Alle Beiträge von Björn Backes

Shelley, Mary / Gruppe, Marc – Frankenstein. Teil 1 von 2 (Gruselkabinett 12)

_Story_

Ingolstadt 1811: Der junge Victor Frankenstein, aufgewachsen in der Schweiz mit seiner geliebten Stiefschwester Elizabeth und dem kleinen Bruder William, begibt sich als Student an die Geheimnisse der menschlichen Existenz. In der Energie sieht er den Ursprung der menschlichen Schöpfung, allerdings sind seine Möglichkeiten in der Heimat begrenzt, um sich diesem Thema umfassender zu widmen. Deshalb reist er für unbestimmte Zeit in die Universitätsstadt und forscht abseits der Aufsicht der Professoren weiter in seinem Fachgebiet.

Schließlich gelingt es ihm tatsächlich, Fortschritte zu erzielen, und er scheint dem Geheimnis der Schöpfung dicht auf der Spur. Als er seinem Mentor diese Resultate präsentiert und mitten in einer düsteren Novembernacht tatsächlich ein grässliches Geschöpf von den Toten zum Leben erweckt, stößt er auf Bewunderung und Verachtung zugleich. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Frankenstein allerdings noch nicht, welche verheerenden Folgen die Wiederbelebung dieser Kreatur für sein weiteres Leben haben wird.

_Meine Meinung_

Mit Mary W. Shelleys „Frankenstein“ wagen sich |Titania Medien| in ihrer „Gruselkabinett“-Reihe erneut an einen Zweiteiler heran und gleichzeitig an eine der wohl berühmtesten Geschichten der Grusel- und Horror-Historie. Das Leben des vom Forscherdrang getriebenen, gutherzigen Frankenstein ist zwar schon dutzende Male (vermehrt auch als Hörspiel) publiziert worden, eröffnet einem aber immer wieder neue Facetten, so auch in Kapitel 12 dieser Klassikerreihe.

Die Erzählung wird dabei aus der Sicht von Autorin Mary Shelley höchstpersönlich dargeboten, der zu Beginn auch eine kurze Sprecherrolle zukommt, in der ihre zweite Stimme Monica Bielenstein erörtert, unter welchen Umständen die Legende seinerzeit entstanden ist. Und zu erfahren, dass Miss Shelley das Drama damals eher zufällig geschrieben hat, versetzt einen dann auch in reges Staunen, gerade wenn man bedenkt, wie tief die Autorin bereits damals in die (un)menschliche Psyche eingedrungen ist.

Andererseits ist das Thema, welches der Geschichte zugrunde liegt, derzeit aktueller denn je. Manipulation von Erbmaterial, moralische Verstöße gegen die Unantastbarkeit der menschlichen Existenz und weitestgehend schwer vertretbare Experimente an den Genen Verstorbener – was Victor Frankenstein in der fiktiven Erzählung damals versuchte, war nicht nur arg fortschrittlich, sondern bezogen auf den Inhalt von Shelleys Werkauch von zeitlosem Ausmaß. Oder will etwa jemand bezweifeln, dass Frankensteins Ideen in der heutigen Wissenschaft relevant sind?

Aber ich möchte in diesem Fall nicht mehr auf den Inhalt als solchen eingehen, sondern ausschließlich die Umsetzung erörtern, denn bei der großen Auswahl an „Frankenstein“-Literatur gilt es auf jeden Fall zwischen ‚hochwertig‘ und ’nicht empfehlenswert‘ zu selektieren, wobei – das konnte man fast schon erwarten – die |Titania|-Version ganz klar zur ersten Kategorie gehört. Mal ganz abgesehen davon, dass die Sprecherrollen mal wieder top besetzt sind (Peter Flechner als emotional agierender Frankenstein ist eine Wucht), ist auch der Aufbau des Hörspiels interessant.

Zunächst einmal wird die Entstehungsgeschichte analysiert und dezent humorvoll wiedergegegeben, anschließend trifft man dann den zerrütteten Frankenstein, wie er irgendwo auf einem See von einer Schiffsmannschaft von einer Eisscholle gerettet wird und dem Kapitän anschließend von den Gräueln seiner jüngsten Vergangenheit erzählt. Victor, zu diesem Zeitpunkt schon beinahe 30 Jahre alt, hat bereits mit seinem Leben abgeschlossen, fühlt sich ausgelaugt und mental angeschlagen und macht dabei einen äußerst depressiven Eindruck. Doch die Reflektion seiner persönlichen Lebensgeschichte heilt einige Wunden und hat zumindest für kurze Zeit den Effekt einer Therapie, bis sich der Mann dann wieder der schrecklichen Realität besinnt, die zu diesem Zeitpunkt für den Hörer noch verschollen ist – sofern er die Story nicht schon kennt.

Das Regieteam Stephan Bosenius und Marc Gruppe hat das Ganze wirklich sehr geschickt eingefädelt, indem es von Anfang an wegen der ernüchternden Grundstimmung für Spannung sorgt, den Zuhörer auch mit einzelnen Hinweisen in die richtige Richtung lenkt, ihm aber bei weitem noch nicht das gesamte Ausmaß von Frankensteins Handlungen nahe bringt. Dieses gilt es sich Stück für Stück zu erarbeiten, doch es wird einem nicht einfach gemacht, weil die Geschichte wirklich sehr detailliert geschildert wird und es immer noch mehr bei den persönlichen ‚Ermittlungen‘ zu berücksichtigen gilt.

Davon mal ganz abgesehen, darf man natürlich auch mit sich selbst hadern, inwiefern man nun mit dem Schicksal des jungen Frankenstein leiden muss oder ob seine unmoralischen Ansätze zu verurteilen sind. Die erzählte Handlung liefert Argumente für beide Seiten, lässt aber diesbezüglich genügend Freiräume für eine eigene Interpretation dieser Dinge.

Allerdings kommt es auf derartige Aspekte im Endeffekt eher weniger an. Wichtig ist, dass die Spannung schnell am Siedepunkt ist und sich dort auch überraschend lange halten kann, sei es nun mittels der Beschreibung der zerrissenen Seele der Hauptfigur oder hinsichtlich der Erwartungshaltung an die Versuche, die Frankenstein im Laufe der Handlung startet. Dies alles wird mal wieder von wunderbaren Klangeffekten unterlegt und auch gewohnt harmonisch miteinander verflochten, so dass bereits die erste Episode zu den weiteren Highlights aus dem preisgekrönten „Gruselkabinett“ zu zählen ist. Die Fortsetzung ist übrigens löblicherweise zeitgleich erschienen, weshalb sich eigentlich eine Veröffentlichung als Doppel-CD gelohnt hätte. Aber wer Interesse an diesem Zweiteiler hat, wird auch gerne den zweifachen Preis zahlen, schließlich stellt sich hier einmal mehr der gute Ruf des Qualitätslabels |Titania| heraus.

Home – Atmosphärische Hörspiele


http://www.luebbe-audio.de

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Koinegg, Karlheinz – König Artus und die Ritter der Tafelrunde

_Story_

Uther Pendragon, der britische König, ist besessen von dem Gedanken, eine Liebschaft mit Ygerne, der Gattin des Herzogs von Gorlois, einzugehen. Sein Berater, der Zauberer Merlin, ist bereit, ihm hierbei zu helfen, stellt jedoch auch einige Bedingungen an den Herrscher. Doch Pendragon, ganz wild auf die Möglichkeiten, die ihm der mächtige Magier verschaffen kann, lässt sich zu diesem Zweck auf jedes Bündnis ein und gelangt, von Merlin in die Gestalt des Herzogs verzaubert, in die Gemächer der nichts ahnenden Herzogin.

Einige Monate später gebiert die Herrin von Gorlois ihren gemeinsamen Sohn und tauft ihn auf den Namen Artus. Er ist das Produkt einer verbotenen Liebschaft, geboren als Resultat einer fiesen, lustgesteuerten Intrige, aber dennoch ein Sohn des Königs. Doch genau dieser Status wird ihm als Jüngling nicht gewährt. Stattdessen wird er von seinem Stiefbruder Kay getrieben und angeleitet, bis zu dem Tag, als Artus völlig überraschend und ohne zu wissen, was er da gerade tut, ein geheimnisvolle Schwert aus einem Stein zieht und somit genau das schafft, was unzähligen Vorgängern nie gelungen ist.

Von diesem Moment an ändert sich das Leben von Artus schlagartig. Er wird als König vereidigt und soll trotz seiner Jugend das Land in den Frieden führen, bekommt aber bei seiner Ernennung zum neuen König nicht den Respekt, der ihm als führender Monarch zusteht. Doch Artus geht seinen Weg, beruft die legendäre Tafelrunde von Camelot ein und erweist sich als vorbildlicher König. Allerdings ist sein Leben nicht ausschließlich von positiven Entwicklungen gezeichnet. Seine Halbschwester Morgan LeFay hat ihn in einer leidenschaftlichen Nacht hinters Licht geführt und ihm einige Zeit später einen Sohn geboren, von dem Artus lange Zeit gar nichts wusste. Und hiermit ist laut Aussage des Hofzauberers Merlin auch ein sehr pessimistisches Omen verbunden, denn es heißt, dass Artus’ Nachwuchs, Mordred genannt, eines Tages den Tod des Königs inszenieren wird.

_Meine Meinung_

Es ist immer wieder unglaublich festzustellen, wie viel Potenzial sich nach all den Jahren und unzähligen Abhandlungen noch immer hinter der Artus-Sage verbirgt. So viele Autoren haben sich bereits an der Geschichte versucht, und wie ich unlängst schon bei der Jugendbuch-Fassung von Kevin Crossley-Holland vom |dtv|-Verlag andeutete, ist es deswegen auch schwer vorstellbar, dass es einem Schreiber tatsächlich noch gelingen kann, der Handlung aus dem Reiche Camelot etwas Neues abzugewinnen.

Nun, dass dies dennoch möglich ist, hat Karlheinz Koinegg mit seiner Fassung bewiesen. Unter dem Titel „König Artus und die Tafelrunde“ hat er eine recht moderne Version der Geschichte entwickelt, die sich nicht ganz so steif an den groben Umrissen der bekannten Überlieferung orientiert. Er hat stattdessen Charaktere entwickelt, die in ihrem Auftreten lebendiger wirken, und diese in eine Geschichte integriert, in der geschickt alle sich bietenden Freiräume mit neuen Ideen und etwas lockeren Dialogen gefüllt werden. |Der Hörverlag| hat ebendiese Variante der legendären Sage als Hörspiel veröffentlicht und mit dem gut 3,5 Stunden andauernden Werk wohl eines seiner besten Produkte dazu auf den Markt gebracht.

Dass dies der Fall ist, hat man in erster Linie den hervorragenden Sprechern und der sprachlich verjüngten Umsetzung der Geschichte zu verdanken. Koinegg und Hörspielregisseurin Angeli Backhausen haben nichts dem Zufall überlassen und sich in den Hauptrollen mit einiger Prominenz verstärkt, die sich wiederum kaum bitten lässt und eine sprachlich sowie dramaturgisch absolut astreine Performance abliefert. Neben Konstantin Graudus in der Hauptrolle des Thronfolgers liefert diesbezüglich ganz besonders Peter Nottmeier in der Rolle des stets zerstreuten Sir Kay einen spitzenmäßigen Job ab. Nottmeier zeigt gerade für die lustigeren Stellen ein besonderes Feingespür bei der Umsetzung des umfassend eingefügten Humors und schafft es in diesem Sinne zum Beispiel, trotz sehr lockerer Zunge die Nerven des Hörers angenehm zu schonen. Kay mag vielleicht in der Erzählung ein unverschämtes Plappermaul sein, doch seine Reden werden nicht penetrant und kommen zudem auch noch sehr ehrlich herüber.

Der Einsatz solcher Leute macht sich allerdings auch an vielen anderen Punkten der Handlung bemerkbar, weil sie in ihrer individuellen Vielfalt für angenehme Kontraste sorgen, sowohl auf die jeweilige Person selber bezogen als auch auf den zwischenmenschlichen Bereich, in dem es unter den miteinander agierenden Charakteren einige deutliche Gegensätze gibt. Prädestiniert für ein hiermit verbundenes Beispiel sind ganz besonders Artus und Kay. Während der König eher als ruhiger, gutmütiger und besonnener Herrscher auftritt, ist Kay ein stets aufbrausender Zappelphilipp, auffällig durch kesse Bemerkungen und seine seltsamen Vorlieben. Sie sind in diesem Sinne auch ein Brüderpaar, wie es im Buche steht, nämlich grundlegend verschieden und sich andererseits doch wieder so ähnlich, und alleine die Darstellung dieses Umstands ist in „König Artus und die Ritter der Tafelrunde“ schon ein echter Höhepunkt.

Bezogen auf die Story zeigt sich Koinegg als ein unberechenbarer Inszenator, der sich nur sehr vage an die Vorgaben der klassischen Geschichte um die Tafelrunde hält. Stattdessen legt er in seiner Ausführung größeren Wert auf die verschiedenen Beziehungsgeflechte in Camelot und betont erst danach die politischen Entwicklungen bzw. die Zusammenkunft der Tafelrunde. Statt des herkömmlichen Abenteuers kommt so zum Beispiel ein ganzes Stück der Kindheitsgeschichte – und zwar ein wenig humorvoll und lebendig porträtiert – zum Zuge. Außerdem bleiben viele Spielräume für die Personen in Artus’ Umfeld offen und werden genutzt, um die etwas losgelösten Geschichten von der Begegnung zwischen dem Grünen Ritter und Sir Gawain zu erzählen oder etwas tiefer in die Beziehung von Sir Kay und der mit knapp 30 Jahren schon als alt abgestempelten Zofe von Artus’ neuer Gemahlin Guniver einzudringen.

