Marty Fielding, Bodyguard eines berühmten Schauspielers, ist empört. Überall wird behauptet, er habe private Gegenstande seines Schützlings an Fans verkauft und gegen Bezahlung Aufenthaltsorte des Stars verraten. Justus, Peter und Bob erhalten den Auftrag, seine Unschuld zu beweisen, und verheddern sich dabei zunehmend in einem beinahe undurchschaubaren Netz von Lügen, welches Marty Fielding umgibt. Ob die drei ??? den Überblick behalten und den Fall lösen können?
Ein Fall in 24 Ordnern mit Bobs persönlichen Notizen und den gesammelten Beweismaterialien des Falls. (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Na, davon hat doch bestimmt jeder ???-Fan mal geträumt. Einfach mal die gesammelten Unterlagen von Bob, dem Chef-Archivar, zu durchstöbern und nicht nur erzählt zu bekommen, was er so alles angesammelt hat. Ein Spielverderber, wer an dieser Stelle anmerkt, dass die Jungs schon seit vielen Jahren ihre zusammengetragenen Infos per Computer speichern und im Internet recherchieren. Aber hey, vielleicht ist dies ja ein Fall aus den Anfängen, als die Jungs noch im KIDS-Alter, Mädchen doof und die einzigen Transportmittel ihre Fahrräder waren? Ne, ist er nicht.
Und, wie liest sich so ein Fall, der in 24 Teilen serviert wird? Hat man verloren, wenn man beim hektischen Auspacken die Heftchen durcheinander bringt? Darf man den Beweismaterialienumschlag erst am Ende öffnen? Oder spoilert man sich unfreiwillig, wenn man sonst ein Beweismittel zu Gesicht bekommt, das noch gar nicht im Fall aufgetaucht ist? Das waren so ganz spontan meine ersten Fragen … Wie spannend ist das Ganze denn jetzt so?
Ungewohnt ists … Man muss die Ordnerhefte tatsächlich in der richtigen Reihenfolge lesen. Jeder Ordner entspricht einem Kapitel. Es ist ein Roman, der aus der Ich-Perspektive von Bob geschrieben wurde, an dessen Rand hin und wieder ein paar Notizen stehen, die teilweise auf den Beweisumschlag oder andere Ordner verweisen.
Und so lesen wir von Marty Fielding, seines Zeichens Bodyguard des bekannten Schauspielers Jack Cleveland, der unsere Detektive beauftragt … weil ihn offenbar jemand anschwärzen und/oder diskreditieren will.
Im weiteren Verlauf der Story erleben wir nicht nur einen, sondern fast ein Dutzend Tage im Leben des Archivars der Jungdetektive. Dabei erhält Bob unter anderem Unterstützung … weils nicht anders geht … von Clevi1903-Herzchen-Herzchen-Herzchen.
Abwechslungsreich und unterhaltsam spannend geht die Reise durch die Heftchen … bis nach Ordner 12 eigentlich alles erledigt und die Verleumdung aufgeklärt ist. Was kommt denn jetzt noch? Gibts noch eine unerwartete Wendung? Irgendwie schon … und einen weiteren, interessanten Einfall. Einer der Befragten möchte nicht erwähnt werden, also ist im Buch, auf dem Ordner und im Beweisumschlag sein Name mit einem schwarzen Balken unkenntlich gemacht worden. Ein nettes Stilmittel, wie auch die unterschiedlichen Zeichensätze, die je nach Situation für vorgelegte Dokumente gewählt wurden.
Denn irgendwie scheints jetzt doch Beweise zu geben, dass die Anschuldigungen gegen Marty Fielding nicht ganz so ungerechtfertigt sind, wie er den Jungs gegenüber behauptet hat. Ist da was dran oder sind die Beweise (die leider nicht im Beweismittelumschlag sind) gefälscht?
