Geboren als Tutenchaton. Sohn des Amenophis iV, welcher später als Ketzterkönig Echnaoton in die Geschichte einging, und seiner Frau Nofretete. Im Alter von 19 Jahren aus machtpolitischen Motiven heraus hinterrücks ermordet.
Zwei der drei im Frühjahr 2011 veröffentlichten Bände der beliebten Serie, welche sich seit geraumer Zeit fest in deutscher Hand befindet, genauer gesagt in denen des Kosmos-Verlags, stammen aus der Feder von Marco Sonnleitner. Dazu durfte er auch noch vier Kurzgeschichten in der jüngst ebenfalls erschienenen Anthologie „Die drei ??? und die Geisterlampe“ beisteuern und sich inzwischen mit Fug und Recht als Routinier der Serie bezeichnen. Neben Astrid Vollenbruch gehört er zu den dienstältesten der derzeit aktiven „Drei ???“-Autoren. „Feuergeist“ ist bereits der 158. Fall der berühmten Jugenddetektei aus Rocky Beach.
_Zur Story_
Maskenbildnerin Michelle Lannigan ist am Opernhaus „Opera Califia“ beschäftigt und hat dort eine seltsame Begegnung in den finsteren, verwinkelten Kellergewölben des alten Opernhauses gehabt. Eine haarige Kreatur schlich dort herum. Allerdings scheut sie sich dies publik zu machen, da sie erst vor Kurzem dort Anstellung fand und dementsprechend besorgt wegen eines etwaigen Arbeitsplatzverlustes ist, falls man ihr nachsagen sollte, Mist erzählt zu haben. Daher wendet sie sich nun vertrauensvoll an die drei ??? – von denen hat sie über einen Bekannten und früheren Klienten der Jungs erfahren: Adam Campbell („Grusel auf Campbell Castle“ (Band 147)).
Dergleichen ist natürlich ein gefundenes Fressen für das mysteriumserprobte Ermittlungstrio, wobei sie von Michelle unter Vorwand in die Oper geschleust werden. Peter ist nach einem Check der Location und Fund von seltsamem, grünem Schleim an besagter Stelle der Sichtung, beinahe felsenfest davon überzeugt, dass es sich hier um Aliens handeln muss. Kein Wunder, stehen die drei doch noch schwer unter dem Eindruck, dass demnächst der berühmte Dr. Abakulow hier in Rocky Beach auf einer SETI-Tagung den Beweis für außerirdisches Leben erbringen will. Justus hat sogar eine der wenigen begehrten Eintrittskarten für dessen mit Spannung erwartetes Referat ergattert.
Justus glaubt übrigens nicht an Besuch aus dem All, der sich ausgerechnet in den Kellern alter Opernhäuser herumtreibt. Er vermutet höchst irdische Übeltäter. Wenns denn überhaupt eine üble Tat gibt, denn bislang ist gar nichts passiert. Und Typen in Kostümen sind an einer Oper ja nun auch nichts Besonderes. Nur was will jemand in diesem abgeschiedenen Keller, den kaum jemand betritt, mit einer solchen Maskerade bezwecken? Ist es vielleicht Ronald Pounder, der neue Intendant, der damit ein wenig Publicity für sein Haus – Motto: „Phantom der Oper“ – schinden will? Schräg genug für so etwas wäre er – aber der Rest der bunten Truppe ist es nicht minder. Und dann ist da auch noch Moody Firthway, der gefürchtete „Pate“ von Rocky Beach.
_Eindrücke_
Wenn man sich im Vorfeld Kundenrezensionen anschaut, färbt das definitiv auf die Erwartungshaltung ab. Egal ob nun positiv oder negativ. In diesem Fall erzeugte eine Vorabrecherche, beim Branchenriesen Amazon, für eine gewisse Skepsis gegenüber der Story, noch bevor die erste Seite überhaupt aufgeschlagen ward. Allerdings zeigt sich hier wieder einmal ganz deutlich, dass das eigene Urteil durch nichts zu ersetzen ist: Die dort angebrachten Kritikpunkte, dass sich Marco Sonnleitner zwischen Alien-, Oper- und Mafia-Thematik nicht entscheiden könne, kann man durchaus auch als konkrete Stärke dieses Falles werten.
Dadurch, dass nämlich drei Handlungen (streng genommen sind es sogar deren vier, wie sich am Ende herausstellt) miteinander verquickt werden, gerät die temporeiche Geschichte selten in Gefahr in die Langeweile abzudriften. Sicherlich wird das eine oder andere Klischee bemüht, doch erstens erwartet ein Leser, speziell ein altgedienter „Drei ???“-Leser, solche zu finden, zweitens ist es nahezu unmöglich bei inzwischen 160 Fällen immer neue, frische Kaninchen aus dem Hut zu ziehen. Immerhin ist der Plot, wie vielleicht durch artverwandte Fälle (Insbesondere die grausigen Bände „Todesflug“ und „Geheimakte UFO“) zu befürchten stand, überhaupt nicht abgehoben. Die finale Alienfrage bleibt ganz bewusst, und recht geschickt, ungeklärt. So viel darf bereits verraten werden – alles andere hätte auch nicht zur Serie gepasst.
Dennoch ist der „Feuergeist“ nicht vollkommen frei von Kritikwürdigem und nicht alles ist zu hundert Prozent nachvollziehbar. Die größte Unglaubwürdigkeit ist jedoch der rasche Wechsel zwischen den verschiedensten Darbietungen. Gerade ein vorgeblich kleines, finanzschwaches Opernhaus kann es sich allein aus ökonomischen Gründen nicht leisten in einer einzigen Woche „La Traviata“, „Aida“ und „Die Zauberflöte“ zu inszenieren. Das mag – unterstellt sei hier einfach mal, dass der pädagogische Auftrag der jugendlichen Leserschaft auf die spielerische Art etwas Allgemeinbildung mitzugeben, Vater des Gedanken sei – gut gemeint sein, ist aber alles andere als realitätsnah. Auch die abschließende Überführung der Pelzkreatur ist nicht der Weisheit letzter Schluss.
_Fazit_
Ein handwerklich solider wie bodenständiger „Drei ???“-Fall, der entgegen so manchen (Online-)Kritikern gar nicht mal so übel davonkommt und auch bei den Außerirdischen elegant die Kurve kriegt. Letztendlich ist es natürlich absolut Geschmacksache, ob einem die Mischung der Themen liegt oder nicht. Kein Meilenstein, wohl wahr, doch richtige Schwachstellen sind indes kaum zu finden, sieht man von ein paar zurechtgebogen wirkenden Umständen mal ab, die aber das allgemein positive Bild und die Geschichte als solche kaum bis überhaupt nicht beeinträchtigen. Gutes Mittelfeld ist für den „Feuergeist“ (diesmal sogar mit etwas mehr Titelbezug) allemal drin.
|Hardcover: 128 Seiten
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
Redaktion: Martina Zierold, Martina Dold
ISBN 978-3-440-12492-5|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de
Über 80 weitere Rezensionen zu den Drei ??? gibts in [unserer Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.
Kari Erlhoff gehört inzwischen zu den etablierten ???-Autoren der Neuzeit. Und das nicht von ungefähr, denn ihre Geschichten zeichnen sich für gewöhnlich durch den positiven Einsatz klassischer Serienelemente und Figuren ebenso aus wie auch durch moderne Einschläge. Der 142. Fall der berühmten Jugenddetektei aus Rocky Beach datiert auf das Jahr 2008, und somit auf ihre literarischen Anfänge bei den drei ???, zurück. Damals, so hat man den Eindruck, gab es beim |Kosmos|-Verlag sogar noch Buchtitel, die ganz gut zum Inhalt des jeweiligen Werkes passen. „Tödliches Eis“ ist ein solcher Kandidat, der ohne das, sonst von der Marketingabteilung so gern vorgenommene (und oft unnötig), überzogene Tuning des Titels auskommt.
_Zur Story_
Mal kein Fall in den Ferien? So ganz glücklich scheint Justus damit nicht zu sein, doch das Angebot von Kamerafrau und Journalistin Carol Ford sie bei Alaskas härtestem Schlittenhunderennen „Nordic Wilderness Race“ zu begleiten, ist auch verlockend. So kommt es, dass das Detektiv-Trio als Ersatz für Carols kurzfristig ausgefallenes Reporter-Team einspringt. Ihre Mitarbeiter hat es nach Genuss von Erdnusskeksen mit Magenproblemen niedergestreckt. Das ist nicht der einzige sonderbare Vorfall während der Vorbereitungen zum Rennen. Tatsächlich scheinen sich derzeit Sabotageakte zu häufen und Carol hat die drei Fragezeichen nicht ohne Grund aus dem sonnigen Rocky Beach ins eiskalte Dawson gerufen. Das sagt sie ihnen aber erst, nachdem die drei selbst Zeugen eines augenscheinlich absichtlich gelegten Feuers werden.
Dass das recht glimpflich abläuft, und nicht die Ausrüstung der sympathischen Musherin Francis Studstill in Brand setzt, ist Peters Verdienst. Sie ist schon das zweite Mal Beinahe-Opfer eines Anschlags geworden. Die offenbar präparierten Kekse, die zum Ausfall von Carols naschsüchtigen Kollegen geführt haben, waren wohl eigentlich für sie gedacht gewesen. Carol schärft den Jungs ein, auf dem kompletten Trail, welcher erst in Fairbanks endet, die Augen und Ohren offen zu halten. Diese Umstände machen es Justus etwas leichter sich von einem weiteren potenziellen Fall zu trennen: In Dawson wurde erst kürzlich unter mysteriösen Umständen das hiesige Museum ausgeraubt. Einige wertvolle Exponate – ein Original Rucksack von Jack London sowie ein stattlicher Goldklumpen – blieben bislang ebenso spurlos verschwunden, wie der oder die Täter.
_Eindrücke_
Kari Erlhoff bedient sich diesmal einer alten Bekannten der drei ???: Carol Ford. Die Journalistin kennt mancher Leser sicher noch vom Fall „Meuterei auf hoher See“ (Band 83). Diesmal treibt es die Vier allerdings ins frostig kalte Alaska, von dem behauptet wird, dass im fraglichen Gebiet zwischen -30 und -40° C herrschen sollen. Das ist mächtig übertrieben, die höchsten gemessenen Temperaturen im Januar – dem kältesten Monat – liegen allesamt satt unterhalb dieser Marke. Die in der Realität tatsächlich erreichten 15 – 20 Grad Minus (Quelle: Wikipedia u.a.) klingen aber auch wesentlich weniger spektakulär. Allerdings würden diese der Geschichte einen wesentlichen Punkt bei der Glaubhaftigkeit bringen: Als bei der Überquerung des Yukon angeblich das Eis knackt, ist das bei -40° ziemlicher Unfug, da frieren selbst fließende Gewässer innerhalb kürzester Zeit zu.
Ansonsten ist der Geschichte selbst eigentlich nichts anzulasten. Wohl aber dem Korrektorat des Verlags, dem gleich mehrere vermeidbare Rechtschreibfehler (fehlende bzw. zusätzliche Buchstaben – etwa auf S. 26, 41 und 43) sowie kleinere stilistische Patzer, kurz hintereinander durch die Lappen ging. Beispiele gefällig? In den USA heißen die Pommes Frites (noch dazu falsch geschrieben – wiederum S. 26) korrekterweise ‚French Fries‘ – es wäre also wesentlich stilechter diese amerikanische Bezeichnung auch zu benutzen. Ok, das ist Auslegungssache.
Genug gelästert. Der Fall an sich gehört nämlich zu den überdurchschnittlich Guten. Im Prinzip sind es ja zwei Fälle, denn wie sich jeder denken kann, überschneiden sich Museumsdiebstahl und die Sabotageakte letztendlich. Doch bis zum doppelten Showdown ist es ein langer, kalter und spannender Weg. Allein schon deshalb, weil er endlich mal wieder außerhalb Rocky Beachs stattfindet und zudem ein interessantes Thema verfolgt: Schlittenhunderennen. Das hatten wir noch nicht und ist dementsprechend noch nicht so ausgelatscht, wie Erbschaften, Piraten und Ähnliches aus der reichhaltigen ???-Klamottenkiste. Einen erwähnenswerten Gastauftritt gibt’s auch noch: Jelena Charkova. Der Leser erfährt so nebenher einiges rund um das strenge Reglement, welchem sich die Musher unterwerfen müssen und auch über Alaskas Goldgräbergeschichte.
_Fazit_
Von ein paar nicht ganz authentischen Passagen abgesehen, die man der Geschichte allerdings nicht übel nimmt, hat Kari Erlhoff mit „Tödliches Eis“ einen spannenden, thematisch originellen wie vergleichsweise außergewöhnlichen Fall erschaffen, bei dem endlich auch wieder einmal das Teamwork hoch im Kurs steht. Die kleinen Stilbrüche, was die äußeren Umstände angeht, sind da wirklich marginal. Ob die Rechtschreibung gegenüber der Erstauflage inzwischen verbessert wurde, ist nicht bekannt – es täte aber dringend Not. Insbesondere ein Jugendroman (Stichwort: Vorbildfunktion) sollte möglichst frei von solch vermeidbaren Fehlern sein, zumindest in dieser Häufung.
|Hardcover: 126 Seiten
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Kari Erlhoff
Redaktion: Martina Dold, Martina Zierold
ISBN-13: 978-3440-11568-8|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de
Fast 80 weitere Rezensionen zu den „Drei Fragezeichen“ gibt es in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.
Das letzte Jubiläum einer der beliebtesten Jugendserien überhaupt, liegt noch gar nicht so lange zurück. Erst im Jahr 2010 feierte man bei |Kosmos| die Veröffentlichung von Band 150. Trotzdem geht die Erfolgsgeschichte unvermindert weiter. Derzeit befinden sich vier aktive Autoren „im Dienst“, drei von ihnen geben sich im vorliegenden 159. Band ein Stelldichein. Dieser ist eine kleine Neuerung in der inzwischen fast genau 50-jährigen Geschichte der Reihe: Kurzgeschichten der drei ??? hatten wir bislang noch nicht. Gleich zwölf Stück davon sind hier vertreten:
_“Der verschwundene Superstar“ – Kari Erlhoff_
„Blacky“, seit Jahren fester Bestandteil und Maskottchen der drei Fragezeichen, plappert plötzlich Passagen aus Shakespeares „Hamlet“ – genauer gesagt die Textzeilen der weiblichen Hauptrolle Ophelia. Eine kurze Untersuchung des bekannt sprachbegabten, schwarzen Vogels bestätigt den Verdacht, dass es sich hier nicht um Blackbeard, sondern um einen anderen Mynah handelt. Jemand muss Blacky entführt haben!
|Eindruck|
Die Geschichte ist eine schöne Hommage an den Fall „Super-Papagei“ und somit an einen der berühmtesten Fälle des Trios. Kari Erlhoff hat ohnehin ein Faible für die klassischen Elemente und Figuren, gerne auch aus den ganz frühen Tagen der Serie. Erst jüngst erweckte sie Jamie Allison („Feurige Flut“), Jelena Charkova („Tödliches Eis“) und Skinny Norris („Namenloser Gegner“) zu neuem Leben. Wiewohl die Grundidee dieses Falles durchaus originell ist, wirkt die Auflösung etwas holprig und in letzter Instanz nicht besonders plausibel.
_“SOS“ – Marco Sonnleitner_
Nach einem spannenden Kinoabend am Strand, bemerken die drei Fragezeichen ein SOS-Blinksignal aus einem alten, vermeintlich leerstehenden Anwesen mit dem – vor allem für Hasenfuß Peter – höchst verheißungsvollen Namen ‚Gloomy Hollow‘ (dt.: Düstere Senke). Diese stammen von einem von Einbrechern eingesperrten, zehnjährigen Jungen, der kürzlich mit seinen Eltern hier einzog. Diese sind allerdings aushäusig, stattdessen machen sich die ungebetenen Gäste grade an Daddys Tresor zu schaffen …
|Eindruck|
Auch Marco Sonnleitner bedient sich ebenfalls gerne mal erprobter Stilelemente und würzt diese dann vorzugsweise noch mit einem Schuss Mystery. Diesmal langt es, vielleicht wegen der Begrenzung der Länge auf zwölf Seiten pro Story, augenscheinlich nicht für einen ausgewachsenen Fluch, sodass es hier fast ausschließlich das alte Piraten-Thema im Alleingang richten muss, das Kennern der Serie sattsam bekannt ist. Wenig Knobelei, viel Action – lautet die Devise des Plots, der alles in allem recht ordentlich zu unterhalten weiß.
_“Das Rätsel der schwarzen Nadel“ – Hendrik Buchna_
Die drei Jungs sollen einen recht heiklen Überwachungsjob ausführen. Ihr Klient Mr Logan muss eine Schachtel, mit einer ominösen schwarzen Nadel, auf einer alten Industriebrache an einen Unbekannten aushändigen bzw. dort deponieren – zu den üblichen Bedingungen: Allein und natürlich keine Polizei. Die diesbezügliche Drohung ist recht unverhohlen. Noch während der Vorbereitung der Observation müssen die drei zum Arbeitseinsatz für Tante Mathilda antreten – die Gelegenheit nutzt jemand, um sich Zutritt zur Zentrale zu verschaffen.
|Eindruck|
Newcomer Hendrik Buchna („Im Zeichen der Schlangen“) pflegt zunächst lieb gewonnene Klischees, wie den Frondienst für Tante Mathilda und Onkel Titus. Noch während der Leser sich innerlich auf die nächtliche Beschattung vor düsterer Werkshallenkulisse vorbereitet, löst sich der Fall quasi im Vorbeigehen. Und vor allem schneller als gedacht. Eben noch mit Bob gefiebert, der mit dem Einbrecher in der Zentrale konfrontiert wird, und schon einer recht unerwartete Erklärung/Auflösung des Falles.
_“Entführt“ – Marco Sonnleitner_
Peter erhält eine alarmierende E-Mail, in welcher ihm die Entführung seiner Freundin Kelly mitgeteilt wird – nebst einem Rätsel, wo er sie wieder finden kann. Unterzeichnet hat ein gewisser „S.N.“ Natürlich kann es sich dabei nur um Dauerwidersacher und Erzfeind Skinny Norris handeln, denken auch Justus und Bob, als er sie in der Zentrale davon informiert. Das gesetzte Ultimatum ist fast verstrichen und somit der enge Zeitrahmen die kniffligen Denksportaufgaben zu lösen. Kann der recht beschränkte Skinny sich so etwas Subtiles tatsächlich ausgedacht haben?
|Eindruck|
Peters Freundin Kelly Madigan hatten wir die letzten paar Jahre schon (fast) vergessen. Nun erinnert Marco Sonnleitner sich (und uns) wieder an sie. Die Geschichte kommt, für ihn recht untypisch, vollkommen ohne mysteriösen Einschlag aus. Dafür gibt’s ein fast schon traditionell zu nennendes Rätsel im besten Sinne. Der pfiffige Final-Twist rundet diese flotte Geschichte zusätzlich ab.
