Alle Beiträge von Michael Drewniok

Stefan Bauer / Marco Schneiders (Hgg.) – Halloween

Inhalt:

Meist ohne Halloween-Bezug und auch sonst willkürlich zusammengeworfene Mischung aus (guten) klassischen und (überwiegend miserablen) deutschen Gruselgeschichten:

– Andreas Eschbach: Halloween, S. 11-25: Am Halloween-Abend kannst du dem Teufel einen Wunsch abringen, du solltest allerdings den Kalender unbedingt besser kennen als er.

Während die Ausgangsidee, ihre Entwicklung und der nur scheinbar überraschende Schlussgag nicht einmal mit gutem Willen als originell zu bewerten sind, lässt die Umsetzung dieser altmodischen Spukgeschichte nichts zu wünschen übrig. Wie der Vergleich mit den übrigen deutschen Gruselstorys dieses Bandes deprimierend belegt, ist dies eine Kunst, die hierzulande nicht viele Autoren beherrschen.

– Saki: Laura (Laura, 1914), S. 26-32: Wer kennt sie nicht – jene unerfreulichen Zeitgenossen, die ihre Mitmenschen zeitlebens vor den Kopf stoßen und womöglich einen Weg finden, dies nach dem Tode fortzusetzen?

Saki alias Hector Hugh Munro (1870-1916) legt eine seiner bissigen, gar nicht verstaubten Geschichten vor, mit denen er der verkrusteten englischen Klassengesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts satirisch einen Spiegel vorhielt. Zwei Jahre später fiel Munro in einem französischen Schützengraben; das oft verspottete blinde Pflichtgefühl seiner Zeit hatte ihn, der eigentlich schon viel zu alt war für das Soldatendasein, schließlich doch eingeholt. Stefan Bauer / Marco Schneiders (Hgg.) – Halloween weiterlesen

John Scalzi – Krieg der Klone

Die Weltraumkriege der Zukunft werden von körperlich regenerierten Greisen geführt. Sie lernen schnell zu kämpfen, um nicht als Kanonenfutter verheizt zu werden, denn die Aliens des Alls kennen keine Diplomatie … – Robert A. Heinlein lebt bzw. wurde offenbar als John Scalzi wiedergeboren: „Krieg der Klone“ präsentiert nicht dumpfe „Military-SF“, sondern erzählt ein rasantes und irritierend unterhaltsames Garn für die Freunde des autoritären Denkens.
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Grahame-Smith, Seth – große Porno-Buch, Das

„Das große Porno-Buch“ verspricht Einblicke in ein Genre, das zwar ebenso alt wie der Film selbst ist, doch von den Filmhistorikern und -fachleuten seltsamerweise mit weitgehender Missachtung gestraft wird, obwohl sich der Pornofilm heute zu einer regelrechten Industrie entwickelt hat, die allein in den USA Jahresumsätze in zweistelliger Milliardenhöhe erzielt. Diesem Versäumnis möchte der Verfasser – so gibt er jedenfalls vor – in sieben Kapiteln abhelfen.

Seine „Kurze Geschichte des Pornofilms“ (S. 11-36) führt zurück ins ausgehende 19. Jahrhundert. Sobald es die Technik gab, Bilder zu Filmen zu reihen, wurde sie genutzt, um nackte Menschen bei eindeutigen Aktivitäten zu zeigen. Dies war freilich keineswegs die Geburtsstunde der Pornografie, denn die gab es zu diesem Zeitpunkt schon so lange, wie es möglich war, Nacktheit und Sex bildlich und literarisch darzustellen. Der Film bot dem Porno nur eine neue Ausdrucksform mit allerdings ungeahnten Möglichkeiten.

Obwohl der Pornofilm mehr als ein Jahrhundert alt ist, bestand er notgedrungen lange Jahre aus simplen „Fickfilmchen“, deren Bezeichnung ihre inhaltliche wie formale Qualität adäquat widerspiegelt: Die Justiz drängte den Porno im Bund mit moralisch aufgestörten Saubermenschen in die Illegalität ab. Salonfähig wurde er erst in den 1970er Jahren: Das Kapitel „Pornokunde: Die Klassiker“ (S. 37-86) erzählt von der kurzen Zeit, als sein Sprung in die Seriosität der Mainstream-Kinos möglich schien und nackte Tatsachen im Rahmen echter Handlungen präsentiert wurden.

„Im Pantheon des Porno“ (S. 87-126) sieht der Verfasser jeweils zehn Damen und Herren (sowie fünf Regisseure), die sich in dieser „goldenen Ära“ einen Namen gemacht haben. Er stellt sie und ihr Filmschaffen (oder -treiben) in kurzen Worten vor und erläutert, wieso der Pornofilm des späten 20. und 21. Jahrhunderts kaum mehr „Stars“ kennt: Durch Video und DVD ist er zu einem Massengeschäft degeneriert, in dem Quantität vor Qualität rangiert und die Halbwertszeit vor allem für die austauschbaren Darstellerinnen jener von Schnee in der Wüste entspricht.

„Wer suchet, der findet“ (S. 127-152), nämlich Pornos für jeden Geschmack und noch so abseitige Vorlieben. Der Verfasser taucht vorsichtig ein in eine seltsame Parallelwelt mit eigenem Jargon („ATM“, „Bukkake“, „Creampie“, „Hentai“ usw.), den zu übersetzen ihn zu überfordern scheint bzw. zu blumig-schraubigen Umschreibungen zwingt. Außerdem stellt er in diesem Kapitel die unerhörten Möglichkeiten des Internets vor, schildert das Innere einer (US-amerikanischen) „XXX“-Videothek und hat sich zwecks Recherche auch in Sexshops und an Kioske getraut.

Die „Schöne schmuddlige Welt“ (S. 153-166) stellt den Verfasser vor das Problem, als stolzer und typischer US-Bewohner den Globus außerhalb seines Heimatlandes anscheinend nie bereist zu haben, weil dort bekanntlich überall Terroristen lauern und Verworfenheit herrscht. Folglich hat er sich für seine Darstellung des pornografischen Alltags in den Ländern zwischen Afghanistan – der Krieg am Golf fördert zumindest auf dieser Ebene den kulturellen Austausch – und dem United Kingdom primär des Internets bedient. Was er nicht herausfinden konnte, ersetzte er – siehe die Beiträge „Deutschland“ und „Japan“ – durch Hörensagen, Vorurteile und Dummheit.

