Schlagwort-Archive: Vampir

Anne Rice – Die Mumie oder Ramses der Verdammte

Agile Mumien, dynamische Grufties

Die Mumifizierung des Abendlandes hat längst begonnen. Erst war da Stephen Sommers‘ Remake des Boris-Karloff-Klassikers „Die Mumie“ von anno Asbach, dann kam nach dem Riesenerfolg des Grabräuber-Spektakels die unvermeidliche Fortsetzung (und anschließend noch eine von 2004).

Doch vor Sommers sorgte bereits Vampirexpertin Anne Rice („Interview mit einem Vampir„) mit diesem Roman für erhöhtes Interesse an verstaubten Herrschaften der gruftigsten Dynastien. Ramses, der größten Pharaonen einer, spielt diesmal den Untoten und – wie könnte es anders sein? – ein hübsche Britin im heiratsfähigsten Alter ist sein willfähriges Opfer. Was soll da nur aus England werden, fragt man sich bang. Doch der Reihe nach.

Handlung
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E. B. S. Raupach / Marc Gruppe – Die Blutbaronin (Gruselkabinett Folge 14)

Vampirgrusel: Die Baronin saugt – die Damen seufzen

Burg Csejte um 1600: Baron Ferenc Nádasdy trauert, obwohl er mittlerweile ein zweites Mal verheiratet ist, noch immer seiner toten ersten Frau Elisabeth Báthory nach. Nacht für Nacht sucht er ihr Mausoleum auf und hadert mit seinem Schicksal. Ein Zauber könnte ihm die Geliebte ins Leben zurückbringen. Die weise Magierin warnt jedoch inständig vor diesem unheiligen Werk, denn es könnte Tod und Verderben über die Seinen bringen. Schließlich ist Elisabeth Báthory nicht irgendeine Gräfin. Sie ist als Blutbaronin in die Geschichte eingegangen.

Der Autor
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Charlene Teglia – Wächter der Lust (Shadow Guardians 1)

Verbotene Experimente in Liebe und Magie

Fünf Wächter an den Portalen zum Schattenreich.
Fünf Meister der Lust …
Das alte Buch vom Flohmarkt muss magische Kräfte besitzen: Als die junge Hexe Sybil es zu Hause ansehen will, ergreift es Besitz von ihr. Versehentlich öffnet sie eines der fünf Portale zum Schattenreich, eine Invasion böser Dämonen droht.

Doch seit grauer Vorzeit werden die Tore von fünf Wächtern der Liebesgöttin Innana bewacht. Um die Magie der Schatten in Sybils Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, müssen Drache, Werwolf, Dämon, Elf und Vampir sie in einen nie gekannten Sinnesrausch versetzen. Die erste Nacht verbringt sie mit dem Werwolf Kenric, der sie in ein Reich der animalischen Lüste entführt … (Verlagsinfo)

Die Autorin
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Laurell K. Hamilton – Zirkus der Verdammten (Anita Blake 3)

Anita Blake im Zirkus der Verdammten

Den Namen Anita Blake sollte man sich unbedingt merken. Die Heldin von Laurell K. Hamiltons Romanserie ist zwar jung und zart gebaut, passt aber ansonsten in kein gängiges Heldenschema. Ihrer Tätigkeit als Animator und Vampirjägerin geht sie nicht in kurzen Röcken und perfekten Frisuren nacht (wie wir das von einer ihrer Kolleginnen kennen, die hier unerwähnt bleiben soll), sondern kleidet sich am liebsten in Hosen und weite T-Shirts – weil man Waffen dort am besten verstecken kann. Anita arbeitet bei der Firma Animators Inc. und erweckt dort Tote wieder zum Leben, denn durch ihre besonderen Fähigkeiten als Totenbeschwörer hat sie Kontrolle über die kürzlich Verstorbenen.

Nebenbei fungiert sie beim Spukkommando – einer Polizeieinheit, die sich mit übernatürlichen Vorfällen befasst – als Beraterin. Bei seltsamen Morden wird sie hinzugezogen, um die verdächtigen Monster einzugrenzen. In „Zirkus der Verdammten“ hat es das Spukkommando mit einem Pack Vampire zu tun, das scheinbar im Rudel Menschen tötet. Nun sind Vampire zwar per Gesetz ganz normale Bürger der USA, doch töten dürfen sie natürlich trotzdem nicht.

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Hamilton, Laurell K. – Blutroter Mond (Anita Blake 2)

Anita Blake heißt die Heldin von Laurell K. Hamiltons Vampirreihe. Sie ist 24 Jahre alt, klein und zart gebaut. Doch schon in ihrer Kindheit stellte sich heraus, dass sie eine besondere Beziehung zu Toten hat: Sie kann sie beschwören, aus dem Grab holen und ihnen ihren Willen aufzwingen. Diese Eigenschaft ist, so seltsam das auch scheinen mag, in Hamiltons Welt eine begehrte Gabe. Anita arbeitet nämlich bei Animators Inc. Dort erweckt sie im wahrsten Sinne des Wortes Tote zum Leben – für Geld versteht sich -, damit die Angehörigen das Testament klären oder die letzten Abschiedsworte sprechen können.

Anitas Künste als Animator sprechen sich auch in St. Louis herum. So möchte sie der Millionär Harold Gaynor engagieren, um eine jahrhundertealte Leiche zu reanimieren. Doch für einen so alten Toten reicht das normale Opfer eines Huhns (auch schon blutig genug) nicht aus – ein Menschenopfer wäre erforderlich. Anita lehnt dies strikt ab, ist es doch nicht nur illegal, sondern natürlich auch unethisch.

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Wolfgang Hohlbein – Dunkel (Lesung)

Vampirjagd in Neuss

Ein actionreicher Vampirroman, den uns der deutsche Bestsellerautor da auftischt: komplett mit Zweikämpfen zwischen Vampyr und Vampjäger, die meist in irgendwelchen Wohnungen oder Anlagen stattfinden. Und stets spielen ein Fotoapparat (auch digital) und ein Spiegel eine wichtige Rolle …

Der Autor

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953, ist bekanntlich der erfolgreichste deutschsprachige Autor von Unterhaltungsliteratur für jugendliche und erwachsene Leser. Seine Heimatstadt Neuss zwischen Düsseldorf und Köln ist auch im Hörbuch Schauplatz des Geschehens.