Unabhängig vom Handeln der Tafelrunde werden hier die Schwerpunkte der bekannten Handlung zugunsten neuer, erfrischender Aspekte ausgetauscht, die man in dieser Form wohl kaum irgendwo anders so ausführlich vorgesetzt bekommt wie in Koineggs endgültiger Fassung. Dennoch bleibt das Treiben am Hofe des Königs natürlich das vorgegebene Konstrukt und damit auch unverändert der wesentliche Teil der Artus-Sage, wobei verglichen mit dem Gros der bislang bekannten Abhandlungen schon starke Schwankungen zwischen der individuellen Prioritätenverteilung zu erkennen sind. Der Autor hat dadurch aber auch einen sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung gewagt und nicht bloß das nacherzählen lassen, was man grob mit der Artus-Sage in Verbindung bringt. Dies ist zwar ein Wagnis, aber wie sich herausstellt, auch ein sehr Erfolg versprechendes, weil es sich bewusst und bisweilen gar revolutionär von den vereinheitlichen Varianten dieses keltisch-christlichen Klassikers distanziert, ohne dabei die wichtigsten, wesentlichen Inhalte zu vernachlässigen.

Darüber hinaus muss man dem Team, das dieses Hörspiel eingespielt und produziert hat, ein großes Lob aussprechen. Es ist nämlich gar nicht mal so einfach, die Spannung der Dialoge über einen so langen Zeitraum aufrecht zu erhalten, aber dies haben die Sprecher bzw. die Regisseurin tadellos umgesetzt, indem sie plötzlich neue Figuren in die Hauptrolle verfrachten und ihnen auch die hierzu erforderlichen Voraussetzungen geschaffen haben. Ich mag mich hierin wiederholen, aber mir ist es einfach wichtig, dass noch einmal herausgestellt wird, dass es sich nicht bloß um eine schlichte Nacherzählung, sondern um eine recht moderne Interpretation handelt, die dem angestaubten Thema deutlich neue Impulse verleiht und die ansonsten oft so angespannte Stimmung aufgrund der etwas lustigeren Darbietung spürbar auflockert.

Mit anderen Worten: „König Artus und die Ritter der Tafelrunde“ ist ein vollkommener, jugendlich gebliebener Hörgenuss mit erstklassig auftretenden Sprechern und einer superben Aufarbeitung des klassischen Themas. Gerade diejenigen, die eigentlich schon längst genug von Artus und der Tafelrunde zu Camelot haben, sollten sich einmal mit diesem Hörspiel beschäftigen, da es handlungstechnisch ganz anders als all das ist, was man von vornherein erwartet hätte. Und das ist dann auch nur einer von vielen Gründen, den mit 14,95 € (|amazon.de|: 11,95 €) auch noch erschwinglichen Preis in dieses herrlich aufgemachte Hörspiel (Digipak mit eingeklebtem Booklet und ausführlichen Linernotes zu den wichtigsten Sprechern) zu investieren. Das ist definitiv Camelot in neuer Frische!

http://www.hoerverlag.de/

Homer – Die Irrfahrten des Odysseus (Europa-Originale 7)

Besetzung

Erzähler – Hans Paetsch
Athene & Leukothea – Susanne Hartau
Odysseus – Benno Gellenbeck
Iphitas, Telemach & Poseidon – Konrad Halver
Eurylochos & Freier– Helmut Kolar
Zyklop – Rudolf Fenner
Hermes – Peter Folken
Circe & Chzarybdis – Dagmar Dorsten
Teiresias & Antinoos – Horst Fleck
Skylla & Penelope –Heike Kintzel
Nausikaa – Irmi Boden
Phäakenkönig – Heinz Fabian

Story

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Farelia Records – Flüche, Geister & Dämonen – Jäger der Finsternis (Erstes Blut)

_Story_

Eine interessante Ausschreibung in einer Zeitungsauslage erweckt das Interesse der beiden WG-Bewohner David und Paul. Gesucht werden hier zwei Mitspieler für ein Rollenspiel, welches an den Sommerwochenenden ausgetragen werden soll. Spontan antworten die beiden auf die Anzeige, denken sich aber nichts weiter mehr dabei. Daher sind sie auch ziemlich überrascht, als wenige Tage später tatsächlich ein Brief mit der Zusage ins Haus flattert und das Zweigespann zu einem ersten Treffen einlädt. Ein Treffen mit Folgen, denn bereits bei der ersten Zusammenkunft mit der außergewöhnlichen Rollenspiel-Vereinigung treffen David und Paul auf einige obskure Gestalten, und bevor sie sich versehen, müssen sie sich mittels ‚Pen & Paper‘ in einer dämonischen Welt voller Mysterien durchsetzen, sich gegen Vampire behaupten und unerwarteten Gefahren trotzen.

_Meine Meinung_

„Erstes Blut“ – der Titel deutet es schon an – ist der Auftakt einer neuen Serie des Independent-Projektes |Farelia Records| und liefert nach den Label-Debüts „Farelia? – Der betrogene Betrüger“ und „Flüche, Geister & Dämonen – Der Kontakt“ einen weiteren Einblick hinter die Kulissen eines wirklich sehr viel versprechenden, aufstrebenden Verlags. Es handelt sich hierbei zwar noch immer um eine Amateur-Produktion, aber immerhin auch um ein Hörspiel, welches abgesehen von den kleinen, zu Beginn noch tolerierbaren Schönheitsfehlern durchaus ernst zu nehmende Konkurrenz für die renommierten Hörspielreihen dieser Zeit darstellt.

Allerdings ist „Flüche, Geister & Dämonen“ etwas anders aufgebaut als die üblichen Horror-Hörspiele, wobei der Term Horror auch nur bedingt angebracht ist. Wie die Inhaltsangabe nämlich schon deutlich zeigt, stehen hinter dieser Reihe einige begeisterte Rollenspieler, die ihre diesbezüglichen Visionen nun schon zum zweiten Mal vertont haben und im Großen und Ganzen auch sehr stark auf die typischen Inhalte ihrer ‚Pen & Paper‘-Fantasywelt zurückgreifen. So werden zum Beispiel Gefechte mit verschiedenen Würfeln ausgetragen und Probleme nur selten aus dem Affekt heraus gelöst, sondern erst einmal diskutiert – sofern es die jeweilige Situation zulässt. Es ist also keine ’normale‘ Action-Geschichte mit stringentem Verlauf und durchschaubarem Aufbau, sondern schon eher etwas ganz Spezifisches, erschaffen von einem zielsicher ausgerichteten Produzententeam, aber durchaus tauglich für Leute, die sich im richtigen Leben kaum bis nie den fernen Welten einer Rollenspielgemeinde hingeben.

Davon mal abgesehen, ist „Erstes Blut“ aber auch nicht bloß zu dem Zweck gemacht worden, Rollenspiel-Fremdlinge von der Magie dieses Zeitvertreibs zu überzeugen. Es geht nämlich vorrangig immer noch darum, eine spannende Geschichte zu erzählen, die ganz klar auf den Strukturen eines klassischen solchen Spiels beruht, durch ihre tolle Atmosphäre aber nicht ausschließlich darauf beschränkt wird.

Im Gegenteil, das Team von |Farelia Records| hat es sehr gut hinbekommen, Realität (und diese findet ja vor Pauls und Davids Reise auch noch tatsächlich statt) und Fiktion zu vermischen, wobei die Trennlinie bewusst schmal ist. Nicht selten stellt sich einem die Frage, was nun real und was genau fiktiv ist, bzw. was zur Gedankenwelt der spielenden Protagonisten gehört und welcher Teil der Reise sich im jeweiligen Abschnitt auch wirklich in der Jetztzeit ereignet. Alleine hiervon geht auch ein großer Teil der Spannung aus, denn es kommt recht häufig vor, dass man Begebenheiten, die unmittelbar mit den Abenteurern in Verbindung stehen, unterschätzt und damit auch gar nicht so recht auf plötzliche Wandlungen und Wendungen vorbereitet ist. „Erstes Blut“ hat viele Momente, in denen es zu Überraschungen kommt, weil die oben genannte Trennlinie kaum wahrnehmbar ist.

Doch auch sonst ist die Geschichte relativ professionell umgesetzt worden, gerade was die Einbeziehung der verschiedenen Soundeffekte anbelangt. Schaurige Geräusche und düstere Musik untermalen die bisweilen auch recht gruselige Handlung und werden auch stets sehr passend eingesetzt. Man spart zwar nicht gerade mit solchen Effekten, überlädt die Geschichte aber auch nicht damit, und das ist ein weiterer Aspekt, den man (u.a. auch im Vergleich zu ähnlichen Hörspielen) positiv hervorheben muss.

Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann die manchmal etwas überambitioniert auftretenden Sprecher, die ihre Parts stellenweise ein bisschen zu akzentuiert erbringen. Manche Betonungen wirken ein wenig künstlich und sind der jeweilgen Situation nicht immer angepasst, wobei sich selbst dieser Punkt noch in einem angemessenen Rahmen hält und den Gesamteindruck wenn überhaupt nur leicht beeinflusst.

Letzterer ist dementsprechend auch ziemlich gut, weil |Farelia Records| mit „Erstes Blut“ (es gibt im Übrigen noch drei weitere Nachfolger) eine erfrischende, andersartige, spannende und rundum überzeugend umgesetzte Geschichte aufgelegt bzw. eingespielt haben und sich für ein Newcomer/Independent-Label absolut professionell präsentieren. Auf jeden Fall ist „Erstes Blut“ eine Story, auf der man für die Zukunft aufbauen kann.

http://www.farelia.de/

Johns, Geoff / Jimenez, Phil / Pérez, George – Infinite Crisis 4 (von 7)

_Story_

Blüdhaven, jahrelang Wirkungsstätte von Nighthawk alias Richard Graysson, fällt. Mit spielerischer Leichtigkeit vernichtet der lebende Giftmüllbehälter Chemo das Leben in der gesamten Stadt und lässt nur einige wenige Superhelden am Leben, die der gefährlichen Strahlung widerstehen können. Nighthawk ist fassungslos und trifft zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder mit seinem ehemaligen Mentor Batman zusammen, der ihm von den Geschehnissen der letzten Tage berichtet. Nighthawk erfährt von den Plänen des seltsamen Superman von Erde-2 und schließt sich zur Bekämpfung dieser Aktivitäten wieder mit Batman zusammen.

Beide wissen aber noch nicht, wer genau hinter den aktuellen Katastrophen steckt. Doch schon bald bekommen sie Gewissheit, als Superboy-2 sich auf der Erde seinem Spiegelbild stellt und im Beisein vieler Superhelden ein brutales Gefecht austrägt. Zusammen mit Alexander Luthor hat der Superboy aus dem Paralleluniversum die Krise eingeläutet. Alex Luthor selber führt nämlich in Wahrheit die Society an, ist damit auch mitverantwortlich für die Verwüstung durch das führerlose Spectre und steht gerade erst am Anfang seiner herrischen Pläne. Und während er das völlig verblüffte Supergirl über seine Pläne informiert, tobt auf de Erde ein erbitterter Kampf zwischen Superboy und seinem Klon – der für den echten Superboy kein gutes Ende bereithält. Trotz der Hilfe der befreundeten Teen Titans ist ihm sein mächtiges Spiegelbild überlegen und tötet im Kampf gleich mehrere seiner Freunde. Erst als die Speed Force einschreitet, kehrt Ruhe ein – aber es ist die Ruhe vor dem schon drohenden, nächsten Sturm dieser Krise.

_Meine Meinung_

Der mittlere Part der „Infinite Crisis“ stellt ganz klar einen Wendepunkt der Handlung dar, weil die Karten mit einem Mal gänzlich neu gemischt werden müssen. Die ehemaligen Hoffnungsträger entpuppen sich nämlich plötzlich als fiese Schurken, deren Pläne weit über das hinausgehen, was man am Anfang noch für denkbar hielt. Die Zerstörung wird immer unüberschaubarer, und dies, obwohl sich Ausgabe 4 fast ausschließlich dem brutalen Gefecht der beiden Superboys widmet. Alleine deswegen ist dieser Band auch die bislang actionreichste Vertretung der Serie, gezeichnet vom ungleichen Kampf und den vielen unschuldigen Opfern, darunter auch einige der besagten Teen Titans. Zwar handelt es sich hierbei noch nicht um die Elite dieser Gruppe, doch alleine schon die Tatsache, dass ein Superboy einer anderen Dimension sich gegen die Vertreter des ‚Guten‘ auf der richtigen Erde stellt, ist erschreckend genug und dokumentiert ein weiteres Mal, wie unberechenbar |DC Comics| mit dieser Serie geworden sind. Die Maxime ‚Alles ist möglich‘ wird nicht nur propagiert, sondern auch ausgelebt, und allein diese Tatsache zeugt vom fortschrittlichen Denken, das sich im routinierten DC-Universum eingeschlichen hat. Gut so.

Allerdings ist Heft 4 inhaltlich nicht ganz so stark wie die vorangegangene Ausgabe. Durch die heftige Action flacht die komplexere Rahmenhandlung ein wenig ab, wenngleich es sich Geoff Johns ein weiteres Mal nicht nehmen lässt, weitere Tücken einzufügen und somit jeder Limitation vorzubeugen. Dennoch: Wichtige Aspekte der Handlung müssen hier erst einmal zurückstecken, so zum Beispiel das Verschwinden von Wonder Woman oder der Konflikt zwischen dem Superman von Erde-2 und dem hiesigen Batman, der durch die neue Gemeinschaft zwischen Richard Grayson und Bruce Wayne aufgefangen wird.