Die technische Seite des Pornofilms versucht Grahame-Smith im Kapitel „Drehen Sie Ihre eigenen Pornos“ (S. 167-188) darzustellen. Wer tritt in solchen Filmen auf, welche Kameras kommen zum Einsatz, wie ist das Licht zu setzen – solche und andere Fragen werden seltsamerweise so beantwortet, als sei die Welt des Pornos ausschließlich eine des Amateurfilms.

Diverse „Extras“ (S. 189-201) runden das „Porno-Buch“ ab: Ein „Pornoglossar“ erläutert Fachtermini des Genres. Ergänzt wird fast jeder Eintrag durch Anmerkungen des Verfassers, der sich hier abermals erfolglos als Comedian versucht. „300 echte Pornotitel“ künden vom Einfallsreichtum der Pornofilmer, den Hollywood-Mainstream zu parodieren („An Officer and a Genitalman“, „For a Few Inches More“, „Lord of the Cock Rings“). Abschließend folgen ein Register, ein Verzeichnis der Bildquellen und eine in ihrer Peinlichkeit schwer erträgliche Danksagung.

Aus der Inhaltsbeschreibung – in die sich schon früh des Rezensenten merklicher Ärger mischt – wird schnell deutlich, dass „Das große Porno-Buch“ keinesfalls zu den Glanzleistungen der Reihe |Heyne Hardcore| gehört; tatsächlich ist es wohl auch im Original ein Schuss in den Ofen. Das liegt zum einen an der erwähnten „Anrüchigkeit“ des Themas, das eine seriöse Behandlung anscheinend unmöglich macht bzw. diejenigen, die über das fachliche und schriftstellerische Rüstzeug verfügen es darzustellen, von einer ernsthaften Recherche abschreckt. Auch Seth Grahame-Smith macht ausdrücklich deutlich, dass er kein Journalist ist. Wir werden mit dem Werk eines Amateurs & Infotainers konfrontiert – und genauso wirkt es.

Das andere Hindernis könnte auch ein fähiger Verfasser nicht umschiffen: Die Zensur, die es in vielen Ländern dieser Welt angeblich nicht (mehr) gibt, während sie tatsächlich nur ihren Namen und ihre Erscheinungsform verändert, gestattet es nicht, ein „richtiges“ Sachbuch zum Thema Porno mit einschlägigen Abbildungen zu versehen. Das ist in den USA so, und das gilt auch für Deutschland, d. h. nicht nur in Bayern. Unter diesen Umständen ist eine Darstellung, die ihren Namen verdient, schwierig bis unmöglich. An ihre Stelle treten zweifelhafte „Als-ob“-Machwerke wie dieses, dessen Untertitel „Ein unzensierter Blick hinter die Kulissen der Sexindustrie“ eine dreiste Lüge zum Zwecke der Lockung vertrauensvoller Käufer darstellt.

Eine detaillierte Analyse der Textbeiträge möchte ich mir und den Lesern dieser Zeilen ersparen; sie würde viele, viele Seiten füllen, deren Quintessenz sich knapp und präzise so zusammenfassen lässt: Grahame-Smith weiß nicht viel und hat sich offensichtlich darauf beschränkt, diverse Null-Infos aus Pressemappen und Werbeflyern zu klauben, die er grob sortiert und mit eigenen „Zwischentexten“ zu einem „Buch“ zusammengeklittert hat. Selbst das Ordnen fiel ihm schwer, denn das Inhaltsverzeichnis belegt ein wüstes Durcheinander ohne roten Faden – wenn dem „Verfasser“ nichts mehr einfiel, begann er ein neues Kapitel.

Grahame-Smith nimmt sein Thema und damit seine Leser nicht ernst. Damit ist nicht gemeint, dass man sich des Pornofilms nicht humorvoll annehmen dürfte. Doch Grahame-Smith scheint sich vor allem nicht wirklich in die Höhle des Löwen zu wagen, sondern späht nur vom Eingang ängstlich hinein. Grahame-Smith bleibt die meiste Zeit auf der Flucht vor seinem Thema. Was sollen seine nutzfreien „Tipps“ zum Dreh eigener Pornofilme? Sein mit allgemeinen Daten und Ereignissen zur Filmgeschichte gespickter „historischer Rückblick“? Sein vor weißen Flecken, Ignoranz und Fehlern strotzender „pornografischer Atlas“? Grahame-Smith schindet Seiten, trotzdem ist das Buchende noch weit, als ihm endgültig die Luft ausgeht.

Die Dürftigkeit der so gewonnenen „Erkenntnisse“ wird selbst dem Verfasser aufgefallen sein. Er bemüht deshalb einen alten Trick, der aus der Zeit stammt, als sich das Filmpublikum an „richtige“ Pornofilme erst gewöhnen musste: Nackte Haut wird mit Klamauk gemischt. Bevor es „ernst“ wird vor der Kamera, geschieht etwas „Komisches“, das die gefährliche und „verbotene“ erotische Spannung löst. Da Grahame-Smith das nicht wie in den deutschen Lederhosen-Filmen der 1970er Jahre erreichen kann, indem er den Herrn Pfarrer durch das Schlafzimmerfenster stürzen lässt, versucht er es mit einen anbiedernd humorigen Tonfall, der aussagen soll: Seht her, ich schreibe zwar über den Porno, aber ich bin kein Ferkel, dem solche Sauereien gefallen, und mein Buch ist nur ein großer Spaß, den wir uns jetzt alle gemeinsam auf Kosten des Pornos machen.

Der Spaß bleibt aus, denn plumper Klamauk und Schweinigeleien ersetzen ihn (eben nicht) und erzeugen beim Leser Ratlosigkeit und Ärger. Daran kann das an sich sehr hübsche Layout des „Porno-Buches“ nichts mehr ändern. Sehr grell und bunt kommt es daher, mischt Raster und Muster mit etlichen Schriftfonts und -größen. Auch das Fotomaterial kann sich zumindest sehen lassen, was seine Abbildungsqualität angeht, die zu keiner Kritik Anlass gibt. Vor allem die nostalgischen Plakate von Pornofilmen der 1970er Jahre werden auf feinem Kunstdruckpapier gestochen scharf wiedergegeben.

Schade um den Aufwand, denn was die Bildauswahl betrifft, bringt Grahame-Smith das traurige Kunststück fest, ein „Porno-Buch“ mit einer Altersfreigabe ab sechs Jahren zu fabrizieren. Jedes Foto wurde sorgfältig „entschärft“, sei es, indem betont „harmlose“ Schnappschüsse ausgewählt wurden, oder sei es, dass per Bildausschnitt so manipuliert wurde, dass „Anstößiges“ buchstäblich abgeschnitten wurde. „Nacktheit“ wird ausschließlich durch blanke Busen definiert, was in den USA völlig ausreicht, um brünstige Junghengst-Hirne zu Schaum zu verkochen, wie man aus „American Pie“ und anderen Lehrfilmen weiß. Im deutschen Werbefernsehen geht es „schärfer“ zu als in diesem Buch, was angesichts des Themas sicher keine Empfehlung ist.

