Brent Weeks – Jenseits der Schatten (Schatten-Trilogie 3)

Die Schatten-Trilogie:

Band 1: „Der Weg in die Schatten“
Band 2: „Am Rande der Schatten“
Band 3: „Jenseits der Schatten“

Mit „Jenseits der Schatten“, dem letzten Teil der Nachtengel-Trilogie, schließt der amerikanische Autor Brent Weeks seine Saga um den Assassinen Kylar Stern ab.

Als Schüler von Durzo Blint erreichte der noch sehr junge Kylar ein erschreckendes Talent für das Töten seiner Opfer. Und dadurch entwickelte sich ein fast schon legendärer Ruf als |Nachtengel von Cenaria|. Die Invasoren aus Khalidor konnte er retten, den brutalen und grausamen Gottkönig töten, der seine Heimat tyrannisch seinem Willen unterworfen hat.

Doch der Sieg verlangte ihn einen hohen Preis. Seinen rechten Arm hat er verloren, seine Frau Elene ist verschollen und noch dazu ist er durch die Magischen Ringe an Vi, eine ebenfalls tödliche Attentäterin, gebunden. Auch der „Wolf“ in der mystischen Schattenwelt ist alles andere als offen gegenüber dem Blutengel und jetzigen Nachtengel.

Cenaria wird regiert von einer Königin – Terah Graesin – und Logan, dem eigentlichen König Cenarias, und nun sieht sich der militärische Oberbefehlshaber aufgrund weiterer Bedrohungen durch Invasoren genötigt, schnell zu handeln. Doch in ihm sträubt sich alles dagegen, die Königin zu stürzen, um sein rechtmäßiger Erbe anzutreten.

Kylars Plan ist die einzige Chance, um vielleicht den ganzen Kontinent und die angrenzenden Länder zu retten, zumal ein khalidorischer Magier das Ziel verfolgt, die personifizierte Göttin Khali zu beschwören. Ein Alptraum, der darauf abzielt, sich selbst als Gottkönig über alle zu erheben.

Um das Land zu retten, muss Kylar seine Freundschaft zu Logan aufs Spiel setzen und sich töten lassen, aber als Unsterblicher muss er dafür einen Preis zahlen, dessen er sich zu spät bewusst wird …

Kritik

Der dritte und abschließende Roman der Schatten-Trilogie unterscheidet sich enorm von den beiden Vorgänger-Romanen. Auch wenn nun alle Geheimnisse und Fragen gelüftet werden, wird es im Laufe der Handlung, die durch und durch mit Magie versetzt ist, sehr unruhig und manchmal schwer nachvollziehbar.

Der Autor Brent Weeks übertreibt es mit seiner unglaublichen Vielzahl von Charakteren, die den sowieso schon unübersichtlichen Kontinent bevölkern. Auch hier kann man schnell den roten Faden verlieren, denn die eine oder andere Prophezeiung wirkt absolut überdreht und unangemessen.

In „Jenseits der Schatten“ konzentriert sich die Handlung meist auf Kylar und auf Logan. Mit Vi und Elene, die beide um die Liebe des Attentäters buhlen, gibt es zwar eine Nebenhandlung, doch auch hier steht sie parallel zu der des Nachfolgers des Gottkönigs Dorian, der versucht, Khalidor zu schützen, und auch so manches Urteil fällt, von dem er früher zutiefst glaubte, es wäre Unrecht.

Totgeglaubte leben länger! Ein Sprichwort, das sich hier auch gleich manifestiert, denn Durzo Blint, der Meister und Ziehvater Kylars, lebt. Nach ein paar Jahrhunderten der Kämpfe und der politischen Verwicklungen und Leben, die er führen musste, ist er „müde“ geworden und möchte an der Seite von Momo K. und seiner Tochter „alt“ werden. Doch wie auch bei Kylar, kann er sich seinem Schicksal nicht entziehen.