Und dann gibts eine interessante Wendung im Fall, die wieder neue Fragen aufwirft … und sogar Cliffhanger am Ende der Ordnerheftchen, um die Spannung zu steigern. Und das ist nicht mal die letzte Wendung, die wir hier erleben, denn die Hintergründe dieses Lügennetzes ist clever gesponnen und nachvollziehbar gewoben worden.
Die Aufmachung
… ist wirklich schön. Die Ordnerheftchen sind abwechslungsreich außen mit Flecken oder Verunreinigungen bedruckt, ums realistischer zu machen. Sämtliche handschriftlichen Notizen von Bob vorn und hinten sind nicht handgeschrieben, sondern in einem Zeichensatz gedruckt, der einer Handschrift ähnelt. Bei den Randnotizen in den Ordnern fand ich die Schriftart nicht so passend. Einige Wörter waren für mich nur noch eine Reihe von kleinen, schmalen Bögen, bei denen ich kaum erkennen konnte, was gemeint war.
Auch der Umschlag mit den gesammelten Beweisen ist ideenreich zusammengestellt worden. Auch hier gibts allerlei Gedrucktes zu entdecken.
Allerdings hatte ich schnell ein paar Fragen:
Wenn Bob schon nicht einen einzigen Ordner für einen Fall anlegt, wieso dann so dermaßen viele? Es geht kaum unübersichtlicher und komplizierter. Dass er die Ordner beschriftet und mit kurzen Info-Notizen versieht … prima … die teilweise aber nicht unwichtigen Randbemerkungen in den Ordnerheften findet er aber nicht so schnell wieder.
Und wieso sind die Beweisstücke nicht in den Ordnern, zu denen sie gehören, sondern alle zusammen in einem Umschlag? Da hätte er sich die ganzen schriftlichen Querverweise sparen können.
Der Autor:
Christoph Dittert studierte Germanistik, Literatur- und Buchwissenschaft und hat zahlreiche Romane in fantastischen Romanserien veröffentlicht. Dabei hat er maßgeblich zur “Perry Rhodan”-Serie beigetragen. Er erfüllt sich mit eigenen Fällen der Reihe „Die drei ???“ einen Kindheitstraum. (Verlagsinfo)
Mein Fazit:
„Bobs Archiv“ ist ein Roman, der in Ordneroptik präsentiert wird und aus der Ich-Perspektive des für Recherchen und Archiv zuständigen Detektivs geschrieben ist. Die acht Seiten jedes Kapitels sind dabei jeweils zu einem Ordnerheftchen zusammengetackert, das nicht nur von außen liebevoll gestaltet wurde und ziemlich „echt“ aussieht. Wenn man beim Lesen die Reihenfolge der Ordner einhält, kann man so länger von einem Fall bespaßt werden, als von einem normalen Buch … falls nicht, versteht man gar nichts. Außerdem gibts immer mal wieder Randnotizen von Bob und Verweise zu anderen Kapiteln/Ordnern und dem Umschlag mit den gesammelten Beweisstücken.
Bei der schönen Aufmachung gerät der eigentliche Fall schon fast zur Nebensache. Zumindest so lange, bis man die Optik lange genug genossen und mit den Beweisstücken gespielt hat. Dann gehts ans Lesen … ein Heft nach dem anderen. Und mit jedem Ordner nimmt der Fall an Fahrt auf und ist gar nicht so langweilig, wie ich anfangs gedacht habe. (Für mich) Unerwartete Wendungen gibts und einen mit jedem neuen Ordner ansteigenden Spannungsbogen.
Als Adventskalender wäre diese Aufmachung übrigens perfekt gewesen. Komisch, dass bei der Anzahl der Ordnerhefte niemand auf die Idee gekommen ist. Oder der Verlag hat sich bewusst dagegen entschieden, wer weiß.
Schuberbox mit 24 Heften à 8 Seiten
Umschlag mit Beweismaterialien
Vom Verlag empfohlen ab 10 Jahren
1. Auflage, September 2017
ISBN: 978-3440151198
www.kosmos.de
Der Autor vergibt: