Die Schattenkämpferin-Trilogie:
Band 1: „Das Erbe der Drachen“
Band 2: „Das Siegel des Todes“
Band 3: „Der Fluch der Assassinen“
Story:
Nach der teils triumphalen Rückkehr der einzelnen Gefährten beschließt der Rat des Wassers, die Gilde der Assassinen endgültig zu vernichten und die Schreckensherrschaft Dohors‘ parallel hierzu zu einem friedlichen Ende zu führen. Auch Dubhe fühlt sich inzwischen ihrer Aufgabe verpflichtet und reist mit der ungleichen Magierin Thena nach Makrat, um die Herkunft ihres Siegels zu ergründen und es durch den Tod des kriegstreibenden Königs endgültig zu verbannen. Als Mägde verkleidet fallen die beiden jedoch schnell in die Hand von Sklavenhändlern und werden auf dem Markt als neue Hilfskräfte feilgeboten. Ausgerechnet Learco, Dohors Sohn, verpflichtet Thena und Dubhe für seine Dienste, nicht wissend, wen er künftig mit sich führt. Während ihrer treuen Dienste am Hofe von Dohor erforschen Dubhe und Thena die Bibliothek des Königs und werden für ihre Hartnäckigkeit belohnt. Gleichzeitig nähern sich auch Learco und Dubhe immer weiter an – eine Begebenheit, die in der Schattenkämpferin Gefühle weckt, die ihr bislang in dieser Intensität immer fremd waren. Dubhe offenbart sich schließlich dem ungeliebten Königssohn und überredet ihn zur Verschwörung gegen den finsteren Herrscher. Doch bevor ihr Attentat umgesetzt werden kann, wird der Hochverrat bekannt.
Zur gleichen Zeit starten Sennar und Lonerin die Suche nach Erbstücken von Tarik, dem ermordeten Sohn des alten Magiers. Doch das Vermächtnis Tariks ist in alle Winde zerstreut, darunter auch wertvolle Relikte, mit denen sich einst Nihal im Kampf gegen den Tyrannen behauptete. Hartnäckig verfolgen sie die wenigen Spuren – und machen hierbei Entdeckungen, die im griesgrämigen Sennar plötzlich wieder Emotionen hervorrufen, die er längst aus seinem Leben verbannt hatte.
Auch Ido nutzt die Gunst der Stunde, um Sennars verbliebenen Enkel San vor dem Einfluss der Gilde zu schützen, die dessen Körper für die Wiedergeburt des alten Tyrannen missbrauchen möchte. Das Verhältnis der beiden verschlechtert sich jedoch von Mal zu Mal, da San sich in den Trainingseinheiten des alten Meisters unterfordert und in seiner Bedeutung nicht Ernst genommen fühlt. Als er sich schließlich dazu durchringt, das Heft in die Hand zu nehmen und bereitwillig in den Bau der Gilde reist, scheint die Ankunft des Tyrannen nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Doch der Rat des Wassers schickt seine letzten Reserven in den Kampf, um Asters Rückkehr zu verhindern und den teuflischen Pakt zwischen Dohor und den Assassinen ein für allemal zu zerstören …
Persönlicher Eindruck:
Nachdem sich Licia Troisi in den ersten beiden Bänden nicht nur sprachlich gewaltig steigern konnte und ihrem jugendlich anmutenden Vorgängerwerk „Die Drachenkämpferin“ eine erwachsene Schwester zur Seite stellte, durfte man gespannt sein, in welche Richtung sich der Abschluss der Trilogie um die Schattenkämpferin Dubhe entwickeln würde. Viele Fragen waren gerade zum Ende des letzten Buches noch unbeantwortet, und gerade auf dem Gebiet der Charakterzeichnungen verbarg sich in „Die Schattenkämpferin“ noch reichlich Potenzial, um den Plot sogar noch über eine längere Distanz zu aktivieren. „Der Fluch der Assassinen“ steuert aber schließlich sehr zielstrebig auf ein grandioses Finish hin, welches zwar gewissermaßen vorhersehbare Züge trägt, aufgrund der vielen plötzlichen Wendungen jedoch genügend Spielraum hinterlässt, die Story immer wieder neu zu lenken. Und diesen Umstand macht sich die italienische Fantasy-Schreiberin auch gerne und häufig zunutze.
