Thomas Thiemeyer – Magda und Ben (Das verbotene Eden 3)

Das verbotene Eden:

Band 1: David und Juna“
Band 2: Logan und Gwen“
Band 3: Magda und Ben

Gwen ist die Flucht gelungen, Logan dagegen wurde angeschossen und befindet sich jetzt in Gefangenschaft. Natürlich ist Gwen fest entschlossen, Logan wiederzufinden, und hat sich deshalb einem Stoßtrupp der Brigantinnen angeschlossen. Denn Edana, die nun Hohepriesterin ist, hat ihren Willen endlich durchgesetzt, gegen die Männer in den Krieg zu ziehen. Doch die Frauen werden in der Stadt bereits erwartet …!

Das klingt zunächst einmal so, als wäre der Titel „Magda und Ben“ etwas daneben gegriffen. Ist es aber nicht. Tatsächlich beginnt der dritte Band mit einem Rückblick, der sich ausschließlich mit Magda und Ben beschäftigt. Aus ihrer Geschichte erfährt der Leser, wie es zu dem Zusammenbruch der Zivilisation kam, und wie sich der Zusammenbruch selbst abgespielt hat.

Das fand ich einerseits ganz interessant gemacht, vor allem die Darstellung des Kollapses und seine Auswirkungen, wenngleich mir aufgefallen ist, dass auch Magda und Ben im weiteren Verlauf der eigentlichen Geschichte immer noch dem Virus die Schuld geben. Ich hatte eigentlich eher den Eindruck, der Auslöser wäre in Wahrheit der Impfstoff gegen das Virus gewesen.

Wesentlich mehr Probleme hatte ich wieder einmal mit dem medizinischen Aspekt. Bei einem Messerstich in den Bauch, selbst an einer so peripheren Stelle wie beschrieben, grenzt es an ein Wunder, dass keine inneren Organe verletzt wurden. Und selbst, wenn der Messerstich den Darm tatsächlich verfehlt haben sollte, müsste der Verletzte schon die Konstitution eines Wasserbüffels haben, um sich nach einem solchen Blutverlust ohne weitere Behandlung durch Antibiotika in einem Zimmer voller verwesender Leichen nach drei Tagen noch keine Infektion eingefangen zu haben. Unwahrscheinlich auch, dass so jemand nach drei Tagen ohne Wasser und Nahrung schon wieder aufstehen und durch die Stadt laufen kann. – Und warum sollten die Frauen sich ausgerechnet ein Mädchen als Heilerin aussuchen, das zwar einem Baby auf die Welt geholfen, bisher aber lediglich im Krankenhaus ausgeholfen und bestenfalls rudimentäre Kesntnisse in Medizin hat? Waren unter den vielen Frauen, die die Stadt verlassen haben, keine Ärztinnen oder Krankenschwestern, die für diese Aufgabe tatsächlich qualifiziert gewesen wären?

Abgesehen davon empfand ich den jungen Ben und die junge Magda im Hinblick auf den alten Ben und die alte Magda nicht wirklich zusammenpassend. Das mag mit daran liegen, dass die Entwicklung der beiden im Verlauf der Jahre zwischen den beiden Handlungszeiten komplett ausgespart ist, man also nicht nachvollziehen kann, wie die beiden zu denjenigen wurden, die sich in der eigentlichen Geschichte sind. Aber auch sonst wirkten die beiden jungen Leute etwas steif und unnatürlich auf mich, ihre Vorgeschichte – wie sie zusammengekommen sind, der Mittelalterverein, die Gespräche mit den Kumpels – etwas bemüht. Vieles davon hätte ich nicht vermisst.

Nach etwa einem Drittel des Buches wendet sich die Geschichte dann wieder den eigentlichen Ereignissen zu. Und die sind diesmal etwas komplexer ausgefallen als in den Vorgängerbänden. Denn im Gegensatz zu David und Juna sind Logan und Gwen nicht gemeinsam entkommen und blieben damit Teil der Handlung neben Ben und Magda. Dazu kommen Cedric und der Inquisitor sowie Logans Vater Gunnar, und da auch Arkana und Claudius nicht gänzlich von der Bildfläche verschwunden sind, ergibt sich allein daraus eine größere Anzahl von Handlungssträngen. Dazu kommt, daß sowohl Claudius und Gunnar als auch Ben und Magda in diesem Band wesentlich aktiver sind als bisher. Das sorgt dafür, dass die einzelnen Fäden sich immer wieder trennen und mit anderen zusammenfinden, sodass ein enges Netz aus unterschiedlichen Verwicklungen entsteht.

Einiges ist recht vorhersehbar, zum Beispiel Cedrics Reaktionen in der Auseinandersetzung mit Gunnar, manches überhaupt nicht, wie das Ergebnis von Logans Ausbruchbemühungen. Insgesamt jedoch steigt der Spannungsbogen kontinuierlich an. Vom Showdown war ich dann wiederum etwas enttäuscht. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als der Inquisitor mit einem Gewehr in Schach gehalten wird, wäre es an der Zeit gewesen, den Mann einfach in Ketten zu legen. Stattdessen stehen alle herum und hören einem sinnlosen Wortgefecht zu, und nicht einmal die Brigantin Juna bemerkt, dass der Inquisitor seine Hand in der Kutte verschwinden lässt! Auch Claudius‘ spätes Auftauchen wunderte mich. Wenn ich bedenke, wie viel Zeit er gehabt hätte, hätte ich erwartet, dass er früher etwas unternimmt. Dieses geballte gleichzeitige Auftauchen von Claudius, David und Juna sollte die Sache vielleicht dramatischer machen, wirkte aber eher konstruiert und steif.

Unterm Strich gefiel mir der dritte Band – trotz aller Kritikpunkte – noch etwas besser als der Zweite. Er war eigenständiger, komplexer und spannender. An den Einstiegsband reichte er – trotz höherer Spannung – jedoch nicht ganz heran, dafür erschien mir manches doch zu unausgegoren. Insgesamt fand ich den Zyklus aber interessant, einfallsreich und lesenswert.

Thomas Thiemeyer stammt aus Köln und arbeitete nach einem Geologie- und Kunststudium zunächst als Grafiker und Illustrator, eher er sich vermehrt dem Schreiben zuwandte. Sein Debutroman „Medusa“ erschien im Jahr 2004, seither hat er eine ganze Anzahl weiterer Romane geschrieben, nicht nur Thriller, sondern auch den Jugendbuchzyklus Die Chroniken der Weltensucher, der mit Band fünf inzwischen ebenfalls abgeschlossen wurde. Als Nächstes will sich der Autor wieder mal einem Thriller für Erwachsene widmen.

Gebundene Ausgabe 448 Seiten
ISBN-13: 978-3-426-65328-9

http://www.thiemeyer.de/
http://www.droemer-knaur.de/home

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