Dan Brown – The Secret of Secrets (Robert Langdon 6)

Die Verlagsinfo:

Robert Langdon, Symbolforscher aus Harvard, begleitet seine Freundin Katherine Solomon nach Prag. Katherine bereitet die Veröffentlichung eines Buches vor, das bahnbrechende Entdeckungen über die wahre Natur des menschlichen Bewusstseins offenbart. Doch ein brutaler Mord stürzt die Reise in ein unvorhersehbares Chaos, und Katherine verschwindet plötzlich, ebenso ihr Manuskript. Langdon sieht sich fortan einer mächtigen Organisation gegenüber und wird von einem unheimlichen Angreifer verfolgt, der aus Prags ältester Mythologie entsprungen zu sein scheint und nur ein Ziel verfolgt: gnadenlose Rache.

Mein Eindruck:

Acht Jahre ist es her, dass wir zusammen mit Robert Langdom das letzte irrwitzige Abenteuer erleben durften. Und wenn wir uns den Klappentext anschauen, dann hat Dan Brown an seiner Erfolgsformel über geheime Symbole und geheime Gesellschaften und geheime Strippenzieher nichts geändert. Warum sollte er auch? Schließlich hat das Ganze schon fünfmal funktioniert und mit ein wenig (viel) Recherche klappts sicher auch ein sechstes Mal.

Diesmal also gehts um Noetik. Das ist eigentlich ein philosophischer Begriff, bei dem es um Vernunft geht. Und in der Noetischen Wissenschaft gehts um die Beziehung zwischen Intellektuellem und Spirituellem. Davon kann man jetzt halten, was man will … oder man denkt sich ein spannendes Story-Konstrukt zu der Thematik aus und schreibt einen Bestseller drüber.

In dem hat eine Wissenschaftlerin eine „bahnbrechende Entdeckung“ gemacht, die sie in einem neuen Buch vorstellen will. Was im echten Leben nicht passiert, denn solche Sachen werden erst mal in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, bevor die ersten Sachbücher geschrieben werden. Und schon sind die üblichen Verdächtigen hinter ihr her. Wir kennen es.

Die neuen Erkenntnisse scheinen so interessant oder bedrohlich zu sein, dass die Autorin (mutmaßlich) untertaucht, weils in ihrem Umfeld zu gefährlich wird. Ihrem Freund Robert sagt sie nicht Bescheid und der macht sich jetzt auf den Weg, sie vor dem oder den Antagonisten zu finden.

Den haben wir vielleicht in einem echten Golem gefunden. Zumindest in einem Menschen, der glaubt, einer zu sein. Und der hat sogar einen Auftrag, mutmaßlich von einer höheren Stelle, die nur zu ihm spricht … ein durchgeknallter Psycho halt. Solche kennen wir ja schon in Form von Albinomönchen und tätowierten Bösewichtern, die Robert Langdon in der Vergangenheit schon auf der Gegenseite erlebt hat.

Wie gut, dass unser Lieblings-Symbolforscher auf allen Gebieten so überragend ist, dass er es mit allen und jedem aufnehmen kann. Er hat immer die besten Argumente und löst nicht nur jedes Rätsel, er machts auch noch in Rekordzeit und mit Leichtigkeit. Das ist der Stoff, den die Fans von Dan Brown gewohnt sind und den bekommen sie hier wieder in gleichem Ausmaß geliefert.

Sprich, es gibt wieder einen Handlungsort, der historisch betrachtet interessant ist und vor allem gibt es auch wieder diese extreme Detailverliebtheit des Autors, wenn es um die Beschreibung von Dingen geht. Das bietet nicht nur viele Seiten an Streichpotenzial, sondern ist in Situationen, in denen es um Leben und Tod geht, auch unverständlich.

Die vielen kurzen Kapitel und Cliffhanger allerdings helfen dem Lesespaß ungemein. Ab einem bestimmten Punkt werden die meisten Leser eh über die gefühlt aus der Wikipedia und diversen Tourismus-Broschüren kopierten Absätze drüberfliegen.

Die Robert-Langdon-Romane:

Illuminati
Sakrileg
Das verlorene Symbol
Inferno
Origin

Der Autor:

Dan Brown, geboren 1964 in Exeter, USA, ist der Autor von weltbekannten Thrillern, darunter SAKRILEG (THE DA VINCI CODE), ein Roman, der mit Tom Hanks verfilmt wurde und in über 40 Ländern erschien. Seine Bücher, die Action, Wissenschaft und Geschichte vereinen, wurden in 54 Sprachen übersetzt und dominierten die Bestsellerlisten. Brown, der in Kunstgeschichte und Sprachen ausgebildet wurde, erschuf die ikonische Figur Robert Langdon. Der Autor lebt in Neuengland. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Zapft unser Bewusstsein ein großes Gesamtbewusstsein an? Und wenn ja, wie? Klingt esoterisch und bietet Diskussionsstoff für lange Sterne-Gucken-Abende im Sommer oder aber für einen neuen Robert-Langdon-Roman … dachte sich zumindest Dan Brown.

Sehr detailverliebt und ausschweifend lässt er seinen Protagonisten durch Prag jagen, immer auf der Suche nach der Wahrheit und seiner Freundin, die mutmaßlich im Visier von Großmächten, Geheimorganisationen und/oder düsteren Schattenmännern steht.

Klingt bekannt? Ist es auch! Denn das ist Dan Browns Erfolgsrezept seit Jahrzehnten und an dem ändert er nur wenig.

Im Gegensatz zu Robert Langdon hat sich unsere Gesellschaft allerdings weiterentwickelt. Und gerade der Teil mit den Verschwörungen und so … der war vor 25 Jahren wesentlich interessanter als heute. Denn leider wird heute, „im Internetzeitalter“, in allem eine Verschwörung gesehen, wenn jemandem eine Meinung nicht passt oder falls mal die eigenen Argumente ausgehen.

Und so ist die zu erwartende Hetzjagd durch Prag zwar spannend, zwischendurch etwas lang und am Schluss ein wenig zäh, unterhaltsam ist sie dennoch. Nicht zuletzt, weil Dan Brown seinen Symbolforscher wie gewohnt als alles wissenden James Bond beschreibt, der auch „im besten Alter“ noch fit wie ein 20-Jähriger zu sein scheint.

Wer nicht alles auf die Goldwaage legt, den Stil von Dan Brown mag, die langen Beschreibungen akzeptiert und sich auf schräge Gegenspieler freut, der kann sich hier gut von dem unterhalten lassen, was der Autor in den letzten Jahren so alles über Prag zusammengetragen hat.

Es ist vielleicht nicht der beste Robert-Langdon-Roman, aber er ist genau das Richtige für alle, die endlich wieder ein wenig Mystik vom Verschwörungsprofi Dan Brown lesen möchten.

Gebundene Ausgabe: 800 Seiten
Originaltitel: The Secret of Secrets
Aus dem Amerikanischen von Dietmar Schmidt und Rainer Schumacher
1. Auflage, September 2025
Vom Verlag empfohlen ab 16 Jahren

www.luebbe.de

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