Der Sprecher
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Laurell K. Hamilton – Bittersüße Tode (Anita Blake 1)

Anita Blake ist jung und schön. Sie hat einen knallharten Job: die Jagd nach gefährlichen Kriminellen und nach… Untoten. Anita Blake ist eine Vampirjägerin. In diesem ersten Band der New-York-Times-Bestsellerreihe macht uns Laurell K. Hamilton mit der ungewöhnlichen Vampirjägerin Anita Blake vertraut, die scharf wie ein angespitzer Pflock und raffiniert wie eine Silberkugel ist. Als der mächtigste Vampir der Stadt sie um ihre Hilfe bittet, muss sie sich ihren geheimsten Ängsten stellen … Laurell Hamilton ist die erfolgreichste Horror-Autorin in den USA. Ihre Mischung aus Erotik, Horror und Krimi fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. (Verlagsinfo)

Handlung
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Charlaine Harris – Vorübergehend tot. Vampir-Roman

Charlaine Harris’ „Vorübergehend tot“ mag mit seinem Cover wohl auch Männer neugierig machen. Denn da gibt es sowohl auf dem Buchdeckel als auch auf dem Rücken eindrückliche weibliche Reize zu sehen. Doch sollte Mann sich davon nicht locken lassen. „Vorübergehend tot“ ist nämlich ein reiner Frauenschmöker und Harris fährt sämtliche Geschütze auf, um ihre Leserinnen zu begeistern.

Handlung

Da wäre zunächst die erzählende Protagonistin Sookie Stackhouse. Sookie ist jung und hübsch – natürlich. Doch ihre „Behinderung“ hat ihr bisher alle Chancen im Leben verbaut. Sookie kann nämlich Gedanken lesen, weswegen sie weder eine höhere Bildung noch einen Mann hat. Ein ziemlicher Stimmungskiller sei das, wenn man die Gedanken des Mannes beim Sex hören müsse … Und so arbeitet Sookie als Kellnerin in einer kleinen Kneipe im provinziellen Städtchen Bon Temps und versucht sich ansonsten aus dem gesellschaftlichen Leben herauszuhalten.
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Birgit Erwin – Lichtscheu. Phantastischer Roman

Es ist ein kalter Novembertag und, wie sollte es auch anders sein, es regnet, wie es so ziemlich das ganze Jahr über in London der Fall ist. Dies ist der junge Priester genauso wenig gewohnt wie die Hektik, die auf den Straßen herrscht. Zu Hause im Vatikan hat es selten jemand eilig. Hinzu kommt, dass Matteo den Sinn seiner Reise nicht versteht. Wieso schickt man ihn nur für eine Taufe nach London?

Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen macht er sich auf den Weg, diesen Auftrag schnellstmöglich zu erfüllen. Am Zielort angekommen, beginnt er zu begreifen, dass mehr an der Sache dran ist, als man im sagte. Der zu taufende Wissenschaftler Victor Westcamp lebt eingesperrt in einem völlig dunklen Keller im Tower.
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Elizabeth Kostova – Der Historiker. Ein Vampirroman

Ein junges Mädchen findet in der Bibliothek ihres Vaters ein Konvolut mit vergilbten Briefen. Das Geheimnis um den Vater und das Schicksal der Mutter verbinden sich zu einem Drama, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Die Briefe fragen nach der Herkunft von Vlad dem Pfähler, dem Urbild der Dracula-Legende. Eine atemberaubende Suche in Klöstern, Bibliotheken und Archiven beginnt, bei der Grausamkeiten Draculas zutage treten, die sich bis heute fortsetzen… (Verlagsinfo)
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F.G. Loring – Sarahs Grabmal (Gruselkabinett Folge 182)

Die Lady aus der Gruft

Hagarstone 1841: Entgegen der eingravierten Warnung auf einer pompösen Grabplatte, die Totenruhe der dort Bestatteten keinesfalls zu stören, beginnt eine Gruppe Kirchen-Restaurateure damit, das Grabmal innerhalb des Gotteshauses zu versetzen. Ein bestialisch stinkender Nebel und das nächtliche Geheul eines Hundes sind die unheimlichen Folgen. Bald bemerken die Männer, dass der Leichnam in der Ruhestätte von Tag zu Tag frischer auf sie wirkt … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt sein Hörspiel ab 14 Jahren.

Der Autor
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E. F. Benson – Mrs Amworth (Gruselkabinett 102)

Vampirjagd: Der Tod ist nicht das Ende

1932 im Örtchen Maxley im ländlichen Sussex: der Pensionär Emmet Foster und der Professor im Ruhestand Francis Urbridge, Experte für alles Okkulte, sind Nachbarn in dem kleinen verschlafenen Städtchen, durch dessen Mitte die Landstraße führt, die London mit dem Küstenort Brighton verbindet. Mit dem Zuzug der mysteriösen Mrs. Amworth, die lange in Indien gelebt hat, beginnen merkwürdige Dinge in Maxley zu geschehen … (Verlagsinfo)

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Lord Byron / John William Polidori – Der Vampyr – Die Erzählungen (Hörbuch)

Die Geschichte der Langzähne

Juni 1816 am Genfer See, in der Villa Diodati, schauriges Wetter bringt auf dumme Gedanken: Der berühmt-berüchtigte englische Schriftsteller Lord Byron, sein Leibarzt Dr. Polidori, der bekannte Dichter Percy Shelley, dessen Geliebte Mary Wollstonecraft-Godwin (später Shelley) und deren Stiefschwester Claire Clairmont lesen Gespenstergeschichten.

