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Edith Nesbit – Das violette Automobil (Gruselkabinett 59)

_Eine Detektivin des Herzens: Der Tod kommt auf vier Rädern_

Georgia Kane, eine freischaffend tätige Krankenschwester, verlässt 1923 das neblige London, um die Betreuung eines Kranken in den Hügeln an der südenglischen Steilküste zu übernehmen. In dem einsam gelegenen Farmhaus ihrer Auftraggeber findet sie eine angespannte Atmosphäre vor, die durch merkwürdige Heimlichkeiten und ein seltsames Ritual geprägt ist. (erweiterte Verlagsinfo)

_Die Autorin_

Edith Nesbit (1858-1924) war eine englische Autorin, deren Werke für Kinder im englischen Original unter dem „geschlechtslosen“ Namen E. Nesbit veröffentlicht wurden. Sie verfasste über 40 Kinderbücher. Einige davon wurden später verfilmt. (Wikipedia)

Werkverzeichnis auf Wikipedia:
• Die Schatzsucher (The Story of the Treasure Seekers; Bastable-Trilogie 1; 1899)
• Der Club der guten Taten (The Would-Be-Goods; Bastable-Trilogie 2; 1901)
• Das rote Haus / Die lustige Ehe (The Red House; 1902)
• Fünf Kinder und zehn Wünsche / Der Sandelf (Five Children and It, Psamead-Trilogie 1; 1902)
• Der Phönix und der Teppich / Feuervogel und Zauberteppich (The Phoenix and the Carpet; Psamead-Trilogie 2; 1904)
• New Treasure Seekers (Bastable-Trilogie 3; 1904)
• Die Eisenbahnkinder ( The Railway Children; 1905)
• The Story of the Amulet (Psamead-Trilogie 3; 1906)
• Das verzauberte Schloß (Enchanted Castle; 1907)
• Die Kinder von Arden (House of Arden; 1908)
• Der Traum von Arden (Harding’s Luck; 1909)
• Die verzauberte Stadt (Magic City; 1910)
• Meereszauber (Wet Magic; 1913)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher|

Georgia Kane: Solveig Duda
Marian Eldrige: Doris Gallart
Robert Eldrige: Eckart Dux
Mr. Dawson: Roland Hemmo
Amanda Dawson: Monika Barth
Milly Dawson: Sophia Abtahi
Chauffeur: Michael Schwarzmaier

Regie führten die Produzenten Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die Aufnahmen fanden in den Planet Earth Studios und im Fluxx Studio statt. Die Illustrationen trug Firuz Askin bei.

_Handlung_

Georgia Kane sehnt sich nach den Downs an der englischen Südküste zurück. Und dort soll sie heute ihre neue Stelle als Krankenpflegerin antreten. Als sie im nebligen November 1923 am Londoner Bahnhof steht. Findet sie Gelegenheit, der kleinen Tochter von Amanda Dawson zu helfen, die, wie sich herausstellt, eine Nachbarin von Georgias neuen Arbeitgebern ist. Zusammen fahren sie im Zug und als niemand Georgia abholt, nimmt Amanda sie einfach mit. Amanda ist Witwe und lässt sich chauffieren. Als sie aber den Namen des Anwesens „Charlestown“ hört, wird ihre Freundlichkeit zurückhaltend.

Über den Grund wundert sich Georgia noch, als sie dort an die Haustür der Eldridges klopft, bei denen sie jetzt arbeiten soll. Es dauert ewig, bis jemand öffnet, und bis dahin ist Georgia vom Regen pitschnass. Eine alte Frau öffnet, um sie einzulassen, dann kommt ein alter Mann hinzu. Es handelt sich um Marian und Robert Eldridge. Als Erstes gibts natürlich wärmenden Tee, schließlich ist man ja in England.

In Einzelgesprächen wird Georgia allerdings zunehmend verwirrt: Wen sie denn nun pflegen – Marian oder Robert? Jeder meint, es müsse sich um den anderen handeln. Marian meint, Robert phantasiere, weil er Erscheinungen wahrnehme, die gar nicht da seien. Und als Georgia en passant erwähnt, sie habe Amanda Dawson kennengelernt, lässt er tatsächlich vor Schreck die Tasse fallen. Etwas stimmt hier nicht. Doch Fragen weicht das Ehepaar aus.

