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Hohlbein, Wolfgang – Paulus-Evangelium, Das

_Trash as trash can: Wildwest in Jerusalem_

Der Garten Gethsemane am Vorabend von Jesu Kreuzigung: Jehuda verrät Jehoschua von Nazareth, den Messias …

Marc und Guido hacken sich in den Zentralrechner des Vatikans. Doch sie können nichts mit der Computersimulation von Jehudas Verrat an Jesus anfangen, die plötzlich über ihren Bildschirm flimmert. Ganz im Gegensatz zu Kardinal di Milani, der in den verborgenen Kellern der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo die gleiche Szene zum ersten Mal zu Gesicht bekommt. Als der Kardinal die elektronische Präsenz der beiden deutschen Hacker bemerkt, lässt er sie jagen. Sie sind unvermittelt in eine unglaubliche Intrige verstrickt und müssen erkennen, dass es noch Geheimnisse gibt, die zu kennen Kopf und Kragen kosten kann.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

_Der Sprecher_

Sascha Rotermund, geboren 1974 in Westfalen, studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover Schauspiel und hatte sein erstes festes Engagement am Theater Magdeburg. Auch auf den Bühnen in Bremen, Lübeck und Hannover gastierte er. Rotermund hat sich laut Verlag als Synchronsprecher bereits einen Namen gemacht, zum Beispiel als Michael Bluth (Jason Bateman) in der Serie „Arrested Delvelopment“.

_Handlung_

In dem Keller unter der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo ist es erst 16:04 Uhr, doch in dem Film, der über den wandbreiten Flachbildschirm flimmert, ist es bereits Nacht. Eine Kohorte römischer Soldaten rückt unter dem Kommando des Zenturio Malchus in den Garten Gethsemane bei Jerusalem vor. Ihr einheimischer Führer ist ein gewisser Jehuda, auch als Judas bekannt, den ein greiser jüdischer Priester begleitet. An einer Hausmauer gibt Malchus Jehuda 30 Silberlinge, der Priester muss zurückbleiben.

Die Soldaten ziehen die Waffen und betreten den Innenhof des Hauses, in dem derjenige, der den Frieden predigt, mit seinen Jüngern zusammensitzt. Jehuda bezeichnet den, der Jesus genannt wird, mit einem Kuss. Malchus stellt „Jesus“ zur Rede, der ihm jedoch Widerrede gibt. Er widersetzt sich der Festnahme und droht Malchus sogar. Als der Zenturio ihn mit dem Schwert angreift, wehrt „Jesus“ den Angriff ohne Mühe ab und entwaffnet Malchus. Zwei Legionären ergeht es nicht besser. Dieser angeblich friedliebende Prediger scheint ein ausgebildeter Krieger zu sein! Erst unter der Attacke von drei weiteren Legionären geht „Jesus“ zu Boden und wird von Malchus zusammengeschlagen. Das Bild verblasst …

Kardinal Di Milani ist zufrieden. Aber er sorgt sich, dass irgendjemand den computeranimierten Film, den er gestalten ließ, woanders sehen könnte. Sein PC-Techniker Ramón beruhigt ihn, dass das System, das der NSA-Techniker Forsythe installiert habe, absolut zugriffssicher sei. Beruhigt fliegt Di Milani nach Herkulaneum, wo er den deutschen Archäologen Beresch trifft. Dieser hat ein Pergament gefunden und entziffert, das in einer längst ausgestorbenen Sprache abgefasst ist, die nur er lesen kann. Als Di Milani verlangt, dass dieses Paulus-Evangelium geheimgehalten werden müsse, protestiert Beresch, indem er erwidert, die Öffentlichkeit habe ein Anrecht auf die Kenntnis von diesem Pergament. Einen Bestechungsversuch lehnt Beresch verächtlich ab. Als Di Milani geht, gibt er seinem Assistenten Alberto einen Wink. Beresch soll schweigen, und zwar für immer …

In einem Vorort von Köln speichern zwei Mitarbeiter einer Internet-Sicherheitsfirma namens |NetProtect| den Film DiMilanis auf eine DVD. Der gewissenhafte Mark Schreiber, 28, und der chaotische, aber kreative Guido Senner haben mittels Spyware die Datenbank des Vatikans in Castelgandolfo geknackt. Dass das Eindringen über das Stromnetz so einfach sein könnte, hätten sie auch nicht gedacht. Während Guido von den Millionen träumt, die er mit dem Film verdienen könnte, trabt er mit Mark zur Kostüm-Party, die ihr Kumpel Joachim alias „Lars der Wikinger“, in der WG von Johannes veranstaltet. Erst in Guidos Zimmer begutachten sie ihre Beute.

Der Film ist mit dem dreidimensionalen Wappen des Vatikans geschmückt und verschlüsselt, aber das bereitet Guido keine Schwierigkeiten. Im Film selbst reden die Leute unverständliches Zeug, nämlich Latein seitens der Römer und Aramäisch seitens der Juden. Über diese Tatsache werden sie von Johannes höchstselbst aufgeklärt, der mittlerweile eingetroffen ist. Er hat eine dunkelhaarige Frau namens Jezebel, seine Halbschwester, vom Flughafen abgeholt. Erst scherzt sie, sie sei eine Mossad-Agentin, gibt dann aber zu, bloß im Hospiz ihres Vaters Tobias zu arbeiten. Guido zeigt den beiden seinen geklauten Film. Dies ist der Moment, für den er gearbeitet hat, denn er will Johannes, der Priester werden will, eins auswischen, indem er seinen künftigen Arbeitgeber, den Vatikan, bloßstellt. Johannes‘ kühle Reaktion enttäuscht ihn. Später, als er allein ist, dringt er deshalb noch einmal in den Vatikanrechner ein. Was er dort findet, brennt er auf DVD und schickt sie per Post an Johannes in Jerusalem.

Leider wird Guido keine Gelegenheit haben, sich an Johannes‘ Reaktion zu ergötzen, denn am nächsten Tag melden sich bei ihm zwei Herren, die sich sehr für seine illegale Nebentätigkeit interessieren. Der eine nennt sich Alberto, der andere Forsythe …

Nachdem Mark Schreiber am Tag nach der Party eine telefonische Warnung von „Lars“ erhalten und Johannes‘ Wohnung verwüstet vorgefunden hat, geht er ziemlich nervös wieder in die Firma |NetProtect|. Deren Geschäftsführer Stephen Bathory wird gerade von zwei Polizisten über Guido Senner befragt, denn der sei tot aufgefunden worden. Einer der Polizisten nennt sich Kommissar Dalberg. Als sie wieder verschwinden, löchert Bathory sofort Mark. Mark gibt zu, sie hätten die Datenbank des Vatikans geknackt, schiebt aber alle Verantwortung auf Guido ab. Dass sie über das Stromnetz eingedrungen sind, kann Bathory kaum fassen und will sofort Guidos Software haben. Sie sei Gold wert. Er beauftragt einen Experten, eine Sicherheitskopie von Guidos Festplatte anzufertigen. Bis der Experte eintrifft, baut Mark diese Festplatte aus und ersetzt sie durch eine ältere Kopie. Auf dieser ist Guidos Spyware noch defekt. Die Endversion versteckt er.

Gerade noch rechtzeitig, bevor zwei unbekannte Männer zuerst bei Bathory auftauchen und dann auch bei ihm. Alberto tötet Bathory ohne jede Vorwarnung und zielt bereits auf Mark, als Polizeisirenen zu hören sind. Die beiden verduften und lassen einen völlig verängstigten Mark zurück. Als Kommissar Dalberg eintritt, fleht Mark ihn an, die zwei Verbrecher zu verfolgen. Doch der Polizist tut alles andere als das. Er verhaftet Mark. Wegen dreifachen Mordes: an Stephen Bathory, Guido Senner und Joachim Thedor, genannt „Lars“ …

_Mein Eindruck_

Schon dieser kurze Handlungsabriss dürfte klarmachen, dass der Plot völlig an den Haaren herbeigezogen ist. Aber das hat Hohlbeins Bibel- und Klerikalthriller ja mit vielen ähnlichen Romanen, die sich auf die Erfolgsspur des „Da Vinci Codes“ setzen, gemeinsam. Was mich immer wieder frustrierte, ist die Unverfrorenheit, mit der mir hier Logiklücken, zweidimensionale Pappfiguren und mieser sprachlicher Stil zugemutet werden.

Fangen wir mit den Figuren an, denn damit gelangt man automatisch zur fehlenden Logik. Kardinal Di Milani strebt wie so viele fiktive Kardinäle vor ihm nach dem Stuhl des Papstes. Wir erfahren nicht, woher Di Milani kommt, noch für was er überhaupt zuständig ist, sondern nur dass er ein ganz schlimmer Finger ist, der den Papst absetzen will, so als gehe es um eine ganz gewöhnlich Palastrevolution in einer Bananenrepublik.

Aber Di Milani ist offenbar mit Geschichtsfälschung befasst. Dabei soll ihm das in Herkulaneum – also ausgerechnet unter megaheißer Vulkanasche! – gefundene Pergament eines ominösen Paulus-Evangeliums verhelfen. Dass es solche Evangelien massenweise gegeben hat, ist ja mittlerweile Allgemeinwissen. Inwiefern allerdings ein computergenerierter Film die Öffentlichkeit über das wahre Geschehen um Jesu Tod aufklären und den Papststuhl wackeln lassen soll, ist ein derart vage herbeigeführter Kausalzusammenhang, dass wohl nur der Autor selbst ihn ernst nehmen kann.

Ebenso hanebüchen, aber um einiges interessanter ist die Hypothese, dass die Römer statt des wahren Jesus von Nazareth einen anderen Jünger verhafteten. Zenturio Malchus wunderte sich ja gleich, warum sich ein Friedensprediger wie ein Krieger wehren kann. Der Grund ist simpel: Judas hat ihn getäuscht und sie verhafteten und kreuzigten Petrus, so dass der wahre Jesus überlebte. Dummerweise haben die kanonisierten vier Evangelisten nie ein Sterbenswörtchen von einem überlebenden Jesus, der sein Werk fortsetzte, verlauten lassen. In den weiteren Videoclips aus Di Milanis Werkstatt beschwert sich Jesus bestürzt über diesen Verrat seiner Jünger. Offenbar haben sie nicht viel von seiner Gottgesandtheit gehalten, sonst hätten sie ihm wohl gehorcht, als er sie bat, ihn den Römern auszuliefern. Dumm gelaufen, Mann! Alles muss man selber machen.

Wie der Gernegroß-Hacker Guido diese Story für Millionen verscherbeln will, ist mir ebenfalls schleierhaft. Wer sollte sein Abnehmer sein? Das erinnert mich an den Millionär Kaun in Eschbachs [„Jesus-Video“, 267 der mit seinem vermeintlich brisanten Fund den Vatikan erpressen will. Dumm für Guido, dass er sich ausgerechnet mit einem skrupellosen Vatikanbewohner wie Di Milani angelegt hat. Mark Schreiber ist anfangs nur ein Mitläufer, aber nachdem er des mehrfachen Mordes verdächtigt wird, muss er ausbaden, was Guido angestellt hat. Und dass auch Johannes auf der Abschussliste steht, obwohl er weder die Spyware noch die Video-DVDs besitzt, kann man wohl unter Kollateralschaden abhaken. Es sorgt jedenfalls für gute Actionszenen, wenn Johannes draußen in der Wüste verfolgt wird. Ob es irgendeinen Sinn ergibt, war für den Autor offensichtlich zweitrangig. Genauso wie die Spyware, die über den Stromkreis Computer knacken soll – völliger Unsinn.

Überhaupt sind die meisten Männer hinter dem her, was die anderen Männer haben: entweder Guidos „supergeniale“ Software, die rattenscharfen Bibelvideos oder auch nur den falschen Namen, das falsche Wissen oder was auch immer. Dass ein gestandener Kölner Kommissar wegen des Mordes an seiner Tochter, einer Polizistin, zum rachedurstigen Folterknecht und Meuchelmörder wird, ist nur ein weiterer hanebüchener Aspekt des Plots, der unter dem Etikett „Schundliteratur“ abzuheften ist.

Worauf dies alles hinausläuft, kann sich der erfahrene Trashleser an zwei Fingern abzählen: auf einen blutigen Showdown. Doch Hohlbein reicht dies nicht: Es wird ein allgemeiner Shootout wie beim O.K. Corral daraus. Wildwest in Jerusalem. Damit der geneigte Leser bzw. Hörer auch wirklich nach vollbrachter (wahlweise auch akustischer) Lektüre ruhigen Gewissens zu Bett gehen kann, muss dann auch der Schurke im Stück zur Rechenschaft gezogen werden. So ist’s brav.

Was nun die einzige relevante Frau im Stück angeht, so hat Jezebel zwar einen vielversprechenden Namen, aber leider auch ein bedauerliches Schicksal. Sie darf zwar in Marks Bettchen liegen und mit ihm schmusen, aber auf keinen Fall mit ihm die Sünde des Beischlafs begehen, sonst wäre das Abendland in Gefahr. Versteht sich fast von selbst, dass sie vor lauter Dankbarkeit, dass sie weiterhin Jungfrau sein darf, ihrem Liebsten das Leben rettet. So ein Schuss mit einem Colt muss denn auch den Richtigen treffen, und ich schätze, der finstere Alberto hat die Kugel verdient. Dass er zuvor Jezebels Halbbruder Johannes das Leben gerettet hat, zählt ja eigentlich nicht. Nicht wirklich jedenfalls. Oder so.

Damit der ganze Showdown auch die richtige historische Dimension erhält, müssen Mark und Alberto nach dem Willen des Autors nach uralten Schwertern greifen, die bereits vor 1000 Jahren die Kreuzritter in den Kampf trugen. Aufgrund seiner entstellenden Narbe ist für jeden Trashfan ersichtlich, dass Alberto, der Killer, der Böse sein muss. Folglich ist Mark der Gute. Blöd nur, dass er Alberto unterliegt. Gut, dass Jezebel kein Schwert heben muss, um Alberto allezumachen. Eine blaue Bohne tut es auch.

Eigentlich fehlt nur die Killerspielversion dieses Romans. Vielleicht sollten wir uns dafür vertrauensvoll an Di Milanis technische Zauberkünstler wenden. Der hohe Bodycount des Games sollte sie eigentlich auch reizen. Ich habe elf Leichen gezählt.

|Der Sprecher|

Sascha Rotermund hat eine tiefe Stimme, mit der es ihm am leichtesten fällt, Männerrollen zu interpretieren. Wenn die Kerle also brüllen, rufen, flüstern oder einfach nur miteinander reden (was selten genug vorkommt), dann hängt sich Rotermund voll rein. Damit die Lautsprecherboxen des Hörers dabei nichts abbekommen und |Lübbe Audio| keinen Schadensersatz zahlen muss (auf der CD ist kein Haftungsschluss vermerkt), werden alle Rufe und dergleichen entsprechend in der Laustärke zurückgenommen. Das wirkt etwas im Gesamteindruck etwas uneinheitlich, hat aber seine guten Gründe – siehe oben. Uneinheitlich ist auch das akustische Timbre des Sprechers, das mitten im Absatz zwischen zwei Sätzen wechseln kann. An diesen Stellen wurde offenbar eine Pause in der Aufnahme eingelegt.

|Die Musik|

Geräusche gibt es zwar keine, aber dafür umso mehr Musik. Die Hintergrundmusik ist denn auch das einzige Element, das den kompetenten Vortrag und den Inhalt der Story aufwertet und die ganze Sache genießbar macht. Das Prinzip für den Einsatz der Hintergrundmusik ist simpel. An spannenden Stellen und dem Anfang eines Kapitels erklingt dynamische Musik, die mit flotten Beats vorantreibt.

Das genaue Gegenteil sind traurige und sanfte Kadenzen, die ruhigeren Stellen unterlegt sind. Dazwischen gibt es noch die unheimlichen Stellen. Sie sind von überzogenen Tonintervallen gekennzeichnet und aus jedem Horror-Hörspiel bestens vertraut. Die schönste Musikstelle erklingt, als Jezebel mit Mark durch den restaurierten Garten Gethsemane in Jerusalem schlendern. Diese schwebenden, aber leichten Akkorde erinnerten mich etwas an die frühen Pink Floyd um 1970.

