Wooding, Chris – Schleier der Erleuchtung, Der (Der verschlungene Pfad 3)

Band 1: „Die Weber von Saramyr“
Band 2: „Das Gambit der Kaiserin“

_Story_

Der von den Webern ausgefochtene Krieg stürzt das einst so friedliche Land Saramyr ins absolute Chaos. Düstere Dämonen suchen die Städte heim, Schmutz und Finsternis säumen die vormals paradiesischen Abschnitte, und jedes Fünkchen Hoffnung, welches durch die Standhaftigkeit des Roten Ordens und die wenigen Widerstandskämpfer aufrechterhalten wurde, scheint gegen die Brutalität, mit der die Weber ihr hinterhältiges Gefecht bestreiten, hoffnungslos.

Allerdings ist die Stimmung bei den Ordensschwestern ebenfalls getrübt von Uneinigkeiten und gegenseitigen Sticheleien, so dass die Versammlung in der Hauptstadt nicht nur der letzte Hoffnungsschimmer für das Land Saramyr bleibt, sondern auch den Zusammenhalt der einst miteinander verbundenen Gefährtinnen auf eine letzte harte Probe stellt. Gemeinsam suchen sie nach einer Schwachstelle in den Verbindungen der Weber und beschließen hierbei, den Krieg mit einer eigenen Offensive zu beenden – zum Vor- oder Nachteil Saramyrs. Doch um den Hexenstein zu zerstören, muss das mittlerweile in seiner Macht stark angewachsene Heer der Weber vernichtet werden – und dieses ist längst auf den Angriff von Kaiku und ihren Verbündeten vorbereitet.

_Persönlicher Eindruck_

Längere Zeit war gar nicht sicher, ob der dritte und letzte Band von Chris Woodings außergewöhnlicher Fantasy-Trilogie „Der verschlungene Pfad“ überhaupt hierzulande einen Release erfahren würde. Daher kam es zwischen dem zweiten und letzten Teil zu einer recht langen Veröffentlichungspause, in welcher der Inhalt der bravourösen Geschichte leider auch ein Stück weit aus den Gedanken des Lesers verschwunden war.

Wie verheerend genau diese Tatsache ist, erfährt man schließlich, wenn man bei der Lektüre der ersten Seiten von „Der Schleier der Erleuchtung“ versucht, wieder Zugang zur Story zu bekommen. Denn dies gelingt zwangsläufig nicht besonders gut. Das Hauptproblem besteht definitiv darin, dass die Serie bis dato schon einen ziemlich großen Komplex kreiert hat. Unzählige Figuren sind in die Handlung geschubst worden, Rollen wurden teilweise durch Intrigen und Entwicklungen innerhalb der Erzählung völlig verändert, aber auch die Chronologie hat noch einmal einen gewaltigen Sprung gemacht und stellt den Leser zunächst einmal vor eine echte Herausforderung.

Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass die Geschichte nicht mehr ganz so turbulent voranschreitet wie in den vorherigen Bänden und es ganze 200 Seiten andauert, bis der Plot dann doch noch mal in Schwung kommt – die ersten echten Längen schleichen sich in die Trilogie ein, obschon auf zwischenmenschlicher Ebene eine ganze Menge geschieht. Jedoch stellt man fest, dass insbesondere die Entwicklungen auf Seiten der Weber sowie ihre grausame Darstellung im Allgemeinen erst den ganz besonderen Reiz der Geschichte selber ausgemacht haben und man mit etwas Distanz nicht mehr dieses Prickeln fühlt, das sich damals in den ersten Büchern eingestellt ist. Schade, aber leider Fakt!

Dennoch: Woodings Feingefühl für besondere Beschreibungen und umfassende Präsentationen ist der Story erhalten geblieben und hilft über manch langatmigen Part im Laufe dieses Epos hinweg. Zwar ist die Übersetzung manchmal ein wenig einfallslos bei der Umsetzung seiner Ideen, jedoch gelingt es dem Autor beständig, den Leser in die Welt der asiatisch angehauchten Mythologie zurückzuholen und ihn dort auch wieder langfristig zu binden.

Als dann das große Finale relativ bombastisch eingeleitet wird, fühlt man sich dann auch wieder inhaltlich komplett heimisch. Der Krieg gegen die Weber enthüllt die letzten grausamen Facetten in „Der verschlungene Pfad“ und wird auf gewohnt hohem Niveau zu einem Ende gebracht. Dass das Ganze natürlich weitestgehend vorhersehbar geschildert wird, durfte man erwarten. Und dennoch hält Wooding noch eine Reihe echter Überraschungen bereit, welche die Geschichte würdig zu ihrem Ende führen und auch die Startschwierigkeiten nach der längeren Pause wieder zu überdecken wissen.

Kurz und bündig: „Der Schleier der Erleuchtung“ kann inhaltlich nicht mehr ganz mit den bisherigen Episoden der Trilogie mithalten, präsentiert sich aber dennoch als adäquates Finale einer außergewöhnlichen, phasenweise gar herausragenden Fantasy-Trilogie. Ein großer Dank an den Verlag noch zum Abschluss, und zwar dafür, dass er auch die Abschlussepisode noch auf den hiesigen Markt gebracht hat.

http://www.bastei-luebbe.de

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