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Birgit Erwin – Lichtscheu. Phantastischer Roman

Es ist ein kalter Novembertag und, wie sollte es auch anders sein, es regnet, wie es so ziemlich das ganze Jahr über in London der Fall ist. Dies ist der junge Priester genauso wenig gewohnt wie die Hektik, die auf den Straßen herrscht. Zu Hause im Vatikan hat es selten jemand eilig. Hinzu kommt, dass Matteo den Sinn seiner Reise nicht versteht. Wieso schickt man ihn nur für eine Taufe nach London?

Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen macht er sich auf den Weg, diesen Auftrag schnellstmöglich zu erfüllen. Am Zielort angekommen, beginnt er zu begreifen, dass mehr an der Sache dran ist, als man im sagte. Der zu taufende Wissenschaftler Victor Westcamp lebt eingesperrt in einem völlig dunklen Keller im Tower.

Die bloße Angst lässt Matteo das Blut in den Adern gefrieren, als er allein durch die Dunkelheit der Gewölbe zu dem mysteriösen Wissenschaftler wandeln muss. Als endlich der Lichtstrahl einer Kerze die Ungewissheit durchbricht, erblickt Matteo ein Wesen an Ketten, dessen Haut vom Weihwasser der Taufe sofort verätzt wird. Womit hat er es hier eigentlich zu tun?

Mit einem, wie Victor selbst behauptet, im Sterben liegenden Vampir, oder einfach nur mit einem durchgeknallten Wissenschaftler? Aber unabhängig davon, wer es ist, geht es diesem wirklich schlecht, und er hat einen letzten Wunsch. Der verwirrte Priester kann ihm dies unmöglich abschlagen. Doch mit diesem einfachen Wunsch hat es auch weitaus mehr auf sich als vermutet, und es führt Matteo wesentlich tiefer in die Dunkelheit, als im lieb ist.

Die Autorin

Für die junge Autorin Birgit Erwin ist „Lichtscheu“ der erste Roman. Die Gelegenheit dazu, einen Roman zu veröffentlichen, bekam sie als Preis für die Belegung des zweiten Platzes beim Jahreswettbewerb der Story-Olympiade 2003. Da sie auch 2004 den zweiten Platz belegte, können wir uns schon auf einen weiteren Roman von ihr freuen. Dieser ist bereits in Arbeit und soll den Namen „Neun Leben“ tragen.

Birgit Erwin wurde am 4. November 1974 in Aachen geboren. Nach ihrem theoretischen Studium der Anglistik und Germanistik arbeitete sie zunächst als PR-Assistentin in Frankfurt am Main. Seit dem September 2003 schließt sie den praktischen Teil ihres Studiums als Referendarin an einem Heidelberger Gymnasium ab.

Schon vor ihrem Roman hat Birgit Erwin zahlreiche Kurzgeschichten und Anthologien verschiedener Verlage veröffentlicht. Weitere Infos hierzu findet man unter http://www.wurdackverlag.de.

Mein Eindruck

Mit „Lichtscheu“ ist Birgit Erwin ein sehr spannender Thriller gelungen. Es war zwar der erste Roman, doch der Leser erkennt keinen Unterschied zu den Arbeiten erfahrenerer Autoren. Der Roman ist nicht nur wegen der Story, sondern auch durch einen besonders angenehm lesbaren und fesselnden Schreibstil sehr unterhaltsam und mitreißend. Der Leser wird von Beginn an in die Welt des jungen Priesters Matteo entführt. Mit ihm reist man durch die Geschichte, stellt sich die gleichen Fragen wie er und denkt unentwegt darüber nach. Dies bewirkt, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Der Roman lässt nicht nur Mattoes Blut in den Adern gefrieren.

Sehr authentisch sind für den Leser auch die Konflikte, in denen sich die Hauptperson befindet. Man ist hin- und hergerissen, ähnlich wie der Priester sich selbst fühlen muss. Vermutungen werden aufgestellt und wieder über den Haufen geschmissen und bis zu den letzten Seiten ist der Ausgang des Buches völlig ungewiss. Packend bis zum Schluss wurde hier eine gute Idee umgesetzt.

