Band 1: [„Die vergessene Insel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3795
Band 2: [„Die Gärten der Sangali“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4090
Band 3: [„Die weiße Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4457
Band 4: _“Die Blutbögen“_
_Story:_
Der Krieg in der von Gewalt dominierten Welt von Link Arkhoide steht kurz vor der absoluten Eskalation – und selbst diejenigen, die von den Göttern vorgesehen wurden, den Frieden zu bereiten, scheinen bei ihrem Kampf für Ordnung überfordert. Vor allem Slohka tut sich zunehmend schwerer, die vom Purpurnen manipulierte Gesandte Leidjill zu kontrollieren und mit ihrer Liebe eine Vereinigung zu schaffen, die Link Arkhoide vor der endgültigen Vernichtung bewahren könnte. Als die beiden nach einer heftigen Auseinandersetzung erfahren, dass Slhokas Heimatstadt Chadry-Bakan bereits vom Despoten vernichtet wurde, scheint die Zeit immer knapper, um die ultimative Waffe noch aufzuhalten. Während Leidjill sich immer weiter ihrem bitteren Schicksal hinzugeben scheint, verbündet sich Slhoka einmal mehr mit den Wilden vom Volk der Goldköpfe, um den Palast des Purpurnen zu zerstören und die vernichtenden Angriffspläne ein für allemal zu durchkreuzen. Doch das Opfer, dass der Gottgesandte hierfür erbringen muss, ist immens groß…
_Persönlicher Eindruck:_
Rascher als erwartet endet mit „Die Blutbrüder“ der erste Zyklus zu Godderidges Fantasy-Reihe „Slhoka“ mit dem nunmehr vierten band. Rascher deshalb, weil die Handlung im letzten Band sehr drastische Entwicklungen vorgenommen hat, die ein breiteres Finale sicherlich rechtfertigt hätten, aber eben nicht zwangsläufig zur Folge haben mussten. Denn, so beweist der Autor in „Die Blutbrüder: Es geeht auch anders – und rascher!
Die vierte Episode ist derweil in erster Linie von (teils blutiger) Action gezeichnet. Slhoka und seine Gefährten ziehen in ein finales Gefecht, dessen Blutzoll unheimlich groß ist, und welches von Zerstörungsarien und dramatischen, kleinen Wendungen gezeichnet wird, die den Plot nicht nur sehr lebendig halten, sondern auch das Tempo kurz vor Schluss noch ein gewaltig anstacheln. Dabei sind die Charakterzeichnungen souverän wie immer, allerdings auch noch mit einem Entwicklungsspielraum gemarkert, den Godderidge zu gegebenem Anlass auch sehr konsequent ausspielt. Vor allem der Werdegang des Hauptakteurs und Titelgebers nimmt noch einmal spektakuläre Formen an, bsi sich schließlich im Schlussszenario das angesprochene Spektakel regelrecht überschlägt.
Doch auch die Beziehungen unter den Charakteren werden weitergeformt, sei es nun Slhokas Liebe zu Leidjill odder am ende auch die verzweifelte Hatz nach Zuneigung, die Svendai betreibt, um doch noch Slhokas Gunst zu erhaschen – und dazu ist ihr jedes Mittel recht, welches den Plot auch spannungstechnisch ankurbeln könnte – und auch tut. Dass Godderidge dabei auch diverse tragende Figuren opfert, scheint in diesem Zusammenhang weniger überraschend, denn die Fronten waren bereits vorab abgestimmt, und auch wenn diverse überraschende Momente die Szenerie überlagern, geeht der Autor sehr linear vor, nicht jedoch ohne dabei die Individualität der Persönlichkeiten noch einmal zu schärfen.
Am Ende bleibt schließlich ein runder Abschluss und ein dezent eingeleiteter Cliffhanger, der als Vermittler zwischen dem nunmehr abgeschlossenen und dem hoffentlich schon bald folgenden Zyklus dient. Bedenklich ist einzig und alleine die angestiegene Brutalität, mit der „Die Blutbrüder“ gekennzeichnet ist. Ansonsten ist der abschließende vierte Band eine weitere Bereicherung für die Serie und das Genre als solches!
|Graphic Novel: 64 Seiten
Originaltitel: Slhoka: Les arches de sang
ISBN-13: 978-3939823483|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu
Die rationale Einteilung sämtlicher Lebenssituationen haftet dem Mann dem Hörensagen nach wie ein Furunkel an. Fakten, Listen, Tatsachen – alles, was auf diese Art und Weise erfassbar ist und bleibt, scheint zu zählen. Doch es ist nicht dringend Max Frischs „Homo Faber“, der für die Konzeption von Oliver Kuhns eigentlich relativ humorvollem Ratgeber „Alles, was ein Mann wissen muss“ Pate stand. Viel mehr geht es hier abseits von Wissen und Philosophie darum, einige absurde Extremsituationen zu schildern. Wie befreie ich mich beispielsweise aus einer Geiselnahme? Wie kann ich verstehen, was das Holz mir sagen will? Oder wie werde ich Sumo-Ringer? Kuhn beschäftigt sich mit ganz kontrastreichen Themen, kommt dabei immer schnell auf den Punkt und kratzt insgeheim eher an der Oberfläche. Sein Werk zeichnet sich in erster Linie durch Masse aus, aber eben immer noch so präzise geschildert, dass man hieraus eine Menge für seinen Lebensalltag mitnehmen kann. Und wenn es dann doch mal zu abstrakt wird, lernt man eben, dass die Beziehung zu einer neuen Partnerin sich mit den 24 Türchen eines Adventskalenders messen lässt. Ein Allrounder scheint es zu sein, dieses Buch. Und ja, das ist es in der Tat!
Der Autor tastet sich jedoch zunächst sehr typisch an sein Publikum heran. Die sieben Weltwunder der Antike und der Moderne kommen ebenso zum Zuge wie revolutionäre Episoden der Weltgeschichte. Wissen vermitteln, so scheint es, ist in erster Instanz das, was Kuhn beabsichtigt, und das vorerst dröge und anhand von Listen. Oder anders gesagt: Absolut maskulin! Doch in jedem der zahlreichen Unterkapitel erscheinen schließlich Berichte und Tatsachen, die eben alles andere als konventionell sind. Die meist gesuchten Massenmörder werden aufgezählt, der Name von berühmt-berüchtigten Hochstaplern wird ins Gedächtnis gerufen und am ende, völlig unerwartet, macht man den Schwenk zu Design-Ikonen und Stilistiken der Mode, die in diesem Zusammenhang wohl kaum kontrastreicher sein könnten.
In der Folge wird die Art und Weise der Darstellung dann immer bunter: ‚Latein für Poser‘ heißt es in einem Abschnitt, das Vaterunser wird eingestreut, und gen Schlussabteil folgen einige Workshops in Sache Wäschepflege und internationale Schuhgrößen.
Damit die Sache nicht ganz so rational bleibt, schildert Kuhn zwischendurch auch einige Verführungstechniken, erläutert den Kern des Kamasutra, gibt Tipps zu Sexualität und kulinarischen Delikatessen, mit denen man eine Frau verzaubert. Sollte man ja auch irgendwie alles mal gehört und bestenfalls auch umgesetzt haben. Und das ist schließlich der Punkt: „Alles, was ein Mann wissen muss“ gibt tausende Anstöße, nicht immer ganz logisch gegliedert, aber dennoch hilfreich für die Praxis – sofern man es denn in diesem Buch auch auf Anhieb findet. Insofern ist das Ganze ein kurzweiliger Band zum Schmökern, der nicht in die Tiefe geht, der unterhält, der aber eben auch nicht das Lexikon-Format innehat, welches bei vergleichbaren Broschüren oftmals dem Entertainment im Wege steht. Hinzu kommt, dass einige Themenbereiche sehr lustig umschrieben werden, gleichzeitig auch so entfernt wirken, aber schlichtweg gut durchdacht sind. Das beginnt bei Smalltalk-Regeln und endet mit der Beschreibung dessen, wie man im Flugzeug ein Upgrade bekommt.
Eines hat Kuhn bei diesem Titel allerdings nicht bedacht; nämlich dass sein Titel in erster Linie die Männerwelt anspricht. Dabei sind die Fakten allgemeingültig und durchaus auch für die emotionale Weiblichkeit hilfreich. Warum soll nämlich nicht auch mal die emanzipierte Maid den Flugzeugentführer überwältigen? Insofern: Eine prima Geschenkidee zu jedem Anlass – und geschlechtsneutral empfehlenswert!
Band 1: [„Blinde Passagiere“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6679
Band 2: [„Das Gefangenenschiff“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6680
Band 3: [„Handel mit schwarzer Ware“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6700
Band 4: _“Die Stunde der Schlange“_
Band 5: „Gefährliche Fracht“
Band 6.1: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 1/2
Band 6.2: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 2/2
_Story:_
Der Kampf gegen Hoels Vergiftung wird für Isa zum immer schwierigeren Unterfangen. Einerseits muss sie den Verführungen des Buchhalters Etienne des Viaroux widerstehen, andererseits plagen sie die Umstände des brutalen Sklavenhandels, in dessen Umfeld sie mit dem Sklavenschiff geraten ist. Als schließlich eine Einladung von König Kpengla folgt, darf sich Isa geerht fühlen, als erste weiße Frau in Abomey willkommen geheißen zu werden. Doch obschon sie dessen Respekt sofort erlangt, bekommt sie auch hier keine Ruhe: Die französischen Lustmolche hängen an ihrem Rockzipfel und wissen von ihrer Abhängigkeit von einem Gegengift. Während Hoel um sein Überleben bangt, bleibt Isa jedoch standhaft – ganz im Gegensatz zu Mary, die sich von John zunehmend gelangweilt fühlt und ihren Rock plötzlich für ganz neue Offerten lüftet …
_Persönlicher Eindruck:_
Im Gegensatz zu den vorherigen drei Episoden aus „Reisende im Wind“ ist der Story-Fortschritt in „Die Stunde der Schlange“ nicht so rasant. Der Plot beschränkt sich auf das Zentrum des Sklavenhandels und nimmt sich das Recht heraus, einzelne, noch neue Figuren etwas besser in die Handlung einzufügen – um sie kurz darauf wieder auszuradieren. Hauptdarstellerin Isa macht im vierten Band des Klassikers einige neue Bekanntschaften in der Heimat der ‚Wilden‘ und setzt ihre schier endlose Odyssee fort, in diesem Fall jedoch ohne hierbei wirklich weiterzukommen. Die Story stagniert zwar nicht, aber wenn man sich die Entwicklungsschritte der ersten drei Ausgaben der Serie vor Augen führt, geht es in diesem Fall weitaus langsamer vorwärts – dafür aber auch wesentlich brutaler.
Francois Bourgeon zeichnet sicher nicht ohne Hintergedanken ein sehr radikales Bild von der ‚Zucht‘ der Sklaven, macht gelegentlich sogar nachdenklich und ruft das Gewissen auf, den Wert eines Menschenlebens zu reflektieren. Andererseits entpuppt sich der Autor auch diesmal nicht als zügelloser Moralapostel, was sich einerseits in der sehr freizügigen Gestaltung seiner weiblichen Charaktere zeigt, aber eben auch in diesem relativ heftigen Ausbruch von Gewalt innerhalb „Reisende im Wind“.
Davon abgesehen wird auch die Sprache härter und gelegentlich aggressiver; die Charaktere, vor allem die beiden Damen im Vordergrund, behalten zwar ihren mittlerweile bekannten Charme, doch der Sprachgebrauch erreicht unbestritten ein neues Level – und daran muss man sich erst einmal gewöhnen.
Auf der anderen Seite verfolgt Bourgeon seinen Kurs strikt weiter und weicht nur vereinzelt von der klar definierten und auch vorgegebenen Storyline ab. Letztgenannte macht zwar nicht ganz so große Fortschritte wie zuvor, scheint indes aber auch langsam aber sicher auf die Ziellinie einzubiegen, selbst wenn im Anschluss noch insgesamt drei Episoden folgen werden. Aber die Handlung wird zum Ende hin wieder ganz klar eingekesselt und nimmt sich ein wenig vom Spielraum, den man kurz zuvor noch aufgebaut hatte – wahrscheinlich zugunsten eines ebenfalls recht fokussiert geplanten Finales. Doch dies ist vorerst noch Zukunftsmusik; „Die Stunde der Schlange“ ist bis dorthin zunächst noch ein Interludium mit gewohnter Klasse, aber mit nicht ganz so vielen überraschenden Wendungen wie vorab. Fans der Serie werden sich aber sicher dennoch nicht beschweren; denn unterm Strich bleibt der Unterhaltungswert auch in Folge 4 sehr hoch!
Dass die schlausten Bauern die dicksten Kartoffeln ernten, ist wohl ein Gerücht, welches in der lebhaften Brettspielwelt einzig und allein vom stets humorverliebten Pegasus Verlag gestreut werden kann. In „Eine Frage der Ähre“ scheint dieses verdrehte Sprichwort allerdings durchaus angebracht, denn nur wer seine Ernte am cleversten über die Äcker verteilt und seine Farmen fokussiert auf das zur Verfügung stehende Land verteilt, wird am Ende siegreich sein. Dass das Ganze am Ende aber mehr ist, als bloß eine leicht veränderte Form der modernen Landwirtschaft, war zu erwarten. Ist der Titel von Jeffrey D. Allers deshalb aber auch gleich unfehlbar? Ein Test musste her …
_Spielidee:_
Das Leben auf dem Lande hat sicherlich weitaus mehr zu bietet als die landwirtschaftliche Nutzung von Äckern, Feldern und Anbaugebieten generell. Dennoch ist dies der zentrale Punkt, der die romantischen Sonnenuntergänge und das Picknick auf der Weide aus der rein praktischen Perspektive oftmals überdeckt – so auch in „Eine Frage der Ähre“!
2-5 Spieler schlüpfen hier in die Rolle von klassischen Landschaftsbauern, deren Aufgabe darin besteht, 5 klassische Feldfrüchte strategisch so anzubauen, dass ihre Farmlandschaft den meisten Ertrag, sprich Siegpunkte, einbringt. Stück für Stück wird mittels Wechselwirtschaft das Einzugsgebiet bestimmter Früchte erweitert, bis man schließlich die lukrativsten Äcker für eine kontinuierliche Bewirtschaftung nutzt. Doch Eile ist geboten, denn je größer die Felder werden, desto mehr Bauern werden sich unter Garantie finden, die das Feld von ihrer Farm aus bestellen wollen. Und nur derjenige, der vom großen Kuchen nimmt, gleichzeitig aber auch ein großes eigenes Gebiet aushebt, kann am Ende siegreich sein. Denn schlussendlich ist alles nur „Eine Frage der Ähre“ …
Bei der Gestaltung des Materials hinterlässt der Allers-Titel einen relativ zwiespältigen Eindruck. Die Marker und Farmen sind in ihrer Gestaltung prima, und auch bei den Plättchen gibt es erst einmal wenig auszusetzen, denn die Mechanik bzw. die Handhabung ist relativ einfach und leicht nachzuvollziehen. In Sachen Grafik ist „Eine Frage der Ähre“ aber weitaus weniger spektakulär, als es das Cover letztendlich verspricht. Die Ackerplättchen beispielsweise hätten auch sehr gut zu einem Titel aus den 80ern gepasst, wohingegen der Spielplan auch eher schlicht illustriert ist. Im Sinne der Zweckmäßigkeit sind die Abzüge zwar nur in der B-Note festgehalten. Aber zweifelsohne ist hier einiges an verschenktem Potenzial zu verzeichnen.