Hierdurch inspiriert, hat Byron eine Idee: „Wir wollen jeder eine Geistergeschichte schreiben!“ Es kommt zu dem berühmten Wettstreit, aus dem Mary Shelleys „Frankenstein“ und „Der Vampyr“ hervorgehen. Das Besondere am „Vampyr“: Die Story wurde praktisch von Byron begonnen und von Polidori vollendet. Dumm nur, dass sich später niemand mehr an Polidori erinnern wollte.
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Polidori, John William / Byron, Lord George / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Vampir, Der (Gruselkabinett 30)

_Ursprung des Vampirmythos: der ewige Versucher_

England 1823: Percy Aubrey, der Spross einer noblen englischen Familie, begibt sich auf eine ausgedehnte Reise zu den Stätten der Antike. Sein Begleiter ist ein geheimnisvoller junger Mann, den er auf einem Ball in London kennengelernt hat und der ihn fasziniert: Lord Ruthven, ein notorischer Verführer, wie sich herausstellt – aber bei weitem nicht nur das …

Der Autor Polidori machte seinerzeit selbst mit Lord Byron Bekanntschaft und verarbeitete dessen Vorlage zu seiner Story „Der Vampir“. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

_Die Autoren_

|John William Polidori:|

John William Polidori wird 1795 in London geboren. Er geht auf ein kirchliches College in Yorkshire und studiert danach erfolgreich Medizin an der Universität von Edinburgh. Im Frühjahr des Jahres 1816 zieht er mit dem bereits sehr erfolgreichen Schriftsteller Lord Byron an den Genfer See. Nach ihrer Trennung im Herbst desselben Jahres arbeitet Polidori das beim Autorenwettstreit entstandene – und auf Eingebungen Byrons basierende – „Vampyr“-Bruchstück zur fertigen Geschichte aus, welche 1819 in einer englischen Zeitschrift veröffentlicht wird – wobei Byron als Ko-Autor genannt wird!

Es bleibt sein einziger erfolgreicher Versuch als Schriftsteller, denn seine Stücke und späteren Prosatexte werden fast durchweg abgelehnt. Er praktiziert danach wieder recht erfolglos als Arzt. Im August 1821 stirbt Polidori im Alter von nur 26 Jahren; vermutlich durch Selbsttötung mittels Gift.

|Lord Byron:|

Der berühmte englische Dichter Lord George Gordon Noel Byron (1788-1824), genannt Lord Byron (und unter Freunden „Albie“), stellte zeitlebens seine recht zwiespältige Natur zur Schau. Leidenschaftliche Liebe, ausschweifende Lebensfreude, Weltschmerz und Selbstmitleid kennzeichneten ihn. Seine als Belastung empfundene körperliche Behinderung durch ein verkrüppeltes Bein (ein Klumpfuß) kompensierte er durch gelebte Sinnlichkeit und diabolische Ablehnung von Teilen seiner Umwelt (so etwa Polidori).

Inzestverdacht sowie finanzielle Exzesse machten ihn 1816 in der englischen Gesellschaft zu einem Exoten und Außenseiter. 1824 entschloss er sich zur Reise nach Griechenland, um die Nation in ihrem Kampf gegen die Türken zu unterstützen. Er starb jedoch kurz nach der Landung an Malaria. Berühmt wurde er bereits durch sein Frühwerk »Childe Harold’s Pilgrimage« (deutsch »Ritter Harolds Pilgerfahrt«) von 1812, in dem er Erlebnisse auf einer Jahre zuvor unternommenen Mittelmeer- und Orientrundreise verarbeitet.

Das Urbild des Vampyrs erfand er bereits 1813 in seinem Versepos „The Giaour“ (Der Ungläubige). Die Stelle ist im Booklet abgedruckt: „Doch zunächst, als Vampir gesandt zur Erden, / Soll dein Leichnam dem Grab entrissen werden / Um sodann deine Geburtsstätte gespenstisch heimzusuchen / Und das Blut all deiner Artverwandten auszusaugen.“ (meine Übersetzung)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Percy Aubrey: Patrick Bach (Synchronstimme in „Silas“ und „Jack Holborn“)
Lord Ruthven: Christian Stark (‚Robin‘ in „Batman & Robin“, Justin Whalin)
Jane Aubrey: Kristine Walther
Onkel Henry: Jochen Schröder (James Cromwell, Lionel ‚Max‘ Stander)
Onkel Edgar: Kaspar Eichel (James ‚Scotty‘ Doohan)
Ianthe: Sarah Riedel (Teal ‚Louise Grant‘ Redmann in „Gilmore Girls“, Samaire ‚Emily‘ Armstrong in „Entourage“)
Wirt, Ianthes Vater: Bodo Wolf (Christopher Walken, William H. Macy)
Lady Hamilton: Anita Lochner (Miou-Miou, Isabelle Adjani, Samantha ‚Moneypenny‘ Bond)
Damen der Gesellschaft: Philine Peters-Arnolds (Joan Cusack) und Ursula Heyer (Joan Collins, ‚Lwaxana Troi‘)

Marc Gruppe schrieb wie stets das Buch und gemeinsam mit Stephan Bosenius setzte er es um. Die Aufnahme fand in den |Planet Earth Studios| und bei |Kazuya c/o Bionic Beats| statt. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

|PROLOG.|

Während Percy Aubrey seine Geschichte niederschreibt, wird es Mitternacht. Nun läuft die Eidesfrist ab, die ihn bisher daran gehindert hat, die Wahrheit zu sagen und seine Umgebung vor jenem Monster zu warnen, das drauf und dran ist, seine Familie ins Unglück zu stürzen: der Vampir.

(Binnenhandlung)

|London: die Begegnung|

Percy und seine Schwester sind nach dem Tod ihrer Eltern als Vollwaisen von ihren Vormündern Onkel Henry und Onkel Edgar aufgezogen worden. Doch weil sie auf dem Lande aufwuchsen, sind sie unvorbereitet auf die Schliche der Londoner Gesellschaft, in die Percy nun eintritt. Jane muss noch warten. Schon zerreißen sich die Klatschtanten das Maul über den hübschen jungen Mann, an den sie gerne ihre heiratsfähigen Töchter verschachern würden. Percy hält ebenso wenig von diesem Verhalten wie der hochgewachsene, gutaussehende junge Gentleman, der sich nun neben ihn stellt.

Der Mann stellt sich als Lord Ruthven (ausgesprochen [riwen]) vor und drückt seinen Abscheu in gewählten Worten aus, so dass Percy ihm seine Bewunderung nicht versagen kann. Der Lord umschmeichelt Percy und bietet ihm an, ihn auf der traditionellen Reise junger englischer Gentlemen zu begleiten, welche von jeher zu den Stätten der Antike führt, von denen ihre Schulen so schwärmen. Percy fühlt sich gebauchpinselt und sagt sofort zu. Endlich käme er mal raus aus diesem Land der Bēl und des Regens. Seine Vormünder geben ihr Plazet, und schon bald sieht er sich neben dem Lord auf der Fähre nach Calais stehen. Freiheit!

