Wim Vandemaan – Ockhams Welt (Perry Rhodan 2795)


Der Geheimdienstchef der Liga ist auf der Jagd – er verfolgt den meistgesuchten Dieb der Galaxis

Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Längst sind die Terraner in ferne Sterneninseln vorgestoßen, wo sie auf raumfahrende Zivilisationen und auf die Spur kosmischer Mächte getroffen sind, die das Geschehen im Universum beeinflussen.
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1517 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Milchstraße steht weitgehend unter dem Einfluss des Atopischen Tribunals. Dessen Richter behaupten, nur sie könnten den Weltenbrand aufhalten, der sonst unweigerlich die Galaxis zerstören würde.
Perry Rhodan und die Besatzung des Fernraumschiffes RAS TSCHUBAI haben in der fernen Galaxis Larhatoon in Erfahrung gebracht, dass das eigentliche Reich der Richter die Jenzeitigen Lande sind. Mit Atlan steht dem Terraner der einzig geeignete Pilot für den Flug dorthin zur Verfügung, doch nur ein Richterschiff vermag diesen Flug auch durchzustehen. Perry ­Rhodan, Atlan und der ehemalige Arkon-Imperator Bostich entwickeln daher einen Plan zur Eroberung der CHUVANC, des Raumers von Richter Chuv, der sich im Arkonsystem aufhält.
Attilar Leccore, der Chef des Terranischen Liga-Dienstes, spielt derweil ein gefährliches Spiel: In der Maske eines onryonischen Kommandanten soll er die von ihm entführte Ordische Stele wieder­beschaffen. Diese befindet sich auf ­OCKHAMS WELT …

(Verlagsinfo)


Wim Vandemaan schrieb den Roman, der mir im Hörbuchformat vorliegt und dreieinhalb Stunden spannende Unterhaltung liefert. Während sich die letzten zwei Romane um die Geschehnisse auf der Erde kümmerten und dort unter anderem den stellvertretenden Chef der Abwehr, genannt Terranischer Ligadienst, ausschalteten, rückt sein Vorgesetzter Attilar Leccore nun auf »Ockhams Welt« ins Zentrum der Beleuchtung.

Er ist auf einer gefährlichen Mission unterwegs, gerade ins Herz des Gegners vorzustoßen, und zwar weitgehend auf sich allein gestellt und umgeben von gegnerischen Wesen, den Onryonen, als einer der ihren er sich momentan ausgibt. Damit dreht er den Spieß, an dessen anderem Ende sich die Jaj in die terranischen Strukturen einschleichen wollten, um, wobei seine Verwandlungskünste weit ausgeprägter und von weniger unschönen Begleiterscheinungen gesäumt sind.

Im Zuge des Diebstahls der als Ordische Stele bekannten Gerechtigkeitsentität des Atopischen Tribunals, kam der Kommandant eines onryonischen Raumvaters ums Leben. Leccore nutzte die Chance und schleuste sich an dessen Statt in die Reihen der Onryonen ein und erhielt weiterführenden Zugriff auf Informationen, die ihn schließlich dazu bringen, auf einer inszenierten Jagd die Stele wieder ihren Eigentümern zuzuführen, um sich im Machtgefüge des Tribunals in der Milchstraße weiter ins Zentrum zu bewegen und dort womöglich die besten Eingreifchancen zu erhalten.

Vandemaan erzählt die Geschichte von zwei Ebenen, die die Onryonen auf der einen Seite und die Forscher auf Ockhams Welt auf der anderen Seite aufeinanderzuführen, bis sich die Schnittpunkte mit der Stele in einem finalen Konflikt kondensieren. Dabei manövriert er den TLD-Chef durch die fremdartige Situation bei den Onryonen, was natürlich nicht ohne Misstrauen und Störungen abläuft. Trotzdem erhalten wir neue Einblicke und Vermutungen zum Hintergrund und der Herkunft dieses Volkes und seiner Verbindung zum Tribunal. Interessant gestaltet Vandemaan die ethische Debatte um die Rechtmäßigkeit der Eingriffe von Seiten des Tribunals und diskutiert damit ähnliche Vorgänge aus der Serienvergangenheit aus einem anderen Blickwinkel, was neben der spannenden Handlung auch zum Nachdenken anregen kann.