_Spielvorbereitung:_
Der Spielplan zeigt neben der Punkteleiste als Umrundung jeweils eine Farmleiste für jede Feldfrucht sowie die Ablagefläche, das Feld, für die Ackerplättchen. Die Farmleiste wird nun zunächst mit einem Farmpunktwürfel pro Spieler und pro Frucht bestückt. Abhängig von der Spielerzahl werden anschließend die Farmen an den Rand dieser Leiste platziert. Bei unterschiedlicher Spielerzahl muss man nämlich mehr oder weniger Farmpunkte erzielen, um endlich seine Farmen errichten zu können. Ähnlich verhält es sich mit den Viehplättchen, die in der Reihenfolge Huhn, Schwein und Kuh an einen gewissen Punkt der Leiste für jede Frucht einzeln aufgestapelt werden. Wer im Spiel später als Erster diesen Punkt erreicht, nimmt das oberste Vieh, usw. Damit sind später auch Siegpunkte in der Endwertung verbunden.
Die großen Ackerplättchen werden nun gut gemischt und als verdeckte Auslage neben den Spielplan gelegt. Sechs dieser Plättchen werden mit dem Spielendplättchen vermischt und zu einem Stapel geformt, der mit dem 6+1-Plättchen abgeschlossen wird. Wenn nachher im Spiel keine großen Ackerplättchen mehr nachgezogen werden können, kommt dieser Stapel zum Vorschein und beendet auch zeitnah die Partie.
Als Letztes bekommt jeder Spieler je ein kleines Ackerplättchen zu jeder Frucht. Außerdem werden verdeckt drei große Ackerplättchen gezogen, mit denen man nun die ersten Runden bestreitet. Der Startspieler wird zugeordnet, dann beginnt das Spiel.
_Spielablauf:_
Das Spiel gliedert sich nun in insgesamt vier Phasen pro Runde, die jedoch erst im späteren Verlauf komplett abgearbeitet werden. Dazu aber später mehr; nun erst einmal die Übersicht:
1) |Ackerplättchen legen|
In jedem Zug beginnt man mit den Ackerplättchen und entscheidet nun, ob man eines seiner kleinen, aber eben relativ raren Plättchen legt oder eben ein großes Plättchen legt, welches gleich zwei Früchte anzeigt, dafür aber auch die doppelte Fläche einnimmt. Man versucht nun, die jeweiligen Früchte möglichst an die auf dem Spielplan befindlichen Symbole der gleichen Sorte anzulegen. Dadurch entstehen schließlich sogenannte Regionen aus Feldfrüchten, die im nächsten Abschnitt gewertet werden. Allerdings ist zu beachten, dass man jedes Plättchen immer nur auf einer Ebene anlegen kann. Sollte dies in einem speziellen Fall einmal nicht möglich sein, darf man ausnahmsweise ein kleines Ackerplättchen umdrehen und als ansonsten wertlose Unterlage verwenden. Ist ein Plättchen angelegt, ist die erste Phase vorbei.
2) |Als Nächstes wird nun das gewertet …|
… was man aus dem Ackerplättchen herausschlagen kann – und das sind entweder Farm- oder Siegpunkte. Wie man nun wertet, ist jedem Spieler selber überlassen. Wichtig ist jedoch, ein ausgewogenes Verhältnis aus sofortigem Profit und langfristigem Nutzen herauszuschlagen. Wer nämlich in Farmpunkte investiert, kann seine Marker auf der Farmleiste individuell vorschieben und dementsprechend schneller eine Farm bauen oder später auch zusätzliche Siegpunkte durch das Vieh bekommen. Sollte man indes in Siegpunkte investieren, wird die gesamte Region der jeweiligen Frucht gewertet und bringt sofort Punkte. Bei großen Ackerplättchen kann man die Entscheidung für jede darauf enthaltene Frucht separat treffen. Anschließend werden die entsprechenden Marker verschoben. Sollte dabei ein Spieler eine Reihe erreichen, in der eine Farm positioniert ist, muss er diese sofort auf jenes Feld bauen, von dem er die letzten Farmpunkte ergattert hat. Dies hat schließlich auch Auswirkungen auf die Bauregeln. Denn wer eine Farm platziert hat, dessen zugehörige Region darf nun nicht mehr überbaut oder mit einer weiteren Region einer anderen Farm kombiniert werden. Dies bringt dem Besitzer bereits eine gewisse Sicherheit und natürlich auch einen wichtigen Vorteil.
3) |Farm werten|
Sobald ein Spieler eine Farm errichtet hat, wird diese in jedem Durchgang neu gewertet. Für jedes Plättchen der Farmregion erhält man nun einen Siegpunkt, auch wenn die Region in der laufenden Runde nicht gewertet wurde. Schnelle Farmen sind also auf jeden Fall eine Option im Hinblick auf die Siegbedingungen.
4) |Großes Ackerplättchen nachziehen|
Zuletzt zieht man aus der verdeckten Auslage ein großes Ackerplättchen nach, sofern man in der aktuellen Runde ein eben solches ausgelegt hat. Sobald keine großen Ackerplättchen mehr greifbar sind, wird der zuvor präparierte 6+1-Stapel bemüht. In diesem ist auch das Spielendeplättchen enthalten. Der Spieler, der dieses zieht, läutet nun die letzte Runde ein. Sein rechter Mitspieler macht im weiteren Verlauf nun die letzte Aktion und geht dann in die Schlusswertung ein. Alle zusätzlichen Viehplättchen werden noch gewertet; der Spieler, der im Anschluss die meisten Siegpunkte erworben hat, gewinnt.
_Persönlicher Eindruck:_
„Eine Frage der Ähre“ ist zweifelsohne ein richtig gutes Strategiespiel mit vielen unterschiedlichen Einflussmöglichkeiten, gleichzeitig aber auch mit einigen mechanischen Einschränkungen. So hat der agierende Spieler in seinem Zug nicht wirklich viele Handlungsmöglichkeiten und ist auch stark davon abhängig, wie seine Mitspieler ziehen bzw. welche Ackerplättchen er gerade auf der Hand hat. Außerdem ist derjenige Spieler, der als erstes seine Farm errichtet, stark im Vorteil, weil er eigentlich bei jeder Spielerzahl mit einem Mal über ein unantastbares, nicht mehr bebaubares Einflussgebiet verfügt, dass er selber jedoch beliebig erweitern kann. Insofern sind zumindest die Bauregeln nicht ganz so gut ausgetüftelt und könnten in der Nachbetrachtung eine geringfügige Bearbeitung vertragen. Denn da die Farmen Runde für Runde gewertet werden, hat man hier schon Zugeständnisse, die von den anderen Akteuren nur noch schwer einzuholen bzw. aufzuarbeiten sind.
Davon abgesehen ist das System wirklich gut und der taktische Hintergedanke bei der immer wiederkehrenden Wahl zwischen Farm- und Siegpunkten nicht zu unterschätzen. Indes gibt es die Option, destruktiv zu spielen oder in die totale Offensive zu gehen, alles wiederum mit einzelnen Risikofaktoren behaftet, die ein Strategiespiel ausmachen sollten. Was am Ende fehlt, ist womöglich etwas mehr Tiefe, dies aber auch durch die etwas kruden Baubedingungen inszeniert, die ein Stück des erforderlichen Spielraums verbauen. Davon abgesehen macht „Eine Frage der Ähre“ aber durchaus eine Menge Spaß und hinterlässt auch den nötigen Wiederspielreiz.
_Fazit:_
Sicherlich gibt es auch im Hause Pegasus bessere Strategietitel als „Eine Frage der Ähre“. Und definitiv ist das Spiel in mancherlei Hinsicht noch ausbaufähig bzw. bedarf ein paar kleiner Regelmodifikationen. Ein Muss-Titel ist das Ganze daher nicht. Wer aber ein nettes Familienspiel mit einem ganz ordentlichen Unterhaltungswert sucht, ist an dieser Stelle richtig. Denn diese Voraussetzungen hat Jeffrey D. Allers mit seinem 2009er-Brettspiel absolut geschaffen!
|Spielerzahl: 2-5
Spieldauer: 45-60 Minuten
Empfohlenes Spieleralter: ab 10 Jahren
ASIN: 3939794481|
[www.pegasus.de]http://www.pegasus.de
_Spiele von Jeffrey D. Allers bei |Buchwurm.info|:_
[„Circus Maximus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6678
Wer vom Kampf gegen Windmühlen im übertragenen Sinne nicht genug bekommen kann – und das sollte ja eigentlich nur selten der Fall sein, weshalb diese Einleitung gleich wieder paradox erscheint – der sollte sich einmal umgehend mit dem frisch gepressten Pegasus-Titel „Don Quixote“ auseinandersetzen. Zwar findet jener Kampf auch auf dem Brett nur im symbolischen Rahmen statt; aber die Tatsache, dass bei diesem Legespiel nicht wirklich alles so funktioniert, wie man es sich in seinen kühnsten Planungen vorstellt, geht dann doch als griffige Parallele durch.
_Spielidee:_
„Don Quixote“ ist im Großen und Ganzen ein Solospiel, denn jeder einzelne Spieler, 1-4 Beteiligte sind möglich, kämpft letzten Endes für sich selbst. Hierzu bekommt er einen Bogen, der ein Fürstentum darstellt, und 24 Plättchen, mit deren Hilfe ein Wegenetz gestaltet werden soll, welches möglichst viele gleiche Symbole miteinander verbindet. Kirchen, Windmühlen und auch Ritter suchen nach einem direkten Zugang, während die Ritter ferner auch noch Burg und Grenzen verteidigen sollen. Allerdings ist man in seiner Entscheidung, wo welches Plättchen platziert wird, an gewisse Vorgaben gebunden. Und so stößt selbst das vorab am klügsten ausgetüftelte Wegenetz irgendwo an seine Grenzen. Aber mit ein bisschen Geschick wird man sein Fürstentum dennoch mit möglichst vielen Siegpunkten bereichern und mit dem besten Ergebnis von Dannen ziehen.
Das Spielmaterial erinnert sicherlich nicht bloß zufällig an die Kärtchen des „Carcassonne“-Spiels – schließlich ist das Spielsystem (zumindest in groben Zügen) durchaus vergleichbar – ist aber in erster Linie sehr zweckdienlich gestaltet. Die nötigen Informationen werden über die Übersichtstafeln und das Plättchenmaterial gegeben, alles andere bleibt sehr schlicht und sorgt leider nicht gerade für eine besonders prickelnde Atmosphäre. Andererseits spielt sich das Ganze sehr fließend, was wiederum auf die simple, leicht verständliche Gestaltung der Materialien zurückzuführen ist. Ergo: Ein Hingucker ist der Packungsinhalt nicht; aber für das sofortige Spielverständnis sind alle Bedingungen erfüllt.
_Spielvorbereitung:_
Zu Beginn des Spiels bekommt jeder Spieler die Materialien in der von ihm gewählten Spielfarbe, das heißt 24 Plättchen, ein Fürstentum mit den Koordinaten A1 bis H3 sowie eine Übersichtstafel für die Punktewertung zwischen den insgesamt drei Durchgängen des Spiels. Der entsprechende Punktanzeiger wird auf das Startfeld der Leiste gesetzt. Anschließend sucht jeder Spieler aus seinen Plättchen die beiden Burgen heraus. Ein Spieler zieht nun für jede Burg ein Positionskärtchen; die Burg wird auf jedem Tableau (Fürstentum) im Anschluss daran genau dort angebracht, wo es die Positionskarte vorgibt, das heißt bei jedem Spieler an der gleichen Stelle. Als Letztes werden nun die übrigen Plättchen umgedreht und neben das Fürstentum gelegt.
_Spielablauf:_
„Don Quixote“ wird in insgesamt drei Durchgängen gespielt, die in ihrem Ablauf nahezu identisch sind, sich aber lediglich in ihrer Wertung und der Menge der Plättchen, die jeweils benötigt werden, unterscheiden.
Im ersten Durchgang nimmt jeder Spieler neun der verdeckten Plättchen und breitet sie offen vor seinem Tableau aus. Anschließend werden reihum immer neue Positionskarten gezogen. Jeder Spieler entscheidet nun, welches seiner Plättchen er auf die festgesetzte Position legt und wie er sein Wegenetz dementsprechend gestaltet. Sobald alle Plättchen eingesetzt wurden, kommt es zu einer ersten Wertung. Wer sein Fürstentum nun an den Grenzen mit einem bestimmten Wert aus Rittern gesichert hat, darf sich für die Landesverteidigung fünf Punkte anrechnen. Für verbundene Windmühlen und Kirchen gibt es abhängig von der Menge jeweils einen bzw. zwei Punkte pro Mühle/Kirche. Und auch die Verbindungen von Rittern zu den Burgen können lukrativ sein und errechnen sich aus den Werten der Burg.
Nach der ersten Zwischenwertung wird das Spiel mit sieben neuen Plättchen fortgesetzt. Die nachfolgende Zwischenwertung ist in ihren Bedingungen schon ein bisschen schärfer, was Menge und Wert der Ritter betrifft. Ansonsten bleibt hier alles identisch. Im letzten Durchgang werden schließlich fünf weitere Plättchen gezogen, ein Letztes erst einmal außen vor gelassen. Dieses wird nämlich am Ende die letzte Lücke im Fürstentum schließen. Bei der finalen Wertung wird neben den üblichen Faktoren auch noch die beste zusammenhängende, also per Weg verbundene Rittergruppe gewertet. Die Punktzahl ergibt sich aus dem addierten Wert der zugehörigen Ritter.
Nachdem nun alle Punkte auf der Leiste gewertet wurden, wird der Sieger ermittelt. Die Spielanleitung gibt dabei vor, welche Werte respektabel, gut und phantastisch sind – das ist besonders für das Solospiel interessant, zeigt aber auch gerade in den ersten Runden, wie viel Spielraum nach oben noch besteht. Aber das ist im Spiel mit zwei oder mehr Spielern zunächst irrelevant. Es gewinnt nämlich selbstredend mit dem besten Punktewert, ganz gleich wie groß dieser ist.
_Persönlicher Eindruck:_
Die Option, das Ganze auch alleine spielen und sich selbst fordern zu können, macht „Don Quixote“ zu einem wirklich besonderen Spiel. Denn insbesondere die Solovariante ist eine wirklich lohnenswerte Geschichte, die zwar die einzelnen Tücken der Spielmechanik nicht aushebeln kann, aber zumindest den nicht zu unterschätzenden Glücksfaktor ausblendet.
Letztgenannter ist nämlich im Spiel mit mehreren Personen etwas zu stark ausgeprägt und verhindert oftmals auch jedwedes taktische Vorgehen. Denn man hat keinen Einfluss darauf, welche Plättchen nachgezogen werden und inwiefern die Positionskarten einem bei der Auslage wirklich behilflich sind. Sind beispielsweise zu Beginn kaum Ritter im Spiel, kann man die Befestigungen von Burg und Grenzen nur schwer wieder aufarbeiten. Und sollte ein anderer Spieler hier mehr Glück haben, wird er in 99 von 100 Fällen definitiv uneinholbar vorziehen. Dieser Mechanismus kann rein strategisch auch kaum ausgebessert werden, da man immerzu davon abhängig ist, welche Positionen vorgegeben werden und welche Plättchen man nachzieht – und das zerstört irgendwie dann doch ein an sich interessantes, relativ flottes Spiel.