Der einzige Wermutstropfen ist der, dass Jane ihn schrecklich vermissen wird, wie sie zum Abschied sagte. Was Percy in Frankreich zunehmend Verdruss bereitet, ist die Vielzahl von Mädchen, die der Lord in wahlloser Abfolge zu vernaschen pflegt. Sein Freund scheint sich auch kein Gewissen daraus zu machen, jede Wirtstochter und jedes Dienstmädchen flachzulegen. Ganz im Gegensatz zu Percy, der kein einziges weibliches Wesen, das diese Bezeichnung verdient, auch nur anrührt. Zunehmend fühlt sich Percy in Gesellschaft seines Begleiters unwohl.

|Italien: der Bruch|

In Rom kommt es zum Bruch. Zwei Briefe warten schon auf Percy. Seine Vormünder warnen ihn vor dem schlechten Leumund des Lords, der eine Spur der Verwüstung unter den jungen Damen hinterlassen haben muss. Und die liebe Jane sehnt sich nach Percys baldiger Rückkehr. Percy schreibt ihr, wie der Lord die junge Tochter des Hauswirts bereits verführt habe. Für Marias Zukunft erwarte er nichts Gutes. Er protestiert gegenüber dem Lord gegen dessen verwerfliches Betragen. Das habe mit Liebe sicher nichts zu tun. Lord Ruthven ist ungerührt und bietet Percy einen „Anteil“ an Maria an: eine reife Frucht, die es zu pflücken gelte. Percy lehnt entrüstet ab und warnt insgeheim die Eltern Marias vor der Gefahr, bevor er abreist.

|Griechenland: der Vampir|

Percy erholt sich in der griechischen Natur und tut zugleich etwas für seine Bildung. Die Ruinen antiker Stätten besucht er regelmäßig, gerne an der Hand von Ianthe, der hübschen, freundlichen Tochter seiner Wirtseltern. Als die Nacht hereinbricht und sie immer noch nicht zu Hause sind, warnt sie ihren Begleiter ängstlich vor den Gefahren der Umgebung. Nicht die Räuber und Wegelagerer gelte es zu fürchten, sondern den Vampir, der hier vor Jahren sein Unwesen getrieben habe.

Er lebte in seiner Höhle und zahlreiche junge Frauen fielen ihm zum Opfer, berichtet Ianthe. Der Vampir verlängerte sein Leben, indem er das Blut der Jungfrauen trank. Und als sie ihn beschreibt, ersteht vor Percys geistigem Auge das Gesicht von Lord Ruthven, dem Schürzenjäger. Ein großer Schreck fährt ihm in die Glieder, und er verspricht, Ianthe vor diesem Ungeheuer zu beschützen und der Vampirhöhle fernzubleiben.

Sogleich schreibt er seiner Schwester Jane über seinen Verdacht, um sie zu warnen. Ianthes Eltern bestätigen ihre Geschichte, doch das hält ihn keineswegs davon ab, weiterhin Spaziergänge zu unternehmen. Diesmal kann seine Freundin nicht mitkommen. Als ein Gewitter aufkommt, ist es bereits später Abend. Der Regen rauscht herab, und Percy sucht Unterschlupf. Im Licht eines Blitzes erblickt er eine Höhlenöffnung. Ist es die Vampirhöhle? Das ist ihm im Augenblick gleichgültig, solange er nur trocken bleibt.

Da hört er ein Wimmern und Flüstern in der Tiefe der Höhle. Ianthes Stimme erschallt, als sie ihn vor der Gefahr warnt, die ihm droht. Er attackiert ihren Peiniger, der sie gepackt hält, doch der Typ lacht bloß hämisch, bevor er zusticht und an Percy vorbeihuscht, hinaus in die regnerische Nacht. Percy hört Ianthes Vater nach ihr rufen. Gemeinsam suchen sie das Mädchen. Weiter hinten in der Höhle finden sie sie tot vor. Entsetzt fragen sie sich, wer das getan haben mag. Da entdeckt Percy nicht nur den verzierten Dolch, sondern auch die Bisswunden am Hals der Toten. Der Vampir ist zurück!

_Mein Eindruck_

Die Begegnung mit dem Vampir ist nur die nächste Runde in Percys Ringen mit dem teuflischen Treiben des Gegners, den er in Lord Ruthven hat. Dieser Lord ist völlig ohne Gewissen, was ihn umso gefährlicher macht. In dieser Geschichte wird erstmals der Mythos vom unsterblichen Vampir erzeugt, wie wir ihn heute kennen und als bekannt voraussetzen. Ironisch, dass der Vampir ausgerechnet in Griechenland, der Wiege von Philosophie und Demokratie, auftaucht. Er spiegelt die dunkle Seite der klassischen Aufklärung wider.

Doch für Polidori war der Vampir mehr als ein aristokratischer Übermensch, der den Tod überwunden hat. Er ist ein Fluch, der über die Menschheit gekommen ist: ein Wesen, das ewige Jugend gewinnt, indem es sich vom Lebenssaft junger Damen ernährt. Der Fluch entspringt dem Glauben, man könne die Sterblichkeit überwinden, aber nicht, wie von der Kirche gepredigt, durch Aufgehen der Seele in Gott, sondern durch ewiges Wandeln dieser Seele auf Erden. Dadurch ist der Vampir zutiefst unchristlich, weil er ein Jenseits nicht nur leugnet, sondern es zudem von sich weist. Für einen Schriftsteller christlichen Glaubens (wie auch Leser) wird der Vampir so automatisch zum Antichristen.

Für Percy Aubrey, das Alter Ego des Autors Polidori, ist es selbstverständlich, dass er den Kampf gegen dieses Wesen aufnimmt. Doch er selbst ist zwiegespalten und lässt sich von Lord Ruthven ein zweites Mal täuschen. Das führt dazu, dass Ruthven ihn im Sterben schwören lässt, sein Geheimnis für ein Jahr zu bewahren. Diese Frist erweist sich als verhängnisvoll, denn wenn er den Schwur einhält, kann er seine Umgebung nicht vor der möglichen Gefahr warnen. Folglich hält man ihn für verrückt – das Schicksal eines jeden Propheten.