Als Georgia m nächsten Morgen meint, dass sie sie gar nicht benötigten, widerspricht Marian. Sie hätten ihre Tochter Bessie verloren, die sie sehr liebten. Sie wurde von einem violetten Automobil auf der Landstraße überfahren. Nun sei ihr Leben sinnentleert, und Georgia würde ihnen helfen, es zu bewältigen.

Jeden Tag führt das Ehepaar eine Art Ritual aus, zu dem Georgia nicht eingeladen ist. Sie gehen stets um die gleiche Uhrzeit Richtung Klippen spazieren und kehren stets verstört und aufgewühlt zurück. Eines Tages kehrt Georgia aus dem Dorf zurück und kann die beiden belauschen. Er sagt zu ihr, sie solle ausweichen, er höre, wie es komme, doch sie streitet dies ab. Dann gibt sie nach und weicht aus. Aber vor was? Robert prophezeit, dass bald etwas geschehen werde …

_Mein Eindruck_

Edith Nesbitt ist eigentliche für ihre vielen Kinder- und Jugendbücher bekannt, doch die vorliegende Geschichte spielt unter Erwachsenen. So wie die Autorin im Kinderbuchbereich „erwachsene“ Themen einführte, so schreckt sie auch hier nicht vor dem Thema Sterben, Schuld und Erlösung zurück.

Die beiden Eldridges wirken zunächst wie Goethes harmonisches altes Ehepaar Philemon und Baucis aus „Faust II“. Doch je mehr Georgia Kane sie kennenlernt, desto mehr wird der fundamentale Unterschied sichtbar: Robert sieht ein Auto, das für Marian nicht existiert. Sein Problem: Er fühlt sich als Mörder. Und das Auto ist sein Schicksal. Erst wenn er dieses Schicksal besiegelt und seine Schuld beglichen hat, kann seine Seele Ruhe finden. Doch warum und wie?

|ACHTUNG, SPOILER|

Roberts Tochter Bessie wurde seinerzeit vom violetten Automobil auf der Landstraße angefahren. Dessen Besitzer war als Mr. Dawson bekannt, der immer zu schnell fuhr, weil er nicht aus der Gegend kam. Hier geht es gemächlich zu, keiner hat es eilig, schon gar nicht im Nebel. Bis er und die Automobile kamen.

Robert fand seine verletzte Tochter, so dass sie ihm noch sagen konnte, wer der Fahrer war: Dawson. Als ihn Dawson einmal im Nebel nach dem rechten Weg fragte, rächte sich Robert und nannte ihm die falsche Richtung: immer geradeaus, direkt über die Klippen ins Meer. Dawson starb, und seitdem hält sich Robert für einen Mörder.

Tag für Tag stellt er sich an die Landstraße, um auf ein Auto zu warten, das nur er sehen kann. Wirklich? Eines Tages muss Georgia Marians Stelle einnehmen, weil sich die alte Frau den Fuß verstaucht hat. Wird auch sie das Auto sehen können? Und wenn ja, was wird dann passieren?

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Im Zentrum des Stückes stehen im Grunde nur drei Figuren, nämlich die beiden Eldridges und Georgia, die ihre Ersatztochter und Erbin wird. Sie bilden eine gestörte Idylle, die in Ordnung sein könnte, wenn da nur nicht das violette Automobil wäre, das nur Robert sehen kann. Es ist lediglich ein Symbol für sein Schuldbewusstsein – und für den Tod.

Doris Gallart als Marian Eldrige und Eckart Dux als Robert Eldrige harmonieren ausgezeichnet. Man nimmt ihnen ab, dass sie eigenständige Persönlichkeiten sind, aber bereits so weit aufeinander eingespielt, dass sie sich praktisch wortlos verständigen können. Natürlich haben sie auch ihre Differenzen, gerade in der Sache mit dem Auto.

