Ule Hansen – Wassertöchter

Emma Carow ist glücklich: Sie ist verliebt und kann endlich ohne Albträume einschlafen. Langsam beginnen die Erinnerungen an die lange zurückliegende Vergewaltigung zu verblassen. Doch dann taucht ein Vergewaltigungsopfer auf mit Schnittwundern, die Emma brutal an ihre eigene Vergewaltigung und an die eigenen Narben erinnern, die Uwe Marquardt ihr seinerzeit zugefügt hatte. „Ich bin das Messer, du bist das Fleisch“ – dieser Satz verfolgt sie seit nunmehr zehn Jahren. Uwe Marquardt ist längst wieder auf freiem Fuß, und Emma muss vermuten, dass er wieder begonnen hat zu vergewaltigen.

Sie lässt ihre eigenen Wunden untersuchen, um im System gezielter nach Opfern suchen zu können, die in Uwe Marquardts Täterschema passen. Und tatsächlich finden sich bald vier Opfer, die ähnliche Schnittwunden haben – doch jedes Opfer nur eine Wunde, während Emma selbst vier Wunden hat. Als sie versucht, eine Serie zu konstruieren, erkennt sie, dass noch viele Opfer fehlen müssen!

Doch kurioserweise hat Uwe Marquardt für die jeweiligen Tatzeiten wasserdichte Alibis, und dennoch ist Emma überzeugt, dass er der Täter sein muss. Doch während der Nachforschungen gerät auch Emma wieder in große Gefahr…

Der Täter wird zum Helfer

Uwe Marquardt hat zehn Jahre zuvor die Fallanalystin Emma Carow tagelang eingesperrt und brutal vergewaltigt. Sieben Jahre lang hat er dafür im Gefängnis gesessen, doch seine Tat hat er in einem Bestseller aufgearbeitet, der ihn zu einem gefeierten Autor werden lässt. Als ein weiteres Vergewaltigungsopfer auftaucht, behauptet er, der Täter hätte zuvor Kontakt zu ihm aufgenommen und bietet daraufhin seine Hilfe an.

Emma ist von Anfang an skeptisch und glaubt nicht an Uwes Läuterung. Sie ist überzeugt, dass Marquardt ein Spiel mit der Polizei, aber vor allem mit ihr treibt, weil er noch eine Rechnung mit Emma offen hat und beenden will, was er damals abgebrochen hat. Doch alle Zeichen deuten auf einen anderen Täter, zumal Marquardt ein wasserdichtes Alibi hat. Was geht hier vor?

Die Spurensuche ist mühsam und geht nur langsam voran. Zudem werden Emma und ihren Kollegen immer wieder Steine in den Weg gelegt – denn Marquardts Mutter ist sehr vermögend, bekannt und bewegt sich in Kreisen, mit denen man sich nicht anlegen mag. So müssen Emma und ihre Kollegen gegen immer größere Widerstände ankämpfen – bis zu einem Punkt, an dem niemand mehr an Emmas Theorie glauben mag.

Im Wasser versenkt

Die Opfer wurden nicht nur geschnitten, sondern haben auch auffällig aufgedunsene Haut. Wie kommt das? Und wie lange dauert es, bis die Haut derart aufweicht? Emma versucht es in einem Eigenversucht in der Badewanne herauszufinden. Doch fraglich ist, warum es keine Zeichen für eine Vergewaltigung gibt?

Emma fügt die einzelnen Puzzleteile nur sehr langsam zusammen, und so steigert sich in dem Buch auch die Spannung sukzessive bis zu einem Punkt, an dem man das Buch gar nicht mehr zur Seite legen mag. Die letzten 200 Seiten habe ich praktisch in einem Rutsch gelesen, weil das Buch so spannend war und ich endlich erfahren wollte, was nun tatsächlich geschehen ist.

Charakterliche Schwächen

Bei „Wassertöchter“ handelt es sich um den dritten Band in der Reihe um die Fallanalystin Emma Carow, und ich vermute, dass man die anderen beiden Bücher gelesen haben sollte, denn das Autorenduo wirft einen mitten in die Geschichte, ohne die handelnden Charaktere vorzustellen. So erfährt man ganz nebenbei, was Emma damals geschehen ist und muss sich im Laufe der Geschichte zusammenreimen, mit welchen Kollegen sie gut zusammenarbeitet und mit welchen vielleicht weniger.

Auch Emmas Freund lernt man praktisch gar nicht kennen. Es wird zwar ab und an sein Name erwähnt und dass Emma mit ihm einen gemeinsamen Urlaub verbringen möchte, aber kennenlernen tut man ihn nicht. So bleiben die Charaktere etwas oberflächlich und undurchsichtig, sodass man ihren Handlungen nicht immer folgen kann. Ich fand es etwas schade, dass man dadurch nicht so richtig in der Geschichte „ankam“. Aber vielleicht werde ich es auch einfach aufholen und die beiden Vorgängerbücher noch lesen. Ich denke, das wird sich lohnen.

Spannungsgeladen

In den ersten Kapiteln passiert noch nicht so viel, der Spannungsbogen setzt erst später ein, steigert sich dann aber wirklich sehr gut. Die Auflösung lässt es dem Leser kalt den Rücken herunterlaufen und auch die Grausamkeit, die hinter all den Taten steckt, hat es in sich. Hier braucht man wirklich gute Nerven!

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
ISBN-13: 978-3453269569
www.heyne.de

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