Taylor, G. P. – Schattenbeschwörer, Der

Eigentlich ist es sehr schade, dass nur die wenigsten Fantasy-Epen es auch schaffen, als auditives Erlebnis vermarktet zu werden, soll heißen: Hörbücher gibt es zwar schon einige, aber für meinen Geschmack viel zu wenige in diesem Genre. Dabei gibt es in dieser Sparte eine Menge empfehlenswerten Materials, auch wenn man selbst im Bereich der Audiobooks wirklich jeden neuen Release mit dem „Herr der Ringe“ messen lassen muss.
Eine etwas modernere Variante ist nun mit dem vierteiligen CD-Hörbuch „Der Schattenbeschwörer“ gelungen, welches basierend auf der Vorlage von G. P. Taylor die Geschichte des jungen Thomas erzählt, der sich gegen die Mächte der Finsternis behaupten muss und dabei auf allerhand Widerstand trifft.

Seit der dreizehnjährige Waise Thomas denken kann, leben er und die anderen Bewohner des kleinen Dorfes Thorpe unter dem Einfluss des düsteren Pfarrers Demural. Demural, Vikar von Thorpe, kontrolliert den Ort mit eiserner Hand und versucht in seinem Größenwahnsinn durch die Beschwörung dunkler Mächte seine Macht auszudehnen.
Zunächst scheint sich ihm niemand in den Weg stellen zu wollen, bis Thomas den geheimnisvollen Fremden Raphah trifft. Gemeinsam mit ihrer Freundin Kate lassen sie sich auf Gefahren ein, welche weit über ihre Vorstellungskraft hinausgehen.
Ein Kampf gegen finstere Mächte und Dämonen beginnt, der den drei Freunden beinahe zum Verhängnis wird. In dem Moment, in dem die Situation dann zu eskalieren droht und keine Hoffnung mehr zu erwarten ist, bekommen Thomas und seine Gefährten unerwartete Hilfe.

Die Handlung der Geschichte ist eigentlich sehr gut und auch sehr interessant gestaltet, was ich vor allem daran festmache, dass hier einige Rollen vertauscht werden, die in der Realität sicher nicht so aussehen, aber dazu beitragen, dass die Erzählung nicht vorhersehbar wird und die Spannung über die gesamte Zeit erhalten bleibt. So übernimmt zum Beispiel ein Pirat die Rolle des Verteidigers der Guten, während der heilige Priester von Thorpe wider seine Aufgabe die Macht an sich reißt und sein Volk unterwirft. Außerdem treten viele religiöse Themen in den Vordergrund, wobei ich jedoch nicht auf einen Bezug zu aktuellen soziokulturellen Kritikpunkten schließen möchte, auch wenn der Machtmissbrauch des fanatischen Priesters ein zentrales Thema der Geschichte ist.

Für Anhänger von Magie innerhalb des Fantasy-Bereiches wird auch hier eine Menge geboten, denn an manchen Stellen hagelt es nur so Zaubersprüche, aber das war bei einem solchen Titel auch zu erwarten. Insgesamt ist so eine sehr ausgewogene Mischung aus abenteuerlichen Grundstrukturen, religiösem Fanatismus und phantastischem Traumdenken kombiniert worden, welche im Rahmen der Fantasy-Literatur alle wichtigen Gesichtspunkte erfüllt, um als Story empfohlen werden zu können.

Leider hat man sich auf der Hörbuchversion von „Der Schattenbeschwörer“ nicht genügend Zeit gelassen, um die Sache noch ausführlicher auszuschmücken, denn an manchen Stellen wirkt das Ganze doch sehr hektisch, bzw. zu viele Inhalte werden in einen viel zu kurzen Zeitrahmen gepackt, was im Endeffekt sicher schade ist, denn die Story an sich hat einiges an interessantem Inhalt zu bieten. Da ich den Vergleich zur Romanvorlage (|Arena|, Februar 2004) mangels Unterlagen nicht bemühen kann, möchte ich mir auch kein Urteil über diese und die auditive Umsetzung erlauben, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass Taylor Stoff für mehr als diese 305 Minuten aus der Geschichte herausgeholt hat (immerhin 400 Seiten umfasst die gebundene Ausgabe).

Dafür fällt aber der Erzähler Wolfgang Rüter wiederum sehr positiv auf, der von Anfang an die Geschichte mitlebt und die Intrigen, Konflikte und Abenteuererzählungen mit vollem Herzblut interpretiert. Das wertet „Der Schattenbeschwörer“ wieder ungemein auf, auch wenn die relaxte Stimmung so mancher anderer Hörbuchumsetzungen dem hier Gebotenen abgeht. Trotzdem: Fans düsterer Fantasy-Literatur, und dabei vor allem die jüngere Generation – „Der Schattenbeschwörer“ ist nicht nur wegen des jungen Hauptdarstellers, sondern auch wegen der einfachen und leicht verständlichen Erzählweise ganz klar auf den jungen Leser eingestellt – dürfte aber schnell Gefallen an der Geschichte um Thomas, Kate und Demural finden. Ich für meinen Teil muss jedenfalls ganz klar sagen, dass ich mich in den fünf Stunden des Hörspiels prima unterhalten gefühlt habe.