Immerhin kann durch das Wertungssystem so manche Eigenheit der Spielmechanik aufgefangen werden. Aber auch hier ist eine Abhängigkeit von den Positionskarten nicht von der Hand zu weisen, wenngleich sie einigermaßen akzeptabel ist. Aber den eigentlichen Reiz hat bis zuletzt vorrangig das Solospiel, bei dem man wirklich nur nach seinem eigenen Tableau schaut und welches dementsprechend auch eine ganz andere Zielvorgabe beschreibt. Aber, und das ist dann wieder der Haken: Für ein Ein-Mann-Spiel scheint „Don Quixote“ (noch) nicht in der passenden Preisklasse zu liegen.
_Fazit:_
Den Spaßfaktor von „Don Quixote“ kann man sicher nicht abstreiten, zumindest nicht in den ersten Partien. Aber die vielen glücklichen Fügungen, die das Spiel bestimmen, tragen einen maßgeblichen Teil dazu bei, dass Hobby-Strategen im aktuellen Titel von Reinhard Staupe bald an ihre Grenzen stoßen. Dennoch: Die Spielidee ist nett und lohnt einen Testlauf. Aber für eine verpflichtende Anschaffung ist „Don Quixote“ bislang noch nicht in entsprechendem Maße ausgereift. Aber das kann sich schon bald ändern; denn wie das Begleitheft verrät, wird bereits an weiteren Ergänzungen gearbeitet. Abwarten wäre daher zunächst sinnvoll!
|Gesellschaftsspiel für 1-4 Spieler
Spieldauer: 20-30 Minuten
Empfohlen ab 8 Jahren
ASIN: B00379SGZ2|
[www.pegasus.de]http://www.pegasus.de
Gerard Donovoan hat seinen letzten Roman „Winter in Maine“ ohne großes Tamtam in die Bestsellerlisten gebracht und damit eine Randerscheinung der modernen Belletristik erschaffen, deren faszinierende Ausstrahlung und Aussagekraft einen der zeitlosesten literarischen Momente der Jetztzeit formte. Dabei schien gerade im fehlenden Spektakel der vergleichsweise brutalen Story die Würze zu liegen – und auch Donovans Ursprung. Bereits fünf Jahre zuvor hatte er sich eher zufällig an ein Buchprojekt gewagt, aus dem erst mit fortschreitender Seitenzahl die Idee zu einem Roman reifte. „Ein bitterkalter Nachmittag“, so der Titel des Autoren-Debüts, ist im Hinblick auf die spontane Geschichte, die dem Projekt zugrunde liegt, jedoch ein unheimlich schwieriges Stück zeitgenössische Literatur – und auch im Hinblick auf die moralischen Aspekte des Buches eine komplexe Arbeit. Doch in Sachen Intensität mangelt es auch Donovans erstem Werk in der Gesamtbetrachtung nicht!
_Story:_
Winter, irgendwo zu irgendeiner Zeit in Europa: Mitten auf einem großen Feld wird ein junger Mann während des umliegenden Kriegstreibens dazu aufgefordert, ein großes Loch auszuheben. Unter der Aufsicht eines einstigen Lehrers, der unter anderem auch den Bruder des Mannes unterrichtete, muss er zum Ende des Tages schaufeln und seine Arbeit fertigstellen – ansonsten droht eine zunächst nicht näher benannte Konsequenz. Doch der Lehrer und sein sich widersetzender Schützling erleben jenen Nachmittag jenseits des bestehenden Autoritätsverhältnisses; in immer abstrakteren Gesprächen tauschen sie sich über Geschichte, Philosophisches und zuletzt auch über die Situation aus, die sie umgibt. Doch niemand ist bereit, Kompromisse einzugehen und sich die Meinung des jeweils anderen aufdringen zu lassen – bis schließlich eine ungeahnte Eskalation droht …
_Persönlicher Eindruck:_
Was für eine sperrige Geschichte! Und sie könnte für diesen Autor, von dem abseits des hier vorliegenden Buches nur der oben angeführte Titel bekannt ist, kaum typischer sein. Erneut ist die vorrangige Auseinandersetzung mit der Situation und den damit verbundenen Charakteren ausschließlich auf einen sehr geringen Personenkreis beschränkt, was grundsätzlich dafür sprechen müsste, dass die Ausgangslage klar definiert und leicht nachzuvollziehen ist. Irrtum! Denn Donovan offenbart sich wieder als Geheimniskrämer vom Dienst, der alles zulässt, aber eben nicht den unmittelbaren Bezug zu seinen tragenden Säulen, in diesem Fall der Bäcker und der Lehrer.
Dabei beginnt alles sehr offen und transparent: Der Bäcker wird aus noch ungeklärten Gründen zu jener Grube gebeten, die er in den nächsten Stunden ausheben soll. An dieser wartet bereits der Lehrer, der aus ebenfalls nicht näher definierter Ursache die Aufsicht für den Grabschauflungs-Prozess koordinieren soll – und die beiden kommen ins Gespräch. Dabei sind die Positionen eigentlich klar, schlussendlich aber nicht wirklich geklärt. Es besteht zwar eine Autorität dahingehend, dass die Aufgabenverteilung der beiden Persönlichkeiten geklärt ist, aber über dies hinaus besteht „Ein bitterkalter Nachmittag“ bis hin zum ziemlich bizarren Finale lediglich aus versteckten Andeutungen, interessanten Dialogen und einem Schriftbild, welches man aufgrund seiner intelligenten Verknüpfungen und Verquickungen durchaus als atemberaubend bezeichnen kann.
Doch was geschieht? Gute Frage, denn ‚es‘ auf den Punkt zu bringen, ist in der Analyse des Donovan-Debüts nahezu unmöglich. Die Dialoge sind das Vordergründige, und sie sind oft faktisch und auf eine ganz perfide Art und Weise auch emotional inszeniert, aber am Ende auch wieder nüchtern und sturköpfig vorgetragen. Die beiden Charaktere sind entschlossen, sich in irgendeiner Form gegen den jeweils anderen durchzusetzen und ihren Standpunkt zu wahren. Doch die Gründe für die Verbissenheit werden eben nicht näher angeführt, bleiben eine leise, stille Ahnung. Erst im allerletzten Abschnitt scheint sich das Ganze aufzulösen, und dies – man muss leider ‚bedauerlich‘ sagen – auf eine recht radikale Art. Der Bäcker präsentiert sich in einem noch finstereren Licht als in den einzelnen Kapiteln der Hauptstory, während der Lehrer eine Zerbrechlichkeit zur Schau stellt, die man nun absolut nicht voraussehen konnte. Die Quintessenz der Erzählung ist dementsprechend erschreckend hart, was man von diesem Autor ja auch genau so gewohnt ist. Aber irgendwie fehlt gerade in jener Endsequenz die Feinfühligkeit, den Plot auch fließend abzurunden und ihn eben nicht in einem Radikalschlag zu beenden. Das, was sich später in „Winter in Maine“ wie die Vollendung einer wunderbar-brutalen Story darstellte, ist in „Ein bitterkalter Nachmittag“ bei Weitem nicht so stark ausgeprägt und führt schließlich dazu (und auch davon kann man nicht absehen), dass man Donovan eine rapide Entwicklung bei der Konzipierung seiner Geschichten attestieren muss – dies aber im unvermeidbaren Vergleich zu deutlichen Ungunsten von „Ein bitterkalter Nachmittag“.
Andererseits ist der erste Roman des aufsteigenden Schriftstellers definitiv eine lohnenswerte Lektüre, zwar nicht das belletristische Meisterwerk, welches man sich nach der brillanten Vorgabe erträumt hatte, aber dennoch ein Roman, der vieles über uns Menschen sagt – und noch mehr über die Verkörperung und Umsetzung von Einstellungen bis hin zum absoluten Überlebenskampf.
Folge 1: [„Das dritte Auge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3907
Folge 2: [„Der Club der Höllensöhne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3922
Folge 3: [„Das schwarze Amulett“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6690
Folge 4: „Das Erbe der Wächter“
Folge 5: [„Das Killer-Kommando“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6701
Folge 6: [„Das Glastonbury-Rätsel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6709
Folge 7: [„Drei Gräber in Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6711
Folge 8: _“Triaden-Terror“_
_Story:_
Als Don Harris in seiner Wohnung einen geflochtenen Seidenschal entdeckt, scheint ihm die Botschaft unmissverständlich. Die Triaden haben es auf den Psycho-Cop abgesehen, doch Don kann den aktuellen Affront absolut nicht deuten. Sein Kollege Terry Sheridan empfiehlt den Kontakt zu seiner Bekannten Li, die im Stammlokal des ESI-Agenten arbeitet und dort zu einer engen Vertrauten Sheridans gereift ist. Doch schon der erste Besuch bei Li entwickelt sich zum inszenierten Schlachtfeld: Ein Gaunertrupp der asiatischen Mafia zerlegt das Restaurant und richtet die volle Aufmerksamkeit auf Harris. Doch die Spuren verwischen sich, denn im Eifer des Gefechts werden die Zeugen ermordet, und auch Elliot Hackman, der als Anwalt der erschossenen Ganoven auftritt, scheint nicht durchsichtig genug, um den Ursprung des Verbrechens zu analysieren. Erst als weitere Opfer erbracht werden müssen und Li in Gefangenschaft von Dons neuen Häschern gerät, lichtet sich das Dunkel – doch es scheint ganz so, als würde der Blutzoll der Triaden noch nicht ausreichend entlohnt worden zu sein …
_Story:_
Erzähler – Douglas Welbat
Don Harris – Dietmar Wunder
Elektra – Claudia Urbschat-Mingues
Terry Sheridan – Gerrit Schmidt-Foss
Jack O’Donnell – Bernd Rumpf
Elliot Hackman – Oliver Stritzel
Li – Tanja Geke
Stevens – Martin Kessler
Tan Lu – Thomas Petruo
Zhu De – F.G. Beckhaus
Buch: Gerry Streberg & Oliver Döring
Regie: Oliver Döring
Seounddeisgn & Schnitt: ear2brain productions
Produktion: WortArt / AS Hörspiel GmbH
Realisation: Pe Seimon
Illustration: Vladimir Bondar
Artworkgestaltung: Friedemann Weise
Product Management: dp
Musik: Universal Publishing Production Music GmbH
_Persönlicher Eindruck:_
‚Na also, geht doch!‘, werden sich Liebhaber des Psycho-Cops Don Harris dieser Tage sagen. Nachdem die Hörspielproduktion um Dörings zweiten Liebling eine gefühlte Ewigkeit auf Eis lag und der Release-Rhythmus nach einjähriger Pause ziemlich ins Wanken geraten war, legen die Macher der Audio-Fassung im Herbst nun direkt doppelt nach. Ein knapper Monat ist seit der Veröffentlichung des waghalsigen und vor allem actionreichen Sibirien-Trips des Protagonisten vergangen, nun kämpft Harris auch schon wieder an vorderster Front, und zwar gegen einen weiteren Frischling in der Reihe, der mal wieder vollen Einsatz auf Seiten des Psycho-Cops fordert. Und es dauert auch nicht lange, bis sich das Gefühl herausbildet, die Sprecher und Hintergrundakteure hätten eine ganze Menge Schwung mitgenommen, um das Comeback (im kleinen Rahmen) mit richtig viel Elan anzugehen.
Dabei ist die aktuelle Story inhaltlich eher gewöhnlich, vielleicht an manchen Stellen reißerisch, in diesem Sinne aber definitiv nicht spektakulär. Der Kampf gegen die Triaden ist ein bekanntes Motiv für eine Action-Story, und im Falle von „Don Harris“ geschehen eigentlich auch kaum Dinge, die hier vom traditionellen Schema abweichen. Selbst Harris‘ Visionen, die ihn einige Male retten und vor den jeweiligen Anschlägen warnen, sind nur kleine Ergänzungen zu einer temporeichen Erzählung, aber nichts Außergewöhnliches, was den Plot jetzt aus dem bekannten Raster heraustrennen könnte.
Stattdessen liegt es einmal mehr an den Sprechern, aus dem Standard eine Top-Story herauszuschlagen, was diesmal vor allem dem Hauptdarsteller mit einem superben, sehr souveränen Auftritt gelingt. Harris steht in Episode Nr. 8 nicht mehr im Schatten seiner Partnerin Elektra, die in „Triaden-Terror“ lediglich für einen Kurzeinsatz abgerufen wird. Aber auch Terry Sheridan, der erstmals im Zentrum des Geschehens geparkt wird und sich in dieser Ausgangssituation wirklich prächtig verkauft, wird von Gerrit Schmidt-Foss würdig vertreten und seiner Hauptrolle vollends gerecht.
Schade ist lediglich, dass die Geschichte in vielen Passagen zu stark vorhersehbar ist und die überraschenden Momentaufnahmen nicht in dem Maße ausgereizt werden, dass es der Spannung wirklich zuträglich wäre. Auch die Verbindung zu den Höllensöhnen, die hintergründig ebenfalls ihre Finger in der Sache haben, wird nicht ganz befriedigend ausgearbeitet, sondern dient hier nur dem Zusammenhalt des in den ersten sieben Episoden mühsam aufgebauten Gesamtkonstrukts. Aber auch das geht in Ordnung, hätte aber nicht zwingend in die Handlung eingeflochten werden müssen.
Schließlich ist „Triaden-Terror“ ein gutes Hörspiel, ein solider Vertreter einer zumeist überzeugenden Serie, vielleicht nicht herausragend in seiner Ausarbeitung, aber definitiv unterhaltsam und mit einer angenehmen Geschwindigkeit versehen. Man hat Don Harris und sein Team zwar schon spektakulärer in Action gesehen; aber das hohe Tempo, die toll aufgelegten Sprecher und die knallharten inhaltlichen Wendungen entschädigen für all das, was unter der Überschrift ‚Spektakel‘ nicht vollkommen abgerufen wird!
|Audio-CD mit 49 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 0602527369945|
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[www.folgenreich.de/donharris]http://www.folgenreich.de/donharris
Hanni und Nanni haben es nicht leicht: Ständig den Erwartungen ihrer Mitschülerinnen unterworfen nutzen sie ihr Zwillingsleben hin und wieder dazu, den Leuten in ihrer Umgebung einen Streich zu spielen und ihre gravierende äußerliche Ähnlichkeit zu missbrauchen. Als hierbei eines Tages ein Diebstahl im Kaufhaus begangen wird, in dem die beiden Schwestern just zuvor ihren Schabernack getrieben haben, kommt es für Hanni und Nanni knüppeldick: Auf Empfehlung ihrer Schule werden die beiden in das streng geführte Mädcheninternat ‚Lindenhof‘ verwiesen, wo das Zwillingspärchen zunächst absolut keine Akzeptanz findet – aber auch nicht darum kämpfen mag. Erst als ihre neuen Freundinnen wahrnehmen, dass die hitzköpfige Hockey-Dauerbrennerin Hanni und ihre ambitionierte, musikinteressierte Schwester Nanni ein echter Gewinn für das Eliteinternat sind, wendet sich das Blatt. Doch dann erfolgt eine plötzliche Wende; der Diebstahl wurde aufgeklärt und Hannis beste Freundin Oktavia als Täterin entlarvt. Für die Mädchen bedeutet dies eine Rückkehr in ihre alte Schule – doch davon sind die beiden plötzlich gar nicht mehr so begeistert …
_Sprecher:_
Erzähler – Lutz Mackensy
Hanni – Sophia Münster
Nanni – Jana Münster
George Sullivan – Heino Ferch
Jule Sullivan – Anja Kling
Frau Theobald – Hannelore Elsner
Frau Mägerlein – Suzanne von Borsody
Mademoiselle Bertoux – Katharina Thalbach
Rüdigeer Hack – Oliver Pocher
Direktor Werner – Joram Voelklein
Jenny – Zoe Thurau
Erika – Aleen jana Kötter
Suse – Lisa Vicari
Kathrin – Ricarda Zimmerer
Oktavia – Emelie Kundrun
Antonia – Eva Haushofer
Linda Turn – Davina Schmid
Sophia – Franca Bolegno
Winni – Amina Heinemann
Letitia – Maxine Göbel
Silke – Sophia Thomalla
Drehbuch: Adnré Minninger
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie: Heikedine Körting
Musik: Alex Geringas & Joachim Schlüter
_Persönlicher Eindruck:_
Enyd Blytons beliebte Kinderbuchfiguren in einem moderneren Setting: Das schien im Zeitalter der Remakes auf Dauer unvermeidlich. Und dennoch hätte „Hanni & Nanni“ nicht einfach bloß ein zeitgemäßes Märchen mit vielen witzigen Pointen sein dürfen; die Erwartungen waren berechtigt groß, denn immerhin ging es darum, zwei der populärsten Figuren der Mädchenbuch-Literatur in einer Art und Weise in Szene zu setzen, die dem Original gerecht wird, gleichzeitig aber auch in die Jetztzeit passt.
