Timothy Zahn – Die Blackcollar-Elite (Blackcollar 01)

Militär-Action für Heinlein-Fans

Die Menschheit hat den interstellaren Krieg gegen die Ryqril verloren, eine mächtige, technisch überlegene Kriegerrasse, die ein Planetensystem nach dem anderen überrennt und jeden Widerstand mit Atomwaffen und Kapfgas brutal unterdrückt.

Die Blackcollars, einst eine Elitegruppe des von Menschen besiedelten Sternenreiches, sind in den Untergrund gegangen und halten sich seit 30 Jahren zurück, um die Zivilbevölkerung nicht zu gefährden. Sie verfügen auch über kein Backlash mehr, eine für ihre Ausbildung notwendige Kampfdroge, die ihre Reflexe um ein vielfaches beschleunigt.

An einer anderen galaktischen Front sind die Ryqril inzwischen auf einen ebenbürtigen Gegner gestoßen und sind erheblich geschwächt. Für die Menschen bedeutet dies einen Silberstreif am Horizont.

Allan Caine von der Erde, selbst kein Blackcollar, startet zu einer geheimen Mission, um die Blackcollars für einen Guerillakrieg zu gewinnen, doch die ehemaligen Elitesoldaten sind alt geworden und scheinen resigniert zu haben.… (Verlagsinfo)


Der Autor

Timothy Zahn wurde 1951 in Chicago geboren, lebt in Oregon und ist heute einer der beliebtesten Science-Fiction-Autoren der USA. Sein bekanntestes Werk ist die sogenannte Thrawn-Trilogie, die mehrere Jahre nach dem Ende von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ spielt und die Geschichte des Star-Wars-Universums in eine neue Zeit vorantreibt („Expanded Universe“). Diesen Büchern folgte eine Reihe weiterer Star-Wars-Romane. Für seine Novelle „Cascade Point“ wurde Zahn 1984 mit dem renommierten „Hugo Award“ ausgezeichnet. (Quelle: Amazon.de)

Blackcollar-Trilogie

Alle übersetzt von Hilde Linnert.

1) The Blackcollar, DAW Books 1983, ISBN 0-87997-843-0
Die Blackcollar-Elite, Heyne 1989, ISBN 3-453-03453-8
2) The Backlash Mission, DAW Books 1986, ISBN
Die Backlash-Mission, Heyne 1989, ISBN 3-453-03454-6
3) The Judas Solution, Baen 2006, ISBN 1-4165-2065-1
Die Judas-Variante, nur im Sammelband „Blackcollar“ mit allen drei Bänden, Heyne 2008, ISBN 978-3-453-52361-6

Handlung

Das Terranische Demokratische Empire (TDE) stöhnt seit 30 Jahren unter dem Joch der Ryqril, eine überlegene Kriegerrasse, die Atomwaffen und Kampfgas jeden Widerstand brutal unterdrückt. Die Elitekämpfer der Blackcollars sind entweder untergetaucht oder in den Widerstand gegangen. Die elektronische Überwachung ist beinahe perfekt, weshalb es Leuten wie Allen Caine schwerfällt, in die Haut eines Anderen zu schlüpfen und so die Wachmaßnahmen der Ryqril zu umgehen. Mit Hilfe des Widerstandsgeneral Kratochwil gelingt es ihm, die Identität von Alain Rienzi, dem Adjutanten des Senators Auriol, anzunehmen. Sein Auftrag: Sich dem Widerstand auf dem Planeten Pliny anzuschließen. Sein Kontakt ist dort General Lepkowski.

Als Caine zu dem Treffpunkt in einem Buchladen zurückkehrt, stimmt etwas nicht: Die Dekoration ist nicht turnusmäßig geändert worden. Offenbar hat eine Razzia stattgefunden. Das ist schlecht, weil er nun keine Bescheinigung für seine Arbeit auf Plinry bekommt. Schnell überwindet seine Konditionierung Caines Schreckstarre und lässt ihn weitergehen. Jemand ist ihm auf der Spur. Auf dem Raumhafen bekommt er jedoch problemlos sein Flugticket und den Zutritt zum Raumschiff, das ihn nach Plinry bringen soll.

Plinry

Der Chef der Sicherheit auf Plinry, ein gewisser Galway, empfängt ihn und überprüft seine Identität, denn angeblich will dieser “ Alain Rienzi“ auf Plinry ein Buch schreiben, wie es damals während und nach dem Krieg gegen die Ryqril hier war – aber nicht aus dem Blickwinkel von Kollaborateuren wie Galway, sondern durch die Augen der übrigen, jetzt meist arbeitslosen Bevölkerung, die außerhalb des abgeschirmten Zentrums der Hauptstadt Capstone lebt. Da er keine Bescheinigung vorweisen kann, gewährt ihm weder das Archiv noch andere Behörden Zugang. Stattdessen wird seine Kleidung im Hotel unbemerkt verwanzt.

Blackcollars

Also muss Caine den Kontakt zum Widerstadt in den Kneipen der Außenstadt suchen. Es klappt auf Anhieb: Der alte Lathe macht keinen Hehl aus seiner Zugehörigkeit zu den ehemaligen Blackcollar-Einheiten. Jede Einheit bestand aus einem Dutzend Männern und der Anführer wurde „Comsquare“ genannt. Natürlich wird Caine selbst überprüft, könnte er doch ein Spion Galways oder gar der Ryqril sein. Und General Lepkowski hat angeblich längst das Zeitliche gesegnet. Caine muss schließlich in einer ländlichen Jagdhütte, die vor Wanzen abgeschirmt ist, vor dem Blackcollar-Chef Dhonau mit der Wahrheit herausrücken: Der Widerstand auf der Erde hat ihn geschickt, weil man dort ein unglaubliches Geheimnis entdeckt hat: Es gibt fünf alte Kriegsschiffe der Nova-Klasse, die in einem ultrageheimen Sternsystem versteckt sind. Sie wurden einfach vergessen, als damals die Ryqril vorüberrauschten.

Der Angriff

Jetzt sehen die Blackcollars endlich einen Funken Hoffnung. Wenn sie die fünf Kriegsschiffe übernehmen und sich mit den Feinden der Ryqril verbünden könnten, hätte sie eine minimale Chance, das Joch der Eroberer abzuschütteln. Aber dafür müssen sie erst einmal die Feinde, die sich auf Plinry befinden, beseitigen. Caine weihen sie nicht ein, denn er hat keine Blackcollar-Ausbildung. Schade, dass sie keine Aufputschdroge namens Backlash haben. Die würde sie nämlich doppelt so schnell machen.

Erst durchbrechen sie ein Tor ins Zentrum, dann schalten sie die Wächter aus, holen die Jäger vom Himmel, bis sie es zum Flughafen schaffen. Dort stehen terranische und Ryqril-Flieger aufgereiht, gleich daneben befindet sich eine Ryqril-Kaserne. Es kostet eine Menge Männer, um dies alles unter Kontrolle zu bringen. Parallel dazu verschaffen sich Caine und die Blackcollar Zutritt zum abgeschirmten Zentralcomputer, der die von Caine begehrten Archivdaten besitzt. Dhonau opfert sein Leben, und einem Dutzend Rekruten ergeht es nicht besser.

Doch die Elitetruppe requiriert den letzten flugfähigen Kampfjet der Ryqril sowie einen unauffälligen Raumfrachter, um damit nach Argent, der nächsten Welt des irdischen Empire (TDE), zu fliegen. In deren Asteroidengürtel warten fünf gut versteckte Kriegsschiffe darauf, dem Freiheitskampf der Menschheit zu dienen. Nun kommt es auf Argent darauf, mit dem dortigen Widerstand zu kooperieren, um 350 Raumpiloten aus dem Gefängnis zu befreien und gleichzeitig das Geheimnis der versteckten Nova-Schiffe zu hüten. Nur eins von beiden Zielen wird erreicht…

Mein Eindruck

Die Ausgangslage erinnert an so manchen Invasionsroman von Robert A. Heinlein, so etwa an „Die sechste Kolonne“ oder „Die Marionettenspieler“. Heinlein selbst tritt indirekt schon auf den ersten Seiten auf, und zwar als Buch in der Auslage des konspirativen Buchladens, den Caine besucht. Das Exemplar von Heinlein steht direkt neben einem von Charles Dickens. Daraus kann der Leser schließen, auf welchem Wertniveau der Autor Zahn sein Vorbild angesiedelt hat. Der Rest des Buches erinnert in vielerlei Hinsicht an diverse Romane des Großmeisters, so etwa an „Starship Troopers“.