_Unterm Strich_

Was ist von einem Thriller zu halten, dessen Handlungslogik so große Löcher aufweist, dass ein Zeppelin hindurchpassen würde? Relativ wenig, aber wer weiß, welche Hohlbein-Fans dieses neuerliche Werk ihres Meisters verschlingen werden. Auch wenn der Bodycount mit mindestens elf Leichen reichlich hoch ausfällt, bietet sich das Buch vom sprachlichen Niveau her bereits für Zwölfjährige an. (Jungs vermutlich.) Die Lektüre ist nicht anstrengender als die eines durchschnittlichen „Hexer“-Groschenromans, und ich fand noch Muße, meine Bibliothek neu zu sortieren, während ich dem Fortgang der banalen Handlung folgte.

Im Hörbuch wird die Handlung durch den Vortrag Sascha Rotermunds halbwegs erträglich gemacht, aber durch die Hintergrundmusik beträchtlich aufgewertet. Denkt man sich diese Elemente weg, bleibt vom Plot eigentlich nichts mehr übrig als der von Hohlbein gewohnte Groschenroman.

Fazit: Die ordentliche Produktion hebt die Gesamtwertung gerade noch auf mittelmäßiges Niveau.

|429 Minuten auf 6 CD|
http://www.luebbe-audio.de

|Siehe ergänzend dazu unsere [Rezension 2630 zur Buchausgabe bei |Egmont vgs|.|

Wolfgang Hohlbein – Charity — Der dritte Mond

Spannende Military-Action-Serie

Die in den achtziger Jahren vom deutschen Star-Autor Wolfgang Hohlbein begonnene Serie um die Raumpilotin Charity Laird wird von Bastei-Lübbe mit diesem 12. Teil fortgesetzt.

Der Autor

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 8 Millionen Bücher). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss. (keine Verlagsinfo)

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[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Der wandernde Wald

Der große Klassiker der deutschen Fantasy – komplett überarbeitete Neuausstattung.

1982 schaffte Wolfgang Hohlbein den Durchbruch. Heute ist er der erfolgreichste deutsche Fantasy-Autor aller Zeiten. Das verdankt er zum einem dem Jugendbuch »Märchenmond«, und zum anderen seiner Fantasy-Saga »Enwor«, deren erster Band kurze Zeit später erschien. In »Enwor« löste er sich von der bis dahin gültigen Fantasy-Tradition, Gut und Böse klar gegeneinander abzugrenzen. Und so wurden aus seinen Protagonisten, den Kriegern Skar und Del, seinen »Helden«, Vorkämpfer für eine realistischere Fantasy, die nicht von Archetypen beherrscht wird, sondern echten Charakteren Raum bietet, sich zu entfalten. (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 512 Seiten
Blanvalet

Hohlbein, Wolfgang / Weick, Kathrin – Am Abgrund (Die Chronik der Unsterblichen, Lesung von Band 1)

_Actionreiche Lesung mit unnötigen Längen_

Transsylvanien im 15. Jahrhundert. Andreij Delany, ein Ausgestoßener, reitet ziellos durchs Land, nachdem er Frau, Mutter und Stiefvater verloren hat. Wie ein Magnet zieht ihn sein Heimatdorf Borsa an, wo sein Sohn Marius lebt. Doch dort erwartet ihn ein grauenvoller Anblick. Im Wehrturm stapeln sich die Leichen der Hälfte der Dorfbewohner, darunter auch die seines Sohnes. Der Rest wurde offenbar verschleppt. Doch von wem? Das kann ihm der junge Frederic erzählen, ein entfernter Verwandter Andreijs. Gemeinsam beschließen sie, die Verfolgung der Gefangenen aufzunehmen, um sie zu befreien. Doch sie stoßen auf einen schier übermächtigen Feind …

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zwölf Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

|Die Chronik der Unsterblichen| umfasst zahlreiche Bände:

1) Am Abgrund
2) Der Vampyr
3) Der Todesstoß
4) Der Untergang
5) Die Wiederkehr
6) Die Blutgräfin
7) Der Gejagte
8) Die Verfluchten
9) Das Dämonenschiff
10) Blutkrieg

|Die Chronik der Unsterblichen| auf |Buchwurm.info|:

[„Am Abgrund“ 891 (Autorenlesung)
[„Am Abgrund“ 1566 (Graphic Novel)
[„Der Gejagte“ 972
[„Die Verfluchten“ 2006

Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Kevin von Locksley“ 4593 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Die Inszenierung_

Dietmar Wunder ist Theaterschauspieler und Synchronsprecher. Bekannt ist er als deutsche Stimme unter anderem von Adam Sandler, Cuba Gooding jr. sowie von Daniel Craig in dem James-Bond-Film „Casino Royale“.

Regie führte Kathrin Weick, die Aufnahme leitete Lars Ullrich. Die musikalischen Motive für die Hintergrundmusik trug Andy Matern bei.

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik-Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Handlung_

Andreij Delany reitet ziellos durchs Transsilvanien/Siebenbürgen des 15. Jahrhunderts. Als er 16 war, wurde der Bauernsohn von seinem Dorf ausgestoßen, weil er angeblich die Kirche geschändet hatte, doch er fand Aufnahme und Unterweisung bei einem weltgereisten Mann namens Mikael Nadasti, seinem Stiefvater. Er machte aus dem Bauerntölpel nicht nur einen klugen Mann, sondern auch einen hervorragenden Schwertkämpfer. In der hübschen Raki fand Andreij zudem die Liebe seines Lebens. Doch aus für Andreij unverständlichen Gründen wurden alle Delanys verfolgt, so dass Mikael, Raki und Andreijs Mutter getötet wurden. Nur sein Sohn Marius, glaubt er, hat die Verfolgung überlebt, weil er ihn bei Verwandten versteckte.

Nun reitet Andreij in sein Heimatdorf Borsa, allerdings ohne viel zu erhoffen. Er will nur Marius wiedersehen. Doch das Dorf ist wie ausgestorben. Erst als er sich zum Whetrum auf die Flussinsel begibt, entdeckt er die Bewohner. Sie wurden fast alle massakriert und hier abgelegt. Seltsamerweise steckt im Herzen seines Sohnes ein Holzpflock, an seinem Hals findet er Bisswunden, doch Andreij kann sich darauf keinen Reim machen. (Offenbar eine Bildungslücke.) Als er ein Stöhnen hört, findet er seinen Onkel Barak, doch der wurde derart gefoltert, dass Barak ihn um Erlösung von seinen Qualen bittet.

Andreij gewährt sie ihm, zum Beifall eines Jungen, der sich versteckt gehalten hat: Frederic Delany nennt er sich und verrät ihm, wer das Massaker begangen hat. Es waren Soldaten, aber auch ein paar „goldene Ritter“ und ein „Papst“ waren dabei. Frederic meint wohl einen Kardinal. Aber was will die katholische Kirche in den transsilvanischen Ländern?

Sie haben einen Zauberer gesucht, erzählt der Junge, und klagten Barak des Teufelswerks an, um ihn anschließend zu foltern. Frederic entging dem Tod nur dadurch, dass er verirrte Ziegen suchte und von den Soldaten nicht gefunden wurde, weil er sich versteckte. Doch wohin hat man den Rest der Dorfbevölkerung gebracht, will Andreij wissen. Offenbar wurde sie verschleppt. Sie beschließen, dem Trupp, der vor zwei Tagen abgezogen sein muss, zu folgen, um die Gefangenen zu befreien. Sonst droht diesen nämlich das schlimme Schicksal der Sklaverei irgendwo in der Fremde.

Die Spur führt Richtung Küste, zur Hafenstadt Constanta. Ein sechster Sinn warnt Andreij, dass aus einem Waldstück Gefahr droht. Tatsächlich attackieren ihn drei Ritter, darunter welche in goldener Rüstung. Dass es sich nur um Messing statt Gold handelt, macht keinen Unterschied, denn diese Ritter mit dem fremden Akzent sind verdammt schnell! Andreij hat alle Mühe, mit ihnen fertig zu werden, dennoch entkommt ihm der größte von ihnen, der ihm ein Wiedersehen verspricht.

Die anderen beiden sind tot. Wie durch ein Wunder ist auch Frederic nicht verletzt. Auch Andreijs Wunden schließen sich vergleichsweise schnell, doch er denkt sich nichts dabei: Er war schon immer so. Dass diese Fähigkeit etwas mit dem Grund für die Verfolgung zu tun haben könnte, kommt ihm nicht in den Sinn.

Ein paar Kilometer vor Constanta kehren die beiden Überlebenden in einen Gasthof an der Straße ein. Die Wirtschaft ist voll, ein paar junge Männer laden sie an ihren Tisch ein. Ihr Sprecher stellt sich als Ansbert vor und nennt sie Schausteller. Andreij hat mehr den Verdacht, es handle sich um Diebe, denn es dauert nicht lange, und Ansbert schlägt ihm vor, sie zu begleiten und in Constanta ein „kleine Unternehmung“ zu beginnen. Die Türken, die 1453 Konstantinopel erobert haben, würden sicherlich bald vor den Toren der Stadt stehen. Vorher könnte sich dort ein Besuch lohnen, später aber, unter den Muselmanen, sei ein Christenmensch dort nicht mehr sicher.

Als die goldenen Ritter des Kardinals die Gastwirtschaft betreten, ist Andreij aufs Äußerste alarmiert. Aber ausgerechnet jetzt kann Ansberts „Bruder“ Sergeij die Klappe nicht halten und fordert einen der Ritter heraus. Dieser mustert besonders Frederic eingehend, wird aber von dem Ritter namens Maltus zurückgepfiffen, damit sie wieder gehen können.

Aber Andreij ist auf der Hut, und als einer der anderen Gäste die Tür nach draußen öffnen will, ist diese verschlossen und blockiert. Andreij ist alarmiert. Das Fenster wird geöffnet, doch herein kommt keine frische Luft, sondern ein Brandpfeil! Und dann noch weitere. Die Ritter wollen den ganzen Gasthof samt Gästen abfackeln …

_Mein Eindruck_

Die weitere Handlung dient der Bewährung und Selbsterkundung Andreijs, der noch das große Geheimnis seiner Abkunft herauszufinden hat, und dazu verhelfen ihm vor allem die Begegnungen mit den sonderbaren Rittern des Kardinals. Diese erweisen sich nämlich als ebenso potenziell unsterblich wie er selbst und Frederic. Natürlich führt diese Begegnung zu einem weiteren, alles entscheidenden Kampf.

Doch bevor es dazu kommen kann, muss Andreij noch einige weitere Abenteuer bestehen. Denn die so genannten Schausteller sind wirklich Diebe und haben es auf die Schatztruhe des Herzogs von Constanta abgesehen. Als Andreij in der Stadt nicht nur dem „Kardinal“, sondern auch dessen schöner Schwester Maria begegnet, tun sich zwei weitere Schwierigkeiten auf: Der Mann ist in Wirklichkeit ein aus dem Vatikan gesandter Inquisitor und verfolgt Abtrünnige und Feinde des wahren Glaubens, insbesondere Hexer. Und Maria, seine Schwester, ist so schön und reinen Herzens, dass sich Andreij auf der Stelle in sie verliebt. Beides macht seine Mission nicht gerade einfacher. Zumal Maria auch nichts anbrennen lässt …

Sehr interessant fand ich Frederics Verhalten. Statt sich dem Älteren zu fügen und Ja und Amen zu all dessen Taten zu sagen, kritisiert er ihn auf Schritt und Tritt. Frederic legt dabei zu Andreijs Bestürzung ein Ausmaß von Hass an den Tag, das in einem so jungen Menschen erschreckend ist. Er richtet sich aber vor allem auf den Inquisitor und dessen Schergen. Als dieser Hass sich gerade im unpassendsten Moment entlädt, führt dies zu sehr schlimmen Lebensumständen der beiden Überlebenden in Constanta.

Dennoch beginnt Andreij den Jungen zu lieben wie seinen Sohn. Diese Liebe bestimmt später sein weiteres Handeln. Dadurch erkennen wir immer wieder, dass Andreij kein „Hexer“ oder Monster sein kann, sondern ein humanes Wesen, in dem Gutes steckt. Ohne solche positiven Spiegelungen, besonders auch an Maria, hätten wir zu Andreij ein sehr viel distanzierteres Verhältnis und würden für sein Schicksal viel weniger Sympathie aufbringen.

Die – ähem – „Kardinal“-frage ist allerdings, was für ein Wesen Andreij denn nun eigentlich ist. Inwiefern soll er ein Unsterblicher sein, fragt er auch den Ritter Maltus. Gute Frage, schlechte Antwort: Er müsse eine „Transformation“ durchmachen, um dies herauszufinden. Was es mit dieser sonderbaren Umwandlung auf sich hat, erfährt Andreij erst, als es für ihn fast schon zu spät ist. Das gehört natürlich zu den Rettung-in-letzter-Sekunde-Tricks des routinierten Autors. Feststeht, dass sich Andreij als eine Kombination aus „Highlander“ und „Vampir“ erweist. Das hat man sich schon zuvor gedacht (schon in der ersten Szene gibt’s einen Wink mit dem Holzpflock!) und garantiert uns einige weitere Fortsetzungen dieser Serie.

|Der Sprecher|

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe öfters auftaucht. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

Dietmar Wunder verfügt über eine erstaunliche flexible Stimme, die es ihm erlaubt, verschiedene Figuren auf unterscheidbare Weise zu charakterisieren. Während Andreij das männliche „Normalmaß“ als Tonlage aufweist, spricht Frederic, weil viel jünger, auch mit einer viel helleren Stimme. Maltus, der Anführer der goldenen Ritter, hingegen wirkt mit seiner sehr tiefen Stimme und dem fremdländischen Akzent vom ersten Satz an bedrohlich und furchteinflößend. Diese Wirkung erweist sich als begründet.

Der Herzog von Constanta spricht mit einer trügerisch sanften und distinguierten Ausdrucksweise, die jedoch nur seine bösartige Schlangennatur kaschiert. Der Inquisitor spricht hingegen zwar ebenfalls autoritär, aber mit einer unvermuteten Ehrlichkeit, die zu seinem ehrenhaften Handeln passt. Zu dumm, dass ihn wenig später ein Dolch trifft.

Maria, seine Schwester, ist die einzige weibliche Figur im ganzen Roman, was geradezu ein Kunststück ist. So wirkt sie als Alibifrau, als Feigenblatt. Natürlich stellt sie den „love interest“ des Helden dar und bringt ihn schwer in die Bredouille. Kaum wälzen sie sich schmusend auf dem Boden, kommt ihnen aber auch schon Frederic störend in die Quere. Liebe ist offenbar schön und gut, muss aber an ihrem zugewiesenen Ort stattfinden – will heißen: nicht in einem jugendfreien Roman! (Echt fies.) Dass sie mit einer höheren Stimme als Andreij spricht, versteht sich von selbst.

Ziemlich schön fand ich, dass der Sprecher auch die Situationen gekonnt gestaltet. Wenn jemand besoffen, ist, na, dann lallt und nuschelt die Figur eben. Wenn er oder sie bestürzt ist, dann ruft er oder sie, und wenn jemand in Rage gebracht wurde, dann brüllt derjenige, so etwa der Herzog. (Ich stelle ihn mir wie den fiesen Herzog in „Shrek 1“ vor.) Alles in allem garantiert der Sprecher damit eine ziemlich mitreißende Handlung, die keinen Zuhörer kaltlässt. Blöd waren nur die langen Dialoge zwischen Andreij und seinen Kontrahenten. Sie sind allzu oft lediglich Schlagabtausch, anstatt Informationen zu liefern.

|Musik und Geräusche|

Viele Geräusche sind zu hören, aber alle nur sehr gedämpft im Hintergrund, sei es nun Hufgetrappel, Flammenprasseln, Menschengeschrei, Schwerterklirren oder dergleichen. Dieses Gestaltungsprinzip gilt für alle Geräusche, insbesondere für die Kämpfe. Man darf sich also keinen Film-Sound darunter vorstellen.