So ist dieses „Porno-Buch“ nichts als (allerdings nicht im Kaufpreis) billige Bauernfängerei und tauglich höchstens als deutlicher Beleg dafür, dass es mit der „sexuellen Freiheit“ auch im 21. Jahrhundert nicht weit her ist. Wer wirklich etwas wissen möchte über Sex in der Filmgeschichte, greife zum fast zeitgleich veröffentlichten Band „Erotic Cinema“, verfasst von Douglas Keeney und erschienen im |Taschen|-Verlag. Obwohl der Porno weitgehend ausgeklammert bleibt, wird das Thema informativ und offen behandelt und auch so bebildert, was Grahame-Smith und seinem Zielpublikum vermutlich einen Hirnschlag bescheren (und immerhin weitere Dumm-Dumm-Geschosse aus dieser Richtung verhindern) würde.

|Anmerkung|

„Seth Grahame-Smith kann es immer noch nicht fassen, dass ihn jemand dafür bezahlte, ein Jahr lang Pornos zu schauen. Er lebt in Los Angeles mit seiner erstaunlich toleranten Frau Erin und Logan, seinem unglaublich vergesslichen Hund. Dies ist sein erstes Buch.“

Lüftet dieser Klappentext das Geheimnis dieses gedruckten Trauerspiels? Wenn mich meine Grammatik-Kenntnisse nicht im Stich lassen, bezieht sich „Dies ist sein erstes Buch“ auf den Hund Logan, was die „Qualität“ des Werks sowie das Autorenfoto erklären konnte …

PS: „Seth Grahame-Smith“ ist (natürlich?) ein Pseudonym, hinter dem sich der Filmemacher Seth Jared Greenberg (geb. 1976) verbirgt.

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Graysmith, Robert – Zodiac. Auf der Spur eines Serienkillers

Ab 1968 wird in und um San Francisco der „Zodiac“ aktiv – ein Serienmörder, den nach eigener Auskunft pure Mordlust dazu bringt, vor allem junge Paare zu überfallen und niederzumetzeln. Er raubt nicht, er vergewaltigt nicht – er schreibt Briefe an die Presse, in denen er sich seiner Taten rühmt, sie detailliert schildert und die Fortsetzung seiner Mordserie ankündigt. Die Öffentlichkeit ist ebenso alarmiert wie fasziniert: Der „Zodiac“ weiß um seine Medienwirksamkeit und inszeniert sich als mysteriöse, böse Macht.

Die Polizei fahndet fieberhaft nach dem „Zodiac“. Dass sie ihn trotz zahlreicher Indizien nicht fassen kann, fördert den Nimbus des Serienkillers, der seine Jäger mit immer neuen Botschaften und auch telefonisch verhöhnt. Die Abstände zwischen seinen Mordattacken werden kürzer, seine Angriffe gewagter. Doch nie verliert der „Zodiac“ die Kontrolle, und die zeitgenössischen Ermittlungsmethoden reichen nicht aus, ihn zu finden. Nachdem er mindestens fünf Menschen getötet hat, kündigt er eine Änderung seiner Mordmethode an und taucht unter, schickt aber weiterhin Briefe mit neuen Mordgeständnissen.

Der Journalist Robert Graysmith gehört zu denen, die von Anfang an die „Zodiac“-Morde verfolgten. Die Zeitung, für die er Ende der 1960er Jahre arbeitete, wurde vom Killer mit Briefen und Karten „beehrt“. Graysmith konnte und wollte die Einstellung der Ermittlungen nicht akzeptieren. Viele Jahre sichtete er die vorhandenen Beweise, entdeckte neue Indizien und Zeugenaussagen, erstellte eine Liste möglicher Täter und fand schließlich „seinen“ Hauptverdächtigen, der alle Voraussetzungen erfüllte, der „Zodiac“ zu sein.

1986 veröffentlichte Graysmith sein Buch „Zodiac“, das erst jetzt in Deutschland erscheint. (Dazu mehr weiter unten.) Auf den Seiten 9-458 schildert der Verfasser in chronologischer Reihenfolge die Morde und die Ermittlungen der Polizei, ihre Erfolglosigkeit und seine eigene Odyssee in die Welt des „Zodiac“, die nach endlosen, immer wieder in Sackgassen endenden Bemühungen in der plausiblen Benennung des wahrscheinlichen Killers gipfelte. Freilich reichten die Beweise nie aus, diesen wirklich zu überführen. In einem Epilog muss Graysmith dies zugeben, bekräftigt aber noch einmal die Richtigkeit seiner Nachforschungen und fasst seine Argumentation zusammen.

In einem ausführlichen Anhang (S. 463-479) listet Graysmith sämtliche Äußerungen und Botschaften auf, die der „Zodiac“ hinterlassen hat. Seine Aufzeichnungen umfassen „Zodiacs“ Handschrift, seine Stimme und Sprechweise, seine Ausdrucksweise, Beschreibungen seiner Person, seines Autos, seiner Waffen, Geräte und Hilfsmittel, seiner (möglichen) Ausbildung und Kenntnisse, seiner Vorgehensweise. Abschließend folgt ein psychologisches Profil.

Das perfekte Verbrechen gibt es offenbar tatsächlich. Wie sonst ließe sich der „Erfolg“ des „Zodiac“ erklären, der scheinbar ungestört von einem bemerkenswerten Polizeiaufgebot seine Schreckenstaten verübte und von der Bildfläche verschwand, als er – und nur er – so entschied?

Der „Zodiac“ blieb freilich auch deshalb unvergessen, weil er seine Mordtaten stolz und dreist der Presse und der Öffentlichkeit präsentierte. Das haben nur wenige Serienmörder gewagt. „Jack the Ripper“ ist einer von ihnen und gehört bis heute zu den Kultfiguren seiner üblen Art. Der „Zodiac“ war noch wesentlich mitteilsamer, während er gleichzeitig die Kunst kultivierte, zwar viel zu sagen, aber keine relevanten Hinweise auf seine Person zu geben – eine beachtliche Leistung, die ihn als entweder sehr cleveren oder wirklich intelligenten Menschen kennzeichnet.