Auf Ockhams Welt ist es vor allem die an einer Zentrumskrankheit tödlich erkrankte Xenopsychologin Yemaya Shango, die er zum Protagonisten der Geschichte aufbaut. Mit ihrer Hilfe kontaktiert Vandemaan die Ordische Stele und lässt sie einmal mehr orakelhaft und philosophisch ihre Dispute bestreiten, wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Stele von einem durchaus diskutablen Standpunkt aus verständlichen ethischen Grundsätzen zu folgen scheint, was immerhin zu einer friedlichen und für die Terraner sinnvollen Lösung des lokalen Konflikts führt. Dass dabei sanft charakterisierte Personen, allen voran eben Shango, bis auf weiteres das Hauptsegment der Serie verlassen und dabei mehr als nur ein Geheimnis mit sich nehmen, ist ein typischer Faktor der Serie, die noch viele unerzählte Geschichten zurückließ. Aber ich habe die Hoffnung, dass Shango und Jason, eine weitere interessante Wesenheit, in irgendeiner Weise nochmal in Erscheinung treten werden – wenn auch möglicherweise nicht in diesem zyklischen Zusammenhang.

Mit dem Roman stößt Vandemaan eine Tür in den Machtbereich der Eindringlinge auf. Er philosophiert über Engel, über die Serie an sich, über die Zeit und über Gerechtigkeit und Wahrheit. Und er erzählt eine spannende Geschichte voller fremder Wesen und zu erahnender Zusammenhänge. Ein Hauch des Kosmos durchzieht den Roman.

Getragen wird diese Stimmung durch Tom Jacobs gelassene Intonation. Es sind vom Stimmcharakter her einfache Figuren, die er hier beleben muss, einzig den Haluter zu interpretieren, stellt einen Menschen vor eine unlösbare Aufgabe. Dagegen gelingt ihm die reibende Stimme des zusammengesetzten Wesens ausgezeichnet, und die anderen Figuren stellen ihn vor keine schwierige Aufgabe.

Das eigentliche Problem des Hörbuches ist die hohe Erzähldichte, die Vandemaan kreiert. Wo man im geschriebenen Wort keine Schwierigkeiten hat, einen Absatz zu wiederholen, scheue ich beim Hörbuch doch schon eher, im Suchlauf einige Minuten zurück zu fahren. Gerade in den Abschnitten der Verflechtung von großen Zusammenhängen ist hohe Konzentration gefragt, um den Faden nicht zu verlieren. Ein anderes Problem sind die Eigennamen der Figuren, Welten oder Raumschiffe, die man sich schlechter merken kann als dies bei eigener Lesung der Fall wäre. So dauert es länger, bis man den Kommandanten oder die Psychologin beim ersten Erwähnen des Namens schon richtig zuordnen kann, geschweige denn, die Namen wiedergeben kann.

Stilistisch macht Vandemaan viel richtig. Die Form, durch die er gerade im letzten Abschnitt die dichte Atmosphäre erzeugt und die Gleichzeitigkeit der Ereignisse darstellt, ist ein gelungener Kunstgriff. Zwischendurch schweift aber auch er einige Male in die rein beschreibende Struktur ab, aus der man immer mal wieder die vorliegenden Datenblätter heraus zu hören meint. In diesem Fall kann man aber davon ausgehen, dass Ockhams Welt nicht mehr zwingend im Augenmerk der Serie auftauchen wird, was der Welt die Möglichkeit zur erzählerischen Entwicklung nimmt. Das wiederum verständlicht Vandemaans Informations- und Beschreibungsdichte.

Insgesamt ein Roman, dem man gerne folgt und der deutlich zeigt, dass die Serie noch gute Geschichten zu erzählen hat.

Gelesen von Tom Jacobs
Länge: 3 Stunden 34 Minuten
Format: MP3 – 192 kb/s (Multitrack/Onetrack)
Tracks: 45
Erscheinungsdatum: 12.03.2015
Copyright: Eins A Medien GmbH, Köln; © Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

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