Die Musik tut ebenfalls nichts, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Wiederholt ist der unheilvolle Klang von tiefen Trommeln zu vernehmen, und auch das Outro wird damit bestritten. Des Weiteren gibt es diverse Soundeffekte, welche die Trommeln an anderen Stellen ergänzen, so etwa ziemlich tiefe Bässe. Ich konnte aber auch ein relativ romantisches Motiv vernehmen, das mir an mittelalterliche Tänze angelehnt zu sein scheint. Dreimal darf man raten, für welche Gelegenheiten es eingesetzt wird.

_Unterm Strich_

Die inszenierte Lesung ist wesentlich kürzer und unterhaltsamer als die bisher erhältliche 6-CD-Lesung des Autors selbst. Dennoch beschlich mich auch in dieser Kurzfassung mehrmals das Gefühl, dass manche Dialoge noch viel kürzer und knackiger hätten sein können. Außerdem erweist sich Andreij als bemerkenswert begriffsstutzig – ein erzählerischer Trick, um die Spannung hinauszuzögern, aber für erwachsene Hörer leicht durchschaubar und somit ein wenig nervend.

Was übrig bleibt, wenn man diese Mängel abzieht, ist eine durchgängig actionreich und spannend aufgebaute Handlung, die in regelmäßigen Abständen eine Action- oder Liebesszene vorzuweisen hat und mit dem langen Finale ihren würdigen Abschluss findet. Das sorgt für gute Unterhaltung. Die Story selbst ist allerdings nicht gerade neu, kennt man doch langlebige Vampire schon zur Genüge aus Anne Rices saftigen Schinken. Doch diesmal haben wir es nicht mit erotischen Verführern zu tun, sondern mit deren jugendfreier Version, und müssen uns mit hasserfüllten Jünglingen und hinterhältigen Herzögen à la „Shrek“ herumschlagen. Über Inquisitoren hat Hohlbein ebenfalls schon geschrieben – er bleibt sozusagen bei Schusters Leisten.

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die ziemlich actionreiche Handlung wirklich Spaß macht und den Hörer mit Abenteuer, Mystery und Romantik unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

Leider gibt es auch Dialoge, die nur Schlagabtausch sind statt Informationen zu liefern. Da hört der Zuhörer automatisch nach einer Weile weg – ich ertappte mich jeden falls dabei. Und das ist immer ein schlechtes Zeichen. Dialoge müssen die Handlung voranbringen, oder man sollte sie streichen.

|Buchausgabe 1999 bei Egmont vgs
302 Minuten auf 4 CDs|
http://www.wellenreiter.la
http://www.luebbe-audio.de
http://www.hohlbein.net

Hohlbein, Wolfgang – Das Haus am Ende der Zeit

Als Robert Craven, der Sohn des „Hexers“, nach einer Panne im Haus des mysteriösen Mister Boldwinn unterkommt, ahnt er nicht, dass er in eine sorgfältig vorbereitete Falle tappt, die ihm einer der Großen Alten gestellt hat. Er stellt sich dem Kampf – und muss einen hohen Preis dafür bezahlen.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden. Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Die Vorgängerbände:

[„Auf der Spur des Hexers“ 511
[„Als der Meister starb“ 917

_Der Sprecher_

Jürgen Hoppe, 1938 in Görlitz geboren, ist Rundfunk- und Fernsehjournalist sowie Sprecher, Autor, Moderator und Korrespondent verschiedener Sendeanstalten. Sein facettenreiches Talent stellte er bei der Interpretation unterschiedlichster Texte unter Beweis. (Verlagsinfo)

Der Sprecher des Prologs ist Dirk Vogeley. Der Gesang stammt von Albert Böhne („Stigma“) und Steve Whalley („The Age of Damnation“). Die Verlagsinfo nennt acht Mitglieder der Band, die Beiträge zur Musik lieferte, darunter den Regisseur Albert Böhne.

_Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos_

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

_Handlung_

Nach dem Prolog, der den Hörer über den Hintergrund der Großen Alten (s.o.) aufklärt, finden wir unsere Helden aus dem vorhergehenden Abenteuer wieder: Howards Phillips Lovecraft, sein Begleiter Rolf und Robert Craven, der Sohn von Roderick Andara. Sie sind auf dem Weg von London zurück zum Ort, wo Andara starb, an der Küste von Schottland. Denn Andara hatte beim Untergang seines Schiffes, der „Lady of the Mist“, eine Kiste mit seinen kostbarsten Besitztümern verloren. Lovecraft betrachtet diese Besitztümer als extrem gefährlich, ganz besonders in den falschen Händen.

Doch bevor sie weit gekommen sind, haben sie mitten in der Pampa eine Panne: Eines der Pferde lahmt. Da kommt ein Reiter des Wegs, der ihnen Übernachtung auf seinem Landsitz anbietet. Nichts wie hin! Allerdings sieht das Herrenhaus alles andere als Vertrauen erweckend aus, findet Robert. Der umgebende Wald lässt es zudem reichlich düster erscheinen. Außen pfui, innen hui: Geradezu prächtig ist das Interieur, und die drei Reisenden freuen sich bereits auf eine erholsame Nacht.

Zu früh gefreut! Als Robert das ihm zugedachte Zimmer betritt, bemerkt er neben dem desolaten und schmutzigen Zustand der Einrichtung eine riesige schwarze Spinne. Er schließt die Tür und beschwert sich über die Mängel seines Quartiers. Mr. Boldwinn, der Gastgeber, öffnet die Tür erneut und siehe da – alles ist, wie es sein sollte. Das kommt Robert recht spanisch vor. An ein Bad ist jedenfalls nicht zu denken.

Nach dem Abendessen, bei dem sie sich hungrig ein etwas sonderbar schmeckendes Fleisch munden ließen, sitzen die Herrschaften bei einer Zigarre beisammen. Die Gäste fallen aus allen Wolken, als man sie mit Lovecraft und Andara tituliert – woher weiß Boldwinn das? Und Ziel und Zweck ihrer Reise kennt er ebenfalls! Auch könnten sie nicht mehr weg, denn das Pferd hätten sie soeben verspeist – bon appetit! Beim folgenden Kampf entpuppt sich nicht nur Boldwinn als Chimäre, sondern auch alles um sie herum, und zwar so schnell, als passiere dies alles in einer Art Zeitraffer …

Als sie dem Chaos entkommen, stehen sie in einem Wald der Urzeit, komplett mit Riesenfarnen und, äh, riesigen Viechern. Sie können das Grundstück nicht verlassen, sondern müssen zurück ins Haus. Dort wartet auf Robert jedoch ein besonderer Schrecken: die Begegnung mit einem der Großen Alten, dessen Diener Mr. Boldwinn war. Danach ist Robert für immer gezeichnet …

_Mein Eindruck_

Endlich ist Schluss mit der ewigen Schwarzweißmalerei! Hier der gute Robert Craven-Andara und dort die bösen Großen Alten mit ihren Dienern – das ist Vergangenheit. Ab der oben angedeuteten Begegnung mit Yogg-Sothoth (das th wird wie ein t ausgesprochen) befindet sich ein Teil des Bösen auch in Robert. Wie er das weiß? Sein Schatten hat seitdem die Form eines tentakelbewehrten Monsters, das sich auf ihn stürzen will. Dass er verändert ist, macht die Narbe auf seiner Stirn sinnfällig – er sieht aus wie ein früher Harry Potter. In seinem Haar befindet sich ein weißer gezackter Streifen.

Doch er ist nicht der Einzige, dem dieses Schicksal wiederfahren ist. Wie er im schottischen Durness, wo sich gruselige Szenen abspielen, herausfindet, hat auch sein Vater sein Päckchen zu tragen. Andaras Geist, der in verschiedenen Gastkörpern auftaucht, ist zum Teil von Yogg-Sothoth eingenommen. Doch es gelingt ihm, in einem grandiosen Showdown, den Großen Alten bei seinem Invasionsversuch zu überlisten und seinen Sohn Robert zu retten.

_Der Sprecher_

Der 1938 geborene Sprecher Jürgen Hoppe verfügt immer noch über eine durchaus kräftige Stimme, die er wirkungsvoll einzusetzen weiß. Zwar ist seine Modulationsfähigkeit nicht so ausgeprägt wie etwa bei Kerzel und Pigulla, doch die Kraft seines Ausdrucks trägt besonders bei dramatischen Stoffen zur Wirkung der Geschichte bei. Ein Horrorstoff wie „Das Haus am Ende der Zeit“ mit seinen zahlreichen dramatischen Konfrontationen bietet sich hierfür geradezu an.

Eine Besonderheit soll nicht unerwähnt bleiben. Zahlreiche der Personen, mit denen es Lovecraft und Craven zu tun bekommen, sind besessen. Diese Tatsache manifestiert sich weniger in der körperlichen Erscheinung als vielmehr zuerst in der Stimme des Besessenen: Sie klingt hoch und krächzend, als käme sie aus der Kehle eines Schafes. Das ist nicht so lustig, wie es klingt, denn der innewohnende Dämon schlägt gleich danach zu.

_Die Musik und Songs_

Wie schon in den vorhergehenden ANDARA-Project-Produktionen steuert auch diesmal eine Rockband die Musik für den Hintergrund, das Intro und Extro sowie die Pausen bei. Dabei handelt es sich um klassischen Heavy Metal ohne Schnickschnack wie etwa einen Synthesizer oder gar eine stumpfsinnig trommelnde Drum Machine. Nein, dies ist ordentlicher Rock, der aber keineswegs aufdringlich in die jeweilige Hörszene hineinspielt, sondern lediglich die Action etwas dynamischer klingen lässt. Drei Songs gibt es auch, aber auf den Text habe ich leider nicht geachtet. Ich bitte um Vergebung.

_Unterm Strich_

Auch „Das Haus am Ende der Zeit“ bietet dem Lovecraft-Freund alles, was sein Herz begehrt: eine Begegnung mit den Großen Alten, Besessene in rauen Mengen, eine veritable Zeitreise über hundert Millionen Jahre hinweg, das Auftauchen eines hilfreichen Shoggothen und – Potztausend! – auch das Buch der Bücher, nämlich das unheilvolle und verbotene „Necronomicon“. (Dass es vom „wahnsinnigen Araber Abdul Al-Hazred geschrieben“ wurde, wird uns allerdings geflissentlich verschwiegen. Der Kenner genießt sowieso und schweigt.)

Aus diesen kräftigen Zutaten lässt sich wahrlich ein schmackhaftes Potpourri zaubern, wenn man es richtig anstellt, und Wolfgang Hohlbein wäre nicht der Autorenstar, der er mittlerweile ist, wenn er diesen Kochkurs misslingen ließe. Bei jeder unerwarteten Wendung der Ereignisse graust es den Hörer, was nun wohl wieder für ein Schrecken auf unsere Helden lauert – und sie stolpern von einer Horror-Episode in die nächste. So ist für Unterhaltung mit feinstem Lovecraft-Horror gesorgt. Frage bitte niemand nach der Logik …

Der ausgezeichnete Rolf Hoppe und seine tapfer klampfenden Musikermannen sorgen in ihrem Audio-Kollektiv für ein unterhaltsames Hörerlebnis. Das Hörbuch bietet eben Horror Marke Hohlbein, nicht zu wenig Erzählkunst, aber eben auch keineswegs zu viel.

|234 Minuten auf 3 CDs|

Hohlbein, Wolfgang – Raven – Schattenreiter

_Gruselige Ritterspiele_

Privatdetektiv Raven wird vom Millionär Paul Pendrose beauftragt, ihn für drei Tage zu beschützen. Der Mann ist halb wahnsinnig vor Angst. Er erzählt Raven etwas von einem Pakt, den er und sein Freund Jeffrey Candley vor zwei Jahren mit einem dämonischen Reiter abgeschlossen haben – einen Pakt um Geld und Macht. Der Preis ist das Leben zweier Menschen. Doch Pendrose und Candley wollen die Morde nicht begehen, die der Schattenreiter von ihnen fordert, und nun steht ihr eigenes Leben auf dem Spiel. Raven nimmt den Auftrag trotz seiner Skepsis an. Doch bevor es losgeht, wird Pendrose ermordet aufgefunden …

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein ist seit seinem Mega-Erfolg „Märchenmond“ einer der erfolgreichsten und produktivsten Autoren in Deutschland. Er lebt in Neuss bei Köln zusammen mit seiner Frau und einem ganzen Haus voller Tiere.

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_Der Sprecher_

David Nathan, geboren 1971 in Berlin, gilt laut Verlag als einer der besten Synchronsprecher Deutschlands. Er leiht seine Stimme Darstellern wie Johnny Depp, Christian Bale und Leonardo Di Caprio. Er hat beispielsweise das Hörbuch „The Green Mile“ von Stephen King ausgezeichnet gestaltet.

Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme leitete Klaus Trapp, die musikalischen Motive trugen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel bei.

_Handlung_

Im Weihnachtstrubel der Londoner Innenstadt irrt Jeffrey Candley ziellos umher. Er ist verstört über das, was sein Cousin Paul Pendrose ihm soeben am Telefon mitgeteilt hat: Er ist hier! Seit ihrem gemeinsamen Erlebnis am Schatt el-Arab, dem Grenzfluss zwischen Irak und Iran, ist ihr Leben überschattet von einer finsteren Macht.

Damals konnte man als Westler noch ungehindert durch den Orient trampen, ohne gleich aufgehängt zu werden. Sie übernachteten in einer Höhle, als ein alter Mann auftauchte und etwas von Schätzen faselte, die er ihnen zeigen wolle. Sie folgten ihm in eine andere Höhle. Durch ein wahres Labyrinth ging es hinunter in einen unterirdischen Tempelbezirk. Doch welche Gottheit wurde hier verehrt?

Der Alte verschwand und ließ sie allein im Labyrinth umherirren. Doch jeder Weg führte zurück zum Tempel. Dort erschien ein Reiter mit Krummsäbel aus den Schatten. Er klagt sie an, sie hätten seinen Tempel entweiht. Sie hätten einen Preis zu entrichten. Zunächst wolle er ihnen zwei Jahre lang Macht und Reichtum verschaffen, doch nach Ablauf der Frist hätten sie ihm an jedem Vollmond Menschenopfer dazubringen. Junge, gesunde Menschen, die mit einem bestimmten, mit Runen versehenen Opferdolch zu töten seien. Täten sie das nicht, so wolle er sie selbst töten.

Jeffrey weiß, dass die ihnen gesetzte Frist fast abgelaufen ist. Nur noch drei Tage bleiben ihnen, bis ihre Stunde schlägt. Da materialisiert aus den Schatten des Abends ein Reiter heraus, der einen Krummsäbel schwingt und auf Jeffrey eindringt. Es gibt für ihn kein Entkommen, und als ihn der Säbel durchbohrt, fühlt er einen namenlosen Schmerz. Der Reiter kann Jeffreys Gedanken lesen und findet den Verrat, den er und Paul vorhaben. Seine telepathisch übermittelte Warnung vor diesem Verrat ist buchstäblich eindringlich. Er zieht den Säbel aus dem geschockten Jeffrey und verschwindet, um Paul zu besuchen. Der Säbel ist nicht ganz massiv, aber auch nicht ganz substanzlos.

Jeffrey hat seine Lektion gelernt und sucht sich ein Opfer. Er findet es in der jungen Carol, die er mit nach Hause nimmt, wo schon der Dolch auf sie wartet …

_Mein Eindruck_

Aus der Einleitung habt ihr Pauls Sicht der Ereignisse erfahren, und die Inhaltsangabe ergänzt diesen Teil der Geschichte um Jeffreys Sichtweise. Diese finde ich übrigens sehr viel interessanter, obwohl darin Raven, der Detektiv, vorerst nicht vorkommt. Hier spielt die Psychologie eine bedeutendere Rolle, und als Zugabe gibt es eine Lovestory.