Supersoldaten

Als Caine, unser Mann vor Ort, erstmals echte Blackcollars wie Lathe oder Dhonau trifft, ist er schwer enttäuscht. Diese alten Tattergreise sollen das irdische Imperium (TDE) retten? Doch Täuschung gehört zum Metier des Widerstands ganz wesentlich dazu. Lathe & Co. werden Caine, der seine Identität nicht beweisen kann, noch viele Male hinters Licht führen und ihm wichtige Informationen vorenthalten, insbesondere Operationspläne. Er hält ja seinerseits mit den Koordinaten für das Versteck der fünf Kriegsschiffe hinterm Berg. Es ist also stets ein Ringen um Vertrauen. Und wenn es den falschen Leuten geschenkt wird, dann ist der Preis mitunter hoch.

Die Blackcollars verfügen über besondere Eigenschaften, dazu gehört ein extrem schnelles Handeln mit Kampfsporttechniken, die Handhabung von lautlosen Ninja-Waffen wie Wurfsternen (Shuriken) und Kampfhölzern (Nunchaku) und nicht zuletzt die Nutzung einer Verjüngungsdroge namens Idunin. Dieses Medikament sorgt dafür, dass die 30 Jahre Auszeit nach der Invasion keine Rolle für die Kampfkraft spielen. Noch wichtiger ist vielleicht das jugendliche Aussehen mancher Blackcollars. Es führt dazu, dass die „Milchbubis“ unterschätzt werden. Kaum auszudenken, was eine Kampfdroge wie „Backlash“ zu ihrer Kampfkraft beitragen würde. (Das erzählt vermutlich der Folgeband „Die Backlash-Mission“.

Quislinge

Dass die Eroberer überhaupt das irdische Imperium beherrschen und verwalten können, verdanken sie den Kollaborateuren. Diese „Kollies“ sind nach dem verachteten norwegischen Kollaborateur Quisling benannt, der im 2. Weltkrieg unter den Nazis als Regierungschef diente. Alle Kollies sind einer geistigen Verhaltenskonditionierung unterworfen worden, die ihre Loyalität zu den Ryqril sicherstellt. In der einzigen Szene, in der ein Kriegerfürst der Ryqril beim lokalen Sicherheitschef auftritt, um Forderungen zu stellen, kuschen die beiden Menschen. Denn sie wissen genau, wozu solch ein Krieger mit seinem Kurzschwert und seinen Klauen fähig ist.

Die Sicherheitsdienste auf Plinry und Argent sind daher mit voller Energie dabei, die Blackcollar-Infiltranten aufzuspüren und festzusetzen. Doch schon einen einzigen Blackcollar wie Jensen zu fangen, kostet Argents Sicherheitsdienst 18 unersetzliche Leute. Deshalb ist eine gute Idee, Spione in den lokalen Argent-Widerstand einzuschleusen und sich die benötigten Informationen verraten zu lassen. Das führt zu einem interessanten Katz-und-Maus-Spiel, das bis zuletzt für Spannung sorgt. Denn der Argent-Sicherheit weiß nicht, dass die Ryqril selbst ebenfalls einen Spion in den Widerstand eingeschleust haben…

Der Feind meines Feindes

Die Ryqril haben das terranische Imperium mit seinen rund drei Dutzend Welten unterworfen und befinden sich nun im Krieg mit den Chryselli, einer anderen kriegerischen Alienspezies. Gemäß dem uralten Politikprinzip, wonach der Feind meines Feindes mein Freund ist, suchen die Blackcollars nach Unterstützung durch die Chryselli. Ohne dass Caine etwas davon erfährt, gelingt der Schulterschluss gegen die Ryqril. Die Folgen sorgen für eine weitere Überraschung. Leider wird dies nicht wie in den „Honor Harrington“-Romanen näher erläutert oder geschildert. Es ist halt so. Mehr darf nicht verraten werden. Mich ließ diese verkürzte Darstellung unzufrieden zurück.

