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Trainor, Mary – Simpsons Comics 130

Inhalt

„Die Simpson-Familie Robinson Crusoe“

Marge ist bester Dinge, endlich mal wieder einen Familienabend ins Leben zu rufen. Nach kurzer Diskussion einigt man sich darauf, Lisas Buch um die schweizerische Familie Robinson vorzulesen, zu der Homer noch einen kleinen Trumpf in der Hinterhand hat. In seiner Kramkiste entdeckt er einen alten Comic, der die Geschichte ein wenig vereinfacht, dafür aber auch leicht verdreht erzählt. In seinem illustrierten Klassiker liest er schließlich von einer wohlhabenden gelben Familie, die wegen der Unfähigkeit ihres Kapitäns bei ihrer Schiffsreise auf einer Insel strandete und dort gemeinsam mit einem seltsamen Professor ums nackte Überleben kämpfen muss. Obwohl die Kinder währenddessen allerhand Lehrreiches erfahren, will jedoch niemand sehen, dass der Ausweg aus der von Nebel umsäumten Landzunge lediglich einen Katzensprung entfernt ist …

Persönlicher Eindruck

Die 130. Ausgabe der „Simpsons Comics“ steht ganz im Zeichen des Schiffbruchs. Wie der Titel schon verheißt, lieferte Daniel Defoes Geschichte um den gestrandeten Robinson Crusoe zu diesem Thema die nötige Inspiration, wenngleich sich Autorin Mary Trainor vornehmlich auf eine abgewandelte Version des schweizerischen Stadtpfarrers Johann David Wyss beruft, der Ende des 18. Jahrhunderts, ebenfalls von Defoe beeinflusst, eine modifizierte Fassung auf den Markt brachte.

Nichtsdestotrotz nimmt sich Trainor natürlich die Freiheiten heraus, an den entscheidenden Eckpunkten der Handlung zu improvisieren. In diesem Sinne mag es zu Beginn schon fast als Verschmähung des Originals verstanden werden, dass Homer nicht aus dem Originalwerk vorliest, sondern lieber zur illustrierten Variante greift. Dies ist jedoch lediglich als eine kleine Ehrerbietung an die in Amerika berühmte Reihe „Classics Illustrated“, die in Deutschland jedoch eher mäßig lief, zu verstehen und als solche wirklich gut gelungen.

Indes sind die einzelnen Gags auf der einsamen Insel mal wieder köstlich. Homer in der Rolle des Familienoberhaupts kopflos über den Strand watscheln zu sehen, ist eine Pracht, nicht zu vergessen seine permanente Tollpatschigkeit: Zunächst baut er in einer Höhle ein Schiff, das er auf den Namen ‚Poseidon‘ tauft, bemerkt aber dann, dass es zu groß geworden ist, um es aus der Höhle herauszubekommen. Später fürchtet er sich dann vor einigen Fußspuren, bei denen er eine fremde Bedrohung wähnt, letztendlich aber bemerkt, dass er eine ganze Weile im Kreis gelaufen ist. Und auch mit geschlossenen Augen durchs Fernglas zu schauen scheint eine neue seltsame Qualität des Ober-Simpsons zu sein! Der Schluss setzt dem Ganzen schließlich die krönende Pointe auf und entschädigt definitiv für die zunächst recht zäh voranschreitende Story. Doch wie gehabt sitzen die Sprüche ebenso wie die ständige Situationskomik.

Dennoch geht Trainor bei der Inszenierung nicht ganz so bissig zu Werke wie meinetwegen Stammschreiber Ian Boothby, der sich in den letzten Jahren innerhalb der Reihe einen Namen als Meister der Ironie gemacht hat. Moralische Grenzen werden eingehalten, derbe Anspielungen werden kaum gewagt. Dies sagt aber beileibe nichts über die Qualität des Comics aus, denn die Geschichte respektive die eigenwillige Adaption dieses Klassikers macht wiederum richtig Spaß und rechtfertigt auch die Empfehlung für diese Ausgabe der Heftserie. Nicht zuletzt die Tauglichkeit für eine animierte Fassung der Story im Rahmen der Fernsehserie sollte dies noch einmal unterstreichen!

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