt sich seltsamerweise nichts anmerken. Am Abend trifft das herbeigerufene Taxi auf Kigali ein und sie hoffen, dass sie unbehelligt zur Polizeistation gelangen, um dort ihre unglaubliche Entdeckung an Daniel Borland sowie die zuständigen Stellen weitergeben zu können. Wenn das rauskommt, wird Borgs Laden garantiert dichtgemacht.

Doch sie kommen nicht bis nach Kigali. Eine Straßensperre stoppt sie – es seien Banditen, sagt der Taxifahrer und kehrt sofort um. Doch Schüsse fallen und der Fahrer wird getroffen. Rafael springt aus der Tür, doch Marie steht unter Schock. Der Mercedes überschlägt sich, sie verliert das Bewusstsein. Als sie erwacht, brennt das Auto! Rafael zerrt sie aus dem Wagen und in die Büsche. Schon suchen die Banditen nach ihnen. Sie müssen schnell weiter. Marie versucht sich aufzurappeln, ist aber immer noch desorientiert. Weitere Banditen treffen ein, um das Autowrack und dessen Umgebung abzusuchen. Was sind das für Leute?

Rafael scheint sich im Urwald besser zurechtzufinden. Na klar, sie selbst habe ja „keine Phantasie“, wie er sagte! Zum Glück hat Rafael noch den Foto-Speicherchip und die Phiole. Sie überleben unentdeckt und wandern um die Virunga-Vulkane herum, mitten ins Naturschutzgebiet. Bis sie den Berggorillas in die Arme laufen.

|Dschidda, Saudi-Arabien|

Bon Harrisburg checkt im Kongresshotel ein und fragt nach dem Sicherheitschef von der CIA. Der Amerikaner Jim Cricket behauptet, alles im Griff zu haben: Sicherheitskontrollen, Metalldetektoren, Videokameras, ausgebildete Leute. Die Bitte von Harrisburg, keine Waffen im Haus zu erlauben, schlägt er rundweg ab. Harrisburg ist auf sich allein gestellt, um die unsichtbare Gefahr aufzuspüren.

Noch zehn Tage bis zur Konferenz mit den Staatsoberhäuptern und den UNO-Vorsitzenden. Arif Omdurman bekommt seine letzten Anweisungen, bevor er abfliegt. Da erhält er unerwarteten Besuch.

_Mein Eindruck_

Käme diese Story aus den USA, wäre sie nur ein Durchschnittsthriller. Doch da hier ein deutscher Autor am Werk war, sollte man einen zweiten Blick darauf werfen. Was mir als Erstes auffiel, ist das völlige Fehlen von Mystizismus und Rassismus, natürlich auch von penetrantem Patriotismus, den man in US-Thrillern durchaus hin und wieder findet. Nein, für Marie und Rafael ist der Fall ein reine Privatangelegenheit, die allenfalls noch ihren Auftraggeber und ihren Boss etwas angeht. Über das Fehlen der standardmäßigen Sexszene sind nur Voyeure traurig.

Weil besonders die Figur der Marie eingehend gezeichnet wird, interessiert uns vor allem ihr Schicksal. Sie ist eine typische Vertreterin ihres Standes: vergraben in den Parametern ihres Spezialwissens, orientiert an Profitvorgaben und mathematischen Modellen. Schnell tut sie jemanden als unprofessionell ab, der mehr Phantasie einsetzt als sie und so zu ungewöhnlichen Lösungen und Vorschlägen gelangt. Ironischerweise ist es sie schließlich selbst, die zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen muss, um den Kugeln der Verfolgern entgehen zu können. Sie hat einen harten Lernprozess durchlaufen.

Das beginnt schon beim Abweichen der gewohnten Bahnen mitten in Afrika: fremdes Land, beängstigendes Land. Nur gut, dass Rafael sich damit zurechtfindet, was schon recht erstaunlich ist. Leider erfahren wir über ihn wesentlich weniger als über Marie. Und nur höchst selten wird uns Einblick in das Seelenleben der beiden gewährt.