Die Übersetzung

Die Schilderungen sind in ihrem knappen Stil auf das Minimum reduziert, das für die Verständlichkeit erforderlich ist. Das lässt den Verdacht aufkommen, dass auch dieser Titel, wie sämtliche Titel des GOR-Zyklus, von Seiten des Heyne Verlags gekürzt wurde. Der Verdacht lässt sich allerdings nicht belegen.

S: 183: „Parfum auf Theromonbasis“: Korrekt muss es wohl „Pheromonbasis“ heißen, denn Pheromone sind hormonelle Duftstoffe, aber von „Theromon“ habe ich noch nie gehört.

S. 268: „Jensen sah sich um und entdeckte einen elektrischen Stecker…er schoss in den Stecker. Die Folge war ein blauweißer Blitz, und im Korridor wurde es schlagartig finster.“ Gemeint ist offensichtlich kein Stecker, sondern eine Steckdose.

S. 320: „Dann hast du dich nicht willkürlich bemüht…“: Statt „willkürlich“ muss es wohl „wirklich“ heißen.

S. 321: „Skyler… checkte noch einmal die Pläne der einzelnen Stockwerke, die sie unter den Straßenkarten in ihrem Wagen gefunden hatten.“ Neben der erstaunlichen Info, dass es selbst noch im 25. Jahrhundert Straßenkarten aus Papier geben soll, macht doch die Behauptung misstrauisch, dass Gebäudepläne der Regierung neben simplen Straßenkarten zu finden sein sollen. Es sei denn, beides liegt digitalisiert im Navi-Computer des Wagens vor. Aber 1983 hatte man von Digitalisierung noch keine Ahnung.

S. 356: „…Flammenwand. Sie hindert den Feind daran, seine Leute zu verlegen, und stört die Infrarotschicht.“ Gemeint ist wohl die InfrarotSICHT, denn die Hitze der Flammenwand überstrahlt alle anderen Wärmesignaturen.

S. 380: „Dann wäre ich auf eine[r] Wagenladung Histrophyn sitzengeblieben.“ Das R fehlt.

Unterm Strich

Der Military-SF-Roman verbindet Militär-Action von Supersoldaten mit einem Gespinst von Spionagetätigkeiten, das mit etlichen Geheimnissen, Enthüllungen und Überraschungen aufzuwarten weiß. Von Anfang an ist deshalb nichts so, wie es scheint, und der Leser wird hinters Licht geführt. Das gilt auch für Caine, aus dessen Perspektive der leser den Geschehnissen zu fünfzig Prozent folgt.

Die Ein-Mann-Armee namens Jensen sorgt für Abwechslung. Der abgestürzte Blackcollar-Pilot muss unter Beweis stellen, wozu so ein Supersoldat fähig ist. Dass seine Kameraden ihn nach seiner Gefangennahme rausholen müssen, versteht sich von selbst. Doch was hat er unter der Folter preisgegeben? Spannende Fragen wie diese gibt es allenthalben.

Frauen

Die Feinheiten menschlicher Psychologie bleiben dabei allerdings auf der Strecke, und Frauen treten hier zwar stark auf, tragen aber nichts zum Handlungsverlauf bei. Wenn eine Frau nicht im Widerstand als Anführerin auftritt, dann agiert sie als Verführerin, um Informationen zu beschaffen. Dafür werden die oben erwähnten Pheromone eingesetzt, Gut, dass Caine, unser Mann vor Ort, rechtzeitig davor gewarnt wird. Es könnte ja sonst was passieren.

Paranoia

Das Szenario erinnert in diesem Detail wie auch im Invasionskonzept an nichts so sehr wie an den Kalten Krieg. Dass Paranoia der Freund eines Blackcollars ist, lernt Caine ebenfalls, und das schon auf den ersten Seiten. Verschwörungstheoretiker finden in diesem Buch jedenfalls jede Menge Futter für ihre paranoide Weltsicht.

Taschenbuch: 381 Seiten
Originaltitel: The Blackcollar, 1983.
Aus dem Englischen von Hilde Linnert.
ISBN-13: 9783453034532

www.heyne.de

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