Lediglich das Chaos bleibt in derselben Dimension bestehen, in diesem Fall symbolisiert durch den Untergang von Blüdhaven und den radikalen mentalen Umschwung einiger tragender Persönlichkeiten, womit natürlich in erster Linie der undurchschaubare Alexander Luthor gemeint ist. Solche Ereignisse halten die Geschichte nicht nur spannend, sondern untermauern die non-transparente Herangehensweise des Autors samt seines Zeichnerteams Jimenez/Pérez/Reis. Gleiches gilt für das recht merkwürdige Ende, inszeniert als aussichtsreicher, ungeduldig stimmender Cliffhanger, der zwar schon durch die Vorschau auf das neue Heft (erscheint am 16. November) ein wenig entkräftet wird, aber immer noch unheimlich neugierig auf das nachfolgende Geschehen macht. Schließlich sind die hier entworfenen Umstände zum Ende des Magazins bei weitem noch nicht aufgelöst oder geklärt, sondern werden nur noch zusätzlich in den großen Wust an Verzwickungen gestreut, um das totale Chaos auf Erde-1 zu bestärken. Man darf also weiter gespannt sein, ob und wie Johns diese Krise auflösen wird – oder aber ob sie wirklich endgültig und von ‚unbegrenzter‘ Wirkung bleiben wird.

http://www.paninicomics.de

May, Karl – Winnetou I (Europa-Originale 9)

_Besetzung_

Old Shatterhand/Erzähler – Michael Poelchau
Sam Hwakins – Horst Beck
Rattler – Curt Timm
Klekih-Petra – Albert Johannes
Intschu-tschuna – Hans Paetsch
Tangua – Josef Dahmen
Winnetou – Konrad Halver
Nscho-tschi – Herma Koehn
Dick Stone – Hans Meinhardt
Will Parker – Rolf Jahncke
Anführer der Kiowas – Miachael Weckler
Santer – Peter Folken

Regie: Konrad Halver

_Story_

Bereits bei ihrem ersten Aufeinandertreffen sind sich Old Shatterhand und der Sohn des Apachen-Häuptlings Intschu-tschuna, Winnetou, nicht grün. Bei einem blutigen Gefecht kommt nämlich Winnetous Lehrer, Klekih-Petra, durch einen Schuss aus dem Gewehr eines Weißen ums Leben. Dennoch wünscht sich der Sterbende kurz vor seinem Tod, dass Old Shatterhand seine Rolle übernehmen wird. Winnetou ist von dieser Idee gar nicht begeistert. Als dann auch noch gegen die Abmachungen eine neue Eisenbahnstrecke durchs Apachengebiet gebaut werden soll, ist sich der indianische Krieger sicher, dass Old Shatterhand ein Feind seines Stammes ist. Doch nach und nach erweist sich der als Verräter beschimpfte Old Shatterhand als wahrer Freund und schlägt sich schließlich auf die Seite der Indianer. Dennoch kann er ein weiteres Blutbad, das Winnetous gesamte Familie erschüttert, nicht verhindern.

_Meine Meinung_

Ich kann mich gar nicht entsinnen, wie oft ich den zugehörigen Kinofilm in meiner Kindheit sah, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich jedes Mal mitfieberte, als Old Shatterhand und Winnetou-Mime Pierre Brice sich langsam miteinander anfreundeten und später sogar Blutsbrüderschaft schlossen. Das gleichnamige Hörspiel zum ersten Teil der Winnetou-Saga fängt die angespannte Stimmung des TV-Ereignisses sehr gut auf. Es wird sicher nichts beschönigt, doch immer darauf geachtet, dass die im Grunde genommen schon sehr harte Geschichte durch die Aneinanderreihung moralischer Werte an den entsprechenden Stellen entschärft wird. Obwohl der Inhalt also (unter anderem durch die verschiedenen Todesfälle und Racheakte) nichts für sanfte Gemüter ist, handelt es sich auch beim im Original 1968 produzierten Hörspiel um sehr kurzweilige Unterhaltung, die für die gesamte Familie geeignet ist.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Hauptdarstellers Old Shatterhand, der sowohl seine Listen als auch sein Interesse für den Apachen-Stamm sehr detailliert schildert und den Leser permanent an seiner Abenteuerreise teilhaben lässt. Sprecher Michael Poechlau klingt dabei ziemlich hart und emotionslos, obwohl die Erzählung viele emotionale Passagen bereithält. Stellenweise sind die Dialoge sogar richtig trocken, ganz so, als wären die tragischen Ereignisse an der Seite der Apachen zwar von hohem Stellenwert, aber im Nachhinein nicht mehr diskussionswürdig. Nach dem Tod steht nur die Rache, und selbst die Trauerfeier für den zu Beginn ermordeten Klekih-Petra geht unter diesem Aspekt ein wenig unter. Erst zum Ende hin, als sich die Geschichte zu einem echten Drama entwickelt, werden die Emotionen lebendig und die Trauer der Lage entsprechend authentisch umgesetzt.

Die trockene Erzählweise ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt, den man diesem Hörspiel anlasten kann. Bisweilen erscheint die Story dadurch ein wenig einspurig, was aber auch damit zusammenhängt, dass Erzählstimme und Hauptrolle von derselben Person übernommen werden. Für den Spannungsaufbau wirkt sich dies indes aber glücklicherweise nicht nachteilig aus. Gleich mehrere Höhepunkte leiten die Story ein, werden dann in ihrer Dramaturgie stetig gesteigert und enden in einem abrupten Cliffhanger, der – Karl-May-Leser wissen es – später im zweiten Teil der Trilogie münden wird. Apropos zweiter Teil, die Neuauflage bietet gleich beide Folgen des ursprünglich in zwei Etappen veröffentlichten Hörspiels und kommt auf satte 60 Minuten Spielzeit. Damit ist „Winnetou I“ die bislang umfangreichste Produktion dieser ersten Staffel – und sicherlich auch eine der besten. Trotz der etwas drögen Erzählstimme.

http://www.natuerlichvoneuropa.de/

Smith, Kevin (Autor) / Dodson, Terry (Zeichner) – Spider-Man/Black Cat (100 % Marvel 24)

Bereits 2002 begann der als Kultfilm-Regisseur innig geliebte Kevin Smith eine Miniserie zu verfassen, die in den Vereinigten Staaten direkt für Aufruhr sorgte. Der Titel: „The Evil that Men do“; in der Hauptrolle: Spider-Man und seine alte Gespielin Black Cat, mit der er in der Vergangenheit bereits eine heiße Affäre hatte. Leider aber wurde die Serie in der Mitte unterbrochen. Smith zog es nach der dritten der fünf geplanten Episoden vor, seine Filmprojekte zu verwirklichen, so dass „The Evil that Men do“ vorerst aus Eis lag. Erst drei Jahre später – viele hatte das Spektakel längst wieder aus den Augen verloren – nahm sich der Autor wieder ein Herz und brachte die Reihe mit drei weiteren Ausgaben zu Ende. In Deutschland erscheint „Spider-Man/Black Cat“ nun auch endlich, und dies direkt als Sammelband in der bekannten Reihe „100 % Marvel“. Und ehrlich gesagt: Auf dieses geniale Happening sollten Comic-Liebhaber auch nicht verzichten.

_Story_

Felicia Hardy ist nach jahrelanger Auszeit wieder zurück. Ihre beste Freundin Tricia ist spurlos verschwunden, und ihre einzige Spur führt zu einem mysteriösen Drogendealer namens Mr. Brownstone. Hinter diesem ist auch Spider-Man her, als er nach dem Mörder eines jungen Highschool-Schülers sucht. Der Jugendliche starb an den Folgen einer Heroin-Überdosis, obwohl weder direkte Spuren im Blut noch Einstiche bei der Obduktion entdeckt werden konnten. Bereits vor den eigentlichen Ermittlungen trifft das ehemalige Pärchen wieder aufeinander und hat auch direkt wieder Augen für das jeweilige Gegenüber. Spider-Man ist jedoch mittlerweile verheiratet, so dass Black Cat bei ihren erneuten Annäherungsversuchen keine freie Bahn mehr hat – dabei ist sie verliebter denn je und akzeptiert endlich auch Spider-Mans Alter Ego Peter Parker.

Gemeinsam machen sie Jagd auf den Drogendealer-Ring und geraten dabei in das Umfeld des Multimillionärs Garrison Klum. Spider-Man ist sofort davon überzeugt, dass es sich bei ihm auch um den gesuchten Brownstone handelt, kann aber erst einmal nichts gegen ihn ausrichten. Und als er feste Beweise in den Händen hat, ist es bereits zu spät. Brownstone hat sich an Black Cat vergriffen, und bevor Spider-Man eingreifen kann, ist es bereits zu einem handfesten Skandal gekommen: Klum wurde ermordet und Felicia war beim Auffinden der Leiche in seiner Nähe. Nun liegt es an Peter Parker und seinem Freund Matt Murdock alias Daredevil, die Unschuld der schwarzen Katze zu beweisen.

_Meine Meinung_

Dass Kevin Smith ein erstklassiger Regisseur ist, hat er bereits des Öfteren bewiesen. Streifen wie „Dogma“, „Mallrats“ und auch „Jay & Silent Bob Strike Back“ sind bereits jetzt Kult und haben trotz ihres jungen Alters Klassikerstatus. Ähnliches könnte dem Mann nun auch mit seiner ersten echten Comicserie passieren, denn Smith weiß ganz genau, wie er den in der Hauptrolle stehenden Spinnenmenschen am besten in Szene setzen kann.

„The Evil that Men do“ ist eine enorm temporeiche Story, die sowohl große Action als auch tief greifende Emotionen bereithält und sich dabei stets Freiräume für einzelne Überraschungsmomente belässt. Smith beschreibt die bis dato unbekannten Charaktere nur sehr vage und lässt sich absolut nicht in die Karten schauen. Black Cat/Felicia Hardy zum Beispiel ist ein echtes Chamäleon, was ihr Verhalten anbelangt. Einerseits sympathisch, sexy und liebevoll, andererseits eine echte Hexe mit klarem Ziel vor Augen und nicht bereit, irgendwelche Kompromisse einzugehen. Eine gefährliche Mischung, die immer im Kontrast zum souverän auftretenden Spider-Man steht, der sich aber auch durch ihr bloßes Dasein immer mehr verunsichern lässt und schließlich ohne die Hilfe eines alten Kumpels handlungsunfähig wäre. Dies alles steht außerdem noch in Wechselwirkung mit dem undefinierten Verhältnis zwischen den beiden Hauptakteuren. Schlägt Spider-Mans Herz noch immer für seine ehemalige Geliebte? Oder steht der in der Bevölkerung ungeliebte Superheld mittlerweile solide im Leben und bleibt seiner Frau treu? Und wie geht er mit den erneuten Flirts seitens Felicia um?

Bevor aber hier ein falscher Eindruck entsteht: Die 24. Ausgabe ist prall gefüllt mir ziemlich harter, teils sogar blutiger Action, die das zwischenzeitliche Techtelmechtel wieder stark ausgleicht, eigentlich sogar ein Übergewicht erzielt, welches man nach den ‚romantischen‘ Anfangssequenzen so gar nicht erwartet hätte. Die Jagd nach dem geheimnisvollen Heroin-Schmuggler und die Frage nach dem Wie und Warum der ungeklärten Mordfälle treiben die Geschichte vorrangig an und werden dabei von der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten lediglich unterstützt. So entwickelt sich auch die Handlung primär entlang der gemeinsamen Suche nach Mr. Brownstone und wird ausgerechnet dann noch spannender, als dieser entlarvt wird. Und was danach passiert, gezeichnet von mehreren Flashbacks, gehört zur Crème de la Crème der |Marvel|-Historie, präsentiert von einem bis dato unbedeutenden Comic-Autoren, und wirklich stark inszeniert vom langjährigen |Marvel|-Zeichner Terry Dodson, der hier eine seiner besten Arbeiten abgeliefert hat.

_Fazit_

Das zweite Aufeinandertreffen von Spider-Man und Black Cat ist ein echtes Schmankerl, welches nicht nur von seiner flott vorangetriebenen Handlung, sondern vor allem auch von seiner Unberechenbarkeit lebt. Zwei der wohl coolsten Superhelden aus dem |Marvel|-Universum erleben hier gemeinsam ein absolut lesenswertes Abenteuer, ohne Kapriolen, dafür aber mit reichlich spannender Action. Kurzum: ein angehender Klassiker in der Comicgeschichte des berühmten Spinnenmenschen.

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Johns, Geoff / Jimenez, Phil – Infinite Crisis 3 (von 7)

„Ein Heft voller Enthüllungen, voller Schlachtengetümmel, voller dramatischer Momente und Überraschungen“ – so steht es im Nachwort der dritten Ausgabe der „Infinite Crisis“, und so ist es auch tatsächlich. Endlich kommt ein wenig mehr Licht in die komplexen Verstrickungen im Multiversum, und endlich werden auch die etwas verwobenen Zusammenhänge klar. Mit anderen Worten: Jetzt kann’s richtig losgehen beim selbsternannten DC-Event des Jahres.

_Story_

In Sub Diego und Atlantis bricht die Hölle los, als ein Kontingent Society-Schurken plötzlich die Stadt und nachfolgend Atlantis angreift. Aquaman und seine Gefährten scheinen hilflos gegen die Armada der Bösewichte, die ihre Welt bedrohen, und können nur noch darauf hoffen, schnellstmöglich Hilfe von außen zu bekommen.

Währenddessen hadert Batman weiter mit dem Brother-Eye-Satelliten. Er versucht ihn davon zu überzeugen, das Geschehene rückgängig zu machen, ist aber gegen die Macht der Maschine ohne Chance. Als der Superman der Erde-2 ihn bittet, mit ihm in seiner Welt eine neue Erde aufzubauen und die fehlgeleiteten Dinge auf Erde-2 zu verbessern, widersetzt Batman sich ihm aber. Dies hieße nämlich, sein Leben auf der ‚richtigen‘ Erde zu opfern – und auch all die Personen, die dann ‚ersetzt‘ werden müssten. Doch als Batman sieht, welch verheerenden Dinge sich im Multiversum ereignen, gerät er ins Grübeln, ob seine Entscheidung die richtige war.