„Zodiac“, das Buch von Robert Graysmith, belegt freilich auch, dass der Mörder von den Beschränkungen der zeitgenössischen Kriminalistik profitierte. Noch definierte der Fingerabdruck die Möglichkeit einer Identifizierung – von den Möglichkeiten, die der DNA-Test beinhaltet, wagte man nicht einmal zu träumen. Auch die Vernetzung der beteiligten Behörden, der gemeinsame Zugriff auf zentrale Datenbanken, die beschleunigte Kommunikation – das gesamte Arsenal, das uns „CSI“-geschulten Laien heute so vertraut ist, war vor vier Jahrzehnten noch unbekannt. Auch die Frage, wie die Story, die Graysmith uns erzählt, im Zeitalter des Handys abgelaufen wäre, bleibt nicht aus: „Zodiac“ ist auch eine Reise zurück in die kriminalistische Vergangenheit.

Darüber hinaus ist es natürlich die Geschichte eines großen Versagens. Der „Zodiac“ wurde nie vom Arm des Gesetzes erreicht. Am mangelnden Einsatz der Beteiligten hat es sicher nicht gelegen; Graysmith vermag zu vermitteln, was er bereits in seinem Vorwort andeutet: „Wenn man die Geschichte rund um den Zodiac mit einem Wort charakterisieren müsste, so wäre dieses Wort ‚Besessenheit‘.“ (S. 12) Die Jagd kostete viele Beteiligte ihre Gesundheit und Karrieren, während der „Zodiac“ seine hämischen Kommentare abgab. Graysmith selbst gehört zu denen, die dem Rätsel verfielen – seine Ehe wurde geschieden, weil der „Zodiac“ zu seiner Obsession geworden war.

In den 1970er Jahren kamen die offiziellen Ermittlungen allmählich zum Erliegen; es fehlten neue Spuren. Graysmith rückt sich in seiner Darstellung nun selbst ins Zentrum, denn er gab nicht nach und siebte in Eigenregie das gut bestückte Feld der Verdächtigen – eine frustrierende Aufgabe, da die meisten Spuren wie gehabt ins Leere führten. Irgendwann trugen Graysmith‘ Mühen allerdings doch ihre Früchte – und dies ist der Zeitpunkt, an dem es für den Leser heißt vorsichtig zu werden. Graysmith ist überzeugt von seiner Lösung, die er uns detailliert vorstellt. Bei nüchterner Betrachtung kann man ihm glauben, muss es jedoch nicht: Die Jagd auf den „Zodiac“ litt immer unter einem Zuviel an viel versprechenden Andeutungen und einem Zuwenig an aussagenkräftigen Indizien.

Wie alle am „Zodiac“-Fall Beteiligten drehte und wendete Graysmith wieder und wieder die bekannten Belege. Diese sind indes oft ohne Verbindung und deshalb vielfältig interpretierbar, so dass sie sich leicht zu einem Bild fügen lassen, das sich der Fahnder wünscht. Mit der Realität muss es nicht identisch sein. Graysmith ist dieses Problem durchaus bekannt, doch er mag sich ihm offenbar nicht wirklich stellen. Verständlich ist das, denn er hat Jahre seines Lebens auf die Jagd nach dem „Zodiac“ verwendet und will eine Lösung, weil er sie nach allem Aufwand und Mühen „verdient“ hat. So funktioniert das wirkliche Leben freilich nicht. Graysmith legt letztlich nur eine weitere Vermutung vor, die er mit Fakten untermauern, aber definitiv nicht beweisen kann.

Der „Zodiac“ ist ein Serienmörder-Mythos wie Jack the Ripper geblieben. Das hat ihn „frisch“ gehalten: Wer hätte z. B. gedacht, dass sich die Plots von Filmklassikern wie „Dirty Harry“ (1971) oder „Exorzist III“ (1983) aus dem „Zodiac“-Fall speisen? Aktuell kommt im Frühling 2007 „Zodiac“, der Spielfilm, in die Kinos. David Fincher hat ihn inszeniert, der mit „Fight Club“, „Sieben“ oder „Panic Room“ Filmgeschichte schrieb. Das Drehbuch stützt sich stark auf Graysmith‘ Buch (ohne jedoch auf den „Hollywood-Touch“, d. h. die Verdrehung von Tatsachen des filmischen Effektes wegen, zu verzichten), das deshalb auch dort, wo es bisher unveröffentlicht blieb, als „Buch zum Film“ aufgelegt wird.

Was theoretisch eine erfreuliche Tatsache ist, erweist sich in der Praxis als Mogelpackung. Die Hauptkritik an der deutschen Ausgabe von „Zodiac“ gilt nicht Graysmith und seinem inzwischen inhaltlich wie formal angejahrten Werk, sondern dem |Heyne|-Verlag, der dieses Buch auf dem Stand von 1986 veröffentlicht. 2007 kommt wie gesagt David Finchers Thriller in die Kinos; ein weiterer Blockbuster ist zu erwarten, von dem sich der Verlag mit dem „Buch zum Film“ eine Scheibe abschneiden möchte. An sich nicht zu tadeln, doch in diesem Fall eine Zumutung, da mehr als zwei Jahrzehnte verstrichen sind, seit Graysmith sein „Zodiac“-Buch schrieb. Dieses markiert indes keineswegs den Endpunkt aller Ermittlungen. Seit 1986 wurde der Fall mehrfach wieder aufgerollt – zuletzt Anfang 2007. Der Fortschritt der kriminalistischen Wissenschaften und Techniken ermöglichte und forderte das.

Was zwischen 1986 und 2007 diesbezüglich geschah, bleibt uns jedoch vorenthalten. Dazu gehört die nicht unerhebliche Tatsache, dass jener Hauptverdächtige, dem Graysmith das Pseudonym „Robert Hall Starr“ gab, längst als Arthur Leigh Allen identifiziert ist. Der mutmaßliche „Zodiac“ starb 1992 und darf deshalb jetzt mit seinem richtigen Namen genannt werden. Auch sonst hat sich das Bild vom „Zodiac“ seit 1986 erheblich geschärft. Das quasi zu ignorieren und ein zwanzig Jahre altes Buch ohne entsprechende Nachträge auf den Markt zu bringen, ist deshalb eine Unverfrorenheit.

Natürlich musste sich Graysmith zu Allens Lebzeiten auch mit dem Bildmaterial zurückhalten. Wir sehen also nie ein Foto vom möglichen „Zodiac“. Die Fotostrecken beschränken sich auf die Wiedergabe der zodiacschen Schmähbotschaften, doch was sollen sie dem Leser in ihrer Häufung sagen? Darüber hinaus ist die Wiedergabequalität der Abbildungen auf dem Stand von 1986. Die Fotos sind schlecht belichtet, unscharf, oft so verkleinert, dass Details verschwinden. In der deutschen Ausgabe werden sie nicht einmal auf Fotopapier gedruckt.

