Tana French – Gefrorener Schrei

Die Handlung:

Sie wollten einen richtig interessanten Fall. Aber kein Spiel, das niemand kontrollieren kann.

Aislinn Murray ist jung, hübsch und liegt tot in ihrem Haus, der Tisch ist für ein romantisches Abendessen gedeckt. Wieder so eine klare Beziehungstat, denkt die Polizei. Doch bald stoßen die Detectives Antoinette Conway und Stephen Moran auf Ungereimtheiten. Und es wird immer offensichtlicher, dass jemand in der Mordkommission ihre Arbeit behindert. Weil sich Antoinette mit ihrer toughen Art Feinde gemacht hat? In einem nervenaufreibenden Ermittlungskreisel wird immer deutlicher: Unschuldig ist hier niemand. (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

Im alten Dubliner Stadtteil Stoneybatter wird eine junge Frau tot in ihrem Cottage aufgefunden. Die Detectives Antoinette Conway und Steve Moran erhalten von ihrem Chef den Auftrag, sich des Falles anzunehmen und da beide noch recht neu im Morddezernat sind, sollen sie durch den erfahrenen Kollegen Breslin bei den Vernehmungen unterstützt werden.

Das Opfer, Aislinn Murray, wurde offenbar erschlagen und es sieht ganz so aus, als hätte sie kurz vor ihrem Tod Besuch zum Essen erwartet. Hatte sie ein Date mit ihrem späteren Mörder? Gab es einen Streit, der in einer tödlichen Auseinandersetzung endete?

Dem Ermittlerduo gelingt es schnell herauszufinden, wen die junge Frau an dem Abend erwartete. Aislinn hatte den Buchhändler Rory Fallon einige Wochen zuvor auf einer Buchpräsentation kennengelernt und sich seither bereits einige Male mit ihm verabredet. Entsprechend schnell verhören sie Rory, der zwar zugibt, mit Aislinn verabredet gewesen zu sein. Als ihm zur verabredeten Zeit die Wohnungstür nicht geöffnet wurde, sei er aber traurig und enttäuscht zurück nach Hause gegangen.

Rory ist ein wenig selbstbewusster Typ, der sich schnell in die Enge treiben lässt. Von seiner Bekanntschaft Aislinn schwärmt er in den höchsten Tönen und er scheint zumindest am Boden zerstört, als er erfährt, dass sie ermordet wurde. Aber ist ihm ein Mord überhaupt zuzutrauen? Conway und Moran haben so ihre Zweifel und stellen die Ermittlungen daher recht breit auf. Unterstützt von dem Kollegen Breslin und einer ganzen Reihe Sonderermittlern gilt es, das Leben des Opfers und auch die Aussagen des vermeintlichen Tatverdächtigen zu durchleuchten. Aislinn war eine lebenslustige junge Frau, die gerne in angesagte Clubs ausging und vielleicht außer Rory noch weitere Männer kennengelernt hatte.

Lucy, eine enge Freundin des Opfers kann den Kommissaren ein paar weitere Details zu deren Leben präsentieren. Nachdem der Vater scheinbar spurlos verschwand, war Aislinn mit ihrer Mutter allein. Aber erst nach dem Tod der Mutter blühte sie förmlich auf und entdeckte ihr Leben. Finanziell schien sie abgesichert und träumte offenbar davon, aus Dublin herauszukommen. Rory hingegen, mit dem sich Aislinn ein paar Mal traf, versucht sich mit seinem Buchladen über Wasser zu halten und wartete noch darauf, dass Aislinn seine Zuneigung erwidern würde. Doch wo gibt es Ansätze oder gar ein Motiv? Die Ermittler sind unsicher, ob ihnen mit dem Tatverdächtigen bereits die Lösung des Falles auf der Hand liegt oder ob sie noch tiefer graben sollten.

Zudem wird die Ermittlung jedoch von etwas Anderem überschattet: Sabotage aus den eigenen Reihen, für Conway nichts ganz Neues. Als einzige Frau im Morddezernat wehte ihr schon von Anfang an eisiger Wind entgegen und machte so manchen Arbeitstag im Dezernat für sie zu einem Spießrutenlauf. Doch wer steckt genau dahinter und vor allen Dingen, warum? Antoinette Conway, die toughe Kommissarin, die es zielstrebig bis hierher geschafft hat, versucht herauszufinden, ob es mit der persönlichen Geschichte des Opfers zusammenhängt und beginnt sogar, in alten Geschichten zu wühlen. Das Gefühl, beobachtet zu werden und nicht mal den direkten Kollegen trauen zu können, setzen sogar ihr zu, dennoch lässt sie nicht locker. Auch durch zunehmenden Druck „von oben“ wird die Luft für sie immer dünner, als sie scheinbar endlich eine neue Spur verfolgt…

Mein Fazit:

Mit ihren Büchern „Grabesgrün“, „Totengleich“ und „Sterbenskalt“ hat die irische Autorin Tana French mich bereits früher in ihren Bann gezogen und ich war fasziniert von der Intensität und stellenweise von der Poesie ihrer Sprache. Einzig ihre letzten Werke „Schattenstill“ und zuletzt „Geheimer Ort“ kamen für mich nicht ganz an die Vorgänger heran.

Schon deshalb erwartete ich mit Spannung die Neuerscheinung des Romans „Gefrorener Schrei“und darf begeistert verkünden: Tana French is back! Und offenbar wieder in ihrer alten Form. Sprachlich ausgefeilt, atemlos dialog- und detailreich und auch bei einer Länge von mehr als 600 Seiten ohne unnötige Längen. Einzig der (übersetzte) Titel und die Umschlaggestaltung können nicht so recht überzeugen.

Die Ermittlerin Antoinette Conway ist allerdings schon aus dem Buch „Geheimer Ort“ bekannt, eine interessante Angewohnheit von French: Nicht immer ermittelt etwa ein und derselbe Kommissar / Kommissarin in ihren Bänden, aber Überschneidungen gibt es dennoch immer.

Eindringlich führt French in „Gefrorener Schrei“ erneut vor, wie trügerisch Empfindungen sein können und lässt ihre Hauptfigur ob der Zweifel an der Loyalität ihrer Kollegen in einen zermürbenden Strudel geraten. Dieser Roman überzeugt wieder einmal eigenwillig und intensiv, mit außerordentlicher Spannung und absolut genialer Atmosphäre! Lesetipp!

Broschiert: 656 Seiten
ISBN-13: 978-3651024472

www.fischerverlage.de

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