Auch Wonder Woman befindet sich in einer empfindlichen Schlacht. Die OMACs bedrohen das Volk der Amazonen und mit ihnen auch die Superheldin. Und Hilfe können sie nicht erwarten, denn nach außen hin wird der Krieg dargestellt, als hätte Wonder Woman ihn angezettelt. Es gibt nur eine Lösung: Die Flucht von der geliebten Paradiesinsel. Aber nicht nur hier tobt eine aussichtlose Schlacht; auch auf Erde-1 steigt eine neue Bedrohung auf: der Shadowpact, eine weitere Vereinigung von Bösewichten, die in den Vereinigten Staaten für jede Menge Unruhe sorgt. Und als wäre dies nicht schon genug, kämpft auch der Oberschurke Lex Luthor wieder – dieses Mal gegen sein eigenes Spiegelbild einer anderen Erde …

_Meine Meinung_

Ich möchte in meiner Kritik direkt noch einmal auf das oben angeführte Zitat eingehen und dabei vor allem die vielen Enthüllungen betonen, die in diesem Heft für ein gesteigertes Erzähltempo sorgen. Dies wird zwar weiterhin von den vielen Dimensionssprüngen zwischen all den handlungsbezogenen Schauplätzen bestimmt, nimmt aber gerade deswegen noch einmal Fahrt auf, weil die Hintergründe immer klarer werden. Endgültig scheinen die Rollen verteilt, und abgesehen vom ‚wahren‘ Batman, der noch immer vor einer ungewissen, persönlichen Zukunft steht, hat jeder Superheld seinen Part eingenommen. Verwirrung stiften lediglich die beiden Luthors, die hier ziemlich hart gegeneinander angehen und ihre individuellen Genies miteinander messen. Zu welchem Zweck, das muss sich erst noch zeigen.

Doch zurück zur verrufenen Erde-1, dort, wo ein monströses Inferno tobt und nach und nach auch große Teile der Zivilbevölkerung bedroht. Die dortige Welt wird immer deutlicher zum Schauplatz eines unaufhaltbaren Krieges, dessen Schlachtfelder vor allem in den großen Städten liegen. Noch können Superman und seine Gefährten sich der vielen Bösewichten erwehren, doch es ist allzu deutlich, dass ihr starker Wille nicht auf ewig die große Krise verhindern kann. Die einzige logische Lösung wäre, diese Erde sich selbst zu überlassen und an anderer Stelle ein neues Leben anzufangen, denn im Paralleluniversum scheint bereits Erde-2 ein sicherer Ort zu sein. Allerdings trügt auch hier der Schein, denn auch in dieser Welt herrscht eine bestimmte Hoffungslosigkeit, unter anderem geprägt durch die im Sterben liegende Lois Lane, deren hier lebendes Alter Ego zudem stark gealtert ist.

Zwischenzeitlich hat es den Eindruck, als hätte alleine Batman, der für die überdimensionale Krise ja mitverantwortlich ist, das Schicksal der Welt in der Hand, doch andererseits ist er absolut hilflos gegen die vielen Krisenherde, die sich um ihn herum und auf seinem Bildschirm in der Bathöhle breitmachen. Was kann er tun? Wird er dem ‚zweiten‘ Superman folgen und seinen Ratschlag beherzigen? Oder ist er ebenso wie die schon zur Hälfte zugrunde gerichtete Erde-1 dem Untergang geweiht?

Und was geschieht mit Wonder Woman? Ihre Geschichte wird mitunter zur Nebenhandlung, ist aber nichtsdestotrotz von großem Wert, denn auch sie kann und muss noch aktiv ins Geschehen eingreifen, damit das drohende Unheil abgewendet werden kann. Doch welche Möglichkeiten stehen ihr zu? Wird man ihr überhaupt noch Vertrauen schenken, wo doch die ganze Welt von dem OMACs geblendet und die Position der Superheldin somit verfälscht wurde?

Es ergeben sich weiterhin viele Fragen, unter anderem auch resultierend aus den verschiedenen Enthüllungen, die man in Ausgabe 3 antrifft. Zumindest bekommt man schon einmal in Ansätzen Klarheit über die Tragweite der „Infinite Crisis“, und das ist doch sehr angenehm, denn kurz vor Halbzeit der Serie erwartet man doch schon so etwas wie einen ungefähren Durchblick. Dieser ist nun gegeben, jedoch nicht ohne dass Autor Geoff Johns bereits neue Verstrickungen eingeführt hätte, mit denen er die Spannung weiter am Siedepunkt hält. Die Frage ist nur, wie lange ihm dies noch gelingen wird, denn der Umfang der Handlung ist bereits so immens groß, dass es schwierig sein wird, rechtzeitig die Kurve zu bekommen und auf ein homogenes Ende zuzusteuern.

Ich bin schon sehr gespannt, was er in den noch folgenden vier Ausgaben daraus machen wird, und ob es ihm gelingt, die Sache ‚rund‘ zu bekommen. Zwar habe ich daran an dieser Stelle noch absolut keine Zweifel, doch ist mir wohl bewusst, dass es keine einfache Aufgabe ist, ein derart gewaltiges Comic-Epos wieder in die rechten Bahnen zu lenken. Mit Band 3 hat er zumindest schon einmal einen wichtigen Anfang gemacht und für vorübergehende Klarheit gesorgt. Hoffentlich baut er in Zukunft darauf auf und löst die Geschichte weiterhin etappenweise auf. Bis dato ist die „Infinite Crisis“ trotz der anfänglichen Verworrenheit nämlich ein echter Erfolg.

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Haberlin, Brian (Autor) / Anacleto, Jay (Zeichner) – Athena Inc. 1

_Story_

Gwen ist ein glückliches, verwöhntes Mädchen, welches in seinem Alltag bislang selten über Hindernisse gestolpert ist. Doch bis heute hat Gwen auch noch nie etwas von ihrer Vergangenheit erfahren. Mary hingegen ist eine brutale Auftragskillerin, eine Agentin, die nicht lange fackelt und dafür auch innerhalb ihrer geheimen Organisation sehr geschätzt wird. Ihr Geheimnis: Sie teilt ihren Körper mit einer zweiten Person, einem Menschen, der von seinem Schicksal noch nichts ahnt, bis plötzlich die Athena Inc., Marys Ausbildungsstätte, beide Frauen verfolgt.

Langsam aber sicher wird sich Gwen bewusst, welch grauenvolles Geheimnis ihre Person umgibt. Sie ist der zweite Teil, nicht nur psychisch sondern auch physisch, und soll nun für die Taten ihres Schattens mitbestraft werden. Den anderen Teil ereilt nämlich der Ruf des ‚Manhunters‘, und als solcher hat sich Mary im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Feinde gemacht, was ihr und auch Gwen nun zum Verhängnis werden soll.

_Meine Meinung_

Brian Haberlin verfolgt im ersten Teil seiner „Athena Inc.“-Reihe einen unheimlich interessanten Ansatz, sowohl strukturell als auch inhaltlich. „The Manhunter Project“ ist nämlich in keiner Weise das, was man unter einem gewöhnlichen Comic versteht, sondern schon ein sehr eigenwilliger Thriller, der alleine bezüglich des Aufbaus sämtliche Grenzen sprengt – was ja beim |Infinity|-Verlag mittlerweile kein Novum mehr ist.

ALl dies beginnt schon damit, dass es in „Athena Inc.“ keine handelsüblichen Sprechblasen gibt. Die düsteren, futuristischen Zeichnungen werden stattdessen mit längeren Textfeldern belegt, deren Anordnung zunächst einmal sehr konfus erscheint. Es ist nämlich nicht so, dass jeder geschriebene Abschnitt auch gleich einem entsprechenden Bild zuzuordnen ist. Vielmehr bekommt man, jedenfalls zu Beginn, den Eindruck, als würden Zeichnungen und Dialoge unabhängig voneinander agieren, so dass man sich schon sehr genau konzentrieren muss, um den Überblick zu behalten – zumal es ja auch hinsichtlich des Inhalts gar nicht mal so einfach ist, der Entwicklung der beiden Protagonistinnen und ihrer Zusammenhänge zu folgen.

Aus diesem Grunde wollte ich mich nach den ersten gelesenen Seiten auch schon zu der Aussage hinreißen lassen, dass diese neue Reihe ausschließlich für absolute Freaks geeignet ist, allerdings konnte dieser Eindruck nach und nach relativiert werden, weil sich die Ereignisse immer deutlicher zusammenfügen lassen und man nach gut der Hälfte dieses ersten Bandes den Blick fürs Wesentliche bekommen hat. Bis dorthin ist „The Manhunter Project“ aber eine verdammt harte Nuss, von der man ständig in die Irre geführt wird, und deren unkonventionelles Erscheinungsbild die gesamte Dauer über gewöhnungsbedrüftig bleibt.

Nachdem man diese Hindernisse allerdings übersprungen hat, wird man Zeuge einer wahrhaft rasanten Action-Handlung, deren schizophren anmutende Charaktere ebenso wie der Comic an sich absolut einzigartig sind. Man weiß irgendwie alles und nichts über Mary und Gwen, glaubt vor allem, das Handeln der Erstgenannten zu durchschauen, fällt aber wieder in ein Loch, während ihr Kontrapart noch hart mit sich kämpfen muss, ihre ‚böse‘ Seite zu erfahren, kennen zu lernen und zu akzeptieren bzw. zu tolerieren. Für sie scheint mit einem Mal alles so sinnlos zu sein; ihr Leben, ihre falsche Vergangenheit und ihre manipulierte Identität, von der sie tagein, tagaus durch ihre Scheinwelt geführt wurde.

Dieser Zwiespalt wurde auch von Zeichner Jay Anacleto sehr gut eingefangen, dessen finstere Charakterprofile in „Athena Inc.“ zum besten gehören, was der Comicmarkt dieser Tage zu bieten hat. Mit seinen düsteren Illustrationen verschärft er von Seite zu Seite die dichte Atmosphäre dieses spannenden Agenten-Thrillers und erlaubt sich bei all seiner unterschwelligen Detailverliebtheit nicht einen Patzer. Mit einem Wort: Stark!

Überhaupt funktionieren Anacleto und Haberlin als Team sehr gut und ergänzen sich an den erforderlichen Stellen nahezu perfekt. Für den Zeichner muss diese Arbeit aber auch eine sehr schwere Aufgabe gewesen sein, denn sein Kollege hat ihm auf manchen Seiten derart umfangreiche Texte zur Verfügung stellt, deren Dramatik Anacleto wiederum in nur ein oder zwei Darstellungen aufarbeiten musste. Aber wie gesagt, seine Zeichnungen sind über alle Zweifel erhaben!

Dies ist im Grunde genommen auch der gesamte Comic, wenngleich die anfangs leicht kritisierte Aufmachung zu einem echten Stolperstein werden könnte. Die komplexe Geschichte ist die eine Sache, die schwer überschaubare Darstellung die andere. Wer „Athena Inc.“ verstehen und genießen möchte, muss daher auch ein wenig Zeit investieren, um die Kombination aus Bild un Text auf sich wirken zu lassen, denn andernfalls wird man hier schnell den Faden verlieren. Dass es sich aber lohnt, seinen Horizont mit diesem ersten Band zu erweitern, steht außer Frage. So ambitioniert und fortschrittlich, aber auch derart wagemutig wie Haberlin gehen heute nur wenige Autoren an ihre Arbeit heran, und genau das gilt es auch reichlich zu honorieren.

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Conor Kostick – Epic

Story

Nach einer gewaltigen Explosion auf der alten Erde sah sich das Zentrale Lenkungskomitee auf Neuerde dazu gezwungen zu handeln. Beschlossen wurde fortan, dass alle Probleme, die sich dort ergeben, nur noch in der virtuellen Welt des Computer-Rollenspiels ‚Epic‘ gelöst werden sollen,und dies in der dortigen Arena.

Erik und seine Familie sind von dieser Entscheidung auch betroffen und müssen auch schon erste Opfer bringen. Seine Mutter war der Epic-Welt nicht mehr gewachsen, und auch Erik selber hat unlängst ein weiteres Leben in der Cyberwelt verloren. Ihm bleibt nur noch die eine Chance, mittels eines weiteren selbst kreierten Charakters in ‚Epic‘ zu bestehen und das Zentrale Lenkungskomitee zu besiegen, und hierfür greift er auf recht unkonventionelle Mittel zurück.

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Diverse – Robin Hood (Europa-Originale 20)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Robin Hood – Rudolf H. Herget
Graf Locksley – Herbert A. E. Böhme
Bruder Tuck – Horst Beck
Little John – Michael Weckler
Guy von Gispert – Christoph Rudolf
Wirtin – Katharina Brauren
Sheriff – Claus Wagener
Sänger Alan – Konrad Halver
Prinz Johann – Peter von Schultz
Richard Löwenherz – Edgar Maschmann

Regie: Heikedine Körting

_Story_

Während König Richard Löwenherz zu den Kreuzzügen ins Heilige Land aufgebrochen ist, häufen sich in seiner Heimat die Missstände. Der Sheriff von Nottingham hat das Zepter in die Hand genommen und sieht sich schon als künftigen König. Ohne jegliche Bestimmung regiert der normannische Anführer das Land und quält diejenigen Einwohner, die sich seinem Machtstreben widersetzen. Einer von ihnen ist der junge Robin von Loxley, der dem Sheriff zum ersten Mal „ins Auge sticht“, als er eine kleine Garnison seiner Männer im Wald überwältigt.

Kurzerhand wird der stolze Betrag von einhundert britischen Pfund auf Robins Kopf ausgesetzt, um dem Burschen sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch Robin ist flinker, so dass man stattdessen das Anwesen seines Vaters angreift, der dabei ums Leben kommt. Von diesem Punkt an schwört der junge Loxley Rache.

Im Sherwood Forest findet er neue Verbündete, mit denen er permanent die Schergen des Sheriffs beraubt, und wird so zum größten Erzfeind des inoffiziellen Machthabers. Ständig ist der mit Pfeil und Bogen bewaffnete, schmächtige Mann aus dem Wald den Häschern und Jägern seines Gegners einen Schritt voraus und bringt den gemeinen Sheriff dabei fast zur Weißglut. Doch werden Robin und seine Gefolgsleute den Normannen auch so lange standhalten können, bis der König von den Kreuzzügen zurückkehrt? Als dem berüchtigten Anführer der sächsischen Aufrührer die öffentliche Hinrichtung droht, sieht es nämlich gar nicht mehr so gut aus …

_Meine Meinung_

Die Geschichte von „Robin Hood“ ist eigentlich hinlänglich bekannt und wurde auch gleich mehrmals verfilmt. Die bekannteste Adaption ist sicherlich das Werk „Robin Hood – König der Diebe“ mit einem damals noch absolut überzeugenden Kevin Costner in der Hauptrolle. Aber auch im Trickfilmbereich ist der junge Bogenschütze aus dem Sherwood Forest längst kein Unbekannter mehr und begeistert schon seit mehreren Generationen ein junges Publikum.