_“Das Lehrstück“ – Kari Erlhoff_
Mrs Floyd ruft die drei Fragezeichen zur Hilfe, da sie eine Erbschaft vermisst. Zumindest vermutet sie, dass ihre kürzlich verstorbene Mutter einen nicht unerheblichen Betrag gebunkert hat. Die alte Dame war Musiklehrerin – auch die Peters – und hat ihrer Tochter als einzigen Hinweis ein Musikstück hinterlassen, welches diese ganz folgerichtig als versteckte Botschaft auffasst. Wer sie dechiffriert, findet sicher auch das irgendwo im Haus versteckte Ersparte der schrulligen Verstorbenen.
|Eindruck|
Es fällt schwer sich ausgerechnet Peter Shaw als ehemaligen Klavierschüler vorzustellen – aber warum auch nicht? Ansonsten kommt einem bei dieser Story eigentlich nur noch ein einziges Wort in den Sinn: Vorhersehbar.
_“Verschwörung auf der Eagle Ranch“ – Hendrik Buchna_
Mitschüler Miguel bittet die drei ??? um Hilfe. Sein Vater Alejandro ist Besitzer der Highwayraststätte „Eagle Ranch“ und wurde erst vor zwei Jahren amerikanischer Staatsbürger. Irgendjemand hat wohl eine Aversion gegen ihn und veranstaltet – bisher – kleinere Sabotageakte, wobei in rätselhaften Drohschriften auf seinen Migrationshintergrund angespielt wird.
|Eindruck|
Diese Geschichte lebt in nicht unerheblichen Umfang von der Art, wie sie aufgezogen wurde. Bob verfasst einen retrospektiven Bericht für Inspector Cotta auf seiner klapprigen Schreibmaschine, wobei so mancher Tippfehler für Heiterkeit, sprich Auflockerung sorgt. Die Idee ist nicht neu. Diesen stilistischen Kniff kennt man schon vom Fall „Nebelberg“: Bobs Reisetagebuch. Der Fall ist durchaus spannend, gut durchdacht und hat eine unerwartete Auflösung.
_“Der graue Dämon“ – Hendrik Buchna_
Als Peter nach dem Sport noch zum Baumarkt muss, rasselt er dort mit einem monströsen Wesen zusammen. Panikartig ergreift der Ober-Hasenfuß des Trios die Flucht. Per pedes jagt ihn der graue Unhold quer durch Rocky Beach, bis Peter auf einer alten Mülldeponie Zuflucht sucht und sich endlich in Sicherheit wähnt.
|Eindruck|
Run for Fun, hätte man diese Kurzgeschichte ebenfalls nennen können. Eine spannende, rasante Verfolgungsjagd, die auch durch die Erwähnung verschiedener, grade zur jeweiligen Situation passender, Songtitel ihren subtilen Witz bezieht. Am Ende ist natürlich wieder einmal alles anders, als es scheint. Spaßig.
_“Dunkle Vergangenheit“ – Marco Sonnleitner_
Die drei ??? sind mit Bobs Käfer unterwegs, als ihnen ein waschechter Westmann vors Auto läuft. Nur Bobs schneller Reaktion ist es zu verdanken, dass er den Revolverhelden nicht über den Haufen fährt. Einen solchen richtet er nämlich auf die drei und zwingt sie ihm zur Flucht zu verhelfen. Er hat grade eine Bank ausgeraubt – Schlimmer noch: Bei dem Outlaw handelt es sich um einen von Justus‘ Vorfahren.
|Eindruck|
Zeitmaschine und Western? „Jemand zuhause McFly, Du irische Mistfliege?“ Den cineastisch vorbelasteten Leser beschleicht ein Déjà vu, nur dass Bobs Foffi eben kein DeLorean ist und Marty McFly und Doc Brown auch nicht vorkommen. Marco Sonnleitner begibt sich hier vom Setting her auf sehr dünnes, experimentelles Eis. Praktizierte Ahnenforschung einmal anders. Strange.
_“Jagd auf den Weihnachtsmann“ – Hendrik Buchna_
Es ist kurz vor Weihnachten und noch dazu einer der schlimmsten Winter, welche Rocky Beach je erlebt hat. Polizei und Feuerwehr haben alle Hände voll zu tun und sind kürzlich Opfer von Sabotageakten geworden. Umso härter trifft das kleine Städtchen eine dreiste Einbruchserie, die laut übereinstimmender Zeugenaussagen von einem Weihnachtsmann verübt wird.
|Eindruck|
Eine Weihnachtsgeschichte mit dem Nikolaus aus der Hölle – Satan Klaus, sozusagen. Selbstverständlich ist hinterher kaum noch etwas, wie es am Anfang schien und erhält zum Schluss sogar eine aktuelle, sozialkritische Komponente. Die Geschichte ist nicht immer ganz plausibel, vor allem was den Selbstbau-Schneepflug vor Onkel Titus’ Truck angeht. Alles in allem aber eine spannende, wie originelle Story.
_“Manches verlernt man nie“ – Marco Sonnleitner_
Die greisen drei ???, die berühmtesten Emporkömmlinge von Rocky Beach, sollen heute für ihr Lebenswerk geehrt werden. Der Bürgermeister schließt grade die Laudatio ab und will zur Verleihung von mit Edelsteinen geschmückten Fragezeichen übergehen, als plötzlich das Licht ausfällt. Im entstandenen Tumult sind hernach zwei der drei Edelsteine verschwunden. Der Dieb muss sich aber noch im Saal befinden.
|Eindruck|
Eben noch in der dunklen Vergangenheit, gehts mit Marco Sonnleitner nun tatsächlich quasi zurück in die Zukunft: Die drei ??? inzwischen in Ehren ergraut, etwas zänkisch wie ein altes Ehepaar – pardon: Trio – aber immer noch mopsfidel. Beklauen lassen sie sich schon mal gar nicht. Diese nette, kleine Persiflage liest sich fluffig und spielt selbstironisch-humorig mit so manchem Serien-Klischee.
_“Psychomoon“ – Kari Erlhoff_
Kellys Tante wird erpresst und ist Willens zum Schein auf die Lösegeldforderung des Erpressers – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihr Gärtner – einzugehen. Kelly soll zusammen mit Peter die Geldübergabe vornehmen, Inspector Cotta lauert bereits am Treffpunkt. Im „Gates Motel“, wo die beiden die Honeymoon-Suite beziehen, soll der Zugriff erfolgen. Allerdings geht in der Nacht so einiges schief.
|Eindruck|
Erst entschwindet Kelly ziemlich sang- und klanglos aus der Serie, dann ist sie in einem Buch gleich zwei Mal vertreten. Dabei ist diese Geschichte eine offensichtliche Verneigung vor dem Altmeister Alfred Hitchcock, der den Büchern damals seinen zugkräftigen Namen lieh. Unvergessen sein Film „Psycho“, der bekanntlich im „Bates Motel“ spielt. Kari Erlhoff ließ es sich nicht nehmen, die legendäre Dusch-Szene daraus ebenfalls einzubauen. Natürlich wird hier niemand gemeuchelt …
_“Die drei ??? und die Geisterlampe“ – Kari Erlhoff_
Filmschauspieler Vancura hat einen regelrechten Orient-Spleen und jetzt ist ihm doch glatt sein Dschinn abhandengekommen. Das ist jetzt keine versteckte, anzügliche Sauerrei. Der Mime behauptet steif und fest, einen wahrhaftigen Flaschengeist aus einer kürzlich ersteigerten Öllampe befreit zu haben. Doch obwohl der – nach zwei bereits erfüllten Wünschen – versprach, pünktlich zum dritten wieder da zu sein, ist er seither nicht wieder zum Dienst erschienen.
|Eindruck|
Wie man unschwer erkennen kann, handelt es sich hierbei um die Titel gebende Story des Bandes. Der Plot ist straff, straight und schnörkellos auf den Punkt gebracht. Leider auch ziemlich überraschungsfrei, doch für viel Trara bleibt auf den wenigen, zur Verfügung stehenden, Seiten auch kein Raum. Unter anderen Umständen hätte man aus dieser Grundidee bestimmt einen interessanten Full-Size-Fall mit einem Hauch von „Flüsternde Mumie“ basteln können.
_Fazit_
Eine Anthologie der drei ??? gabs bislang noch nicht – zumindest keine offizielle. Durch die Bank sind die Kurzgeschichten unterhaltsam, einige hätten auch das Rüstzeug für Größeres mitgebracht, mindestens eine ist – für ???-Verhältnisse jedenfalls – sehr gewagt und extrem weit hergeholt. Eine bis zwei sind eher schwach, da zu vorhersehbar – zumindest in dieser kurzen Form. Bemerkenswert, dass Newcomer Hendrik Buchna die durchweg besseren, weil (subjektiv empfunden) originelleren, Storys in dieser Sammlung aus dem Ärmel zieht und seinen beiden etablierten Kollegen in nichts nachsteht.
|Hardcover: 128 Seiten
12 Kurzgeschichten
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Kari Erlhoff, Marco Sonnleitner und Hendrik Buchna
Redaktion: Martina Zierold, Martina Dold
ISBN 978-3-440-12328-7|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de
Fast 80 weitere Rezensionen zu den „Drei Fragezeichen“ gibt es in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.
Begeisterte die TATORT-Serie über Jahrzehnte hinweg ein Millionenpublikum vor dem Fernseher, läutete der Emons-Verlag eine neue Ära ein: Die beliebteste deutsche Krimiserie schaffte im Herbst 2009 auch den Sprung in die Literatur. Basierend auf Drehbüchern bereits gesendeter Folgen, werden seither eine ganze Reihe Fälle ausgewählter und beliebter Ermittler auch als Roman angeboten. Erfolgreich. Der ersten Welle von Veröffentlichungen folgten unlängst weitere. Mittlerweile hat sich lediglich das Cover Design etwas geändert. „Erntedank“ (Der Buchtitel wurde gegenüber der TV-Fassung um das angehängte ‚e. V.‘ gekürzt) gehört zur zweiten Tranche des Frühjahrs 2010 und präsentiert einen Fall mit Charlotte Lindholm, vom LKA Hannover, in Romanform.
Band 01: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [Raumsonde Epsilon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [Salomon 76]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [Aktenzeichen: Illegal]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [Operation Sonnenfracht]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [Alarm für die Erde]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [Countdown für die Erde]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [Kurier zum Mars]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
_Band 15: Die lautlose Bombe_
Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen, zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.
Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Original-Serie noch einmal, mit der ihr gebührendem Ernsthaftigkeit, an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.
_Vorgeschichte_
Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.
_Zur Story_
Nach Niederschlagung des MOB-Aufstands im Sommer 2078 ist Commander Mark Brandis schwer abgerutscht. Der Grund dafür ist die Entführung seiner Frau Ruth O’Hara als Druckmittel gegen ihn (vgl. Band 14 „Kurier zum Mars“) – Ihre Spur verliert sich in Spanien, welches dank der atomaren Katastrophe am Kilimanjaro (vgl. Band 10 „Operation Sonnenfracht“) als relativ heiße Todeszone gilt. Seither ist sie nicht wieder aufgetaucht, obwohl er den halben Planeten umgegraben hat. In der Folge tat er so ziemlich alles dafür, sich mittels Alkohol selbst zu vernichten. Jetzt im Frühjahr 2079 ist er kaum noch mehr als ein seelisches wie körperliches Wrack. VEGA-Chef John Harris lässt ihn dennoch aus der Gosse fischen. Freilich nicht ganz uneigennützig, denn Brandis‘ Halbbruder Dr. Jonathan „Nat“ West bereitet der VEGA Probleme. Und nicht nur dieser.
Der clevere Biochemiker arbeitete zusammen Professor Goodman im Weltraumlabor |Aeskulab| an einem Heilmittel für das mysteriöse Weltraumfieber, welches viele Raumfahrer von Zeit zu Zeit befällt. Dabei lief etwas kolossal schief. Statt eines Medikaments erzeugte man unfreiwillig einen todbringenden Erreger – fürderhin ‚Goodman-Bazillus‘ getauft. Dieser wird bei einem Unfall freigesetzt und tötet die gesamte Forschungsmannschaft der Raumstation. Nur Nat West scheint immun, überlebt äußerlich unversehrt, erleidet jedoch einen Hirnschaden. Mit anderen Worten: Weiterhin hoch intelligent – aber eben halt Plemplem. Er verlangt die Abkehr von der Technik und Rückschritt in mittelalterliche Strukturen. Sechs Wochen habe man Zeit seine Forderung zu erfüllen, sonst wird er den potenten Erreger freisetzen und damit die Erde entvölkern.
Bislang ist davon noch nichts nach Außen gedrungen und somit (noch) eine interne VEGA-Angelegenheit. Harris baut darauf, dass Brandis trotz seines desolaten Zustands kooperiert und Anhaltspunkte liefert, wo man den flüchtigen Dr. West und den Zylinder mit dem brisanten Inhalt, den er mit sich führt, auftreiben könnte. Brandis zeigt sich aber bockig und befürchtet, zurecht, dass der Sicherheitsdienst dann nicht lange zaudert und seinen „kleinen Bruder“ kurzerhand eliminiert. Er begibt sich daher lieber selbst auf die Suche, um Nat eventuell doch noch zur Vernunft bringen zu können. Mit Generalvollmachten ausgestattet und seinem Freund Grischa Romen an seiner Seite, setzt er sich auf die tödliche Spur, welche sein perfider Halbbruder hinterlassen hat.
_Eindrücke – Warnung: Enthält Spoiler!_
Nikolai von Michalewsky gönnt sich (und somit auch seinem Alter-Ego und Hauptfigur Mark Brandis) mal wieder eine kleine Auszeit vom Abenteuer Weltraum. Stattdessen muss die Erde nun für eine planetenweite Schnitzeljagd herhalten. ‚Wieder einmal‘ sollte man sagen. Ein ganz ähnliches Konstrukt hatten wir ja bereits bei „Aktenzeichen: Illegal“ – die Atmosphäre hüben wie drüben gleicht sich, was nicht verwundert. Allerdings hat „Die lautlose Bombe“ dem gelungenen Band 10 gegenüber aber mindestens einen gravierenden Nachteil. Das recht überspannte und unglaubwürdige Setting nämlich. Leider kommt NvMs Achillesferse hier erneut voll zum Tragen: Er war weder ein ‚richtiger‘ SciFi-Autor noch ein Wissenschaftler, bzw. gab sich nie sonderlich Mühe seine Storys diesbezüglich halbwegs plausibel zu gestalten.
In diesem Fall stolpert er unter anderem über die Medizin. Ein ‚Bazillus‘ der in solch geringen Mengen (Dr. West transportiert die gefährliche Fracht in einer Art Laborzylinder – quasi also als ‚Kleines Handgepäck‘) innerhalb kürzester Zeit verheerende Auswirkungen auf den gesamten Planeten haben soll? Hmmmm. In der Sciencefiction ist fraglos eine Menge möglich, auch solcherlei kann man sicher irgendwie versuchen irgendwie schlüssig zu erklären, wenn man ausreichend recherchiert. Abwegig ist die Vorstellung eines synthetischen Killer-Virus ja nicht grade – glaubt man den Verschwörungstheoretikern, entstammen solche Plagen wie AIDS und „Ebola“ mitnichten der freien Natur, sondern der genetischen Manipulation in der Giftküche der der CIA. So gesehen ist der Roman aus dem Jahre 1977 schon recht weitsichtig.
‚Virus‘ wäre ein (geringfügig) glaubhafterer Ansatz gewesen. Ein Bazillus, oder Bakterium, hat andere Überlebensbedingungen. Es überträgt sich auch anders als ein Virus. Kurzum: Kein Bazillus und/oder Virus kann das, was NvM ihm hier andichtet. Zudem füllt Dr. West offenbar auch fleißig Phiolen damit ab (Wie und Wo?), um damit unliebsame Zeugen und Feinde zu meucheln. Wenn jedoch der Erreger dermaßen aggressiv ist, dass ein paar Liter davon ausreichen die Erde zu entvölkern, warum reicht dann nicht der bloße Aufenthalt in der Nähe der aufgefundenen Opfer, um Brandis und Romen zu töten? Das kommt schließlich während der gesamten Hetzjagd immer wieder vor. Einmal hat NvM sich das wohl selbst gefragt und dafür halbherzig die „Windrichtung“ bemüht. Na ja. Insgesamt ist der ganze Grundaufbau, was den Erreger angeht, nicht gründlich genug durchdacht und somit entsprechend unglaubhaft.
Nachvollziehbarer und menschlicher ist da schon die Reaktion von Brandis auf das Verschwinden seiner geliebten Ruth. Der Suff ist (obwohl die Figuren gerne mal einen heben und gelegentlich sogar – Zigaretten, Pfeife oder Zigarren – rauchen) auch bei NvM keine wirkliche Alternative und das (be-)schreibt er höchst treffend. So baute Brandis während seiner Alkoholexzesse mental wie körperlich ab und benötigt bestimmt die Hälfte des Buches, um sich zu erholen – und sich zu resozialisieren. Der Mensch braucht eine Aufgabe, möglichst eine sinnvolle, so lautet die Message, die wir aus dieser Geschichte mitbekommen. Allerdings torpediert NvM seine ach-so-trauernde Hauptfigur, indem er Brandis an einer jungen, knackigen Asiatin knuspern lässt. Wie weit er dabei ging, wird offen gelassen, doch selbst der zugestandene Kuss will partout nicht zum, bis dato über 15 Bände aufgebauten, preußisch-disziplinierten Image von MB passen.
Es treiben sich eine ganze Reihe Figuren aus der Vergangenheit in der Story herum. Ein ehemaliger VOR-Schiffbrüchiger, den Brandis seinerzeit vor Colonel Chemnitzers Übergriffen rettete, einige „Fliegende Löwen“ („Operation Sonnenfracht“) und wieder einmal hilfreiche Zigeuner (an denen hat NvM nachweislich einen Narren gefressen). Kapitän Hildebrandt und seine |Poseidon| kennt man schon aus „Unternehmen Delphin“ – Hier wird auch der Showdown ausgetragen, der aber beklagenswert unlogisch und herbei gedichtet erscheint. Man kommt erst ganz zum Schluss auf die einleuchtende Idee Dr. West in seiner Kabine zu isolieren – das hätte sich schon viel früher angeboten. Die Selbstzerstörung des atomaren Antriebs des U-Bootes in allen Ehren, beschrieben wird allerdings eine Antimaterie- oder Fusionsreaktoren-Annihilation und keine ‚konventionelle‘ Kernschmelze. Die fraglichen Technologien stehen bei MB auch gar nicht zur Verfügung.
_Fazit_
Vordergründig eine temporeiche Verfolgungsjagd quer über die Erde und durch die Vergangenheit von Mark Brandis – gespickt mit einigen interessanten Einblicken in die Figuren und ungewöhnlichen Schauplätzen. Kratzt man die dünne Patina aber ab, bleiben unüberwindbare Ungereimtheiten übrig. Das Setup allein stellt schon große Herausforderungen an das Logikverständnis des (modernen) Lesers. Im Jahr 1977 mag man die vielen Plausibilitätslücken bis hin zum zurechtgebogenen Finale vielleicht etwas unkritischer gesehen haben, heute zieht so etwas die ganze Geschichte runter. Selbst wenn diese fraglos auch ihre guten, spannenden Momente hat, ist dieser Band ein eher unterdurchschnittlicher Vertreter der Reihe.
Seit sich die beliebte Jugendserie fest in deutscher Hand befindet, wächst die Zahl der Autoren, welche sich in ihre Annalen einschreiben darf, langsam aber stetig weiter. Newcomer Hendrik Buchna gehört mit seinem Debüt nun auch dazu und ergänzt die Riege der derzeit aktiven Schreiber. Band 157 ist sein (vollwertiger) Erstling für die drei Fragezeichen, der sozusagen über die volle Distanz von 128 Seiten geht. Mitgewirkt hat er allerdings schon im jüngst veröffentlichten Kurzgeschichten-Band „Die drei ??? und die Geisterlampe“ (Februar 2011) sowie der EUROPA Dreier-Hörspiel-Sonderfolge „Die drei ??? und der DreiTag“ im Dezember 2010. Das Buch mit dem werbewirksamen aber – wieder einmal – nicht wirklich zur Story passenden Titel „Im Zeichen der Schlangen“ erscheint als Hardcover im Kosmos-Verlag. Wie üblich.
Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
_Band 14: Kurier zum Mars_
Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit der gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen, zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.
Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Original-Serie noch einmal, mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit, an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.
_Vorgeschichte_
Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.
_Zur Story_
Der mit der Erde auf Kollisionskurs befindliche Asteroid „Helin“ ist umdirigiert und die Crew der |Medusa| freut sich auf wohlverdienten Landgang – auch wenns nicht die immer noch ziemlich verseuchte Erde (vgl. Band 10 bis 13) ist, sondern „nur“ die Towns der Venus. Das ziemlich gebeutelte Schiff befindet sich bereits im Landeanflug auf die dortige Kolonie. Doch wie so oft, wird mal wieder nix draus: VEGA-Chef John Harris scheucht Brandis und Konsorten auf Geheiß der Regierung zu einer zum Hochsicherheitsgefängnis umgebauten Raumstation. Diese meldet sich seit einigen Tagen nicht mehr auf Funksprüche. Man vermutet einen technischen Defekt. Das zu klären ist Aufgabe der |Medusa|, dem schnellsten Raumer, über den die EAAU derzeit verfügt.
Dort angekommen bietet sich ihnen Bild der Zerstörung. Die Station wurde schwerst beschossen und systematisch außer Gefecht gesetzt. Da ein höchst leistungsfähiges, computergestütztes Abwehrsystem verbaut wurde, liegt die Vermutung nahe, dass eine ganze Flotte über die Station hergefallen sein muss. Mit allem anderen wäre SPARTAKUS – so der Name des Verteidigungsrechners – doch bestimmt spielend fertig geworden. Eine Inspektion vor Ort ergibt, dass es nicht nur keine Überlebenden gibt und dem hoch gepriesenen Supercomputer buchstäblich alle Sicherungen durchgeflogen sind, der prominenteste und gefährlichste Gefangene ist offenbar bei dieser Aktion befreit worden: (Ex-)Colonel Friedrich Chemnitzer. Ausgerechnet.
Dass nun auch die |Medusa| keine Funkverbindung zur Venus aufbauen kann, lässt Schlimmes ahnen. Dorthin zurückgekehrt gerät die Crew in einen Hinterhalt und Gefangenschaft rebellierender MOBs – Mobilen Operations Basen. Jener brisanten Mischung aus gigantischer Maschine mit menschlichem Hirn. Diese Revolte ist natürlich Chemnitzers Werk. Noch teuflischer sind die neuen, flugfähigen FLOBs. Es gelingt zwar die Venus wieder unter EAAU-Kontrolle zu bringen, doch auf der Erde sieht es übel aus. Die MOBs haben in Metropolis mächtig gewütet und auf dem Mars werden munter weiter FLOBs produziert. Um die Fertigung zu stoppen, wird Brandis mit der als Frachter getarnten |Medusa| losgeschickt. Wie einst die Griechen vor Troja.
_Eindrücke_
Im Prinzip war die Geschichte, welche mit „Operation Sonnenfracht“ begann bereits im letzten Band abgeschlossen. Brandis‘ Vergangenheit wurde ein Stück heller ausgeleuchtet: Das Kapitel Rublew-Expedition, der Schatten seiner Karriere, endgültig ad acta gelegt, die Erde erneut vor Schlimmerem bewahrt und sein Dauerrivale Colonel Chemnitzer einstweilen neutralisiert. Nikolai von Michalewsky hat aber offenbar noch etwas zu sagen und schiebt daher einen vierten Band – quasi als Schlussstrich – des Themenkomplexes nach. Das Schicksal der MOBs treibt ihn um. Diese sollten ja eigentlich den verseuchten afrikanischen Kontinent dekontaminieren, wurden aber – speziell von Chemnitzer – gelegentlich auch schon als Waffe zweckentfremdet. Und das nicht nur einmal.
Wie so oft macht sich NvM Sorgen, wenn Mensch und Maschine zwangsweise verschmelzen sollen. Das Gehirn, respektive das Verpflanzen desselben, hat es ihm besonders angetan und entsprechend oft hatten wir in der Vergangenheit schon ein ähnliches Setup vor Augen. Es wird auch nicht das letzte Mal sein. Als neue Mitspieler tauchen die FLOBs auf, umgebaute |Taurus|-Zerstörer, die genau wie ihre planetaren Brüder von einem menschlichen Gehirn gesteuert werden. Allerdings von weitaus intelligenteren, als die doch manchmal etwas tumben MOBs. Dieses spannungstreibende Element ist auch die einzig wirkliche Neuerung, denn ansonsten wirkt die Story doch recht 08/15 aus verschiedenen Versatzstücken aus den vorangegangenen Bänden zusammengebastelt.
Leider verschenkt NvM auch ein gutes Stück Potential, indem er Chemnitzer und Brandis nicht noch einmal persönlich aufeinandertreffen lässt, sondern den Colonel und seinen Handlanger Warren kurzerhand – wie weiland im „Zauberlehrling“ – den Geistern, die er rief, zum Opfer fallen lässt. Und das in einem eher lapidaren Nebensatz, nachdem er die Figur nun drei Bände lang aufbaute. Auch sonst zeigt sich NvM in diesem Band ungewöhnlich einfallslos. Eine mehr oder weniger überraschende Attacke im Weltraum mit einem Besatzungsmitglied außenbords, mit der ungeliebten Entscheidung zum sofortigen Alarm-Start, hatten wir fast 1:1 bereits mit Bordingenieur Usko Koskinen in „Raumsonde Epsilon“. Diesmal kommt der 2. Ingenieur Torrente allerdings mit dem Leben davon.
_Spoilerwarnung!_
Anders Funker Antoine Mercier, dem bei dieser Mission quasi die doppelte Funktion des Trojaners zukommt. Wieder einmal entscheidet das Gehirn eines Brandis-Crewmitglieds über Wohl und Wehe und wieder – Absicht oder Zufall? – hört dieses freiwillige Opfer auf den Namen Antoine (in „Aufstand der Roboter“ war es Antoine Ibaka, der durch seine Synapsen das Ruder herumriss). Selbst die Beweggründe ähneln sich frappant, nur dass Ibaka die Crew zuvor nicht verriet. Aber auch seine Familie war Repressalien ausgesetzt bzw. wurde letztlich sogar getötet – ebenso bei Mercier dessen frisch Angetraute hier entführt und als Druckmittel eingesetzt wird. Brandis‘ Frau Ruth natürlich auch schon wieder. Das entwickelt sich zu einem Running Gag der Serie – genauso wie Brandis‘ darüber zur Schau getragene Kaltschnäuzigkeit.
|Spoiler Ende|
Das Buch enthält seit Längerem mal wieder einen Sonderbeitrag. Wirtschaftswissenschaftler, Controller und SciFi-Journalist Ulrich Blode analysiert auf rund zehn Seiten das Phänomen „Mark Brandis“ und speziell die Episode „Kurier zum Mars“ sehr treffend. Dabei richtet er sein Hauptaugenmerk allerdings fast ausschließlich auf die philosophische und metaphorische Deutung der MOB/FLOB-Problematik. Er kommt darin zu ganz ähnlichen Schlüssen, wie sie hier bereits dargelegt wurden. Die Story an sich und ihre – fast schon üblichen – Schwächen, sowie die der Serie als solche, werden nur am Rande erwähnt. Etwa NvMs generelle Naivität, was Technik und Physik angeht. Doch Fans der Reihe ist das eh schnuppe – sie lieben „ihren“ Brandis grade wegen der Ecken und Kanten. Und die Menschlichkeit seiner Figuren.
_Fazit_
Band 14 präsentiert sich nicht grade aus Ausbund der Originalität. Zu viele Elemente wurden so – oder so ähnlich – schon einmal in der Serie verwendet und nun wiedergekäut. Vorhandenes Potential bleibt dafür leider ungenutzt. Stichwort: Chemnitzer. Insbesondere das Finale ist höchst vorhersehbar und ziemlich fantasielos geraten. Der kleine, vierbändige Zyklus, der mit „Operation Sonnenfracht“ begann, ist hiermit jedoch thematisch beendet. Ruths erneute Entführung liefert schon den Aufhänger für den nächsten Band, welcher – so viel darf bereits verraten werden – zumindest diesbezüglich nicht so stark durchhängt, wie dieser.
_Hörspiele mit Mark Brandis:_
Folge 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4995
Folge 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5013
Folge 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5524
Folge 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5986
Folge 05: [„Testakte Kolibri 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5984
Folge 06: [„Testakte Kolibri 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5985
Folge 07: [„Vorstoß zum Uranus 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6245
Folge 08: [„Vorstoß zum Uranus 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6246
Folge 09: [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
Folge 10: [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
Henrik Lange, 1972 in Göteborg geboren, hatte mit seinem Deutschland-Debüt „Weltliteratur für Eilige: Und am Ende sind sie alle tot“ (OT: „90 Classic Books for People in a Hurry“) im Juni 2010 offenbar so viel Erfolg, dass nun das gleiche Prinzip auch auf Filmklassiker angewendet wird – nur, dass es diesmal sogar 99, mehr oder weniger bekannte, Streifen ins Buch schafften, welches von |Knaur| dann für den deutschen Markt titelseitig – und analog zum Vorgänger – in „Filmklassiker für Eilige: Und am Ende kriegen sie sich doch“ etwas aufgebrezelt wurde. Ursprünglich für Januar 2011 avisiert, steht das Taschenbuch nun schon seit Mitte Dezember für 8,99 Euro offiziell in den Regalen. Beinahe sogar noch pünktlich zum Weihnachtskerngeschäft.
_Zum Inhalt_
Wie der Originaltitel „99 Classic Movies for People in a Hurry“ bereits unzweifelhaft klarmacht, bereitet Henrik Lange – was Wunder – exakt diese Anzahl von diversen Filmen aus verschiedenen Genres und Epochen humoristisch auf. Wobei sich je ein Delinquent pro Doppelseite findet und die Gliederung stets die Gleiche ist: Filmtitel, Erscheinungsjahr und Regisseur auf der rechten Seite; vier Comicframes mit beschreibenden Kommentaren und teils auch den dafür typischen Sprechblasen, bilden die jeweilige Inhaltsangabe zur Linken. Natürlich nicht als simple Nacherzählung, das wäre im wahrsten Sinne des Wortes, ja ziemlich witzlos.
_Eindrücke_
Einen Film in einem kleinen Comicstrip inhaltlich wiedergeben, geht das? Wenn man mit dem Anspruch herangeht, dass dies umfassend geschehen muss: Nein. Zumindest dann nicht, wenn einem der Film unbekannt oder vielleicht auch nicht mehr so gegenwärtig ist. Da der Inhalt des Films manchmal auch gar nicht wirklich beschrieben, sondern – ebenso humorvoll wie persönlich wertend – aufgearbeitet wird, fällt das Buch als etwaige Gedächtnisstütze für vergessliche Filmfreaks also glatt durch. Es grenzt in diesem Zusammenhang an Verschwendung, dass die gesamte rechte Seite jeweils nur spartanische Infos zum Film anbietet. Die Möglichkeit diesen unnötig verschenkten Platz hier um wichtige Eckdaten eine richtige Inhaltsangabe zu ergänzen, wurde leider vertan. Das hätte dem Buch neben einigen guten Lachern sogar einen zusätzlichen Gebrauchswert verliehen.
Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind doch recht naiv geraten und die Figuren darob zumeist nicht (wieder) zu erkennen. Sie sehen schlichtweg alle ziemlich gleich aus und nur selten gelingt es dem Autor/Zeichner, individuell unverkennbare Besonderheiten deutlich genug herauszuarbeiten. Das jedoch ist das kleine Einmaleins eines jeden (Comic-)Zeichners. Der Verlagsinfo nach, hat sich Henrik Lange das Zeichnen „selbst beigebracht“. Mit Verlaub und ohne ihm Böses zu wollen: Das sieht man leider auch. Vielleicht hätte er doch irgendwann beizeiten mal die Hilfe eines kompetenten Lehrers in Anspruch nehmen sollen. Die guten Ideen, Witz und der Wille sind nämlich erkennbar vorhanden, doch handwerklich kann er es nicht so recht umsetzen. Schade, denn mit entsprechend aussagekräftigen Bildern würden die kleinen, nett platzierten Seitenhiebe sicher noch um ein Vielfaches besser wirken.
_Fazit_
Manche der mitunter schön bissig-respektlosen Gags zünden zwar recht gut, doch die im Verbund je zu viert ziemlich ungelenk hingekritzelten Bildchen reichen eben doch nicht aus, um einen Film auch nur annähernd treffend zu charakterisieren. Wer also auf der Suche nach einem Nachschlagewerk ist, um filmtechnisch mitreden zu können, ist hier vollkommen fehl am Platz. Das auf ulkig getrimmte Sammelsurium bedient genau dieses Klientel nämlich nicht. Es ist eher ein typisches Verlegenheits-Mitbringsel für den Cineasten, der sonst schon alles andere hat – und Spaß versteht. Dabei wäre es gar nicht so schwer gewesen, den potenziellen Kundenkreis kräftig zu erweitern sowie wirklichen Nutzwert zu schaffen.
|Taschenbuch: 210 Seiten
Originaltitel: 99 Classic Movies for People in a Hurry
Aus dem Englischen von Marko Jacob
ISBN: 978-3-426-78384-9|
[www.knaur.de]http://www.knaur.de
Bald feiert man 50jähriges Jubiläum bei einer der wohl ältesten, immer noch fortgeführten Jugendserien überhaupt. Bekannt wurden die „Drei ???“ hierzulande aber erst durch die Hörspieladaptionen des |EUROPA|-Studios in den späten Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts. Von da an war der Erfolgskurs gesetzt und nur selten mussten Klippen umschifft werden. „Der Fluch des Drachen“ ist mittlerweile der 130. Fall. Die von André Marx geschriebene und im |Franckh-Kosmos|-Verlag erschienene Vorlage stammt aus dem Jahr 2006. Somit hat es bis zur Vertonung satte drei Jahre gebraucht, was nicht zuletzt den zu dieser Zeit schwelenden Lizenzstreitigkeiten um die Serie geschuldet ist.
_Zur Story_
Ein junger Mann namens Johnson taucht mit einer außergewöhnlichen Bitte in Onkel Titus‘ Gebrauchtwarencenter auf: Er möchte eine chinesische Vase mit seltenem Drachenmotiv dort deponieren, auf dass seine Verlobte sie dann dort am nächsten Tag „zufällig“ aufspüre. Sie sei nicht sonderlich wertvoll, aber trotzdem etwas Besonderes. Seine Verlobte sei schon lange auf der Suche nach einem derartigen Motiv und sie sei nicht nur Sammlerin sondern vor allem auch eine begeisterte Jägerin von ungewöhnlichen Stücken. Das Finden mache ihr fast mehr Spaß als der eigentliche Besitz, daher plane er diese kleine Inszenierung zu ihrem Geburtstag. Familie Jonas willigt ein, ihm diesen Gefallen zu tun. Besonders Tante Mathilda ist von dieser romantischen Idee ganz hin und weg.
Als Justus seinen beiden Freunden die Geschichte erzählt und ihnen die Vase zeigen will, fällt sie vom Regal und zerbirst. Völlig verzweifelt setzt Justus alles daran bis zum Eintreffen von Mr Johnson und seiner Verlobten am nächsten Tag irgendwie Ersatz beizuschaffen und das Malheur insbesondere vor Tante Mathilda zu verbergen. Das scheint ganz und gar unmöglich, denn das Motiv auf der Vase ist tatsächlich nicht nur selten, es verdichten sich bei der panikghaften On- und Offline-Recherche die Hinweise, dass es sich beim fraglichen Stück durchaus um eine sündhaft teure Ming-Vase gehandelt haben könnte. Noch dazu eine, welche kürzlich aus der Sammlung einer bekannten Schauspielerin entwendet wurde. Plötzlich interessieren sich zudem einige kuriose Gestalten für den Schrottplatz, darunter auch ihr alter Erzfeind Skinny Norris.
_Eindrücke_
Mittlerweile werden wohl auch die Bücher offensichtlich so gestaltet, dass sie sich hernach recht easy vertonen lassen. Das liegt zum Teil sicher daran, dass die entsprechenden Autoren bereits im Vorfeld darauf hinarbeiten bzw. im Kopf haben dürften, dass ihr Werk mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Hörspiel adaptiert werden wird. Ein weiterer Vorteil der modernen Zeiten und Medien: Man hat schlichtweg mehr Speicherkapazität zur Verfügung – satt mehr als eine bis anderthalb Stunde (hier sind es immerhin 69 Minuten) kann man auf einer CD bequem unterbringen, was die Notwendigkeit von etwaigen Kürzungen auf ein Minimum reduziert. Zumindest diejenigen, welche nicht der etwas anders ausfallenden Dramaturgie und Erzählstruktur wegen geopfert werden müssen. Lesen und Hören ist doch halt etwas anderes.