Viele Fragen, die während der Lektüre aufkommen, werden nicht unbedingt wie erhofft am Ende des Romans einfach beantwortet. Man wird nicht nur während des Lesens dazu angeregt, über die Zusammenhänge nachzudenken, sondern gelangt auch danach noch etwas ins Grübeln. Selbst nach längeren Überlegungen konnte ich mir jedoch nicht alles erklären. Wer also Bücher mit offenen Fragen nicht mag, sollte von diesem Buch eventuell Abstand nehmen.
Für alle anderen ist der Roman ein großer Lesespaß, der nicht nur Spannung und Mystik, sondern auch besonders prickelnde Romantik enthält. Die sprichwörtliche weiße Weste mancher Kirchenmitglieder wird in Frage gestellt, jedoch nicht nur in Bezug auf die Abstinenz …

Taschenbuch: 187 Seiten
ISBN-13: 978-3938065068

http://www.wurdackverlag.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Elizabeth Kostova – Der Historiker. Ein Vampirroman

Ein junges Mädchen findet in der Bibliothek ihres Vaters ein Konvolut mit vergilbten Briefen. Das Geheimnis um den Vater und das Schicksal der Mutter verbinden sich zu einem Drama, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Die Briefe fragen nach der Herkunft von Vlad dem Pfähler, dem Urbild der Dracula-Legende. Eine atemberaubende Suche in Klöstern, Bibliotheken und Archiven beginnt, bei der Grausamkeiten Draculas zutage treten, die sich bis heute fortsetzen… (Verlagsinfo)
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F.G. Loring – Sarahs Grabmal (Gruselkabinett Folge 182)

Die Lady aus der Gruft

Hagarstone 1841: Entgegen der eingravierten Warnung auf einer pompösen Grabplatte, die Totenruhe der dort Bestatteten keinesfalls zu stören, beginnt eine Gruppe Kirchen-Restaurateure damit, das Grabmal innerhalb des Gotteshauses zu versetzen. Ein bestialisch stinkender Nebel und das nächtliche Geheul eines Hundes sind die unheimlichen Folgen. Bald bemerken die Männer, dass der Leichnam in der Ruhestätte von Tag zu Tag frischer auf sie wirkt … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt sein Hörspiel ab 14 Jahren.

Der Autor
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E. F. Benson – Mrs Amworth (Gruselkabinett 102)

Vampirjagd: Der Tod ist nicht das Ende

1932 im Örtchen Maxley im ländlichen Sussex: der Pensionär Emmet Foster und der Professor im Ruhestand Francis Urbridge, Experte für alles Okkulte, sind Nachbarn in dem kleinen verschlafenen Städtchen, durch dessen Mitte die Landstraße führt, die London mit dem Küstenort Brighton verbindet. Mit dem Zuzug der mysteriösen Mrs. Amworth, die lange in Indien gelebt hat, beginnen merkwürdige Dinge in Maxley zu geschehen … (Verlagsinfo)

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Lord Byron / John William Polidori – Der Vampyr – Die Erzählungen (Hörbuch)

Die Geschichte der Langzähne

Juni 1816 am Genfer See, in der Villa Diodati, schauriges Wetter bringt auf dumme Gedanken: Der berühmt-berüchtigte englische Schriftsteller Lord Byron, sein Leibarzt Dr. Polidori, der bekannte Dichter Percy Shelley, dessen Geliebte Mary Wollstonecraft-Godwin (später Shelley) und deren Stiefschwester Claire Clairmont lesen Gespenstergeschichten.