Eine ganze Weile vorher gab es „Robin Hood“ auch schon als Hörspiel beim |Europa|-Verlag, genauer gesagt im Jahre 1971. Und genauso wie die vielen verschiedenen Fassungen dieser legendären Geschichte aus dem Großbritannien zu Zeiten der Kreuzzüge, so setzt auch dieses Hörspiel, welches unlängst in der Reihe „Europa – Die Originale“ neu aufgelegt wurde, andere Schwerpunkte. Vor allem die Vorgeschichte und Robins Ambitionen, als Hüter der Gerechtigkeit aufzutreten, werden hier etwas ausführlicher beleuchtet, jedoch auch anders dargestellt. Wird der junge Loxley an anderer Stelle selber noch als Ritter des Königs beschrieben, so wird er hier als vorlauter Jüngling, der noch unter der Obhut seines Vaters lebt, vorgestellt. Und Letztgenannter kommt dementsprechend auch noch zu Wort und empfiehlt seinem Sohn, sich schnellstens von seinem Anwesen zu entfernen, denn er ahnt schon, dass sein erster unfreundlicher Kontakt mit den Bekannten des Sheriffs schlimme Folgen haben wird.

Natürlich aber nimmt die Geschichte erst richtig Fahrt auf, als Robin sich nach dem Tod seines Vaters gemeinsam mit Bruder Tuc und Little John gegen den offensichtlichen Feind ihres geliebten Königs stellt und diesen mit vielen Verbündeten mehr als nur einmal ärgert. Selbst die gemeinen Meuchelmörder, die man auf ihn ansetzt, kann Robin problemlos überwältigen, und wenn er selber dann mal in die Bredouille gerät, helfen ihm seine Freunde aus dem Wald, die für ihren jungen Anführer stets ihr Leben lassen würden. Und so sorgt Loxley nicht nur im Sherwood Forest, sondern nach einiger Zeit schon in ganz England für Aufsehen – und wird nicht nur innerhalb der eigenen Landesgrenzen, sondern auch im Heiligen Land, wo sein König schon seit Jahren im Krieg steht, zur Legende.

Im Gegensatz zum Kinospektakel aus den Neunzigern, welches ja zu einem wesentlichen Teil auch auf den Action-Szenen beruhte, setzt das klassische Hörspiel in erster Linie auf Humor und zielt so vornehmlich auf ein jugendliches Publikum, bietet aber andererseits auch schöne Unterhaltung für die gesamte Familie – was sicherlich in dieser Form auch bezweckt war. Und das Ganze macht auch wirklich sehr viel Spaß, denn die Sprecher erledigen einen hervorragenden Job, die kurzen Musikstücke passen sich dem Geschehen wunderbar an und die Geschichte ist trotz einer Spielzeit von gerade einmal 35 Minuten wirklich sehr schön und spannend aufgebaut. Lediglich die für Hörspiele gar nicht so unübliche Tatsache, dass jede Aktion von den beistehenden Personen etwas aufgesetzt erstaunt beschrieben wird, sprich das nicht Sichtbare, jedoch Offensichtliche noch einmal großartig in Worte gekleidet wird, gerät etwas störend. Aber im Großen und Ganzen geht auch das in Ordnung.

Letztendlich wird der Klassiker seinem Status so auch vollends gerecht. Hinzukommt, dass die Hörspiel-Fassung einen sehr eigenständigen Ansatz verfolgt und viele Hintergründe dieser Geschichte, bewusst oder unbewusst, von einer anderen, sehr interessanten Seite beleuchtet. Insofern ist „Robin Hood“ auch ein würdiger Abschluss der zweiten Staffel von „Europa – Die Originale“ und auch in der Kürze der Zeit ein absolutes Hörvergnügen.

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Beecher-Stowe, Harriet – Onkel Toms Hütte (Europa-Originale 4)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
John Shelby – Franz-Joseph Steffens
Chloe – Uta Höpfner
Sam – Harald Pages
Mr. Haley – Andreas von der Meden
Mr. Shelby – Helmut Kolar
Mrs. Shelby – Imme Froh
Evangeline St. Claire – Regine Lamster
Mr. St. Claire – Horst Stark
Mr. Legree – Heinz Harm

_Story_

Vor 150 Jahren war es in den amerikanischen Südstaaten noch Usus, dass die weißen Großgrundbesitzer zur Bearbeitung ihrer Plantagen schwarze Sklaven hielten. So auch der besonnene Mr. Shelby, einer der wenigen dieser Leute, der seine Sklaven auch tatsächlich als Menschen betrachtet und ihnen innerhalb ihres Aufgabenbereichs einzelne Freiheiten gewährt.

In seinem Besitz befindet sich auch der gutmütige Tom, ein fleißiger und beliebter Schwarzer, der mit seiner Familie sogar eine eigene Hütte auf Shelbys Anwesen bewohnt. Dort lebte er trotz seiner Fessel mit sich und seiner Welt in Frieden, zumal er seinen Glauben auf der Farm in vollen Zügen ausleben konnte. Eines Tages jedoch bleibt Shelby keine Wahl, als ‚Onkel Tom‘, so der Rufname des Sklaven, für eine hohe Summe zu verkaufen. Ein Sklavenhändler macht ihm ein Angebot, das man einfach nicht ausschlagen kann, und sucht alsbald einen neuen Besitzer für seinen neuen Schützling.

Während einer Schiffsfahrt lernt Tom die junge Evangeline St. Claire kennen, freundet sich mit dem jungen Mädchen an und wird schließlich von ihrem Vater in den Dienst genommen. Glücklich über seine neue Anstellung, erwirbt sich Tom sehr schnell erneut einen sehr guten Ruf und lebt nicht nur als Sklave, sondern auch als Freund der Familie St. Claire.

Dann jedoch beginnt das Drama: Das kleine Mädchen wird todkrank, und Tom und die Familie müssen hilflos mit ansehen, wie die junge Eva in den Himmel auffährt. Ihr letzter Wunsch ist, dass Tom nach ihrem Tod ein freies Leben führen darf. Doch als Mr. St. Claire nach dieser Tragödie die Formalitäten für Toms Freiheit in die Wege leiten möchte, folgt auch schon der nächste bewegende Schicksalsschlag, der den gutmütigen Neger wieder meilenweit zurückwirft.

_Meine Meinung_

„Onkel Toms Hütte“ ist eine der dramatischsten Sagen der gesamten Literaturgeschichte; ein liebevolles Märchen über Glaube, Liebe und Hoffnung, das jedoch bei jedem ‚wunderbaren‘ Entwicklungsschritt von noch schlimmeren Ungerechtigkeiten überschattet wird.

Dabei werden die düsteren Rahmenbedingungen weitaus positiver dargestellt, als sie eigentlich sind bzw. waren. Die Sklaverei wird als die normalste Sache der Welt hingestellt, als Fakt, den es nicht anzuzweifeln gilt. Gut, man muss berücksichtigen, dass es sich hier vorrangig um eine Geschichte für das jüngere Publikum handelt, weswegen eine detailliertere Auseinandersetzung nicht zweckmäßig wäre, aber es ist im Grunde genommen schon erschreckend, wie selbstverständlich dieses finstere Kapitel der amerikanischen Geschichte hingenommen wird. Aber das ist keine Kritik am Hörspiel, sondern vielmehr eine generelle Kritik am leichtfertigen Umgang mit der strikten Rassentrennung, die in „Onkel Toms Hütte“ erst zum Ende hin ins Abseits gerät und indirekt scharf verurteilt wird.

Jenseits dieser Problematik ist die Geschichte wirklich ein wunderbares Märchen, aber auch ein sehr trauriges, das einem besonders in den letzten Sequenzen sehr nahe geht. Erst der Tod des armen kranken Mädchens, dann das ungerechte Schicksal von Onkel Tom und schließlich noch all die Niederträchtigkeiten, die der Mann über sich ergehen lassen muss. Stellenweise ist es echt hart, was hier geschieht, bisweilen sogar fast brutal, was aber Teil der Dramaturgie der Handlung ist.

Der Umgang mit den Sklaven, zunächst noch als menschlich und rücksichtsvoll beschrieben, entwickelt sich zu einem bewegenden Drama bis hin zum Gipfel der Ungerechtigkeit. Ausgerechnet der gutherzige, immerzu liebevolle Tom wird permanent zum Opfer, obwohl er sein Leben lang dankbar und zuverlässig geschuftet und sich wirklich alles gefallen lassen hat. Ähnlich sieht es mit der Geschichte der kleinen Eva aus; ein so lebendiger Charakter, voller Liebe und Zuversicht und außerdem schon so erwachsen, und plötzlich befindet sie sich im aussichtslosen Kampf gegen den Tod.

Auch wenn es eine sehr moralische, lehrreiche Story ist – sie ist kein leichter Stoff, aber deswegen noch umso schöner. Sie beschreibt in kurzen, aber sehr eindrucksvollen Zügen all das Leid und den Frevel sowie die Unbarmherzigkeiten, denen die schwarze Bevölkerung vor anderthalb Jahrhunderten ausgesetzt war, dies sicher in entschärfter Fassung, aber grundsätzlich doch schonungslos hart.

Das Hörspiel aus der „Europa-Originale“-Reihe fängt die bedrückte Stimmung ein, die im Gegensatz zu Onkel Toms fröhlicher Ausstrahlung einen enormen Kontrast aufwirft, den man erst einmal gar nicht begreifen will. Doch Tom ist ein tiefgläubiger Mensch, der die Hoffnung nie verliert, seine gesamte Familie mit dieser Laune ansteckt und somit sein Leben meistert – bis hin zum traurigen Tod, dem Sinnbild für das ungerechte Leben dieses einzigartigen Menschen.

Das Original, aufgenommen im Jahre 1972, ist basierend auf dieser wechselhaften Atmosphäre auch ein echter Ohrenschmaus, der gekonnt all die tiefgreifenden Emotionen der Geschichte beeindruckend widerspiegelt. Die Sprecher, allen voran Franz-Joseph Steffens, der mit seiner rauen Stimme die Rolle des gutmütigen Brummbärs absolut souverän ausfüllt, erledigen einen prima Job und spielen ihre Rollen nicht nur lebhaft, sondern auch der betrübten Handlung entsprechend sehr authentisch aus. Es wird gelacht und geweint, geschimpft und geliebt, aufgegeben und gehofft, und jedes Mal wissen die Stimmen dieses Hörspiels, wie sie ihren Part auszufüllen haben. Selbst die vermeintlichen Fieslinge geben der Erzählung die erforderliche Herzlosigkeit und machen „Onkel Toms Hütte“ zu einem weiteren, absolut hörenswerten Vertreter dieser ’neu‘ gestarteten Reihe.

Oder um es anders zu sagen: Das Hörspiel setzt genau das um, was man von einer Klassiker-Adaption erwarten darf. Trotz der anfänglichen Zweifel ob des Umgangs mit dem Thema Sklavenhaltung kann ich „Onkel Toms Hütte“ aus dem Hause |Europa| daher auch nur dringend weiterempfehlen.

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Yoshida, Sunao / Kyujo, Kiyo – Trinity Blood 1

_Story_

In einer fernen Zukunft: eine feindliche Lebensform, eine moderne Variante des klassischen Vampirs, deren Ziele jedoch noch unklar sind. Der Vatikan ist die erste Instanz, die sich gegen diese neue Bedrohung aufzulehnen vermag und sie überhaupt erst erkennt. Und so wird von Rom aus der geheimnisvolle Pater Abel Nightroad entsandt, um die Gefahr zu analysieren und schließlich auch abzuwenden. Als Agent der Spezialeinheit Ax ermittelt er verdeckt gegen den zwielichtigen Graf Gyula Kádár, der in der Stadt Istvan sein Unwesen treibt und als Vorhut dieser Vampir-Spezies gilt.

Bei diesem Auftrag lernt Nightroad auch bei einem zufälligen Zusammenstoß die gläubige Schwester Esther und ihren Gefährten Dietrich kennen, die wegen ihrer grausamen Vergangenheit beide Rache an den Vampiren geschworen haben. In ihnen findet der Pater willkommene Verstärkung gegen den undurchschaubaren Grafen, ist aber schließlich doch auf sich alleine gestellt. Während Esther sich nämlich als zu schwach erweist, um sich gegen die ungerechten Begleiterscheinungen dieses Kampfes zu behaupten, entwickelt sich der verräterische Dietrich zu einem gefürchteten Gegner, dessen Motive ebenso rätselhaft sind wie die des Grafen. Und das macht das ungleiche Gefecht zwischen dem Vatikan und den befeindeten Vampiren nicht gerade leichter.

_Meine Meinung_

Mit „Trinity Blood“ beginnt dieser Tage eine neue Manga-Serie auf dem |Panini|-Sublabel |Planet Manga|, und dazu eine von Beginn an äußerst vielversprechende. Autor Sunao Yoshida hat mit dieser Serie eine etwas eigenwillige, teils auch humorvolle Vampirstory entworfen, bei der es direkt zum Auftakt schon ordentlich zur Sache geht und der Leser auch sofort mitten ins actionreiche Geschehen hineinbefördert wird, noch bevor er sich überhaupt mal ein Bild über die Rahmenbedingungen machen kann – und das ohne jegliche Hektik. Nicht schlecht, wird man denken, allerdings ist „Trinity Blood“ aufgrund ihrer vielfältigen Charaktere keine herkömmliche Vampir-Serie, sondern schon eine etwas verzwicktere Sache, die auf den ersten Blick leicht überschaubar scheint, im Nachhinein aber dann doch komplexer ist, als der Fortschritt der Handlung dies vermuten lässt.

