Der Chronist – Joachim Rake
Drusus – Renè Genesis
Messala – Peter von Schultz
Centurio – Wilko Ley
Judah Ben Hur – Rudolf H. Herget
Tirzah – Herma Koehn
Rachel – Erna Nitter
Simonides – Horst Beck
Esther – Ingeborg – Kallweit
Arrius – Edgar Maschmann
Offizier – Konrad Halver
Tiberius – Kurt Blachy
Pilatus – Charles Regnier
Amrah – Katharina Brauren
Regie: Konrad Halver
Story
Nach langer Zeit kehrt Judah Ben Hur nach Jerusalem zurück und trifft dort auf seinen alten Freund, den Stadthalter Messala, der ihn trotz der derzeitigen Aufstände des jüdischen Volkes mit Freuden empfängt. Doch schon bald schlägt die Stimmung um, als ein Unfall auf einen Verbündeten Messalas für einen Anschlag gehalten und Judah Ben Hur als Schuldiger gefangen genommen wird. Während seine Familie abgeschoben wird, muss Ben Hur den Sklavendienst auf einer römischen Galeere antreten, wo er verbittert gegen sein Schicksal ankämpft.
Jahrelang hält er der Schufterei stand und wird schließlich aus der Sklaverei befreit – ausgerechnet von einem Römer. Dennoch ist Ben Hur beim Gedanken an das römische Unterdrückervolk hasserfüllt und sucht alsbald seinen Peiniger Messala auf, der ihm vom ungünstigen Schicksal seiner Mutter und Schwester berichtet.
Getrieben vom Rachedurst, widersetzt sich Judas dem Friedensangebot des falschen Freundes und fordert ihn im Wagenrennen heraus. Doch der Sieg alleine ist nicht sein Ziel; Ben Hur will nämlich nicht glauben, dass seine Familie dem Aussatz verfallen und gestorben ist. Und er scheint Recht zu behalten. Doch der Zustand seiner Geliebten ist kritisch, und sie sind unwiderruflich dem Tode geweiht. Doch dann heißt es, dass der langersehnte Retter des jüdischen Volkes in der Stadt ist – die einzige Hoffnung für die Familie Ben Hur …
Meine Meinung
„Ben Hur“ – was für ein Titel. Sowohl das literarische Vorbild als auch das cineastische Monumentalepos gehören zu den wichtigsten Ereignissen der jeweiligen Genres und sind auch ewige Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung nicht vergessen. Unter anderem auch wegen ihres riesigen Umfangs, dem befürchteten Stolperstein des mit einer Dreiviertelstunde Spielzeit vergleichsweise knappen Hörspiels.
Umso erstaunlicher ist es, wie dicht und kompakt die reine Audio-Fassung letztendlich geworden ist. Der |Europa|-Verlag hat alle wichtigen Eckpunkte der Rahmenhandlung in die Geschichte integriert, gleichzeitig aber auch die Schwerpunkte der Story treffend akzentuiert, so dass „Ben Hur“ auch in der zusammengefassten Version eine durchaus vergleichbare Begeisterung auslöst. Natürlich haben die Sprecher – von denen besonders der forsche Peter von Schultz alias Messala und Renè Genesis in der Rolle des Drusus eine eindrucksvolle Vorstellung abliefern – daran einen großen Anteil. Aber auch Joachiam Rake, der hier den Chronisten gibt bzw. die Erzählung als ständiger Begleiter chronologisch vorantreibt, spricht mit dem markanten Ton, der das gesamte Hörspiel prägt und ihm auch das gibt, was es aufgrund der inhaltlichen Kompromisslosigkeit benötigt.
Die Stimmung ist indes, unter anderem auch wegen der stets eingeflochtenen Fanfarenklänge, dem damals revolutionären Film ebenbürtig, gerade was die Fehde zwischen Juden und Römern anbelangt. Es ist nämlich nicht nur die Spannung, die von der Handlung an sich hervorgerufen wird, sondern auch die permanente Anspannung, die von den befeindeten Volksgruppen ausgeht, die das Ganze so unheimlich authentisch erscheinen lassen, aber auch dafür sorgen, dass der Hörer vom wendungsreichen Plot in seinen Bann gezogen wird. Lediglich ein einziges Mal weicht man von diesem gelungenen Aufbau ab, nämlich nach dem schicksalhaften Wagenrennen, dessen Ende man auch für das Ende der gesamten Geschichte halten könnte. Dabei ist es im Grunde genommen erst der Anfang.
„Ben Hur“ ist ein Drama, das Geschichte schrieb und nach wie vor schreibt. Die Tragödie um den unschuldigen, beliebten Fürsten der Juden, der zurückkehrt, um seine Familie zu retten und seine Ehre wiederherzustellen, wird mit der historischen Kreuzigungsgeschichte Jesu Christi in Einklang gebracht, wobei Judah Ben Hur ein glücklicheres Schicksal erfährt als der zu Unrecht verurteilte Messias. Beschrieben wird die Tragik über die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Protagonisten der Erzählung, einmal dem tatsächlichen, und einmal dem sinnbildlichen, der jedoch in Person tatsächlich später auftritt bzw. dessen wohl geschätzte Worte für all das stehen, wofür Judah Ben Hur sein Leben lang unerbittlich gekämpft hat – für den Glauben an Friede, Gerechtigkeit und Eintracht. Eine denkwürdige Geschichte, zunächst als Buch, dann sowieso als Film und nicht minder dramatisch in der 1971 entstandenen Hörspielfassung, die vor kurzem via Europa erstmals auf CD aufgelegt wurde (und in dieser Auflage fast schon wieder vergriffen ist). Ganz gleich, ob man bereits eine Fassung der Erzählung sein Eigen nennt – auch nach dreieinhalb Dekaden ist das Geld für den dritten Teil der „Europa-Originale“-Reihe noch gut angelegt.
Spieldauer: ca. 42 Minuten
www.natuerlichvoneuropa.de