Doch sobald sein Klient Paul Pendrose, der ihm die ganze Geschichte erzählt hat, getötet worden ist, kümmert sich Raven auch um dessen Schicksalsgenossen Jeffrey. Mit einer recht interessanten Begründung: Er wolle den Mord an Paul – und dessen drei Wachmännern – nicht ungesühnt lassen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass Jeffrey Carol bei sich hat und sich überlegt, wann er sie opfern soll.

Dass Raven sich zwischen den Schattenreiter, der auf einem Polizeivideo als Säbel schwingender Schemen zu sehen ist, und sein Opfer Jeffrey stellt, entgeht dem Schattenreiter natürlich nicht. Dieser nimmt sich Raven entsprechend zur Brust – allerdings nur mit begrenztem Erfolg. Schließlich muss Raven noch bis zum Showdown überleben. Dieses Finale lässt an Spannung und Action nichts zu wünschen übrig. Natürlich geht es dabei indirekt auch um das Leben des Mädchens.

|Tricks und Kniffe|

Der Kenner wird sicher bemerkt haben, dass der Autor Hohlbein auch diesmal wieder seine Tricks aus dem Hut zaubert und alle Kniffe anwendet, die ihm eine so große Leserschaft eingebracht haben. Der Schattenreiter ist eine neue Erfindung, und etwas Vergleichbares habe ich noch nicht gelesen. Die Figur kommt eindeutig aus der Fantasy, denn dort spielen antiquierte Vehikel wie Pferde und Waffen wie Säbel eine Rolle. Die Telepathie der Geister ist ebenfalls sattsam bekannt. Schließlich ist es die Art der Bekämpfungsmöglichkeit, die den Reiter ins Reich von Horror und Fantasy verweist.

|Genrefiguren|

Die Nähe zu Hohlbeins Lovecraft-Geschichten um den Hexer Robert Craven ist unverkennbar. Darauf weist auch die Namenswahl für den neuen Serienhelden RAVEN hin. Dass er keinen Vornamen hat, muss uns nicht wundern, denn er teilt dieses Schicksal mit vielen Comicfiguren. (Dass es einen Comic geben dürfte, ist wohl ebenso unausweichlich.) Dass er aber mit Verlobter, seiner früheren Sekretärin Janice, und einem Maserati als Einsatzfahrzeug ausgestattet ist, widerspricht dem Fantasy-Genre und rückt die Figur in die Figur in die Nähe von James Bond, welcher ja bekanntlich die Marken Aston Martin und BMW bevorzugt.

|Ritterspiele|

Angesichts der Tatsache, dass es letzten Endes um das Leben eines Mädchens geht, kann man sich die Kontrahenten Raven und Schattenreiter auch als zwei gegensätzliche Ritter vorstellen. Jeffrey ist zu schwach, um eine gewichtige Rolle zu spielen. Für die Serie bedeutet dies wohl, dass noch eine ganze Reihe weiterer Ritterspiele zu erwarten sind.

_Der Sprecher_

David Nathan stellt wieder einmal seine Meisterschaft beim Vortragen unheimlicher Texte unter Beweis. Es ist nicht nur seine Flexibilität in Tonhöhe und Lautstärke: Er flüstert und krächzt, dass für Abwechslung gesorgt ist. Aber sein eigentlich effektvoller Kniff ist die winzige Verzögerungspause vor einem wichtigen Wort. Der Eindruck entsteht, als gebe es einen Zweifel an diesem Wort und als zöge dieser Zweifel ein gewisses Grauen nach sich oder leite sich daraus ab.

Es ist der Unglaube angesichts des Schreckens, der sich dem jeweiligen Betrachter bietet, der den Zuhörer in den Bann von Nathans Vortrag zieht. Es ist die hintergründig mitschwingende Frage: Kann das wirklich wahr sein? Und wenn es wahr ist, dann ist es grauenhaft! Es ist dieses Grauen, das die Figuren angesichts des Schattenreiters erfasst, das wir über Nathans Vermittlung mit ihnen spüren können. Tolle Leistung.

Es gibt zwar keine Geräusche, aber doch ein wenig Musik. Diese wird als Intro und Extro hörbar. Wie es sich gehört, stimmt sie den Hörer auf die unheimlich-angespannte Atmosphäre der Geschichte ein.

_Unterm Strich_

Zusammen mit Stephen Kings Hörbuch „Trucks“ und Camilleris „Von der Hand des Künstlers“ gefällt mir dieser Beitrag zu Lübbes Hörbuchreihe |Bastei Lübbe Stars| am besten. Die Story ist komplexer als der King-Beitrag, müsste aber gegenüber Camilleris verzwicktem Montalbano-Fall noch einiges aufholen.

Bei Hohlbeins Kombination aus Fantasyhorror und Agententhriller handelt es sich um die modernisierte Variante seiner Geschichten um den Hexer von Salem, die im Dunstkreis von H.P. Lovecrafts Universum spielen. Jetzt haben die Großen Alten als Götter abgedankt, doch in Gestalt ihrer Diener, den Schattenreitern, suchen sie wohl unvorsichtige Zeitgenossen immer noch heim. Der Schluss dieser Episode lässt das Erscheinen weiterer Säbelreiter erwarten.

David Nathan macht die unheimliche Geschichte zu einem besonders packenden Erlebnis. Die Musik von Horst-Günter Hank und Dennis Kassel stimmt den Zuhörer schon mal auf Grusel und Action ein. Sie sorgen auch für den guten Ton bei Stephen Kings „Trucks“, dort allerdings mit Hardrock-Musik. Bei „Schattenreiter“ reichen noch klassische Instrumente.

|70 Minuten auf 1 CD|

Hohlbein, Wolfgang – Nemesis 3 – Alptraumzeit

_Nemesis: Geheimnisse im Funkraum_

Der exzentrische Multimillionär von Thum hat drei Männer und drei Frauen auf die Burg Crailsfelden eingeladen. Zwei von ihnen sollen sein Millionenerbe antreten. Nichts verbindet die Eingeladenen, außer dass ihre Eltern irgendwann gemeinsam mit von Thum ein Internat in Cralsfelden besucht haben.

In der Nacht ihrer Ankunft kommen bereits drei von ihnen auf mysteriöse Weise ums Leben. Kein Wunder, dass die Überlebenden einander misstrauen. Ihr Gastgeber ist verschwunden, und in den dunkelsten Nachtstunden sind sie allein mit ihren Ängsten und der Gewissheit, dass in den Mauern der Burg der Tod umgeht.

Dieses Internat war in den 1940er Jahren mehr: Es war eine Zuchtanstalt für arische Kinder, vom „Lebensborn“ betrieben. Aber auch Spuren zur Napola, der Nazi-Kaderschule, sind zu finden: Ein Napola-Dolch steckt im Leib des Hünen Stefan, der zu entkommen versuchte. Die Überlebenden entdecken in sich dunkle Abgründe, die sich im Tunnelgewirr unter der Burg auf unheilvolle Weise widerspiegeln …

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

_Der Sprecher_

Johannes Steck, geboren 1966 in Würzburg, ist Absolvent der Schauspielschule Wien. Von 1990 bis 1996 hatte er Engagements an verschiedenen Theatern. Dem breiten Publikum ist er vor allem aus dem TV bekannt. Er spielte in zahlreichen TV-Serien. Steck arbeitet zudem als Radio-, Fernseh- und Synchronsprecher. Er hat schon diverse Hörbücher gelesen.

Regie führte Lutz Schäfer, der Tonmeister war Heiko Schlachter. Die Aufnahme fand im Juli 2006 bei Kino-im-Kopf-Produktion, Augsburg, statt (toller Name!).

Das Titelbild entspricht dem der Buchausgabe beim |Ullstein|-Verlag.

_Vorgeschichte_

Die Erben: Frank Gorresberg (der Erzähler), Stefan, Eduard Krause
Die Erbinnen: Maria Gärtner, Judith, Ellen
Der Hausmeister: Claus Zerberus
Der Rektor: Klaus Sänger (tot)
Der Burgbesitzer: von Thum (verschwunden)

Sechs potenzielle Erben werden auf Burg Crailsfelden eingeladen, doch die Umgebung ist der Gesundheit nicht sonderlich zuträglich. Erst haben alle sechs den gleichen üblen Albtraum, dann verschwindet der Gastgeber auf rätselhafte Weise in einem Brunnenschacht. Ein erster Fluchtversuch mit einem Auto scheitert auf spektakuläre Weise: Der Wagen wird von einem herunterrauschenden Fallgatter fast zweigeteilt.

In den mittelalterlichen Säulengängen unter der Burg sind nicht nur Kerkerzellen zu besichtigen. Hinter einem Kanisterstapel entdeckt der scharfsinnige Stefan auch einen geheimen Raum. Hier finden sich nicht nur ein Dolch der Napola (einer nationalsozialistischen politischen Anstalt), sondern auch Zeitungsartikel über Nazigold. War unser braver Hausmeister hinter diesem Zeug her? Er erzählt, im Dritten Reich seien in der Burg nicht nur Nazis untergebracht gewesen, sondern auch ein Kinderheim und eine Klinik, wo Frauen uneheliche Kinder zur Welt bringen konnten.

Frank, der Erzähler, fragt Maria Gärtner wegen der von ihm im Rektorzimmer gefundenen Fotos, denn sie stammt aus dem Dorf Crailsfelden. Nun, sagt sie, eines steht fest: Die sonderbaren Runen auf den Fahnen dieser Pfadfinder sind keine Hakenkreuze. Es sind die Runen, die für den Lebensborn reserviert waren. Der „Lebensborn“ war eine reichsweite Organisation, in der SS-Angehörige und andere „rassische Eliteangehörige“ mit ausgewählten Frauen Kinder zeugen konnten, um die arische Rasse zu verbessern und ihren Fortbestand zu sichern. Eine Zuchtanstalt. Aber eigentlich kann das nicht sein, denn das Auto, vor dem die Pfadfinder auf dem Foto stehen, wurde erst ab 1953 gebaut …

Als sich Stefan, der Hüne, über die Burgmauer abseilen will, wird er von gierigen Fledermäusen attackiert. Doch nicht an den Bissen stirbt Stefan, sondern an dem Nazi-Dolch, der in ihm steckt …

_Handlung_

Allmählich wird den in der Burg eingeschlossenen Besuchern klar, dass nicht nur dieser Ort, sondern auch sie selbst ein Geheimnis bergen, dessen Schleier früher oder später gelüftet werden muss. Als Einzige reflektiert die Ärztin Ellen halbwegs rational, um was es hier gehen könnte: eine Versuchsanordnung, so viel ist ihr klar. Mit den sechs Erben als Laborratten. Und zwar auch in sexueller Hinsicht: Frank hat mit Judith geschlafen und Ed mit Maria. Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Damen gerade ihre fruchtbaren Tage haben …

Unter den Fotos, die Frank Gorresberg im Zimmer von Rektor Sänger entdeckt hat, ist auch eines, das Sänger mit SS-Sturmbannführer Richard Krause zeigt. Er ist, wie Ed gesteht, sein Großvater. Maria zitiert aus einem Buch, in dem Krause als eine Art Killer im Osten beschrieben wird, doch Ed protestiert: Sein Opa sei der einzige Mensch auf der Welt gewesen, der sich je um ihn, Ed, gekümmert habe. Seltsam: Auch die anderen vier Überlebenden haben eine Vergangenheit als Waisenkinder vorzuweisen.

Sie müssen hier raus! Auf den alten Bauplänen, die sie im Rektorzimmer finden, ist ein Gang eingezeichnet, der unter der Burgmauer durchführt – hoffentlich ins Freie. Doch unten in den Tunneln stellt Claus Zerberus, Hausmeister und Nazigoldjäger, konsterniert fest, dass alles umgebaut worden ist. Frank haut sich, trotz seiner rasenden Kopfschmerzen, mit dem Pickel einen Durchgang zu einem parallel verlaufenden Tunnel. Weiter geht’s bis zu einer Wand, die den Schriftzug „Funkraum“ in gotischer Schrift trägt. Dahinter liegt ein weiterer Tunnel, in dem Frank durch ein simples Drehen des altertümlichen Schalters eine wahre Lichtflut auslöst. Dieser Komplex muss also über eine eigene Stromversorgung verfügen.

In den zugemauerten Räumen finden sie Dokumente, die Ellen als Laborprotokolle identifiziert: Blutwerte, immer wieder Schädelmessungen. Doch der nächste Raum wurde gesprengt und ist völlig verwüstet. Was befand sich hier? Frank, der unter ständigen Kopfschmerzen leidet, reißt bei einem besonders heftigen Migräneanfall einen Stützbalken um und bringt die Decke zum Einsturz. Als er nach dem Sturz halb betäubt da liegt, suchen ihn Albträume und Kinderstimmen heim. Wieder erscheint ihm Miriam alias Maria, die von blonden Kindern verfolgt wird, bis sie auf der obersten Kante des Zentralturms der Burg steht …

Als er mit Judith wieder in die Küche zurückkehrt, findet er ein Blutbad vor. Nun sind sie nur noch zu viert …

_Mein Eindruck_

Der Erkenntniswert dieser dritten Episode hält sich in Grenzen: Dass sich in den Tunneln des alten Internats und vormaligen Müttergenesungsheims eine ganze Menge Nazikram befindet, hatten wir schon ab Episode 2 erwartet, als die Fotos aus Rektor Sängers Schreibtisch auftauchten. Nun wird jedoch die dafür nötige Infrastruktur sichtbar: ein medizinisches Forschungslabor, ein Funkraum, die Unterbringungsräume des SS-Personals. Aber was hat dies alles mit ihnen zu tun, und wozu hat der Millionär sie, ausgerechnet dieses Sextett, hierher bestellt?

Diese Frage gibt den Anstoß zu einer Menge Spekulationen, wie schon zuvor. Doch nun gibt es zwei weitere Aspekte zu berücksichtigen: die Ermordung von Stefan mit einem Napola-Dolch und den Tod von Ed, ebenfalls mit einem Messer. Oder mit einem Skalpell? Der Verdacht fällt auf die Chirurgin Ellen, die sicherlich einen solchen Schnitt fachgerecht ausführen könnte. Doch was sollte ihr Motiv sein?

Ein weiterer, zunehmend wichtiger werdender Erzählstrang betrifft Franks geistige Abwesenheiten und Visionen, seine Kopfschmerzen und die Empfindung von tiefen Vibrationen im Untergrund der Burg. In einer chronologisch zusammenhängenden Parallelhandlung läuft der Junge Frank vor bösen Kindern weg, an der Hand seine Freundin Miriam. Doch Miriam hat im Gegensatz zu allen Kindern schwarzes Haar statt blondes. Diesmal führt Frank und Miriams Flucht sie auf die Spitze des zentralen Turms, und es sieht ganz so aus, als befände sich Miriam in Lebensgefahr. Aber warum nur? Diese Parallelhandlung konnte Aufschluss über die wahre, verdrängte Identität der sechs Erben geben.

Wie schon in Episode 1 und 2 sind also die Hinweise, mit denen der Autor Spannung erzeugt, fein dosiert und führen nicht nur in eine, sondern in mehrere Richtungen. Die Figurenentwicklung kann man jedoch vergessen: Wann immer der Ich-Erzähler Frank einer wichtigen Entdeckung auf die Spur kommt, ereilt ihn entweder ein Blackout oder ein Albtraum, der unweigerlich mit Kopfschmerzen verbunden ist.

Kein Wunder, dass er sich gewissermaßen selbst Scheuklappen anlegt, um nicht über die Bedeutung seiner Entdeckung nachdenken zu müssen. Das ist seitens des Autors ein fieser Trick, um die Spannung um die Rätsels des Ortes aufrechtzuerhalten. Oder ist es ein Kniff, um eine posthypnotische Konditionierung anzudeuten, die nun allmählich zusammenbricht, so dass die wahre Identität der sechs Erben zutage tritt?

|Der Sprecher|

Dem Sprecher gelingt es, die durch die Klischees vorgegebenen Figuren einigermaßen zum Leben zu erwecken. Stefan ist (bzw. war bis Episode 2) der verlässliche Hüne mit einem ebenso tiefen Organ wie der Wirt Carl, der etwas schleppend spricht. Ed nervt mit seiner meckernden Proletenstimme à la Martin Semmelrogge. Frank selbst, der Ich-Erzähler, erklingt mit einer ganz normalen männlichen Stimme – allerdings viel zu selten.