Den deutschen Lesern, die sich über den aktuellen Status der „Zodiac“-Ermittlungen informieren möchten, bleibt deshalb nur das Internet; http://www.zodiackiller.com ist hier als erste Anlaufstelle zu nennen. Stets aktuell und mit reichem Fotomaterial garniert, wird man über den Stand der „Zodiac“-Forschungen in Kenntnis gesetzt. Dazu gibt es zahlreiche Links auf weitere Websites, was darauf hinweist, dass der „Zodiac“ auch im 21. Jahrhundert seinen festen Platz in der US-Alltagsgeschichte einnimmt. (Dies unterstreicht die Tatsache, dass der „Zodiac“-Stoff schon vor Fincher 1971, 1996 und 2005 verfilmt wurde.)

Robert Graysmith wurde als Robert Gray Smith am 17. September 1942 in Pensacola im US-Staat Florida geboren. Zum Zeitpunkt der „Zodiac“-Morde arbeitete er als politischer Karikaturist für den „San Francisco Chronicle“, die größte Zeitung in Nordkalifornien. Der Killer wandte sich mit seinen Botschaften gern an dieses Blatt, so dass Graysmith quasi einen Logenplatz hatte, was die polizeilichen Ermittlungen betraf. Er schaltete sich deshalb selbst journalistisch in die Suche ein und setzte sie fort, nachdem die erfolglos bleibende Fahndung abgebrochen wurde. Seine Ergebnisse schrieb Graysmith in zwei Büchern nieder. Er blieb dem „True Crime“-Genre treu und verfasste mehrere Werke über weitere mysteriöse Mörder.

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Junger, Sebastian – Tod in Belmont

Inhalt:

Belmont ist ein Vorort der Großstadt Boston im US-Staat Massachusetts. Die gut situierten Bürger leben friedlich zusammen; die Verbrechensrate ist so niedrig, dass es hier noch nie einen Mord gegeben hat. Das ändert sich am 11. Mai 1963, als der Verwalter Israel Goldberg Gattin Bessie im ehelichen Schlafzimmer findet: mit einem der eigenen Strümpfe stranguliert, vergewaltigt, zur Schau gestellt. Schock geht über in Angst und Zorn, denn es sieht so aus, als habe der berüchtigte Serienmörder, den die Medien den „Boston Strangler“ nennen, sein ‚Revier‘ erweitert. Binnen kurzer Zeit hat dieser Würger acht Frauen auf die beschriebene Weise umgebracht, ohne dass es der Polizei trotz intensiver Suche gelungen wäre, ihm auf die Spur zu kommen.

Dieses Mal könnte sich das ändern: Am Tatort sahen Zeugen einen männlichen Schwarzen, der in diesem rein ‚weißen‘ Viertel auffiel und argwöhnisch beobachtet wurde. Roy Smith ist sein Name, und er hat für Bessie Goldberg am Tag ihres Todes diverse Handlangerdienste erledigt. Niemand außer ihm kann nach Auffassung der Beamten nach dem Mord und vor dem Erscheinen des Ehemanns das Haus betreten haben. Ergo ist Smith, der hartnäckig leugnet, der Hauptverdächtige – und womöglich der Würger von Boston! Letzteres kann ihm nicht nachgewiesen werden, doch man verurteilt Smith als Mörder von Bessie Goldberg; das Gefängnis hat er lebendig nicht mehr verlassen.

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Hunter, Stephen – Im Fadenkreuz der Angst

Bob Lee Swagger ist einer aus dem Millionenheer blutjunger Amerikaner, die einst für die USA und scheinbar für eine „gerechte“ Sache in den Vietnamkrieg gezogen sind. In Asien hat er dem Marinekorps alle Ehre gemacht, doch Anerkennung und Ehre durfte er dafür nicht erwarten: Swagger ist der geborene Scharfschütze. Als „Bob der Knipser“ konnte er 87 bestätigte „Abschüsse“ verzeichnen, bis die Kugel eines noch geschickteren Vietkong-Heckenschützen seiner Laufbahn jäh ein Ende setzte.

Im Zivilleben stürzte Swagger tief und kehrte nie wirklich aus dem Krieg zurück. Töten will er zwar nicht mehr, aber Waffen sind immer noch sein Leben, und seine Treffsicherheit hat eher noch zugenommen. In seinem Heimatort Blue Eye im ländlichen West-Arkansas führt er am Rande der Gesellschaft ein zurückgezogenes Leben und wird von den Bürgern in Ruhe gelassen.

Swagger ist der einsame amerikanische Waffennarr par excellence. Das macht ihn zum wertvollen Instrument und Sündenbock für die düsteren Pläne des skrupellosen Colonel Raymond Shreck. Der hoch dekorierte, doch sang- und klanglos in den Ruhestand geschickte Soldat ist inzwischen ein verbitterter, aber einflussreicher und auch geschäftlich erfolgreicher Mann mit einer eigenen Firma, die vorgeblich Sicherheitsdienste aller Art anbietet. „RamDyne Security“ ist aber auch das ideale Aushängeschild für Shrecks wahre Aktivitäten, Sammelbecken für eine handverlesene Schar rücksichtsloser, zu allem entschlossener Söldner – und Anlaufpunkt für jedes korrupte und machtgierige Regime dieser Welt, das sich seiner Gegner gewaltsam entledigen will.

Der von Shreck umworbene Swagger kann der Verlockung, wenigstens als angeblicher „Berater“ endlich wieder einmal sein immenses Fachwissen unter Beweis stellen zu können, nicht widerstehen. Als Shrecks Falle zuschnappt, muss Swagger mit zwei Kugeln im Leib und dem gesamten Polizei- und Geheimdienstapparat hart auf den Fersen erkennen, dass er Opfer eines internationalen Komplotts geworden ist. Aber auch Shreck muss sich nun sorgen, denn er weiß sehr wohl: Sein Opfer wird ihm den Verrat niemals verzeihen, sondern sich rächen. Deshalb schickt er ihm ein Killerheer hinterher. Allein gegen scheinbar übermächtige Verfolger zu stehen, ist freilich nicht neu für Bob Lee Swagger. Wenn er ehrlich sein soll, fühlt er sich sogar wie neugeboren, als er beginnt, RamDynes Schergen aus dem Hinterhalt – wie in alten Zeiten – aufzurollen …

„Im Fadenkreuz der Angst“ ist ein bemerkenswerter Thriller. Kompromisslos ignoriert Autor Stephen Hunter beinahe jede Regel, die sein Werk für ein möglichst breites Massenpublikum kompatibel machen könnte. „Amoralisch“ ist wohl der Terminus, mit dem sich die Welt beschreiben ließe, in der sich seine Protagonisten bewegen. Das gilt für die „Bösen“ genauso wie für die „Guten“. Bob Lee Swagger, der „Held“, ist wahrlich kein angenehmer Charakter. Hat der Wolf anfangs noch Kreide gefressen, kehrt er schon sehr bald zu dem zurück, was er am besten kann: Töten auf große Entfernung.