Hierdurch inspiriert, hat Byron eine Idee: „Wir wollen jeder eine Geistergeschichte schreiben!“ Es kommt zu dem berühmten Wettstreit, aus dem Mary Shelleys „Frankenstein“ und „Der Vampyr“ hervorgehen. Das Besondere am „Vampyr“: Die Story wurde praktisch von Byron begonnen und von Polidori vollendet. Dumm nur, dass sich später niemand mehr an Polidori erinnern wollte.
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Polidori, John William / Byron, Lord George / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Vampir, Der (Gruselkabinett 30)

_Ursprung des Vampirmythos: der ewige Versucher_

England 1823: Percy Aubrey, der Spross einer noblen englischen Familie, begibt sich auf eine ausgedehnte Reise zu den Stätten der Antike. Sein Begleiter ist ein geheimnisvoller junger Mann, den er auf einem Ball in London kennengelernt hat und der ihn fasziniert: Lord Ruthven, ein notorischer Verführer, wie sich herausstellt – aber bei weitem nicht nur das …

Der Autor Polidori machte seinerzeit selbst mit Lord Byron Bekanntschaft und verarbeitete dessen Vorlage zu seiner Story „Der Vampir“. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

_Die Autoren_

|John William Polidori:|

John William Polidori wird 1795 in London geboren. Er geht auf ein kirchliches College in Yorkshire und studiert danach erfolgreich Medizin an der Universität von Edinburgh. Im Frühjahr des Jahres 1816 zieht er mit dem bereits sehr erfolgreichen Schriftsteller Lord Byron an den Genfer See. Nach ihrer Trennung im Herbst desselben Jahres arbeitet Polidori das beim Autorenwettstreit entstandene – und auf Eingebungen Byrons basierende – „Vampyr“-Bruchstück zur fertigen Geschichte aus, welche 1819 in einer englischen Zeitschrift veröffentlicht wird – wobei Byron als Ko-Autor genannt wird!

Es bleibt sein einziger erfolgreicher Versuch als Schriftsteller, denn seine Stücke und späteren Prosatexte werden fast durchweg abgelehnt. Er praktiziert danach wieder recht erfolglos als Arzt. Im August 1821 stirbt Polidori im Alter von nur 26 Jahren; vermutlich durch Selbsttötung mittels Gift.

|Lord Byron:|

Der berühmte englische Dichter Lord George Gordon Noel Byron (1788-1824), genannt Lord Byron (und unter Freunden „Albie“), stellte zeitlebens seine recht zwiespältige Natur zur Schau. Leidenschaftliche Liebe, ausschweifende Lebensfreude, Weltschmerz und Selbstmitleid kennzeichneten ihn. Seine als Belastung empfundene körperliche Behinderung durch ein verkrüppeltes Bein (ein Klumpfuß) kompensierte er durch gelebte Sinnlichkeit und diabolische Ablehnung von Teilen seiner Umwelt (so etwa Polidori).

Inzestverdacht sowie finanzielle Exzesse machten ihn 1816 in der englischen Gesellschaft zu einem Exoten und Außenseiter. 1824 entschloss er sich zur Reise nach Griechenland, um die Nation in ihrem Kampf gegen die Türken zu unterstützen. Er starb jedoch kurz nach der Landung an Malaria. Berühmt wurde er bereits durch sein Frühwerk »Childe Harold’s Pilgrimage« (deutsch »Ritter Harolds Pilgerfahrt«) von 1812, in dem er Erlebnisse auf einer Jahre zuvor unternommenen Mittelmeer- und Orientrundreise verarbeitet.

