Wallace, Edgar / Gruppe, Marc – indische Tuch, Das (Krimi-Klassiker 1)

Mit „Das indische Tuch“ beginnt eine Hörspielreihe von Titania Medien, die unter dem Titel „Krimi Klassiker“ mehrere Geschichten des britischen Krimialromans aufbietet. Neben einzelnen Erzählungen des berühmten Sherlock Holmes kommt auch Krimi-Legende Edgar Wallace im Laufe dieser Serie zu Hörspiel-Ehren, wobei die erste Episode, „Das indische Tuch“, sich gleich mit einer Geschichte jenes berühmten Schriftstellers befasst.
|Titania Medien| bzw. Drehbuchautor und Regisseur Marc Gruppe haben eigens für die Realisierung dieses Projekts bekannte Synchronsprecher verpflichtet, die ihren Job bei diesem ersten Teil überragend lösen. Hier eine kurze Auflistung der vertrenenen Schauspieler (in Klammern die Namen der ansonsten synchornisierten SchauspielerInnen):

Lord Willie Lebanon – Daniel Werner
Lady Lebanon – Dagmar von Kurmin
Isla Crane – Manja Doering (Natalie Portman)
Dr. Amersham – Christian Rode (Christopher Lee)
Gilder – Jürg Löw
John Tilling – Gero Wachholz
Joan Tilling – Dörte Lyssewski (Cate Blanchett)
Studd – Jens Hajek

_Story:_

Auf dem düsteren Schloss Marks Priory ist die Atmosphäre unter den dort lebenden Leuten hundsmiserabel. Jeder wettert gegen jeden, einzelne Bündnisse werden geschlossen, um die Gegner gegen einander auszuspielen und im Endeffekt traut man selbst seinen Nächsten nicht. Im Kreuzfeuer der Kritik steht dabei der fiese Dr. Amersham, Leibarzt der Adelsfamilie Lebanon, der vom Lord nicht mehr erwünscht wird, jedoch von Lady Lebanon weiter geduldet wird. Ähnlich verhält es sich mit dem Chauffeur Studd, den Amersham als einen Spion bezeichnet und gegen den er daher auch Intrigen spinnt, die zur Entlassung Studds führen.

Als Studd sich bei seiner Entlassung ein letztes negatives Wort über Amersham äußert, zieht er den Zorn des Arztes auf sich. Kurze Zeit später wird Studd dann im Park tot aufgefunden; in seiner Nähe befindet sich ein indisches Halstuch, mit dem der ehemalige Chauffeur erdrosselt wurde. Auch wenn der Hauptverdacht auf Amersham fällt, so hat im Endeffekt jeder ein Tatmotiv.

Nach und nach finden die Officers von Scotland Yard unter der Leitung von Chief Inspector Tanner und Detective Seargent Totty heraus, wie die Bewohner und Angestellten zueinander stehen, und bestimmen nach Überprüfung sämtlicher Alibis und Tatmotive einen Hauptverdächtigen. Doch just in dem Moment, in dem Totty diesen festnehmen möchte, wird dieser ebenfalls tot aufgefunden.

Die beiden Polizeibeamten klären infolgedessen auf, welche Details ihnen bisher von den Leuten auf Marks Priory verschwiegen wurden, und kommen dem rätselhaften Mordkomplott Schritt für Schritt auf die Spur. Doch inzwischen geschehen weitere merkwürdige Dinge auf dem düsteren Schloss …

Das Hörspiel zu „Das indische Tuch“ hat im Jahre 2003 verschiedene Kritikerpreise gewonnen, unter anderem für das beste Einzelhörspiel, die beste Sprecherin (Dagmar von Kurmin) und die beste Musik (hier begleitend eingefügt von Manuel Rösler). All diese Preise sind meiner Meinung nach auch vollkommen gerechtfertigt und basieren vor allem auf der fabelhaften Leistung der beteiligten Sprecher. Die Emotionen der Betroffenen werden ausgezeichnet übertragen, die Geschichte wird überaus spannend erzählt und die musikalische Untermalung unterstreicht die mystische Atmosphäre immer wieder aufs Neue.

Dabei bietet die Geschichte ähnlich wie die Story bei [„Die blaue Hand“ 1266 wiederum sehr viele Verstrickungen, einen komplexen Handlungsstrang und einige unerwartete Wendungen. Lediglich zu Beginn schreitet die Story ein wenig schleppend voran, weil die Einführung der Hauptdarsteller ein wenig in die Länge gezogen wird. Andererseits scheint dies dann aber auch wieder nötig zu sein, um den zunächst ermordeten Chauffeur Studd und seine Beziehung zu den Angestellten auf Marks Priory vorzustellen. So richtig spannend wird die Geschichte jedoch erst nach dem ersten Mord, denn von dort an wird es zunächst richtig kompliziert. Neue Protagonisten kommen ins Bild, Alibis werden aufgebaut, kurze Zeit später aber auch wieder widerlegt, der Haupttatverdächtige wechselt alle paar Minuten und in dem Moment, in dem man sich sicher ist, den Richtigen identifiziert zu haben, wird man durch eine Umkehrung der Ereignisse wieder auf eine andere Fährte gelockt.

„Das indische Tuch“ bietet erstklassige Krimi-Unterhaltung mit exzellenten Sprechern und einer Top-Geschichte bester britischer Machart. Nicht nur Nostalgiker, sondern auch Neueinsteiger finden hier wirklich schmackhafte Genre-Kost, die man sich auch gerne mehrfach anhört. Im Doppelpack sind die beiden Geschichten von Edgar Wallace im Zuge der Serie „Krimi Klassiker“ ein echtes, abendfüllendes Erlebnis. Kann ich daher nur uneingeschränkt weiterempfehlen!