Worum geht’s?
Yeva ist ein zwölf Jahre altes Mädchen. Sie hatte gerade vor 10 Tagen Geburtstag, da war die Welt noch in Ordnung – Yeva lebt in der Ukraine als das Land von Russland angegriffen wird. Der 24. Februar 2022 veränderte ihr Leben auf einen Schlag. Noch nie hat sie eine solche Angst verspürt. Durch das Führen eines Kriegstagebuchs lenkt versucht sie ihre Panik in Schach zu halten und sich ein Stück weit abzulenken. Ihre Aufzeichnungen sind ein erschütternder Kriegsbericht aus der Sicht eines jungen Mädchens.
Inhalt
Yeva hatte gerade Geburtstag, sie ist zwölf Jahre alt geworden und hatte einen tollen Tag. Sie lebt bei ihrer Oma Irina, die ihre Eltern im Ausland leben. Gemeinsam leben sie in einer geräumigen und gut ausgestatteten Wohnung in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine. Yeva liebt es mit ihren Ölfarben zu malen und klassische Klaviermusik zu spielen.
Bis zum 24. Februar 2022 hat sie ein ganz normales Leben geführt, so wie Kinder das eben machen. Doch seitdem wird die Ukraine von russischen Soldaten beschossen und die Menschen in der Ukraine leben in ständiger Angst um ihr Leben.
Yeva und ihre Oma Irina verbringen die meiste Zeit im Keller des Wohnhauses. Nur wenn es ganz ruhig und sicher scheint, kehren sie für kurze Zeit zurück in ihre Wohnung um sich zu waschen oder etwas zu essen. Die Lage spitzt sich jedoch immer weiter zu und sie sind im Keller nicht mehr sicher und damit beginnt für die beiden eine Reise von Ort zu Ort.
Auf ihrer Flucht treffen sie gleichermaßen auf bürokratische Probleme wie auf nette, hilfsbereite Menschen. Nach kurzen Aufenthalten an verschiedenen Orten, treffen Yeva und ihre Oma in Irland ein. Sie konnten zwischen Frankreich und Irland wählen. Aufgrund der Sprachbarriere entscheiden sie sich gegen Frankreich.
Auch in Irland treffen sie auf liebe Menschen und werden herzlich empfangen. Sie leben bis heute dort und sich dankbar und froh für ein sicheres Leben – auch wenn es nicht ihr Zuhause ist.
Mein Eindruck
Zunächst einmal ein ganz großes Lob für dieses wunderbare Buchcover. Es ist so widersprüchlich, dass man es mit verstörend schön am ehesten beschreiben könnte. Man sieht dort auf den ersten Blick eine Sonnenblume mit mehreren Blüten. Und erst bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass es sich hierbei um das Kriegsgebiet der Ukraine handelt. Auf Blättern und Stängel sieht man Militärpanzer. Auf einem Blatt erkennt man einen fahrenden Zug, der Flüchtlinge aus der Gefahrenzone bringt um im ersten Moment aussieht wie eine kriechende Raupe. Außerdem sieht man wegfliegende Flugzeuge mit derselben Aufgabe wie des Zugs. All das wurde überwiegend in den Nationalfarben der Ukraine – blau und gelb – gehalten.
Die Geschichte ist leider keine Geschichte, sondern realistische Aufzeichnungen eines Kriegs aus der Sicht eines Kindes. Teilweise sachlich, teilweise sehr emotional beschreibt Yeva, was sie und ihre Freunde/Familie täglich erlebt. Die Kapitel sind recht kurz, haben es dennoch in sich.
Wir alle, die Nachrichten anschauen, wissen was in der Ukraine los ist. Dennoch ist es nicht vergleichbar, eine kurze Sequenz im TV anzusehen, oder den täglichen Aufzeichnungen eines betroffenen Kindes zu folgen. Es ist unvorstellbar, mit was für Problemen die Menschen dort neben all der offensichtlichen Not kämpfen müssen. Diese Ohnmacht alles Geliebte zu verlieren, es mitansehen zu müssen und doch nichts ändern zu können wird in dem Buch so schmerzhaft spürbar.
Über die Autorin und die Übersetzerin
Yeva ist ein zwölfjähriges ukrainisches Mädchen, das bei ihrer Oma in Charkiw nahe der russischen Grenze aufwuchs. Yeva liebt Sprachen, Bowling, Malen und Klavierspielen. 2022 erlebte sie in ihrer Heimatstadt den Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und beschloss, ihre Erlebnisse in einem Kriegstagebuch festzuhalten. Die englische Nachrichtensendung Channel 4 News berichtete über sie und ihr Tagebuch sowie ihre Flucht aus der Ukraine. Ihre Geschichte ging daraufhin unter dem Hashtag #Yevasdiary viral. Mittlerweile leben Yeva und ihre Großmutter in Dublin.
Alexandra Berlina wurde in Moskau geboren und lebt mit ihrer Familie in Düsseldorf. 2012 promovierte sie über Literaturübersetzung. 2020 erschien ihre deutsche Fassung von Bulgakows „Der Meister und Margarita“; ihr Nachwort konzentriert sich auf den politischen Hintergrund des Romans. Als Mitglied der Gruppe »Freies Russland NRW« demonstriert sie regelmäßig für die Befreiung politischer Häftlinge. Sie übertrug Gedichte von Maria Aljokhina (»Pussy Riot«) ins Englische, dolmetschte bei der Konferenz »Free Press Seminar« (Würzburg 2018) für prominente kritische Journalist*innen aus Russland, und arbeitet als Lektorin und Übersetzerin für dekoder.org – ein Presse-Portal zu Russland, das den Grimme Online Award 2021 gewann. (Verlagsinfo)
Fazit
Yevas Tagebuchaufzeichnungen sind unglaublich – unglaublich schmerzhaft. Sie fragt sich zurecht des Öfteren, ob es wirklich Menschen gibt, die Krieg schöner finden als Frieden. Sie und so viele andere Landesbewohner sind gezeichnet für ihr Leben.
Das Buch lässt sich an einem Abend durchlesen. Wahnsinn, wenn man bedenkt, was ein Leseabend im Vergleich zu dem ist, was das Mädchen an den 67 Tagen ihres Tagebuchs erlebt hat. Ein Leseabend mit einem warmen Tee in der Hand auf einem gemütlichen Sofa und Kuscheldecke, in einem nahezu friedlichen Deutschland. Wenn das Buch den Leser eines lehrt, dann das Leben mehr zu schätzen und seinen Alltagsproblemen nicht so viel Raum zu geben.
Gebunden: 192 Seiten
Originaltitel: Yeva’a Diary
Ins Deutsche übersetzt von Dr. Alexandra Berlina
ISBN: 978-3426286227
www.droemer-knaur.de
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