Das Urbild des Vampyrs erfand er bereits 1813 in seinem Versepos „The Giaour“ (Der Ungläubige). Die Stelle ist im Booklet abgedruckt: „Doch zunächst, als Vampir gesandt zur Erden, / Soll dein Leichnam dem Grab entrissen werden / Um sodann deine Geburtsstätte gespenstisch heimzusuchen / Und das Blut all deiner Artverwandten auszusaugen.“ (meine Übersetzung)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Percy Aubrey: Patrick Bach (Synchronstimme in „Silas“ und „Jack Holborn“)
Lord Ruthven: Christian Stark (‚Robin‘ in „Batman & Robin“, Justin Whalin)
Jane Aubrey: Kristine Walther
Onkel Henry: Jochen Schröder (James Cromwell, Lionel ‚Max‘ Stander)
Onkel Edgar: Kaspar Eichel (James ‚Scotty‘ Doohan)
Ianthe: Sarah Riedel (Teal ‚Louise Grant‘ Redmann in „Gilmore Girls“, Samaire ‚Emily‘ Armstrong in „Entourage“)
Wirt, Ianthes Vater: Bodo Wolf (Christopher Walken, William H. Macy)
Lady Hamilton: Anita Lochner (Miou-Miou, Isabelle Adjani, Samantha ‚Moneypenny‘ Bond)
Damen der Gesellschaft: Philine Peters-Arnolds (Joan Cusack) und Ursula Heyer (Joan Collins, ‚Lwaxana Troi‘)

Marc Gruppe schrieb wie stets das Buch und gemeinsam mit Stephan Bosenius setzte er es um. Die Aufnahme fand in den |Planet Earth Studios| und bei |Kazuya c/o Bionic Beats| statt. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

|PROLOG.|

Während Percy Aubrey seine Geschichte niederschreibt, wird es Mitternacht. Nun läuft die Eidesfrist ab, die ihn bisher daran gehindert hat, die Wahrheit zu sagen und seine Umgebung vor jenem Monster zu warnen, das drauf und dran ist, seine Familie ins Unglück zu stürzen: der Vampir.

(Binnenhandlung)

|London: die Begegnung|

Percy und seine Schwester sind nach dem Tod ihrer Eltern als Vollwaisen von ihren Vormündern Onkel Henry und Onkel Edgar aufgezogen worden. Doch weil sie auf dem Lande aufwuchsen, sind sie unvorbereitet auf die Schliche der Londoner Gesellschaft, in die Percy nun eintritt. Jane muss noch warten. Schon zerreißen sich die Klatschtanten das Maul über den hübschen jungen Mann, an den sie gerne ihre heiratsfähigen Töchter verschachern würden. Percy hält ebenso wenig von diesem Verhalten wie der hochgewachsene, gutaussehende junge Gentleman, der sich nun neben ihn stellt.

Der Mann stellt sich als Lord Ruthven (ausgesprochen [riwen]) vor und drückt seinen Abscheu in gewählten Worten aus, so dass Percy ihm seine Bewunderung nicht versagen kann. Der Lord umschmeichelt Percy und bietet ihm an, ihn auf der traditionellen Reise junger englischer Gentlemen zu begleiten, welche von jeher zu den Stätten der Antike führt, von denen ihre Schulen so schwärmen. Percy fühlt sich gebauchpinselt und sagt sofort zu. Endlich käme er mal raus aus diesem Land der Bēl und des Regens. Seine Vormünder geben ihr Plazet, und schon bald sieht er sich neben dem Lord auf der Fähre nach Calais stehen. Freiheit!

Der einzige Wermutstropfen ist der, dass Jane ihn schrecklich vermissen wird, wie sie zum Abschied sagte. Was Percy in Frankreich zunehmend Verdruss bereitet, ist die Vielzahl von Mädchen, die der Lord in wahlloser Abfolge zu vernaschen pflegt. Sein Freund scheint sich auch kein Gewissen daraus zu machen, jede Wirtstochter und jedes Dienstmädchen flachzulegen. Ganz im Gegensatz zu Percy, der kein einziges weibliches Wesen, das diese Bezeichnung verdient, auch nur anrührt. Zunehmend fühlt sich Percy in Gesellschaft seines Begleiters unwohl.

|Italien: der Bruch|

In Rom kommt es zum Bruch. Zwei Briefe warten schon auf Percy. Seine Vormünder warnen ihn vor dem schlechten Leumund des Lords, der eine Spur der Verwüstung unter den jungen Damen hinterlassen haben muss. Und die liebe Jane sehnt sich nach Percys baldiger Rückkehr. Percy schreibt ihr, wie der Lord die junge Tochter des Hauswirts bereits verführt habe. Für Marias Zukunft erwarte er nichts Gutes. Er protestiert gegenüber dem Lord gegen dessen verwerfliches Betragen. Das habe mit Liebe sicher nichts zu tun. Lord Ruthven ist ungerührt und bietet Percy einen „Anteil“ an Maria an: eine reife Frucht, die es zu pflücken gelte. Percy lehnt entrüstet ab und warnt insgeheim die Eltern Marias vor der Gefahr, bevor er abreist.