Dank der Gnade der späten Geburt kommt der „Fluch des Drachen“ dementsprechend ohne wirklich große Kürzungen gegenüber der Vorlage aus. Das ist erfreulich, gehört diese nämlich zu den besseren Geschichten der jüngeren Vergangenheit. Ein wenig Feinschliff hier, geringfügige Anpassungen im Ablauf dort nebst Wegfall eigentlich unnötiger Figuren und Nebenhandlungen. Der humorige Auftritt von Rubbish George im Roman zum Beispiel bringt die Geschichte eigentlich nicht signifikant voran, weswegen diese prinzipiell unnötige Passage aus dem Drehbuch konsequent gestrichen wurde. Auch die Rolle des knorrigen wie knurrigen Replikators Mr Grogan ist fürs Hörspiel (in diesem Fall: leider) zurecht gestutzt worden. Dennoch hat André Minninger die Essenz des Plots seines Namensvetters Marx erfasst und gekonnt umgesetzt.
Natürlich ist auch diese Folge wie üblich professionell inszeniert. Die Crew um Regisseurin Heikedine Körting mit den erfahrenen Synchronrecken Oliver Rohrbeck (u.a. Ben Stiller), Andreas Fröhlich („Gollum“, John Cusack) und Jens Wawrzceck versteht ihr Handwerk. Auch wenn deren Stimmen längst die von Erwachsenen sind, können sie sich seit nunmehr über 30 Jahren immer noch als das Jugend-Detektiv-Trio verkaufen, ohne sich dabei der Lächerlichkeit Preis zu geben. Das ist beim „Fluch des Drachen“ insofern wichtig, als dass die Hauptproblematik sowie auch die daraus resultierende Message in der Tat auf eben jene Zielgruppe gerichtet und somit pädagogisch wertvoll ist – nämlich das ehrliche Geradestehen für Bockmist, den man vermeintlich verzapft hat. Auch wenn am Schluss mal wieder alles ganz anders ist, als zunächst gedacht.
_Fazit_
Einen Fluch gibt es zwar ebenso wenig wie einen Drachen, solcherlei Neugier heischendes Titel-Tuning ist man aber mittlerweile schon gewohnt. Doch das tut dem recht originellen und wendungsreichen Fall an sich keinerlei Abbruch. Auch die dezenten Kürzungen hinsichtlich des einen Tick detailverliebteren Jugendromans nicht. Klar: Manche Elemente waren schon des öfteren anzutreffen, was sich bei so vielen Episoden jedoch nicht vermeiden lässt. Unterm Strich ist diese Folge aber eine solide, würdige, flotte Umsetzung der Buchvorlage geworden, die bestimmt ab und an mal aus dem CD-Regal gefischt wird. Ein Umstand, der bei Weitem nicht allen neuzeitlichen Fragezeichen-Fällen eigen ist.
_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_
Titel: „Die drei ??? – Fluch des Drachen“ – Folge 130
EUROPA (Sony BMG), Mai 2009
Laufzeit: ca. 69 Minuten
Buchvorlage: André Marx
Hörspieladaption: André Minninger
Redaktion: Wanda Osten
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling, George, Stahlberg, Morgenstern
Cover: Sylvia Christoph
|Die Figuren und ihre Sprecher:|
Erzähler: Thomas Fritsch
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Tante Mathilda: Karin Lieneweg
Onkel Titus: Hans Meinhardt
Skinny Norris: Andreas von der Meden
Thomas Johnson: Lutz Herkenrath
Daniel Baker: Sascha Rotermund
Beverly Leung: Susanne Stangl
James: Sönke Städtler
Mr Grogan: Günter Flesch
1. Polizist: Robert Missler
2. Polizist: Edgar Hoppe
Band 01: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [Raumsonde Epsilon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [Salomon 76]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [Aktenzeichen: Illegal]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [Operation Sonnenfracht]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [Alarm für die Erde]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
_Band 13: Countdown für die Erde_
Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.
Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Originalserie noch einmal mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.
_Vorgeschichte_
Der Weltraum unseres Solsystems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienst der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Für eine bessere und friedlichere Welt.
_Zur Story_
Zeit um durchzuatmen bleibt Commander Brandis und der Crew der |Medusa| nach den Vorfällen der fehlgeschlagenen „Operation Sonnenfracht“ (Band 11) und dem Eindämmen der darauf folgenden nuklearen Katastrophe am Kilimanjaro (Band 12: „Alarm für die Erde“), welche weite Teile des Planeten in Mitleidenschaft zog, nicht. Es droht wieder einmal Ungemach, diesmal in Form eines recht stattlichen Asteroiden, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. Der „Helin“ ist seit 1976 bekannt und wurde stets als harmlos eingestuft – nun sieht man sich gezwungen diese Meinung zu revidieren: Der vier Kilometer durchmessende Brocken soll aktuellen Berechnungen zu Folge in zwei Monaten im Südatlantik einschlagen. Die resultierende Flutwelle würde dann hauptsächlich über das verstrahlte Afrika rollen und die Verseuchung erst recht verteilen.
Nach erster Inaugenscheinnahme und späterer chemisch-physikalischer Analyse von Proben des höchst eigenwilligen Asteroiden steht bereits fest, dass eine Sprengung nicht in Frage kommt. Die einzige Alternative besteht darin, dem stellaren Irrläufer eine Art Antrieb zu verpassen und damit auf einen anderen Kurs zu zwingen. Zu diesem Zweck müssen Löcher in ihn gebohrt werden, welche man dann mit atomaren Treibsätzen versieht. Doch „Helin“ beherbergt noch ein ganz anderes Geheimnis, auf das Brandis auf der Suche nach seinem abgestürzten Bordingenieur stößt. Etwas, das direkt mit seiner Vergangenheit zu tun hat. Er findet die Spuren der verschollenen Expedition von Colonel Rublew. Eine vergeigte Rettungsaktion vor 20 Jahren hatte den jungen Brandis seinerzeit den Rang des Commanders gekostet.
Nun steht er vor den Trümmern des Beiboots und den vier Leichen seiner einstigen Idole, doch das berühmte Schiff Rublews – die |Stellar Polaris| – bleibt ebenso verschwunden wie das fünfte Crewmitglied von damals. Die Zeit drängt, denn so oder so wird der vagabundierende Himmelskörper bald nicht mehr viel davon Preis geben können, welche Tragödie sich ehedem wirklich auf ihm abspielte: Entweder er kollidiert mit der Erde oder – sollte die Aktion unter Brandis erfolgreich sein – er driftet zukünftig ohne Wiederkehr in die Weiten des Alls. Zu allem Übel funkt ihm auf „Helin“ nun auch noch sein alter Rivale Colonel Friedrich Chemnitzer dazwischen. Von dem will Brandis‘ Frau Ruth herausgefunden haben, dass dieser ihn bei ihrem letzten Zusammentreffen sogar ganz bewusst in die ewigen Jagdgründe schicken wollte.
_Eindrücke_
Wer auf Grund der Story meint, bei Bruckheimer/Bay und ihrer Filmproduktion „Armageddon“ gelandet zu sein, liegt so falsch nicht. In der Tat könnten viele Elemente dieses bereits 1977 erstveröffentlichten Jugendromans als Blaupause für den erfolgreichen Blockbuster gedient haben – ob die beiden Amis den deutschen Autoren und sein Werk wirklich kannten und kopierten oder die teils frappanten Parallelen der Grundstory doch eher Gevatter Zufall zuzuschreiben sind, ist nicht überliefert. Fest steht: „Countdown für die Erde“ war zuerst da und hat sogar noch eine recht spannende Kriminalgeschichte um einen 20 Jahre zurückliegenden Mord zusätzlich im Gepäck. Damit kann „Armageddon“ nicht aufwarten, mag sich jedoch damit brüsten, physikalisch und insbesondere von der Logik her auf dem aktuellsten Stand zu sein.
Genau dort klemmt es ja häufig bei Brandis. Dabei ist das Umdirigieren des Asteroiden gar nicht dumm und klingt recht plausibel. Allerdings ist sein Zusammenspiel mit der zuvor stattgefundenen atomaren Katastrophe in Afrika für die Erde eigentlich unerheblich. Nikolai von Michalewsky malt das Schreckgespenst einer großen Flutwelle an die Wand, welche die Strahlung des GAUs überdies noch weiter über den Planeten verteilt, geht aber davon aus, dass ein Überleben in höheren Regionen möglich sei. Wenn aber ein Brocken von vier Kilometern Durchmesser in einen unserer Ozeane klatscht, ist aber so oder so endgültig Sabbat. Allein schon durch die verdampften Wassermassen würde sich eine für die Sonne undurchdringliche Wolkendecke bilden. Auch ohne das verseuchte Afrika würde also planetenweit ein so genannter „nuklearer Winter“ einsetzen.
Diese Kleinigkeit könnte man NvM vielleicht spitzfindig ankreiden. Allerdings tut das der ausgeklügelten und flüssig präsentierten Geschichte keinerlei Abbruch, außerdem waren solcherlei Überlegungen im Jahre 1977 der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt – allenfalls die Theorie über das Ende der Dinosaurier durch einen Meteoriteneinschlag etwa dieser Größenordnung existierte damals bereits. NvM war in seinem Leben beruflich zwar sehr breit gefächert, aber nie Wissenschaftler. Nicht mal SciFi-Autor, jedenfalls betrachtete er sich selbst nie als solchen. Dementsprechend „untechnisch“ ist die Serie auch insgesamt ausgelegt und richtet ihren Fokus lieber auf den/die Menschen. Wenig Science, viel Fiction – eines der (ungeschriebenen) Mottos, welches zu ihrer Beliebtheit nicht unwesentlich beigetragen haben dürfte.
Die Kenntnis von mindestens noch Band 1 („Bordbuch Delta VII“) macht das Bild allerdings erst richtig komplett, denn NvM greift noch einmal Brandis‘ dort ausführlicher thematisierten dunklen Fleck in seiner Karriere auf. Seine damalige Degradierung war seither zwar immer mal wieder nebenher erwähnt worden, doch die Schatten der Vergangenheit begannen zu verblassen und hatten immer weniger Einfluss auf sein Denken und Handeln. Brandis‘ Charakter ist im Laufe der letzen 12 Bände auch daran kräftig – und merklich – gewachsen. Noch im letzten Buch starb mit Robert Monnier eine der letzten Reminiszenzen an die „alten“ Tage, sodass es Zeit wurde, die Zöpfe konsequent abzuschneiden und das Kapitel ‚Rublew-Expedition‘ zu schließen. Gleichzeitig erledigt sich damit sehr elegant auch das Chemnitzer-Problem. Fast jedenfalls. Wie und Warum, sei hier nicht verraten.
_Fazit_
Zusammen mit „Operation Sonnenfracht“und „Alarm für die Erde“ bildet „Countdown für die Erde“ einen kleinen eigenen Zyklus innerhalb der Reihe – den Nachfolger „Kurier zum Mars“ zählt man allgemein auch noch dazu. Band 13 ist überaus gelungen, sieht man von ein paar Kleinigkeiten mal ab, die mit dem Wissen der heutigen Zeit nur schwer zu vereinbaren sind. Das verbucht man am besten unter „Charakter“. Obwohl mit seinen beiden Vorgängern recht eng verknüpft, könnte man ihn durchaus aber auch solo lesen und ihm ziemlich problemlos folgen, was ihn auch für Quer- und Neueinsteiger sicherlich noch interessant macht. Er ist eine gute Wahl um die kultige, deutsche SciFi-Serie kennen zu lernen.
Bald feiert man 50jähriges Jubiläum bei einer der wohl ältesten, immer noch fortgeführten Jugendserien überhaupt. Bekannt wurden die „Drei ???“ hierzulande aber erst durch die Hörspieladaptionen des |EUROPA|-Studios in den späten Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts. Von da an war der Erfolgskurs gesetzt und nur selten mussten Klippen umschifft werden. „Der seltsame Wecker“ wurde 1980 vertont und ging als Folge 12 an den Start. 2009 erlebte er seinen zweiten Frühling, als das inzwischen berühmte sowie kultige Hörspiel-Ensemble mit diesem Fall auf groß inszenierte Live-Tour ging. Das Original ist da doch wesentlich bescheidener gestrickt.
_Zur Story_
Ein dubioser Wecker, aus einer Kiste mit anderem Trödelkram stammend, erweckt Justus‘ Interesse. Er lässt als Weckton nämlich nicht etwa ein Klingeln, Rasseln oder gar Beethovens Neunte, sondern einen grausigen Schrei erschallen. Dazu noch ein Brief mit einem sehr seltsamen Rätsel, in welchem ein gewisser Rex aufgefordert wird, sich auf die Suche nach irgendetwas zu begeben. Ein gefundenes Fressen für die Jugenddetektei „Die drei ???“, denn wer lässt sich so etwas Schräges bloß einfallen? OK, wir befinden uns schließlich in Kalifornien und gar nicht so weit weg von Los Angeles, sprich: Hollywood – und ein Teil der Lösung hat entfernt sogar mit dem Umfeld der amerikanischen Traumfabrik zu tun. Doch zunächst gilt es heraus zu finden, wer so ein verrücktes Teil baut.
Es gelingt tatsächlich, den Uhrmacher des vermeintlich seltenen Stücks zu ermitteln und einen Namen zu bekommen: Clock. Dabei stellt sich heraus, dass dieser Kunde mit dem zum offensichtlichen Uhren-Tick passenden Namen nicht nur diese eine Sonderanfertigung bei ihm in Auftrag gab. Die Spur führt weiter zu Alfred Hitchcock, Mentor und Förderer der Jungs, der zu berichten weiß, dass er sowohl den Schrei als auch Bert Clock sehr wohl kenne, der ist früher einmal ein gefragter Mann beim Hörfunk gewesen, wo er als Spezialist fürs Schreien zur Untermalung von Hörspielen tätig war. Er hat sich schon vor geraumer Zeit aus dem Business zurück gezogen, doch eine Adresse hat der Altmeister immerhin zu bieten.
Dort kennt man allerdings niemanden diesen Namens. Lediglich die Haushälterin Smith und ihr Sohn Harry bewohnen das Haus, das einem Mr Hadley gehört. Dieser ist jedoch schon vor Längerem Hals über Kopf nach Südamerika abgezischt – wo er kürzlich verstarb. Die Fakten sprechen eindeutig dafür, dass es sich dabei in der Tat um Bert Clock handelte. Kurz nach seiner Flucht wurde seinerzeit eine Razzia im Haus veranstaltet und dabei Harrys Vater – bis dato ein braver, unbescholtener Versicherungsvertreter – verhaftet. Nach einem Indizienprozess kam er für einen Kunstdiebstahl hinter Gitter, den er stets beteuerte nicht begangen zu haben. Die drei Fragezeichen müssen gut kombinieren, um das Geheimnis des seltsamen Weckers zu lüften, die restliche Beute aufzuspüren und somit einen Unschuldigen zu rehabilitieren.
_Eindrücke_
Der markante Schrei des Weckers gleich zur Eröffnung dieses 1980 erschienenen Hörspiels gehört sicher zu den nennenswertesten Stil-Ikonen in der gesamten Reihe. Beigesteuert hat ihn die bis heute noch für die“Die-drei-???“-verantwortliche Regisseurin Heikedine Körting. Die Buchvorlage stammt noch vom Erfinder der „Three Investigators“ (so der Originaltitel der Serie aus den Sechzigern) selbst: Robert Arthur. Dessen in den Büchern so unverkennbare Handschrift wird in der Audiofassung leider ein wenig verwässert. Schuld daran ist maßgeblich die Technik. Damals war die Laufzeit auf LP/MC auf rund 45 Minuten begrenzt, was zwangsläufig immer teils erhebliche Kürzungen nach sich zog. SciFi-Autor (u.a. „Perry Rhodan“, „Commander Perkins“) und EUROPA-Drehbuchschreiber H.G. Francis hat dennoch eine spannende Kultfolge daraus gezaubert.
Dass die Hörspiele nicht in chronologisch korrekter Reihenfolge zu den Büchern vertont wurden, ist im Prinzip eigentlich vollkommen unerheblich, da die Fälle stets in sich abgeschlossene Episoden sind, welche nur sehr selten auf vorangegangene Bezug nehmen. Gelegentlich stößt man hier und dort doch auf ein paar Löcher in der Kontinuität. So kennt das Publikum seit der vermeintlichen Nummer 1 („Super-Papagei“ – eigentlich Band 2) Victor Hugenay schon, weshalb es den deutschen Hörer leicht verwundert, dass er den Dreien hier so seltsam fremd und distanziert erscheint – tatsächlich lernen sie den Meisterdieb nicht erst jetzt kennen. Der „Super-Papagei“ ist zeitlich auch bei den Büchern vor dem „seltsamen Wecker“ einzuordnen (Band 9), welcher bei |EUROPA| die Nummer 12 verpasst bekam.
Pace und Handlungsverlauf weichen vom Original ab und verleihen dem Hörspiel ein anderes Flair als dem Buch. Dass so Manches heute generell vielleicht anders laufen würde, dürfte niemanden wirklich stören und gehört zum nostalgischen Charme der erfolgreichen Jugendkrimireihe. Trotzdem funktioniert die Story mit den alten Patentrezepten der Serie, sprich: durch ein Rätsel angestoßene Schnitzeljagd, nicht nur gut, sie kommt auch trotz aller nötigen Kürzungen ohne Logikpatzer daher. Dass zudem eine Menge Interaktion zwischen den Figuren zu erwarten steht, wird bereits aus der recht umfangreichen Sprecherliste (mal wieder eine Gastrolle: Volker Brandt – die deutsche Stimme von Michael Douglas) ersichtlich. Die Leistungen der üblichen Verdächtigen – der Stimmbruch von Justus, Peter und Bob rückt übrigens merklich näher – sind wie immer tadellos und auch die Geräuschkulisse kann sich durchaus hören lassen.
_Fazit_
Ein geradlinig erzähltes und sauber produziertes Hörspiel aus den Anfangstagen der Serie, welches sich keine wirklich ankreidbaren Schwächen leistet. Die Story mag gegenüber der (noch besseren, weil ausgeklügelteren) Vorlage stark eingedampft worden sein, ihren Kern trifft sie aber immer noch. Somit darf sich dieser Fall, im besten Sinne ein Klassiker alter Schule, zu Recht als eine der Folgen mit erhöhtem Kultstatus schimpfen. Eine gute Wahl auch für Einsteiger, sei es als relativ puristische Version von 1980 (CD/MC/LP) oder als aufgebohrte „Live and Ticking“-Tour (DVD) von 2009. Der seltsame Wecker hat seit 30 Jahren einen festen Platz im Herzen der Fans. Verdient.