Solveig Ducha als Georgia Kane hat eine angenehme Stimme in Mittellage, die sie weder als naives Dummchen noch als herrische Gouvernante erscheinen lässt, sondern genau dazwischen: vernünftig, aber gefühlvoll und einfühlsam. Georgia ist schwer von Amanda Dawson (Monika Barth) zu unterscheiden, die vor allem durch ihre Mutterrolle charakterisiert ist. Sophia Abtahi spricht die kleine Milly Dawson ganz natürlich, als hätte sie ihren lebtag nichts anderes getan.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem realistischen Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Szenen dicht und realistisch aufgebaut. Das geht schon bei der Bahnhofsszene los, wo die Dampflok im Hintergrund schnauft und Stimmengewirr herrscht. Georgia in einem donnernden Gewitter mit plätscherndem Platzregen an und bibbert zum Gotterbarmen.

Die heimeligen Geräusche des Eldridge-Heims werden von den Küstenlauten kontrastiert, als da wären Möwengeschrei, Windblasen und Brandungsrauschen. In dieser harmonischen Polarität wirkt das violette Automobil wie der Fremdkörper, der es von Anfang ist.

|Musik|

Die Musik entspricht der eines Scores für ein klassischen Spielfilm, also nicht zwangsläufig für einen Horrorstreifen. Klassische Instrumente wie Violine, Cello und Kontrabass werden manchmal von elektronisch erzeugten Effekten ergänzt. Schnelle Musik deutet Dynamik und Dringlichkeit an, langsame Musik entspannt und manchmal endet eine Szene in einem dramatischen Crescendo. Das ist aber hier weniger der Fall, außer im Finale. Insgesamt ist dieses Hörspiel sehr stimmungsbetont.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Das Booklet|

Im Booklet sind die Titel des GRUSELKABINETTS verzeichnet sowie Werbung für Firu Askin zu finden. Die letzte Seite zählt sämtliche Mitwirkenden auf. Ein zweites Booklet listet sämtliche Titel von Titania Medien auf, und zwar auch alle Neuerscheinungen bis Mai 2012.

Hinweise auf die nächsten Hörspiele:

Nr. 59: Edith Nesbit: Das violette Automobil (November 2011)
Nr. 60: Robert E. Howard: Der Grabhügel (ab März 2012)
Nr. 61: Arthur Conan Doyle: Der Ring des Thot (ab März)
Nr. 62: Nathaniel Hawthorne: Rappaccinis Tochter (April)
Nr. 63: Robert E. Howard: Besessen (April)
Nr. 64: Francis Marion Crawford: Der schreiende Schädel (Mai)
Nr. 65: Mary Elizabeth Braddon: Gesellschafterin gesucht (Mai)

_Unterm Strich_

Mir hat das atmosphärisch dichte Hörspiel gut gefallen, denn es baut eine durchgehend wehmütige Stimmung auf, die von einem vergangenen und einem kommenden Unglück etwas überschattet wird. Georgia Kane findet heraus, um was es geht, wie eine Detektivin des Herzens. Das erzeugt sowohl Spannung als auch Mitgefühl für die beiden Hauptfiguren.

Das Problem des Stücks ist natürlich, dass praktisch nichts passiert, sich aber einiges entwickelt. Daher lebt es von der gespannten Erwartung, die dem ansteigenden Schuldgefühl Roberts entspricht. Eines nahen Tages muss sich diese Anspannung entladen und hoffentlich lösen. Ob Robert wirklich Mr. Dawson auf dem Gewissen hat, muss jeder Zuhörer selbst beurteilen. Doch wer eigentlich dieses verhängnisvolle violette Automobil STEUERT, das soll hier nicht verraten werden.

|Das Hörspiel|

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und bekannte Stimmen von Synchronsprechern und Theaterschauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen. Besonders gut gefielen mir die beiden zentralen Figuren, die sich wirklich Zeit lassen, das richtige und wichtige Wort genau zu platzieren.

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert, und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling.

Wer jedoch mit Dramatik und Romantik absolut nichts am Hut hat, sich aber trotzdem zünftig gruseln will, der sollte zu härterer Kost greifen. Die Hörbücher der „Necroscope“-Reihe von Brian Lumley dürften dem Hörer eine ausreichend starke Dosis verabreichen. Leider hat LPL diese Reihe schon längst endgültig eingestellt.

