Wexler, Mark – Mr. & Mrs. Smith

„Mr. & Mrs. Smith“ – was hat dieser Kinostreifen in der Klatschpresse nicht alles ausgelöst. Die angebliche und stets abgestrittene Beziehung zwischen den beiden Hauptdarstellern Angelina Jolie und Brad Pitt wurde über Monate hinweg in sämtlichen Schmierheftchen dargestellt, und irgendwie interessierte sich ein großer Teil des Publikums im Nachhinein mehr für dieses Techtelmechtel als für den eigentlichen Film. Regisseur Doug Liman war das allerdings ziemlich egal; Hauptsache die Leute strömten in Massen ins Kino und schauten sich die gewagte Action-Komödie mit ihren pikanten Hauptfiguren an, und das taten sie dann auch – vielleicht nicht ganz wegen der Story, sondern schon eher wegen der Reize von Herrn Pitt und Frau Jolie. Verdenken kann man es keinem, aber vielleicht war das ja auch gerade der Grund dafür, dass die meisten doch recht enttäuscht aus der Vorstellung kamen, denn Liman hat aus der interessanten Geschichte einen typischen Hollywood-Reißer gemacht, dessen Besonderheit lediglich die Schauspieler waren. Irgendwie ging dem Streifen der Witz ab, und um dies zu kaschieren, lag die Betonung auf den zahlreichen Actionszenen. Schön und gut, ganz normales Bubblegum-Kino eben, aber richtig anspruchsvoll war das Ganze eben nicht.

Nun ja, es gibt aber noch eine zweite Chance, nämlich das Buch zum Film, und siehe da, dieses kommt wie so oft ein ganzes Stück besser weg, denn obwohl man die beiden Hauptfiguren Pitt und Jolie bildlich immer vor Augen hat, betrachtet man sie im Buch fernab vom übertriebenen Rummel, der um sie gemacht wird, und kann sich so voll und ganz auf die Story einlassen. Das Ende vom Lied: „Mr. & Mrs. Smith“ macht plötzlich doch noch eine Menge Spaß und begeistert durch eine intelligent arrangierte, von Autor Mark Wexler gut in Szene gesetzte Handlung.

_Story:_

Mr. & Mrs. Smith führen scheinbar eine Bilderbuch-Ehe: Sie sind attraktiv, gut situiert und wohnen in einem hübschen Haus vor den Toren New Yorks. Was aber niemand weiß, der Ehepartner eingeschlossen: Hinter der Fassade des bürgerlichen Lebens sind John und Jane als hoch bezahlte Auftragskiller für zwei verfeindete Organisationen tätig. Die ständige Heimlichtuerei hat ihre Ehe zu einer reinen Zweckgemeinschaft gemacht, in der beide eigentlich todunglücklich sind. Als sie bei einer Auktion ihrer Nachbarn vier Sitzungen beim Eheberater gewinnen, ist das die Chance, einander wieder näher zu kommen. Eines Tages holt sie jedoch die Realität des Killergeschäfts ein: Sie werden beide aufeinander angesetzt. Und so nimmt ein mörderisches Katz- und Maus-Spiel seinen Lauf, das beide mit voller Leidenschaft austragen.

_Bewertung:_

Auch wenn sich das Buch sehr stark am Film orientiert, so hat die Story hier insgesamt doch sehr viel mehr Freiräume, und ich behaupte einfach mal, dass man, wenn man den Streifen noch nicht im Kino gesehen hat, auch noch viel besser auf die cineastisch gezwungen wirkende Handlung eingehen kann. Die Angelegenheit beginnt mit den ersten beiden Sitzungen des Ehepaars, die quasi als Rückblick zu betrachten sind. Anschließend werfen beide individuell einen Blick auf die turbulenten Geschehnisse der letzten Wochen, Monate und Jahre, in denen das Drama um ihre Ehe langsam aber sicher ausgelöst wurde. So erzählen sowohl John als auch Jane, was ihnen widerfahren ist, wie es zu dieser Zweckgemeinschaft namens Ehe überhaupt kommen konnte und welche Beweggründe dazu führten, sich gegenseitig umbringen zu wollen. Besonders Jane erzählt sehr schön, wie aus einer unterbewussten Vorahnung (sie wusste zunächst natürlich nicht, dass der andere Agent ihr Mann ist) die Gewissheit wurde, dass sie ihr Privatleben und schließlich ihren Gatten für den Job opfern musste. Auf der anderen Seite steht schließlich John, der die Sache in dieser Form gar nicht wahrhaben wollte, sich aber irgendwann darauf eingelassen hat und schließlich ebenfalls die Bereitschaft erlangte, seine Frau zu töten, auch um sich selbst zu schützen.

Dadurch, dass hier auch die gesamten Gedankengänge der beiden Hauptpersonen viel besser beschrieben werden, geht die Handlung im Buch besonders bei den actiongeladenen Szenen über das pure Geballer des Films hinaus und bekommt, man glaube es oder nicht, stellenweise auch ein wenig Anspruch und Tiefgang, wobei der Wortwitz und der Komödien-Anteil natürlich weiterhin im Vordergrund stehen. Die Geschichte ist eben durch ihre seltsame Handlung auch witzig, und das kommt hier viel besser rüber als im Film.

Und das sollte dann auch die Hauptaussage dieser Rezension sein: Ein Film kann mit noch so vielen Stars, noch so viel Action und noch so viel Charme auftreten – sobald der zugehörige Autor des Begleitbuches auch nur über ein wenig Witz und Gefühl für seine Wortwahl verfügt, ist seine Version immer vorzuziehen. Und genau das ist bei „Mr. & Mrs. Smith“ der Fall. Den Kinofilm fand ich eher bescheiden, das Buch hingegen wirklich unterhaltsam und gelungen.