Über kurz oder lang entwickelt sich Marie aber sehr schnell weiter. Sie hat begriffen, dass genaue Beobachtungsgabe und scharfes Nachdenken über ihr und Rafaels Überleben entscheiden. Sie vermag sich auch durchzusetzen, schließlich ist sie ja nicht irgendwer. Es gehört schon einiger Mut dazu, einer amerikanischen Botschaftswache das Maschinengewehr zu entreißen! Dafür kann man nach Guantanamo geschickt werden (das dank Obama ja dichtgemacht werden soll).

Durch Kombinationsgabe begreift sie auch, dass im afrikanischen Busch ein paar Terroristen auf ihren Einsatz warten. Sie muss eine Möglichkeit und Chance finden, den Anschlag zu vereiteln. Sie hat ein Gewissen und Verantwortungsbewusstsein entwickelt, das ihr profitorientiertes Denken abgelöst hat. Sie hat es in der Hand, den Weltfrieden zu retten, weil nur sie den spezifischen Duft des Aggressionsmittels gerochen hat. Nur sie kann die Duftspur erkennen. Darin gleicht sie auf einmal dem Berggorilla, der sie in seinem Reservat verblüfft angestarrt hat. Jetzt ergibt die Gorilla-Episode einen Sinn: Auch wir Menschen sind auf einer bestimmten biologischen Ebene Tiere.

Und auf dieser Ebene sind wir für Duftstoffe wie Pheromone unbewusst empfänglich. Auf dieser Ebene wirkt auch der Aggressionsstoff. Nicht auszudenken, wenn Rafael den Stoff aus der Phiole an einem Gorillamännchen ausprobiert hätte! Ironischerweise wird diese Szene dann später, mitten auf der Friedenskonferenz, ausgespielt – allerdings ohne Gorillas, sondern mit dem menschlichen Ersatzpersonal: dem US-Präsidenten, dem UNO-Generalsekretär und ähnlich illustren Figuren der Weltbühne. Sie alle geraten in das Szenario, auf das Bob Harrisbirg und Marie Escher bereits gestoßen sind: pure, hirnlose Aggression.

Um was genau es sich bei dem Aggressionsduft handelt, ist für uns Chemie-Laien völlig uninteressant, und der Autor befindet es nie für nötig, das Teufelsgebräu zu erklären. Auf die Wirkung kommt es an und darauf, wie man sie unterdrücken oder bekämpfen kann. Natürlich ist auch die Frage höchst interessant, wer denn die Drahtzieher dieser Anschläge sind. Und siehe da: Es müssen nicht immer die bösen Islamisten und Al-Kaida sein, sondern durchaus mal Leute, die ein Interesse daran haben, dass Angst erzeugt und Waffen gebaut werden, die sie dann gewinnbringend verkaufen können. Dass es sich ein deutscher Autor erlauben kann, auch mal die Amis als die Schurken hinzustellen, ist dann schon wieder ungewöhnlich und positiv zu vermerken.

Am besten gefielen mir die Szenen in Afrika. Anhand der Beschreibungen merkte ich, dass der Autor wahrscheinlich selbst vor Ort war. Die Szenerie zwischen Nord-Uganda und Süd-Sudan mag auf Otto Normalbürger bizarr und exotisch wirken, aber sie ist einer der Brennpunkte im Weltgeschehen. Bloß, dass unsere Medien uns nur sporadisch mit Berichten darüber versorgen, so etwa über den Völkermord in Darfur.

Weniger faszinierend waren die Szenen im letzten Fünftel des Buches, als Marie wieder in Berlin ist und zu überleben versucht. Hier ist zu merken, dass die Szenen gestrafft und zusammengefasst wurden, so dass mehr erzählt als gezeigt wird. Das bedeutet nicht, dass die Gefahr für sie und Rafael geringer ausfiele. Insofern fällt die Spannung, die den Rest des Buches getragen hat, nur wenig ab.

|Der Sprecher|

Florian Fischer macht seine Sache recht gut. Seine Stärke liegt weniger auf der Charakterisierung von Figuren durch deren spezifische Aussprache oder Sprechweise. Dazu dient beispielsweise auch ein Akzent, sei er nun arabisch, slawisch oder spanisch. Die Figuren klingen oftmals ziemlich gleich.