|Griechenland: der Vampir|

Percy erholt sich in der griechischen Natur und tut zugleich etwas für seine Bildung. Die Ruinen antiker Stätten besucht er regelmäßig, gerne an der Hand von Ianthe, der hübschen, freundlichen Tochter seiner Wirtseltern. Als die Nacht hereinbricht und sie immer noch nicht zu Hause sind, warnt sie ihren Begleiter ängstlich vor den Gefahren der Umgebung. Nicht die Räuber und Wegelagerer gelte es zu fürchten, sondern den Vampir, der hier vor Jahren sein Unwesen getrieben habe.

Er lebte in seiner Höhle und zahlreiche junge Frauen fielen ihm zum Opfer, berichtet Ianthe. Der Vampir verlängerte sein Leben, indem er das Blut der Jungfrauen trank. Und als sie ihn beschreibt, ersteht vor Percys geistigem Auge das Gesicht von Lord Ruthven, dem Schürzenjäger. Ein großer Schreck fährt ihm in die Glieder, und er verspricht, Ianthe vor diesem Ungeheuer zu beschützen und der Vampirhöhle fernzubleiben.

Sogleich schreibt er seiner Schwester Jane über seinen Verdacht, um sie zu warnen. Ianthes Eltern bestätigen ihre Geschichte, doch das hält ihn keineswegs davon ab, weiterhin Spaziergänge zu unternehmen. Diesmal kann seine Freundin nicht mitkommen. Als ein Gewitter aufkommt, ist es bereits später Abend. Der Regen rauscht herab, und Percy sucht Unterschlupf. Im Licht eines Blitzes erblickt er eine Höhlenöffnung. Ist es die Vampirhöhle? Das ist ihm im Augenblick gleichgültig, solange er nur trocken bleibt.

Da hört er ein Wimmern und Flüstern in der Tiefe der Höhle. Ianthes Stimme erschallt, als sie ihn vor der Gefahr warnt, die ihm droht. Er attackiert ihren Peiniger, der sie gepackt hält, doch der Typ lacht bloß hämisch, bevor er zusticht und an Percy vorbeihuscht, hinaus in die regnerische Nacht. Percy hört Ianthes Vater nach ihr rufen. Gemeinsam suchen sie das Mädchen. Weiter hinten in der Höhle finden sie sie tot vor. Entsetzt fragen sie sich, wer das getan haben mag. Da entdeckt Percy nicht nur den verzierten Dolch, sondern auch die Bisswunden am Hals der Toten. Der Vampir ist zurück!

_Mein Eindruck_

Die Begegnung mit dem Vampir ist nur die nächste Runde in Percys Ringen mit dem teuflischen Treiben des Gegners, den er in Lord Ruthven hat. Dieser Lord ist völlig ohne Gewissen, was ihn umso gefährlicher macht. In dieser Geschichte wird erstmals der Mythos vom unsterblichen Vampir erzeugt, wie wir ihn heute kennen und als bekannt voraussetzen. Ironisch, dass der Vampir ausgerechnet in Griechenland, der Wiege von Philosophie und Demokratie, auftaucht. Er spiegelt die dunkle Seite der klassischen Aufklärung wider.