_Die Hörspieldaten auf einen Blick:_
Titel: „Die drei ??? und der seltsame Wecker“ – Folge 12
EUROPA (Sony Music), März 1980
Laufzeit: ca. 43 Minuten
Buchvorlage: Robert Arthur
Hörspieladaption: H.G. Francis
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Brac, George, Stahlberg, Morgenstern, Zeiberts
Cover: Aiga Rasch
|Die Figuren und ihre Sprecher:|
Erzähler – Alfred Hitchcock: Peter Pasetti
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Mr Felix: Karl-Ulrich Meves
Harry Smith: Marco Beddis
Mrs Smith: Maria Benders
Mrs King: Helga Bammert
Julie Taylor: Renate Pichler
Gerald Cramer: Volker Brandt
Gerald Watson: Werner Cartano [alias Werner van Thiel]
Victor Hugenay: Wolfgang Kubach [alias Albert Giro]
Mr Jenkins: Lothar Zibell
Carlos: Günter Heising [alias Hans-Werner Kuhn]
Martha Harris: Marga Maasberg
Hauptkommissar Reynolds: Horst Frank
Den TATORT kennt heute selbst jedes Kind. Kaum ein Format kann auf eine längere und erfolgreichere Geschichte im deutschen Fernsehen zurückblicken als die legendäre Krimiserie der ARD. 2010 feierte man Vierzigjähriges. Die beliebtesten Kommissare bzw. Ermittlungsteams gehen seit einiger Zeit auch in Buchform auf Verbrecherjagd. Als Vorlage dienen bereits im TV ausgestrahlte Fälle. Die jeweils meist um die 160 Seiten starken Bücher erscheinen seit Ende September 2009 als Broschur bei |Emons| und kosten 8,95 Euro pro Band. Mit der zweiten Veröffentlichungswelle wurde das äußere Erscheinungsbild etwas angepasst. „A gmahde Wiesn“ gehört noch zur ersten Tranche und ist – wie der mundartliche Titel unschwer erkennen lässt – das Stichwort für das beliebte Münchener Trio Leitmayr, Batic und Menzinger.
_Zur Story_
Es ist Wiesn-Zeit in München, das heißt die heiße Phase der Vergabe hat begonnen. Da die Plätze auf der berühmten Theresienwiese begrenzt sind, trifft die Stadt nach einem mehr oder weniger ausgeklügelten Punktesystem die Entscheidung, welcher Wirt und welcher Schausteller – ob überhaupt und in welchem Umfang – eine der begehrten Lizenzen ergattert. Der Konkurrenzdruck, auf dem „größten Volksfest der Welt“ zugegen zu sein, ist hoch. Für manch ansässige Gewerbetreibende ist die Wiesn nicht nur die umsatzstärkste Zeit des Jahres, sondern es geht teilweise sogar um die blanke Existenz, wenn für sie diese lukrative Einnahmequelle wegfallen oder auch nur reduziert werden würde. Fast schon traditionell haben sich Wirte und Schausteller gegenseitig im Visier, gegenüber der anderen Gruppe benachteiligt zu sein.
Das schafft selbstverständlich Nährboden für Gerüchte um angebliche Mauscheleien, versuchte Bestechung und Gefälligkeiten unter Spezis. Vor diesem Hintergrund ist der recht Aufsehen erregende Tod des für die Vergabe maßgeblich verantwortlichen Stadtrates Serner natürlich besonders pikant: Verprügelt, angeschossen und schließlich im Gartenteich seiner Prunkvilla ertrunken. In dieser Reihenfolge. Da es für München um Millionenumsätze geht und man negative Publicity logischerweise fürchtet, werden den Kommissaren Franz Leitmayr, Ivo Batic und Carlo Menzinger von ganz oben Fingerspitzengefühl, absolute Diskretion und rascher Erfolg abverlangt. Damit sieht es aber eher mau aus, denn Ivo verguckt sich ausgerechnet in eine offensichtlich nicht ganz unbeteiligte Zeugin und wird beim intimen Techtelmechtel angeschossen.
_Eindrücke_
Der Titel ist Programm und wie nicht anders zu erwarten durchaus mehrdeutig zu verstehen. „A gmahde Wiesn“ heißt ins Hochdeutsche übersetzt: „Eine gemähte Wiese“. Es bezeichnet aber auch eine bayuwarische Redensart, worunter „eine todsichere/abgemachte Sache“ zu verstehen ist. Und dass die „Wiesn“ letztendlich auch den nun noch fälligen Bezug zum berühmten Oktoberfest herstellt, dürfte ebenfalls klar sein. Überhaupt strotzt der Roman vor Lokalkolorit, welches mit einer feinen Prise Humor und teilweise auch in Mundart serviert wird. Martin Schüller, der sonst eher die nordrheinwestfälischen Kommissare (Thiel/Boerne sowie Ballauf/Schenk) literarisch „betreut“, scheint sich im vermeintlichen Sumpf der Münchener Vetternwirtschaft und in der Gedankenwelt des ermittelnden Trios höchst wohl zu fühlen.
Die manchmal etwas schrulligen Münchener Hauptkommissare (in diesem Fall noch drei, Carlo – im TV dargestellt durch Michael Fitz – verlässt die Serie später) sind im Bewusstsein des Zuschauers stark durch die Schauspieler Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec verankert. Das drückt dem Fall auch in der Romanform seinen Stempel vor dem geistigen Auge auf – jedenfalls wenn man zu den halbwegs kundigen Tatort-Zuschauern gehört. Allerdings gehört die Fernsehfassung zwar zu den sehenswerten Episoden, die man unter dem Prädikat „ganz nett aber durchschnittlich“ einsortieren mag, die Buchfassung toppt sie jedoch problemlos. Das ist eigentlich eher selten, da die Geschichte schließlich fürs TV konzipiert wurde. Dennoch erscheint die Adaption von Friedrich Anis Drehbuch irgendwie runder und flotter als die Vorlage.
_Fazit_
Um im Bild zu bleiben: Eine klare Sache. Die Umsetzung des Stoffes in einen Roman hat der ansonsten absolut identischen Story sehr gut getan und die Essenz sowie Ambiente des Münchener TATORTs exakt getroffen. Der Stil ist fluffig, hat Spannung, Witz, recht authentische Charaktere und gewährt zudem ziemlich glaubhafte Einblicke in die Persönlichkeiten der (Haupt-)Figuren. Das macht die ohnehin charmanten Kommissare noch eine Spur sympathischer und verschafft dem Buch einen deutlichen Vorteil im Vergleich zur Fernsehfassung. Es liest sich auch an den Stellen noch flüssig, an denen die TV-Version ein wenig durchhängt.
Band 01: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [Raumsonde Epsilon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [Salomon 76]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [Aktenzeichen: Illegal]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [Operation Sonnenfracht]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
_Band 12: Alarm für die Erde_
Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.
Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Originalserie noch einmal mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.
_Vorgeschichte_
Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.
_Zur Story_
Trotz aller Bemühungen, die nuklearen Altlasten vom Kilimandscharo mit eilig umgebauten Frachtraumschiffen auf Nimmerwiedersehen in die Sonne zu schicken, ist der Super-GAU eingetreten (vgl. Band 11 – Operation Sonnenfracht). Der inaktiv geglaubte Vulkan ist im Zuge der tektonischen Unruhen in der Planetenkruste doch ausgebrochen und bläst neben Lava nun auch, wie von den Wissenschaftlern prophezeit, massiv radioaktiv verseuchte Asche in die Atmosphäre. Große Teile Afrikas sind bereits entvölkert, Mensch und Tier an der Strahlenkrankheit krepiert. Die Fall Outs nähern sich auch weiter unaufhaltsam dem Süden Europas. Die anfangs noch planvoll durchgeführten Evakuierungsmaßnahmen der EAAU sind längst in eine heillose Massenflucht mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen gewichen. Gewaltsames Chaos herrscht.
Doch es besteht Hoffnung. Zumindest eine Atempause liegt im Bereich des Möglichen – sofern es gelingt, den Tod und Vernichtung speienden Berg mittels gezielter Sprengungen zur Ruhe zu bringen. So jedenfalls eine sehr gewagte Theorie – aber die einzige derzeit durchführbar scheinende. Der Meinung sind auch die Stabschefs sowie die Regierungsrepräsentanten der EAAU. Denen sitzt zu allem Übel noch die VOR im Nacken, welche die Gelegenheit nutzen, territoriale und politisch-militärische Vorteile aus dem Desaster zu ziehen. Man beauftragt die VEGA mit dieser heiklen Aufgabe, denn um den Kilimanjaro dicht zu bekommen, muss ein bis zum Rand mit Sprengstoff gefüllter Raumer in einer der kurzen Eruptionspausen an einer ganz exakt definierten Position gelandet und zur Detonation gebracht werden.
Das allein ist schon ein absolutes Himmelfahrtskommando mit wenig Überlebenschancen für die entsprechende Crew, da diese mit dem Beiboot innerhalb von rund anderthalb Minuten ausschleusen und buchstäblich aus der Todeszone abzischen müssen. Noch dazu kommt es auf sehr gutes Timing an, denn gleichzeitig wird an anderer Stelle eine Entlastungsöffnung in die gigantische Magmakammer gesprengt. Selbstverständlich ist VEGAs bester Mann dazu angedacht das Kind zu schaukeln, doch Brandis leidet derzeit unter unerträglichen Kopfschmerzen und ist flugunfähig. Ohnehin ist er der Ansicht, das Ganze habe weniger mit Fliegerei als mit Akrobatik zu tun. Freund und Kollege Robert Monnier soll’s nun für die Menschheit richten.
_Eindrücke_
Dieser Band setzt nahtlos am Vorgänger an und bildet somit die Fortsetzung der so unglücklich geendeten „Operation Sonnenfracht“. Dementsprechend finden sich hier eine Menge Figuren wieder ein, die schon dort anzutreffen waren. Brandis‘ Konterpart Pionier-Colonel Friedrich Chemnitzer etwa – und somit auch ein erneuter Schlagabtausch der beiden. Medizinmann John Malembo und seine renitente Guerillatruppe „Fliegende Löwen“ (kurz: FL) sorgen erneut durch ihre Sabotage- und Störaktionen für andauernde Spannungen. Zudem fügen sie der Geschichte einen gewissen Mystery-Faktor hinzu, denn offensichtlich sind die FL, trotz Verzichts auf jegliche Art von Schutz, gegen die Strahlung seltsamerweise immun. Außerdem haben sie – bzw. ihr Anführer Malembo – mit Brandis seit jenen Tagen des Vulkanausbruchs noch eine persönliche Rechnung offen.
Dieses Setup sorgt für ein hohes Tempo. Einzig und allein die ominösen Kopfschmerzepisoden von Mark Brandis bremsen die Pace herunter und erlauben ihm und dem Leser eine distanziertere Sicht. MB ist überdies verhältnismäßig lange zur Untätigkeit verdammt, was durchaus eine neue Komponente in der Serie darstellt. Überhaupt ist die Erzählweise diesmal ein wenig anders gestaltet und erweitert die in der Serie übliche Ich-Form von MB als Erzähler zusätzlich auf Ruth O’Hara, die hier aus ihren – fiktiven – Memoiren („Die Pilotenfrau“) zitiert. Auch VEGA-Chef John Harris streut zwischenzeitlich immer wieder seinen Beitrag ein („Harris-Report“). Diese Kapitel sind kurioserweise allerdings in der dritten Person bzw. aus der Perspektive eines externen, nüchtern-neutralen Beobachters abgefasst. Das erscheint stilistisch etwas inkonsequent.
Wie immer übertrifft die menschliche Komponente die Science Fiction. Während man Nikolai von Michalewsky für den Mut, seinen Heldenvor Angst regelrecht krank und damit untätig werden zu lassen, bis es fast zu spät ist, Respekt zollen muss, kränkelt mal wieder mal die physikalisch-technische Seite. So richtig plausibel ist der Plot diesbezüglich nicht. Insbesondere was Tektonik sowie Radioaktivität angeht, herrscht eine gewisse Naivität vor. NvM macht es sich hinsichtlich solcher gerade für eine glaubwürdige SciFi-Story wichtigen Dinge grundsätzlich zu leicht oder biegt sich die Elemente im Namen der Handlung oft soweit zurecht, sodass sie manchmal arg konstruiert wirken. Spannung aufzubauen gelingt ihm damit allerdings, spätestens beim zweiten Blick sollte man häufig jedoch generös die Augen zudrücken. Kenner der Serie sind darin geübt.
_Spoilerwarnung!_
Selbstverständlich bekommt die Hauptfigur Brandis letztendlich doch noch die Kurve, rettet (wieder mal sowie wenig überraschend) die Menschheit und sich selbst samt Crew, denkbar knapp. Einen kräftigen Schluck aus der Pathos-Pulle muss man – zumindest im Finale – schon verdauen, doch das gehört einfach zu einem MB-Roman. Dabei schafft NvM es auch gleich die noch offenen Nebenhandlungen zu einem halbwegs befriedigenden Abschluss zu bringen. Nur die vielleicht vom einen oder anderen Leser mit Freude erwartete erneute Konfrontation mit dem schmierig-arroganten Colonel Chemnitzer fällt ziemlich zahnlos aus. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, die beiden vertagen ihre Zwistigkeiten auf den nächsten Band. Die nächste Baustelle wartet nämlich schon auf die Streithammel und so endet der „Alarm für die Erde“ mit einem Cliffhanger.
_Fazit_
„Alarm für die Erde“ bietet solide, action- sowie temporeiche MB-Kost mit allen bekannten Stärken und Schwächen, welche die Serie so sympathisch machten. Dabei überwiegen die positiven Aspekte. Obschon prinzipiell eigenständig, ist dieser Band der mehr oder weniger inoffizielle zweite Teil des gelungenen „Operation Sonnenfracht“ und gleichwohl der Brückenschlag zu „Countdown für die Erde“. Ohne den Vorgänger zu kennen ist das Buch kaum sinnvoll, daher ist es für Quer- wie Neueinsteiger in die Serie eigentlich nicht geeignet.
Den TATORT kennt heute selbst jedes Kind. Kaum ein Format kann auf eine längere und erfolgreichere Geschichte im deutschen Fernsehen zurückblicken als die legendäre Krimiserie der ARD. Nun zündete man eine weitere Stufe der Vermarktung. Die beliebtesten Kommissare bzw. Ermittlungsteams gehen nun auch in Buchform auf Verbrecherjagd. Als Vorlage dienen – derzeit zumindest – bereits im TV ausgestrahlte Fälle der Mordkommissionen aus Köln, Saarbrücken, Berlin und München. Die jeweils 160 Seiten starken Bücher erscheinen seit Ende September 2009 als Broschur bei |Emons| und kosten 8,95 Euro pro Band. „Die Blume des Bösen“ spielt in Köln, wo das langjährige Kripo-Dreamteam Ballauf/Schenk ermittelt.
_Zur Story_
Jemand hat seine Hausaufgaben gemacht – und zwar sehr gründlich. Er kennt scheinbar jedes noch so kleine Detail aus dem Leben des Hauptkommissars Max Ballauf. Er sammelt jeden Informationsschnipsel und verfolgt alles, was über den Dienststellenleiter der Kölner Mordkommission durch die Presse geht. Dass er dabei nichts Gutes im Schilde führt, dürfte klar sein. Der derart Observierte ahnt nichts von dem teuflischen Spielchen, welches sein bis dato unbekannter Gegenspieler mit ihm vorhat, als er zusammen mit seinem Kollegen Freddy Schenk zum Kölner Güterbahnhof gerufen wird: Fund einer Frauenleiche in einem Frachtwaggon.
Kein Routinefall – Ballauf kennt das Opfer. Eine Kurzbeziehung, die er vor Jahren einmal hatte. Offensichtlich hat der Täter den Tatort bzw. die Auffindesituation regelrecht inszeniert. Doch ob und was er damit sagen will, bleibt zunächst im Dunkeln. Der Doc stellt bei der Obduktion lediglich ein hochwirksames, synthetisches Spezialgift als Todesursache fest. Eine Substanz, welche so ohne Weiteres nirgendwo erhältlich ist. Ein erster Anhaltspunkt also. Der Täter bleibt derweil nicht inaktiv und beginnt mit präparierten Postsendungen und Drohanrufen, Ballauf aus der Reserve zu locken. Er droht, entführt, fordert Geld und verteilt Rätselaufgaben, die weitere Verbrechen verhindern sollen. Einmal hetzt er ihn sogar zu Fuß quer durch Köln – für Nichts.
Der Schlüssel muss irgendwo in Ballaufs Vergangenheit liegen, doch das Denken fällt ihm derzeit besonders schwer. Es plagen ihn grausame Zahnschmerzen und die Sorge um seine Lieblingscousine Beatrice, welche mit Krebsverdacht zur Untersuchung für einige Tage ins Klinikum bestellt wird. Max macht inzwischen den House- und Babysitter bei ihr und wälzt, während er zwischen Kinderbetreuung, geplatzten Zahnarztterminen und Büro schwankt, teils uralte Akten durch, um heraus zu finden, wem er wann auf die Füße getreten sein mag, sodass er diesen perfiden Rachefeldzug verdient haben könnte. Sein Peiniger schreckt ja nicht einmal davor zurück, Beatrices kleine Tochter trotz Polizeischutzes vom Kindergarten abzufangen.
_Eindrücke_
Schon im Prolog wird deutlich, wie der Hase läuft und der Täter ungefähr gestrickt ist – lediglich die Person und sein Motiv bleiben im Verborgenen. Damit ist der Leser den Protagonisten bereits einen guten Schritt voraus, als das Ermittlerduo Ballauf/Schenk am ersten Tatort eintrifft. In der TV-Episode fällt die gefühlte Spanne etwas kürzer aus, bis bei den beiden der Groschen fällt, dass es sich um einen persönlichen Rachefeldzug handelt. In der Romanadaption kann es Martin Schüller etwas spannender gestalten und den Leser damit geschickter hinhalten, als das beim Drehbuch von Thomas Stiller der Fall ist. Dort steht das Katz-und Mausspiel etwas mehr im Vordergrund und wirkt auch durch audiovisuelle Darstellungsmöglichkeiten actionreicher. Der Bezug zum gleichnamigen Werk von Claude Chabrol kommt übrigens nicht von Ungefähr.