In diesem Sinne muss man den Machern des gleichnamigen Kinostreifens also durchaus zugestehen, einen sehr guten Job gemacht zu haben, auch wenn die sprachliche Performance in manchen Passagen wieder übermäßig reißerisch erscheint. Ganz nach dem Vorbild der wilden Fußball-Kerle greifen in den Dialogen Facetten, die bei Teilen des jugendlichen Publikums sicher gut ankommen werden, die inhaltlich aber nichts weiter sind als erzwungene Phrasen, auf die man zumindest phasenweise gut hätte verzichten können. Allerdings gehört genau diese Entwicklung wohl auch ganz klar in das aktuelle Jahrzehnt, wobei man auch an dieser Stelle wieder bedauern muss, dass mit solchen Stilmitteln versucht wird, einige erzähltechnische Defizite auszugleichen – zumal die Erzählung als solche wirklich lückenlos gut ist.
Sieht man nämlich mal davon ab, dass die Entwicklungen innerhalb des Plots zu großen Teilen vorhersehbar sind und es bei Weitem nicht viele Optionen gibt, in welche Richtung die gegenläufigen Entscheidungen der beiden Schwestern laufen, ist die Inszenierung spannend aufbereitet und in vielen Passagen witzig transferiert. Die Szene, in der Hanni beispielsweise das Internat heimlich verlässt, während Nanni parallel dazu im Waschraum und Musikunterricht zugegen sein soll, hat etwas von besonderer Situatuionskomik und beschreibt wohl auch das, wofür Filme und allgemein Produktionen mit Zwillingsgeschwistern seit jeher stehen. Und genau diese Szene zeigt auch charakteristisch für viele andere Parts im Hörspiel, dass der Transfer der klassischen „Hanni & Nanni“ prima funktioniert hat, dass man sich einerseits nicht anbiedert, andererseits aber wirklich die elementaren Stränge des Originals adaptiert, um eine lose, aber immerzu notwendige Verbindung herzustellen.
Natürlich hat die moderne Fassung – und hier landen wir schließlich wieder im Lichtspielhaus – diverse Tücken, die unabdingbar mit der Erwartungshaltung der angesprochenen Zielgruppe zusammenhängt. Und wieder ist es die Sprache, aber auch Utensilien wie Laptops, Smartphones etc., von denen Enyd Blyton zu Lebzeiten nicht mal hatte ahnen können, dass sie eines Tages die Jugend bestimmen könnten, die natürlich einzelne Zweifel an der Authentizität der Adaption offenlegen. Aber in diesem Sinne sei darauf verwiesen, dass der Anspruch heuer ein anderer ist – und dass die Macher von Film und Hörspiel diesem in nahezu allen Belangen gerecht werden. Im Zweifelsfall ist die audiovisuelle Version zwar vorzuziehen; aber das Hörspiel als Ergänzung für unterwegs ist durchaus eine nette Sache!
|Audio-CD mit 79 Minuten Spieldauer
ISBN-13 0886976870126|
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Bauer Gurke hat eine zündende Idee: Er will sein hohes Sonnenblumenaufkommen nutzen, um einen Vertrieb zu eröffnen und mit dem Öl zu handeln. Allerdings fehlt ihm noch ein Depot, in dem er die Flaschen unterbringen kann. Bob und sein Team nehmen sich der Sache an und bekommen hierbei tatkräftige Unterstützung von der neuen Maschine des Bauers. Doch Lifty, der Gabelstapler, ist noch ein wenig unbeholfen. Und auch Baggi ist verzweifelt, weil Lifty nicht alle Arbeiten so ausführt, wie es eigentlich vorgesehen war …
|“Mixi und die Fledermäuse“|
Bob und seine Mannschaft bekommen den Auftrag, die alte Wassermühle in den Hügeln des Sonnenblumentals zu restaurieren. Doch die Instandsetzung des alten Mühlwerks bringt ein unerwartetes Problem mit sich: In der Mühle hausen Fledermäuse! Bob überlegt, wie er seinen Auftrag ausführen kann, ohne die Tiere zu gefährden, und ruft zwecks dessen den Experten, Herrn Bettermann, zur Hilfe. Vor allem Mixi scheint von dem Gedanken angetan, die Tiere einmal näher zu beobachten und das Projekt harmonisch zu Ende zu bringen – und die kleine Mischerdame wird nicht enttäuscht …
_Sprecher:_
Erzähler – Douglas Welbat
Bob der Baumeister – Fabian Harloff
Wendy – Celine Fontanges
Buddel – Lutz Harder
Baggi – Eberhard Haar
Mixi – Traudel Sperber
Rollo – Bertram Hiese
Heppo – Sven Dahlem
Bauer Gurke – Olaf Kreutzenbeck
Lifty – Simona Pahl
Rumpel – Eric Schäffler
Müller Max – Henry König
Herr Bettermann – Jörg Gillner
Hörspiel: Jens-Peter Morgenstern
Regie: Heikedine Körting
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Musik: Paul K. Joyce
_Persönlicher Eindruck:_
Die insgesamt bereits 33. Doppelfolge um den geschäftigen Bauarbeiter-Meister Bob und seine sprechenden Maschinen, gehört sicherlich zu den nettesten Episoden aus der Hörspiel-Reihe um die Kinder-Kultfigur. Insbesondere die erste der beiden hier enthaltenen Folgen gefällt mit vielen witzigen Ideen, einigen schönen Wendungen und einer leicht verständlichen, aber dennoch spannenden Geschichte. Das Ganze wird auf kompaktem Raum untergebracht, ist aber dennoch nicht auf das Allersimpelste reduziert, sondern lässt schon noch genügend Spielraum, um der Geschichte einige kleine (und sprichwörtliche) Nebenbaustellen aufzubauen, die wiederum genutzt werden, um die einzelnen Figuren passend in Szene zu setzen. Die Sprecher sind derweil mit dem Herz bei der Sache, speziell Douglas Welbat, der einmal mehr den Erzähler-Posten für die Erzählungen von der Baustelle übernimmt. Man spürt, dass der fehlende Anspruch, den einige der hier beteiligten Redner aufgrund langjähriger Erfahrungen sicherlich an eine Hörspiel-Story haben könnten, der Darbietung keinesfalls im Wege steht. Und das ist für eine Reihe wie „Bob der Baumeister“ definitiv elementar.
Daher kann man auch verkraften, dass die Titelstory im zweiten Abschnitt nicht ganz so überzeugend ist, weil ab und an ein paar recht alberne Entwicklungen eingebaut werden und die Faszination für die Fledermäuse ein wenig Überhand nimmt. Die Unterhaltung ist aber dennoch sehr schön und letzten Endes genau das, was man von einer solchen Produktion erwarten darf.
Unterm Strich sind die kleinen Fans der Serie daher auch wieder bestens bedient. „Mixi und die Fledermäuse“ kann man sich als Liebhaber des kleinen Baumeisters sicherlich blind ins Regal holen!
|Audio-CD mit 43 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 3 Jahren
ASIN: B003EADFQE|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de
_|Jack Slaughter|:_
Folge 1: [„Tochter des Lichts“ 5532
Folge 2: [„Tochter des Lichts 2: Professor Dooms Erwachen“ 5552
Folge 3: „Das Tor zur Hölle“
Folge 4: [„Virus in Jacksonville“ 6065
Folge 5: [„Am Ende der Welt“ 6079
Folge 6: [„Im Land der Vampire“ 6082
Folge 7: „Dr. Jekyll und Mrs. Hyde“
Folge 8: „Das Herr der Finsternis“
Folge 9: „Die Wurzel des Bösen“
Folge 10: [„Werwolf im Schafspelz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6386
Folge 11: [„Im Haus des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6508
Folge 12: _“Der dämonische Hellseher“_
_Story_
Ausnahmezustand in Jacksonville: Professor Doom und sein langjähriger Kupferstecher Basil Creeper geraten in einen Clinch ob Dooms zeitweiliger Pause im Kampf gegen Jack Slaughter und Co. Der müde Professor entlässt seinen Schützling und seinen Delfin Flopper und widmet sich einer Selbsthilfegruppe, in der er den betriebsamen John Turner kennenlernt. Ebenfalls mit den Mächten des Bösen im Bündnis kooperiert er in der Folge mit Doom und schürt durch einen Wust an Briefnachrichten den Hass der Bürger, die sich mit einem Mal gegenseitig zerfleischen. Doch Jack ist gewarnt, zunächst durch Grandma Abigail, schließlich aber auch von seinem alten Kumpan Zoran Lovari, der ihm erst vergegenwärtigt, wer und was sich tatsächlich hinter Turner verbirgt. Als Slaughter allerdings die schreckliche Wahrheit realisiert, laufen die Menschen in Jacksonville bereits mordend durch die Straßen …
_Sprecher:_
Erzähler – Till Hagen
Jack Slaughter – Simon Jäger
Dr. Kim Novak – Arianne Borbach
Tony Bishop – David Nathan
Mr. Ming – Fang Yu
Professor Doom – K. Dieter Klebsch
Basil Creeper – Rainer Fritzsche
Flopper – Delphin Mitzi
Frank Stoner – Jan Spitzer
John Turner – Lutz Riedel
Sitzungsleiter – Oliver Siebeck
Grandma Abigail – Gisela Fritsch
Rick Silver – Dennis Schmidt-Foss
Sunset River – Schaukje Könning
Chuck Novak – Tobias Klucker
Bob – Andy Matern
White Silk – Ulrike Stürzbecher
Zoran Lovari – Tilo Schmitz
Idee, Konzeption & Story: Lars Peter Lueg
Dialogbücher: Devon Richter & Nikola Frey
Musik, Arrangements & Instrumente: Andy Matern
Weitere Gitarren:Stefan Ellerhorst
Regie, Produktion & Dramaturgie: Lars Peter Lueg
Aufnahmeleitung: Anno Storbeck
Artwork, Illustration, Grafik: Alexander Lux, torius
Product Management: dp
_Persönlicher Eindruck:_
Das Dutzend ist voll, und eigentlich wäre es mal an der Zeit, ein Resümee zu erarbeiten, einen Rückblick zu entwerfen oder einfach nur mal einen Punkt unter das zu setzen, was Lars Peter Lueg und sein Team in den vergangenen beiden Jahren mit der Tochter des Lichts erreicht haben. Allerdings lässt die aktuellste Produktion aus dem wilden, völlig durchgeknallten Kosmos von „Jack Slaughter“ seinen Fans und Kritikern hierzu überhaupt keine Gelegenheit. Denn statt sich einfach nur mit einer neuen Story zu beschäftigen und die Basics modifiziert auszuspielen, greifen Drehbuch und Regie zu den Mitteln des Supergaus – und schaffen damit die größte Überraschung in der bisherigen Geschichte des Hörspiel-Helden aus dem Folgenreich-Verlag.
Die größte Palastrevolution im eigenen Haus steht schon im dritten Kapitel der neuen Episode „Der dämonische Hellseher“ an: Basil Creeper und Professor Doom werden getrennt, nachdem Creeper sich erstmals gegen sein bisheroiges Idol aufgelehnt und dessen Methodik angezweifelt hat. Creeper fordert mehr Bösartigkeit und weniger Unterwürfigkeit und brüllt gegen das lapidare Getue seines Meisters. Die Folge: Ein handfester Streit, aus dem ausgerechnet der kriechende Taugenichts als Sieger hervorgeht. Wer hätte gedacht, dass die Serie es irgendwann einmal so weit bringen würde.
Aber auch im Rahmen der teuflischen Handlung entstehen weitere ungeahnte Konflikte zwischen Persönlichkeiten, die sich ansonsten unheimlich nahestehen. Ausgelöst vom neuen Schmutzfinken John Turner erhalten alle Bürger von Jacksonville einen Brief, in dem eine gefälschte Aussage einer weiteren Person als Beleidigung aufgeführt wird. Kim Novak soll in den Augen ihres Bruders zu fett sein, der wiederum eilt erbost zu seiner Model-Schwester, weil die seine Kampfkunst als brutales Ballett abgestempelt hat. Und so geht es munter weiter, bis sich selbst die entspanntesten Menschen Jacksonvilles an die Wäsche wollen. Selbst Doom, hier ein zerbrechlicher Spiegel seiner selbst, muss sich seiner eigenen Genialität im Zuge einer anhaltenden Depression beugen, geht plötzlich den Leidensweg und schmeißt sogar seinen Lieblingsdelfin Flopper raus, weil er dessen Anschuldigungen nicht mehr ertragen kann.
Die inhaltlichen Entwicklungen haben schließlich auch eine klare Auswirkung auf den Sprachgebrauch, der weitaus offensiver ist als in den bisherigen Hörspielen. So manches Kraftwort kommt dem einen oder anderen Darsteller über die Lippen, allerdings scheint dies bei der deutlich erhitzten, manchmal fast schon aggressiven Stimmung, die zwischen den Handelnden herrscht, auch durchaus angebracht. Oder anders gesagt: Während die meisten klassischen Jugendhörspiele derzeit versuchen, durch eine sprachliche Neuorientierung ihr Publikum zu wahren (und es dabei eigentlich verprellen), ist die Sache bei „Jack Slaughter“ absolut authentisch und auch passend gewählt.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass der Humor in keiner Folge so pechschwarz und derbe war, dementsprechend aber auch noch nie so stark. Geradeso, als würde man sie herausfordern, poltern die Herrschaften hier munter drauf los, übersteigen Grenzen, vor denen man sich bis dato gescheut hatte. Das macht Lust auf mehr, erscheint wie eine Revolution in dem nicht immer stabilen Setting dieser Produktion und ringt dem Rezensenten schließlich auch eine ganz klare, unumstößliche Meinung ab: „Der dämonische Hellseher“ ist, wenigstens was den Entertainment-Faktor betrifft, die mit Abstand stärkste Folge in der nunmehr zwölfteiligen Serie!