Doch für Polidori war der Vampir mehr als ein aristokratischer Übermensch, der den Tod überwunden hat. Er ist ein Fluch, der über die Menschheit gekommen ist: ein Wesen, das ewige Jugend gewinnt, indem es sich vom Lebenssaft junger Damen ernährt. Der Fluch entspringt dem Glauben, man könne die Sterblichkeit überwinden, aber nicht, wie von der Kirche gepredigt, durch Aufgehen der Seele in Gott, sondern durch ewiges Wandeln dieser Seele auf Erden. Dadurch ist der Vampir zutiefst unchristlich, weil er ein Jenseits nicht nur leugnet, sondern es zudem von sich weist. Für einen Schriftsteller christlichen Glaubens (wie auch Leser) wird der Vampir so automatisch zum Antichristen.

Für Percy Aubrey, das Alter Ego des Autors Polidori, ist es selbstverständlich, dass er den Kampf gegen dieses Wesen aufnimmt. Doch er selbst ist zwiegespalten und lässt sich von Lord Ruthven ein zweites Mal täuschen. Das führt dazu, dass Ruthven ihn im Sterben schwören lässt, sein Geheimnis für ein Jahr zu bewahren. Diese Frist erweist sich als verhängnisvoll, denn wenn er den Schwur einhält, kann er seine Umgebung nicht vor der möglichen Gefahr warnen. Folglich hält man ihn für verrückt – das Schicksal eines jeden Propheten.

Als er erfährt, dass seine Schwester einen gewissen Earl of Marston heiraten will und dieser mit seinem Erzfeind identisch ist, stürzt seine Welt zusammen. Die Frage ist aber, nach welcher Logik die Fristen eingehalten werden. Während sich Percy an seinen Schwur gehalten hat, ist dies Ruthven nicht eingefallen, wie sein freches Auftreten vor Ablauf der Frist beweist. Ruthven ist also auch nicht von seiner Wiederkehr her an die Frist gebunden – er ist wirklich unsterblich. Jedenfalls solange er seine Nahrung bekommt.

Das dramatische Finale läuft nun erwartungsgemäß darauf hinaus, die nichts ahnende Jane vor dem Mörder zu bewahren, vor dem Percy sie gewarnt hat. Es soll nicht verraten werden, ob Percy und seine Helfer noch rechtzeitig eintreffen.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Patrick Bach spricht seinen Percy als anfangs naiven, aber zunehmend energischen jungen Mann, der offenbar in dem Wahn gefangen ist, er werde von einem Unwesen namens „Vampir“ verfolgt. Kein Wunder, dass Schwesterherz Jane – sehr zärtlich: Kristine Walther – sich große Sorgen um ihn macht.

Lord Ruthven ist ein Wesen mit zwei Gesichtern und verlangt darum eine besondere Darstellung. Das sollte man erwarten, doch Christian Stark erhält nur selten Gelegenheit, der hellen Seite Ruthvens einen sinistren Unterton zu verweilen. Das passiert beispielsweise auf dem Ball, auf dem der Lord Percy kennenlernt. Er warnt diesen davor, er könne seine Unschuld verlieren.

Doch wenn der Vampir erscheint, ist vom feinen Lord rein gar nichts wiederzufinden. Das ist ein wenig schade. Die Dramaturgie muss zu einem Notbehelf greifen, indem sie den Vampir aus dem Off sprechen lässt, als befinde er sich im Unterbewusstsein von Percy. Mit diesem etwas altmodischen Kniff gelingt es dem Hörspiel, dem Vampir das letzte Wort zu überlassen: Er macht Percy das ewige Leben zum Geschenk – aber das setzt eben die Missachtung aller Gebote für das Leben eines Sterblichen voraus.

So wird der Vampir nicht nur zum Fluch, sondern auch zum Versucher – eine Verkörperung des Bösen. Kein Wunder, dass der Vampir hämisch lacht, und zwar so oft, dass es schon wieder zum Klischee wird. Das fand ich nicht besonders elegant, sondern reichlich plump.

|Musik|

Auffallend ist die Häufung von Walzer-Rhythmen, die offenbar zum Standard einer Abendgesellschaft in England gehörten, wenn es nach den Machern geht. Walzer signalisieren Fest, Tanz und Fröhlichkeit – kein Wunder, dass Jane ganz außer Atem gerät. Diesen Festen stehen die Vampirszenen sowie die Seelenqualen Percys gegenüber, die völlig anders instrumentiert sind: mit düsteren Streichern und unheilkündenden Chören.