Audio-CD mit 69 Minuten Spielzeit
ISBN-13: 978-3-7857-4530-4
www.titania-medien.de

 

Edith Nesbi – Das violette Automobil (Gruselkabinett 59)

England, 1923: Die junge Krankenschwester Georgia Kane erhält ein Angebot, auf dem Anwesen Charlestown in den englischen Downs zu arbeiten. Da sie diese Küstengegend noch aus Kindertagen kennt und liebt, freut sie sich schon auf die neue Arbeitsstelle. Am Bahnhof wird sie jedoch nicht abgeholt. Ihre Zufallsbekanntschaft, die verwitwete Mrs. Dawson und deren Tochter Milly, fahren sie mit dem Auto zum Anwesen. Dabei fällt Georgia auf, dass Mrs. Dawson erschrocken auf die Erwähnung der Farm Charlestown reagiert, obwohl sie es herunterspielt.

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Sherlock Holmes – Im Schatten des Rippers (Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs 1)

London, Ende des 19. Jahrhunderts: In Viertel Whitechapel geschehen unheimliche Morde an Prostituierten. Der Täter wird „Jack the Ripper“ genannt und bleibt trotz aller Ermittlungen unauffindbar. Inspector Abberline vom Scotland Yard bittet schließlich Sherlock Holmes um Hilfe, den berühmten Detektiv aus der Baker Street.

Sherlock Holmes legt allerdings gerade eine Pause ein und hat kein Interesse an Fällen, erst recht nicht an so einem unappetitlichen Fall wie den Jack-the-Ripper-Morden. Das ändert sich aber, als der Inspector Dr. Watson als Zeugen und eventuell sogar Tatverdächtigen sprechen möchte. Holmes ehemaliger Wohnungsgenosse, Freund und Partner bei Ermittlungen hat vor wenigen Monaten geheiratet, sich anscheinend aber bereits wieder von seiner Frau getrennt.

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Montgomery, L. M. / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Anne in Avonlea. Folge 7: Eine weitere verwandte Seele

_Turbulent: Scharlachnasen und Lavendeldamen_

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung von „Anne auf Green Gables“.) Anne genießt ihre letzten Ferientage auf Green Gables. Mit Beginn des neuen Schuljahres wird sie die Lehrerstelle an der Dorfschule von Avonlea übernehmen. Für den kleinen Ort haben Anne und ihre Freunde ehrgeizige Pläne. Flugs wird ein Dorf-Verschönerungs-Verein gegründet. Überschattet werden die Spendensammel-Aktionen durch Probleme mit der Kuh Dolly und einem sehr wütenden neuen Nachbarn …

Folge 6: Anne Shirley wird von den meisten Schülern an der Dorfschule angehimmelt. Aber keineswegs alle mögen die neue junge Lehrerin. Der flegelhafte Anthony Pye hat es regelrecht auf Anne abgesehen. An einem kalten Wintermorgen kommt es zu einer sehr hässlichen Szene in der Schule, die keines der Schulkinder von Avonlea je vergessen wird …

Folge 7: Anne und ihre Busenfreundin Diana Barry verirren sich auf dem Weg zu einer Teegesellschaft. Plötzlich stehen sie vor dem kleinen idyllischen Steinhaus von Miss Lavendar Lewis mitten im Wald. Manches haben die Mädchen über diese scheue Einsiedlerin bereits gehört, was insbesondere Anne neugierig macht, der Dame einen Besuch abzustatten…

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des sympathischen Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie, gesprochen von den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die erste Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die zweite Staffel: Anne auf Avonlea

Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: Eine weitere verwandte Seele
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin

Die dritte Staffel: Anne in Kingsport

Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare

_Die Inszenierung:_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Marilla Cuthbert: Dagmar von Kurmin (Bühnenschauspielerin, Hörspiel-Regisseurin für |Europa|, Stammsprecherin für |Titania Medien|)
Rachel Lynde: Regina Lemnitz (Whoopi Goldberg, Kathy Bates, Diane Keaton)
Diana Barry: Uschi Hugo (Neve Campbell)
Gilbert Blythe: Simon Jäger (Josh Hartnett)
Jane Andrews: Cathlen Gawlich (Jaime King, Amy ‚Fred‘ Acker)
James A. Harrison: Heinz Ostermann (Kammerschauspieler)
Priscilla Grant: Tanja Geke (Judy Greer, Tara Wilson)
Lavender Lewis: Monica Bielenstein (Emma Thompson)
Charlotta die Vierte: Charlotte Mertens
Und viele weitere.

Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Aufnahme leiteten Martin Wittstock und |Kazuya|. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Endlich sind wieder Sommerferien, und weitere Aufregungen warten auf Anne Shirley und ihre Lieben. Sie freut sich auf den Besuch der bewunderten Romanschriftstellerin Charlotte Morgan, der Tante von Priscilla Grant, auf Green Gables. Doch als alles bereit ist und auf den hohen Besuch warten, trifft dieser nicht ein. Dafür macht sich der Tunichtgut Davy Keith negativ bemerkbar. Erst zerstört er aus Versehen die Törtchen, die in der Küche bereitgestellt waren, dann, wieder aus Versehen, die kostbare Servierplatte, die Anne von Mrs Barry ausgeliehen hatte. Dringend muss Ersatz her. Zum Glück wurde eine passende Servierplatte bei den Schwestern Copp gesichtet.

|Malheur im Entenstall|

Als Anne mit ihrer Busenfreundin Diana Barry dorthin fährt, ist jedoch niemand daheim. Doch wo sie schon mal da sind, können sie ja wenigstens prüfen, ob es die Servierplatte tatsächlich gibt. Gesagt, getan. Anne klettert mit einer Leiter auf das Dach des Entenstalls und von dort späht sie in das Fenster des Dachbodens. Die Platte existiert wirklich, welch eine Erleichterung. Die gefährliche Kletterei war also nicht umsonst. Doch auf dem Rückweg brechen die morschen Dachbalken des Stalls, und auf einmal steckt Anne fest. Just in diesem Moment fängt es an zu regnen. Der Sonnenschirm hält zwar einiges Wasser ab, aber die missliche Lage, in der Anne steckt, bis die Copp-Schwestern zurückkehren, wird Anne noch lange in Erinnerung bleiben. Natürlich bekommt sie die Servierplatte.

|Scharlachrot|

Die letzte Woche der Sommerferien ist angebrochen, und bald wird der Unterricht wieder losgehen. Davor wird Anne noch einmal ihren Haushalt auf Vordermann bringen, während Marilla mit den Zwillingen einkaufen geht. Sie zieht ein altes Kleid an und bindet sich das rote Haar hoch, dann streicht sie Tinktur auf ihre Nase, damit die Sommersprossen verschwinden. Sie ist fast fertig mit dem Umfüllen von Daunenfedern in ihrem Bettzeug, als es an der Tür klopft.

Vor Schreck kippt sie fast aus den Pantinen. Es ist die berühmte Schriftstellerin Charlotte Morgan mit ihrer Nichte Priscilla Grant. Unangemeldet! Beide starren Anne an, die noch diverse Federn im Haar hat. Was soll sie nur servieren?! Anne gerät völlig aus dem Häuschen und überhört gewisse dezente Hinweise auf ihr Aussehen. Sie eilt zu Diana Barry, um was zu essen zu holen, doch Diana darf es sich erlauben, Anne auf ihre Nase hinzuweisen: Sie sei scharlachrot! Au weia, Anne muss die Fläschchen verwechselt haben. Statt Antisommersprossentinktur hat sie Haarfärbemittel erwischt. Wenigstens geht das Zeug leicht ab, und so wird es noch ein schöner Nachmittag mit der Autorin, die Anne vergöttert.

|Das Geheimnis im Wald|

Um einen Weg abzukürzen, gehen Anne und Diana durch den Wald, doch sie nehmen die falsche Abzweigung und verirren sich. Dabei stoßen sie auf ein einsam gelegenes Häuschen, in dem eine ältere Dame und ein junges Mädchen leben. Anne gefällt dieser „verwunschene“ Ort sofort und sie hat keine Angst vor der Dame, die sich als Lavender Lewis vorstellt. Das Mädchen sei ihr Hausmädchen, Charlotta die Vierte.

Anne fällt sofort die Geschichte ein, die sie von Paul und Gilbert über die zwei Verlobten gehört hat, die sich vor rund 25 Jahren im Streit trennten. Was für ein Jammer, denkt sie, aber Lavender mag zwar weiße Haare haben, verhält sie allerdings, als wäre sie immer noch siebzehn – genauso alt wie Anne. Die beiden werden sofort Freunde, und wieder entdeckt Anne eine „verwandte Seele“. Sie fragt, ob sie wohl Paul Irving mitbringen darf, und Lavender sagt ja. Etwas Gutes könnte jetzt beginnen, hofft Anne.