Ein großer Kritikpunkt sind die magischen Elemente. Hier wird munter verzaubert, verflucht, beschworen, verhext, und auch so manches übernatürliche Wesen und einige doch recht muntere Untote versammeln sich zu einem Showdown, der zwar explosiv verläuft, aber deutlich über die Grenzen der beiden ersten Romane hinausgeht.

Auch wenn es sich hier um das Genre Fantasy handelt, wird die Handlung dann leider allzu phantastisch. Doch es gibt auch Momentaufnahmen, die fabelhaft und wirklich großartig erzählt werden. Gerade die Freundschaft zwischen Kylar und Logan – dieser Bruch ist eine der einfühlsamsten und dramatischsten Szenen, die ich je gelesen habe.

Und wenn wir gerade von Dramatik sprechen: Kylars Unsterblichkeit ist mehr Fluch als Segen, und sein Opfer wird den Leser manches Mal schlucken lassen oder gar zu Tränen rühren. Solche Sensibilität hätte ich dem Autor Brent Weeks nicht zugetraut, erzählt er doch die Geschichte eines Berufsmörders, auch wenn dieser eigentlich ein recht guter Kerl ist.

Erfrischende Momente präsentiert uns Vi, ebenfalls eine tragische, geläuterte Figur mit ebenfalls mächtigem, magischem Potenzial. Hinter Klostermauern, und dann noch bei der Unterrichtung von Zaubern, ist ihr nicht wirklich wohl. Sie sehnt sich nach Kylar, in den sie sich auch ohne die magisch bindenden Ringe verliebt hat. Als Elene später noch im gleichen Kloster einquartiert wird, ist das Liebeschaos perfekt.

Dramatisch und vor allem actionreich geht es zu, wenn sich auf dem Schlachtfeld die verschiedenen Staaten mit ihren Armeen einfinden. Hier haben alle Beteiligten ein Wörtchen mitzureden, und neben viel Zauber wird natürlich auch mit konventionellen Waffen gekämpft.

„Jenseits der Schatten“ von Brent Weeks lebt von einer konzentrierten und schweren Tragik. Kylar und Durzo, nein, eigentlich jeder der Charaktere muss Opfer bringen, manche schweren Herzens. Andere hingegen verschreiben sich einer Sache, die größer und wichtiger ist als sie selbst.

Das ist genau der Mittelpunkt und die Botschaft der Geschichte, die Brent Weeks hervorragend vermittelt. Manchmal zwischen den Zeilen, manchmal kann man nur interpretieren oder Vermutungen anstellen. Doch hier dreht sich am Ende alles um Liebe, Vertrauen und darum, dass das eigene Schicksal, gemessen an den vielen anderen Leben, ein Staubkorn im Wind sein kann, der Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Orkan auslösen kann.

Fazit

Trotz der übertriebenen magischen Momente in „Jenseits der Schatten“ ist der vorliegende Roman absolut zu empfehlen.

Die ganze Schatten-Trilogie, wie sie untertitelt ist, übertrifft die Erwartungen und reiht sich als Perle in die Reihe aktueller Fantasyromane ein.

Brent Weeks erschuf mit Kylar und Durzo Charaktere, die man gerne wiedersehen möchte und an deren Schicksal man aktiv teilnimmt. Hier wird getötet, geopfert, geliebt, es werden Fehler begangen und großartige Ziele verfolgt. Und wenn eine Saga Helden hervorbringt, die menschlicher nicht sein können, dann ist dies genau hier passiert.

„Jenseits der Schatten“ ist der Abschluss einer bald legendären Trilogie und hoffentlich nur der Auftakt zu weiteren Abenteuern mit den gleichen oder auch anderen Charakteren dieser Fantasywelt.

Tauchen Sie „Jenseits der Schatten“ ein, es wird Sie in eine Tiefe reißen, aus der Sie gar nicht mehr entkommen wollen.

Taschenbuch: 699 Seiten
Originaltitel: Beyond the Shadows (Night Angel 3)
Übersetzung: Hans Link
ISBN-13: 978-3442266302

www.brentweeks.com
www.randomhouse.de/blanvalet

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