Nein, er ist wesentlich besser, wenn er die jeweilige Situation dazu nutzen kann, etwas aus sich herauszugehen und emotional zu werden. Dann kann er auch mal aufgebracht, ärgerlich oder zärtlich wirken. Er kann rufen, lachen oder deklamieren. Auf solche Momente habe ich immer wieder gewartet, unterbrechen sie doch das Einerlei des erzählenden Plaudertons und lassen die Figuren zum Leben erwachen.

Er hat auch kein Problem, mal zwischendurch englisch zu sprechen. Der Übergang erfolgt unvermittelt und wie selbstverständlich.

|Geräusche und Musik|

Von Geräuschen kann hier keine Rede sein, dafür gibt es jedoch Musik. Diese Musik hat stets die Aufgabe, eine Zäsur zu setzen. Deshalb erklingt sie am Ende einer spannenden Szene und leitet die nächste ein, indem sie in den Hintergrund wandert. Die meisten Stücke sind ein bis zwei Minuten lang. Das Hinhören lohnt sich also nicht. Auch weil der Klangstandard lediglich Mono ist.

In diesem Hörbuch erzeugt die Musik Stimmungen, indem sie beispielsweise bedrohliche oder beunruhigende Bässe einsetzt. Ein Piano sorgt hingegen für Entspannung, ebenso relaxte E-Gitarren. Doch die Helden befinden sich in Afrika und Arabien. Entsprechende Rhythmen lassen den Zuhörer aufhorchen und stimmen ihn auf die kommende Szene ein. Trommeln und Flöten sind die bevorzugten Instrumente für solche Abschnitte. Nur an einer Stelle ist die Musik von Dschungelrufen ergänzt, die wahrscheinlich von Affen erzeugt wurden. Das passt gut an der Stelle, an der Marie und Rafael auf die Berggorillas stoßen.

_Unterm Strich_

„Der Duft“ ist ein gut durchdachter Thriller über eine besondere Art der Kriegsführung und des Terrorismus: mit Hilfe von Pheromonen, die den Verstand aus- und die Aggression von Männern (Frauen sind nicht betroffen) einschaltet. Konsequent ist die Handlung auf die Verhinderung des Anschlags auf die Friedenskonferenz in Dschidda zugeschnitten. Dabei sehen die Amerikaner doch ziemlich alt aus. Nur gut, dass sie die Hilfe von Marie Escher haben, einer kompetenten Deutschen, die die Gefahr buchstäblich „riechen“ kann.

Ob es solche Duft-Waffen schon gibt, weiß ich nicht, aber dass sie bereits irgendwo auf der Welt erforscht werden, dürfte eine plausible Annahme sein. Und vielleicht stehen sie auch schon in einem Giftcontainer für den Fall der Fälle bereit. Das ist aber nicht so wichtig wie die Tatsache, dass selbst der beste Friedenswille der Weltpolitiker außer Gefecht wird, sobald man sie durch einen solchen Duft zu aggressiven Tieren degradiert. Frieden erscheint plötzlich als ein zerbrechliches und gefährdetes Gut, um dessen Erhaltung wir uns alle bemühen sollten.

Die Zutaten des Thrillers sind keine Sciencefiction, sondern Routine aus Wirtschaft, Militär, Terrorismus und Chemie. Besonders gelungen sind die afrikanischen Szenen, die später noch eine besondere Bedeutung enthüllen und keineswegs einen Selbstzweck erfüllen.

|Das Hörbuch|

Florian Fischer zeigt seine Stärke in der emotionalen Schilderung von Szenen, weniger in der Charakterzeichnung. Die Musik dient als Zäsur zwischen Szenen, aber auch als Einstimmung des Hörers auf die nächste Szene. Es handelt sich nicht um Hintergrundmusik im landläufigen Sinn, weil sie nur am Anfang eines Kapitels erklingt. Die Musik weiß in den Pausen zwischen den Szenen zu entspannen und einen Übergang auf unaufdringliche Weise zu schaffen.

