Verne, Jules – Reise um die Erde in achtzig Tagen

Mit diesem Hörbuch präsentiert der |Hörbuch Hamburg|-Verlag einen der großen Klassiker aus der Feder Jules Vernes, vorgetragen auf sechs CDs von Rufus Beck.

Der exzentrische englische Gentleman Phileas Fogg ist ein Mann der Gewohnheit. Den Großteil seines perfekt durchorganisierten Tages verbringt er dabei in einem vornehmen englischen Herrenclub Londons, dem Reformclub. Im Herbst des Jahres 1872 beherrscht ein Bankräuber, welcher eine enorme Summe Geld gestohlen hat, die Londoner Tagespresse. Die Mitglieder des Reformclubs debattieren über die Wahrscheinlichkeit, den Dieb zu finden und dingfest zu machen. Foggs meint, man würde den Täter schon finden, da aufgrund der zunehmend besseren Verkehrsbedingungen jeder Ort der Welt schnell zu erreichen sein. Er geht sogar so weit zu behaupten, dass es möglich sei, die Erde in lediglich achtzig Tagen zu umrunden. Diese Aussage bringt ihm den Spott der anderen Gentlemen ein, sodass Phileas Fogg auf der Stelle 20.000 Pfund – die Hälfte seines Vermögens – wettet und sich fast augenblicklich auf die Reise macht, um den anderen Herren den Beweis seiner These zu liefern. Sein neu eingestellter französischer Diener Passepartout, welcher auf der Suche nach einer ausgeglichenen Tätigkeit war, begleitet ihn auf der abenteuerlichen Reise. Per Eisenbahn, Schiff, Ballon und auf dem Elefantenrücken nehmen die beiden den Wettlauf mit der Zeit auf. Dabei haben sie jede Menge Gefahren zu bestehen, wie die Rettung einer jungen indischen Witwe vor dem Scheiterhaufen.

Die überstürzte Abreise Phileas Foggs in England resultiert jedoch in einer fatalen Konsequenz. Scotland Yard, vor allem der übereifrige Detektiv Fix, vermutet in Fogg den gesuchten Bankräuber. Dieser Verdacht erhält durch den ungewissen Ursprung von Foggs Vermögen weitere Nahrung. Fix macht sich auf den Weg, den vermeintlichen Verbrecher zu stellen.

Der 1873 erschienene Roman von Jules Verne ist ein Vorzeigeexemplar des klassischen Abenteuer- und Reiseromans des 19. Jahrhunderts. Exotische Orte, undurchsichtige Gefahren, moderne und skurrile Beförderungsmittel, dazu eine intelligente, spannende Handlung, welche mit einer Prise Humor gewürzt ist. Daher resultieren auch der anhaltende Erfolg des Buches, auch 130 Jahre nach dem Erscheinungsdatum, und die zahlreichen Verfilmungen und Variationen des Themas, wobei hier lediglich auf den monumentalen Film mit David Niven in der Rolle des Phileas Fogg hingewiesen werden soll. Hierbei ist interessant, dass sich der Blickwinkel im Laufe der Jahrzehnte geändert hat. Bei Erscheinen traf Jules Verne den Nerv der Zeit, die Gesellschaft befand sich in Aufbruchsstimmung und Verne propagierte wie in anderen Werken den unglaublichen technischen Fortschritt. Mit seinem Werk belegte er glaubwürdig, dass eine solche Reise in dieser Rekordzeit tatsächlich möglich sei. Heute muten der Roman und die beschriebenen Technologien natürlich altmodisch an und die Freude an dem Werk liegt zum Teil auch in der ausgestrahlten Nostalgie begründet. Der unumstrittene Glaube an die moderne Technik ist sicherlich heute einem gewissen technologischen Misstrauen gewichen und so denkt man sich bei vielen Abschnitten der Reise von Fogg und seinem treuen Begleiter, wie schön und unberührt die Natur einst war.

Das Hörbuch stellt eine erstklassige Umsetzung des Romans dar, was hauptsächlich an dem Sprecher Rufus Beck liegt. Er schafft es durch die wohlklingende Intonation und seine klare Sprechweise, den Zauber des Buches an den Hörer weiterzugeben. Die verschiedenen Ton- und Stimmlagen passen sowohl zu dem Erzähler als auch zu den zahlreichen unterschiedlichen Charakteren. Die beiden Protagonisten, Phileas Fogg und Passepartout, werden mit all ihren Eigenheiten und Facetten widergegeben. Neben der nasalen, etwas arroganten Sprechweise des Phileas Fogg, eines Upperclass-Gentlemans des 19. Jahrhundert, hat mich besonders der Kontrast zu seinem Diener beeindruckt. Es gelingt Beck nicht nur, den französischen Akzent glaubhaft zu imitieren, sondern auch die liebenswürdige Art des Passepartouts darzustellen. Noch intensiver als beim Lesen des Romans wächst einem dieser einzigartige Butler ans Herz. Das ist wirklich eine außergewöhnliche Leistung. So vergeht die Zeit wie im Flug und schon ist der Hörer am Ende der Geschichte und bei der letzten CD angelangt und würde am liebsten wieder von vorn beginnen.

Jules Verne wurde 1828 in Nantes geboren. Neben H. G. Wells in England und Kurd Laßwitz in Deutschland gilt er häufig als der Hauptbegründer der Science-Fiction-Literatur und ihr einflussreichster Wegbereiter. So beschrieb er viele technische Errungenschaften vor ihrer tatsächlichen Erfindung. Seinem anfänglich absoluten Glauben an den technischen Fortschritt folgte in späteren Jahren eine kritischere Auseinandersetzung mit den sich ergebenden gesellschaftlichen Konsequenzen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1905 schrieb Verne über neunzig Romane.

Rufus Beck, Jahrgang 1957, arbeitete als Theater- und Filmschauspieler in den verschiedensten Rollen, bis er ab dem Jahr 2000 durch seine Tätigkeit als Sprecher der Harry-Potter-Bücher zahlreiche Preise erhielt und seither zu den begehrtesten Sprechern für Hörbuchproduktionen zählt.