Tobias Godlfarb – Spekulatius und das Abenteuer im Herbstwald

Normalerweise besucht Spekulatius der Weihnachtsdrache, wie es sein Namen schon sagt, die Geschwister Mats und Matilda um die Weihnachtszeit herum. Es muss also etwas ganz besonderes passiert sein, dass Tobias Goldfarbs Drachen schon im Herbst die Weihnachtsinsel verlässt, um zu seinen Menschenfreunden zu fliegen. Sogar etwas besonders Schlimmes. Und genauso ist es auch: Der fiese Freiherr von Freysinn hat den nahe gelegenen Wald gekauft und eingezäunt und will nun eine Jagd veranstalten, um neben anderen Tieren den prächtigen Hirsch Dwalin abzuschießen. Mit dessen Geweih möchte er sein ungewöhnlich unpersönliches Haus oder vielleicht sein zukünftiges Schloss schmücken. Fehlt nur noch eine schlossbesitzende Adlige, die ihn heiratet, am besten Baronesse Mechthilda Edeltraut Kunigunde von Hohenfels.

Angesichts dieser Ungerechtigkeit können sich die Kinder in diesem Jahr weder auf ihr Schulprojekt „Waldtage“, noch auf das herbstliche Drachensteigen und Kastaniensammeln konzentrieren, sondern müssen zusammen mit Specki alles dafür tun, dass die Tiere gerettet werden. Nicht immer macht es ihnen der kleine, goldene Drache mit einem Hang zum Chaos einfach, aber dass er mit Tieren sprechen kann, ist eindeutig ein Vorteil.

Die 24 Kapitel zum Vorlesen für Kinder ab 6 Jahren bieten neben einer Liebeserklärung an den Herbst mit seinen Farben, dem Herumspringen in Laubhaufen, Kürbissuppe, Drachensteigen und Basteln mit Kastanien auch viele liebenswerte, fast kindliche Nebenfiguren, die den Geschwistern bei ihrer Rettungsaktion behilflich sind. Selbst der eingangs so böse erscheinende Freiherr von Freysinn entpuppt sich am Ende als ein armes Würstchen.

Als etwas kompliziert beim Vorlesen gestaltet sich jedoch die wörtliche Rede von Spekulatius, der chronisch Umlaute setzt, wo keine hingehören. Bei Sätzen wie „Ich bräuche ein Ferngläs für Dwälin.“, hilft es nur, die Lippen zu spitzen und ein bisschen zu nuscheln. Kinder haben ihren Spaß daran und lieben es geradezu, Spekulatius‘ Redeweise nachzuahmen. Viele witzige Dialoge bleiben den Lesern auch deswegen im Gedächtnis, zum Beispiel als Specki der Försterin Lina Birklin erklärt, dass sich Rehe selbst lieber „Bämbis“ nennen.

Gelungen ist auch die Aufmachung des Buches. Das warme Orange des Hardcoverumschlags setzt sich mit einer durchgehenden Blättergirlande am oberen Blattrand durch das ganze Buch fort. Auch finden sich auf fast jeder der 176 Seiten weitere Illustration von Milla Kerwien, die immer in warmen, bunten Tönen gehalten sind und so das Thema Herbst unterstreichen. Kindern gefällt es, die Charaktere der Menschen- und Tierwelt auch als Bilder und manche vielleicht sogar zum ersten Mal zu sehen, wie zum Beispiel einen Fasan oder ein schlammverkrustetes Wildschwein, das sich als eine Pappmachè-Figur ausgibt. Da ist Schmunzeln und Lachen sicher unbedingt erwünscht.

Nach drei Büchern über Spekulatius als Weihnachtsdrache ist er auch als Herbstdrache  ein großer Spaß für Kinder und Eltern.

Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
ISBN-13: 978-3505151910
Schneiderbuch

Der Autor vergibt: [Rating: 5/5] Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)