Auf Geheiß der ‚Schwestern der Gnade‘ reist Dorian Hunter nach Wien, um dort endgültig Details über eine mögliche Vernichtung Asmodis aufzuspüren. Direkt unter dem Stephansdom sollen sich der Legende nach einige geheime Katakomben befinden, in denen Asmodi seinerzeit ein bestialisches Pfand hinterlegt hat, und das schließlich der Schlüssel zum Erfolg sein soll. Doch das Opfer, welches sich in den Händen der Reichnitz-Schwestern Elisabeth und Marie befinden soll, scheint nicht das zu sein, was Hunter sich erhofft hat. Der Dämonen-Killer wird unfreiwillig Zeuge eines teuflischen Rituals, welches das Vermächtnis Asmodis einerseits in Frage stellt, andererseits aber auch klarstellt, dass Hunter offenbar wieder zu spät gekommen ist. Ein gewisser Michael Zamis hat längst einen Weg gefunden, Asmodi zu überlisten und sich seine Mächte anzueignen. Doch was heißt dies für die Schwarze Familie und Dorian selbst?
_Sprecher:_
Dorian Hunter – Thomas Schmuckert
Norbert Helnwein – Haso Zorn
Michael Zamis – Douglas Welbat
Asmodi – K. Dieter Klebsch
Schwester Hercy – Luise Lunow
Schwester Mercy – Jessy Rameik
Ferdinand Dunkel – Markus Pfeiffer
Ferdinands Vater – Bernd Rumpf
Creeper – Thomas Nicolai
Steffi – Steffi Kirchberger
Mr. Davenport – Oliver Kalkofe
Regina Vlcek
Aufnahen: Alexander Rieß, Gary Stack
Produktion: Dennnis Ehrhardt, Zaubermond Verlag
Skript: Marco Göllner, Dennis Ehrhardt
Regie und Tonproduktion: Marco Göllner
Musik: MoorlandMusic
Titelmusik: Joachim Witt
Illustrationen: Mark Freier
Layout: Sebastian Hopf
Product Management: dp
_Persönlicher Eindruck:_
Mit der insgesamt bereits zwölften Hörspiel-Episode um den berüchtigten und beliebten Dämonen-Killer Dorian Hunter holen die Macher der Serie zum großen Schlag aus. Zwar gibt die Romanvorlage grob die Richtung vor, doch für Marco Göllner und sein Team schien die Herausforderung außerordentlich groß, die drei Zeitebenen der Handlung gleichmäßig aufzuteilen, die Spannung derweil aufrechtzuerhalten, aber auch die Komplexität auf inhaltlicher Ebene nicht zu überreizen. Herausgekommen ist schließlich – und das definitiv gegen alle Erwartungen – ein relativ entspanntes Kapitel mit vielen kleinen Teilepisoden und einem Sprecherteam, welches besser kaum aufeinander hätte abgestimmt sein können. Unterdessen setzt die Handlung genau dort die Akzente, wo sie am nötigsten gebraucht werden, nämlich in der Strukturierung der einzelnen Erzählstränge, und mausert sich peu a peu zum bis dato größten Ereignis im Rahmen dieser Serie. Sehr gut!
„Das Mädchen in der Pestgrube“ beginnt zunächst derart gelassen, dass man nicht glauben mag, welche rasanten Entwicklungen die Geschichte im späteren Verlauf noch nehmen soll. Helnwein und Hunter philosophieren relativ locker über die Geschehnisse der Vergangenheit und Dorians spezielle Fähigkeiten, lassen sich aber auch im Hinblick auf die drängenden Szenenwechsel nicht aus der Ruhe bringen und halten unbeeindruckt an ihrem sinnbildlichen Plausch fest. Doch dann geht es Schlag auf Schlag: Die Zusammenhänge lichten sich, Asmodis Geschichte wird ebenso erzählt wie das tragische Drama um das junge Hausmädchen Steffi und ihren Geliebten Ferdinand Dunkel, und ehe man sichs versieht, gewinnt die Story mal wieder komplett frische Handlungsebenen, justiert die inhaltliche Ausrichtung mal wieder gänzlich neu, bringt an den entsprechenden Stellen aber dennoch die Querverweise zu all dem, was hinter „Dorian Hunter“ steckt.
Allerdings könnte „Das Mädchen in der Pestgrube“ auch für sich alleine existieren, denn trotz der bestehenden Verlinkungen zu älteren Hörspielen ist der Plot eigenständig, erarbeitet sich eine vorzeigbare Spannungskurve und bietet so viele unterschiedliche Stränge, dass selbst „Dorian Hunter“-Profis gelegentlich damit ringen müssen, die Fassung zu bewahren. Dies gelingt vorwiegend deshalb, weil der gesamte Vortrag sehr harmonisch gestaltet wird und die Sprecher ihre Passagen sehr emotional, aber schließlich dennoch mit der nötigen Ruhe darbieten. Der Plot offeriert genügend Gelegenheiten, in Hektik zu verfallen, doch schon der Ansatz einer solchen Entwicklung wird mit viel Geschick und klugen Breaks im Keim erstickt.
Doch noch einmal zum Inhalt: Wahrlich spektakulär, was aufgefahren wird, und wie es von der „Dorian Hunter“-Mannschaft im Hörspiel interpretiert wird. Die Ereignisse überschlagen sich, aber die Ruhe innerhalb der Erzählung wird stets aufrechterhalten, was stellenweise sogar fast schon gespenstisch souverän wirkt. Lediglich in den Schlussmomenten folgt dann doch noch der Showdown, den man lange Zeit vorausgeschoben und fast schon perfide und fokussiert vorbereitet hat. Und der standesgemäße Cliffhanger kann auch als endgültiger Neuanfang für einen neuen übergeordneten Strang betrachtet werden. Denn alles in allem steuert „Das Mädchen in der Pestgrube“ fast ausschließlich darauf zu, den schon länger angedeuteten Übergang zu meistern und ihn vollständig zu vollziehen. Insofern: Neue Ebenen wurden aufgerissen, alte Elemente beibehalten, zukunftsträchtige Inhalte spannend gemacht: „Dorian Hunter“ nimmt in der aktuellen Episode wieder so richtig Fahrt auf und vermittelt den Eindruck, als wolle man erst jetzt so richtig durchstarten. Weiter so, liebes Team!
|Audio-CD mit ca. 75 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3-8291-2380-8|
[www.folgenreich.de]http://www.folgenreich.de
[www.marcogoellner.de]http://www.marcogoellner.de
[www.universal-music.de]http://www.universal-music.de
_“Dorian Hunter“ bei |Buchwurm.info|:_
[„Im Zeichen des Bösen“ 5432 (Folge 1)
[„Das Henkersschwert“ 5477 (Folge 2)
[„Der Puppenmacher“ 5585 (Folge 3)
[„Der Folterknecht – Die Nacht von Nancy“ 6382 (Folge 10, Teil 1 von 2)
[„Der Folterknecht – Hexenhammer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6384 (Folge 10, Teil 2 von 2)
[„Schwestern der Gnade“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6507 (Folge 11)
Folge 1: [„Eine Unze Radium“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6717
Folge 2: [„Das sicherste Gefängnis der Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6672
Folge 3: [„Mord bei Gaslicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6718
Folge 4: [„Der Mann, der seinen Kopf verlor“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6685
_Story:_
Weldon Henley hat allen Anlass, um sein Leben zu fürchten. Bereits drei Attentate hat der Playboy überlebt, aber dennoch fühlt er sich in seiner Haut nicht sicher. Als die Gasleitungen in seinem Appartment offenkundig manipuliert werden, wendet er sich an Hutchinson Hatch und hofft, dass dieser seinen Freund und Kollegen Augustus van Dusen einschalten würde, um sein Zukunft zu sichern. Die ‚Denkmaschine‘ überlegt nicht lange und untersucht die Gegebenheiten, kann sich zunächst aber auch keinen Reim darauf machen, inwiefern der Täter des Nachts in die Wohnung Henleys gelangen sollte. Dann jedoch ergibt sich eine tragische Spur: Die Nachbarin des vermeintlichen Opfers, eine Zofe, stirbt an einer Gasvergiftung, wohingegen Henley kurz darauf angeschossen wird. Während alle Beteiligten noch stutzen und nach einem Reim für die Ereignisse suchen, hat der Professor und dreifache Doktor bereits die Puzzleteile zusammengefügt …
_Sprecher:_
Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen – Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch – Klaus Herm
Detective-Sergeant Caruso – Reinhard Kolldehoff
Weldon Henley – Wolfgang Condrus
Peter Crippen – Jürgen Thormann
Reginald Cable – Hans-Peter Hallwachs
Percival – Heinz Spitzner
Liftboy / Verkäufer / Telefonist – Heinz Welzel
_Persönlicher Eindruck:_
Die dritte Episode der vier erstmals in CD-Form veröffentlichten Hörspiele um den geschäftigen Professor van Dusen ist sicherlich diejenige mit der komplexesten Falldarstellung. Dabei beginnt die Story eigentlich nicht wirklich anders als die übrigen Titel der just via Folgenreich publizierten Silberlinge, soll heißen der Fall wird von außen an den Professor herangetragen, und dessen Job besteht lediglich darin, aus Erzählungen und Berichten Fakten zu sammeln, die er später für die Aufklärung der Geschichte. Allerdings nimmt das Ganze in den ersten Kapiteln bereits einen alternativen Verlauf und hangelt sich über mehrere Umwege bis zum Professor durch – und hier startet schließlich ein etwas komplexerer Komplex!
Es ist nämlich Hutchinson Hatch, van Dusens bis hierhin noch arg vernachlässigter Kumpan, dem in dieser Episode eine größere Bedeutung zukommt, und der schließlich auch die Verbindung zwischen Henley und dem Hobby-Kriminologen herstellt. Doch die Handlung konstituiert sich nicht immer nach logischen Gesichtspunkten, weil van Dusens Ermittlungsmethoden heuer ein wenig unkonventioneller sind und er sein Publikum nahezu überhaupt nicht an seinen Gedanken teilhaben lässt. Während sich im Vordergrund die Ereignisse überschlagen und in teils hektischen Dialogen aufgearbeitet werden, arbeitet der Protagonist still und heimlich an seiner Kombinationsgabe und spart sich sein Fazit diesmal erstaunlich lange auf, selbst wenn man den üblichen Schlussmonolog erfahrungsgemäß erwarten durfte.
Was bei „Mord bei Gaslicht“ schließlich ein bisschen störend wirkt, ist die Tatsache, dass man zwar mitfiebern, aber eben nicht nachvollziehen kann, wie sich die Ereignisse zutragen und zugetragen haben. Van Dusens Schlussplädoyer deckt zwar die wichtigsten Eckpunkte auf, de facto wäre der Spannungsaufbau aber noch konsequenter ausgearbeitet gewesen, hätte man die Details innerhalb der Story reifen und wachsen lassen. In diesem Punkt mag die Serie noch nicht so recht auf dem Stand der sicherlich vergleichbaren Maritim-Titel um den Helden aus der Baker Street stehen, hat aber zweifelsohne das Potenzial, irgendwann dorthin zu gelangen. „Der Mann, der seinen Kopf verlor“ hat dies eindrucksvoll belegen können.
Am Ende bleibt daher zu hoffen, dass „Van Dusen“ weitergeführt wird und die Macher des Hörspiels bzw. dieser Neuauflage sich dazu hinreißen können, weitere Episoden aus dem reichhaltigen Fundus der einstigen RIAS-Produktion auszugraben. Nicht nur der Unterhaltungswert, auch das kulturelle Erbe wäre verschenkt, würde man es bei diesem kurzen Aufbegehren belassen!
Folge 1: [„Eine Unze Radium“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6717
Folge 2: [„Das sicherste Gefängnis der Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6672
Folge 3: [„Mord bei Gaslicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6718
Folge 4: [„Der Mann, der seinen Kopf verlor“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6685
_Story:_
Gerade erst ein Jahr ist vergangenen, seit die Bedeutung des radioaktiven Elements Radium für die Forschung wieder ein enormes Interesse hervorgerufen hat. Dies ist auch dem renommierten Professot Dexter nicht entgangen, der den Stoff in seinem Laboratorium intensiv untersucht und eine ganze Unze zu wissenschaftlichen Zwecken dort beherbergt. Deswegen staunt er auch nicht schlecht, als eine rätselhafte Französin seine Räumlichkeiten betritt und ihm eine weitere Unze anbietet. Madame du Chateau-Neuf verlangt satte drei Millionen Dollar für ihren Stoff. Doch kaum hat sie das Büro des Professors verlassen, ist dessen eigenes Radium verschwunden. Außer sich vor Verwirrung und einer fehlenden Erklärung wendet er sich an seinen Kollegen und Hobbykriminologen van Dusen, der die Sache Stück für Stück aufarbeitet und auch die undenkbaren Fakten ans Licht bringt – und damit auch weitere Überraschungen …
_Sprecher:_
Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen – Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson hatch – Klaus Herm
Professor Dexter – Otto Sander
Madame du Chateau-Neuf – Lieselotte Rau
Monsieur Bertrand – Klaus Miedel
Detektiv Caruso – Rolf Marnitz
Labordiener – Franz Georg Stegers
Hotelportier – Kurt Pratsch-Kaufmann
Pensionswirt – Herbert Weißbach
_Persönlicher Eindruck:_
Es ergibt eigentlich nicht wirklich Sinn, die neu aufgelegten „Van Dusen“-Hörspiele bereits zu Beginn in falscher Chronologie zu veröffentlichen. Zum einen gibt es schlichtweg zu viele Querverweise auf bereits getätigte Fälle bzw. Produktionen, zum anderen entwickelt sich der Charme des eigenwilligen Wissenschaftlers und Hobbydetektivs erst peu à peu und ist vor allem zu Debützeiten noch nicht ganz so fein ausgeprägt wie in den Geschichten, die kurz darauf folgen sollten.
„Eine Unze Radium“, der ersten Episode der geschichtsträchtigen Kriminalreihe, merkt man jedenfalls an, dass es sich um einen Erstling handelt, selbst wenn die Story und die Akteure wirklich keine elementaren Schwächen offenbaren. Allerdings wirkt das Team um Bauschulte und Herm noch nicht ganz so trefflich aufeinander eingespielt und überlässt ganz offenkundig anderen Darstellern das Feld. So zum Beispiel Klaus Miedel, selber Hörspiel-Veteran, der seinen Part als Monsieur Bertrand wahrlich herausragend interpretiert und vor allem den Akzent prima herüberbringt. Seinem Redefluss zu folgen ist ein zusätzliches Vergnügen, welches der Story eine ungewollt humoristische Note verpasst, sie aber dadurch auch definitiv bereichert. Allerdings sind die Sprecher allgemein sehr gut aufgelegt, wirken halt nur im Zusammenspiel noch nicht so souverän, wie man es später in „Das sicherste Gefängnis der Welt“ bereits erfährt.
Die Story wiederum ist noch relativ stark auf den wissenschaftlichen Background des Professors zugeschnitten und offenbart noch keinen ganz so starken Spannungsaufbau. Leider verrät man bereits in den ersten Minuten zwischen den Zeilen zu viel über die noch folgenden Wendungen im Plot, so dass man elementare Entwicklungen der Erzählung bereits frühzeitig erahnen und voraussagen kann. Manches wirkt durchschaubar, anderes wiederum nicht, doch unterm Strich fehlt in den entsprechenden Passagen noch die Cleverness, etwas mehr Spannung und Prickeln zu kreieren, damit das kriminalistische Feeling nicht zu stark untergraben wird. Ein bisschen mehr von den zugehörigen Aufbauzutaten hätte es also schon sein können!
