Edgar Wallace – Bei den drei Eichen (Folge 2)

_Die Sprecher: _
Chronist/Erzähler: Eckhart Dux
Detective Socrates Smith: Achim Schülke
Lexington Smith: Till Endemann
John Mandle: Kai Hendrik Möller
Bob Stein: Volker Bogdan
Molly Templeton: Tanja Dohse
Frank Weldon: Marc Bremer
Mr. Jetheroe: Wolfgang Hartmann

_Das Team:_
Regie: Hans-Joachim Herwald
Musik: Alexander Ester
Buch: Mik Berger
Bearbeitung: Hans-Joachim Herwald
Illustration: Timo Wuerz

Zwei neue Studioproduktionen zum Thema Edgar Wallace hat |Maritim| vor kurzer Zeit auf den Markt gebracht und damit eine Serie fortgesetzt, die in den Achtzigern bereits sehr erfolgreich gelaufen ist, seitdem aber aus unerfindlichen Gründen eingestellt wurde. Konnte die Episode „Das Gesicht im Dunkeln“  jedoch nicht wirklich überzeugen, sieht die Sachlage bei „Bei den drei Eichen“ schon gänzlich anders aus. Zwar ist auch diese Folge recht komplex aufgebaut, aber dieses Mal gelingt es dem Produktionsteam sehr schön, die Spielzeit passend auszunutzen und dementsprechend auch auszudehnen, so dass das Ganze weder gedrungen noch unverständlich dargestellt wird. Die Folge: ein sehr spannendes, kurzweiliges und lohnenswertes Hörspiel, das sich qualitativ nicht hinter den ebenfalls kürzlich aufgelegten Kriminalgeschichten von |Titania Medien| zu verstecken braucht.

_Story:_

John Mandle ist trotz seines großen Reichtums nicht besonders glücklich. Der ehemalige Kommissar, der sich an der Börse über die Jahre hin ordentlich bereichert hat, ist an den Rollstuhl gefesselt und erheblich eingeschränkt. Eines Tages bekommt Mandle Besuch von seinem ehemaligen Kollegen Socrates Smith, der sich über die vielen Sicherheitsvorkehrungen Mandles wundert. Rund um sein Haus herum hat der körperlich behinderte ex-Kollege Alarmanlagen installiert, und auch im Gespräch wirkt der alte Herr verdächtig unruhig. Zu diesem seltsamen Eindruck kommt noch hinzu, dass Mandle seine Stieftochter Molly Templeton ziemlich mies behandelt, was besonders bei Socrates‘ Bruder Lexington auf Missmut stößt, denn der hat sich auf Anhieb in die hübsche Molly verliebt.

Am nächsten Morgen macht Socrates schließlich eine erschreckende Entdeckung: Sein ehemaliger Kollege wird weit entfernt von seinem Haus bei den drei Eichen tot aufgefunden – Mandle wurde mit einer Schusswaffe ermordet.

Für den Beamten und seinen Bruder ergeben sich mehrere Rätsel. Wer hat Interesse daran gehabt, den Rollstuhlfahrer zu erschießen? Welches Tatmotiv ergibt sich hieraus? Und warum ist Mandle ausgerechnet bei den drei Eichen erschossen worden?
Lexington ist bei den anstehenden Ermittlungen sehr beunruhigt. Am Tatort wurde nämlich der Schuh einer Frau gefunden, was den Verdacht nahe legt, dass Molly in die ganze Sache verstrickt ist. Als diese dann schließlich auch noch verschwindet, wird die Sache ganz verzwickt. Die beiden Smith-Brüder finden jedoch ziemlich schnell heraus, dass die junge Miss Templeton mit dem grausamen Mord gar nichts zu tun hat, und als sie begreifen, dass Molly sich in erheblicher Gefahr befindet, läuft ihnen die Zeit davon …

_Meine Meinung:_

Wie eingangs bereits erwähnt, ist „Bei den drei Eichen“ im Gegensatz zum gleichzeitig erschienenen „Das zweite Gesicht“ ein Hörspiel, das dem Prädikat „typisch Edgar Wallace“ den gewohnt sehr guten Unterton verleiht. Die Geschichte ist von Beginn an sehr spannend, dabei bis zur Hälfte auch gar nicht so leicht durchschaubar und aufgrund der zahlreichen Wendungen auch bis zum letzten Moment voll mit Höhepunkten. „Typisch Edgar Wallace“ heißt jedoch auch, dass man bekannte Elemente früherer Geschichten sofort wiederfindet: ein ungewöhnlicher Tatort, diffuse familiäre Hintergründe, die schließlich zur Tat führten, viele potenzielle Kandidaten, die für das Verbrechen in Frage kommen, und trotz des Mordes eine stetig heitere, aber deswegen keinesfalls unangemessene Atmosphäre. Um es mit anderen Worten zu formulieren: eine klassische Erzählung aus dem britischen Raum mit allen kulturellen Eigenheiten und Darstellern, deren präzise Charakterisierung mal wieder das große Plus der Geschichte ist. Und damit wären wir wieder beim Thema, nämlich dem, wie typisch „Bei den drei Eichen“ für das von Edgar Wallace erschaffene Fundament ist.

|Maritim| haben die Story auch wieder sehr schön inszeniert. Das Erzähltempo ist glücklicherweise nicht zu hoch und man bekommt ausreichend Gelegenheit, die handelnden Personen kennen zu lernen und sie einzuschätzen. Trotzdem aber hat man nicht von Anfang an den kompletten Durchblick, denn dafür sind die Charaktere zu eigenwillig und die Rollen nie klar verteilt. Dies ist jedoch gerade das Reizvolle an „Bei den drei Eichen“, denn prinzipiell kommt jeder als Verdächtiger in Frage (ausgenommen Lexington und Socrates natürlich). Durch die geschickten und vielfachen Szenenwechsel steigert man zudem die Spannung bis zum Ende hin, denn sobald Anhaltspunkte auftauchen und man glaubt, selber erfolgreich als Detektiv gearbeitet zu haben, wird man wieder vor ein neues Rätsel gestellt und ertappt sich dabei, wie man sich auf eine falsche Fährte hat locken lassen. Gut so!

In den 72 Minuten, die das Hörspiel andauert, bekommt die Geschichte dann auch den nötigen Umfang und den entsprechenden Rahmen zur Entfaltung und hat somit auch genau die richtige Länge – ein Kritikpunkt, der ja bei „Das zweite Gesicht“ noch relativ schwer wog. Aus diesem Grunde lasse ich mich zum Ende hin auch zu dem Kommentar hinreißen, dass „Bei den drei EIchen“ eine der besten Wallace-Produktionen überhaupt ist. Tolle äußere Bedingungen, gut aufgelegte Sprecher und eine schöne Story – was will man mehr? Die Antwort sollte in diesem Fall lauten: weitere Produktionen wie diese hier!

Länge: 71:46 Min.
www.maritim-produktionen.de