Als er erfährt, dass seine Schwester einen gewissen Earl of Marston heiraten will und dieser mit seinem Erzfeind identisch ist, stürzt seine Welt zusammen. Die Frage ist aber, nach welcher Logik die Fristen eingehalten werden. Während sich Percy an seinen Schwur gehalten hat, ist dies Ruthven nicht eingefallen, wie sein freches Auftreten vor Ablauf der Frist beweist. Ruthven ist also auch nicht von seiner Wiederkehr her an die Frist gebunden – er ist wirklich unsterblich. Jedenfalls solange er seine Nahrung bekommt.

Das dramatische Finale läuft nun erwartungsgemäß darauf hinaus, die nichts ahnende Jane vor dem Mörder zu bewahren, vor dem Percy sie gewarnt hat. Es soll nicht verraten werden, ob Percy und seine Helfer noch rechtzeitig eintreffen.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Patrick Bach spricht seinen Percy als anfangs naiven, aber zunehmend energischen jungen Mann, der offenbar in dem Wahn gefangen ist, er werde von einem Unwesen namens „Vampir“ verfolgt. Kein Wunder, dass Schwesterherz Jane – sehr zärtlich: Kristine Walther – sich große Sorgen um ihn macht.

Lord Ruthven ist ein Wesen mit zwei Gesichtern und verlangt darum eine besondere Darstellung. Das sollte man erwarten, doch Christian Stark erhält nur selten Gelegenheit, der hellen Seite Ruthvens einen sinistren Unterton zu verweilen. Das passiert beispielsweise auf dem Ball, auf dem der Lord Percy kennenlernt. Er warnt diesen davor, er könne seine Unschuld verlieren.

Doch wenn der Vampir erscheint, ist vom feinen Lord rein gar nichts wiederzufinden. Das ist ein wenig schade. Die Dramaturgie muss zu einem Notbehelf greifen, indem sie den Vampir aus dem Off sprechen lässt, als befinde er sich im Unterbewusstsein von Percy. Mit diesem etwas altmodischen Kniff gelingt es dem Hörspiel, dem Vampir das letzte Wort zu überlassen: Er macht Percy das ewige Leben zum Geschenk – aber das setzt eben die Missachtung aller Gebote für das Leben eines Sterblichen voraus.

So wird der Vampir nicht nur zum Fluch, sondern auch zum Versucher – eine Verkörperung des Bösen. Kein Wunder, dass der Vampir hämisch lacht, und zwar so oft, dass es schon wieder zum Klischee wird. Das fand ich nicht besonders elegant, sondern reichlich plump.

|Musik|

Auffallend ist die Häufung von Walzer-Rhythmen, die offenbar zum Standard einer Abendgesellschaft in England gehörten, wenn es nach den Machern geht. Walzer signalisieren Fest, Tanz und Fröhlichkeit – kein Wunder, dass Jane ganz außer Atem gerät. Diesen Festen stehen die Vampirszenen sowie die Seelenqualen Percys gegenüber, die völlig anders instrumentiert sind: mit düsteren Streichern und unheilkündenden Chören.

Die Musik gibt also sehr genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und ist mit klassischem Instrumentarium produziert. Für klassische Stoffe werden in der Regel keine Synthesizer verwendet, mit der Ausnahme des Prologs. Dieser ist mit einer melancholischen Kadenz aus dem elektronischen Instrumentarium unterlegt.

Die Musik steuert nicht nur die Emotionen des Publikums auf subtile Weise, sondern bestreitet auch die Pausen zwischen den einzelnen Akten. Dann stimmt sie das Publikum auf die „Tonart“ des nächsten Aktes ein. Heitere Klänge wie etwa ein Tamburin oder helle Glocken wechseln sich mit düsteren Passagen ab, die von Streichern und Chören bestritten werden. Mitunter sind sehr tiefe Bässe zu hören, die Unheil verkünden. Als Ruthven erstmals erscheint, so wird dies mit einem Gongschlag begleitet.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem realistischen Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Szenen dicht und realistisch aufgebaut. Bemerkenswert ist der ständige Wechsel zwischen heiter gestimmten Landszenen, etwa in Griechenland, die mit Vogelgezwitscher unterlegt sind, und düsteren Szenen, in denen der Vampir auftritt. Dann kracht regelmäßig der Donner, und Regen rauscht hörbar. Nächtliche Gefahr kündet regelmäßige der dunkle Ruf des Käuzchens an – keine Nachtigallen für Percy und seine Ianthe.

|Das Booklet|

… enthält im Innenteil lediglich Werbung für das Programm von |Titania Medien|. Auf der letzten Seite finden sich die Informationen, die ich oben aufgeführt habe, also über die Sprecher und die Macher. Die Titelillustration von Firuz Akin auf dem Schubereinband fand ich wieder einmal sehr passend und suggestiv. Aber den Vampir hätte ich mir etwas weniger blauhäutig vorgestellt. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 14 Jahren.

Diesmal sind in einem zusätzlichen Katalog Hinweise auf die nächsten Hörspiele zu finden:

Nr. 31: Rudyard Kipling: Die Gespenster-Rikscha (November)
Nr. 32 + 33: Barbara Hambly: Die Jagd der Vampire (2 CDs, erscheint im März 2009)
Nr. 34: F.M. Crawford: Die obere Koje (erscheint im April 2009)
Nr. 35: Bram Stoker: Das Schloss des weißen Lindwurms (erscheint im April 2009)
Nr. 36+37: Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray (erscheint im Herbst 2009)

_Unterm Strich_

Die Story ist dramatisch und geschickt auf dramaturgische Höhepunkte verteilt. Das Finale sieht einen Wettlauf um Leben und Tod. Der Vampir erscheint als ein fremdes Wesen, das nicht der menschlichen Rasse angehört. Und doch handelt es sich um die zweite Natur des adeligen Lord Ruthven, ein Raubtier in Menschengestalt. Es ist das überspitzte Zerrbild von Lord Byron, dem berühmt-berüchtigten Verführer.

Neben Frankensteins Ungeheuer ist der Vampir die wichtigste Ausgeburt jener Gespensternacht des Jahres 1816 am Genfer See. Erst Bram Stoker sollte dem Vampir-Mythos die wichtigsten Konturen verleihen, einem Mythos, der uns heute so geläufig ist wie die Grimmschen Märchen. In Polidoris Fassung findet man die Urversion.