Fernsehfolge und Roman haben – obwohl von Inhalt und Handlungsabfolge her vollkommen identisch – einen leicht unterschiedlichen Grundtenor. Die Buchfassung erscheint allerdings subjektiv insgesamt einen Tick düsterer sowie der Spannungsbogen kontinuierlicher. Dabei ist es schwer zu sagen, welche Variante nun die Bessere ist. Beides hat was und es unterliegt somit sehr stark dem persönlichen Geschmack des Konsumenten, welche Fassung er bevorzugt. Fans der Kölner Mordkommission werden „ihre“ Figuren auf jeden Fall wieder erkennen, wobei die gegenüber Unbedarften schwer im Vorteil sind, da diese die Charaktere bereits fix und fertig im Kopf bzw. vor Augen haben. Ausführliche Personenbeschreibungen fehlen nämlich.
Überhaupt ist das immer der schwierigste Teil einer Adaption: Die richtige Atmosphäre zu treffen. Gerade wenn es sich um solch kultige – insbesondere Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär sei Dank – (Tatort-)Figuren handelt, besteht stets die Gefahr sich irgendwie im Ton zu vergreifen, zu verzetteln oder Dinge herein zu interpretieren, welche mit den TV-Vorbildern kollidieren. Zu unterschiedlich sind die zur Verfügung stehenden stilistischen Mittel der beiden Medien. Martin Schüller, seines Zeichens ebenfalls Buchautor für die bisherigen literarischen Umsetzungen der Tatorte mit Thiel/Boerne (Münster), Batic/Leitmayr (München) und Schimanski/Thanner (Duisburg), lässt hier aber nichts anbrennen und meistert diese Aufgabe ausgesprochen elegant und bis zum Schluss rasant und spannend – sofern man die Fernsehfassung nicht kennt, natürlich.
_Fazit_
Der Fall an sich ist einer der Besseren, obwohl das alte Rache-am-ahnungslosen-Bullen-Thema so neu eben nun doch nicht ist. Das Buch hat die Nase stellenweise vorn, da es das Kopfkino auf ganz andere Art anspricht. Das erfordert naturgegeben eine andere Taktik und Erzählstruktur, als das, was auf dem Bildschirm möglich ist. So ist hier das Tempo vielleicht geringfügig gemächlicher, dafür der Level konstanter und auch das Ambiente ein Stück weit bedrohlicher. Also TV oder Roman? Bei „Blume des Bösen“ eine schwierige Frage. Die gerechteste Antwort wäre sicherlich: Beides.
|Begleitbuch zur gleichnamigen ARD-Serie „Tatort“
Nach einem Drehbuch von Thomas Stiller
ISBN: 978-3-89705-658-9
160 Seiten, Broschur|
http://www.emons-verlag.de
_Tatort beim Buchwurm:_
[Blinder Glaube]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5914
[Strahlende Zukunft]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5956
[Todesstrafe]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6346
[Aus der Traum]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6547
[Tempelräuber]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6549
Band 01: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [Raumsonde Epsilon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [Salomon 76]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [Aktenzeichen: Illegal]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
_Band 11: Operation Sonnenfracht_
Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit der gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.
Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Originalserie noch einmal mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.
_Vorgeschichte_
Der Weltraum unseres Solsystems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.
_Zur Story_
Mutter Erde rebelliert im Herbst des Jahres 2076. Beim Tag der offenen Tür der VEGA in San Francisco, wird die Stadt von einem katastrophalen Erdbeben heimgesucht. Es wird nicht das einzige bleiben – Wissenschaftler haben derartiges schon lange erwartet und befürchtet, wurden jedoch in der Vergangenheit weitgehend ignoriert und als Miesepeter diffamiert. Jetzt ist man bereit ihnen etwas besser zuzuhören, und was sie zu verkünden haben ist nicht gerade erbaulich. Man rechnet planetenweit mit vermehrten Beben und Vulkanausbrüchen schweren und schwersten Kalibers. Das allein ist bereits Besorgnis erregend genug, doch das dicke Ende kommt noch. Wie so oft.
Die Mitgift, eigentlich sollte es hier vielleicht besser DAS Mitgift heißen, welches Amerika damals in die Union mitbrachte, könnte bald zu einem massiven Problem für die gesamte Menschheit werden: Millionen Liter radioaktiven Abfalls aller Coleur lauern unter dem Kilimanjaro – seines Zeichens nicht nur der höchste Berg Afrikas, sondern auch ein für erloschen gehaltener Vulkan. Damals hat man den gesamten Nuklearmüll dort oben in einem natürlichen, durch permanente Schnee-und Eiskälte stets gut gekühlt gewähnten Kavernensystem untergebracht und mit einer gigantischen Betonplatte verschlossen. Für immer und ewig, hoffte man. Ein Trugschluss, denn Mutter Natur hat den Zünder dieser Zeitbombe um ein Vielfaches vorgestellt.
Nun droht akut der Austritt der radioaktiven Brühe durch die tektonischen Unruhen. Schlimmer noch, es mehren sich die Anzeichen für erneute vulkanische Aktivitäten des Kilimanjaro. Sollte dieser GAU eintreten, währen die Folgen für die gesamte Erde verheerend. Der Rettungsplan sieht vor, das Reservoir anzuzapfen und die gefährliche Suppe in alte, eigens dafür umgebaute Altraumschiffe zu pumpen. Diese sollen dann unbemannt en route in die Sonne geschossen werden. VEGA-Chef Harris beauftragt dazu natürlich seinen besten Mann: Brandis. Der und seine handverlesene Crew haben dabei nicht nur mit der Zeit, der Logistik und Tücken der Technik zu kämpfen. Der Faktor Mensch spielt auch eine sehr große Rolle.
_Eindrücke_
Mit „Operation Sonnenfracht“ zeigt NvM nach zwischenzeitlich zwei eher schwachen Bänden („Testakte Kolibri“ und „Raumsonde Epsilon“) erneut, dass er es doch wesentlich besser kann. Schon der direkte Vorgänger „Aktenzeichen: Illegal“ wies bereits eine deutliche Steigerung auf. Bezeichnenderweise handelt es sich auch diesmal wieder um ein heikles Gesellschaftsthema, das auf der Basis der Siebziger und Achtziger des 20. Jahrhunderts beruht und da kennt er sich bestens aus. Ganz im Gegensatz zur SciFi, das war eigentlich nie so sein Ding. Daher stolperte er gelegentlich in physikalisch-technische Plotholes, wenn er versuchte „reine“ Science Fiction – insbesondere mit zu viel technischem Schnickschnack – zu schreiben. Die Gefahr, sich damit zu verzetteln, besteht bei dieser Story zum Glück nicht so sehr.
Das Sci-Fi-Element ist zwar auch ein wichtiger und wesentlicher Bestandteil, dient aber im Prinzip lediglich als nötige Kulisse. Es geht wie eigentlich immer, wenn ein MB-Roman besonders gelungen ist, in erster Linie um Menschen und eine mehr oder weniger gesellschaftskritische Message. In diesem Falle sogar zwei: Rassismus sowie der Umweltschutz und die Pflicht einer jeden Generation, den nachfolgenden keinen Schweinestall zu hinterlassen – erst recht keinen nuklear verseuchten. Gerade vor dem Hintergrund der jüngst am Bundesrat vorbei beschlossenen Laufzeitverlängerung für Atommeiler in Deutschland und die umstrittenen Zwischen- bzw. Endlager Asse und Gorleben gewinnt dieser weitsichtige Roman aus dem Jahr 1975 erneut eine unglaubliche hohe Aktualität.
Ohne zu viel vorweg nehmen zu wollen, ist auch das Ende höchst konsequent und – bei allem Hang von NvM zum Pathos, der auch in diesem Band nicht fehlen darf – nicht wirklich Happy. Er macht es seinem Alter Ego wieder einmal nicht leicht, schafft es aber trotz des sehr ernsten Themas sogar, einen gewissen auflockernden Humor mit einzubauen. Dieser (be-)trifft hauptsächlich den Pionier-Oberst Friedrich „Fritz“ Chemnitzer. Dieser muss als Zielscheibe für NvM/Brandis‘ Abneigung gegenüber dem Militär herhalten und ist das Sinnbild des hochnäsigen Komisskopps – gleichzeitig baggert er ausgerechnet Ruth O’Hara an, Brandis‘ Ehefrau und sozusagen die heilige Kuh der Serie. Offenbar gefiel ihm die Figur so gut, dass er sie auch gleich als den Konterpart in die beiden Folgebände einbaute. Diese bilden somit eine kleine Trilogie – auch thematisch.
Im Anhang dieses Bandes findet sich mal wieder ein Extrabeitrag zur Serie. Diesmal kommt Hörspielmacher Balthasar von Weymarn auf rund acht Seiten zu Wort, der nachvollziehbar erklärt, warum er bei den unlängst erschienenen MB-Hörspielen gewisse Dinge änderte bzw. teils drastisch umstricken musste, da sie dort sonst nicht funktionieren würden. Wer die Hörspiele kennt, wird ihm vermutlich beipflichten, wer nicht, bekommt vielleicht Lust einmal rein zu hören und sich selbst ein Bild zu machen. So ist dieser Beitrag für Fans wie Newbies gleichermaßen interessant.
_Fazit_
Der Plot hat durchaus erschreckenden Realitätsbezug und ist gar nicht mal so abwegig. Die Geschichte ist trotz ihrer kleinen Nebenhandlungen geradlinig und vor allem spannend erzählt. Sie kommt lobenswerterweise auch einmal ohne große Logiklücken und Phrasendrescherei daher. Wenn es darum ginge, MB-Romane zu nennen, welche die Reihe positiv repräsentieren und für ihren Erfolg stünden, „Operation Sonnenfracht“ würde ganz sicher einen der oberen Plätze einer solchen Liste einnehmen. Dementsprechend erfolgt eine klare Empfehlung für Neu- und Quereinsteiger, die sich auch ohne jegliches Vorwissen bestimmt zurecht finden und wohl fühlen werden.
Band 1: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 2: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 3: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 4: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 5: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 6: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 7: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 8: [Raumsonde Epsilon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 9: [Salomon 76]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
_Band 10: Aktenzeichen: Illegal_
Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit der gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.
Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Originalserie noch einmal mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.
_Vorgeschichte_
Der Weltraum unseres Solsystems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Usurpator Smith, der sich im Jahr 2069 an die Macht putschte (vgl. Band 1 bis 4), ist Geschichte. Nicht zuletzt auch durch den tüchtigen Einsatz von Commander Mark Brandis und des Widerstandes. Die Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik (VEGA), für die Brandis & Co. ihre Testflüge brandneuer Raumschiffprototypen durchführen, ist längst wieder eine zivile Institution, worauf man stolz ist.
_Zur Story_
Es ist das Jahr 2077. Commander Mark Brandis hat derzeit etwas Leerlauf, was den Testbetrieb bei VEGA angeht. Eigentlich sollte er mit seiner Crew die „Ares II“ in die Mangel nehmen, doch die ist noch nicht fertiggestellt. Im Moment dreht sich in der EAAU-Hauptstadt Metropolis alles um die „Nativa 77“ – diese sorgt dafür, dass auch die VEGA personell wie technisch an ihren Ressourcen knabbern muss und viele ihrer Projekte zurückgestellt hat, um einen reibungslosen Ablauf dieser wichtigen Weltbevölkerungskonferenz zu gewährleisten. Denn das Ziel ist ein Höheres: Die Erde platzt aus allen Nähten. Selbst eine Delegation der Intimfeinde von der VOR sitzen mit am Tisch, um Lösungen für die Problematik der kritisch werdenden Überbevölkerung zu diskutieren.
Die haben seit 2055 den so genannten „Henkerparagraphen“ als Instrument der Geburtenkontrolle, welcher besagt, dass Paare nur noch maximal zwei Kinder in die Welt setzen dürfen. Jedes weitere ist „illegales Leben“ und wird eliminiert, sprich: in der Regel abgetrieben. In der EAAU scheint solcherlei undenkbar, dennoch mehren sich die Stimmen, diese Vorgehensweise zumindest in Betracht zu ziehen. Brandis verfolgt die Debatte zwar, doch ist die Thematik für ihn vergleichsweise weit weg. Er freut sich lieber auf einige Tage (viel zu seltenen) Jahresurlaub, die er mit seiner Frau Ruth unter anderem in Acapulco verbringt. Zurück in Metropolis wartet statt irgendwelcher Testflüge jede Menge Schreibtischarbeit auf ihn. Während seiner Abwesenheit hat sich allerdings etwas ereignet, was ihn von diesem alsbald aufscheucht.
Sein Pilot Grischa Romen ist verliebt. Das ist erfreulich. Weniger dagegen, dass es sich dabei um eine der VOR-Delegierten handelt: Die Astrophysikerin Ko Ai. Normalerweise ist selbst das kein größeres Problem. Die Verträge zwischen EAAU und VOR decken auch Mischehen ausreichend ab. Eigentlich reine Formsache. Auf der Verlobungsfeier kommt es dann zum Eklat. Beim Suchen nach ihrer Geburtsurkunde im Pekinger Zentralregister stellt sich heraus, dass sie das dritte Kind eines Verwaltungsbeamten ist, welcher sie mittels falscher Papiere quasi legalisiert hat. Die VOR verlangt unnachgiebig die Auslieferung Ko Ais. Bei ihr greift der Henkerparagraph. Als wäre das noch nicht schlimm genug, lehnt die Ausländerbehörde der EAAU das Asylgesuch ab.
_Eindrücke_
Nikolai von Michalewsky, sprich: Mark Brandis, bedient sich in seinen Büchern ja gerne des Vorgriffs als Stilmittel. Das ist zumindest Serienkennern sattsam bekannt. Hier entschied er sich für eine leichte Variation, indem er den Beginn der Jagd nach seinem Freund und Piloten, Grischa Romen, zunächst als Mitschnitt eines Verhörprotokolls aufzieht – quasi eine Retrospektive in der Retrospektive. Als Erläuterung sei hierzu angemerkt, dass Brandis direkt zu Beginn an ein Gedankenlesegerät angeschlossen wird, welches die Ausländerbehörde „Department A“ offensichtlich höchst illegal betreibt. Über diesen „Sententor“-Auszug erfahren wir Leser die Vorgeschichte, bis dieser Erzählstrang im letzten Drittel endet und Brandis wieder in gewohnter Manier über die Ereignisse berichtet. Selbstverständlich – auch das ist Usus – in der Ersten Person.
Das Schöne an dieser Story ist, dass das eigentliche Science Fiction Element fast vollkommen zurücksteht und es hier um menschliches Schicksal geht. Das tut es bei Brandis zwar sonst auch immer, doch „Aktenzeichen: Illegal“ dürfte mit Abstand die anrührendste Geschichte der Serie sein. Sie verrät überdies viel über den Privatmenschen Brandis, selten war man der Figur näher, insbesondere bei seinem unfreiwilligen „Verrat“ an Grischa Romen und Ko Ai. Seine Scham und seine Wut darüber dem „Department A“ ausgeliefert zu sein, sind für den Leser – sofern er auch nur einen Funken Empathie besitzt – höchst real und nachvollziehbar. Auch das ist selbstverständlich auch zu einem gewissen Grad der Ich-Form zuzurechnen. Damit ist die Identifikation mit der (Haupt-)Figur per se sehr viel einfacher. Zudem ist er im Prinzip jemand wie Du und Ich: Das heißt, mit allerlei Macken.
Brandis hat ohnehin so seine ganz speziellen Eigenheiten, die einem immer wieder begegnen. Zum einen sind da Michalewskys übliche Lieblingsmetaphern, Klischees und Standardphrasen wieder kräftig vertreten. Zusätzlich fällt auf, dass Brandis seine Frau stets „Ruth O’Hara“ (NB: Ihr Mädchenname, den sie bei der Heirat offensichtlich nicht in „Brandis“ geändert hat) nennt. Das wirkt zumindest stilistisch unglücklich, wenn dieser Name vier- oder fünfmal auf einer einzigen Seite auftaucht. Wenn wir Leser aber gerade hier einen besonders intimen Blick – nämlich via Sententorprotokoll – in seine innerste Gedankenwelt bekommen, erscheint es doch höchst fragwürdig, dass er dann nicht schlicht „Ruth“ oder „meine Frau“ denkt (schreibt) sondern jedes Mal Vor- und Zuname verwendet. Das will irgendwie nicht ganz einleuchten.
Auch in Sachen Technik ist nicht alles immer hundertprozentig logisch. Klar, ohne die futuristischen Elemente würde die Story stellenweise entweder nicht funktionieren – oder wäre nur halb so spannend. Über manches mag man mittlerweile schmunzeln, da es bereits heute überholt wirkt, andere Ideen hingegen waren und sind nicht nur originell, sie wurden entweder tatsächlich realisiert oder sind selbst in modernen SciFi-Stories häufig noch wieder zu finden. Alles in allem ist die Technik aber nicht zu abgehoben und bleibt verständlich sowie meist nachvollziehbar. Aber doch nicht immer. Es gibt so manche Plausibilitätslücken, welche sich durch die gesamte Serie ziehen, sie aber nichtsdestotrotz gerade dadurch sympathisch machen, weil eben nicht alles so geleckt und bis ins kleinste Schräubchen durchgestylt ist – wie etwa bei STAR TREK & Co.
_Fazit_
Der originale Untertitel des 1975 erstmals erschienenen Buches bringt es – vielleicht ein wenig reißerisch – auf den Punkt: „Menschenjagd im Weltraum“. Dabei spielt das All eine eher untergeordnete Rolle, in der Hauptsache findet dieser Politthriller vor futuristischer Kulisse auf der Erde statt und ist ein rühriger Appell an die Menschlichkeit sowie die Freundschaft. Gleichzeitig festigt Band 10 die Beziehung zwischen den etablierten Figuren untereinander und gleichwohl in Richtung Leser auf spannende Art. Er eignet sich zudem auch für Quereinsteiger, denen zwar sicherlich einige Feinheiten der Vorgeschichte fehlen, aber der Story problemlos folgen können dürften.
Band 1: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 2: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 3: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 4: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 5: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 6: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 7: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
_Band 8: Raumsonde Epsilon_
Als der |Herder|-Verlag Anfang der Siebziger eine kleine Jugend-SciFi-Reihe von drei bis vier Bänden bei Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) in Auftrag gab, war der Erfolg keineswegs absehbar. Michalewsky brachte unter seinem Pseudonym „Mark Brandis“ bis 1987 insgesamt 31 Bände der Weltraumabenteuerserie mit dem gleichnamigen Helden unters begeisterte Volk. Das heißt, ein 32. Band („Ambilvalente Zone“) wurde in seinem Todesjahr via |Books on Demand| veröffentlicht, hat aber – bis auf einige Eckpunkte – auch kaum noch etwas mit der eigentlichen Figur gemein.