|430 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3-86804-510-9|
http://karlolsberg.twoday.net
http://www.system-dasbuch.de
http://audiomedia.de/category/verlag/hoerbuch/target-mitten-ins-ohr/
http://www.aufbauverlag.de

James Patterson / Maxine Paetro – Die 5. Plage (Hörbuch)

_Ein Mord-Kunstwerk: schöne tote Mädels in Autos_

Im Städtischen Krankenhaus von San Francisco sterben die Patienten wie die Fliegen. Aber nicht an Krankheiten, sondern weil jemand kräftig nachgeholfen hat. Seine Handschrift: zwei Knöpfe auf den Augen des Opfers. Die Knöpfe tragen das Bild des Äskulapstabs …

Unterdessen muss sich Polizeileutnant Lindsay Boxer mit einer Serie bizarrer Morde an jungen Frauen befassen. Die Frauen wurden nach ihrer Ermordung wie Models in teure Kleider gesteckt. Weil man sie alle in einem teuren ausländischen Wagen findet, heißen sie alsbald nur die Car Girls. Als aber das neueste Opfer bei der Eröffnung eines Automobilsalons gefunden wird, platzt Lindsay endgültig der Kragen – und schon bald hat sie eine heiße Spur …

_Die Autoren_

James Patterson, ehemaliger Besitzer einer Werbeagentur, ist der Autor zahlreicher Nummer-1-Bestseller. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt. Für Einsteiger sei gesagt, dass Alex Cross ein sympathischer schwarzer Polizeipsychologe ist, der mit seiner Familie in Washington, D.C., lebt.

Patterson ist extrem fleißig. Sein letzter Solo-Roman vor „Blood“ in Deutschland hieß „Ave Maria“, ein Alex-Cross-Roman. Davor erschienen neue Alex-Cross-Romane mit den Titeln „The Big Bad Wolf“ und „London Bridges“. Im Original ist bereits „Double Cross“ erschienen. Seit 2005 sind weitere Patterson-Kooperationen veröffentlicht worden, darunter „Lifeguard“ sowie „Judge and Jury“; im Juli 2007 erschien die Zusammenarbeit „The Quickie“ (deutsch „Im Affekt“, 2008). Im Frühjahr 2003 (deutsch Mitte 2005) erschien auch eine Kollaboration mit dem Titel „Die Rache des Kreuzfahrers“ („The Jester“), deren Story im Mittelalter spielt.

Nähere Infos finden sich unter http://www.twbookmark.com und http://www.jamespatterson.com. Patterson lebt mit seiner Familie in Florida und Westchester, New York.

Maxine Paetro ist eine Journalistin und Schriftstellerin, die mit ihrem Mann in New York City lebt.

|The Women’s Murder Club| umfasst bislang folgende Bände:

1. Der 1. Mord
2. Die 2. Chance
3. Der 3. Grad (zusammen mit Andrew Gross)
4. Die 4. Frau (zusammen mit Maxine Paetro)
5. Die 5. Plage (zusammen mit Maxine Paetro)
6. Die 6. Geisel (zusammen mit Maxine Paetro)
7. 7th Heaven (zusammen mit Maxine Paetro)
8. 8th Confession

Mehr von James Patterson auf |Buchwurm.info|:

[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Blood“ 4835
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47

_Die Sprecherin_

Neben Theaterengagements und TV-Auftritten ist die Schauspielerin Julia Fischer vor allem im Rundfunk als Sprecherin tätig. Auch als Hörbuchinterpretin hat sie viele Fans. (Verlagsinfo)

Regie führte Volker Gerth im Müncher |opus-live Studio|.