Die Musik gibt also sehr genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und ist mit klassischem Instrumentarium produziert. Für klassische Stoffe werden in der Regel keine Synthesizer verwendet, mit der Ausnahme des Prologs. Dieser ist mit einer melancholischen Kadenz aus dem elektronischen Instrumentarium unterlegt.

Die Musik steuert nicht nur die Emotionen des Publikums auf subtile Weise, sondern bestreitet auch die Pausen zwischen den einzelnen Akten. Dann stimmt sie das Publikum auf die „Tonart“ des nächsten Aktes ein. Heitere Klänge wie etwa ein Tamburin oder helle Glocken wechseln sich mit düsteren Passagen ab, die von Streichern und Chören bestritten werden. Mitunter sind sehr tiefe Bässe zu hören, die Unheil verkünden. Als Ruthven erstmals erscheint, so wird dies mit einem Gongschlag begleitet.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem realistischen Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Szenen dicht und realistisch aufgebaut. Bemerkenswert ist der ständige Wechsel zwischen heiter gestimmten Landszenen, etwa in Griechenland, die mit Vogelgezwitscher unterlegt sind, und düsteren Szenen, in denen der Vampir auftritt. Dann kracht regelmäßig der Donner, und Regen rauscht hörbar. Nächtliche Gefahr kündet regelmäßige der dunkle Ruf des Käuzchens an – keine Nachtigallen für Percy und seine Ianthe.

|Das Booklet|

… enthält im Innenteil lediglich Werbung für das Programm von |Titania Medien|. Auf der letzten Seite finden sich die Informationen, die ich oben aufgeführt habe, also über die Sprecher und die Macher. Die Titelillustration von Firuz Akin auf dem Schubereinband fand ich wieder einmal sehr passend und suggestiv. Aber den Vampir hätte ich mir etwas weniger blauhäutig vorgestellt. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 14 Jahren.

Diesmal sind in einem zusätzlichen Katalog Hinweise auf die nächsten Hörspiele zu finden:

Nr. 31: Rudyard Kipling: Die Gespenster-Rikscha (November)
Nr. 32 + 33: Barbara Hambly: Die Jagd der Vampire (2 CDs, erscheint im März 2009)
Nr. 34: F.M. Crawford: Die obere Koje (erscheint im April 2009)
Nr. 35: Bram Stoker: Das Schloss des weißen Lindwurms (erscheint im April 2009)
Nr. 36+37: Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray (erscheint im Herbst 2009)

_Unterm Strich_

Die Story ist dramatisch und geschickt auf dramaturgische Höhepunkte verteilt. Das Finale sieht einen Wettlauf um Leben und Tod. Der Vampir erscheint als ein fremdes Wesen, das nicht der menschlichen Rasse angehört. Und doch handelt es sich um die zweite Natur des adeligen Lord Ruthven, ein Raubtier in Menschengestalt. Es ist das überspitzte Zerrbild von Lord Byron, dem berühmt-berüchtigten Verführer.

Neben Frankensteins Ungeheuer ist der Vampir die wichtigste Ausgeburt jener Gespensternacht des Jahres 1816 am Genfer See. Erst Bram Stoker sollte dem Vampir-Mythos die wichtigsten Konturen verleihen, einem Mythos, der uns heute so geläufig ist wie die Grimmschen Märchen. In Polidoris Fassung findet man die Urversion.

Mehr dazu in der Hörspielbesprechung von [„Der Vampyr oder Gespenstersommer am Genfer See“. 525

|Das Hörspiel|

Ich selbst kenne diese Geschichte inzwischen aus den beiden Hörbüchern, die Andreas Fröhlich mitgestaltet hat. Der Unterschied ist jedoch sehr deutlich. Wo sich Fröhlich & Gustavus auf den AUTOR konzentrieren, legt das vorliegende Hörspiel den Schwerpunkt ganz auf die GESCHICHTE. Es weiß nichts von seinem Schöpfer und seinen Lebensumständen.

