Ulrike Renk – Das Lied der Störche

Die Handlung:

Ostpreußen 1920: Frederike verbringt eine glückliche und unbeschwerte Kindheit auf dem Gut ihres Stiefvaters in der Nähe von Graudenz. Bis sie eines Tages erfährt, dass ihre Zukunft mehr als ungewiss ist: Ihr Erbe ist nach dem Krieg verloren gegangen, sie hat weder Auskommen noch Mitgift. Während ihre Freundinnen sich in Berlin vergnügen und ihre Jugend genießen, fählt sich Frederike ausgeschlossen. Umso mehr freut sie sich über die Aufmerksamkeit des Gutsbesitzers Ax von Stieglitz. Wäre da nur nicht das beunruhigende Gefühl, dass den deutlich älteren Mann ein dunkles Geheimnis umgibt …
(Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

Frederike hat schon als Kind eine Menge mitmachen müssen: nach dem frühen Tod ihres Vaters heiratete die Mutter erneut und das Gut Fennhusen wurde nicht nur für Frederike, sondern auch für ihre Stiefgeschwister Fritz und Gerta zu einer Heimat. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit der Familie von Fennhusen und als ihr Mann im Krieg den Tod findet, steht Frederikes Mutter Stefanie mit ihren Kindern zunächst alleine da und lebt mit ihnen in Potsdam. Dass sie wenig später den Bruder ihres Mannes heiratet und mit den Kindern nach Fennhusen zurückkehrt, klingt wie eine pragmatische Lösung für alle Beteiligten. Schließlich sind immerhin zwei von Stefanies Kindern „von Fennhusens“ und eigentlich auf dem Gut zuhause. Sowohl Frederike, als auch Fritz und Gerta können sich schnell mit ihrem neuen Leben auf dem Lande arrangieren.

Alle lieben die Tiere des Hofes und Frederike entwickelt sich zu einer talentierten Reiterin. Stefanie und Erik legen großen Wert darauf, dass die Kinder die Abläufe auf dem Gutshof schon früh kennenlernen und gelegentlich bei der Ernte und im Haus helfen. Als das Ehepaar von Fennhusen anlässlich ihrer Vermählung nachträglich einen größeren Empfang mit einigen auswärtigen Gästen geben will, herrscht große Aufregung beim Hauspersonal: ist der Zeitpunkt für das Fest vielleicht ungünstig? Nach den Planungen beginnen emsige Vorbereitungen und auch Frederike hilft fleißig mit. Überhaupt ist Frederike nicht nur bei dem Personal beliebt und hält sich häufig etwa in der Küche des Hauses auf. Als noch vor dem Empfang klar wird, dass Stefanie von Fennhusen in anderen Umständen ist, kommt Frederike doch ins Grübeln.

Obwohl ihr Stiefvater, den sie bereits ihr Leben lang als „Onkel Erik“ kennt, es ihr gegenüber niemals zum Thema macht, ist sie schließlich keine „von Fennhusen“- im Gegensatz zu ihren Geschwistern. Hat sie dennoch das Recht, auf dem Gut zu bleiben? Was soll aus ihr werden? Wer wird sie heiraten, da sie als Fräulein von Weidenfels nicht einmal eine Mitgift aufweisen kann?

Der Empfang auf dem Gut wird ein voller Erfolg und auch Frederike genießt die Gesellschaft der Gäste. Neben Nachbarn und einigen Freunden ist auch der Gutsbesitzer Ax von Stieglitz zu Besuch auf dem Gut. Er ist einige Jahre älter als Frederike, lässt sie das aber nicht so sehr spüren. Stattdessen teilen beide die Begeisterung für Tiere und Ax, ein erfolgreicher Pferdezüchter, imponiert der jungen Frederike sehr.

Nach dem Sommer beginnt allerdings auch für sie der Ernst des Lebens, als die Mutter sie auf eine Hauswirtschaftsschule schickt. Frederike ist lernwillig und fleißig. Als sie einige Jahre später nach Fennhusen zurückkehrt, ist aus ihr eine junge Frau geworden, die noch mehr bereit dazu ist, Verantwortung zu übernehmen. Auf dem Gutshof hat sich in der Zwischenzeit auch eine Menge verändert, denn Stefanie und Erik von Fennhusen haben bereits vier gemeinsame Kinder. Gemeinsam mit zusätzlichen Kindermädchen und Hauslehrern gilt es, diese Bande in Schach zu halten und als es einen unglücklichen Unfall gibt, ist Stefanie heilfroh, dass Frederike zurück ist und sich auf dem Hof nützlich machen kann. Frederike macht das zwar wirklich gerne, aber immer häufiger stellt sie sich nun die Frage, was aus ihr werden soll. Haben ihre Mutter und Onkel Erik etwa schon eigene Pläne für sie gemacht? Die Zeiten sind nicht einfach und die politische Lage scheint sich zuzuspitzen…Ist Frederike jemandem als Ehefrau versprochen? Und wer mag dieser Jemand sein? Auch der geheimnisvolle Ax von Stieglitz taucht wieder häufiger auf Gut Fennhusen auf und Frederike beginnt, ihn mit anderen Augen zu sehen.

Mein Fazit:

Anschaulich erzählt Ulrike Renk das Leben auf dem ostpreußischen Gutshof in den Zwanziger Jahren. Zwar ticken die Uhren hier draußen doch deutlich anders als etwa in Potsdam oder Berlin und die aktuelle politische Lage wirft anscheinend seinen Schatten voraus. Dennoch hat das Landleben seinen eigenen Reiz und Protagonistin Frederike fügt sich offenbar gut in dieses Leben ein und reift zu einer jungen vernünftigen Frau heran.
Aber so unaufgeregt malerisch die Geschichte dahinplätschert, so vorhersehbarer ist die weitere Handlung.Während der Beginn des Romans unheimlich ausschweifend und zum Teil schon übertrieben detailgenau erzählt wird, ist das Ende irgendwie viel zu abrupt, wenn auch ohne überraschende Inhalte. Schade, denn sowohl sprachlich als auch inhaltlich hätte hier definitiv mehr Potenzial drin gesteckt. So reicht es nur zu einer mäßig unterhaltsamen Lektüre an gemütlichen Kaminabenden.

Taschenbuch: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3746632469

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