Schon lange Zeit vor diesem eher umstrittenen Revival war es still um die deutsche Kultserie geworden. |Bertelsmann| machte sich seit Bestehen der Reihe zwar zwischenzeitlich immer wieder mal an einen Aufguss der ursprünglichen Serie mittels Doppelbänden, welche teils über den hauseigenen Buchclub vertrieben wurden, stellte die Versuche aber im Jahr 2000 endgültig ein. 2008 nahm sich der |Wurdack|-Verlag des Kleinods mit dem gebührenden Ernst an und präsentiert seither jedes Quartal je 2 Bände als broschierte Sammlerausgabe mit frischer Aufmachung.
_Zur Story_
Was wäre, wenn plötzlich Wissen einer Zivilisation mit einem technischen Vorsprung von rund 13.000 Jahren zur Verfügung stände? Vor dieser Chance steht die Menschheit im Jahre 2075. Schon im 20. Jahrhundert geisterten Spekulationen über die so genannte Epsilon-Bootes-Zivilisation umher, welche in mehr oder weniger regelmäßigen Zeitabständen heimlich Sonden in unser Sonnensystem schickt, um die Gattung Homo Sapiens auszuspionieren. Beweisen konnte man dies indes nie. Das hat sich nun geändert. Eine Sonde der etwa 100 Lichtjahre entfernten intergalaktischen Nachbarn im System Epsilon-Bootes hatte offensichtlich eine Havarie und kann nicht nach Hause zurück kehren. Sie treibt irgendwo in der Nähe des Uranus steuerlos durch den Weltraum.
Nach Bekanntwerden dieses Umstands entbrennt alsbald ein heißer Wettlauf, denn keiner der großen beiden letzten Machtblöcke der Erde, weder die Europa-Amerika-Afrika-Union (EAAU) noch die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) wollen sich dieses vermeintliche Machtinstrument durch die Lappen gehen lassen. Wobei beide Regierungen nicht ahnen, dass ihre jeweiligen Militärs hinter ihren Rücken bereits ganz andere Allmachtsfantasien haben. Kurzum: Jan und Mann setzen alles daran die Büchse der Pandora unter die schmierigen Fittiche zu bekommen. Die EAAU schickt ihr bestes (und schnellstes) Pferd ins Rennen: Die „Hermes“ unter dem Befehl von VEGA-Commander Mark Brandis soll die kostbare Technotrophäe aus dem All fischen.
Das gestaltet sich äußerst schwierig. Brandis und seine Crew geraten dabei zwischen verschiedene Fronten, sie werden sogar von einem eigenen Kreuzer beschossen – ein abtrünniger EAAU-Kommandant sieht sich schon als künftiger Sonnenkönig und Herrscher über das Solsystem. Die Mannschaft der „Hermes“ landet in Gefangenschaft. Zunächst auf einer gekaperten Raumstation, wo man unverhofft (Ex-)Testpilot Grischa Romen wieder trifft (vgl. Band 7 – „Testakte Kolibri“), der ihnen zur Flucht verhilft. Dann aber stranden sie erneut, diesmal auf dem Uranus. Dabei wird ihnen sogar die „Hermes“ von den VOR abgeluchst. Damit scheint die Bergung der Sonde durch die VEGA endgültig passé, das Protonenschiff ist schließlich der derzeit schnellste Raumer im bekannten Weltall.
_Eindrücke_
Nikolai von Michalewsky kehrt nach dem schwachen Vorgängerband wieder zu dem zurück, was er am besten konnte: Gesellschaftskritik. Zentrale Frage in dieser flotten Schnitzeljagd im All ist, ob die Menschheit wirklich Gebrauch davon machen sollte, sich einfach überlegene Fremdtechnologie anzueignen, welche nicht in ihren eigenen Köpfen gewachsen ist. Dabei ist die Thematik gar nicht vollends aus den Fingern gesogen, denn tatsächlich behaupteten in den Siebzigern einige (Populär-)Wissenschaftler, es gäbe Anhaltspunkte für Besuch aus dem Nachbarsonnensystem in Form von unbemannten Sonden. NvM verarbeitete stets, was seinerzeit gerade up-to-date war, offensichtlich beschäftigte und beflügelte ihn der damalige Boulevardpresserummel um die angebliche Epsilon-Bootes-Zivilisation zu diesem 1975 erstveröffentlichten MB-Roman.
NvM ist bekannt für seine oft nicht ganz zu Ende gedachten Elemente. Meist handelt es sich dabei um physikalisch-technische Patzer und – nennen wir es mal vornehm – gewisse „Unplausibilitäten“ verschiedener Art. Fans ist das durchaus bewusst und sie sehen seit jeher generös darüber hinweg – die in der Regel etwas jüngere Star Trek Generation mag darüber zwar die Nase rümpfen, doch gerade das macht MB sehr sympathisch, weil eben nicht alles immer 100% durchgestylt ist. Zudem hat NvM eine bekannte Schwäche für bestimmte Phrasen, welche im Laufe der Serie immer wieder gekäut werden. Auch hier finden sich natürlich wieder eine ganze Reihe solcher Kuriositäten, wovon einige als „Charakter“ oder unter „Naja“ verbucht werden können, andere jedoch ziemlich hart am Logikverständnis des Lesers kratzen.
_Achtung Spoilerwarnung !_
Es ist beispielsweise absolut nicht nachvollziehbar, warum jeder meint, wenn er die Sonde nur habe, stünde ihm sofort das Wissen jener Zivilisation zur Verfügung und befähige ihn – quasi per sofort – der Herrscher des Solsystems zu sein. Tatsächlich gelingt es einem Crewmitglied, das Ding zu betreten. Doch selbst wenn das so einfach wäre, es ist höchst unwahrscheinlich, dass man die fremde Technologie dann auch nur ansatzweise versteht. Eine Zivilisation mit einem derartigen Vorsprung wird ihre Errungenschaften vor machtgeil-tölpeligen Primaten wie dem Menschen sicher gut zu schützen wissen, auf dass diese damit keinen Unfug treiben können. Ein Zeichen dafür ist, dass sämtlicher Beschuss der Sonde nichts anhaben kann – selbst das Ach-so-grausige „Kalte Licht“ nicht. Dafür verglüht das Teil am Ende dann sang- und klanglos in der Erdatmosphäre. Soso.
_Spoiler Ende _
Bei der Figurenzeichnung gibt es ebenfalls wieder den Griff in die NvM-Bauteilekiste. Brandis und seine Crew der „Hermes“ kennt man mittlerweile schon aus den voran gegangenen Büchern. Positiv ist anzumerken, dass Grischa Romen nun eine Dauerkarte für die Serie gelöst hat. Auf der anderen Seite sind schon wieder mal machthungrige Militärs am Werk, welche sich dabei – wie üblich – so subtil verhalten wie der Vorschlaghammer vor dem Schaufenster eines Juweliers. Insbesondere der abgespacete Commander des schweren Kreuzers „Zeus“ und Wäre-Gern-Herrscher der Galaxis ist viel zu überzeichnet, als dass man ihn wirklich ernst nehmen könnte. Zudem trägt er (zu) viele Züge des „typischen“ Brandis Bösewichts. Alles irgendwie schon mal da gewesen – nur unter anderen Namen.
Wie man es bereits von den Bänden 6 und 7 der Sammleredition her kennt, gibt es am Ende des Buches einen kleinen Extrabeitrag rund um Autor und sein wohl bekanntestes Werk. Dieser Band enthält das vermutlich letzte Interview mit NvM. Geführt wurde es im September 2000 vom Online-Magazin „Phantastik-News.de“ und beschäftigt sich in der Hauptsache mit dem damaligen Neustart und -ausrichtung der MB-Serie. Die seinerzeit als „Kosmonen-Zyklus“ geplante Fortsetzung kam übrigens wegen seines recht plötzlichen Todes wenige Monate später nicht mehr über den ersten Band hinaus. Solche Goodies sind stets willkommene Zusatzinfos der Neuauflage und in erster Linie natürlich für Fans gedacht.
_Fazit_
Das Grundthema ist interessant und die Pace der Story hoch, die Lösung des Problems gar salomonisch – mit einer Portion Pathos, versteht sich. Das muss bei einem MB-Roman einfach sein. Leider stolpert die Geschichte zwischenzeitlich über mittlere bis kratertiefe Logiklücken und offensichtlich zu sehr konstruierten Figuren sowie ziemlich vorhersehbare Handlungselemente. Originell ist anders. Dennoch zeigt „Raumsonde Epsilon“ wieder einen deutlichen Aufwärtstrend gegenüber dem relativ kruden Vorgänger „Testakte Kolibri“. Ein Quereinstieg ist hier ebenfalls möglich, auch wenn es sicherlich bessere Aushängeschilder für die Reihe gibt.
Band 1: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 2: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 3: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 4: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 5: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 6: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
_Band 7: Testakte Kolibri_
Als der |Herder|-Verlag Anfang der Siebziger eine kleine Jugend-SciFi-Reihe von drei bis vier Bänden bei Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) in Auftrag gab, war der Erfolg keineswegs absehbar. Dieser brachte unter seinem Pseudonym „Mark Brandis“ bis 1987 insgesamt 31 Bände der Weltraumabenteuerserie mit dem gleichnamigen Helden unters begeisterte Volk. Das heißt, ein 32. Band („Ambilvalente Zone“) wurde in seinem Todesjahr via |Books on Demand| veröffentlicht, hat aber – bis auf einige Eckpunkte – auch kaum noch etwas mit der eigentlichen Figur gemein.
Schon lange Zeit vor diesem eher umstrittenen Revival war es still um die deutsche Kultserie geworden. |Bertelsmann| machte sich seit Bestehen der Reihe zwar zwischenzeitlich immer wieder mal an einen Aufguss der ursprünglichen Serie mittels Doppelbänden, welche teils über den hauseigenen Buchclub vertrieben wurden, stellte die Versuche aber im Jahr 2000 endgültig ein. 2008 nahm sich der |Wurdack|-Verlag dem Kleinod mit dem gebührenden Ernst an und präsentiert seither jedes Quartal je 2 Bände als broschierte Sammlerausgabe mit frischer Aufmachung.
_Vorgeschichte_
Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Usurpator Smith, der sich im Jahr 2069 an die Macht putschte (vgl. Band 1 bis 4), ist Geschichte. Nicht zuletzt auch durch den tüchtigen Einsatz von Commander Mark Brandis und des Widerstandes. Die Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik (VEGA), für die Brandis & Co. ihre Testflüge brandneuer Raumschiffprototypen durchführen, ist längst wieder eine zivile Institution – worauf man dort stolz ist.
_Zur Story_
Die VEGA hat ein Problem mit dem brandneuen Mehrzweckflieger des Typs „Kolibri“. Diese sehr vielversprechende Konstruktion ist in der Lage, sich sowohl im Weltraum als auch in planetarer Atmosphäre sowie unter Wasser bewegen zu können. Dabei ist der mit Atomantrieb ausgestattete Einsitzer höchst agil und entsprechend flink unterwegs. Das prädestiniert die Baureihe geradezu, sie als wertvolle Expeditionsausrüstung für etwaige Forschungsflüge zu unbekannten Planeten mit zu führen. Leider scheint irgendwo in seinen hochentwickelten Eingeweiden der Wurm zu sitzen, und zwar einer, der bereits einigen Testpiloten das Leben kostete. Dabei schlägt er stets unter den gleichen Bedingungen zu, ist aber seltsamerweise trotzdem nicht reproduzierbar.
Erst verhalten sich die Maschinen lammfromm, werden sogar nach einigen Testzyklen jedes Mal komplett auf Herz und Nieren gecheckt, allerdings neigen dennoch einige Triebwerke dazu bei einer Tauchtiefe von exakt 2500 Metern den Dienst zu versagen und sich urplötzlich nicht mehr starten zu lassen. Der jeweilige Kolibri sackt in der Folge entweder durch und wird vom Wasserdruck zerquetscht oder aber sein Pilot aktiviert in letzter Sekunde den Notstarter. Das katapultiert ihn jedoch unweigerlich und auf Nimmerwiedersehen ins All, da dann kurioserweise das Triebwerk gnadenlos auf Vollschub blockiert und sich durch nichts deaktivieren lässt. Es ist wie verhext, doch das Projekt zu wichtig, um es einfach aufzugeben.
Man steht unter Erfolgsdruck, die Versuchsreihe endlich erfolgreich abzuschließen, damit das Modell in Serie gehen kann. Regierung und Presse sitzen der VEGA im Nacken. Mark Brandis ist bekanntlich VEGA-Chef John Harris‘ bester Mann und soll’s „freiwillig“ mal wieder richten. Er wird als Einsatzleiter nach Espiritu Santu beordert, den Fehlerteufel zu ertappen und zu eliminieren. Auf der kleinen Pazifikinsel, von wo aus die Vorserienmodelle getestet werden, steht es, auch Dank des bereits bezahlten Blutzolls, moralisch nicht zum Besten. Zudem gehört die Testcrew auch nicht grade zur ersten Garnitur der VEGA. Nahezu jeder der Piloten hat irgendeinen Knacks weg. Die mysteriöse Unfallserie geht indes munter weiter – auch Brandis selbst macht unliebsame Bekanntschaft mit dem Geist in der Maschine.
_Eindrücke_
Die Geschichte ist ein kleiner Meilenstein innerhalb der Serie, denn die Figur des verwegenen Zigeunerpiloten Grischa Romen betritt erstmals die MB-Bühne. Heute würde man das übrigens wohl so nicht mehr schreiben, da es eigentlich – und nicht nur political correct – Sinti oder Roma heißen müsste. Wie dem auch sei, das etwas naiv-romantische Klischee des heißspornigen, fiedelnden Vagabunden des Alls erinnert irgendwie an Karl Mays Winnetou – auch dort wird dem edlen Weißen (hüben wie drüben mit deutschen Wurzeln) ein nicht minder edler „Wilder“ zur Seite gestellt. Grischa Romens Herkunft sowie seine musikalischen Fähigkeiten werden in vielen weiteren Romanen überdies noch häufiger Thema und nicht selten das Zünglein an der Waage sein, daher sei dieser Umstand hier auch so deutlich hervor gehoben.
Scheinbar hatte NvM nicht nur eine besondere Vorliebe für den Volksstamm aus der Puszta, sondern auch eine starke Aversion gegen Rassismus und diverse Vorurteile, gegen die er permanent anschreibt. Dabei bedient er sich grade für seine Hauptfigur ebensolcher, nämlich der allgemein als „typisch deutsch“ angesehenen Eigenschaften wie Pflichtbewusstsein, Gründlichkeit, Besonnenheit und ein gewisser Hang zur überzogenen Selbstkritik. NvM nennt Mark Brandis in seinen Büchern gelegentlich den „verdammten Preußen“, womit er sich eigentlich selbst charakterisiert, denn Autor und Figur sind fast untrennbare Zwillinge. Die verwendete Ich-Form passt daher sehr gut ins Gesamtbild. Auch wenn Brandis‘ teutonische Tugendhaftigkeit manchmal etwas moralisierend und over the top wirkt, so ist die Figur nicht minder sympathisch.
_Achtung: Spoilerwarnung!_
NvM behauptete stets kein richtiger SciFi-Autor zu sein. „Testakte Kolibri“ legt beredt Zeugnis darüber ab, dass daran viel Wahres ist. Kaum einer seiner MB-Romane ist vom Setup her so unplausibel bzw. unausgegoren wie dieser. Es ist u.a. nicht nachvollziehbar, dass trotz der sich häufenden Unfälle bei immer wieder der gleichen Wassertiefe die Tests nicht einfach schon einmal in seichtere Gewässer verlegt werden, wo ein eventuelles Absinken auf den Grund vergleichsweise ungefährlich wäre. Ein eigens für Notfälle vorgesehenes Rettungs-U-Boot kommt sowieso irgendwie immer zu spät, was ziemlich konstruiert anmutet. Ein einziges Mal schafft es die rechtzeitige Ankunft, wobei der Pilot in über 3000 Metern Wassertiefe von „Tauchern“ (!) heraus geholt und munter in die Mitte genommen wird. Das ist weder logisch noch physikalisch haltbar.
Auch ins All katapultierte Kolibris, zu denen die Funkverbindung abbricht und welche hernach nicht mehr geortet oder geborgen werden können, wollen nicht so recht einleuchten. In Zeiten, in denen insbesondere die VEGA einen dermaßen hoch entwickelten Fuhrpark hat, wäre es wohl sicher, dass ein schneller Raumer bei einem Prestigeobjekt dieser Größenordnung abgestellt würde, eventuelle Kolibri-Streuner zu verfolgen und nötigenfalls mit einem gezielten Schuss aufs Triebwerk zu stoppen. Es fallen selbst weniger technisch versierten Naturen bestimmt noch eine weitere Reihe von Maßnahmen ein, die den Bodycount erheblich hätten reduzieren könnten. Dies waren jetzt nur die Kardinalschnitzer, im Detail finden sich noch ein paar weitere – mehr oder weniger grobe – Ungereimtheiten. Das betrifft nicht nur die technische Seite, sondern auch den generellen Aufbau der Geschichte.
Natürlich übersteht Brandis selbst einen Unfall, wenig überraschend, als einziger lebend. Dass nichts anderes als Sabotage hinter der Unfallserie stecken muss, wird auch dem fantasielosesten Leser so schnell klar, dass man Brandis ob seiner anhaltenden Betriebsblindheit ein paar weckende Klapse auf den Hinterkopf geben möchte. Ungerührt geht das Zehn-kleine-Negerlein-Spielchen mit zum Teil arg überzogen spinnert-schrägen – zudem leider höchst stereotypen und schablonenhaften – Figuren im kleinen Inselcamp weiter und weiter. Und das so lange bis sich auch das letzte bisschen Dramatik abgenutzt hat und man dem Verlust eines jeden weiteren Kolibri allmählich schon fast mit einer gewissen Gleichgültigkeit begegnet. Wirkliche Tiefe will sich nicht einstellen – und beim hastig hingebastelt wirkenden Ende erst recht nicht.
_Spoiler Ende_
Wie man es bereits vom vorangegangenen Band 6 der Sammleredition her kennt, gibt es am Ende des Buches auch diesmal einen kleinen Extrabeitrag zur Serie. Dabei handelt es sich um die Illustration bzw. einen technischen Aufriss des Namen spendenden „Kolibri“-Mehrzweckfliegers. Keine leichte Aufgabe für den Illustrator, denn „offizielle“ Darstellungen gibt es nicht. Die Beschreibung im Buch beschränkt sich hauptsächlich auf das vage Attribut „flunderförmig“. Der kreative und professionell gestaltete Entwurf dazu ist nett anzuschauen. Allerdings könnten Pedanten anmerken, dass dieses Design für ein VTOL (Vertical Take Off and Landing – sprich: die bei MB ausnahmslos vorkommenden Senkrechtstarter) wohl allein schon von der Triebwerks- und Tragflächenanordnung her eher ungeeignet zu sein scheint.