Feststeht am Beginn lediglich, wie einzelne Rollen verteilt sind, und in diesem Sinne weiß der Leser erstmal nur, dass sich Nightroad als menschlicher Vertreter des Vatikans und Gyula als unbekannte, vampirische Macht gegenüberstehen. Doch was bezweckt der vermeintliche Schwächling Dietrich? Was steckt hinter der schüchternen Esther? Und wie ist ihre leidenschaftliche Hingabe zur Bischöfin zu verstehen, deren Tod sie völlig aus der Bahn wirft?

Ungeklärte Fragen gibt es bereits im ersten Band von „Trinity Blood“ genügend und ihre zwischenzeitlichen Lösungen sind auch durchaus befriedigend, lassen einen nicht schon am Anfang verwirrt und grübelnd zurück, obwohl sie eigentlich auch weiter offen bleiben. Der Autor macht dies äußerst geschickt, indem er Spannung kreiert, diese ausbaut, ihre Hintergründe kurzzeitig aufdeckt, aber auch weiterhin noch Hintertürchen offen lässt, die das Ganze nicht endgültig erscheinen lassen, was es ja dann auch nicht ist.

Lediglich ein Problem ergibt sich hieraus, und das sind die manchmal überzogenen Ausschmückungen der Szenarien. Aus dem stetigen Hin und Her ergeben sich vor allem im direkten Aufeinandertreffen von Gyula und dem Pater einige Längen, welche die Konfliktlösung nur sinnlos aufschieben, aber keine Gründe liefern, warum dies jetzt noch nötig ist. Jeder kündigt x-mal an, dass er sich des jeweils anderen jetzt entledigen wird, es kommt zu mehrfachen Kampfhandlungen, aber es passiert nichts Konkretes. Und das hemmt die Entwicklung des Plots doch ganz ordentlich. Erst zum Schluss hin, eigentlich erst mit dem sich langsam andeutenden Cliffhanger, erlangt Yoshida die vorab erzielte Spannung wieder zurück, kommt wieder deutlicher auf den Punkt und bringt der gesamten Geschichte auch das Potenzial zurück, das zwischenzeitlich ein wenig auf der Kippe stand.

Ganz zufrieden sein darf man wegen dieser etwas zu ausgiebig gestreckten Abläufe im dritten von insgesamt vier Kapiteln daher auch noch nicht mit „Trinity Blood“. Die Story ist interessant, ebenso die Charaktere, und man hat auch sofort den Eindruck, als würde der Autor von der ersten Seite an ziemlich zielgerichtet auf eine Entwicklung hinarbeiten. Doch er verliert für eine kurze Zeit die ansonsten sehr stringente Spur, zerrt so ein wenig an der Geduld und rettet sich durch einen dennoch befriedigenden Übergang geschickt über die Zeit, um zum Schluss dann wieder das Tempo zu steigern.

Keine schlechte Sache, klarer Fall, aber (zumindest gilt dies für den ersten Band) auch noch nicht das, was man einen überragenden Auftakt nennen darf. Dank der starken Zeichnungen, die besonders die Hauptfiguren sehr vielseitig und individuell erfassen, ist „Trinity Blood“ aber dennoch sehr zu empfehlen, nicht zuletzt, weil man innerlich weiß, dass in dieser Serie noch jede Menge Potenzial schlummert, das erst noch ausgereizt werden muss. Gerade erschien auch Teil zwei, dann wird man hierzu mehr sagen können.

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Arakawa, Hiromu – Fullmetal Alchemist 1

_Story_

Die beiden Brüder Alphonse und Edward Elric ziehen durch die Welt, um ihr alchemistisches Grundwissen noch weiter auszubauen. Während der eine unter dem Makel eines verlorenen Beins leidet, steckt der zweite in einer riesigen Stahlrüstung – beides Konsequenzen von Grenzübertretungen in ihrem Job als Alchemisten. Doch die jungen Männer haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, an ihrem Zustand etwas ändern zu können.

Zumindest Alphonse glaubt immer noch daran, dass er eines Tages wieder seine Rüstung ablegen kann, auch wenn er gemeinsam mit Edward schon nicht mehr ihre Mutter wiederbeleben konnte. Ein Problem haben die beiden jedoch: Wirklich überall, wo sie auftauchen, ist Ärger garantiert.

Vor allem Edwards Stellung als Staatsalchemist sorgt immer wieder für Unruhe, weil die Ganoven, die den ungleichen Brüdern begegnen, genau wissen, dass sie ihnen kaum gewachsen sind. Und so ist die Reise der beiden Alchemisten geprägt von Rangeleien, Hinterlisten und Schmierereien. Edward und Alphonse machen sich aber deswegen keinen Stress, denn wo ihre vermeintlichen Gegner ziemlich cool auftreten, sind die zwei Alchemisten noch einen ganzen Tick abgezockter …

_Meine Meinung_

Der Auftakt der neuen Manga-Serie „Fullmetal Alchemist“ ist recht ungewöhnlich ausgefallen. Zwei völlig obskure Typen ziehen umher, kämpfen in gewissem Sinne für Gerechtigkeit (oder besser gesagt gegen Ungerechtigkeit) und kümmern sich dann doch wieder um kaum etwas anderes als sich selbst.

Der erste Band ist in mehrere Kapitel unterteilt, die grundsätzlich für sich selber stehen könnten, aber auch in einem gewissen Zusammenhang zueinander stehen. Anders gesagt: Es gibt einen roten Faden, der die einzelnen Episoden zusammenhält, aber nicht notwendig verfolgt werden muss. Zu Beginn werden auch direkt die gesamten Eigenheiten der Handlung bzw. ihrer Charaktere offenbar. Große Klappe vs. große Klappe, sprich ständige Wortgefechte sind an der Tagesordnung, meist geführt vom Staatsalchemisten und Unruhestifter Nummer eins, Elric, der sich hier als Moralapostel aufspielt und einen betrügerischen Pater entlarven will – aber nicht mit aller Konsequenz.

Dieser Schein-Geistliche gibt vor, er könne Menschen wiederbeleben, allerdings wissen die beiden aus eigener Erfahrung, dass dies nicht möglich ist. Mit dem Grundwissen der Alchemie ausgestattet, bekämpfen sie seine Theorien, leisten permanent Widerstand, rufen den Zorn des Paters und seiner verbrecherischer Helfershelfer auf sich herab. Und urplötzlich bekommen die beiden auch Anerkennung bei den Bürgern der Stadt, doch bevor ihnen dies nahe gehen kann, lassen sie die Leute dort wieder mit ihren Problemen links liegen, selbst ein Mädchen, das sehr großes Vertrauen in den Pater gesetzt hat und nun dringende Unterstützung braucht.

Im nächsten Abschnitt wollen Alphonse und Edward eigentlich nur einen Zwischenstopp in einem Gasthaus machen, bekommen sich aber – wieder mal wegen der Position des Staatsalchemisten – mit den Eignern in die Wolle. Dann aber lernen die beiden den Grund für den dortigen Unmut kennen. Der korrupte Leutnant presst haufenweise Steuergelder aus den unschuldigen Bürgern heraus, muss aber einlenken, als er die beiden Elric-Brüder antrifft. Diese nämlich haben sich schon einen Plan zurechtgelegt, wie sie in der Ortschaft wieder für Gerechtigkeit sorgen und den falschen Politiker überlisten können.

Im letzten Kapitel kämpfen die Elric-Brüder gegen eine Bande von Geiselnehmern an, die zudem einen ganzen Zug in Beschlag genommen haben. Gewieft wie immer setzen sie sich zur Wehr und sprengen die Situation mit taktischer Raffinesse und einer guten Spürnase.

Insgesamt sind alle drei Geschichten ziemlich stark und bieten kurzweilige, teils auch sehr humorvolle Unterhaltung. Lediglich im letzten Teil namens „Kampf im Zug“ gerät die Action zu Ungunsten der Spannung ein wenig außer Kontrolle, was aber ebenfalls durch viele lustige Szenen und Dialoge wieder locker ausgemerzt werden kann. Dies ist auch der mitunter wichtigste Aspekt dieser frischen Serie: Es ist leichte Kost, hat aber trotzdem von allem etwas und ist überdies auch sehr ausgewogen. Und noch viel wichtiger: Die Charaktere sind echt sympathisch, cool und fördern den Spaß umso mehr.

„Fullmetal Alchemist“ ist sicherlich kein innovativer Überflieger in seinem Genre, aber eine echte Bereicherung. Das kann ich zumindest für den ersten Band unterschreiben. Die beiden Elric-Brüder haben Witz und sind super illustriert, soll heißen, auch die Rahmenbedingungen stimmen. Auf den Punkt gebracht, heißt dies, dass der Einstand absolut gelungen ist und man auf jeden Fall noch einiges von dieser Serie erwarten darf. Die Fortsetzung folgt im November 2006. Hoffentlich dann auch wieder mit so lässigem Manga-Entertainment.

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S. L. Viehl – Stardoc – Die Seuche (Band 1)

Story

Dr. Cherijo Grey Veil, Tochter des angesehenen und berühmten Joseph Grey Veil, möchte nur noch fliehen. Weg von Terra, und vor allem weg von ihrem tyrannischen Vater, dessen Einfluss sie nicht mehr länger ertragen kann. Während eines Bar-Besuchs lernt sie den Piloten Dhreen kennen, der mit seinem Schiff alsbald nach Kevarzangia Zwei reist und anbietet, die junge Ärztin mitzunehmen. Cherijo willigt ein und startet gemeinsam mit ihrer Hauskatze Jenner auf dem Kolonieplaneten ein völlig neues Leben.

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Niemann, Sebastian (Regie) / Alexander-Burgh, Eberhard (Buchautor) – Hui Buh – Hörspiel zum Film

Seit dem weltweiten Kinoerfolg der Bully-Produktion „Der Schuh des Manitu“ drehen die Medien immer völlig durch, wenn sich ein weiteres Comedy-Megaereignis anbahnt bzw. Herr Herbig wieder in einer solchen Produktion seine Finger im Spiel hat. Nach „Traumschiff Surprise“, der zweiten gefeierten Klamauk-Stafette des beliebten Entertainers, folgt nun drei Jahre später der nächste Film mit Bullys Beteiligung, und wieder ist der Rummel unheimlich groß. Dieses Mal hat man sich jedoch nicht an die Adaption eines cineastischen Kassenschlagers herangewagt, sondern stattdessen die beliebte Hörspiel-Reihe „Hui Buh“ mit einem frechen Kinostreifen bedacht. Parallel zum immer noch sehr angesagten Film erscheint über Hui Buhs Hauslabel |Europa| auch das zugehörige Hörspiel, womit sich der Kreis wiederum schließt.

_Story_

Hui Buh führt auf Schloss Burgeck ein herrliches Leben. Ungestört spukt er innerhalb der märchenhaften Gemäuer, wenn er nicht gerade seinen einzigen Weggefährten, den alten Kastellan, mit seinen Künsten beeindrucken will. Allerdings ist Hui Buh über sein Leben dennoch nicht sonderlich glücklich; zwar ist das Schlossgespenst das einzige seiner Art mit der Lizenz zum Spuken, aber aus unerfindlichen Gründen sind seine Aktionen bislang noch nie gruselig gewesen. Auch wenn der Kastellan sich Mühe gibt, sich von den zahlreichen Manövern des Geistes beeindruckt zu zeigen, erschrocken hat er sich in seiner gesamten Laufbahn als Königsdiener von Burgeck noch nicht.

Als eines Tages König Julius der 111. auf Burgeck auftaucht, ergibt sich für Hui Buh eine neue Chance, endlich doch noch seine Talente unter Beweis zu stellen, zumal das Gespenst überhaupt keine Sympathien für den Monarchen übrig hat. Dieser plant die Verlobung mit der liebreizenden Gräfin Leonora von Etepetete, und das schon bald, doch ausgerechnet das Schlossgespenst macht ihm hier einen Strich durch die Rechnung. Quasi als Racheakt verbrennt Julius die Lizenz seines neuen Feindes, ist sich allerdings nicht bewusst, was er damit anrichtet. Der unheimliche Daalor erscheint nämlich auf Burgeck und bedroht alle Bewohner des Schlosses. Nur mit vereinten Kräften kann es Hui Buh und Julius gelingen, den bösen Kontrahenten abzuwehren. Doch hierzu müssen sie erst einmal ihre Feindseligkeiten dem jeweils anderen gegenüber ablegen …

_Meine Meinung_

Bei der Betrachtung der Schauspieler, die an diesem modernen Märchen Anteil haben, kann man eigentlich schon davon ausgehen, dass die Kinofassung von „Hui Buh“ ein echter Knaller ist. Christoph Maria Herbst, Bully Herbig, Heike Makatsch und nicht zuletzt der mittlerweile verstorbene Hans Clarin haben sich bemüht, dem gruseligen Spaß ihren Stempel aufzudrücken, sind dabei aber leider (zumindest partiell) gescheitert. Nennen wir das grundlegende Problem direkt zu Beginn: „Hui Buh“ ist einfach nicht so lustig, wie man es eigentlich erwartet hätte. Hier ein flotter Spruch, dort ein paar fallende Gegenstände und der leider viel zu klischeegetriebene Aufguss einer „Gut vs. Böse“-Handlung sind die hauptsächlichen Merkmale des düsteren Familienkinos und enttäuschen die sehr hohen Erwartungen dann doch enorm.

Für meinen Geschmack liegt dies vor allem an der fehlenden Harmonie unter den Protagonisten. Damit meine ich jetzt nicht, dass die Schauspieler beim Dreh keinen Spaß hatten, das hatten sie nämlich ganz sicher, sondern eher, dass die Besetzung in dieser Form nicht so recht funktioniert. Zu viele starke Charaktere säumen das Bild, und jeder fordert seine Daseinsberechtigung. So ist die Produktion zum einen sehr stark auf Bully Herbig in der Doppelrolle Balduin/Hui Buh zugeschnitten, will aber auch dem trockenen Humor von Christoph Maria Herbst und dem kessen Auftreten einer Heike Makatsch gerecht werden. Und außerdem sind da ja auch noch Rick Kavanian und die Legende Hans Clarin, die ebenfalls Aufmerksamkeit für sich beanspruchen. Und leider Gottes funktioniert das nicht, wobei ich Herrn Herbst auch für eine Fehlbesetzung halte. Vielleicht sehe ich das zu engstirnig, aber für diesen Schauspieler sind derbe Rollen wie die des Büromiesmachers Stromberg tausendmal besser geeignet als die des jugendlichen Spaßmachers.