Ansonsten ist „Eine Unze Radium“ sicher ein guter Einstieg ins Hörspiel-Segment, gelegentlich vielleicht ausbaufähig, was die Intensität bei der Strukturierung des Story-Arrangements betrifft, aber letzten Endes dennoch hörenswert genug, um den Interessenten weiter bei der Stange zu halten – was sich im Übrigen als äußerst lukrative Option herausstellt, denn die Entwicklung selbst innerhalb der ersten vier Hörspiele dieser Serie ist wirklich absolut bemerkenswert! Und gerade deshalb sollte man nicht quereinsteigen, sondern sich langsam an die Welt des außergewöhnlichen Hauptdarstellers herantasten, dessen Regisseur im Übrigen in den anschließend eingespielten Randbemerkungen im Bonus-Abteil der CD anmerkt, dass es an der neuen Hörspiel-Generation liegt, ob die Serie weiter fortgesetzt wird. Hoffen wir, dass es eine rhetorische Frage bleibt!
Schockierende Inhalte zu entblößen, ist die eine Sache, sich der Schockwirkung bewusst zu sein die andere. Läuft es jedoch darauf hinaus, dass der Schockeffekt die einzige nennenswerte Triebfeder ist, die sogar dahingeht, den Inhalt dessen zu vertünchen, was eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, sind Bedenken absolut angebracht.
Damit leiten wir schließlich zu John Katzenbachs aktuellem Thriller „Der Professor“ über, der sich mit einigen gewagten Thematiken auseinandersetzt, sicherlich auch schockiert, letzten Endes aber ganz und gar außer Acht lässt, was eigentlich hinter der Story stecken sollte; nämlich ein knallharter Kriminalroman, der als Psycho-Thriller getarnt, für Aufsehen sorgen sollte. Dies tut „Der Professor“, soweit darf man vorgreifen, schließlich auch. Allerdings auf einem ganz anderen, weniger vorteilhaften Niveau …
_Story:_
Für den alternden Pathologie-Professor Adrian Thomas kommt das Urteil nicht unerwartet, scheint aber vernichtend. Als bei ihm eine besondere Form der Altersdemenz diagnostiziert wird, scheinen die Tage seines Lebens gezählt. Längst ist er nicht mehr bereit, das Dilemma seiner verstorbenen Angehörigen alleine zu tragen, doch nun scheint der letzte Sargnagel für ihn parat zu liegen – und er denkt an Selbstmord. Doch noch auf dem Heimweg wird Thomas Zeuge einer ungewöhnlichen Begebenheit. Ein junges Mädchen wird offenkundig von einem Pärchen in einen Lieferwagen gezerrt und entführt. Was nun?
Der Professor entschließt sich schließlich dazu, seine eigene Krise zurückzustellen und die verbliebene Geisteskraft zu nutzen, um die jugendliche Jennifer wieder aufzustöbern. Allerdings kann er seine Krankheit nur schwer verbergen, so dass Terri Collins, die zuständige Ermittlerin, sich nicht so recht auf eine Kollaboration mit dem Professor einlassen mag. Doch Thomas ist fest davon überzeugt, seinen Job kompromisslos fortzusetzen. Denn er ist es am Ende, der in dieser Sache nichts mehr zu verlieren hat. Nicht einmal mehr sein Leben …
_Persönlicher Eindruck:_
Um es gleich vorwegzunehmen: „Der Professor“ ist ein Buch, das sich durchaus gut liest und einen Fluss bietet, dem man so schnell eigentlich gar nicht entkommen mag. Die Story hat eine angenehme Struktur, die Wechsel sind flüssig, die vielen Szenen schließlich ein Sinnbild für die Vielseitigkeit dessen, was Katzenberg in seinem aktuellen Werk beschreiben mag. Aber, und auch das leuchtet ein, dies alleine reicht keinesfalls, um den hohen Anspruch, den man mittlerweile an den Bestseller-Autoren Katzenberg haben darf, zu befriedigen.
Leider stellt sich nämlich schon relativ schnell heraus, dass es in „Der Professor“ vorrangig darum geht, das menschliche Grauen in einer alternierenden Variante darzustellen und vor allem die Abgründe des kranken Fetischs des 21. Jahrhunderts ins Gedächtnis zu rücken. Katzenberg beschäftigt sich heuer mit einer ganz besonderen Form der pornografischen Darstellung, dem Snuff-Metier, welches oft zur Legende stilisiert wurde, aber gerade aufgrund des rasanten Fortschritts in der digitalen Medienlandschaft präsenter denn je ist. Und gerade ein solches Thema bedarf etwas mehr als einer plumpen, gewaltverherrlichenden und vor allem sehr oberflächlichen Betrachtung. Traurig daher, dass dieser Umstand dem Autor bei der Konzeption dieses Buches entgangen ist.
Inhaltlich will „Der Professor“ dabei offenkundig Grenzen der Vernunft sprengen und auf einer Ebene aufrütteln, die unser gesamtes Zeitalter in Frage stellt. Dass sich weltweit tausende Menschen daran ergötzen, wie in einem Real-Life-Format ein junges Mädchen eingesperrt, gefoltert, misshandelt und schließlich vergewaltigt wird, ist harter Tobak, der alleine inhaltlich schon extrem schockiert. Katzenbachs Problem besteht allerdings nun darin, diese knallharten Fakten auch in eine Story einzubauen, bei der man nicht ständig den Eindruck haben muss, dass sie ohne derart verschreckende Elemente ihren Wert voll und ganz aufgeben würde. Aber hier scheitert der Autor massiv, da es ihm einfach nicht gelingt, die tiefgreifend brutalen Details in einen lebendigen Thriller einzubauen. Immer wieder kristallisiert sich die Alibiwirkung der Ereignisse heraus, sei es nun in Passagen, in denen die Handlung als solche wieder feststeckt, oder aber in den Szenen, in denen sie an Glaubwürdigkeit verliert. Beides ist in fast jedem Kapitel der Fall, was sicherlich auch auf die eher unbefriedigende Inszenierung zurückzuführen ist. Obwohl hier kein krankes Interesse geweckt werden soll, sind die Episoden um Jennifers Befinden im Verlies eher Reißbrett-Geschichten ohne jedwede Langzeitwirkung. Das abschreckende Element soll alleine durch den Fakt betont werden, geht aber in der Performance des Autors vollends verloren. Man hat manchmal sogar das Gefühl, dass viele inhaltliche Entwicklungen quasi selbstverständlich sind und lediglich aufgesogen werden müssen, ohne dass Katzenbach hierbei jedoch berücksichtigt, welche pikante Geschichte er seinem Publikum tatsächlich erzählt. Und das ist nur eine der vielen fragwürdigen Seiten von „Der Professor“.
Derweil ist der Titelheld Adrian Thomas nämlich in seiner Charakterentwicklung immer weniger glaubhaft. Seine Demenz wird eigentlich in der gesamten Story gutgläubig überspielt, da ihn das Adrenalin ständig aufputscht. Hin und wieder wird in einer weiteren Alibi-Funktion davon gesprochen, wie schwierig ihm plötzlich verschiedene Situationen und Aktionen fallen, doch letzten Endes ist auf den nur hintergründig kranken Professor immer Verlass – und das gibt Anlass zu der Tatsache, dass hier mit vielen provokanten Dingen gearbeitet, am Ende aber nur weniges davon brauchbar in die Story integriert wird.
Ein letzter Makel ist der sehr zähe Spannungsaufbau, sofern man überhaupt davon sprechen darf. Im Grunde genommen ist man der Handlung immer einen Schritt voraus, da Katzenbach seinem Publikum die Bälle passend zuspielt und gar keinen Raum für spontane Breaks lässt. Das Gros der inhaltlichen Wendungen ist vorhersehbar und wird lediglich durch die Schockwirkung mancher Szenen ein bisschen aus den Angeln gehoben. Es ist ein bisschen mager, was der Autor im Pool seiner vorzeigbaren Argumente vorzuweisen hat, gerade vor dem Hintergrund der schweren Thematik. Deshalb wird man auch kaum jemandem verdenken können, „Der Professor“ schon frühzeitig aus der Hand zu legen. Sieht man nämlich einmal von der dramatischen Finalszene ab, wird man nichts verpassen, was außerhalb von Effekthascherei und lahmen Charakterzeichnungen noch geschehen wird. Okay, ein paar Klischees womöglich noch, aber dass Katzenbach einen ehemaligen Sexualstraftäter im Stillen zum Helden der zweiten Halbzeit kürt, sagt eigentlich schon genug über das Dilemma dieses Romans aus. Und daher bleibt das Fazit auch konsequent: Dieses Buch muss man sicher nicht gelesen haben!
|Taschenbuch: 560 Seiten
Originaltitel: What Comes Next
ISBN-13: 978-3426198247|
[www.droemer-knaur.de/home]http://www.droemer-knaur.de
Jonathan Franzen hat schlicht und einfach erkannt, dass die Herausforderung, die ein neuer Roman nun mal unwiderruflich darstellt, nicht zwingend das Ergebnis eines akuten Selbstzwangs, möglichst zeitnah und dramaturgisch hochwertig arrangiert, sein muss, sondern in letzter Instanz immer noch das Resultat eines kontinuierlichen Reifeprozesses, für den es vor allem anhaltender Ruhe bedarf. Mit der Veröffentlichung seines endgültigen Durchbruchs „Die Korrekturen“ im Jahr 2001 lastete auf dem seinerzeit noch relativ frischen Shooting.Star der belletristischen Poesie mit einem Mal ein gehöriger Druck, die Kunstfertigkeit seines insgesamt erst dritten Romans möglichst bald auf eine weitere Erzählung zu übertragen. Doch der gedrungene Transfer blieb bis dato aus, selbst wenn Franzen nie vollständig von der Bildfläche verschwunden war. Das autobiografische „Die Unruhezone“ und die Neuinterpretation von Frank Wedekins „Frühlings Erwachen“ sorgten für die stoffliche Wahrung seines Daseins, waren aber trotz ihrer individuellen Klasse keine lukrativen Argumente, dem Autor die Hingabe zu schenken, die sein bis hierhin bestverkaufter Titel erhaschen konnte. Doch Jonathan Franzen wusste um die Macht der Unberechenbarkeit und konzipierte im Hintergrund in langsamen, fast schon elegischen Teilschritten sein neues Meisterstück. „Freiheit“, ganz schlicht und dennoch sehr vielsagend betitelt, ist schließlich die vierte eigene Ausgabe und als solche vielleicht auch das zwischenzeitliche Grand Finale des wortgewandten Amerikaners. Und dies wohlgemerkt auf Basis eines Plots, der nicht viel mehr zu leisten vermag, als das Klischee der typisch amerikanischen Familie aufzugreifen, vielleicht auch neu zu bewerten, es aber dann doch in den entsprechenden Passagen in Stücke zu reißen, um der Story diese herausragenden, markanten Konturen zu verpassen.
_Das Drama des Alltags_
Dass Franzen in seiner Analyse jedoch so typisch untypisch vorgeht, mag gerade den medialen Neuling verschrecken, vorrangig aus der Erwartungshaltung, der Autor sei in seinem Ansinnen, einen packenden Bericht zu verfassen, von einem viel theatralischer inspirierten Drang getrieben. Konträr zu der allgemein gängigen Erwartungshaltung, eine Beschreibung einer Personenkonstellation, die in dieser Form millionenfach am Reißbrett entworfen werden könnte, müsse einen gewissen spektakulären Ansatz verfolgen, um die nötige Begeisterung auszulösen, bewahrt sich der Bestseller-Schreiber die bereits zuvor entdeckte Ruhe bei der Strukturierung seines Buches mit einer zunächst schon beinahe ernüchternden Konsequenz. Die Ausgangssituation, die das Leben der Familie Berglund und ihren Stand und Rang in der momentanen Nachbarschaft beschreibt, könnte eigentlich auch einem Allerweltsreport einer lokalen Tageszeitung entspringen, so austauschbar und bekannt scheinen Personen und Zutaten, mit denen der Plot vorab gefüllt wird. Walter und Patty Berglund bewohnen einen schlichten Bungalow in einer mittelständigen Wohnsiedlung, schlagen sich mit den Problemen ihrer pubertierenden bzw. fast erwachsenen Kinder herum und machen erst einmal den unfassbaren Eindruck, als hätten sie bereits mit der Simplizität ihres Alltags abgeschlossen, sich abgefunden und akzeptiert, dass ein Wendepunkt in ihrem eigentlich recht trostlosen Leben ein Wunschgedanke ist, zu dem sich keiner der Beteiligten je durchringen könnte. Der Ist-Zustand ist bedrückend, ja vielleicht auch verzweifelt, aber er ist die Summe aller Dinge, die eine sehr bewegte Vergangenheit hervorgerufen hat. Und damit findet Franzen schließlich den Einstieg in das faszinierende Monstrum, das er in „Freiheit“ mit aller Bedächtigkeit konstruiert und über einen Strang aus mehr als 700 Seiten zum Leben erweckt hat.
Und diese Vergangenheit, ja auch sie ist typisch amerikanisch, allerdings mit einer Masse an kleinen Details angereichert, die „Freiheit“ erst zu dieser gedankenschweren Geschichte avancieren lassen. In erster Linie stehen natürlich Beziehungen und ihre Auswirkungen auf die vorangeschobene Momentkonstellation im Raume, und alleine diesem Umstand verdankt Franzen den Stoff für mehr als die Hälfte seines Romans. Eine besondere Vorliebe hat er hierbei für seinen vielleicht dramatischsten Charakter entwickelt, dessen selbst-destruktives Wesen das Drama der Schlichtheit und Verzweiflung über viele Episoden auf den Punkt bringt. Patty Berglund als Protagonistin mag zwar nur eine von vielen tragenden Persönlichkeiten in „Freiheit“ sein, aber in ihr vereint sich all der Stoff, auf dem der Autor seine ereignisreichen Applikationen einzunähen gedenkt. Als einstige Sportskanone am College gefeiert verliebte sich die junge Patty in den hübschen Richard Katz, einen egozentrischen Jungmusiker, dessen linksgerichteten politischen Ansichten nur ein Part seiner revolutionären, rebellischen und letzten Endes anzüglichen Ausstrahlung darstellte. Doch Katz kann der Rolle des fokussierten Studenten nur bedingt gerecht werden, da er seine Jugend exzessiv lebt. Drogen, Alkohol, Frauen – in ihm spiegelt sich der Geist des Rock & Roll wieder und er lässt sich in aller Intensität von ihm verführen. Dem gegenüber steht sein Mitbewohner Walter Berglund, ein unscheinbarer Visionär, dessen Stärken weniger in seinem Selbstbewusstsein als viel mehr in seiner Wissbegierigkeit verankert sind. Er als krasses Anti-Objekt zu Katz‘ brutal-reißerischer Jugendlichkeit und der durchgängigen Unkonventionalität, mit der dieser gegen Strukturen und moralische Spielregeln verstößt, scheint lediglich zu funktionieren. Und dennoch ist es er, der langfristig das Rennen macht, dem Patty seine Gunst erweist, und der ihren versteckten Frust, niemals Zugang zu der Welt von Katz‘ Begierden bekommen zu haben, Jahrzehnte austragen muss. Ihre Hochzeit erscheint vor allem aus ihrer Perspektive als das Resultat einer Trotzreaktion, einer heimlichen Gegenrebellion gegen Katz‘ hinterhältig ehrlichen Starrsinn, doch da Patty letzten Endes über eben so wenig Durchsetzungsvermögen verfügt wie der Mann an ihrer Seite, lassen sich beide auf einen Kompromiss ein, der ihnen genau das raubt, was sich in ihrem Leben schon immer als unerreichbares Gut herausgestellt hat: Freiheit!
|Der Konflikt der Generationen|
Es ist daher bemerkenswert, wie beharrlich sowohl Walter als auch Patty an ihrer Liebe festhalten. Erstgenannter hadert zwar erst später, als seine Ehefrau sich zum ungenießbaren Objekt weiblicher Mangelerscheinungen entwickelt und ihre heimliche Leidenschaft für Richard dringlicher denn je in ihrem Unterbewusstsein verarbeitet, doch die Einigkeit über die Tatsache, dass man sich vorschnell zusammengerauft hat, ohne dabei der Liebe eine Chance zu geben, wird auch ihm zum Verhängnis. Es folgen Affären, schmutzige Geschichten, noch nuancierter versteckte Momente der Verzweiflung und schließlich ein mentaler Engpass beiderseits, der Patty in die Depression und Walter immer weiter ins Abseits schleudert. Und als Richard Katz, der immer noch ein stiller Vertrauter der Berglunds geblieben ist und von den Tücken des Musik-Business‘ unbarmherzig verfolgt wird, seine Präsenz wieder auf seine engsten Freunde beschränkt, nimmt erst das seinen Lauf, was sich auf poetische Art und Weise über unzählige nicht näher erfasste Kapitel angedeutet hat, aber schon nicht mehr um Bestätigung gebuhlt hat. Doch mehr als dies scheint zur Halbzeit der Punkt erreicht, an dem Franzen seine Berechenbarkeit ad acta gelegt und final einer literarischen Freizügigkeit geöffnet hat, die im schlichten Rahmen die denkbar effizienteste Stilistik zugeordnet bekommt. Und ihre Faszination dennoch aus ihrer unkomplizierten Simplizität erfährt!
