Vardeman, Robert E. – Ruinen der Macht (Mechwarrior Dark Age 3)

Austin und Dale sind Brüder, Armeeangehörige, die häufig ihre Fähigkeiten in Mech-Simulatoren messen. Leider sind Austins Chancen gegen seinen großen Bruder Dale meist nur gering, wenngleich er sich beständig verbessert. Die Zeit, in der sie leben, macht es jedoch beinahe unmöglich, dass sie jemals in einem echten Mech sitzen und gegen den Feind vorrücken werden.
Nachdem das HPG-Netz zusammengebrochen ist, jenes Nachrichtensystem, welches auch die am weitesten voneinander entfernten Planeten zum Austausch von Informationen befähigt, ist eine zur Planung nutzbare interplanetare Kommunikation zum Erliegen gekommen. Mirach, der Planet, auf dem Austin und Dale leben, kann keinen Kontakt mehr zu fernen Absatzmärkten aufnehmen und die Wirtschaft erlebt schwere Zeiten. In dieser Situation ist an die Beschaffung von neuen Mechs gar nicht zu denken.

Doch ihre Zukunft soll nicht im Militär liegen, sondern in der Politik. So will es Ihr Vater, Baron Sergio Ortega. Der politische Führer hat seit jeher die Diplomatie höher bewertet als den Kampf und will nun, dass seine Söhne in seine Fußstapfen treten. Aber es gibt Elemente in der Regierung, die dem Baron seinen politischen Ansatz als Schwäche auslegen. Sie wollen ihn dazu bewegen, seine Leibgarde in die regulären Milizen zu überführen. Dies würde Kosten einsparen, was es dem Baron ermöglichen würde, mit entsprechenden Nachrichten das Volk zu beschwichtigen, weil das eingesparte Geld der Bevölkerung zugute käme.
Seine Söhne indessen drängen ihn dazu, diesen Entschluss noch einmal zu überdenken. Im Falle von Gefahr für die Regierung wäre eine sofortige Hilfe durch das Militär nicht mehr denkbar. Und diese Gefahren sind keine Illusion. Demonstrationen und Aufstände durch die unzufriedene Bevölkerung mehren sich.

Es kommt ganz anders. Dale, der ältere Bruder, muss mit ansehen, wie seine Freundin Hanna durch ein gezieltes Attentat ums Leben kommt. Dale weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass die Befehle zu diesem feigen Mord von weit oben kommen. Während die Ortegas glauben, dass es kaum schlimmer werden kann, wird Dale während einer Gefechtsübung durch den Einsatz scharfer Granaten getötet.
Die Geschehnisse eskalieren, und die Dunkelmänner geben sich zu erkennen. Eine aussichtslose Lage, gäbe es da nicht Sergeant Death, einen ausgedienten Centurion-Mech, den Sergio Ortega in ferner Vergangenheit einmal steuerte und der nun ein Museumsstück ist. Trotzdem macht sich Austin verzweifelt daran, die Kampfmaschine zu reaktivieren.

Die Darstellung der Intrige, der treibenden Kraft hinter der Geschichte, nimmt einen großen Teil der Handlung ein. Dergleichen kennen erfahrene Battletech-Leser hauptsächlich aus den größeren Zwisten zwischen den einzelnen Häusern. Dies spielt hier überhaupt keine Rolle. Infolge des Zusammenbruchs der interplanetaren (schnellen) Kommunikation beschränkt sich die Handlung auf den Planeten und lässt übergreifende Handlungsbögen nicht zu.
Aber nach all den riesigen Schlachten, dem bekannten massigen Getümmel aus Mechs, Kröten und Artillerie, wirkt der geringere Umfang an technischen Finessen neuer und auch gut. Die Einschränkung auf wenige militärische Techniken macht es nicht notwendig, auch nur ein einziges Buch aus dem Battletech-Universum gelesen, noch das Spiel in irgendeiner Form gespielt zu haben.

Austin ist die Figur des jungen Mannes, der zwar über eine gewisse Ausbildung und Erfahrung bereits verfügt, doch dann durch die Umstände gezwungen wird, schnell erwachsen zu werden. Aus den Simulationen wird blutiger Ernst. Dieser Handlungsaufbau ist leider nicht besonders neu und Geschichten dieser Art müssen eine gute Variation des Themas bieten. Am besten funktioniert es, wenn die Geschichte filmisch gelesen wird, also man Bilder zur Hilfe nimmt, die durch die Erzählung im Kopf entstehen. Der junge Mann, der vor dem ausgemusterten Mech steht, den einst sein Vater steuerte, die Intrigen, die geheimen Treffen, das Übungsgefecht, das zum Fiasko gerät. Dann beginnt die Geschichte zunehmend Spaß zu machen und spannender zu werden.

Möglich, dass Fans des Battletech-Zyklus vom dritten Band des |Mechwarrior Dark Age|-Zyklus ein wenig enttäuscht sein werden. Aber ein Verlust an Techniken wegen des neuen Handlungsbogens schränkt natürlich auch die Möglichkeiten der Autoren in diesem Universum ein.
Neueinsteiger finden hier allerdings die Möglichkeit, sich langsam in dieses Universum einzulesen, weil es nicht zu den üblichen Begriffserschlagungen kommt, in denen eine Mech-Beschreibung der nächsten folgt und ein Waffensystemeinsatz an den folgenden gereiht wird. Entsprechend ist das angehängte Glossar zwar löblich, aber keine Voraussetzung, um der Geschichte folgen zu können.
Der Roman ist stilistisch |Battletech| angemessen, die Handlung jedoch eine Spur zu vorhersehbar, obgleich die Variation des zuvor erwähnten Themas des zum Kämpfen Gezwungenen hier und da Neues bietet.

Fazit: Nicht grundsätzlich originell, aber unterhaltsam geschrieben. Für neue Freunde des Battletech-Universums ein guter Einstiegsroman.

_Michael Nolden_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|