Mehr dazu in der Hörspielbesprechung von [„Der Vampyr oder Gespenstersommer am Genfer See“. 525

|Das Hörspiel|

Ich selbst kenne diese Geschichte inzwischen aus den beiden Hörbüchern, die Andreas Fröhlich mitgestaltet hat. Der Unterschied ist jedoch sehr deutlich. Wo sich Fröhlich & Gustavus auf den AUTOR konzentrieren, legt das vorliegende Hörspiel den Schwerpunkt ganz auf die GESCHICHTE. Es weiß nichts von seinem Schöpfer und seinen Lebensumständen.

Dadurch ist es ironischerweise zugleich unterhaltsamer als auch belangloser als die Fröhlich-Fassung. Belanglos in dem Sinne, als die literaturhistorische Relevanz des Textes überhaupt keine Rolle spielt. Der Text steht für sich allein, und für anspruchslose Hörer genügt dies vollauf: Er ist spannend und dramatisch, romantisch und an drei Stellen sogar actionreich – was will man mehr?

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Wer jedoch mit Melodramatik absolut nichts am Hut hat, sich aber trotzdem zünftig gruseln will, der sollte zu härterer Kost greifen.

|Basierend auf: The Vampire, ca. 1818
60 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3638-8|

Home – Atmosphärische Hörspiele


http://www.luebbe-audio.de

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)
[„Der Glöckner von Notre-Dame“ 5399 (Gruselkabinett 28/29)

Akaza Samamiya – Bloody Mary 01

Inhalt

Stille deinen unsterblichen Hunger!

Bloody Mary ist es leid, seit 400 Jahren als Vampir durch die Städte zu streifen. Doch Knoblauch, Pflöcke und das Sonnenlicht können ihm nichts anhaben. Als er erfährt, dass der legendäre Ichiro Rosario di Maria lebt, hofft er, durch dessen »Macht des Exorzismus« endlich sterben zu können. Allerdings hat Maria diese Macht noch gar nicht erlangt und Bloody Mary bleibt nichts anderes übrig, als an seiner Seite auszuharren und auf den Tod zu warten … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Band eins einer tollen neuen Serie von der Autorin von „Vogelkäfig Syndrom“.

Akaza Samamiya – Bloody Mary 01 weiterlesen

[NEWS] Joyce Carol Oates: Die Verfluchten. Roman

VAMPIRE UND DÄMONEN IN PRINCETON – Joyce Carol Oates überrascht als Meisterin des Schauerromans!

Princeton 1905 – das Jahr des Fluches. Die beschauliche Universitätsstadt wird in ihren Grundfesten erschüttert, als Annabel auf der Schwelle zum Altar von einer dämonischen Gestalt entführt wird. Ihr Bruder Josiah macht sich auf die Suche und entdeckt das Grauen. Vampire treiben ihr Unwesen und reißen Princetons intellektueller Elite die Maske herunter. Woodrow Wilson, der Präsident der Universität, entpuppt sich als bekennender Rassist mit beachtlichem Drogenkonsum, und der Sozialist Upton Sinclair predigt die Gleichheit der Menschen, erniedrigt aber seine eigene Frau.

Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Gewalt gegen jeden, der anders ist: Das ist das wahre Gesicht der Dichter und Denker. Joyce Carol Oates zeigt sich in Höchstform, scharfzüngig und witzig.(Verlagsinfo)

Gebunden: 752 Seiten
Originaltitel: The Accursed
S. Fischer

Charlaine Harris – Vampirmelodie (Sookie Stackhouse 13)

Da ist er nun also: Der dreizehnte und letzte Band der Sookie-Stackhouse-Reihe. Vor dreizehn Jahren erschien das erste Buch um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse, die im kleinen Städtchen Bon Temps in einer Kneipe arbeitet und plötzlich an einen Vampir gerät. Damit nahm ihr bisher beschauliches Leben eine drastische Wende. Hatte sie sich bisher durch ihre Begabung (sie nennt es Behinderung) in zwischenmenschlichen Dingen geradezu gehandicappt gefühlt, lernt sie nun endlich zu leben – und zu lieben. Natürlich wird es auch zunehmend gefährlich, denn wie sich bald herausstellt, wird die Welt nicht nur von Vampiren bevölkert. Je mehr Bücher der Reihe erscheinen, desto mehr übernatürliche Wesen lernt der Leser kennen: Vampire, Werwölfe, Gestaltwandler, Dämonen, Hexen und Elfen.
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Dan Wells – Sarg niemals nie

„Sarg niemals nie“ wirbt im Klappentext mit dem Spruch: „Ein Sarg. Ein Pflock. Ein Bestseller“, und teilt dem potenziellen Leser damit auf nicht gerade subtile Art und Weise mit, dass es um Vampire geht und sich das Buch wie geschnitten Brot verkauft. Was wohl eine Aussage zur Qualität des Romans sein soll. Allerdings trifft dies auf fast jedes Druckerzeugnis zu diesem Thema zu und so bleibt es dem Leser überlassen, auf den recht schnell weggelesenen 300 Seiten festzustellen, dass er mit diesem neuen Roman von Dan Wells ein echt überflüssiges Produkt in den Händen hält.

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Gabel, Claudia – Dein Blut auf meinen Lippen

„Dein Blut auf meinen Lippen“ klingt irgendwie nach einem süßlichen Liebesroman für die Hausfrau fortgeschrittenen Alters, die sich in ihrer Freizeit gern in die Arme eines gutgebauten (und doch romantisch veranlagten) Mannes träumt. Tatsächlich kommt man dem Kern der Sache näher, wenn man sich den amerikanischen Originaltitel ansieht, der ziemlich eindeutig benennt, worum es in dem Roman von Claudia Gabel geht: „Romeo & Juliet & Vampires“. Und damit ist eigentlich auch schon alles Wichtige gesagt. Erwähnenswert ist vielleicht außerdem, dass es sich um ein Jugendbuch handelt – erwachsene Leser sollten also keine tiefschürfenden Erkenntnisse erwarten, weder zu „Romeo und Julia“ noch zu Vampiren.

