Aufgeregt reißt die kleine Maus Tag für Tag ein Kalenderblatt nach dem anderen ab. Bis endlich der große Tag gekommen ist: Das weltgrößte Käsefest steht bevor und die kleine Maus macht sich auf die weite Reise in die Schweiz nach Bern. Doch dort angekommen muss sie feststellen, dass sie das große Fest um einen Tag verpasst hat und alle Stände mit den Köstlichkeiten bereits abgebaut sind. Also beschließt die Maus, die Zeit zurückzudrehen. Sie dreht bei allen Uhren, die sie nur finden kann, die Zeiger zurück, auch bei der großen Turmuhr – aber nichts verändert sich. Es vergeht trotzdem weiterhin ein Tag nach dem anderen.
Also sucht sie jemanden, der sich damit auskennen muss: einen Uhrmacher. Doch die Uhrmacher-Maus kann ihr auch nur erklären, dass man zwar eine Uhr zurückdrehen kann, nicht aber die Zeit. Aber einen Tipp erhält die Maus dann doch: Und zwar lebte vor gut 80 Jahren ein bekannter Wissenschaftler in der Stadt, der am Patentamt arbeitet – Albert Einstein. Also sucht die kleine Maus sein Büro auf und findet tatsächlich ein Buch, in dem Einsteins Relativitätstheorie erklärt ist. Tagelang vertieft die Maus sich in die Lektüre und lernt so mehr über Raum und Zeit. Doch scheint eine Zeitreise nicht möglich zu sein.
Als die kleine Maus enttäuscht das Buch zurück ins Regal schieben will, sieht sie einen Blitz, verliert vor Schreck das Gleichgewicht und bekommt das schwere Buch auf den Kopf. Als sie wieder erwacht, brummt ihr zwar der Schädel, aber plötzlich weiß sie, wie eine Zeitreise vonstattengehen kann. Sie beginnt ihre Berechnungen und sucht sich all das Material zusammen, um eine Zeitmaschine zu bauen.
Ob sie so auf das große Käsefest gelangt?
Zeit ist relativ
Der Kinderbuchautor und Illustrator Torben Kuhlmann hat schon drei andere wunderbar illustrierte Bände über seine Abenteuermaus veröffentlicht. In diesem vierten Mause-Buch trifft die kleine Maus nach ihrer Zeitreise auf einen der berühmtesten Physiker der Neuzeit, nämlich Albert Einstein. Aber sie löst ganz offensichtlich auch das Rätsel um die Zeit und liefert dem Physiker die entscheidenden Hinweise für seine Spezielle Relativitätstheorie. Hierbei spielt Torben Kuhlmann an mehreren Stellen geschickt mit der Kausalität, denn in der Jetzt-Zeit liest die Maus in Einsteins Buch über die Relativitätstheorie, für das sie ihm nach ihrer Zeitreise ins Jahr 1905 überhaupt erst die entscheidenden Ideen einflößt.
Die Geschichte ist einfach nur wunderbar und fasziniert Jung und Alt gleichermaßen. Für den interessierten Leser finden sich nach dem Ende der Geschichte sogar noch einige Hintergründe zu Einsteins Relativitätstheorie: natürlich mit Maus und Käse und in Kuhlmanns unvergleichliche Zeichnungen verpackt.
Ein Fest für die Augen
Die kleine Maus hat zwar das Käsefest verpasst, aber für alle Leserinnen und Leser ist dieses Buch ein Fest für die Augen. Dieses Buch ist wie die anderen Mausabenteuer liebevoll bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. In dem 128-seitigen Buch finden sich zahlreiche großformatige Zeichnungen, die eindeutig im Vordergrund stehen und die Blicke auf sich ziehen. Selbst die Stimmung der Maus kann man auf jedem Bild ablesen – als sie beispielsweise realisieren muss, dass Zeitreisen offenbar nicht möglich sind, lässt sie nicht nur die Schultern hängen, sondern auch die Schnurrhaare. Mal lächelt die kleine Maus im Schlaf, mal glitzern ihre schwarzen Äuglein vor Aufregung, dann lauscht sie gespannt den Erklärungen des Uhrmachers, bevor sie sich vollkonzentriert an die Konstruktion ihrer Zeitmaschine macht.
An vielen Stellen ziehen sich die schönen Illustrationen über die gesamte Doppelseite, mal finden sich mehrere kleinere Bilder auf einer Seite. Aber selbst die Textseiten sind nicht einfach nur mit Text bedruckt, sondern in den allermeisten Fällen verziert – entweder durch kleine Pfotenspuren, kleine Bilder oder Schattierungen, welche die Seite alt wirken lassen.
Dieses Buch ist ein echter Augenschmaus und verlockt nach der ersten Lektüre direkt dazu, das Buch nochmal von vorne zu beginnen und sämtliche Bilder erneut zu bewundern. Mir hat dieses Buch genauso gut gefallen wie meinen beiden sieben- bzw. zehnjährigen Kindern. Und das Spannende ist, dass jeder in den Bildern andere Details entdeckt.
Besser geht’s nicht
„Einstein“ ist ein Buch für die ganze Familie. Man muss keinerlei physikalische Vorkenntnisse mitbringen, um der Geschichte folgen zu können und benötigt nicht einmal ein großes Interesse für Physik. Denn die Maus zieht einfach alle in den Bann, und so lernt man spielerisch zusammen mit der Maus ein paar ungewöhnliche Dinge über die Zeit. Ich habe bislang alle Mausebücher gelesen und kann keines dem anderen vorziehen. Jedes hat seinen Reiz, jedes ist einfach wunderbar und unverzichtbar im Bücherschrank eines jeden, der eine gute Geschichte und solch hervorragende Illustrationen zu würdigen weiß.
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
ISBN-13: 978-3314105296
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Mausabenteuer
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