_Handlung_

Wie so häufig bei Patterson, laufen mehrere Handlungsstränge parallel nebeneinander her, bis sie sich an einem kritischen Punkt kreuzen. So auch in diesem Roman.

|Um Mitternacht|

Eine junge Mutter freut sich darauf, dass sie bald wieder zu ihrem Töchterchen zurück darf. Sobald man sie aus dem Städtischen Krankenhaus von San Francisco entlassen haben wird. Doch in der Nacht vor ihrer Entlassung schlägt der Night Walker zu und injiziert ihr eine tödliche Dosis. Jessie Falks Herz zuckt in Horror, als das Gift sich in ihrem Körper verbreitet.

Sie kann den Klingelknopf nicht erreichen, mit dem sie eine Krankenschwester rufen könnte. Verschwommen sieht sie eine Gestalt auf sich zukommen und bettelt um Hilfe. Doch diese Gestalt sagt nur: „Ja, du stirbst, Jessie. Es ist wunderschön mit anzusehen, wie du hinübergehst.“ Und als Jessie das getan hat, legt sie ihr zwei Knöpfe auf die beiden Augen. Auf den Knöpfen ist das Emblem der medizinischen Zunft zu sehen: der Äskulapstab, um den sich zwei Schlangen ringeln.

|Der Women’s Murder Club|

Polizeileutnant Lindsay Boxer leitet die Mordkommission beim San Francisco Police Department, und in dieser Position hat sie schon einiges durchgemacht. Sie wurde zum Beispiel von einem Teenagerpärchen, das auf Drogen war, zusammen mit ihrem Kollegen Warren Jacobi krankenhausreif geschossen (in „Die 4. Frau“) Neben dem Department kann sie sich auf die moralische und emotionale Unterstützung des Women’s Murder Club stützen, der sich regelmäßig trifft. Besondere Claire, die Gerichtsmedizinerin, ist ihr eine große Hilfe. Aber auch Cindy, die Reporterin bei der Zeitung |S. F. Chronicle|, gibt ihr manchmal Tipps, die Lindsay helfen, auf dem Laufenden zu bleiben. Jüngstes Mitglied des Klubs ist die junge Rechtsanwältin Yuki Castellano.

Yuki und Cindy sind total interessiert an dem beginnenden Prozess gegen das Städtische Krankenhaus. Es geht um hohe Entschädigungen an zwanzig Sammelklägern, die allesamt liebe Angehörige in diesem Hospital verloren haben. Ihre Rechtsvertreterin, Anwältin Maureen O’Mara, verklagt das Krankenhaus wegen ärztlicher Kunstfehler. Von Mord ist (noch) keine Rede. Aber der Verteidiger der Gegenseite, Lawrence Kramer, behauptet, es handle sich lediglich um menschliche Irrtümer. Zu seinen Zeugen gehört auch ein gewisser Dr. Dennis Garza.

|Der fünfte Reiter|

Als Yukis Mutter Keiko nach einem Schwächeanfall in diese Klinik eingeliefert wird, macht sich Yuki entsprechende Sorgen. Als Keiko eines Nachts dort sogar direkt vor ihrer Entlassung stirbt, fällt Yukis Verdacht auf Dr. Dennis Garza. Dessen kaltschnäuzige und arrogante Art schockieren sie zutiefst und veranlassen sie, ihn zu beschatten. Natürlich erzählt sie ihren Verdacht auch ihren Freundinnen ,und schon bald sieht sich auch Lindsay Boxer veranlasst, sich dieses Krankenhaus mal genauer von innen anzusehen. Denn Keikos mysteriöser Tod bleibt beileibe nicht der letzte, und als eine Informantin Lindsay von den Knöpfen berichtet, erwacht in Lindsay der Killerinstinkt, der vor nichts Halt macht …

|Die Automädchen|

Doch Lindsay muss von nun an kräftig Überstunden schieben. Sie hat zeitgleich eine mysteriöse Serie von Morden an jungen Frauen aufzuklären. Diese jungen Amateurprostituierten wurden zuerst mit Rohypnol wehrlos gemacht, dann vergewaltigt und schließlich erstickt. Als man sie findet, sind Caddy (= Cadillac) Girl und Jaguar Girl in teure Klamotten gekleidet und duften nach exklusivem Parfum. Außerdem starren sie blicklos geradeaus durchs Fenster. Als habe man sie für eine Art von Tableau drapiert.