Über die Existenz von Scharfschützen in allen Kriegen seit der Erfindung von Waffen, mit deren Hilfe sich Projektile – Speer- und Pfeilspitzen, später Metallkugeln – über weite Strecken verschießen lassen, scheinen nicht einmal jene gern nachzudenken, die dem Militärischen gegenüber üblicherweise aufgeschlossen sind. Der Gedanke ist – wie alle genialen Einfälle – bestechend simpel: Schalte so viele deiner Gegner aus, wie es dir möglich ist, ohne dich selbst dabei in Gefahr zu bringen, und richte dein Augenmerk dabei auf jene, die jenseits der eigenen Linien die Entscheidungen treffen. Doch es ist in der Tat schwer, etwas Heldenhaftes darin zu finden, ahnungslose Menschen aus dem Hinterhalt niederzuknallen.

Aber Stephen Hunter wählt sich als zentrale Figur einen Mann, der genau dies getan hat. Er geht sogar noch weiter: Bob Lee Swagger haben seine Erlebnisse in Vietnam nur marginal geläutert. Tatsächlich ist er als Zivilist mehr denn je eine menschliche Zeitbombe, der in seiner Hütte, die einer vom Feind dauerbelagerten Festung gleicht, mehr Waffen und Munition lagert als eine mittelgroße Guerillatruppe.

Überhaupt: Waffen! Es gibt „Im Fadenkreuz der Angst“ eine Erzählebene, die man als Hymne auf die Kunst verstehen kann, mit Faust- und Langfeuerwaffen Unglaubliches anzustellen. Das muss auf den europäischen Leser noch wesentlich provokanter wirken als auf das amerikanische Publikum, das ja in seiner Mehrheit das Recht des Bürgers auf seinen eigenen Schießprügel (oder deren zwei oder drei …) gegen alle Widerstände anders denkender Zeitgenossen erbittert verteidigt. Hunter schwelgt in technischen Daten und betont sachlich gehaltenen Darstellungen dessen, was Bob Lee Swagger mit einer Waffe in der Hand zu leisten vermag: das Gewehr als Stradivari des Scharfschützen.

„Im Fadenkreuz der Angst“ ist (abgesehen von der unglaublich rasanten und hochspannenden Handlung) auch deshalb als Thriller so überragend, weil Hunter auf jegliche Anbiederung oder moralisierende Bücklinge verzichtet: In diesem Buch spielen neben den menschlichen Figuren Waffen eine entscheidende Rolle; es ist daher erforderlich, mit besonderer Aufmerksamkeit zu verfolgen, wie sich dies auf den Gang der Geschehnisse auswirkt – und Punkt. Die Schlüsse aus dem, was Hunter dem Leser präsentiert, muss dieser schon selbst ziehen. Der Autor ist viel zu klug, sein Publikum mit vorgestanzten Friede=Freude=Eierkuchen-Klischees einzulullen. Wer die Waffe zieht, kann durch die Waffe umkommen: Wie viel Wahrheit in diesem Kalenderspruch liegt, setzt Hunter viel lieber – und wirksamer – in explosive Bilder um.

Das heißt aber nicht, dass er das Innenleben seiner Protagonisten darüber vernachlässigt. Vorab sei daran erinnert, dass „Im Fadenkreuz der Angst“ ein Thriller ist, der primär der Unterhaltung dient. Im Rahmen seines Talents und der gewählten Form hat Hunter auch hier vorzügliche Arbeit geleistet. Nach 500 Seiten liebt man Bob Lee Swagger genauso wenig wie zu Beginn, aber man versteht ihn nun besser, ohne dass Hunter die „Rambo“-Klischees vom armen, an Leib und Seele verwundeten, für seinen aufopfernden Dienst schnöde vom eigenen Land verratenen Vietnam-Veteranen allzu aufdringlich bedient.

Dasselbe gilt für die übrigen Figuren; Polizisten, Geheimdienstleute und Shrecks Meuchelmörder eingeschlossen. Selbst primitive Schlagetots wie Jack Payne, Shrecks roboterhafte rechte Hand, haben bei Hunter ein Profil: So unerfreulich dies den Gandhis dieser Welt in den Ohren klingen mag – es gibt Menschen, die mit der Gewalt und von der Gewalt leben und sich eines gesunden Nachtschlafes und eines erfüllten Daseins erfreuen. Das ist nicht erfreulich, aber Realität. Man erfährt in den Nachrichten darüber und hat sich gefälligst damit auseinanderzusetzen. Stephen Hunter spielt virtuos mit der unterbewussten Angst, die den „normalen“ Zeitgenossen ob dieser Tatsache bewegt.

Das Bild auf der Website http://www.stephenhunter.net zeigt einen beleibten, kahlköpfigen Herrn mit verschmitztem Gesichtsausdruck, der fabelhaft den Bruder Tuck der Robin-Hood-Legende geben könnte. Dahinter verbirgt sich ein (1946 geborener) Journalist und – ausgerechnet! – Comedy-Schreiber, der außerdem als Filmkritiker der |Baltimore Sun| (1971-1996) einen geradezu legendären Ruf besitzt. Baltimore ist auch Hunters Heimatstadt, wo er mit seiner Lebensgefährtin und zwei Söhnen lebt.

Hunters soldatische Laufbahn beschränkt sich (soweit ich dies in Erfahrung bringen konnte) auf einen zweijährigen Einsatz in einem Ehrenwacht-Regiment, das in der US-Hauptstadt Washington (ähnlich wie die Bärenfellmützen-Witzgestalten der englischen Queen) zeremoniell für die zivile Öffentlichkeit paradiert … In die zwielichtige Welt der amerikanischen Waffennarren ist Hunter hauptsächlich durch Recherche eingetaucht, wie es sich für einen guten Journalisten ziemt, auch wenn er selbst als eifriger, aber nicht fanatischer Schütze und Jäger bekannt ist.