„Der Fluch der Assassinen“ stürzt sich jedoch sofort wieder in die Schlacht, die nicht nur auf dem Kriegspfad, sondern auch in zahlreichen Grabenkämpfen zwischen den tragenden Säulen der Geschichte ausgefochten werden. Den Anfang machen Thena und Dubhe, die sich zunächst noch spinnefeind sind, dann jedoch ein sehr fruchtbares Zweckbündnis führen, welches eine sehr unerwartete, jedoch prima ausgearbeitete Entwicklung nimmt. Ähnlich verhält es sich bei San und Ido, die sich immer weiter voneinander entfernen und somit genau die gegensätzliche Erfahrung machen, jedoch aus ähnlichen Motiven wie die beiden Damen, denen der größte Teil der Story gewidmet wird. Und auch das dritte Duo, das sich für die Rettung der Aufgetauchten Welt einsetzt, braucht eine ganze Weile, um sich miteinander zu arrangieren und die ersten Scheuklappen abzuwerfen, bis man endlich als Team agieren kann. Oftmals stehen hier traditionelle Ansichten gegen den Wagemut des jeweils anderen, so dass hier schon viele Parallelen zu ziehen sind. Doch unterm Strich bewahrt Troisi jedem einzelnen Charakter sein eigenwilliges Antlitz und vollführt ihr Meisterstück einmal mehr mit ihrer Hauptakteurin Dubhe.
Weniger gelungen ist unterdessen die Dokumentation der Liebesbeziehung zwischen Learco und Dubhe. ZWar macht die Autorin allzu verständlich, aus welchen Motiven die beiden handeln und welche Verbundenheit sie schließlich zueinander führt. Doch die strikte Persönlichkeit Dubhe, die bislang immer aus purem Eigensinn handelte und sich nie und nimmer von fremden Einflüssen hätte lenken lassen, verliert zwischenzeitlich einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit. Auch ihre Bereitschaft, den sicheren Tod zu wählen, um ihren Geliebten zu retten, passt nicht so recht ins Bild, zeigt jedoch auch die enorme Entwicklung, die Troisi ihren Lieblingen im Laufe der Erzählung ermöglicht. Und da das Ende – hier sei noch nicht zu viel verraten – durchaus versöhnlich ist und man schlussendlich feststellt, dass einige Entscheidungen trotz ihrer eigenwilligen Züge nachvollziehbar sind, kann man sich auch mit diesen partiellen Radikalschwenks ganz gut anfreunden.
Was die Story als solche angeht, ist „Der Fluch der Assassinen“ die bis dato spektakulärste Abhandlung aus der Feder der jungen Italienerin. Die Handlung lebt von ihren steten Wechseln aus Abenteuer und zwischenmenschlichen Interaktionen, wird von zunehmenden Emotionen gesteuert, verliert ihre teils raue Note aber trotz dieser Intensivierung nicht. Stattdessen werden die vielen Protagonisten noch besser zugänglich und entpuppen sich am Ende auch als rundum gelungene Identifikationsfiguren, jeder auf seine eigene Art und Weise. Weiterhin verschwendet Troisi nicht zu viel Zeit damit, die einzelnen Kampfhandlungen überdimensioniert auszuschmücken und konzentriert sich lieber auf den Fortschritt des Plots. Im Letzteren überzeugt der dritte Band mit einer bislang ungeahnten Detailverliebtheit und schafft es damit besser denn je, die Aufgetauchte Welt als Gebilde auch transparenter zu machen. Aber auch ihre Schattenseiten bekommen genügend Raum, der Zwiespalt wird mit jeder Feinheit greifbar, und selbst wenn die Autorin hier und dort vielleicht eine Spur zu pathetisch umschreibt, was in den einzelnen Köpfen vorgeht, ist man endgültig sicher, dass Troisi sich mit dieser Trilogie in die Riege der Spitzenschreiber im Bereich der traditionellen Fantasy hochgearbeitet hat.
In diesem Sinne ist „Der Fluch der Assassinen“ nicht nur ein gelungener Abschluss einer viel versprechenden Serie, sondern gleichzeitig auch das i-Tüpfelchen auf einen jederzeit spannenden, letzten Endes durchweg überragenden Fantasy-Komplex!
Taschenbuch: 528 Seiten
Originaltitel: Le Guerre del Mondo Emerso – Un Nuovo Regno
ISBN-13: 978-3453265653
www.heyne.de