Allerdings ist das moralische Debakel nicht nur jenes, welches sich auf das Berglund-Pärchen beschränkt. Es sind ihre Kinder, die jeweiligen Eltern und all ihre stillgeschwiegenen, aber schlussendlich auf dem Präsentierteller dargelegten Probleme und Konflikte, die sich durch die zahlreichen Nebenstränge ziehen und das faszinierende Segment in Franzens Roman füttern. Wenn Patty, die ihr als Biografin fungiert und letztendlich die Tragödie ihrer Familie auch mit einer gewissen Wertung versieht, über ihre überfrachtete Liebe zu ihrem Sohn Joey referiert und sich schmerzlich von ihm distanziert, als dieser seine Jugendliebe ehelicht, nimmt die Tragik von „Freiheit“ ungeachtete Formen an und geht weit über das hinaus, was man zu Beginn hätte erwarten können. Doch dabei sind es eigentlich diese anders definierten Parallelen, von denen eine ganz spezielle, eigentlich leicht greifbare, aber ebenfalls enorm bemerkenswerte Magie ausgeht. Auch Joey verschwendet ungeachtet seiner eigentlichen Ansichten einen Wust an Energie damit, die Aspekte seiner persönlichen Freiheit von oberflächlichen und außenstehenden Umständen eingrenzen zu lassen, und interpretiert somit die Rolle von Vater und Mutter auch nur in einer zeitgemäßeren Nachahmung.
Fehler wiederholen sich, werden jedoch aus einer völlig anderen Perspektive erforscht, moralisch auch bewertet, aber dennoch nicht durch zu viele rezitative Wiederholungen verschlissen. Franzen entwirft insgesamt eine nicht mehr einzugrenzende Zahl von Sichtweisen auf Verfehlungen und charakterliche Schwächen, die in ihrer Ausprägung ähnlich konstituiert sind, fängt sie dann aber wieder mit einer besonnenen Lässigkeit auf, die man auch als permanente Entschuldigung für die Fehlleistungen des menschlichen Handelns auffassen kann. Denn zu guter Letzt sind Walter Berglund, seine manische Gattin Patty und auch ihre Angehörigen in drei Generationen Menschen, die dem amerikanischen Alltag kaum besser angepasst sein könnten. Und als Beweis dafür, dass auch die schlichteste Familienpräsenz jeden Tag mit einer neuen (wenn auch nicht ganz so weit ausgeholten) Tragik konfrontiert wird, in der sich das Bewusstsein über das, was ist, vor allem aber über das, was nicht ist, spiegelt, könnte dieses Buch kein exemplarischeres Dokument sein. Mehr? Im Grunde genommen nicht. Aber der Charakter von „Freiheit“ besteht insgeheim auch nicht darin, das Einfache in ein Spektakel zu verwandeln. Vielmehr geht es um die Freiheit der Gedanken und ihren Transfer auf das, was die Normalität des gesellschaftlichen Mittelstands ausmacht – und was dies betrifft, hat Jonathan Franzen nicht nur eine beeindruckende Geschichte erzählt, sondern einen Roman entworfen, in dem letzten Endes jeder einzelne genug herausholen kann, um seinen eigenen Charakter reflektiert zu sehen. Und eben diese Einsicht – sie deutet sich im Verlauf des Plots schon einmal häufiger schwach an – beschreibt in der Summe die Magie dessen, was der Autor hier geschaffen hat. Ein Meisterwerk. Mehr noch. Ein Jahrhundertstück, das der Bewerbung für die Persönlichkeit des Jahres im renommierten Time-Magazin an dieser Stelle zum Selbstläufer machen sollte.
Scherereien am Arbeitsplatz? Unqualifiziertes ‚Fachpersonal‘? Vetternwirtschaft? Die Episoden, die sich in den Büros größerer Konzerne unter vorgehaltener Hand abspielen, sind manchmal definitiv traurig und witzig zugleich – und wert, sich einmal intensiver damit zu befassen. Lutz Schumacher hat die Zeichen der Zeit erkannt und seinen Lieblingsschützen Harald Grützner in den Alltag der Büroarbeit eingeflochten – und dabei wahrhaftig Grandioses zustande gebracht!
_Harald Grützner hat_ sich selbst in die Sackgasse manövriert: Führerschein gefährdet, Job riskiert und nun vom Außen- in den Innendienst versetzt. Als der Gebeutelte schließlich zum verabredeten Termin pünktlich um 9 Uhr die Hallen der Münchener Vertretung des Schokoladen-Multis, der Candy Gmbh, betritt, scheint tatsächlich alles schief zu laufen. Hundekot unter den Schuhen, vom Regen durchnässt und an der Rezeption direkt patzig angemacht, weil das Äußere auf einen Penner schließen lässt. Grützner ist erstmal bedient und erträgt mit allerlei Geduld den Hohn und Spott der beiden vorurteilsvollen Damen am Schalter. Als ihm jedoch niemand so recht mitteilen kann, wo sich genau die Büros der Personalabteilung befinden, tritt er die Flucht nach vorne an, nur um immer noch weiter herumgeschubst und verbal angegriffen zu werden. Dank mehrerer glücklicher Fügungen erreicht er mit reichlich Verspätung sein neues Büro – und blickt dort in allerlei verdutzte wie genervte Gesichter. Denn Grützner ist nicht nur der neue Mitarbeiter, sondern löst eine Kollegin auch völlig überraschend in der dortigen Leitungsstelle ab. Das Drama beginnt – und damit auch ein Leben voller Schikanen im absolut nicht prunkvollen Büroalltag …
_Die Geschichte, die_ Lutz Schumacher hier von einem eigentlich qualifizierten, letzten Endes aber völlig überforderten Büro-Neuling erzählt, ist natürlich die pure Satire, als solche absolut überzogen dargestellt, mit Klischees überfrachtet und von Charakteren umgeben, bei denen der Autor die Grenzen bewusst ausreizt. Doch der Humor ist genial, die vielen Rollen, die Schumacher dem Personal des Süßwarenherstellers zuordnet, sogar wirklich fantastisch ausgearbeitet. Alleine in Grützners eigenem Büro trifft man auf eine Handvoll klassischer Stereotype und Unsympathen, die in der vorliegenden Konstellation für eine spannende und unglaubliche unterhaltenswerte Interaktion sorgen. Da wäre zum einen Dorothea, zunächst Leiterin, dann unfreiwillig abgelöst und entsprechend frustriert. Während sie noch die offensichtlichste Partnerin für jedwede Konfrontation ist, winkt aus der hinteren Ecke Peter Schwarz, auch schwarzer Peter genannt. Der Ex-Student, der es nie zu etwas gebracht hat, bringt es in wirklich jeder Situation auf einen unqualifizierten Kommentar und stellt vor allem die Geduld seines neuen Chefs immer wieder gewaltig auf die Probe – zumal er auch spricht, wenn er nicht sprechen soll!
Aber auch ruhigere Figuren begleiten Harald durch seinen neuen Alltag. Kirsten beispielsweise ist eine jener Damen, deren Durchsetzungskraft gen Null tendiert. Jeden Morgen verfehlt sie bei ihrem Stammbäcker die geliebten Käsebrötchen und muss sich mit den Resten zufriedengeben, die ihr absolut nicht zusagen. Nichtsdestotrotz investiert sie jeden Tag 3,50 für ihr Frühstück, weil ein Affront gegen die Verkäuferin mit ihrem schmalen Selbstvertrauen nicht zu vereinbaren wäre. Oder Gaby, die vollbusige Blondine, die ihren Job einzig und alleine deswegen noch innehat, weil ihre körperlichen Reize in der Führungsetage von Zeit zu Zeit genau auf den richtigen Geschmack trafen. Und schließlich Frank, ein Eigenbrödler, der selbst zu den feierlichsten Anlässen noch einen karierten 80er-Pulli trägt und eigentlich nur den ganzen Tag aus dem Fenster starrt – und dafür auch noch befördert wird!
Sind die Personalien rein inhaltlich schon ein echter Brüller, steigert sich Schumacher fortwährend in der Situationskomik, gerade dann, wenn besagter schwarzer Peter mal wieder eines seiner spitzfindigen Statements abgibt und damit die Absurdität mancher Szene noch einmal richtig hervorhebt. Angefangen bei den skurrilen Erlebnissen auf der betriebseigenen Weihnachtsfeier über die skandalösen Vertragsverhandlungen mit dem Vertrieb, bis hin zu jenem Konflikt den Grützner mit Andy, einem Abgesandten der IT-Abteilung, auszutragen gezwungen ist, bietet „Ich kann so nicht arbeiten“ unzählige Episoden, die hier und dort sicherlich auch einen realen Background haben, aufgrund ihrer authentischen Darstellung aber vor allem das Potenzial haben, die Lachmuskeln mal gehörig durcheinanderzubringen. „Willkommen im Irrenhaus“, mag man daher auch auf nahezu jeder Seite denken – doch genau dieser irre Charakter ist es, der dieses Buch zur absoluten Pflichtlektüre im derzeitigen Satire-Sektor macht. Besser auf den Punkt gebracht bzw. mit Klischees angereichert als dieses kurzweilige Werk hat die Tücken der Büroarbeit bislang jedenfalls niemand! Und deswegen muss man sich auch nicht schämen, wenn man hier phasenweise wirklich Tränen lachen muss …
Dass Claudia Effenberg bereits ihre eigene Biografie schreibt, mag für all diejenigen, die sich zumindest ein wenig mit dem einstigen Model und der Frau des berühmten Fußballers beschäftigt haben, recht befremdlich anmuten – denn an sich betrachtet hat diese Dame in ihrer medialen Laufbahn noch nicht derart viel (respektvolle) Beachtung bekommen, als dass hierfür die Berechtigung, geschweige denn ein Markt bestehen könnte. Die einstige Gattin von Ex-Bayern-Star Thomas Strunz hat ihr erstes Buch allerdings auch aus einer ganz eigenen Motivation geschrieben. Der Antrieb bestand darin, Mut zu machen, den Kampfgeist zu wecken und aufzurütteln, dass man mit ganz normalen Mitteln, aber eben mit dem nötigen Ehrgeiz, mehr erreichen kann, als man sich vorab je zugetraut hätte. Doch ist „Eigentlich bin ich ja ganz nett“ daher gleich das Buch einer ambitionierten Feministin? Oder sind es letzten Endes doch nur wiedergekäute Erfahrungswerte einer Karrierefrau, die das Glück hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein?
Die 160 Seiten, die Claudia Effenberg damit verbringt, ihren Erfahrungsschatz auszubreiten und persönliche Episoden aus ihrem Leben zu erzählen, lassen eher auf Letztgenanntes schließen. Die Autorin berichtet in erster Linie aus einer Art Rechtfertigungshaltung, die ihr stellenweise zweifelhaftes Bild aus den Medien zurechtzurücken bemüht und in der Gesamtdarstellung sehr plakativ wirkt. Effenberg schildert ihre Rolle als Mutter und Kämpfernatur, beschreibt die Probleme ihrer Ehe, ihre dauerhafte Medienpräsenz und letzten Endes auch den Weg, der sie in diese Position gebracht hat. Eine Menge Pathos ist im Spiel, wenn Effenberg auf relativ lockere Weise ihr Verhältnis zum Elternhaus und ihrer Schwester analysiert und immer wieder darauf zurückkommt, wie viel Herzblut sie in ihre Laufbahn investiert hat. Das alles ist bis zu einem gewissen Punkt auch recht unterhaltsam, führt allerdings schnell dazu, dass man sich durch die ständigen Wiederholungen auch gewissermaßen genervt fühlt. Bereits nach dem ersten Streckenabschnitt durchschaut man schließlich, dass die Motivation hinter dem Buchprojekt nicht lautete, eine fundierte Biografie zu schreiben, sondern einfach nur ein Buch auf den Markt zu bringen, dessen Triebfeder der klangvolle Name sein sollte. Es ist letzten Endes bei Weitem zu wenig Content, der den Leser bei der Stange halten könnte, und – eigentlich am schlimmsten – fast gar nichts, was man aus dem Geschriebenen mitnehmen und für sich herausziehen könnte, da es schwerfällt, Claudia Effenberg als Identifikationsfigur und Vorbild anzunehmen und ihre oberflächlichen Weisheiten produktiv zu verinnerlichen.
Schlussendlich ist „Eigentlich bin ich ja ganz nett“ daher auch in erster Linie ein Titel für die Klatschpresse, ein Statement aus erster Hand, jedoch zu einigen Themengebieten, die im Revolverblatt besser aufgehoben sind als in jedem erdenklichen Buchtitel. Es ist sicher in Ordnung, dass Claudia Effenberg ihr enormes Mitteilungs- und Geltungsbedürfnis in einem solchen Werk zum Ausdruck bringt. Aber die alles entscheidende Frage bleibt trotzdem bestehen: Wer soll das lesen?