Schriftstellerisch wurde Hunter schon 1980 tätig. Er begann mit einem wüsten Garn um einen Nazi-Heckenschützen (!) im Jahre 1945 („The Master Sniper“), dem er bis heute weitere Thriller folgen ließ, die allesamt nichts für den schöngeistigen Leser sind, aber stets zu unterhalten wissen. Anfang der 90er Jahre begann Hunter mit einer Serie von Romanen, die sich grob um die Familiengeschichte des Swagger-Clans ranken und neben Bob Lee auch seinen Vater und Großvater auftreten lassen.

In Deutschland ist außer „Im Fadenkreuz der Angst“ (noch?) kein weiterer Band der Swagger-Reihe erschienen. Überhaupt sieht es hierzulande für Stephen Hunter düster aus: Außer „Target“, dem Roman zum gleichnamigen (schrecklichen) Film mit Gene Hackman, erschienen nur „Titan“ und „Die Gejagten“ („Dirty White Boys“, 1994), ein wiederum unerhört spannender Thriller um einen spektakulären Gefängnisausbruch mit anschließender Flucht, der immerhin mit einem „Gastauftritt“ Earl Swaggers – Bobs Vater – aufwarten kann.

Nicht einmal zum Start des ungemein erfolgreichen Films „Shooter“, der nach „Point of Impact“, dem ersten Swagger-Roman, mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle unter der Regie von Antoine Fuqua gedreht wurde und 2007 in die Kinos kam, wurde die deutsche Übersetzung neu aufgelegt.

Robert Morgan – Der Fluch des Salomon

morgan fluch cover kleinDas geschieht:

Theodore London, leidlich erfolgreicher Privatdetektiv in New York City, wird von der reizenden Lisa Hutchinson konsultiert. Sie fühlt sich beobachtet und gejagt, seit sie ihr Elternhaus in Crifo, US-Staat Vermont, fluchtartig verlassen hatt Ihr Vater Royce, ‚Priester‘ einer obskuren Sekte, hatte sie dort wie eine Gefangene gehalten und ihr ein unschönes Schicksal im Rahmen eines bizarren Rituals angekündigt. London will helfen, mag aber an nicht an die monströsen Verfolger glauben, die Lisa in ihren Träumen und neuerdings auch in der Realität belästigen. Er wird eines Schlechteren belehrt, als ein echsenhaftes Flugwesen durch das Bürofenster bricht und ihn beinahe in Stücke reißt, bevor er es töten kann. Lisas Monster sind also echt, und da sich London in seine Klientin verliebt hat, stellt er sich erst recht auf ihre Seite.

London rekrutiert eine bunte Schar enthusiastischer Mitstreiter. Zu ihnen zählen Dr. Timothy Bodenfelt, ein idealistischer Arzt, Paul Morcey, ein abenteuerlustiger Hausmeister, und Pa’sha Lowe, ein krimineller Waffenhändler, der London nicht nur mit schwerer Artillerie und Giftgas ausstattet, sondern ihm auch die chinesische Wahrsagerin Lai Wan zur Seite stellt. Sie recherchiert Sensationelles: Londons monströser Gegner war einst ein Mensch, der in seine neue Gestalt mutiert wurde. Dafür verantwortlich ist Royce Hutchinson, der jedoch nur als Erfüllungsgehilfe für einen leibhaftigen Dämonen fungiert: Q’talu, der aufmerksamen Lesern des Alten Testaments als „Salomons Fluch“ bekannt ist, plant seine Rückkehr in diese Welt, die er bei dieser Gelegenheit in Besitz nehmen will. Dazu bedarf es unbedingt eines Menschenopfers, das – wer hätte es gedacht – die arme Lisa darstellen soll. Robert Morgan – Der Fluch des Salomon weiterlesen

Peter Straub – Schattenstimmen

Straub Schattenstimmen Cover 2008 kleinSchriftsteller Underhill hat einen Serienkiller verunglimpft, dessen Geist rachsüchtig aus dem Jenseits zurückkehrt; gleichzeitig stellt der Autor fest, dass er einen Riss im kosmischen Gefüge verursacht hat, der Realität und Fiktion bizarr zusammenfließen lässt … – Erneut schreibt Peter Straub vom unmerklichen Einbruch des Phantastischen in den Alltag. Das gelingt ihm vor allem im ersten Teil, doch obwohl der Verfasser dann auf ausgefahrene Horror-Geleise einbiegt, wahrt er seine stilistische Brillanz und ringt dem Plot manche Überraschung ab: Genrefreunde dürfen freudig zugreifen.
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Max Allan Collins – Chicago 1933

collins heller01 chicago 1933 cover kleinDas geschieht:

Anfang der 1930er Jahre hat die Großstadt Chicago einen weithin üblen Ruf. Die Behörden sind mindestens so kriminell wie das organisierte Verbrechen. Zwar sitzt Al Capone seit einiger Zeit hinter Gittern, doch er zieht von dort weiterhin an den Fäden. Sein Imperium verwaltet Frank Nitti, der dafür sorgt, dass der Dollar weiterhin rollt. Nun hat ausgerechnet Bürgermeister Anton Cermak, der korrupteste Beamte der Stadt, dem Verbrechen den Kampf angesagt, denn Chicago wird 1933 die Weltausstellung ausrichten. Den zahlreichen Besuchern aus aller Welt soll eine ‚saubere‘ Stadt präsentiert werden.

Cermak geht auf für ihn typische Weise vor: Er stellt einen Killertrupp aus ihm hörigen Polizisten zusammen und lässt sie die lästigen Gangster einfach umbringen. Zuerst erwischt es Nitti. Doch unter den Beamten, die ihm eine Falle stellen, ist der ahnungslose Nate Heller, ein Mann, der sich nicht kaufen ließ. Er soll als Sündenbock dienen, falls etwas schief geht – und genau das geschieht: Von drei Kugeln getroffen, überlebt Nitti das Attentat. Max Allan Collins – Chicago 1933 weiterlesen

John Sandford – Kaltes Fieber

Sandford Kaltes Fieber TB 2007 Cover kleinDas geschieht:

Ein Serienmörder treibt im Umfeld der Doppelstadt Minneapolis/St. Paul sein Unwesen. Mindestens drei Menschen sind ihm bereits zum Opfer gefallen, als Lucas Davenport, der das „Amt für Regionale Ermittlungen“ des US-Staates Minnesota leitet, und sein Kollege und Freund Detective Sloan von der Mordkommission Minneapolis den Fall übernehmen.