Interessanter sind die Frauen. Judith ist die schutzbedürftige junge Frau, kann aber durchaus auch zu einer Waffe greifen. Ellen, die kaltschnäuzige Ärztin, ist ihr genaues Gegenteil: eine kühle Managerin, aber zunehmend hart am Abgrund der Hysterie. Maria liegt irgendwo dazwischen und wirkt deshalb am glaubwürdigsten. (Das soll sich in Episode 4 radikal ändern.) Allerdings ist diese Tonhöhe durch die männlichen Stimmbänder des Sprechers etwas begrenzt. Rufus Beck könnte in dieser Hinsicht sehr viel mehr Eindruck hinterlassen.

Nicht zu vergessen die Kinder. Kinder, wird sich der Leser nun fragen. Kinder treten doch gar nicht auf. Doch, tun sie, und zwar in den Albträumen, die Frank und die anderen immer wieder erleiden. Das Traum-Ich Franks rennt mir Miriam durch die brennende Stadt, verfolgt von Kindern. Deren Rufen und Drohen drückt der Sprecher sehr gut aus. Es klingt aber nicht so richtig bedrohlich.

Das Hörbuch verfügt weder über Geräusche noch über Musik, aber dafür ist es recht preisgünstig.

_Unterm Strich_

Sechs kleine Negerlein – zwei gingen drauf dabei, nun sind es nur noch vier. Erben will sowohl gelernt als auch verdient sein. Doch was die sechs Erben auf der Burg durchmachen müssen, ist weit mehr als das übliche Spießrutenlaufen beim Nachlassverwalter. Hier wird mehr als Geld und Vermögen vererbt. Hier werden auch Altlasten weitergegeben: Erinnerungen, Konditionierungen, wohl auch Erbgut. Eine Versuchsanordnung, die einem bislang noch im Dunkeln liegenden Zweck dient.

Neben vielfältigen Spekulationsgrundlagen wie etwa dem Nazigold – eine falsche Fährte, wenn es je eine gab – sollten sich die Figuren (und wir natürlich mit ihnen) darüber Gedanken machen, wer sie sind, woher sie kommen und warum sie deshalb ausgerechnet auf Burg Crailsfelden einbestellt wurden. Wer war dieser Klaus Sänger, Leiter und Mäzen eines Internats – Internats für welche Art von Kindern? Haben der Lebensborn und das arische Aussehen der meisten der Erben etwas miteinander zu tun? Offenbar sind noch Rechnungen offen, aber mit wem?

Diese Fragen müssen in den verbleibenden Episoden beantwortet werden. Folglich bleibt die Serie spannend. Der Sprecher tut wie der Autor sein Bestes, die klischeehaften Figuren mit Leben zu erfüllen. Er unterstützt die Spannung und die Mystik ebenso wie den ironischen Humor, der hie und da durchblitzt. Fortsetzung folgt – hoffentlich zu einem ebenso günstigen Preis.

|141 Minuten auf 2 CDs
Buchveröffentlichung: Nemesis 3, 2004|
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Hohlbein, Wolfgang / Lüftner, Kai – Kevin von Locksley

_Kampf gegen Sheriff und Zauberer_

Mittelalter in England. Eines Tages taucht ein seltsamer junger Mann in den Wäldern um Nottingham auf. Er nennt sich Kevin von Locksley und behauptet, der leibhaftige Halbbruder des legendären Robin Hood zu sein. Niemand glaubt ihm, doch Kevin kann seine Behauptung mit Brief und Siegel belegen – und er weiß etwas, was sonst niemand im Lande weiß: Der tapfere König Richard Löwenherz soll Opfer einer großen Verschwörung werden. (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

|Wolfgang Hohlbein auf Buchwurm.info| (Auswahl):

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Der Sprecher_

Timmo Niesner begann bereits im Teenageralter beim Fernsehen. Es folgten viele weitere TV-Rollen. Er ist die deutsche Synchronstimme von Elijah Wood, des Frodo in Peter Jacksons Verfilmung von „Der Herr der Ringe“, und vielen weiteren Schauspielern. (abgewandelte Verlagsinfo)

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um die inszenierte Lesung der bearbeiteten (= gekürzten) Textfassung. Für Redaktion und Regie zeichnete Kai Lüftner verantwortlich, die Musik trugen Andy Matern, Dicky Hank und Dennis Kassel bei. Hank und Kassel besorgten auch die Inszenierung. Die Aufnahme leitete Lars Ullrich.

_Handlung_

Kevin schleicht mit seinem Freund Arnulf, dem Wikinger, und vier weiteren Gefährten durch den Sherwood Forest. Man schreib das Jahr 1190, und König Richard Löwenherz befindet sich auf dem Kreuzzug im Heiligen Land. Seit seiner Abreise sind die Zeiten unsicher geworden, und Kevin ist nur ein ungebildeter Bauernjunge aus der nordirischen Grafschaft Ulster. Der Fünfzehnjährige und seine Freunde sind lieber vorsichtig, denn sie haben die Spuren von acht Pferden gefunden. Doch wo sind die Reiter? Auf einer Lichtung rasten sie und Kevin ergreift die Gelegenheit, an einem Bach zu trinken. Dort findet er im Wasser eine goldene Münze. Arnulf meint, sie wurde offenbar von den Reitern verloren, die zuvor hier durchkamen.

Wenig später stoßen sie vorsichtig auf einen Trupp von Männern, die offensichtlich auf etwas warten. Sie sehen aus wie die rebellischen Waldbewohner und Räuber, vor denen sie der letzte Bauer gewarnt hat. Sie liegen allem Anschein in einem Hinterhalt. Sie haben es auf die Reiter abgesehen, die nun in sich Sicht kommen. Der vorderste Reiter trägt das gleiche Wappen, einen Greifen, das auch Kevin als seines anerkennt: das seines Vaters, des Earl of Locksley!

Arnulf brüllt los, um die Reiter zu warnen, und schon geht der Kampf los. Kevin, der ungeübte Schwertkämpfer, macht dabei keine sonderlich gute Figur. Arnulf muss ihm das Leben retten. Der Reiter mit dem Greifenwappen ist Robin von Locksley, und als er hört, dass Kevin sein Halbbruder aus Ulster sein soll, lach er erst einmal. Dann lädt er alle auf Locksley Castle ein. Die Burg ist heruntergekommen, die Mauern werden ausgebessert. Als Kevin ihm jenen Brief zeigt, der seine Abstammung beglaubigen soll, wischt Robin auch diesen beiseite. Doch er glaubt schließlich Arnulf, der schwört, dass Kevin tatsächlich der uneheliche Sohn des Grafen sei. Die Mutter, eine Bäuerin aus Ulster, die den verletzten Grafen und Arnulf gesundpflegte, ist vor einem Jahr gestorben.

Nachdem dies geregelt ist, hofft Kevin auf die Öffnung der Pforten des Paradieses, doch was er bekommt, sind nur eine zugige Kammer und jede Menge Arbeit. Drei Tage später nähern sich zehn Reiter der Burg. Es ist Guy von Gisborne, der junge und ziemlich hochnäsige Neffe des Sheriffs von Nottingham. Der Reiter neben ihm ist ein dunkelhäutiger Maure, und Robin nennt ihn einen Hexenmeister, obwohl er selbst nicht an Zauberei glaubt. Guy überbringt eine Einladung, die eine Beleidigung beinhaltet: Der Sheriff will seine Verlobung mit Lady Marian aus Darwin verkünden, doch Lady Marian ist bereits Robin versprochen, den sie innig liebt. Aber Marian ist die Kusine des Königs und benötigt zur Heirat dessen Erlaubnis.

Am Abend eilt Robin allein zu Marian, und Kevin macht sich Sorgen um seinen Bruder. Nach einem warnenden Traum macht er sich auf eine verrückte Suche. Doch natürlich verirrt er sich im Handumdrehen im nächtlichen Sherwood Forest. Zufällig stößt er auf den maurischen „Hexenmeister“ und stutzt. Wie seltsam – der Mann scheint mit rotäugigen Wölfen zu sprechen, und als der Mann ihn entdeckt, glühen auch seine Augen rot! Nur das Eingreifen unbekannter Männer rettet Kevin vor drei Wölfen, die der Maure auf ihn hetzt.

Der Anführer der Männer ist ein wahrer Riese, doch er trägt den Spitznamen „Little“ John, und seine Waffe ist ein riesiger Knüppel. Kevins Schutzlügen werden sofort entlarvt, als Johns Gefährte Will sagt, dass er Kevin auf Burg Locksley gesehen habe. Das gibt Kevin zu, und obendrein sagt er aus Trotz, er habe ja sogar ihren Hinterhalt gegen Robin, seinen Bruder, vereitelt. Die Waldbewohner reagieren verwundert. In ihrem Dorf aus Laubhütten bereden sie die Sache weiter. Sie wissen von keinem Hinterhalt. Will ihnen jemand ein Verbrechen in die Schuhe schieben? Little John hasst den Sheriff, der ihm und seinen Gefährten das Land gestohlen hat. Während Robin ihn ab und zu jagen lässt, sind Gisbornes Männer ständig hinter den Waldbewohnern her.

Nach seiner Rückkehr in die Burg erzählt Kevin von seinen Erlebnissen. Da stürzt ein Bediensteter mit der Nachricht herein, dass Guy von Gisborne Jagd auf einen der Rebellen aus dem Wald mache. Robin reitet mit Kevin, Arnulf und einigen Bewaffneten los, um den Neffen des Sheriffs von seinem Land zu vertreiben. Das Aufeinandertreffen zeitigt jedoch verhängnisvolle Folgen. Robin wird vor Gericht zitiert …

_Mein Eindruck_

An der Heldenlegende des Robin Hood haben etliche Autoren mitgeschrieben, und heute kennt jedes Kind Robin Hood. Erste Erwähnung des wohltätigen Rächers findet sich bereits in Texten des 14. Jahrhunderts. Demnach versteckte sich der entrechtete ehemalige Bauer im ausgedehnten Sherwood Forest, nachdem ihm der Sheriff von Nottingham sein Land gestohlen hatte. Robin wurde zum Geächteten und sann auf Rache. Zum adligen Erben von Locksley wurde er erst später, und dann erst war er auf einer sozialen Ebene, um Lady Marian den Hof zu machen.

Wer den Kevin-Costner-Film kennt, der kennt auch die Handlung ungefähr, so etwa die Entführung Lady Marians durch den Sheriff. Nur dass bei Hohlbein ein paar Dinge verdreht werden, und zwar deshalb, weil es hier erst durch die geschilderten Auseinandersetzungen dazu kommt, dass Robin von Locksley zu Robin Hood wird. Und Robin hat keineswegs einen Sarazenen als Begleiter, sondern einen solchen als Widersacher.

Wer jetzt einen historischen Actionroman erwartet, der liegt nicht ganz verkehrt, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Wie so oft bei Hohlbein muss noch irgendein magischer Aspekt hinzukommen, damit sich das Buch auch als Fantasy verkaufen lässt. Dieses Element bringt der Schwarzmagier Hassan ein. Allein schon die Szene, in der er mit Wölfen spricht, stellt Kevin die Nackenhaare auf. Später wird es noch viel gruseliger.

Die Ironie der Erzählung will es, dass nicht Hassan für den Urheber der Magie gehalten wird, sondern Kevin. Der weiß zunächst nicht, wieso die Leute vor ihm angstvoll zurückweichen. Sie ahnen nur, dass ein namenloses Grauen sie erfüllt, als ob der Leibhaftige unter ihnen wandeln würde. Folgerichtig wird Kevin als Schwarzmagier und Satansjünger von eben jenem heuchlerischen Sheriff angeklagt, der sich der Dienste eines Hexers bedient. (Man erinnere sich an das gleiche Motiv im Film mit Costner.)

Später gelingt es Kevin in einem kühnen Schachzug, diese Angst vor seiner Magie gegen den Feind einzusetzen, aber die Sache hat einen Haken: Angst wirkt nach beiden Seiten, also auch auf die Freunde. Erst nach vielen Erklärungen und den Appellen Robins zur Vernunft lassen sich die einfachen Bauern und Waldläufer Little Johns beruhigen. Aber wer weiß schon, was von dem jungen Kevin noch zu erwarten ist …

_Die Inszenierung_

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe öfters auftaucht. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

|Der Sprecher|

Der Sprecher erzählt alle Vorgänge aus dem Blickwinkel der Hauptfigur Kevin. Da dieser ein 15-jähriger Junge ist, wirkt die jugendliche Stimmlage des Sprechers sehr passend. Und dies ist die deutsche Stimme Elijah „Frodo“ Woods, dürfte also jedem vertraut sein, der Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung gesehen hat (und das waren ja nicht wenige). Doch Kevin ist kein zweiter Frodo, sondern ein junger Mann, der auf Kämpfe brennt, um seinen König, den geliebten Richard Löwenherz, zu schützen. Allein bei dessen Namen ist Kevin begeistert, umso mehr, als Robin der Freund des Königs zu sein scheint.

Aber Kevin lernt auch die Liebe kennen, in Gestalt von Lady Marians Zofe Susan. Hilflos stammelt angesichts der betörenden jungen Frau, die ihm das Hirn verknotet. Aber auch Marian hat es faustdick hinter den Ohren, und mit wiederholtem Flüstern verhilft sie dem vom Sheriff eingekerkerten Kevin zur Freiheit.

Die Schurken haben entweder sehr verschlagene Stimmen wie Guy von Gisborne oder sehr autoritäre wie etwa der Sheriff. Dieser verpackt seine Grausamkeit mitunter hinter huldvoller Aufmerksamkeit. Arnuld und Little John treten mit tiefen Stimmen auf, wie es sich für große, gestandene Männer vom Wikingerformat geziemt. Leider spricht der Maure Hassan fast nie, und wenn, dann mit einem schweren orientalischen Akzent, der wohl andeuten soll, dass er Maure ist (nicht notwendigerweise Araber, denn Mauren gab es auch in Spanien).

|Musik und Geräusche|

Schon beim ersten Kampf hören wir Schwerter klirren, aber so gedämpft im Hintergrund, dass der Vortrag im Vordergrund nicht überdeckt oder gestört wird. Auf Burg Locksley beispielsweise sind zudem Stimmen, Pferdehufe, Hämmern und viele andere Geräusche zu hören, aber ebenfalls gedämpft im Hintergrund. Dieses Gestaltungsprinzip gilt für alle Geräusche, insbesondere für die Massenszenen und die Kämpfe. Man darf sich also keinen Film-Sound darunter vorstellen.

Die Musik tut ebenfalls nichts, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. So unterstreichen beispielsweise majestätische Akkorde das Thema der Herrschaft, als Kevin erstmals Locksley Castle betritt.

Ein wiederkehrendes Musikmotiv ist mehr ein sehr tiefer Sound: Mit diesem Klang wird immer wieder der Auftritt des maurischen Hexers Hassan verknüpft, so dass der dadurch konditionierte Zuhörer schon ohne Namen weiß, wer nun gleich auftritt. Um anzuzeigen, dass die Magie des Hexers auf die Menschen wirkt, hat die Tonregie einen undefinierbaren Sound eingesetzt, der sowohl das Element des Unheimlichen wie auch des Mystischen in sich vereint.

|Das Booklet|

Das Booklet listet zunächst die Mitarbeiter an dieser Produktion auf, beschreibt dann aber kurz die Legende des Robin Hood. Schließlich stellt der Text Hohlbeins Fortschreibung der Legende mit Robins Halbbruder Kevin vor. Auf der letzten Seite kündigt der Verlag die Fortsetzung an, „Kevins Reise“, die ebenfalls von Timmo Niesner gelesen wird. Sie soll im Juni 2008 erscheinen.

