van Hamme, Jean (Autor) / Rosinski, Grzegorz (Zeichner) – Thorgal 1: Die Rache der Zauberin

In Frankreich braucht man die „Thorgal“-Reihe sicherlich nur noch den wenigsten Comic-Lesern schmackhaft machen; längst hat die ziemlich ausgedehnte Serie dort Kultstatus erlangt und gehört seit dreieinhalb Dekaden zu den Klassikern des phantastischen, illustrierten Genres. In Deutschland debütierte „Thorgal“ allerdings erst 1987 beim |Carlsen|-Verlag, wo hin und wieder eine neue Episode erschien, sich die Serie aber nicht zu den Bestsellern im Programm entwickelte.

Seit 2010 sind die Abenteuer aus der Feder von Jean van Hamme nun beim |Splitter|-Verlag beheimatet, und das gleich in doppelter Form. Einerseits wird die Serie dort mit kontinuierlichen Neuerscheinungen weitergeführt, andererseits erlaubt sich der Verlag auch, die Serie in einem hochwertigen Re-Release noch einmal neu aufzulegen. Mit „Die Rache der Zauberin“ beginnt eine Story, die bei unseren westlichen Nachbarn schon lange für Begeisterung sorgt und nun vielleicht auch endlich den Zuspruch erfährt, den van Hamme und sein Zeichner Rosinski im frankobelgischen Raum schon längst erfahren.

_Inhalt:_

König Gandalf verurteilt Thorgal Aegirsson zum Tode und kettet ihn an einem Stein in den Fluten. Während der Wasserpegel kontinuierlich steigt und Thorgal sich bereits mit seinem Ende abfindet, naht eine seltsame Dame, die ihm sein Leben schenkt, wenn er sich für die Dauer eines Jahres als ihr Untertan hergibt. Angesichts der ausbleibenden Alternativen lässt sich der tapfere Kämpfer auf den Pakt ein und wird schon bald darauf missbraucht, um eine weitere persönliche Fehde mit Gandalf auszutragen.

Doch Thorgal zeigt Gnade mit seinem einstigen Anführer und flüchtet in die eisige Landschaft. Dort landet er im Inneren eines Gletschers, wo zwei Damen ihm das ewige Leben versprechen. Aber Thorgal traut ihnen nicht und lässt sich auf ihre dritte Schwester ein, die endlich aus der Gefangenschaft dieses Binnenparadieses ausbrechen möchte. Doch der Preis für die Flucht ist unverhältnismäßig hoch …

_Persönlicher Eindruck:_

Zugegeben: Man merkt „Die Rache der Zauberin“ das Alter des ursprünglichen Materials an, da die Geschichte inhaltlich noch ganz klar die Ursprünge des Genres dokumentiert, als komplexes Heldenepos also für den ersten Moment noch nicht sonderlich taugt. Die Story ist sehr linear, über weite Strecken auch absolut vorhersehbar, und zudem wirkt manche Wendung innerhalb des Plots ein wenig unlogisch, da die angekündigten Konsequenzen, die der Spannung eigentlich zuträglich sind, später ausbleiben. Thorgal ist nicht bereit, seinen Pakt bis zum Ende zu erfüllen; zwar wird daraufhin Rache angekündigt, doch von der Zauberin, die ihn zu diesem Deal überredet hat, fehlt im zweiten Abschnitt des Comics jedwede Spur. Stattdessen widmet sich der Autor einem weiteren, unabhängigen Abenteuer, dessen Spannungsgrad nun auch nicht wirklich der größte ist. Jeder Schritt ist eine Spur zu transparent, das Ende ist jederzeit absehbar, und auch was Überraschungen anbetrifft, spart van Hamme und beschränkt sich auf das vollkommen Wesentliche.

Für eine Abenteuer-Erzählung geht das sicherlich in Ordnung, zur Einführung eines Helden, der noch viele weitere Herausforderungen bestehen muss, sicherlich auch. Aber irgendwie fehlt hier noch etwas das gewisse Etwas, das den Leser auch an die Figuren bzw. auch an die Story bindet. Dies mag darin begründet sein, dass man als erfahrener Leser der |Splitter|-Comics mittlerweile höhere Ansprüche an eine solche Publikation hat.

Vielleicht liegt es auch daran, dass die ganze Sache bereits mit großen Lorbeeren angepriesen wurde, die sich „Die Rache der Zauberin“ aber aus einem nüchternen Blickwinkel heraus nicht so ganz verdient hat. Fakt ist jedenfalls, dass in der ersten Episode der neu aufgelegten Serie noch zu wenig passiert, als dass man sich sofort dafür begeistern könnte bzw. all das bestätigen möchte, was über „Thorgal“ schon gesagt wurde. Die Unterhaltung ist definitiv ordentlich, doch im Vergleich zu manch ähnlich gelagertem Comic – hier seien zum Beispiel die „Conan“-Bände genannt – fällt „Thorgal“ schon ein wenig ab.

Die Neuauflage ist aber dennoch ein echtes Schmuckstück, weil sie neben der eigentlichen Story noch massig Bonus-Material bietet, angefangen bei reichlich Hintergrundinformationen bis hin zu einem Serienguide, der die einzelnen Zyklen noch einmal eingrenzt und eine bessere Vorstellung davon entwickeln lässt, wie monumental dieser Klassiker aufgebaut ist.
Trotzdem bleibt erst einmal zu hoffen, dass es sich bei „Die Rache der Zauberin“ um einen typischen Serienauftakt handelt, dessen Verfeinerung erst noch aussteht. Bis hierhin sind die Eindrücke jedenfalls noch nicht so berauschend, wie man es sich zuvor erhofft hatte.

|72 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868693386|
http://www.splitter-verlag.eu

_|Thorgal| bei |Buchwurm.info|:_
Band 1: [„Die Rache der Zauberin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7907
Band 2: [„Die Insel des ewigen Frosts“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7908
Band 32: [„Die Schlacht von Asgard“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7909
Band 33: [„Das Schwertboot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7910

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