Nun, auf jeden Fall hat mich der Film schon im Kino nicht überzeugt, zum einen, weil die Story selbst für die vorgesehene Zielgruppe zu durchsichtig ist, und zum anderen, weil der Geist (nomen est omen) der bekannten Hörspiel-Serie hier in groben Zügen verfälscht wurde. Von der seltsamen Darstellung des Gespenstes mal ganz zu schweigen …

Damit wären wir beim Hörspiel angelangt, bei dem es sich um eine leicht gekürzte Fassung des Films handelt. Der Unterschied besteht hier weitestgehend darin, dass sämtliche Nebenschauplätze der Geschichte entfernt wurden, so zum Beispiel die bildliche Situationskomik oder die für die Entwicklung des Plots eher zweitrangigen Dialoge. Die Handlung wurde in 68 Minuten auf den Punkt gebracht, und dies von dem wunderbaren Erzähler Andreas Fröhlich (z. B. Dialogregie beim „Herr der Ringe“ und dort die Stimme von |Gollum| sowie |Bob Andrews| in „Die drei ???“), der seine Aufgabe hier entgegen des allgemeinen Gesamteindrucks wirklich fantastisch löst.

Ansonsten: Eine durchschnittliche Geschichte kann man kaum dadurch aufwerten, dass man sie kürzt, und da man im Film zumindest noch mal lachen durfte, wenn Hui Buh in alberner Manier durchs Bild huschte, gehen auch noch die wenigen wirklich guten Lacher verloren. Zurück bleibt lediglich eine sehr künstlich aufgebauschte, nicht allzu spektakuläre Geschichte, die auch von den großen Namen nicht gerettet werden kann. Gerade im Hinblick auf Bullys letzten beiden Leinwand-Volltreffer ist dies hier eine einzige Enttäuschung, bei der ich mir selbst beim ganz jungen Publikum vorstellen kann, dass sie nicht wirklich ankommt.

Schade drum, denn das Hörspiel ist an sich gut aufgemacht, enthält ein paar kurze Hintergrundinfos zu den einzelnen Figuren und fängt zumindest die Atmosphäre prima auf. Aber ebenso wenig wie Hui Buh zu spuken vermag, haut der Inhalt einen um. Weder im Kino noch auf dem silbernen Datenträger.

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Miller, Frank (Autor) / Mazzucchelli, David (Zeichner) – Batman (Das erste Jahr)

_Story_

Bruce Wayne ist seit dem Mord an seinen Eltern Vollwaise. Gleichzeitig ist er aber auch der reichste Mann der Stadt, was ihm sowohl zahlreiche Freunde als auch Feinde beschert. Bei seiner Rückkehr in die Verbrechermetropole Gotham City schwört er eines Tages Vergeltung für das Attentat auf seine Familie. Verkleidet als Dunkler Ritter Batman macht er schon bald Schlagzeilen, wird aber ebenfalls zum größten Feind des Police Departments, denn Batmans rätselhaftes Auftreten ist nicht zwingend der guten Seite zuzuordnen. Vor allem der neue Lieutenant Gordon beschäftigt sich ausführlich mit dem Phänomen Batman; er macht Jagd auf den Mann im Fledermauskostüm und versucht, mehr über seine Motivation in Erfahrung zu bringen. Erfolglos. Sowohl die Cops als auch die höherrangigen Beamten sind machtlos gegen Waynes zweites Gesicht, und obwohl sie einen dringenden Verdacht haben, wer hinter der Maske steckt, können sie dem Millionär nichts nachweisen.

Währenddessen hat Gordon aber auch noch mit seinen familiären Problemen zu kämpfen; seine Frau Barbara liegt von Depressionen gequält kurz vor der Entbindung schwanger im Hospital und gerät andauernd mit ihrem Mann aneinander. Der wiederum kann der Versuchung einer Affäre kaum noch widerstehen und gerät in einen moralischen Zwiespalt. Sein Leben scheint ihn zu überfordern, doch Gordon wehrt sich vehement dagegen. Schließlich gilt es, Batman dingfest zu machen und die korrupten Elemente innerhalb der Polizei zu entlarven …

_Meine Meinung_

Vor genau 20 Jahren, 1986, hatte Comic-Legende Frank Miller die Idee, Batmans Ursprungsgeschichte neu zu verfassen, und schrieb in Kooperation mit Zeichner David Mazzucchelli eine Art Tagebuch des Dunklen Ritters mit dem Titel „Das erste Jahr“. Im Original entstand dabei ein Vierteiler, der nun, wo eben jene Geschichte wieder mehrfach in den Fokus der aktuellen Ereignisse im DC-Universum gerät, nach etlichen Jahren neu aufgelegt wurde. In Deutschland erscheint die Serie sogar direkt als Sammelband und bildet als solcher eines der Highlights der diesjährigen Verlagssaison.

Miller konzentriert sich in seiner Fassung der Erzählung zugleich auf zwei verschiedene Charaktere, die sich in ihrer Zerrissenheit allerdings sehr ähnlich sind. Zum einen ist da natürlich Bruce Wayne, millionenschwerer Erbe mit unheimlich großen, bislang versteckten Kräften und einem arg zweifelhaften Ruf. Sein Geld ist beliebt, hält für den reichen Waisen aber auch alle Nebenerscheinungen bereit, die ein solch schweres Vermögen im ungünstigsten Fall mit sich bringt. Wayne ist ein arroganter Schnösel, hält sich für unantastbar und glaubt auch in seiner zweiten Haut als Batman, vollkommene Freiheit zu genießen. Er ist seinen Verfolgern zwar auch immer einen Schritt voraus und kann ihnen im direkten Kräftemessen auch immer Paroli bieten, lernt aber in seiner anderen Verkörperung auch seine Grenzen kennen und muss akzeptieren, dass er trotz seines Reichtums vor der Bedrohung der Unterwelt nicht sicher ist.

Fehlende Sicherheit ist auch eine Misere, von der Lieutenant Gordon befallen wird, sobald er seinen Job in Gotham City angetreten hat. Er ist ein Workaholic und als solcher von seinen Kollegen auch gefürchtet. Seine übergenauen Ermittlungen und der Erfolg im Kampf gegen das Verbrechen machen ihn auch in den Medien zum gefeierten Helden, senken seinen Status bei der Chefetage aber in gleicher Weise. Dort sind nämlich korrupte Persönlichkeiten an der Macht und decken die schmierigen Geschäfte ihrer Untergebenen, so dass Gordon trotz mehrfacher Beweise gegen Windmühlen ankämpft. Außerdem leistet er sich einen groben Fehler, als er seine Frau mit einer Kollegin betrügt, was natürlich nicht unbeobachtet bleibt und fortan als Druckmittel gegen ihn benutzt wird.

Das Leben dieser beider Männer wird in chronologischer Folge innerhalb eines Jahres beschrieben, und damit sowohl ihr Aufstieg als auch ihr Schicksal. Miller nimmt dabei jeweils die Perspektive der Protagonisten ein, schildert ihr Handeln und beschreibt ihre meist sehr persönlichen Gedanken, angefangen bei der stetigen Skepsis des Beamten bis hin zum immer kompromissloseren Erscheinungsbild Batmans. Dabei dringt er sehr tief in ihr Innerstes ein und entwickelt eine sehr dramatische Geschichte mit unsicherem, spannendem Verlauf und vielen genialen Ideen. Im Gegensatz zu Millers neueren Werken ist der Plot auch relativ simpel gestrickt und basiert auf einem temporeichen, stringenten Aufbau.

Unnötige Komplexität weicht einem Mehr an Action, die in diesem Fall sogar teilweise recht brutal ist, allerdings nie übertrieben dargestellt wird. Mazzucchelli konzentriert sich in den Zeichnungen nämlich auch auf das Wesentliche und erweist sich dabei als die perfekte Ergänzung zu Millers basischem Stil. Das düstere Gesamtbild, Millers Charakteristikum Nummer eins, prägt die Geschichte unheimlich und zehrt sehr stark von den oftmals enorm finsteren Zeichnungen. Diese sind ein perfekter Spiegel der Atmosphäre des Inhalts; bedrückt, düster, pessimistisch, aber doch sehr lebendig, oder um es auf den Punkt zu bringen: Hier ist alles miteinander im Einklang, weshalb man auch mit Fug und Recht von einem Klassiker reden darf.

Einer von vielen aus Millers reichhaltig bestückter Biografie, der nun endlich auch als gesammeltes Werk in Deutschland erhältlich ist. Fans des Autors erzähle ich sicher nichts Neues mehr, wenn ich sage, dass seine Geschichten durchweg genial sind. Wer den Autor solcher Serien wie „Sin City“ und „300“ indes noch immer nicht kennen und lieben gelernt hat, bekommt mit diesem Comic eine optimale Chance, Verpasstes nachzuholen und sich von Millers eigenwilliger Eleganz vereinnahmen zu lassen. Eine Chance, die man sich meines Erachtens keinesfalls entgehen lassen sollte!

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Appelfield, Aharon – Geschichte eines Lebens

„Geschichte eines Lebens“ – welch bescheidener Titel für die fragmentierte Wiedergabe einer Biografie voller erlebter Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten. Der Autor, Erwin (Aharon) Appelfield, Jahrgang 1932, hat am eigenen Körper all die Gräuel des Kriegs erleben müssen, begonnen in seiner rumänischen Heimat, in der Marschall Antonescu als Adäquat zu Adolf Hitler den Holocaust vorantrieb, über seine schmerzvollen Reise in die Ukraine und die Zwischenstation Ghetto bis hin zu seiner Flucht ins Exil an die Adria und schließlich nach Palästina, wo Appelfield nach jahrelangem Überlebenskampf endlich den lang ersehnten Frieden gefunden hat.

Doch wie schreibt man eine solche Geschichte, ohne dabei Gefühle wie Hass und Verbitterung zu sehr an die Oberfläche dringen zu lassen? Wie kann eine quasi wertfreie Aufarbeitung stattfinden, quasi neutral und faktisch, aber nicht emotionsgeladen und aggressiv? Gar nicht möglich. Jedenfalls sollte man dies vermuten, wenn man sich zu Gemüte führt, was der junge Appelfield damals in der Ära des Krieges hat durchmachen müssen. Schon von Kindesbeinen an führte er ein Leben als Verfolgter, verlor dabei seine Mutter und seine Großeltern schon zu Beginn des Krieges, musste mit ansehen, wie sein Vater den Todesmarsch in die Ukraine mit seinem Leben bezahlte und wurde gleichzeitig noch dazu gezwungen, sich mit etlichen weiteren Menschenschicksalen auseinander zu setzen, während er gerade erst zum Knaben heranreifte. Es gibt wohl kaum Worte, um die Gefühle zu erfassen, die Appelfield nicht nur in dieser niederträchtigen Zeit, sondern auch in den Erinnerungen, die ihn auch heute noch plagen, hat durchleben müssen, doch man ist sich fast schon sicher, dass der Autor sein Leben aus einer sehr feindseligen Perspektive betrachten wird. Aber er tut es nicht, geht schon beinahe souverän mit den prägenden Abläufen um und ist mit sich und seiner Vergangenheit schon lange im Frieden.

Dabei ist es allzu erschreckend, was Appelfield in den vielen gesammelten Ausschnitten und Eindrücken verarbeitet, aber auch, wie emotionslos er die verschiedenen Gedanken aufarbeitet. Ja, es ist die Geschichte seines Lebens, und sie besteht oberflächlich betrachtet nun einmal ausschließlich aus Fakten, aber ist es eben nicht nur irgendeine Geschichte, sondern die eines gedemütigten Kriegsopfers. Appelfield berichtet dennoch relativ trocken (natürlich immer im Hinblick auf die Brutalität der Ereignisse) davon, wie er seine Heimat aufgeben musste, seine Familie verlor, wie er unschuldigen Menschen beim Sterben zusah und dies irgendwann als gegeben hinnahm, und wie er den Tod zu akzeptieren lernte, ohne jemals darauf vorbereitet zu werden. Es ist die Geschichte eines Jungen, der vor seinem eigentlichen Leben bereits aus diesem herausgerissen wurde, der im Alter von sieben Jahren bereits Entscheidungen treffen musste, die nicht einmal ein Erwachsener zu entscheiden imstande gewesen wäre, der aber auch mit der schrecklichen Situation abstumpfte und irgendwann nur noch für sich selber kämpfte – und überlebte.

Grotesk ist dabei, dass er selbst bei den grausamsten Erfahrungsberichten meist die positiven Dinge hervorhebt. Beginnend bei der Ankündigung der drohenden Veränderung, als er mit seiner Familie ganze Massen an Erdbeeren vertilgte, bis hin zu den Arbeiten bei einer Prostituierten, die ihn ausnutzte und missbrauchte, bei der Aharon aber dennoch hauptsächlich die guten Eigenschaften hervorhebt. „Geschichte eines Lebens“ ein optimistisches Buch zu nennen, läge mir zwar fern, doch der Autor zeigt im Grunde genommen sehr oft eine zuversichtliche Grundhaltung, wobei natürlich berücksichtigt werden muss, dass der Krieg für Appelfield ein versöhnliches (soweit man dies so sagen kann) Ende hatte.

Doch wo für den Autor die positiven Eindrücke eine tragende Rolle spielen, bleiben beim Leser fast ausschließlich die Gemeinheiten haften. Babys, die aus purer Lustbefriedigung Hunden zum Fraß vorgeworfen wurden, der brutale Marsch in die Ukraine, die erzählten Ausschnitte des Ghettolebens, und, und, und. Die Liste ist ewig lang und kann im Detail kaum noch wiedergegeben werden, derart massiv häufen sich die gedanklichen Schreckensbilder.