_Mein Eindruck_

Dies ist eine der wichtigsten Folgen der gesamten zweiten Staffel. Nach einem recht komischen Auftakt um die Zerstörung und Wiederbeschaffung einer Servierplatte – teure und daher seltene Keramik in der damaligen Zeit – und um die Beweihräucherung einer bewunderten Schriftstellerin lernt Anne in Lavender Lewis eine weitere „verwandte Seele“ kennen. Sofort tritt ihr Rettungsprogramm in Kraft. Ihre romantischen christlichen Prinzipien sind bereits durch das traurige Schicksal Heather Grays strapaziert worden, nun muss sie einen Ausgleich schaffen, um dem Guten (und somit Gottes Geboten) wieder zum Sieg zu verhelfen.

Aber will Lavender Lewis überhaupt gerettet werden? Sie scheint rundum zufrieden zu sein, obwohl sie zusammen mit ihrem Hausmädchen Charlotta alleine im Wald lebt. Sie hat eine tolle Aussicht, ein tolles Echo und sieht außerdem toll aus – als würde sie in einer Zeitkapsel leben. Wie könnte es Anne da wagen, von Not zu sprechen? Sie hat zunächst Zweifel, ob Rettung angebracht ist, und erzählt erst einmal ganz dezent Paul und dadurch seinem Vater, was mit Stephen Irvings Exverlobter los ist. Das Rettungsprogramm kann schon mal im Hintergrund anlaufen.

Außerdem hat Anne selbst einen Erkenntnisprozess zu durchlaufen. Im Herbst geht sie wieder mal mit Diana, Fred und Gilbert in den Wald, um eine kleine Grillparty zu veranstalten. Dabei rückt ihr Diana den Kopf und Blick zurecht: Gilbert sei gar kein Junge mehr, wie Anne glaube, sondern ein junger Mann. Und Diana verlobt sich demnächst mit Fred, selbst schon eine junge Lady, wie alt muss dann erst Anne sein! Gilbert tituliert Anne dennoch zunächst als eine Dryade, eine Baumnymphe aus der Antike – ein Bildungstrümmerstück zum Renommieren.

Doch schon bald werden die beiden ernster. Sie bittet ihn, ihr seine Freundschaft nicht zu entziehen. Natürlich verspricht er es ihr, denn er insgeheim liebt er sie schon seit Schultagen. Sie muss sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, dass Liebe auch ganz einfach wachsen könne und nicht wie ein Donnerschlag auf einen Blick über die Menschen hereinbreche – so beschreiben es nämlich die romantischen Schmonzetten, die sie ständig liest. Wer weiß, was Anne in ihrem Kämmerlein für Geschichten schreibt.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher:|

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die siebzehnjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.

Sehr gut gefiel mir auch Heinz Ostermann, der Sprecher des Mr. Hamilton. Er legt ihm ein ganzes Spektrum von Grantigkeit, Freundlichkeit und schließlich sogar Zärtlichkeit in den Mund, dass man fast einen gerundeten Charakter vor sich hat.

Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus. Dagmar von Kurmin muss wie Heinz Ostermann sowohl Strenge als auch Freundlichkeit verkörpern. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Außerdem scheint ihre Rachel Lynde Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins zu sein und hat entsprechend viele Sorgen um die Ohren. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in Folge acht in ihr Haus aufnimmt.

Lavender Lewis, gesprochen von Monica Bielenstein, der deutschen Stimme Emma Thompsons, klingt teils romantisch-verträumt, teils ein wenig traurig, aber stets freundlich und zuvorkommend. Man merkt, dass sie zwar glaubt, mit ihrem Leben zufieden sein zu können, dass ihr aber doch etwas Entscheidendes fehlt. Was könnte es nur sein?

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1879, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander.

Auffällig häufig ist jedoch die Kombination aus Brandung und Vogelgezwitscher zu hören. Das ist eine Besonderheit der meerumtosten Inselumgebung. Selbstredend erklingen zahlreiche Vogelstimmen, wenn Anne mit ihren Freunden durch den Wald spaziert. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist natürlich kein einziges Auto zu hören, sondern nur diverse Kutschen und Karren.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Ebenso wie mit den Geräuschen darf man es nicht übertreiben.

Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Große Veränderungen kündigen sich an. Die Zwillinge bleiben nur fest auf Green Gables, und der Besuch der bewunderten Schriftstellerin wird zu einer mittleren Katastrophe – der besonders heiteren Sorte. Nach Annes abenteuerlicher Kletterpartie auf einem Stalldach wendet sich das Geschehen wieder ernsteren Dingen zu, darunter die Begegnung mit Lavender Lewis, deren Leben einen offensichtlichen Mangel aufweist, den man aber nicht offen aussprechen darf. Doch insgeheim startet Anne bereits ihr Rettungsprogramm für diese „verwandte Seele“. Dass sie selbst ebenfalls einer liebenden Person bedarf, realisiert sie erst ziemlich spät. Sie hat nämlich die falsche Vorstellung von Liebe. Aber das lässt sich ja korrigieren.

Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, dass man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den Spider-Man-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.

|67 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3635-7|
http://www.titania-medien.de
http://www.wellenreiter.la
http://www.luebbe-audio.de

Joseph Thomas Sheridan Le Fanu – Carmilla, der Vampir (Gruselkabinett 1)

Miau! Dieser Vampir ist eine Katze

1868 in einer einsamen Gegend der Steiermark: Vor dem Schloss eines pensionierten Generals verunglückt eine Kutsche. War es wirklich nur ein Unfall? Die mysteriöse Insassin ist gezwungen, ihre junge Tochter in der Obhut der Schlossbewohner zurückzulassen. Die ätherisch schöne Carmilla übt auf alle, aber besonders auf Laura, die gleichaltrige Tochter des Generals, eine starke Anziehungskraft aus. Ein undefinierbarer Zauber umgibt das Mädchen. Noch ahnt niemand, dass Carmilla ein dunkles Geheimnis hütet.

_Der Autor_

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Bram Stoker – Dracula (Gruselkabinett 16-19)

Die wackeren Vampirjäger in Transsylvanien

Im Jahr 1893 befindet sich das britische Weltreich auf dem Höhepunkt seiner Blüte. Doch Graf Dracula, der Fürst der Dunkelheit, verlegt seinen Wohnsitz nach London, um seine unstillbare Gier nach Blut zu befriedigen. Wird er das Imperium mit seiner untoten Brut zu Fall bringen? Doch nein. In einer dramatischen Jagd verfolgen der junge Dr. Seward und sein Lehrmeister Prof. van Helsing gemeinsam mit dem Anwalt Jonathan Harker und dessen Frau Mina den „Jäger der Nacht“ bis nach Transsylvanien, um seinem unheiligen Leben ein Ende zu bereiten.

Der Autor

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Frankenstein. Teil 1 und 2 (Gruselkabinett 12 & 13)

Das Jahr ohne Sommer.

1816 schleuderte ein Vulkanausbruch seine Asche in die Atmosphäre und kühlte das Klima deutlich ab, weshalb, so verrät uns der Prolog dieses nostalgischen Zweiteilers, bis in den Hochsommer hinein Schnee fiel. Während dieser finstren Zeit saßen unter anderem Lord Byron und die 19-jährige Mary Shelley beisammen und gruselten sich zu einem Band alter deutscher Geistergeschichten. Es wurde der Beschluss gefasst, Ähnliches zu vollbringen, aber nur Mary Shelley brachte ihr Werk zu Ende: „Frankenstein oder: Der moderne Prometheus“.

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Bram Stoker / Marc Gruppe – Das Amulett der Mumie (Gruselkabinett 2)

Abel Trelawny ist Mumienforscher. Sein gesamter Haushalt ist mit Fundstücken aus dem alten Ägypten vollgestellt und das ganze Haus durchweht der (recht stickige) Dunst der Geschichte. Doch eines Nachts, als er wie immer an seinen Forschungen arbeitet, findet ihn seine Tochter Margaret aus tiefen Schnittwunden an den Handgelenken blutend in seinem Arbeitszimmer vor. Der hinzugezogene Arzt versorgt zwar die Wunden, doch Trelawny will einfach nicht aus seinem unnatürlichen Schlaf erwachen.

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