Folge 1: [„Das dritte Auge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3907
Folge 2: [„Der Club der Höllensöhne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3922
Folge 3: [„Das schwarze Amulett“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6690
Folge 4: „Das Erbe der Wächter“
Folge 5: [„Das Killer-Kommando“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6701
Folge 6: [„Das Glastonbury-Rätsel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6709
Folge 7: [„Drei Gräber in Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6711
Folge 8: „Triaden-Terror“ (erscheint am 10.12.2010)
_Story:_
Alan Bancroft gehört zu den wichtigsten Personen im medialen Nachrichtendienst und ist auch für den MI6 und die ESI tätig. Als er auf einer weiteren Erkundungstour in der sibirischen Steppe die Spuren von Grigori Rasputin verfolgt, verliert sich jedoch plötzlich seine Spur. Harris wird vom ESI auf den Fall angesetzt und reist auf einigen Umwegen nach Russland, um die Ereignisse aufzuklären. Gemeinsam mit seiner russischen Kollegin Larissa Chamova untersucht er Bancrofts letzten Standort und stößt schließlich auf die Hinterlassenschaften einer wohlbekannten Organisation: Die Höllensöhne! Harris‘ und Chamovas Weg führt schließlich in ein Kloster, in dem sie einen unglaublichen Fund machen – und Leute aufspüren, die bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet wurden, aber trotz allem Leben …
_Sprecher:_
Erzähler – Douglas Welbat
Don Harris – Dietmar Wunder
Elektra – Claudia Urbschat-Mingues
Jack O’Donnell – Bernd Rumpf
Michael Dorian – Torsten Michaelis
Larissa Chamova – Marion von Stengel
Andreij Lukow – Engelbert von Nordhausen
Kolja – Viktor Neumann
Stevens – Martin Kessler
Lewis – Rainer Fritzsche
Serkow – Jan Spitzer
Deven Parker – Tobias Kluckert
Buch: Gerry Streberg und Oliver Döring
Regie: Oliver Döring
Sounddesign & Schnitt:ear2brain productions
Produktion: WortArt / AS Hörspiel GmbH
Realisation: Pe Simon
Illustration: Vladimir Bondar
Artworkgestaltung: Friedemann Weise
Product Management: dp
_Persönlicher Eindruck:_
Für die verschworene „Don Harris“-Gemeinschaft bedeutet das Release der siebten Hörspiel-Episode gleichzeitig auch eine enorme Erleichterung. Denn immerhin hat man länger als ein Jahr warten müssen, bis die Reihe um den Psycho-Cop fortgeführt werden konnte, wohingegen Dörings zweites, sicher auch erfolgreicheres Steckenpferd „John Sinclair“ nicht nur aufgrund seines Jubiläums noch einmal richtig Gas gegeben hat. Rückblickend darf man diese Wartezeit jedoch auch gewissermaßen positiv verbuchen. Mit „Drei Gräber in Sibirien“ folgt nämlich eines der bislang meist überzeugendsten Hörspiele im Kampf gegen die Höllensöhne – und wie schon in der letzten Geschichte ein Plot, der mit hohem Tempo und interessanter Story voll und ganz für sich alleine stehen kann.
Dennoch überrascht es zunächst mal, dass Oliver Döring sein Publikum wieder zu den Höllensöhnen zurückführt, nachdem er in „Das Glastonbury-Rätsel“ mit dem ‚Schwert Zions‘ eine weitere Organisation aus der Taufe gehoben hat, deren Kompromisslosigkeit bzw. deren noch rätselhafteres Auftreten definitiv Stoff für weitere Kapitel ermöglicht hätte. Der Überraschungseffekt ist vergleichbar groß, zumal der Regisseur sich einmal mehr das Recht heraus nimmt, etwas weiter auszuholen und noch einmal einen völlig eigenständigen Plot herauszukramen, bei dem bekannte Elemente aus den vorherigen Geschichten mit einer brandneuen, wiederum sehr erfrischenden Story vermischt werden. Die Reise nach Russland basiert auf dem Rasputin-Mythos wird mit Zutaten einer klassischen Harris-Agentenstory gekoppelt, windet sich dann wieder in einige Action-Sequenzen, die sich jedoch nicht mit dem eigentlichen Inhalt überwerfen. Das rasche Tempo und der tatsächliche Fortschritt der Handlung halten sich die Waage und reisen Schritt für Schritt voraus, während Döring dem Ganzen mit einigen überzeugenden Wendungen und einem wahrhaftig glaubwürdigen Background die entsprechende Würze verpasst. Selbst das Finale, in manchen „Don Harris“-Hörspielen eher einer der Kritikpunkte, wird souverän gemeistert, lässt sich aber für die weiterführenden Folgen noch einige kleine Hintertürchen offen, Charaktere und Schauplätze ein zweites Mal zu verwenden.
Insofern ist „Don Harris“ nach der längeren – im Hinblick auf die ursprünglich vorliegende Romanserie eher zufälligen Pause genau das gelungen, was man schon schwerpunktmäßig angestrebt, aber nicht immer im uneingeschränkt gefälligen Maße hat meistern können: Nämlich einen Cliffhanger zu schaffen, der unheimlich viel Spielraum lässt, andererseits aber auch Klarheit schafft, um die hiesige Episode ‚Rund‘ zu bekommen. Das macht „Drei Gräber in Sibirien“ nicht nur zu einer wertvollen Folge im Kontext der ganzen Serie, sondern auch zu einem starken Single-Hörspiel. Denn, und das sei auch erwähnt: Wer erst einmal in die Fälle des Psycho-Cops hineinschnuppern möchte, bekommt mit der aktuellsten Ausgabe ein sehr interessantes Einzelstück vorgesetzt, das den Kern der Serie zusammenfasst, aber auch keine weiteren Voraussetzungen anfordert. So oder so also: Absolut lohnenswert und womöglich das Highlight im bisherigen Zyklus!
|Audio-CD mit 59 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-8291-2372-3|
[www.universal-music.de]http://www.universal-music.de
[www.folgenreich.de/donharris]http://www.folgenreich.de/donharris
Wäre mein Name Saul Hudson, würde ich jetzt einen Zylinder tragen. ich wäre ein hemmungsloser Rockstar, lebte in der ‚Paradise City‘ und wüsste nicht, wie ich meinen vernichtenden Hunger jemals stillen sollte. Vielleicht mit ein bisschen Koks? Oder am Ende doch mit einer gesunden Portion Rock ’n Roll? Womöglich darf es ja am Ende auch eine verbale Auseinandersetzung mit einem exentrischen Gegenspieler sein? Axl Rose eventuell?
Nun, der Lebenswandel des Herrn, der im Business eher unter dem Pseudonym Slash bekannt ist, hat viele exzessive Seiten. Der einstige Skateboard-Rabauke, der mehr oder weniger zufällig an die Gitarre geriet und hier auch anfangs kaum Talent zeigte, hat nicht nur in jungen Jahren, jede Line und jeden Whiskey mitgenommen, der ihm in die Hände fiel. Dem Alkohol verfallen, von den Drogen teilweise zerfressen, vom plötzlichen Reichtum übermannt und schließlich immer wieder vom Business und der Musik gerettet: Der Lebenslauf des Schlangenliebhabers liest sich wie die klischeehafte Abwandlung der Spinal-Tap-Story, ergänzt durch die symbolische Adaption der Eskapaden von Bands wie Led Zeppelin und Aerosmith und scheint in seiner Ausprägung noch maßloser übertrieben als Mötley Crües Schmierenschrift „The Dirt“. Doch man muss nicht weit vordringen, um in der nun veröffentlichten Biografie nachzuvollziehen, dass jedes Erlebnis, das hier in seiner teilweise beängstigenden Breite aufgegriffen wird, auch tatsächlich ein Teil des Lebens von Mr. Hudson ist – und genau dies macht dieses Buch von der ersten Seite an zu einem bemerkenswerten Schriftstück.
Dabei mag es in vielen Passagen des relativ dicken Schmökers unrealistisch erscheinen, dass der Namensgeber sich gerade an die kleineren Fehlgriffe noch bis ins kleinste Detail erinnert, schließlich hat der Kerl seinem Körper so viele bewusstseinserweiternde Mittelchen zugefügt, dass man meinen müsste, dass ganze Episoden aus seiner Jugend und den ersten Jahren bei Guns ’n Roses völlig aus seiner Erinnerung verschwunden sein müssten. Doch Slash nimmt den Faden in der Kindheit auf, spinnt ihn über eine schwierige Jugend, ergänzt die herben Rückschläge mit seinen ersten Bands, kommt schließlich mit ähnlich wuchtigem Tempo zum Durchbruch wie seine einstige Combo und verwandelt seine Autobiografie dann zwischenzeitlich in einen unvermeidlichen Abriss der Guns-’n-Roses-Story – allerdings aus einer sehr objektiven, nur selten kritischen Perspektive. Zwar räumt der Mann mit dem legendären Hut ständig Fehler wie der verschwenderische Umgang mit den enormen finanziellen Mitteln ein, begibt sich aber nicht in die Schlammschlacht, die man sicher zu befürchten gehabt hätte, würde sein Evil Twin Axl die Dinge aus seiner Sicht beschreiben. Stattdessen bleibt Slash seinem Naturell treu, gibt sich als der coole, lässige Typ von nebenan und macht nicht mal den Ansatz von nachtragenden Statements oder Negativ-Statements über die schleichende Auflösung seiner Truppe. Zumindest tritt er nicht nach, auch wenn ihm die Art und Weise – das liest man zwischen den Zeilen – absolut missfällt!
Letzten Endes ist es aber nicht in erster Linie das Leben mit jener Band, welches den Löwenanteil dieses Werkes ausmacht. Natürlich stehen die Ereignisse im Bandkontext über vielen elementaren Inhalten, doch in letzter Instanz ist es der Mensch und Musiker, der sich hier mit einer bemerkenswerten Selbstdarstellung Tribut zollt, und nicht sein Umfeld und all die Störenfriede, von denen dieses Buch erzählt. Und hier steht zwischen den Linien die ganze Spanne von Verzweiflung bis Euphorie, von selbstironischer Selbstzerstörung bis hin zum blindwütigen Eskapadismus und von Leidenschaft bis hin zur Totalaufgabe. Es sind so viele Episoden, die Erwähnung verdienen, vor allem aber die steten Unbekannten, über die man sich hier am meisten freut. Slash versteht sich nämlich blendend darauf, die Szenen herauszufischen, die jenseits von Ruhm und Ehre stehen, jene Seiten, die das humane Wesen hinter dem Rockstar analysieren, dabei aber nicht werten, sondern schlichtweg zu unterhalten wissen. Unterhaltung ist letztendlich auch das, was sich die Schöpfer dieser fantastischen Biografie auf die Fahne geschrieben haben. Lockeres Geschreibsel und reichlich Spontaneität bei der Auswahl der Kapitel stehen dem voraus und werden schlussendlich von einem Themenkreis ergänzt, der prinzipiell jede derbe Rockstar-Biografie in den Schatten stellt – einfach weil die Klischees hier glaubhaft an den Mann gebracht werden. Und auch wenn man am Ende nicht über jede Line und jeden Tupfer Crack informiert werden möchte: Es hat doch immer wieder was, wenn Slash in den Tiefen seiner Persönlichkeitsentwicklung gräbt und beschreibt, wie er sein Leben an den Grenzen jeglicher exzessiven Toleranz wieder in den Griff bekommen hat. Und dass zum Schluss hin eigentlich niemand weiter nach Guns ’n Roses bzw. dem Split fragt, ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der Autor hier einen mehr als gesunden Mittelweg eingeschlagen hat – und eine Richtung, die man als Leser nicht nur begrüßen darf, sondern deren zahlreiche Anteile man mit einer unglaublichen Wolllust verschlingen wird!
Folge 1: [„Das dritte Auge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3907
Folge 2: [„Der Club der Höllensöhne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3922
Folge 3: [„Das schwarze Amulett“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6690
Folge 4: „Das Erbe der Wächter“
Folge 5: [„Das Killer-Kommando“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6701
Folge 6: [„Das Glastonbury-Rätsel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6709
Folge 7: [„Drei Gräber in Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6711
Folge 8: „Triaden-Terror“ (erscheint am 10.12.2010)
_Story:_
Die Luft für Elektra und Harris wird im Zuge der jüngsten Intrigen immer dünner; vor allem Elektra wird zur Zielscheibe der Höllensöhne, die ein Killer-Kommando ausgesandt haben, um die offenkundig unsterbliche Partnerin des Psycho-Cops endgültig unschädlich zu machen. Doch Harris ahnt das bevorstehende Attentat bereits im Vorfeld und überrumpelt den ausgesandten Killer. Doch die Höllensöhne, die durch den Fund des Amuletts mehr denn je um ihre Existenz fürchten, setzen nach und schicken ihre Häscher nach Glastonbury, wo Harris mit dem Vollzug der Bestattung seines Vaters zu sein scheint. Glastonbury scheint sicher – doch die Höllensöhne fühlen sich bereits jetzt gezwungen, alles auf eine Karte zu setzen, und lasse nichts unversucht …
_Sprecher:_
Erzähler – Douglas Welbat
Don Harris – Dietmar Wunder
Elektra – Claudia Urbschat-Mingues
Jack O’Donnell – Bernd Rumpf
Terry Sheridan – Gerrit Schmidt-Foß
Pablo – Björn Schalla
Terence Kyle – F.-G. Beckhaus
Ethan Sloane – Jörg Döring
Frank – Matthias Haase
George – Bernd Vollbrecht
Marty – Nicolas Böll
Buch und Regie:: Oliver Döring
Produktion: Alex Stelkens
Realisation: Pe Simons
Illustration: Vladimir Bondar
Grafik: Friedemann Weise
Product Management: dp
_Persönlicher Eindruck:_
Tempo, Spannung, leider aber auch ein rasanter Anstieg der handlungseigenen Brutalität – die fünfte Episode der „Don Harris“-Hörspielserie entlarvt typische Elemente nebst einer erschreckenden Wendung, was den inhaltlichen Härtegrad betrifft. Zwar ist man gewohnt, dass die Akteure auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod wandern, doch die Erpressungsmethoden bzw. deren auditive Umsetzung haben in manchen Szenen nicht meehr wirklich jugendfreies Niveau. Die Szene, in der Harris beispielsweise seinem Jäger Ethan Sloane die Informationen mit den Fäusten herausprügelt, ist definitiv grenzwertig und nähert sich dem Niveau von Reihen wie „Caine“ an – wobei dies nun nichts Qualitatives aussagt, aber eben den Umstand beschreibt, dass diesbezüglich eine spürbare Entwicklung zu verzeichnen ist.
Inhaltlich hingegen setzt der Plot genau dort an, wo „Das Erbe der Wächter“ nach einem kurzen Einschnitt endete. Die Story wird konsequent ausgedehnt, in diesem Falle aber nicht weiter vertieft. Stattdessen konzentriert sich die fünfte Episode vorläufig darauf, einzig und alleine die Jagd der Höllensöhne aufzuarbeiten und die Erzählgeschwindigkeit auch vorwiegend darauf auszurichten. Gleich mehrmals kommt es zu einigen actiongeladenen Begegnungen, und während Harris und Elektra in erster Linie darauf bedacht sind, die Flucht nach vorne anzutreten, entwickeln sich im Club des bösartigen Ordens neue Pläne zur endgültigen Vernichtung der neuen Besitzer des Amuletts.
Insgesamt ist die Story diesmal allerdings arg vorhersehbar, was sich auch auf den Spannungsaufbau auswirkt. Zwar wechseln die Standorte und Szenen mit erhöhter Taktung, aber in vielen Sequenzen kündigt sich bereits an, in welche Richtung die Handlung pendeln wird, was vor allem in der ersten Hälfte von „Das Killer-Kommando“ zu einer minimalen Reduktion des Unterhaltungswerts führt. Gott sei Dank gelingt es Döring wenigstens, das Tempo auf einem konstanten Level zu halten und somit über Umwege auch für die kleinen Durststrecken zu entschädigen. Doch insgeheim wünscht man sich an dieser Stelle wieder etwas mehr Mystik als Ausgleich zum bisweilen hektischen Vorgehen in dieser fünften Episode.
Meckern will man letzten Endes aber nicht, weil „Don Harris“ auch mit „Das Killer-Kommando“ einen gewissen Standard hält und als Interludium zwischen zwei besseren Folgen ebenfalls funktioniert. Jede Serie hat eben auch mal einen Moment, der nicht ganz so herausragend ist wie das Gros der anderen Episoden. Und diesen Punkt hat „Don Harris“ an dieser Stelle erreicht – ohne dass deswegen die Empfehlung ausbliebe!.
|Audio-CD mit 55 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-8291-2257-3|
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