_Unterm Strich_

Der Roman erzählt die Vorgeschichte, wie es dazu kam, dass aus Robin von Locksley, dem rechtmäßigen Erben und Freund des Königs, ein Geächteter und Rebell im Sherwood Forest wurde. Diese Wandlung erlebt sein frei erfundener Halbbruder Kevin mit, der zwar nicht auf den Kopf gefallen ist, aber als Bauerntrampel noch einiges über die Wege der Welt lernen muss – und wo bei einem Schwert vorne ist.

Dass Kevin auch die Freuden und Qualen der Liebe kennenlernt, gehört natürlich zu den Abenteuern eines 15-Jährigen hinzu. Und als man jemanden braucht, um König Richard Löwenherz vor dem Mordkomplott des Sheriffs zu warnen, auf wen fällt da die Wahl? Erraten. Diese Geschehnisse werden in der Fortsetzung „Kevins Reise“ erzählt, die im Juni 2008 als Hörbuch folgt.

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die ungewöhnlich actionreiche Handlung wirklich Spaß macht und den Hörer mit Action, Magie und Humor unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

Leider hat dieser Aufwand – und vielleicht auch der Autor – auch einen Preis, und für die zwei CDs muss man knapp 15 Euro hinblättern. Aber es lohnt sich.

Fazit: Volltreffer.

|Originalveröffentlichung 1994
145 Minuten auf 2 CDs|
http://www.wellenreiter.la
http://www.luebbe-audio.de

Hohlbein, Wolfgang – Als der Meister starb

Man schreibt das Jahr 1883. Vor der Küste Schottlands zerschellt der Viermastsegler „Lady of the Mist“ auf den tückischen Riffen. Okkulte Kräfte haben ihn angegriffen. Nur wenige Menschen überleben die Katastrophe und schlagen sich landeinwärts durch. Unter ihnen befindet sich ein Mann, der die Schuld an dem Unglück trägt. Ein Mann, der gejagt wird von uralten, finsteren Göttern, aber auch von Zauberern, denen er zu entkommen suchte: Roderick Andara, den man den „Hexer“ nennt. (Verlagsinfo)

Der Autor

Wolfgang Hohlbein hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden. Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Der Sprecher

Jürgen Hoppe, 1938 in Görlitz geboren, ist Rundfunk- und Fernsehjournalist sowie Sprecher, Autor, Moderator und Korrespondent verschiedener Sendeanstalten. Sein facettenreiches Talent stellte er bei der Interpretation unterschiedlichster Texte unter Beweis. (Verlagsinformation)

Der Sprecher des Prologs ist Dirk Vogeley. Der Gesang stammt von Andreas Grundmann („My father’s son“), Steve Whalley („The age of damnation“) und Elizabeth Eaton („Sopran auf „Lady of the Mist“). Die Verlagsinfo nennt zehn Mitglieder der Band, die Beiträge zur Musik lieferte.

Der Autor Howard Phillips Lovecraft und sein Cthulhu-Mythos

Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) wird allgemein als Vater der modernen Horrorliteratur angesehen. Obwohl er nur etwa 55 Erzählungen schrieb, hat sein zentraler Mythos um die Großen Alten, eine außerirdische Rasse bösartiger Götter, weltweit viele Nachahmer und Fans gefunden, und zwar nicht nur auf Lovecrafts testamentarisch verfügten Wunsch hin.

Aber Lovecrafts Grauen reicht weit über die Vorstellung von Hölle hinaus: Das Universum selbst ist eine Hölle, die den Menschen, dessen Gott schon lange tot ist, zu verschlingen droht. Auch keine Liebe rettet ihn, denn Frauen kommen in Lovecrafts Geschichten praktisch nur in ihrer biologischen Funktion vor, nicht aber als liebespendende Wesen oder gar als Akteure. Daher ist der (männliche) Mensch völlig schutzlos dem Hass der Großen Alten ausgeliefert, die ihre Welt, die sie einst besaßen, wiederhaben wollen. Das versteht Lovecraft unter „kosmischem Grauen“. Die Welt ist kein gemütlicher Ort – und Einsteins Relativitätstheorie hat sie mit in diesen Zustand versetzt: Newtons Gott ist tot, die Evolution eine blinde Macht, und Erde und Sonne nur Staubkörnchen in einem schwarzen Ozean aus Unendlichkeit.

PROLOG

Eine ernste Stimme (Dirk Vogeley) klärt den Hörer darüber auf, was es mit den Großen Alten auf sich hat und dass mit ihnen grundsätzlich nicht gut Kirschen essen ist. Vor zehntausenden von Jahren beherrschten sie die Erde, doch ihre Sklaven rebellierten. Die Großen Alten siegten doch unter Opfern, denn sie weckten die Älteren Götter, die sie bekriegten. Die Älteren Göttern verbannten die Großen Alten in die finstersten und ungemütlichsten Ecken des Universums, einer jedoch schlummert in der Tiefe der Ozeane im vergessenen R’lyeh: Cthulhu!

„Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass der Tod die Zeit besiegt.“

Handlung

Der Viermastsegler „Lady of the Mist“ hat den Hafen von New York vor 34 Tagen verlassen. Sein Kurs zeigt Richtung London, momentan muss er Schottlands Westküste passieren. Man schreibt das Jahr 1883, aber die „Lady“ befindet sich in einer Flaute und ist von dichtem Nebel umgeben. Es könnte genauso gut das Jahr 10.000 vor Christus sein.

Das findet jedenfalls Robert Craven, der sich auf seiner ersten Auslandsreise befindet. Er ist seinem Mentor und Dienstherrn Randolph Montague gefolgt, der krank in seiner Kajüte liegt. Robert, 24 Jahre jung, äußerst seine nervöse Furcht nur gegenüber Kapitän Bannermann, einem aufrechten Seebären. Er meint, den Fangarm eines Kraken an der Reling gesehen zu haben. Auch Montague ist der Nebel nicht geheuer und er bittet Bannerman eindringlich, das Schiff irgendwie von hier wegzubringen.

Zu spät! Der Fangarm eines Monsters hat die Reling durchbrochen und sich einen Matrosen geschnappt. Montague wappnet sich und seinen Diener Robert mit Medaillons, in die jeweils ein roter Stein eingelassen ist. Montague erscheint kraftvoller, mächtiger. Es sieht nicht nur wie Zauberei aus – das ist es auch! Er gibt sich als Roderick Andara zu erkennen, den man auch als „Hexer“ kennt oder vielmehr verflucht. Und auch Robert hat die „Gabe“ …

Andara vertreibt den Nebel, Wind kommt auf, da explodiert das Meer förmlich und eine Riesenwelle trifft die „Lady“ mittschiffs, dass die Takelage wackelt. Tentakel mit gefräßigen Mäulern schlängeln sich an Deck und schnappen sich ihre Lieblingsbeute: Matrosen. Ihr Blut wirkt wie Säure und verätzt die Haut. Andara errichtet einen Schutzbann, um das Ungeheuer zurückzuzwingen.

Er erklärt Robert, was das für ein Wesen ist: ein Killer, herbeigerufen von seinen Verfolgern, um Andara zu töten. Er gibt Robert die Chronik von Jerusalem’s Lot, die unter anderem die Hexenverfolgung und -prozesse in Salem, Massachusetts, zum Thema hat. Damals wurden Hexer beiderlei Geschlechts vertrieben, darunter auch Andaras Ahnen. Doch 1863 gab es ein neues Pogrom, dem scheinbar nur Andara selbst entkommen konnte. Nun muss Andara erkennen, dass weitere Hexer überlebt haben und ihn für seinen Verrat bestrafen wollen.

Sie haben Yog-Sothoth beschworen, einen der Großen Alten. Und dieses Ungeheuer treibt den stolzen Segler direkt auf die tückischen Klippen an der Küste zu …

Nach dem Untergang des Schiffs und dem Tod Andaras begeben sich Robert, der nach London muss, und wenige anderen Überlebende unter Kapitän Bannermans Führung in das nächstgelegene Dorf Goldsby. Es liegt idyllisch am Loch Sheen, umgeben von Schafweiden. Sie ahnen nicht, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sind. Und der erste Mensch, den sie antreffen, ist offensichtlich ein Verrückter: Er nennt sie Mörder …

Mein Eindruck

Der Roman trägt eigentlich den falschen Titel. (Dieser ist zudem negativ besetzt, so dass er nicht gerade zum Buchkauf einlädt.) Während nämlich der alte Meister, eben Roderick Andara, stirbt, entsteht praktisch vor unseren Augen der neue Meister Robert Craven, Andaras leiblicher Sohn und sein geistiger Schüler: der neue „Hexer“. Und so wie Andara Lovecrafts Schüler war, so geht auch Craven zu Lovecraft, um eine Ausbildung als Magier zu erhalten und das geistige Erbe seines Vaters – v. a. die riesige okkulte Bibliothek – anzutreten.

Doch dieses Erbe ist nicht eitel Sonnenschein, sondern mit der Gabe seines Vaters übernimmt er auch die Feindschaft von dessen Verfolgern, den Hexern von Salem. Wie schon im schottischen Goldsby attackieren sie Craven auch in London, wo sie ihn in einem dramatischen Showdown dem Monster vom Loch Sheen opfern wollen. Da sind sie aber an den Falschen geraten!

ACHTUNG, SPOILER!

Dieses Monster ist wirklich eine lustige Erfindung. Angelehnt an die Sage von Nessie, dem Monster von Loch Ness, handelt es sich um einen Saurier aus der Urzeit. Das Viech kann nicht nur gut schwimmen – es legt die Strecke Schottland – London in sieben Wochen zurück. Es hat auch ein prachtvolles Gebiss mit den Beißerchen eines Tyrannosaurus Rex. Und natürlich hat es einen riesigen Appetit auf frisches Magierfleisch mitgebracht. Leider hat es bei seinem Angriff auf Craven nicht das tonnenschwere Gewicht von Kirchenglocken berücksichtigt …

SPOILER ENDE

Ja ja, es ist schon ein Kreuz mit den Monstern: Wenn man sie zu deutlich zeigt, wirken sie allzu leicht lächerlich. Auch der Große Alte namens Yog-Sothoth kommt uns daher etwas spanisch vor, obwohl er sich doch mit seiner körperlichen Erscheinung ziemlich zurückhält. Das hindert uns aber nicht daran, ihn für einen besonders bösartigen Riesenkraken zu halten. Diese Verkörperung würde eigentlich viel eher zu Cthulhu, dem Bewohner der Tiefsee, passen. Dass der Torwächter Yog-Sothoth sich zu niederen Killerdiensten hergibt, dürfte sicherlich der dichterischen Freiheit des Autors zu verdanken sein.

Zauberin gut, alles gut?

Richtig gut hat mir hingegen Priscilla gefallen. Die schöne, junge Frau, die Bannermann & Craven in Goldsby zur Flucht verhilft, betört den jungen Magier mit ihrer Schönheit und Hilfsbedürftigkeit. Die bösen, bösen Hexer von Salem dürfen sie nicht bekommen, so viel ist schon mal klar. Und welchen schöneren Augenblick könnte es für Robert geben, als dass sie ihre lästigen Klamotten von sich schmeißt und sich ihm in aller nackten Pracht darbietet?

Die Sache hat nur einen winzigen Haken: Sie ist in Wahrheit weder jung noch eine Unschuld vom Lande. Und erweist sich also ein besonders perfider Köder, um Robert in die Hände seiner Gegner zu treiben. Priscillas Verwandlung hat ziemlich hohes Gruselpotenzial.

Der Sprecher

Der Endsechziger Jürgen Hoppe verfügt immer noch über eine durchaus kräftige Stimme, die er wirkungsvoll einzusetzen weiß. Zwar ist seine Modulationsfähigkeit nicht so ausgeprägt wie etwa bei Kerzel und Pigulla, doch die Kraft seines Ausdrucks trägt besonders bei dramatischen Stoffen zur Wirkung der Geschichte bei. Ein Horrorstoff wie „Als der Meister starb“ mit seinen zahlreichen dramatischen Konfrontationen bietet sich hierfür geradezu an.

Hoppe evoziert das Grauen nicht nur bei den Angriffen der diversen Monster, sondern auch bei entsprechenden psychologischen Regungen des Grauens, so etwa wenn sich Cravens geliebte Priscilla nicht als das entpuppt, was sie zu sein scheint. Wesentlich einfacher ist der Effekt, wenn der Hausdiener von Howard Phillips Lovecraft sich durch sein besonders tiefes Sprechorgan auszeichnet, um bedrohlich zu erscheinen. Der Hörer merkt gleich: Mit diesem Gorilla – er heißt übrigens Rolf – ist nicht gut Kirschen essen.

Die Musik

Das Hörbuch weist einen erstaunlich hohen Gehalt an Musik auf. Schon der Prolog weist Hintergrundmusik auf, dann folgt in der Pause ein längeres Stück professionell produzierten Mystic- oder Gothic-Rocks. Später folgen auch Songs, gesungen von Steve Whalley und Andreas Grundmann (s. o.). Diese Musik stammt von |ANDARA Project|, und für die Kompositionen und die englischen Songtexte zeichnet laut Verlagsinfo der Ton-Regisseur Albert Böhne verantwortlich, der auch den Text des Hörbuchs bearbeitet hat. In Personalunion ist Böhne somit der Meister aller Klassen.

Über die Qualität von Songtexten auf Hörbüchern kann man sich streiten, so etwa über Kunzes Stück „Der weiße Rabe“ auf den Poe-Hörspielen Lübbes. Bei Böhnes englischen Texten ist jedenfalls weitaus weniger zu verstehen, worum es geht. Das liegt aber nicht an der Aufnahmequalität, sondern vielmehr an der leisen Wiedergabe auf meiner Stereoanlage. Ich empfand ansonsten die Hintergrundmusik nicht als aufdringlich oder gar störend, sondern vielmehr passend.

Allerdings fragt sich manchmal der Hörer, warum er die Musikstücke mitbezahlen soll, die doch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Laufzeit ausmachen – geschätzt etwa 20 Minuten Pausenmusik und Abspann. Immerhin teilen die Songs den langen Text deutlich auf.

Unterm Strich

„Als der Meister starb“ richtet sich von seiner begrenzten Originalität und seinem einfachen Stil her an ein junges Publikum, das wohl vor allem männlich sein dürfte – warum sonst sollte es eine junge schöne Hexe erotisch finden? Pubertierende Jungs dürften sich auch wesentlich leichter mit dem jungen, angehenden Magier Robert Craven identifizieren, der von seinem bislang unbekannten Vater in die okkulten Künste eingeweiht wird. Dass er sein Können an der Seite weiterer Magier auf die Probe stellen darf, ist nur folgerichtig. Ob er die Prüfung besteht, soll hier nicht verraten werden.

Der Sprecher Jürgen Hoppe macht im Zusammenspiel mit der Band |ANDARA Project| das Hörbuch beinahe zu einem Hörspiel, so spannend und eindrucksvoll sind die Szenen dargestellt. Wer also keinen hohen Ansprüche an Horrorliteratur stellt, wird mit diesem Hörbuch gut unterhalten werden.

221 Minuten auf 3 CDs
Originalfassung: „Gespenster-Krimi“ Band 567; 1983
Hörspielfassung 2004 unter der ISBN 3-7857-1409-2

www.luebbeaudio.de

Hohlbein, Wolfgang – Raven – Die Rache der Schattenreiter

_Horror-Fantasy: Nr. 13 spielt Schicksal_

Der Privatdetektiv Raven und seine Freundin Janice Land verbringen auf der südenglischen Isle of Wight ihren ersten gemeinsamen Urlaub. Nach einer heftigen Auseinandersetzung auf der Rückfahrt von einem Volksfest sehen sie plötzlich einen Trupp Berittener vorbeipreschen: Schattenreiter! (Die kennt Raven schon aus seinem ersten Abenteuer.) Raven will Janice vor ihnen in London verstecken, doch an der Fähre werden sie von Polizei angehalten. Es hat zwei Morde gegeben – und Raven und Jance sind die Top-Verdächtigen … (abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

_Der Sprecher & das Team_

David Nathan, geboren 1971 in Berlin, gilt laut Verlag als einer der besten Synchronsprecher Deutschlands. Er leiht seine Stimme Darstellern wie Johnny Depp, Christian Bale und Leonardo DiCaprio. Er hat beispielsweise das Hörbuch [„The Green Mile“ 1857 von Stephen King ausgezeichnet gestaltet. Nathan liest eine von Katia Semprich bearbeitete Fassung.

Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme leitete Fabian Frischkorn, die musikalischen Motive trugen Horst-Günter Hank und Dennis Kassel bei.

_Handlung_

|PROLOG: Rekrutierung|

Irakische Soldaten lagern mit ihren Panzern am Rande des Mündungsgebietes von Euphrat und Tigris (dem Schatt el-Arab), als ihr Kommandant Charbadan eines Nachts Zeuge eines geisterhaften Phänomens wird. Aus einer Felswand, die von einer Explosion weggesprengt wird, erscheinen die schwarzen Schatten gigantischer Reiter. Sind dies Geister der Toten aus der nahen Burgruine? Insgesamt zwölf von ihnen formieren sich in einer Linie, bis ihr Anführer eine blitzende Waffe zieht: einen Säbel. Mit bloßen Kugeln ist den Schattenreitern jedoch nichts anzuhaben, wie sich im Laufe des Gefechts erweist.

Charbadan befiehlt den Rückzug, doch seine Männer sind zu langsam und werden alle niedergemacht, bis er selbst als Einziger überlebt. Der Anführer der Reiter, die ihn umzingeln, lobt Charbadans Mut und bietet ihm an, sich ihnen anzuschließen. Sie hätten einen Auftrag zu erfüllen und eine Rache zu vollziehen, denn einer von ihnen sei getötet worden. Erst wenn sie wieder dreizehn seien, seien sie wieder vollständig. Als sich der Kommandant weigert, töten sie seinen Körper, ohne mit der Wimper zu zucken. Seine Seele jedoch schließt sich ihnen an: der 13. Reiter.

|Haupthandlung: Charbadans Bewährungsprobe|

Privatdetektiv Raven macht mit seiner Freundin und Geschäftspartnerin Janice Land einen wohlverdienten Urlaub auf der südenglischen Isle of Wight. Doch am Vorabend ihrer Abreise haben sie wegen einer Nichtigkeit Streit, woraufhin Janice in den nahen Wald davonstürmt. Als er sie wiederfindet, muss er feststellen, dass sich ein cleverer Dieb den Mietwagen gekrallt hat. Doch was Raven erst am nächsten Morgen erfährt: Der Dieb – er heißt mal Jeremy, mal Andrew Tebbitt – ist nicht weit gekommen, denn ein Schattenreiter hat ihn angehalten und ihm den Garaus gemacht.

Am nächsten Morgen werden Raven und Janice kurz vor dem Besteigen der Fähre, die sie zum Festland bringen soll, von Inspektor Belders Polizeitruppe gestoppt. Er ist sehr höflich und möchte sie lediglich zu ihrem Mietwagen befragen. Raven hat nicht vor, ihm von der Horde Schattenreiter zu erzählen, vor denen er und Janice letzte Nacht in Deckung gehen mussten. Er weiß, dass Belders ihn für bekloppt halten müsste.

Der Inspektor erzählt, dass es am Vortag zwei Morde auf der Insel gegeben: ein Autofahrer namens „Andrew Tebbitt“ wurde aufgespießt in Ravens Mietwagen gefunden, und ein Yachtbesitzer wurde vor der Küste von Säbeln praktisch zerfetzt. Die Frau dieses Frank Callamis habe einen schweren Schock erlitten und fasele nur etwas von „Reitern“ – auf offener See, ist es zu fassen? Raven bleibt jedoch völlig ernst und empfiehlt Belders, in London bei Scotland Yard mit Inspektor Cart zu sprechen.

Janice Land durfte frühzeitig das Polizeirevier verlassen und ist in ihre Pension zurückgekehrt. Hier erhält sie jedoch ungebetenen Besuch. Zuerst hört sie ein Wiehern, das die Stille beendet, dann ein Lachen, und jemand bezeichnet sie als „Närrin!“ Das gefällt ihr nun keineswegs, doch bevor sie protestieren kann, materialisieren sieben Schattenreiter in ihrem Wohnzimmer. Der Anführer schickt einen Reiter vor, den er als Charbadan bezeichnet. Dieser tritt vor und hebt den Säbel, um zum tödlichen Schlag auszuholen …

Nach dem Gespräch mit Cart glaubt Belders an die Existenz der Schattenreiter, von denen Raven einen getötet hat. Die aktuellen Schattenreiter sind hier, um sich dafür an ihm zu rächen. Und wahrscheinlich auch an Janice! Belders und Raven lassen sich sofort von einem Polizisten zur Pension fahren, doch weit vor ihrem Ziel blockieren sechs schwarze Reiter die Straße. Und nach ihren gezückten Säbeln zu urteilen, haben sie nicht vor, den Weg zu Janices Rettung freizugeben …

_Mein Eindruck_

Hohlbein hat die Hauptfiguren, die Schattenreiter, mit einer gewissen Verwundbarkeit ausgestattet, so dass es durchaus möglich ist, sie zu bekämpfen – für den, der schnell genug ist, ihren Waffen entgegenzutreten. Dennoch kommt Privatdetektiv Raven zu spät, um seine Janice vor den Klauen der Horrorgestalten zu retten. Sie wird in die nächste Dimension entführt, und es gelingt ihm, ihr zu folgen, bevor sich das Tor zu dieser Dimension schließt. Wie in jeder Serie, muss auch hier eine Fortsetzung folgen, so dass sich niemand über das offene Ende zu wundern braucht.

|Genrefiguren|

Die Nähe zu Hohlbeins Lovecraft-Geschichten um den Hexer Robert Craven ist unverkennbar. Darauf weist auch die Namenswahl für den neuen Serienhelden RAVEN hin. Dass er keinen Vornamen hat, muss uns nicht wundern, denn er teilt dieses Schicksal mit vielen Comicfiguren. (Dass es einen Comic geben dürfte, ist wohl ebenso unausweichlich.) Dass er aber mit einer Verlobten, seiner Sekretärin Janice, und einem Maserati als Einsatzfahrzeug ausgestattet ist, widerspricht dem Fantasy-Genre und rückt die Figur in die Nähe von James Bond, welcher ja bekanntlich die Marken Aston Martin und BMW bevorzugt.

|Chabardan, der 13. Reiter|

Die interessanteste Figur in dieser Episode ist für mich der neue Rekrut der Schattenreiter, der Iraker Chabardan. Er ist der 13. Reiter, und die 13 ist insofern bedeutsam, als sie an die zwölf Apostel erinnert, aber noch einen draufsetzt. Außerdem bedeutet die 13 im christlichen Westen stets Unheil, was den Schattenreitern sicher nicht unrecht ist. (Wer will, kann auch an Michael Crichtons Roman „Der 13. Krieger“ denken. Doch der hieß im Original anders, nämlich „Eaters of the Dead“.) Jedenfalls ist die 13 eine sehr wichtige Zahl.

Aber Chabardan, der Neuling in ihrem Kreis, hat auch das Schicksal von Judas Iskariot zu teilen: Er verrät seinen Anführer und verändert dadurch die Regeln des Spiels. Der Grund für seinen Verrat ist durchaus verständlich: Schon als Soldat hatte er zu viele Leben auf dem Gewissen, und als Schattenreiter tötete er noch mehr, z. B. den Seefahrer Frank Callamis. Als er auch noch eine Frau killen soll, hat er vollends die Nase voll. Ich wünschte, alle Soldaten hätten so viel Gewissen wie er.

|Schwächen|

Janice verhält sich nicht wie eine erwachsene Frau, sondern wie ein Kind. Und sie gibt das auch noch selbst zu, als sie sich wieder mit Raven versöhnt. Dass sie nicht ganz die wehrlose Jungfrau in Not ist, beweist sie, als sie gegen die Schattenreiter ein Messer zückt. Das nützt ihr aber leider nichts. Schließlich muss Raven jemanden haben, den er retten kann …

Das größte Rätsel der Episode besteht jedoch in dem unerklärlichen Namenswechsel des Autodiebes. Erst wird eindeutig als „Jeremy Tebbitt“ eingeführt. Doch Inspektor Belders scheint falsche Daten zu haben. Er redet nur von einem gewissen „Andrew Tebbitt“. Für diesen Namenswechsel gibt es nirgends eine Erklärung, so als ob er nicht wahrgenommen würde. Ich gehe daher davon aus, dass sowohl dem Autor, dem ersten Lektor, der Redakteurin Katia Semprich und dem Sprecher David Nathan ein Fehler unterlaufen ist – eine ganze Menge Leute.

|Der Sprecher|

David Nathan stellt wieder einmal seine Meisterschaft beim Vortragen unheimlicher Texte unter Beweis. Es ist nicht nur seine Flexibilität in Tonhöhe und Lautstärke: Er flüstert und krächzt, dass für Abwechslung gesorgt ist. Aber sein eigentlich effektvoller Kniff ist die winzige Verzögerungspause vor einem wichtigen Wort. Der Eindruck entsteht, als gebe es einen Zweifel an diesem Wort und als zöge dieser Zweifel ein gewisses Grauen nach sich oder leite sich daraus ab.

Es ist der Unglaube angesichts des Schreckens, der sich dem jeweiligen Betrachter bietet, der den Zuhörer in den Bann von Nathans Vortrag zieht. Es ist die hintergründig mitschwingende Frage: Kann das wirklich wahr sein? Und wenn es wahr ist, dann ist es grauenhaft! Es ist dieses Grauen, das die Figuren angesichts der Schattenreiter erfasst, das wir über Nathans Vermittlung mit ihnen spüren können.

Es gibt zwar keine Geräusche, aber doch ein wenig Musik. Diese wird als Intro und Extro hörbar. Wie es sich gehört, stimmt sie den Hörer auf die unheimlich-angespannte Atmosphäre der Geschichte ein.

_Unterm Strich_

Bei Hohlbeins Kombination aus Fantasyhorror und Agententhriller handelt es sich um die modernisierte Variante seiner Geschichten um den Hexer von Salem, die im Dunstkreis von H. P. Lovecrafts Universum spielen. Jetzt haben die Großen Alten als Götter abgedankt, doch in Gestalt ihrer Diener, den Schattenreitern, suchen sie wohl unvorsichtige Zeitgenossen immer noch heim.

Der Schluss der ersten RAVEN-Episode ließ das Erscheinen weiterer Säbelreiter erwarten, und hier, in Episode 3, treten sie endlich auf. Unter ihnen ist der Neuling Chabardan der interessanteste: Nummer 13 spielt Schicksal. Und deshalb kann die Serie weitergehen.

David Nathan macht die unheimliche Geschichte zu einem besonders packenden Erlebnis. Die Musik von Horst-Günter Hank und Dennis Kassel stimmt den Zuhörer schon mal auf Grusel und Action ein. Bei „Schattenreiter“ setzen sie moderne elektronische Instrumente ein.

Wie es zu dem seltsamen Namenswechsel des Autodiebes kommen konnte, ist mir ein Rätsel. Aber dass so etwas vorkommt und nicht erklärt wird, lässt nicht gerade auf sorgfältige Arbeit seitens des Verlages schließen – weder anno 2003, als der Roman erschien, noch jetzt, drei bis vier Jahre später.

|70 Minuten auf 1 CD|
http://www.luebbe-audio.de

Hohlbein, Wolfgang / Lüftner, Kai / Weick, Kathrin – Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge (inszenierte Lesung)

_Action & Mystik: Kampf gegen den Druiden_

Kevin von Locksley ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt. Sofort macht er sich gemeinsam mit Gefährten auf den Weg nach Sherwood Forest, um seinen Bruder Robin Hood zu treffen. Doch auf der Reise reiht sich ein seltsames und bedrohliches Ereignis an das andere. Zufall oder Berechnung einer dunklen Macht? Als Kevin auf seinen alten Widersacher Darkon stößt, wird ihm klar, dass dessen Kräfte größer sind, als er dachte. Und Darkon hat vor, Kevin in seine Pläne einzuspannen, um England unter seine Kontrolle zu bekommen. Sollte sich Kevin weigern, muss er mit dem Schlimmsten rechnen.

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab zehn Jahren.

_Der Autor_

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der Achtzigerjahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science-Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 35 Millionen Bücher laut |Focus| 40/2006). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss.

Der Kevin-Zyklus:

1) [Kevin von Locksley 4593
2) [Kevins Reise 5082
3) Kevins Schwur 1: Die Druiden von Stonehenge
4) Kevins Schwur 2: Der Weg nach Thule

Mehr von Wolfgang Hohlbein auf |Buchwurm.info|:

[„Anubis“ 2826
[„Horus“ 4079
[„Das Paulus-Evangelium“ 2630
[„Das Paulus-Evangelium“ 4007 (Hörbuch)
[„Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch“ 3470
[„Das Blut der Templer“ 3235
[„Fluch der Karibik 2 – Dead Man’s Chest“ 2717
[„Die Zauberin von Märchenmond“ 2053
[„Märchenmond“ 1882
[„Hagen von Tronje“ 1860 (Hörbuch)
[„Feuer“ 816
[„Dunkel“ 552 (Hörbuch)
[„Dunkel“ 69
[„Der Hexer von Salem“ 249
[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)
[„Das Auge des Satans“ 4606 (Der Hexer von Salem 6)
[„Der Sohn des Hexers“ 4898 (Der Hexer von Salem 7)
[„Das Haus der bösen Träume“ 4921 (Der Hexer von Salem 8)
[„Intruder“ 144 (Hörbuch)

_Der Sprecher & die Inszenierung_

Timmo Niesner begann bereits im Teenageralter beim Fernsehen. Es folgten viele weitere TV-Rollen. Er ist die deutsche Synchronstimme von Elijah Wood, des Frodo in Peter Jacksons Verfilmung von „Der Herr der Ringe“, und vielen weiteren Schauspielern. (abgewandelte Verlagsinfo)

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um die inszenierte Lesung der bearbeiteten (= gekürzten) Textfassung. Für die Redaktion zeichnete Kai Lüftner verantwortlich, Regie führte Kathrin Weick, die Musik trug Andy Matern bei. Weick und der Cutter Christian Päschk besorgten auch die Inszenierung. Die Aufnahme leiteten die |d.c. Studios|, NRW-Berlin.

_Handlung_

Kevin, der 15-jährige Bruder von Robin „Hood“ von Locksley, ist aus dem Heiligen Land zurückgekehrt, wo er seine Freundin, Lady Marians Zofe Susan, durch die Intrigen der Haschischin verloren hat. Doch sie ist in der Gralshöhle in Sicherheit, wenn auch im Koma. Nun kann er sich neuen Aufgaben zuwenden, denn sein Bruder braucht ihn bestimmt in seinem Kampf gegen den Sheriff von Nottingham.

Gerade fahren er und seine Gefährten Arnulf, der Nordmann, und der leichtlebige Will Scarlet mit ihrem Pferdewagen durch den Sherwood Forest, als ein gehetzter Mann auf sie zukommt. Er nennt sich Estrid und lebt in einem der Dörfer nicht weit von hier. Er werde von einem Bandenführer namens Borg und dessen acht Reitern verfolgt. Borg gehöre zu Robin Hoods Bande. Das bringt die drei Reisenden zum Stirnrunzeln und macht Arnulf misstrauisch. Er lehnt deshalb ab, gegen eine Übermacht Borgs anzutreten, um Estrid zu helfen. Sehr zu Kevins Empörung, der Estrid seinen Dolch gibt, bevor der Mann wieder verschwindet.

|Borg|

Bei einer Rast am Abend geht Kevin angeblich Feuerholz suchen, doch in einem unbeobachteten Augenblick zieht er seine Rüstung als Tempelritter an und reitet in die Richtung, in die Estrid gegangen ist. Schon bald findet er ihn auf einer Lichtung, wo er von einem großen Kerl und dessen drei Reitern gepiesackt wird. Das muss wohl Borg sein. Diese Typen tragen zwar Lumpen, sind darunter aber gepanzert, Estrid ist hingegen schutz- und wehrlos (bis auf Kevins Dolch). Das sind keine Angehörigen von Robin Hoods Rebellen. Aber für wen arbeiten sie?