„Dein Blut auf meinen Lippen“ lässt sich dem gerade boomenden Genre des Mashups zuordnen. Die zugrundeliegende Idee ist, dass ein Autor sich einen existierenden Text vornimmt (in diesem Fall Shakespeares „Romeo und Julia“) und ihm ein neues (in der Regel fantastisches) Element hinzufügt – hier sind es Vampire. Dadurch erhält der eventuell angestaubte, da gemeinfreie, Text frischen Pepp und wird unter neuen Gesichtspunkten und mit anderen Schwerpunkten durch den Autor uminterpretiert. Das wohl bekannteste Beispiel für ein Mashup ist Seth Grahame-Smiths „Stolz und Vorurteil und Zombies“. Und ja, oftmals sind die Titel tatsächlich so einfallslos, wohl damit der geneigte Leser sofort erkennen kann, womit er es zu tun hat.

„Dein Blut auf meinen Lippen“ folgt also mehr oder weniger der Handlung von Shakespeares großer Tragödie, allerdings mit einigen tiefgreifenden Veränderungen. Zunächst einmal wird die Handlung nach Transsilvanien verlegt, was ziemlich seltsam wirkt, da trotzdem alle Personen italienische Namen tragen. Julia Capulet ist die Tochter einer ruchlosen und einflussreichen Vampirdynastie. In den vergangenen Jahren haben die Capulets mit Freude die transsilvanische Landbevölkerung buchstäblich ausgesagt, geduldet vom walachischen Landesfürsten Vlad. Dieser wurde nun jedoch gestürzt und sein Bruder Radu möchte für Frieden im Land sorgen. Deshalb verbietet er den Capulets, Menschen auszusaugen. Er verbietet ihnen auch bei Todesstrafe, mit ihren Erzfeinden, den Montagues, aneinanderzugeraten. Diese sind – kaum überraschend – Vampirjäger.

Die Capulets versuchen nun mit allen Mitteln, ihren Einfluss zu sichern. Dazu geben sie einen großen Ball, um Graf Paris zu umschwärmen und ihm ihre Tochter anzubiedern. Denn Paris genießt bei Radu großes Ansehen und könnte so die Interessen der Capulets vertreten. Doch Julia will von Paris nichts wissen. Sie ist ohnehin von ihrer Familie und deren fehlender Moral genervt. Zu ihrem sechszehnten Geburtstag wird sie sich in einen vollwertigen Vampir verwandeln, doch sie hadert mit ihrem Schicksal – schließlich will sie keineswegs Menschen töten! Die Situation spitzt sich zu, als sie auf dem Ball Romeo kennenlernt – einen Menschen und Vampirjäger. Die beiden verlieben sich sofort unsterblich und heiraten praktisch sofort. Doch kann eine Liebe zwischen Vampir und Vampirjäger Bestand haben? Kann Romeo akzeptieren, was aus Julia wird? Kann sie es selbst?

Keine Sorge, „Dein Blut auf meinen Lippen“ beantwortet all diese Fragen wohlwollend und in klarer Übereinstimmung mit den aktuellen Trends in der Vampirliteratur. Dass Claudia Gabel am Ende drastisch von Shakespeares Auflösung der Geschichte abweicht, ist vermutlich der größte Fauxpas, den sie sich leistet. Jugendliche Leser werden sicher begrüßen, dass Romeo und Julia schlussendlich nicht ihr Leben für die Versöhnung ihrer Familien aushauchen. Shakespeare-Fans werden wohl aufgrund solch schändlicher Abweichung vom großen Barden das Buch mit einem bitteren Nachgeschmack zuklappen.

Ansonsten kommt „Dein Blut auf meinen Lippen“ recht geradlinig daher: Alle wichtigen Handlungspunkte von Shakespeares Drama werden abgearbeitet: Das Fest, die Balkonszene, die Hochzeit, das Duell, Julias scheinbarer Tod. Abgearbeitet ist hierbei ein wichtiges Stichwort, denn oft hat man als Leser den Eindruck, vieles würde schnell und mit einigem Desinteresse abgehandelt. Dass sich Claudia Gabel entschlossen hat, ein Drama in einen Prosatext umzuschreiben, ist eine große Chance, die sie leider viel zu oft ungenutzt verstreichen lässt. Emotionen und Motive werden kaum ergründet, stattdessen dümpelt der Roman an der Oberfläche jugendlicher Liebe, ohne je wirklich tiefes Gefühl vermitteln zu können. Das liegt sicher auch an der sehr einfachen Sprache des Textes, der oftmals wie eine Schreibübung ohne einen Funken Inspiration klingt. So erscheint „Dein Blut auf meinen Lippen“ irgendwie unentschlossen: Auf der einen Seite verfährt der Roman mit der überlebensgroßen Vorlage lieblos und ohne rechte Sympathie. Andererseits gibt es zu wenige wirklich zündende Ideen der Autorin, die dem Stoff eine neue Richtung geben würden. Dadurch kann man sich nie ganz des Eindrucks erwehren, dass man auch einfach das Original hätte lesen können.

_“Dein Blut auf meinen Lippen“_ eignet sich sicherlich für jugendliche Leser, denen man Shakespeare schmackhaft machen will – Baz Luhrmanns farbenprächtige Verfilmung des Stoffes erzielt allerdings sicherlich denselben Effekt und vermittelt außerdem noch die Einzigartikeit des Shakespeare’schen Sprache – etwas, das Gabels Buch (bis auf wenige Zitate) komplett vermissen lässt. Für erwachsene Leser bietet der Roman wenig Spektakuläres und eignet sich höchstens für einen verregneten Nachmittag.

|Taschenbuch: 240 Seiten
Originaltitel: Romeo & Juliet & Vampires
ISBN-13: 978-3499257032|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

Meydan, Lena – Clan der Vampire

Lena Meydan – das klingt wie eines dieser Fantasy-Pseudonyme, unter denen amerikanische Autorinnen ihre Vampirromanzen unters lesende Volk bringen. Und tatsächlich ist Lena Meydan – entgegen der Tatsache, dass es eine Webseite mit Kurzbio und Steckbrief gibt – ein Pseudonym, hinter dem sich die drei russischen Schriftsteller Alexey Pehov, Elena Bitschkowa und Natalja Turtschaninowa verbergen. Eigentlich ein unnötiger Schachzug, genießt russische Fantasy hierzulande doch spätestens seit der Wächter-Trilogie einen durchaus guten Ruf. Außerdem heißt es über Lena Meydans Roman „Clan der Vampire“, er sei für den internationalen Markt umgeschrieben worden. Man dachte wohl, sich auf dem internationalen Parkett dem momentan gängigen niedrigen Niveau wenigstens annähern zu müssen. Glücklicherweise ist das nicht gelungen. Denn auch wenn der englische Titel „Twilight Forever Rising“ das Buch mit Gewalt in die Meyer-Ecke drängen will und auch der deutsche Klappentext versucht, das Gewicht auf die Liebesgeschichte zu legen, so handelt es sich bei „Clan der Vampire“ doch keineswegs um eine rührselige Vampirschmonzette. Wer also aufgrund des Marketings die Finger von diesem Roman lässt, verpasst unter Umständen ein gutes Buch.

Tatsächlich hat „Clan der Vampire“ (der russische Originaltitel ist „Kindret“) dafür einiges mit dem Rollenspiel „Vampire – The Masquerade“ zu tun. Diese geistige Verwandtschaft tragen die drei Autoren als Banner offensichtlich auf dem Buchdeckel: „Kindred“ (bzw. deutsch „Clan der Vampire“ – dafür ein Bonuspunkt für die korrekte deutsche Übersetzung) war eine kurzlebige Serie, die auf dem Rollenspiel fußte. Dass Vampire sich in Clans, also bestimmte Familien, unterteilen, die verschiedene Eigenschaften besitzen und sich in menschliche Politik und Wirtschaft einmischen, ist der gedankliche Grundpfeiler des Romans. Protagonist ist Darrel Dachanawar, ein Telepath, der für seinen Clan andere Vampire, aber gern auch menschliche Geschäftspartner aushorcht. Während die Moskauer Vampire – oder Blutsbrüder, wie sie sich selbst nennen – menschliche Emotionen und Handlungsmuster kaum noch nachvollziehen können, hält sich Darrel gern in der Welt der Menschen auf. Dabei begegnet ihm Lorraine, mit der ihn bald eine zarte Romanze verbindet. Doch eine Verbindung zwischen einem Menschenmädchen und einem Vampir kann nicht lange gut gehen. Schon gar nicht, wenn die Balance der verschiedenen Familien ohnehin gestört ist und jeder mit geschickt eingefädelten Intrigen versucht, die Oberhand zu gewinnen.

Doch „Clan der Vampire“ handelt nicht nur von Darrel. Seine Geschichte ist zwar der rote Faden, der sich durch den Roman zieht. Doch daneben erfährt der Leser noch ganz viel über andere Vampirfamilien und deren Oberhäupter. Die Erzählperspektive wechselt häufig. Mal folgt man Miklosch Balsa, dem Oberhaupt der Tschornis, mal Paula, einer Feriartos. Zusammen ergeben all diese Geschichten dann ein großes Mosaik. Das heißt aber auch, dass sich die Handlung nur langsam entschlüsselt. Als Leser muss man Geduld mitbringen. Nicht nur braucht es eine Weile, bis man all die verschiedenen Familien und ihre wichtigsten Figuren auseinanderhalten kann, auch spielen sich viele Handlungsstränge parallel ab und ergeben erst am Ende des Buches Sinn. Wer diese Geduld aufbringt wird allerdings belohnt: „Clan der Vampire“ ist – trotz der abgekupferten Grundidee – ein originelles und vor allem spannendes Buch. Und gerade die zahlreichen Erzählperspektiven stellen sicher, dass jeder Leser einen Charakter findet, der ihn persönlich anspricht.

So gibt es zwar durchaus eine Liebesgeschichte zwischen Darrel und Lorraine, doch diese ist eben nur ein kleines Mosaiksteinchen im großen Ganzen – „Clan der Vampire“ ist keineswegs ein Liebesroman. Mancher Leser interessiert sich vielleicht eher für Miklosch, das schmale, blonde Oberhaupt der Tschornis, der gern komponiert und einen Hygienetick hat, aber gleichzeitig unglaublich brutal sein kann und sich eine ganze Armee von Söldnern hält. Oder vielleicht doch lieber Christoph, der französische Ritter, der in einer Wohnung lebt, die er alle drei Monate komplett umräumt und der Leichen wiederwecken kann. Jede Figur wird mit der gleichen Liebe zum Detail dargestellt – niemand ist einfach nur gut oder böse, einfach nur schwarz oder weiß. Und es ist genau diese differenzierte Darstellung, die „Clan der Vampire“ so lesenswert macht.

Was ein wenig zu kurz kommt – gerade für einen deutschen Leser – ist das Setting. „Clan der Vampire“ spielt in einem fast kontemporären Moskau (die russische Originalausgabe gibt über jedem Kapitel einen Tag im Jahr 2004 an, in der deutschen Ausgabe wurde diese genaue zeitliche Verortung weggelassen). Leider jedoch spielt Moskau als Ort der Handlung kaum eine Rolle und wäre, wenn nicht einige bekannte Gebäude oder Straßen erwähnt würden, sogar vollkommen austauschbar. Stattdessen entführen die Autoren in Clubs und Restaurants, die so hipp und beliebig sind, dass sie sich auch in jeder anderen Großstadt dieser Welt befinden könnten. Das ist ein bisschen schade, würde ein gut beschriebener Handlungsort doch ungemein zur Atmosphäre des Romans beitragen. Vampire in einem finsteren Moskau? Wer kann da widerstehen?

Natürlich muss auch dazu gesagt werden, dass dieser Roman der Auftakt zu einer Tetralogie ist. Deshalb endet „Clan der Vampire“ mit einem ordentlichen Cliffhanger. Das Autorentrio hat sich viel Zeit genommen, eine Romanwelt aufzubauen und zu gestalten. Wie im Schachspiel werden die verschiedenen Figuren platziert und zueinander in verschiedenen Beziehungen gestellt. Im Verlauf des Romans gibt es erste Schachzüge, doch wird sich erst in den Fortsetzungen zeigen, in welche Richtung das Spiel sich entwickelt. Die Familien stehen am Beginn eines Kriegs um die Vorherrschaft. Wer daraus als Sieger hervorgeht, wird sicher erst der vierte Band zeigen. Hoffen wir, dass der deutschsprachige Markt nicht zu lange auf die Fortsetzungen warten muss. Es passiert heutzutage schließlich nicht mehr allzu häufig, dass originelle, düstere und unterhaltsame Vampirliteratur veröffentlicht wird. Ein echter Pageturner!

|Taschenbuch: 560 Seiten
Originaltitel: Kindret, Krownye bratja
ISBN-13: 978-3453266902|
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