_Fazit_
Es ist in vielerlei Hinsicht einer der unausgegorensten MB-Romane. Nikolai von Michalewskys teils bekannte Schwächen als SciFi-Autor treten hier auch vielleicht deswegen so deutlich hervor, da keine – sonst so treffende – Gesellschaftskritik die massiven Probleme beim Zusammenspiel von Story, Timing, Logik und Technik zu überdecken vermag. Von der flachen, oft sogar schmerzhaft pathetischen Figurengestaltung mal ganz zu schweigen. Somit ist dieser für die Serie glücklicherweise nicht repräsentative Band für Quereinsteiger zwar prinzipiell geeignet, jedoch nicht zu empfehlen. Fans werden ihn sich wahrscheinlich sowieso ins Regal stellen, sofern noch nicht geschehen.
Band 1: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 2: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 3: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 4: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 5: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 6: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 7: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 8: [Raumsonde Epsilon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
_Band 9: Salomon 76_
Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessenheit über die „Weltraumpartisanen“.
Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Originalserie noch einmal mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.
_Vorgeschichte_
Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Usurpator Smith, der sich im Jahr 2069 an die Macht putschte (vgl. Band 1 bis 4), ist Geschichte. Nicht zuletzt auch durch den tüchtigen Einsatz von Commander Mark Brandis und des Widerstandes. Die Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik (VEGA), für die Brandis & Co. ihre Testflüge brandneuer Raumschiff-Prototypen durchführen, ist längst wieder eine zivile Institution, worauf man stolz ist.
_Zur Story_
Man schreibt das Jahr 2076. Normalität ist nach dem Bürgerkrieg endlich wieder eingekehrt. Auch beim Testalltag. Derzeit hat Brandis das Kommando über den schweren Kreuzer „Ares I“, den die VEGA-Crew auf Herz und Nieren prüfen sowie die Kinderkrankheiten austreiben soll. Obwohl der Vogel sich gelegentlich ziemlich bockig zeigt, bittet man Brandis, damit einen Spezialauftrag zu übernehmen. Er möge mit der |Ares I| die Aktivierung von SALOMON 76 schützen, des größten je gebauten Superrechners, welcher die Rechtsprechung revolutionieren soll. Der komplette Polizei- und Justizapparat dient fürderhin nur noch als williger Handlanger für die automatisierte Gerechtigkeitsmaschinerie. Das Denken übernimmt ab jetzt der fast allmächtige Orbital-Computer.
Nie mehr menschliche Fehlentscheidungen, Justizirrtümer ausgeschlossen: SALOMON 76 und sein Netzwerk aus planetaren Tochtercomputern auf der Erde und den Kolonien recherchiert akribisch, unbestechlich, effektiv und (ver-)urteilt emotionslos. Sogar Verbrechen präventiv zu verhindern, steht in den Programmroutinen. Er sei „gerechter als Gott“, behauptet sein Erbauer Professor Kalaschnikow stolz. Als sich die ersten Anzeichen von überzogenen Strafen für Lappalien und vollkommen absurde Anklagen mehren, will es kaum jemand wahr haben, dass der derart in den Himmel gelobte Technogötze nicht mehr alle Elektronen beisammen hat. Auch Brandis nicht – bis seine Frau verhaftet wird und er – samt Crew – sich sogar mit der von SALOMON jüngst wieder eingeführten Todesstrafe konfrontiert sehen.
_Eindrücke_
Wie immer im Brandis-Universum steht der Mensch und nicht die Technik im Vordergrund. Meist ordnet sich der technologische Faktor unter und dient eher zweckmäßig als Kulisse. Diesmal ist er mehr als sonst Hauptthema – und ein heikles noch dazu. Sind Computer die besseren Menschen? Oder anders gefragt: Können sie uns besser verwalten und beurteilen, als wir uns selbst? Die Antwort darauf ist ein klares Nein. Nie darf kalte Logik die menschliche Emotion wegwischen und den Menschen selbst nur auf das rein Stoffliche reduzieren. Als Schutzfunktion finden in der Literatur daher auch immer wieder die Asimov’schen „Robotergesetze“ Anwendung.
SALOMON ist der Gegenentwurf zu Isaac Asimovs Ideen, wie Computer sich zu verhalten haben, bestätigt die Richtigkeit seiner Gesetze aber eben dadurch zu hundert Prozent. Damit ist der Roman quasi eine Blaupause für spätere Science Fiction Stories, welche sich mit einer ähnlichen Ausgangsbasis bedienen, aber dann in teilweise noch fatalere bzw. düsterere Zukunftsvisionen verspinnen. Man denke hier besonders an die „Terminator“-Reihe, wo der globale SkyNet-Rechner ebenfalls alles Menschliche als fehlerbehaftet ansieht und die Ausrottung der Menschheit systematisch beginnt. Auch bei der „Matrix“-Trilogie nimmt das Verhängnis so seinen Anfang. Bei Mark Brandis ist das alles zwar eine ganze Nummer kleiner, ja naiver. Allerdings durchaus schon schlimm genug.
Sicher spielt auch das Entstehungsjahr eine wichtige Rolle. 1974 war noch nicht die Welle des heute bei Stories zu findenden Ultrarealismus angebrochen. Die Erwartungshaltung des Publikums hat sich drastisch gewandelt. Hinzu kommt, dass Computer unserer Tage anders funktionieren, als man sich das damals wirklich vorzustellen vermochte. Das zeigt sich besonders deutlich, als es SALOMON an den Kragen geht. Über einen solch vergleichsweise billigen Trick, wie er hier angewendet wird, würde jeder halbwegs moderne Heim-PC sich vermutlich den USB-Port ablachen, wenn er denn könnte. Dies ist aber eins der ersten Male in der Literatur, dass im Grunde etwas angewendet wird, was heute in der Computerwelt allgemein als „Backdoor“ bekannt ist. Mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten.
Es überrascht den Leser nicht, dass Brandis – natürlich – heil aus der Sache herauskommt. Es sind schließlich seine Memoiren. Wie üblich sorgt die Ich-Form für rasche Identifizierung mit der sympathischen Hauptfigur. Sympathisch allein deswegen, weil Brandis ein ganz normaler Mensch ist, der seine Macken, Schwächen und Vorurteile nicht unter der Decke hält. Dieser geschickte Kniff des Autors überhöht die Figur – sein Alter-Ego – auf eher subtile Art, anstatt ihn platt als den Ich-hab-(immer)-den-vollen-Durchblick-Strahlemann darzustellen. Sein eigentliches Heldentum rührt eher daher, dass er trotzdem das „Richtige“ tut, obwohl er oft von seinen Zweifeln geplagt wird. Das geht leider nicht immer ohne einen untergründig moralisch mahnend erhobenen Finger vonstatten.
Wie in eigentlich allen Bänden frönt NvM durch einschlägige Formulierungen wie: „Es sollte sich später herausstellen, dass…“ o.ä. wieder (zu) häufig der munteren Vorwegnahme und Andeutung kommender Ereignisse. Das ist der Spannung bisweilen verständlicherweise abträglich, aber halt sein Stil. Auch der tiefe und wiederholte Griff in die Kiste seiner offensichtlichen Lieblingsmetaphern gehört zu einem Brandis-Roman wie Krautsalat auf den Döner. Etwa die „Buldogge (meist eine, die sich Terriern stellt)“, oder auch die alte Weisheit, dass „viele Jäger des Hasen Tod sind“. Andererseits unterstützt die bildhafte Ausdrucksweise das Kopfkino selbstverständlich nach Kräften. Jüngere Leser sollten sich zudem mit der alten Rechtschreibung anfreunden – der Text wurde im Original belassen.
Die Neuauflage dieses Bandes enthält übrigens wieder einmal ein kleines Extra-Bonbon: Am Ende findet sich eine übersichtliche (Kurz-)Bio- und Bibliographie des lange Zeit aus dem Verborgenen heraus schreibenden Autors, in welcher sämtliche je von ihm verfassten Titel (nicht nur die MB-Romane) hübsch chronologisch aufgeführt sind. Derlei kennt man inzwischen bereits von den Bänden 6 (Essay von Alexander Seibold über NvM), 7 (Illustration bzw. technische Übersicht des „Kolibri“) und 8 (Interview mit NvM bezüglich MB und seiner Fortsetzung). Solche netten Goodies der Sammleredition sind – zumindest dem Fan – stets willkommene Zusatzinfos.
_Fazit_
Die Frage, wie viel Kontrolle wir elektronischen Helfern überlassen und gestatten können/sollen/dürfen, war nie aktueller. Die Gesellschaftskritik in „Salomon 76“ können wir heute erst richtig ermessen, damals war das Thema Computer noch sehr abstrakt. Mag der Showdown im Roman – mit dem Wissen unserer Zeit – auch etwas zu simpel erscheinen, die Kernaussage ist wahr und manches bereits beängstigend real. Das alles ist eingebettet in eine sehr menschliche Science-Fiction-Story, bei der die Technologie ansonsten wieder einmal die zweite Geige spielt. Das Buch ist übrigens auch für Quereinsteiger geeignet, da es kaum zwingendes Vorwissen der vorangegangenen Bände erfordert – mehr Spaß macht es natürlich, wenn man sie kennt.
Bücher über Flugzeuge gibt es bekanntlich viele – das Angebot ist nahezu unüberschaubar. Da sind solche, die jedes Modell bis ins kleineste Schräubchen hinein vermessen und katalogisieren, dann wiederum Bücher, die sich eher allgemein mit der Luftfahrt beschäftigen. Manche befassen sich nur mit Militärmaschinen (oft sogar nur einer einzigen Epoche), die anderen kümmern sich ausschließlich um die zivile Fliegerei. Dort eine Lücke zu finden, um sich zu positionieren, fällt nicht leicht. Mads Andersens „Superflieger der Welt – Die sensationellsten Flugzeuge aller Zeiten“ aus dem |Bassermann|-Verlag versucht dies mit einer auf besondere Modelle reduzierten Flugzeugpalette von den Anfängen bis heute.
_Inhalt_
Insgesamt 100 mehr oder weniger kuriose und/oder berühmte Flugzeuge hat der Autor aus der Geschichte der Luftfahrt ausgegraben und ihnen dadurch den „sensationell“-Stempel aufgedrückt. Begonnen von den Anfängen der Fliegerei arbeitet sich Andersen langsam bis zu Zukunftsvisionen vor, allerdings sind die Flugzeuge nicht wirklich chronologisch sortiert. Die Gliederung richtet sich eher nach Themenbereich respektive Einsatzzweck der jeweiligen Flugzeuggattung. Unterschieden wird zudem in Militär- und Zivilluftfahrt, wobei der militärische Anteil erwartungsgemäß groß ausfällt. Grundsätzlich sind jedem Flieger zwei Seiten zugedacht: ein textlicher Infoteil (meist mit Illustration oder Bildern) und ein ganzseitiges Bild inklusive der wichtigsten Eckdaten. Selten wird diese Regel allerdings auch gebrochen und zwei Maschinen müssen sich dann eine Doppelseite teilen.
_Eindrücke_
Das Militär ist seit jeher Triebmotor für technische Entwicklungen – für die Luftfahrt ab dem Zweiten Weltkrieg gilt dies in besonders hohem Maße -, daher ist der Anteil an „Warbirds“ entsprechend hoch. Es fällt aber auf, dass nicht alle nennenswerten Flugzeugtypen vorhanden sind. Der Grund hierfür bleibt all zu oft schleierhaft. So ist zwar die Junkers JU 87 „Stuka“ (erwartungsgemäß) vertreten, allerdings ist dies wahrlich kein Superflieger, sondern eine im Kampf ziemlich lausig abschneidende Maschine. Rekorde hat sie auch nie gebrochen. Es sei denn, man zählt die hohen Verluste dieses Typs als solchen. Ihr hoher allgemeiner Bekanntheitsgrad dürfte hier anscheinend der Grund für die Aufnahme gewesen sein.
Wären solche Negativbeispiele sonst erwünscht gewesen, so hätte sicherlich auch das wohl mieseste Kampfflugzeug des Zweiten Weltkriegs unbedingt hinein gemusst: Die japanische Mitsubishi A6M-Reisen (besser bekannt als „Zero“ oder „Zecke“). Oder aus moderneren Zeiten der so genannte „Starfighter“, der aufgrund seiner Unzuverlässigkeit den wenig schmeichelhaften Namen „fliegender Sarg“ bekam. Die Japaner hätten, was das angeht, übrigens gleich mehrere Eisen im Feuer gehabt. Anders die Russen mit der Iljuschin IL-2 und anderen Entwicklungen oder die Franzosen, die mit der Dewoitine D-502 eine wenig beachtete Maschine am Start hatten, die es seinerzeit mit der (eigentlich zu Unrecht hoch gelobten) Messerschmitt BF 109 durchaus aufnehmen konnte. Die ist hier selbstverständlich gelistet.
Beispiele für weitere erfolgreiche Konstruktionen, die es aber auch nicht ins Buch schafften, wären – auf amerikanischer Seite – etwa Lockheed P38-J „Lightning“, bei der Luftwaffe wegen ihres charakteristischen Doppelrumpfes damals ehrfürchtig als „Gabelschwanzteufel“ bezeichnet. Der North American P51-D „Mustang“ gebührte als einer der ersten Höhenjäger eigentlich ein Platz in einer solchen Publikation, genauso wie ihrer direkten Gegenspielerin, der Focke Wulf FW 190 in allen ihren Varianten von A4 bis D9. Dieses Flugzeug gilt als eins der besten je gebauten Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkriegs. Oder die berühmte Fokker DR-1 des berühmten „Roten Barons“ Manfred von Richthofen: nicht dabei. Die Liste ließe sich sicherlich noch beliebig fortführen – ist aber rein subjektiv.
Nun ist eine Auswahl sicherlich schwierig: welches Flugzeug darf hinein und welches muss außen vor bleiben? Das Kriterium „sensationell“ oder „Superflieger“ ist da denkbar schwammig. Irgendetwas Besonderes können ja fast alle; welcher Flieger durch das Raster fällt ist also eine Definitionsfrage, die allein dem Autor bzw. der Projektleitung oblag. Dem Flugzeugbegeisterten, speziell dem kundigen, fehlen bestimmt so einige Typen – das bemerkt man bereits beim ersten schnellen Überblick der Inhaltsangabe. Natürlich ist dieses Empfinden stark persönlich gefärbt. Man hat eine gewisse Erwartungshaltung, welche Flugzeuge man auf jeden Fall zu finden hofft. Dementsprechend groß ist die Enttäuschung, wenn genau diese nicht enthalten sind und sich einem der Grund dafür entzieht.
Interessant auch, dass einige Hubschrauber und Zukunftsvisionen mit aufgenommen, Luftschiffe jedoch komplett ausgeklammert wurden. Das erscheint angesichts so manch schrägem Flugapparat im Buch, der das Forschungsstadium nie verließ, unverständlich. Dabei sind gerade diese eine ganz besonders interessante Art von Flugzeug, welches sich von der anfälligen Zeppelinbauart (Stichwort: LZ 119 „Hindenburg“) bis zum heutigen „Blimp“ entwickelte und immer noch in Gebrauch ist. Dafür hätte man das eine oder andere (Flächen-)Fluggerät ruhig weglassen können, wenn der Platz schon nicht reichte, möglichst viele (und wichtige) Meilensteine auf (zu) knappen 210 Seiten zu verewigen. Die Selbstbeschränkung auf 100 Modelle rächt sich einmal mehr. Einige recht seltene Bonbons finden sich aber dann doch.
Die Präsentation ist durchwachsen, auf der Haben-Seite stehen ordentliche, oft großformatige Fotos auf qualitativ anständigem Papier – meist sind es zwei pro Maschine, welchen in aller Regel eine Doppelseite gewidmet ist. Der zugehörige Text informiert grob über den jeweiligen Flieger, ohne all zu sehr ins Detail zu gehen. Das verdeutlicht, dass es sich hierbei eigentlich eher um einen Bildband denn um ein technisches Nachschlagewerk handelt. Gelegentlich sind die recht dürren Informationen auch noch widersprüchlich oder nicht ganz zutreffend bzw. einfach nicht genau genug recherchiert. Beispiel (S.86/87): BF 109G Vmax im Text: 728 km/h, im Infokasten auf der Seite daneben (gleicher Typ „Gustav“) gingen schlappe 100 km/h flöten: 621 km/h.
Auf Seite 36 wird behauptet, nur die Lufthansa hätte noch eine flugfähige JU 52 (Anm.: Beheimatet auf dem Rhein-Ruhr-Flughafen Düsseldorf, bei schönem Wetter sogar erfreulich oft am Himmel NRWs zu sehen – und zu hören). Das stimmt so nicht. In der Schweiz kurvt auch noch eine funktionstüchtige „Tante Ju“ herum. Hinzu gesellen sich diverse Rechtschreibfehler, wovon der auf Seite 26 schon etwas peinlich und dann auch noch im 24pt-Fettdruck in der Headline prangt: „Junker“. Da hat jemand das „s“ vermutlich aus der Sonne kommend abgeschossen – ohne dabei das tief und fest schlafende Lektorat aufzuwecken. Auch beim „Ostblock“ auf Seite 44 würde ein vorangestelltes „ehemaliger“ sicher eine stilistisch bessere Figur machen, respektive die Realität exakter widerspiegeln. Das sind übrigens keine Einzelfälle.
_Fazit_
Auf 210 Seiten erschöpfende Auskünfte über etwa die Hälfte soviel Flugzeuge zu erwarten, wäre realitätsfern. Die Fotos können eigentlich durch die Bank überzeugen, die Aufmachung ist für ein knapp 8 Euro teures Werk beachtlich schön und wertig. Leider kann der textliche Inhalt da bezüglich Informationsausbeute, Stil und schludrigem Lektorat nicht recht mithalten. Zudem fehlen einige anerkannt wichtige Maschinen – sowie Luftschiffe – völlig. Das Buch ist somit ein Bildband für anspruchslosere Flugzeugbegeisterte oder solche, die ohnehin jeden Schnipsel bezüglich Luftfahrt sammeln. Für diesen Preis macht man allerdings nichts verkehrt.
|ISBN-13: 978-3-8094-2347-8
210 Seiten, zahlreiche Abbildungen
A4-Querformat – gebunden|
http://www.bassermann-verlag.de/
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