Die Reiter staunen nicht schlecht über diesen Tempelritter in „ihrem“ Wald und greifen ihn an. In einem kurzen, aber heftigen Gefecht mit ihnen verteidigt Kevin Estrid, der flüchtet, zieht sich aber selbst eine Wunde durch Borgs Schwert zu. Durch eine List hängt er sie ab und kehrt ohne Rüstung zu Estrid zurück. Ihm gegenüber nennt er sich Cedric. Sie trennen sich, damit Kevin zurück zum Lager laufen kann. Arnulf sieht an seinen Blessuren, was los ist: Kevin hat gekämpft. Kevins Pferd findet den Weg zu ihm zurück, mitsamt der Rüstung.

|Das Dorf|

Am nächsten Tag bleibt ihr Wagen im Schlamm des regennassen Waldes stecken. Borg und seine Männer tauchen auf. Trotz seines Misstrauens lässt er sich von „Cedric“ überzeugen, dass diese Reisenden harmlos sind. (Unter dem Ritterhelm hat Borg Kevins Gesicht ja nicht sehen können.) Nach Borgs Hilfeleistung können sie weiterfahren und gelangen in ein befestigtes Dorf. Sie berufen sich auf Borg und auf Estrid, die sie beide hergeschickt hätten. Osred, der Dorfvorsteher, gewährt ihnen Obdach und Zuflucht vor dem Regen. Arnulf und Will sprechen besonders dem guten Wein zu.

Kein Wunder, dass Kevin, als er nachts ein verdächtiges Geräusch hört, sie einfach nicht wachbekommt. Draußen versammeln sich die Dörfler, um zu einem Ort im Wald zu pilgern. Sehr seltsam, findet Kevin und schleicht ihnen vorsichtig nach. Ihr Ziel ist ein Kreis aufrechter Steine, der einen Steinaltar umgibt. Darauf liegt ein gefesselter Hirsch, offenbar ein Opfer. Ein Druide in weißem Gewand tritt aus dem Schatten ins Licht der Fackeln: Es ist Darkon!

|Der Widersacher|

Darkon war im Heiligen Land ein Komplize der Haschischin und wollte Susan und Kevin töten. Trotz seiner Gefangennahme konnte er auf rätselhafte Weise entfliehen. Nun taucht er hier wieder auf, aber wozu, fragt sich Kevin. Der Druide Darkon dankt den Dörflern für das Opfer, das er für seinen Schutz vor Borg verlangt hat. Nun habe er ein Anliegen. Unter den Fremden, die Osred aufgenommen und betäubt habe, befinde sich ein Junge. Den wolle er sehen – jetzt!

Kevin ist bestürzt. Woher weiß Darkon von ihm und seiner Anwesenheit in England, ja, in diesem Dorf? Er muss sofort zurück zu seinen Gefährten, denn sicherlich schweben auch sie bereits in Gefahr. Und dann müssen sie alle schnellstens abhauen. Doch das ist leichter gesagt als getan …

_Mein Eindruck_

Es dauert nicht allzu lange, bis sich Kevin nach einem üblen Verrat in Darkons Händen befindet. Da Darkon ein echter Zauberer ist, beherrscht er sowohl die Elemente der Natur als auch die Psyche seiner Mitmenschen. Nun kommt es zu einem sehr interessanten psychischen Zweikampf zwischen Kevin und dem machtgierigen Druiden.

|Konflikt|

Damit Kevin sich Darkons religiösem Feldzug gegen den König anschließt, muss er ihn überzeugen, dass die dunkle Seite in ihm diesen Schritt hin zu Macht und Reichtum wünscht. Kevin ist unversehens in einem Zwiespalt gefangen: zwischen seiner eigenen dunklen Seite, die Darkon hervorgelockt hat, und seinem besseren Ich, das sonst sein Bewusstsein kontrolliert.

Wie der Zweikampf ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Aber in dessen Verlauf kommt es zu einer Schlacht zwischen den Druiden und einer unerwartet auftretenden dritten Partei. Dabei gibt es jede Menge Action, leider aber auch den bitteren Verlust eines Freundes. In dessen Folge wird ihn sein weiterer Weg nach Thule im kalten Norden führen. (Ob damit nun Norwegen oder Island gemeint ist, wird an dieser Stelle nicht klar und ist auch unerheblich.)

|Überraschungen|

Die Geschichte wartet also mit mehreren überraschenden Wendungen auf, wie es sich für einen zünftigen Abenteuerroman gehört. Täuschung und Verrat spielen dabei eine große Rolle. Wenigstens ist in dieses Intrigenspiel kein Frauenzimmer verwickelt. Das wäre doch wohl etwas zu negativ gewesen – obwohl sich Hohlbein in seinen HEXER-Romanen keineswegs gescheut hat, Frauen als fiese Hexen auftreten zu lassen. Vielleicht hat er inzwischen dazugelernt, was den Geschmack seiner Leserschaft angeht. „Kevins Schwur“ erschien wesentlich später als die HEXER-Groschenhefte.

|Stonehenge|

Andererseits ist das Fehlen einer Frauenfigur doch ein auffälliges Manko in dieser ersten Hälfte des Romans „Kevins Schwur“. Die Männer machen wieder mal alles unter sich aus und kloppen sich schließlich, bis der Arzt kommt (oder auch nicht kommt).

Ein faszinierendes Bühnenbild bietet dabei der gigantische Steinkreis von Stonehenge, der in dieser Beschreibung nicht weniger als dreißig Ringe aufweist. Offensichtlich dient dieses Stonehenge nicht wie ursprünglich gedacht der Sternenbeobachtung und Vorhersage der Jahres- und Saatzeiten, sondern der blutigen Opferung von Unschuldigen.

Das ist sicherlich viel dramatischer als die friedliche Astronomie, aber leider viel weniger glaubwürdig. Allerdings hat sich der Romanautor Hohlbein noch nie viel um Glaubwürdigkeit seiner Plots oder Figuren bemüht. Warum sollte er also gerade jetzt damit anfangen?

_Die Inszenierung_

Bei diesem Hörbuch handelt es sich um eine inszenierte Lesung, wie sie in dieser |Wellenreiter|-Reihe öfter auftaucht. Das ist für ein junges Publikum einfach unterhaltsamer als eine pure Textlesung.

|Der Sprecher|

Der Sprecher erzählt alle Vorgänge aus dem Blickwinkel der Hauptfigur Kevin. Da dieser ein 15-jähriger Junge ist, erscheint die jugendlich wirkende Stimmlage des Sprechers sehr passend. Und dies ist die deutsche Stimme Elijah „Frodo“ Woods, dürfte also jedem vertraut sein, der Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung gesehen hat (und das waren ja nicht wenige). Doch Kevin ist kein zweiter Frodo, sondern ein junger Mann, der auf Kämpfe brennt, um seinen König, den geliebten Richard Löwenherz, zu schützen.

Arnulf, der hünenhafte Nordmann, spricht hingegen mit einer sehr tiefen Stimme, die ich Niesner nicht zugetraut hätte. Dessen Gegenteil sind der wieselhafte Estrid sowie der leichtlebige Will Scarlet (der in den alten Robin-Hood-Filmschinken stets als fahrender Sänger auftritt). Darkons Stimme ist weitaus faszinierender: Man stelle sich Saruman mit einer sehr tiefen und berückenden Stimme vor, wie er seinen Willen dem jungen Kevin aufzuzwingen versucht. Die Vorstellung ist recht beängstigend.

Sehr gut setzt der Sprecher auch die Emotionalität einer Szene um. Wenn Kevins Freund stirbt, so hat dies natürlich möglichst realistisch zu wirken, um eindringlich zu sein. Der Mann ächzt und keucht, während Kevin schluchzt. Die tragische Hintergrundmusik tut ein Übriges, um die Sterbeszene zu einem eindrücklichen Erlebnis zu machen.

|Geräusche|

Die Geräuschkulisse soll nicht von dem Dialog im Vordergrund ablenken. Deshalb sind die Gefechte und das Schwerterklirren nur dezent zu hören. Aber die Rufe der Mühe und die Schreie des Schmerzes und Todes sind doch unüberhörbar, ganz besonders natürlich während der finalen Schlacht.

Ebenso eindrucksvoll ist das Vorspiel zur Schlacht. Während des Psycho-Duells Kevins mit Darkon nimmt die Zahl der Donnerschläge über dem Steinkreis von Stonehenge stetig zu, so dass die Verbindung von Darkons Psyche und den Naturgewalten sinnfällig deutlich wird. Allerdings ist die Soundqualität lediglich als „bescheiden“ zu bezeichnen, denn von einem DD-5.1-Sound kann keine Rede sein. Noch nicht einmal Stereoeffekte sind zu bemerken.

|Musik|

Die Musik tut wenig, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern beeinflusst die Gefühle des Zuhörers unterschwellig. Das ist in der finalen Sterbeszene ganz deutlich, in der die Musik den Dialog und die Geräusche optimal ergänzt. An anderen Stellen deutet die Hintergrundmusik Unheil an. Im Intro und Outro ist sie jedoch flott und dynamisch gestaltet. Ja, sie weist sogar einen Western-Rhythmus auf, der an einen Ritt erinnert.

|Das Booklet|

Das Booklet listet zunächst die Mitarbeiter an dieser Produktion auf, beschreibt dann aber kurz die Geschichte von Stonehenge sowie die Legenden, die sich darum ranken. Die vierte Seite beschreibt kurz den Inhalt von „Kevin von Locksley“ und „Kevins Reise“.

_Unterm Strich_

Wie es sich für einen Abenteuerroman für zehn- bis zwölfjährige Jungs gehört, ist auch diese erste Hälfte von „Kevins Schwur“ gespickt mit actionreichen Kämpfen, mysteriösen Szenen der Magie und überraschenden Wendungen. Die finale Schlacht löst dann endlich die Spannung auf und führt den Helden zu neuen Zielen. Weil auch der Widersacher entkommen ist, dürfte es ein spannendes Wiedersehen mit Darkon geben. Frauenfiguren kommen diesmal keine vor, aber das kann sich in der nächsten Episode „Der Weg nach Thule“ schon ändern. Vielleicht verliebt sich Kevin ja mal in ein fesches Schwedenmädel!

|Das Hörbuch|

Der Sprecher trägt einen großen Teil dazu bei, dass die Handlung den Hörer mit Action, Magie und Humor unterhält. Die Musik und die Geräusche stören seinen Vortrag nicht, sondern unterstützen die Emotionalität der Szenen und vermitteln mit gedämpften Hintergrundgeräuschen einen realistischeren Eindruck. Das werden vor allem junge Hörer unterhaltsamer finden als einen puren Vortrag.

Leider hat dieser Aufwand – und vielleicht auch der Autor – auch einen Preis, und für die zwei CDs muss man knapp 15 Euro hinblättern. Aber es lohnt sich.

|Buchausgabe: 2000 bei Bastei Lübbe
151 Minuten auf 2 CDs
ISBN-13: 978-3-78573-666-1|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wellenreiter.la
http://www.hohlbein.net

[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Die Nephilim (Armageddon 2)

Jericho ist gefallen, und Beka hat alles verloren: Yoram, ihren Vater und all die anderen, die mit ihr in den zerstörten Städten des gelobten Landes gegen die Engel gekämpft hatten. Da trifft sie auf Lukas, der ihr Hoffnung macht, die Vermissten zu finden, und mehr noch: mithilfe der Bundeslade die Vorherrschaft der Seraphim brechen zu können. Doch die Engel wissen davon und spüren sie auf. Und als plötzlich am Horizont auch noch schwarze Kampfhubschrauber auftauchen, gibt es kein Entrinnen mehr. Beka wird getroffen. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie zunächst orientierungslos. Erst beim Anblick des bizarr verformten Petersdoms begreift sie, dass man sie nach Rom verschleppt hat. Und dass der Wahnsinn gerade erst beginnt … (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 688 Seiten
Piper

 

[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Dunkle Tage (Andrej und Abu Dun 16)

Andrej und Abu Dun werden mit einem Geheimauftrag in die Peststadt Hamblen geschickt. Dort wütet der schwarze Tod unerbittlich. In all dem Elend fällt zunächst niemandem auf, dass Kinder einfach verschwinden. Ihre Nachforschungen lassen Andrej und Abu Dun schnell auf allerlei Ungereimtheiten in dem Städtchen stoßen. Sie machen sich Feinde in hohen Positionen und sehen sich bald mit einer ungeheuren Kreatur konfrontiert, der selbst sie nicht gewachsen zu sein scheinen. (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 560 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Nekropole

Seit Jahrhunderten sind sie bereits Gefährten – die Vampyre Andrej Delãny und Abu Dun. Auf der Suche nach dem Wissen über die Herkunft ihrer Art, haben sie sich der Jagd auf ihre Artgenossen verschrieben. Im Jahre 1669 hat es sie nach Rom verschlagen. Die Ewige Stadt ist in Aufruhr, denn eine Papstwahl steht unmittelbar bevor. Doch unter dem Petersdom braut sich eine dunkle Kraft zusammen, die die ganze Stadt zu verschlingen droht … (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 576 Seiten
Batei Lübbe

[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Killer City

Chicago, 1893: Die kürzlich eröffnete Weltausstellung lockt Millionen Besucher nach Chicago. Alle wollen sich an den neuesten technischen Wundern ergötzen. Doch unter die nichts ahnenden Besucher hat sich ein Raubtier gemischt.

Thornhill hat schon viele Menschen getötet. Immer auf der Suche nach seiner nächsten Beute, zieht er durch Amerika. In Chicago hofft er, in der Masse der Touristen unterzutauchen. Bald entflammt sein Hunger nach dem berauschenden Gefühl des Tötens, der tief am Grunde seiner Seele lauert, jedoch erneut. Und wenn die Dunkelheit ruft, muss Thornhill dem Ruf folgen. (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 494 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Mörderhotel

230 Menschen gehen auf sein Konto …

Herman Webster Mudgett, der unglaublichste Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer gibt. Seine Opfer erleichtert er um ihr Geld und verkauft ihre Leichen an Mediziner. Niemand weiß, was im Kopf dieses Menschen vor sich geht. Bis die Polizei ihm auf die Spur kommt und eine gnadenlose Jagd beginnt …

Der Roman von Bestsellerautor Wolfgang Hohlbein erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte um einen der ersten Serienkiller Amerikas! (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 848 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Das Band des Schicksals (Die Templerin 6)

Anno Domini 1187: Die »Templerin« Robin hält sich vor den Tempelrittern versteckt. Ihr geheimes Wissen darf nie ans Licht kommen. Seit zwei Jahren lebt sie inkognito in einer jüdischen Siedlung am Niederrhein und hat seither nichts von ihrer kleinen Tochter in der Levante gehört. Jetzt schlägt sie alle Ermahnungen in den Wind und machte sich zu ihr auf den Weg. Just hat der Papst mit einer Bulle zum Dritten Kreuzzug aufgerufen … Mit von der Partie: Friedrich Barbarossa, Philipp II. von Frankreich und Richard Löwenherz von England – und es wird offenbar, wer der geheimnisvolle Vater der Waise Robin ist. (Verlagsinfo)

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Taschenbuch: 540 Seiten
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[NEWS] Wolfgang Hohlbein – Der Ruf der Tiefen

Seit Urzeiten lebt sie unter dem Antlitz unserer Welt – eine Macht, so abgrundtief böse und gewaltig, dass die Menschheit sie um jeden Preis meiden muss. … Die Suche nach ihrem verschwundenen Geliebten wird für Janice zum Albtraum. In einem alten Schmugglernest wird sie von gesichtslosen Feinden verfolgt. Da spaltet plötzlich ein greller Blitz den Himmel. Im peitschenden Orkan taucht die bedrohliche Silhouette eines Schiffes aus den Fluten auf und hält direkt auf sie zu. Janice muss erkennen, dass sie etwas geweckt hat, das für alle Zeiten hätte verborgen bleiben sollen … (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 560 Seiten
Piper