Ein paar Tage später wird in der Stadt ein Automobilsalon eröffnet, der Jung und Alt anzieht. Vor allem die Kids wollen die teuren europäischen Sportwagen sehen. Der teuerste von allen ist natürlich der Ferrari. Als der Ausstellungsassistent dieses Schmuckstück enthüllt, sitzt jedoch bereits eine Fahrerin am Steuer. Merkwürdig ist jedoch ist seltsam starrer Blick, der den Jungs eine Gänsehaut verursacht …

|Jagdsaison hoch zwei|

Lindsay Boxer platzt der Kragen: Wer auch immer die tote Frau in den Wagen gesetzt hat, verhöhnt sie und ihre Kollegen nicht nur – er zeigt ihnen den Stinkefinger! Sofort nimmt sie die Verfolgung auf, denn diesmal haben der oder die Täter verräterische Spuren zurückgelassen.

Außerdem heftet sie sich an die Fersen des sich ziemlich verdächtig verhaltenden Arztes Dr. Dennis Garza. Als sich Garza im Prozess, in dem er gar nicht angeklagt ist, sondern nur als Zeuge gehört wird, auf das Zeugnisverweigerungsrecht beruft, das in der Verfassung verankert ist, verursacht er einen Skandal. Genauso gut hätte er sich gleich schuldig sprechen können.

Aber das ist erst der Anfang des Sumpfes an Korruption, in den Lindsay ihre Mörderjagd führt.

_Mein Eindruck_

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass James Patterson nur noch seinen Namen für Bücher hergibt, bei denen er als Koautor angegeben wird. (Und sein Millionen-Dollar-Name wird mindestens doppelt so groß wie der des anderen Koautors gedruckt, wenn überhaupt.) Will heißen, es ist fraglich, ob er überhaupt noch selbst Hand an solche Bücher legt. Denn sonst könnte er wohl kaum fünf solcher Romane pro Jahr raushauen.

Wenigstens tragen alle seine Romane sein Markenzeichen: die superkurzen Kapitel, die maximal vier bis fünf Seiten lang sind, manchmal sogar nur eine. Der Umfang von 330 Seiten ist deshalb reine Augenwischerei. In Wahrheit sind es nur 250 Seiten, die der Text ausmacht – und das im Großdruck. Inzwischen hat einer seiner deutschen Verlage, |Ehrenwirth|, erkannt, dass dies sehr nach Zeilenschinderei aussieht und hat in „Das Ikarus-Gen“ die sowieso nichtssagenden Kapitelüberschriften einfach gestrichen. Der Text ist sofort flüssiger zu lesen.

Was aber bedenklicher ist: Selbst wenn er eine Qualitätskontrolle ausüben sollte, so wird diese immer lascher. Sicher: Die fachliche Kompetenz ist durchaus gegeben, wenn man sich die Liste der fachlichen Berater am Schluss des Buches ansieht – das findet sich im Text bestätigt, der, soweit ich es beurteilen kann, keine Sachfehler enthält. Nein, es sind vielmehr die Handlungsführung, die Erzeugung von Spannung und die Figurenzeichnung, die zu beanstanden sind.

|Die Figuren|

Bei den Profis auf Seiten von Lindsay Boxer besteht kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Kompetenz im Job, doch sobald es darüber hinausgeht, kommen einige Zweifel auf. Dieser Effekt ist natürlich beabsichtigt. Dr. Dennis Garza haben Yuki & Co. sofort im Visier, und auch die Krankenhaus-Chefetage gerät ins Zwielicht. Die „Schwarzwaldklinik“ lässt grüßen, denn selbstverständlich menschelt es auch hier, dass sich die Bettfedern biegen.