Daher keimt auch ständig die Frage auf, wie Appelfield es bewältigt hat, all diese Erlebnisse mit einer relativen Gelassenheit zu dokumentieren, wie es ihm gelungen ist, sich von den depressiv stimmenden Bildern adäquat zu distanzieren. Wenn man bedenkt, wie genau die Erinnerungen noch in ihm leben und wie detailgetreu er all dies wiedergeben kann, fällt es für den Außenstehenden schwer, überhaupt zu verstehen, aus welcher vergleichsweise neutralen Position er seine eigene Geschichte erzählt. Dies ist für mich persönlich der zentrale Punkt; nicht nur die Auseinandersetzung mit der zerrüttet dargestellten Biografie, sondern vor allem auch die fokussierte Betrachtung des Menschen, der sein erschütterndes Leben in einer nach außen durchweg wertfreien Dokumentation vorstellt. Es sind leider nur 200 Seiten, die einem hierzu Gelegenheit geben, aber die Schilderungen während dieser 20 Seiten sind so umfassend, dass sie Gedankenstoff für mehrere Wochen liefern. Was Appelfield hier beschreibt, lässt den Leser nicht mehr los, und das vor allem, weil er sich nicht auf eine spezifische Beschreibung des Lebens mit dem Holocaust beschränkt, sondern vermehrt die Entwicklung seiner Persönlichkeit in der Zeit des Antisemitismus beschreibt.

„Geschichte eines Lebens“ ist daher auch ein absolut empfehlenswertes Werk, das trotz seiner – und das soll man bitte immer in Relation zu vergleichbaren Schilderungen/Autoren dieser Zeit betrachten – nüchternen Erzählweise emotional zutiefst berührt. Mir fällt momentan kein weiterer Zeitzeuge ein, der die Betroffenen-Szenarien des Zweiten Weltkriegs derart bewegend beschrieben hat wie Aharaon Appelfield in diesem Buch.

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Miller, Frank / Varley, Lynn – 300

_Story_

Leonidas war nie ein Mann der großen Worte; bereits seit Kindestagen ließ er stattdessen Taten sprechen, so zum Beispiel als er vollkommen ausgemergelt siegreich gegen eine überlegene Bestie focht und bereits dadurch zur Legende wurde. Dies ist nun vierzig Jahre her, und Leonidas ist inzwischen zum König Spartas aufgestiegen. Eine unglückliche Rolle, denn das Land wird bedroht und scheint dem Untergang geweiht.

Zu groß sind die persischen Truppen um den göttlichen Xerxes, die schnurstracks auf Griechenland zusteuern, um das Land zu erobern und sein Volk zu unterwerfen. Doch noch ist Sparta frei. Noch steht zwischen dem Überfall der Perser eine Armee von 300 tapferen Spartanern, angeführt von niemand Geringerem als Leonidas selber, einem Motivationskünstler sondergleichen, der seine Soldaten wider die Ermahnung durch das Orakel in den Krieg schickt. In einen Krieg, in dem es nicht nur um Ehre, Ruhm und Macht geht, sondern vor allem um Stolz. Lieber nämlich würde Leonidas sterben, als Xerxes den Frieden durch einen symbolischen Kniefall zu bescheren. Und so ziehen die Spartaner in den Krieg; 300 Mann, stolz und kampferprobt, aber gleichzeitig auch dem Tode geweiht.

_Meine Meinung_

Frank Miller ist derzeit wohl der meistgefragte und vielleicht auch beste Autor, den die amerikanische Comic-Szene ihr Eigen nennen darf. Spätestens mit der cineastischen Adaption der von ihm geschaffenen Serie „Sin City“ hat sich der Mann unsterblich gemacht, behält seinen arbeitsreichen Kurs aber weiterhin strikt bei. So folgt bereits kurze Zeit nach dem durchschlagenden Erfolg des Kinofilms ein weiterer Höhepunkt in Millers Karriere, nämlich die Geschichte der 300 Männer, die mit letzter Kraft ihr Heimatland Sparta verteidigten.

Und wie es sich für Miller gehört, wird das Ganze auch wieder in einer sehr edlen Fassung veröffentlicht, deren Aufmachung wohl zum Opulentesten gehört, was der gesamte Bereich aufzubieten hat. „300“ erscheint als DIN-A4-Hardcover mit luxuriösem Einband und der mittlerweile schon berüchtigten hochwertigen Papierqualität im |Cross Cult|-Verlag und stellt wohl auch für das junge Label das bisherige Highlight des eigenen Katalogs da. Der Haken: „300“ kostet in dieser Form knapp 30 €, ist also nicht wirklich erschwinglich, aber auf inhaltlicher Basis absolut jeden einzelnen Cent wert.

Bei Leonidas’ Kampf gegen die Perser greift Miller auf sein gesamtes stilistisches Repertoire zurück und überzeugt einmal mehr mit einer atmosphärisch enorm dicht illustrierten Geschichte, die zudem von der Eindringlichkeit des übergeordneten Erzählers geprägt wird. Seine Worte wirken zunächst wie Metaphern, ihre ständigen Wiederholungen gar heroisch, doch ihre Wirkung ist schlichtweg atemberaubend. Man wächst als Leser selber in die Rolle des griechischen Anführers hinein, fühlt seinen Stolz (der auch von den Zeichnungen spitzenmäßig eingefangen wurde), spürt seinen eisernen Willen und fühlt sich seinen Zielen verbunden. Seine Worte sind Gesetz und werden trotz ihrer bedenklichen Folgen als solches akzeptiert und verinnerlicht. Er leitet die Geschichte, er bestimmt den Verlauf, und in ihm alleine lebt Miller auf.

Obwohl der Autor die Handlung in die Hände von Leonidas’ Sprachrohr Dilios legt, wächst der Autor immer stärker in die Rolle des heldenhaften Kriegsherrn hinein und entwickelt ihn zu seinem Alter Ego, zum unnahbaren Helden und sicherlich auch zu einem ideologischen Vorbild, dessen Grundzüge rückblickend auch in manchen von Millers anderen Geschichten zu finden sind. Auch er ist ein stolzer Vertreter seiner Zunft, dabei ein echter Eigenbrödler und in seinem Handeln erfolgreich – hier bestehen tatsächlich massive Ähnlichkeiten zwischen Autor und Protagonist, vielleicht auch gewollt, aber auf jeden Fall sehr auffällig.

Doch im Mittelpunkt stehen natürlich nicht diese Vergleiche, sondern die exzellente Story, und diese fesselt einen von Beginn an. Obwohl der Leser ganz genau weiß, wohin sich die Sache entwickeln wird, und auch schon gezielt erahnen kann, welches Ende Miller in Betracht zieht, bleibt die Story spannend bis zum Schluss, weil sie eben nicht nur auf die kriegerischen Akte zielt, sondern auch einen sehr dominanten Fokus auf die einzelnen Hauptakteure wirft. Zwischenzeitlich gerät die Verteidigung Spartas sogar ins Hintertreffen, weil vorrangig wichtig ist, was mit den führenden Personen, aber auch mit den einprägsamen Charakteren in ihrer Umgebung geschieht. Aber trotzdem ist diese Spannung nicht vergleichbar mit den herkömmlichen Erklärungen dieses Begriffes. Vielmehr ist es die Spannung, die nur auf eine endgültige Explosion wartet, quasi auf den vorbestimmten und nur zeitmäßig nicht festgelegten Knall, der – wie soll es anders sein – erst zum Schluss eintritt. Dafür aber umso majestätischer!

„300“ ist zweifelsohne ein echter Glanzakt und mit Abstand Millers elegantestes Werk. Nichts wurde dem Zufall überlassen, denn alles scheint strikt durchgeplant. Das gibt der Handlung Sicherheit und den Aktionen Bestimmung und Richtung. Eigenschaften, die der Autor auch auf die tragenden Figuren übertragen hat, um ihnen so ein vergleichbares Profil zwischen den individuell so unterschiedlichen Eigenheiten zu schaffen. Und das wäre dann schon wieder eine weitere von vielen, noch ungenannten Besonderheiten, die dieses edle Stück (wenn auch nicht auf den ersten Blick) auszeichnen.

Wie bereits erwähnt, das noble Comic-Paket ist mit 30 € ein sehr kostspieliges Unterfangen und prinzipiell auch nur dann zu empfehlen, wenn man Stil und Stärken des Autors bereits anderweitig kennen gelernt hat. Denn auch wenn „300“ ohne Wenn und Aber ein echtes Meisterwerk der illustrierten Buchkunst geworden ist, so ist es noch immer Voraussetzung, dass man den bizarren, finsteren Stil des Urhebers mag. Sollte dies der Fall sein, und davon ist prinzipiell auch auszugehen, ist das Geld für diesen Comic echt gut angelegt. Sehr gut sogar!

http://www.crosscult.de/
[Offizielle Website zum Film]http://300themovie.warnerbros.com/

Dark, Jason – John Sinclair – Der Todesnebel (Folge 36)

_Story_

In der Nähe eines kleinen Küstendorfes schwebt ein seltsamer Nebel übers Meer, der vor allem den älteren Bewohnern große Angst einjagt. Der junge Phil muss als Erster erfahren, wie begründet diese Ängste sind, als er nach einer Irrfahrt auf seinem Boot ‚verändert‘ zurückkehrt und beim Aufeinandertreffen mit seiner Familie in London ein Blutbad anrichtet. Gerade noch rechtzeitig kann Sinclair einschreiten und zumindest die Mutter des Jungen retten, wohingegen der erst 13-jährige Phil in der Gestalt eines Mumien-ähnlichen Dämons von Sinclair tödlich verletzt wird.

Währenddessen geht Phils Onkel der Sache auf den Grund und steuert mit einem befreundeten Schiffsmann mitten in den Nebel hinein. Bei ihrer Rückkehr scheint alles normal zu sein, so dass beide sich vor den wartenden Bewohnern noch über die angeblichen finsteren Mächte hinter dem Nebel lustig machen. Doch die beruhigten Leute werden schnell eines Besseren belehrt, als Billy und Gard im Dorf Amok laufen und beim Versuch, den Pfarrer und die religiösen Symbole des Dorfes zu vernichten, ebenfalls nur noch vom herbeigereisten Sinclair aufgehalten werden können. Doch selbst der Geisterjäger weiß keinen Rat, muss aber schnell handeln, denn der Nebel steuert direkt auf das Dörfchen zu, und wie grausam sich sein Kontakt auswirkt, haben mittlerweile viele leibhaftig bezeugen können …

_Meine Meinung_

Die jüngste Veröffentlichung aus der „John Sinclair“-Hörspielserie ist im Hinblick auf die prickelnd gruselige Atmosphäre eines der absoluten Highlights aus dem bisherigen Audio-Katalog des Geisterjägers. Alleine der Handlungsschauplatz birgt schon genügend Potenzial für eine weitere schaurige Geschichte, und dies haben die Sprecher von „Der Todesnebel“ unter der Anleitung von Oliver Döring nicht nur verinnerlicht, sondern diesbezüglich auch einen erstklassigen, würdigen Transfer geleistet.

Zudem verfolgt man in Episode 36 mal wieder einige frische Ansätze, was schon damit beginnt, dass der neue Gegner des Geisterjägers erst einmal unscheinbar und vor allem auch undurchschaubar ist. Sinclair ist sich nicht sicher, wie er die aktuelle Bedrohung definieren soll, denn ihm ist nicht bekannt, ob die dichte Nebeldecke von einer höheren Macht befohlen wird oder ob es sich hier um eine neue, eigenständige teuflische Erscheinung handelt, die alle bislang bekannten Charakteristika der dämonischen Geschöpfe außer Kraft setzt. Lediglich eines ist sicher, und das ist die Gefahr, die inmitten des Nebels lauert. Menschen verändern sich nach direktem Kontakt, und keiner kann sagen, was genau passiert, wenn man von der diesigen Luft festgehalten wird. Sinclair bieten sich auch keine Möglichkeiten, dies herauszufinden, weil alle Betroffenen ihr Verhalten derart krass modifiziert haben, dass ihr wahres Ich zur Unkenntlichkeit entstellt wurde.

Eine harte Nuss für unseren Geisterjäger, und ein unheimlich spannendes Hörspiel für seine Fangemeinde. So lautet schon einmal vorab das Resümee nach dieser wiederum recht langen Erzählung. Der Regisseur scheint wirklich sehr bemüht, die Saga mittels frischer Zutaten lebendig zu halten, ohne dabei auf altbewährte Elemente zu verzichten, und dies ist ihm hier auch fabelhaft gelungen. Abgesehen von den ermittelnden Hauptdarstellern ist in „Der Todesnebel“ nämlich so ziemlich alles neu; die Gegner, Sinclairs Handeln, das der Story bisweilen sogar die Ausstrahlung eines Action-Thrillers verleiht, sowie der recht unkonventionelle Kampf gegen den bedrohlichen Nebel, der innerhalb eines Gotteshauses geplant und durchgeführt wird. Dass dabei auch der ziemlich häufig eingeworfene Humor nicht Fehl am Platze ist, spricht weiterhin für den starken Plot, in dem neben kurzzeitigen Cliffhangern auch stets Platz für einen lockeren, ja sogar witzigen Spruch bleibt. Meist sogar aus dem Munde des Geisterjägers selbst.

Und weil man sich des hohen Potenzials des neuesten Hörspiels absolut bewusst ist, macht man auch schon relativ frühzeitig deutlich, dass diese Geschichte nur der Anfang eines neuen gespenstischen Zeitalters ist, und dass auch die nachfolgenden Hörspiele unmittelbar an die Story von „Der Todesnebel“ anknüpfen werden. Inwieweit dies der Fall sein wird, bleibt abzuwarten, doch um hier Genaueres zu sagen, müsste ich an dieser Stelle schon auf das Ende der aktuellen Geschichte vorgreifen, und das wäre ja nicht fair. Feststeht nur eines: Die Nr. 36 ist eine der abwechslungsreichsten und damit auch besten Folgen von „John Sinclair“ und gehört folgerichtig auch an eine der vordersten Stellen jeder Geisterjäger-Sammlung. Wehe, hier meckert noch einmal jemand über die jüngsten Veröffentlichungen dieser Serie!

http://www.sinclairhoerspiele.de

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)