Dadurch ist es ironischerweise zugleich unterhaltsamer als auch belangloser als die Fröhlich-Fassung. Belanglos in dem Sinne, als die literaturhistorische Relevanz des Textes überhaupt keine Rolle spielt. Der Text steht für sich allein, und für anspruchslose Hörer genügt dies vollauf: Er ist spannend und dramatisch, romantisch und an drei Stellen sogar actionreich – was will man mehr?

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Wer jedoch mit Melodramatik absolut nichts am Hut hat, sich aber trotzdem zünftig gruseln will, der sollte zu härterer Kost greifen.

|Basierend auf: The Vampire, ca. 1818
60 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3638-8|
http://www.titania-medien.de
http://www.luebbe-audio.de

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)
[„Der Glöckner von Notre-Dame“ 5399 (Gruselkabinett 28/29)

Akaza Samamiya – Bloody Mary 01

Inhalt

Stille deinen unsterblichen Hunger!

Bloody Mary ist es leid, seit 400 Jahren als Vampir durch die Städte zu streifen. Doch Knoblauch, Pflöcke und das Sonnenlicht können ihm nichts anhaben. Als er erfährt, dass der legendäre Ichiro Rosario di Maria lebt, hofft er, durch dessen »Macht des Exorzismus« endlich sterben zu können. Allerdings hat Maria diese Macht noch gar nicht erlangt und Bloody Mary bleibt nichts anderes übrig, als an seiner Seite auszuharren und auf den Tod zu warten … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Band eins einer tollen neuen Serie von der Autorin von „Vogelkäfig Syndrom“.

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[NEWS] Joyce Carol Oates: Die Verfluchten. Roman

VAMPIRE UND DÄMONEN IN PRINCETON – Joyce Carol Oates überrascht als Meisterin des Schauerromans!

Princeton 1905 – das Jahr des Fluches. Die beschauliche Universitätsstadt wird in ihren Grundfesten erschüttert, als Annabel auf der Schwelle zum Altar von einer dämonischen Gestalt entführt wird. Ihr Bruder Josiah macht sich auf die Suche und entdeckt das Grauen. Vampire treiben ihr Unwesen und reißen Princetons intellektueller Elite die Maske herunter. Woodrow Wilson, der Präsident der Universität, entpuppt sich als bekennender Rassist mit beachtlichem Drogenkonsum, und der Sozialist Upton Sinclair predigt die Gleichheit der Menschen, erniedrigt aber seine eigene Frau.

Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Gewalt gegen jeden, der anders ist: Das ist das wahre Gesicht der Dichter und Denker. Joyce Carol Oates zeigt sich in Höchstform, scharfzüngig und witzig.(Verlagsinfo)

Gebunden: 752 Seiten
Originaltitel: The Accursed
S. Fischer

Charlaine Harris – Vampirmelodie (Sookie Stackhouse 13)

Da ist er nun also: Der dreizehnte und letzte Band der Sookie-Stackhouse-Reihe. Vor dreizehn Jahren erschien das erste Buch um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse, die im kleinen Städtchen Bon Temps in einer Kneipe arbeitet und plötzlich an einen Vampir gerät. Damit nahm ihr bisher beschauliches Leben eine drastische Wende. Hatte sie sich bisher durch ihre Begabung (sie nennt es Behinderung) in zwischenmenschlichen Dingen geradezu gehandicappt gefühlt, lernt sie nun endlich zu leben – und zu lieben. Natürlich wird es auch zunehmend gefährlich, denn wie sich bald herausstellt, wird die Welt nicht nur von Vampiren bevölkert. Je mehr Bücher der Reihe erscheinen, desto mehr übernatürliche Wesen lernt der Leser kennen: Vampire, Werwölfe, Gestaltwandler, Dämonen, Hexen und Elfen.
Charlaine Harris – Vampirmelodie (Sookie Stackhouse 13) weiterlesen