Aber gerade das Gerichtsdrama, das einen durchgehenden Handlungsstrang bildet, trägt zu dem Eindruck bei, dass man es oftmals nur mit klischeehaft gezeichneten Pappnasen zu tun hat. Genau so dürfte es in einem Dokufiction-Film über Gerichtsverhandlungen zugehen. Aber vielleicht beeinflusst das eine das andere, so dass die Fiktion die Realität inzwischen so verbogen hat, dass ein Prozess automatisch zu einem Schaukampf verkommen ist. Ganz besonders, wenn Geschworene das Urteil finden sollen.

|Die Parallelhandlung|

Die Mordserie an den Autogirls dient lediglich zur Ablenkung von Gerichtsdrama und Hospitalmorden. Wie sich zu meiner Enttäuschung herausstellte, haben die Protituiertenmorde nichts mit dem Städtischen Krankenhaus zu tun, sondern stellen vielmehr die Kompetenz von Boxer & Co. infrage: Die Täter drehen ihnen eine Nase, zeigen ihnen sogar den Mittelfinger. Der Leser fragt sich unwillkürlich: Wenn Boxers Leute nicht mal diesen Fall klären können, wie sollen sie dann in Sachen Hospitalmorde auf einen grünen Zweig kommen?

In den bisherigen Fällen des Women’s Murder Club erwies sich diese Parallelhandlung als ein echt fieser Trick nach Patterson-Machart, der die Ermittler – hier: Boxer – in schwerste persönliche Bedrängnis brachte. Das fällt diesmal völlig weg. Und daher fehlt der Story auch ein gewisses Maß an Biss und Zynismus.

Alles in allem entsteht bei mir der Eindruck, es mit einem ziemlich durchschnittlichen Krimi für die sonst nicht lesende Masse zu tun zu haben. Daher auch die leicht verdaulichen Häppchen an Handlung und Ereignissen. Ich wage nicht zu spekulieren, von welchen Bevölkerungsgruppen diese „sonst nicht lesende Masse“ gestellt wird, denn das könnte als politisch überhaupt nicht korrekt angesehen werden. Aber wenn ich auf „BILD“-Leser und deren amerikanisches Gegenstück tippe, liege ich wahrscheinlich nicht ganz verkehrt.

|Die Moral von der Geschicht’|

Wer sich nun fragt, was die Story uns eigentlich sagen soll und was das alles mit einem mysteriösen „fünften apokalyptischen Reiter“ zu tun hat, dem würde ich sagen, dass die Autorin Maxine Paetro offenbar vor dem zunehmenden Ausmaß an „ärztlichen Kunstfehlern“ warnt. Deren Zahl scheint gerade in den privatisierten Krankenhäusern – wie dem Municipal Hospital von San Francisco – überproportional zuzunehmen. Statistiken werden dafür angeführt und eine Erklärung genannt. Als Erstes muss der Privatbetreiber das teure, wenn auch gut geschulte Medizinerpersonal rauswerfen und durch halbwegs taugliche Ärzte und schlecht bezahlte Pfleger ersetzen, die nur einen Bruchteil des vorherigen Lohns kosten.

Dass manche Ärzte wie Dr. Dennis Garza schon einiges auf dem Kerbholz haben, stört dabei nicht besonders, selbst wenn sie Fehler machen sollten – dafür gibt es ja tolle neue Computer, die die Ausgabe von falschen Medikamenten bestimmt verhindern, oder? Jedenfalls ist die Hauptsache, dass der Profit stimmt. Dabei kann einem Patienten allerdings das kalte Grausen kommen. Man kann diese verhängnisvolle Entwicklung ebenso als fünften Reiter der Apokalypse ansehen wie auch ihre einzelnen Vertreter, die sich quasi als „Engelmacher“ einen Namen machen.

|Die Sprecherin|

An Julia Fishcers Vortrag ist mir gleich ihre deutliche Aussprache und bewusste Betonung von Wörtern und Sätzen aufgefallen. Diese Sprachbeherrschung setzt sich auch in der korrekten Aussprache aller Namen fort, was ich sehr positiv fand.

Schon im Prolog, der die erste Todesszene schildert, stellt Fischer unter Beweis, dass sie selbst das Grauen sowohl anrührend als auch distanziert darzustellen vermag. Auch in lustigen Szenen wie in denen mit Yukis Mutter Keiko Castellano tritt sie hinter dem Geschehen im Vordergrund zurück. Diesen beiden, Yuki und Keiko, gibt sie die höchsten weiblichen Stimmen, möglicherweise, weil sie als Japanerinnen gesehen werden sollen.

Lidsay Boxer, die taffe Amerikanerin, hat hingegen erst einmal eine autoritäre und weiblich-tiefe Stimme. Das ist aber nichts gegen die autoritäre Stimme, mit der die Rechtsmedizinerin Claire Thomas auftritt. Sie ist sowohl Lindsays beste Freundin als auch Mentorin und wichtigste Helferin. Die männlichen Figuren haben durchweg eine tiefere Stimmlage, und wer will, kann auch hier feine Unterschiede heraushören. Die von Warren Jacobi ist die tiefste im ganzen Text; er klingt ruhig und ernst, selbst dann, wenn er wie gewohnt sarkastisch wird.

Die größte Stärke Fischers liegt in der optimalen Anpassung des Ausdrucks an Situationen. Bewundernswert ist ihre hundertprozentige Treffsicherheit. Dr. Larry Guttman IST der empörte Cadillac-Besitzer, in dessen Wagen man eine hübsch drapierte Leiche findet. Dr. Friedman IST der zornige, dann erschütterte Vaters eines Opfers aus dem SF Municipal Hospital. Und wenn Lindsay mit ihrem Freund Joe von der Homeland Security schäkert, wackeln die Wände.

_Unterm Strich_

Diesmal spielt der San-Francisco-Thriller an zwei der populärsten Schauplätze: erstens im Krankenhaus, das durch Serien wie „E.R.“, „Grey’s Anatomy“ und „CSI Medical“ eine Art heroisches Zwielicht angenommen hat, wo sich die Aufrechten und die Schurken unablässig Kämpfe um das Leben der ach so lieben und bedauernswerten Patienten liefern. Und zweitens vor Gericht, wo zahllose Fernsehserien ihre Courtroom-Dramen abspulen, um allabendlich die ach so bösen Schurken zur Strecke zu bringen und für die Opfer sogenannte Gerechtigkeit zu erstreiten. Der Roman geht wenig über das Qualitäts-Level dieser Soap-Operas hinaus, erreicht noch nicht einmal Grisham-Niveau.

Vor dem Hintergrund dieser sattsam bekannten Szenarien bietet die bizarre Mordserie an den Car Girls eine erfrischend „unartige“ Note. Hier trumpfen respektlose Killer gegen die Polizeikräfte auf, und was sie als Markenzeichen zurücklassen, bringt die ansonsten stark vermissten Aspekte von Sex und Glamour ein. Dieser Handlungsstrang dürfte die jüngere weibliche Leserschaft stark ansprechen, von der männlichen ganz zu schweigen.

|Das Hörbuch|

Selten habe ich einen derart perfekten Vortrag gehört wie den Julia Fischers. Sie tritt als Sprecherin und Erzählerin ganz hinter dem Geschehen, den Figuren und den Dialogen zurück, weil sie für jede Figur den optimalen stimmlichen Ausdruck in jeder Situation findet. Daher „agieren“ ihre Figuren stets statt wie Puppen vorgeführt zu werden. Sie werden quasi zum Leben erweckt. Und hier ist das ausnahmsweise keine leere Floskel. Auch die Aussprache der vielen amerikanischen Namen gelingt Fischer stets korrekt, was für jeden deutschen Sprecher eine große Leistung darstellt.

|Originaltitel: The Fifth Horseman, 2004
Aus dem US-Englischen übersetzt von Andreas Jäger
386 Minuten auf 5 CDs
ISBN-13: 978-3-86804-472-0|
http://audiomedia.de/category/verlag/hoerbuch/target-mitten-ins-ohr/
http://www.jamespatterson.com