Als an einem der Tatorte Hautfetzen des Täters gefunden und die DNA entschlüsselt werden kann, scheint der Fall seiner Lösung nahe. Identifiziert wird Charlie Pope, ein unverbesserlicher Frauenschänder, der bereits diverser Morde verdächtigt wird. Vor kurzer Zeit ist er aus dem Gefängnis entlassen worden, aber es sollte einfach werden, ihn zu schnappen, denn Pope ist ebenso dumm wie brutal. John Sandford – Kaltes Fieber weiterlesen

Matthew Pearl – Die Stunde des Raben

Das geschieht:

Entsetzt muss Quentin Clark feststellen, dass in dem ärmlichen Sarg, der vor seinen Augen in ein Armengrab gesenkt wird, sein Idol ruht: Wir schreiben das Jahr 1849, und im ereignislosen Leben des jungen Anwalts aus Baltimore war seine Korrespondenz mit dem Schriftsteller und Dichter Edgar Allan Poe der Höhepunkt. Deshalb gibt sich Clark nicht mit den dürftigen Informationen über Poes elendes Ende zufrieden, die ihn misstrauisch werden und ein Verbrechen vermuten lassen. Wurde der lästige Künstler, der das behäbige Establishment durch seine düstere Lyrik und Poesie zu beunruhigen und zu ärgern pflegte, etwa durch Mord zum Schweigen gebracht?

Clarks Nachforschungen verlaufen im Sande. Ihm wird deutlich, dass er sich der Hilfe eines Fachmanns versichern muss. Wer wäre dazu besser geeignet als C. Auguste Dupin, der französische Meisterdetektiv, dem Poe ein literarisches Denkmal setzte und der sich zu Clarks Erstaunen als reale Person entpuppt? Der Amerikaner reist nach Paris, wo er Dupin alias Auguste Duponte tatsächlich aufspüren kann: einen teilnahmslosen, ausgebrannten Mann, der nichts als seine Ruhe wünscht.

Intensiv kümmert sich Clark um Duponte, und tatsächlich glimmt noch Feuer unter der depressiven Asche, das aufzuflackern beginnt, als sich ein zweiter Dupin in die Nachforschungen einschaltet: ‚Baron‘ Claude Dupin ist ein Glücksritter, der den potenziellen Mord an Poe zur medientauglichen Affäre aufbauscht, um mit der Aufklärung viel Geld zu verdienen. Den echten Dupin/Duponte versucht er durch Drohungen einzuschüchtern, doch dieser beginnt zur alten Form zurückzufinden, reist mit Clark nach Baltimore und beginnt dort mit eigenen Ermittlungen.

Auch der Baron wird in Baltimore tätig und scheut keinen bösen Trick, um Clark und Duponte auszuschalten. Schlimmer noch: Anonyme Männer mit großer Macht werden unruhig. Sie ziehen im Hintergrund Fäden, die sich in Stolperdrähte verwandeln. Clark wird bedroht, verfolgt, ruiniert. Er weigert sich trotzdem nachzugeben und gerät endgültig in den Sog einer fernen Verschwörung, die ihn unbarmherzig in den Abgrund zu reißen droht …

Ein Leben wie ein Roman?

Das Ende Edgar Allan Poes (1809-1849) beschäftigt (Literatur-) Historiker und Leser seit mehr als anderthalb Jahrhunderten. Zu mysteriös und gleichzeitig ‚romantisch‘ ist der Tod eines Mannes, der nicht nur zu den bedeutendsten Schriftstellers des 19. Jahrhunderts zählt, sondern auch Interesse und Mitgefühl durch sein tragisches Privatleben erweckt.

Poe gesellte sich zu jenen Genies, die angeblich von den Göttern so sehr geliebt werden, dass diese sie möglichst rasch zu sich holen. Dies ist ein unglaublich dämliches Sprichwort, das nur Zeitgenossen prägen konnten, die das Glück hatten, von einem Leben verschont zu bleiben, wie Poe es führte oder führen musste. Er gehörte zu den Unglücklichen, die über künstlerisches Talent verfügen, ohne gleichzeitig mit der Gabe der Selbstvermarktung oder – noch besser – mit den finanziellen Mitteln gesegnet zu sein, die es ihm gestatteten, seiner Kunst zu frönen. Stattdessen war Poe zu einem Leben in Armut und Unverständnis verdammt, während er gleichzeitig um sein Leben schrieb: Die Werke, für die er heute verehrt wird, wurden zu seinen Lebzeiten abgelehnt oder – für ihn ebenso bitter – miserabel honoriert.

So reihte sich Poe in die Reihen derjenigen Pechvögel ein, die in einer materialistisch ausgerichteten Welt ein Hofnarrendasein fristen – geduldet, wenn sich die Reichen & Mächtigen amüsieren wollen, aber ignoriert bzw. davongejagt, sobald sich diese den wirklich wichtigen Dingen des Lebens – Geldscheffeln, Kampf um Macht & Stellung – widmen möchten. Privates Unglück addierte sich zu den daraus resultierenden Enttäuschungen, was Poes Depressionen und seinen Hang zu diversen Drogen und zum Alkohol erklärt.

Spannender Start, dann Bruchlandung

Poes Leben, Wirken & Tod bieten reichlichen Stoff und gleichzeitig Lücken, was Matthew Pearl die Gelegenheit schafft, seine eigene Sicht der Vergangenheit zu entwickeln. Hier beginnt der Bereich, in dem wir die historische Realität verlassen und das Reich der (literarischen) Fiktion einsetzt. Pearl will die Wahrheit aufdecken. Da diese bekanntlich sehr banal sein kann, gibt er der Fantasie den Vorzug und denkt sich eine zweite, den Konventionen der Krimis folgende Handlungsebene aus, was sein Recht und seine Pflicht als Romanschriftsteller ist: Dies ist der Humus, auf dem ein fabelhafter Historienthriller keimen könnte. Dem ist leider nicht so. „Die Stunde des Raben“ ist stattdessen ein unfreiwilliges Paradebeispiel dafür, wie ein ehrgeiziges Projekt scheitern kann.

Unbestritten ist Pearls Fähigkeit, das Baltimore des Jahres 1850 zum Leben zu erwecken. Quentin Clark ist Bürger einer Stadt, die sich der Industriellen Revolution verschrieben hat und prächtig gedeiht. Die daraus resultierende Mischung aus Geschäftstüchtigkeit, Korruption und Fixierung auf den schnellen Dollar weiß Pearl deprimierend gut darzustellen. Bedrückend sind jene Szenen, die deutlich machen, dass in dieser ‚modernen‘ Metropole Sklavenhandel legitim und an der Tagesordnung ist. Die Polizei verfügt kaum über das Wissen oder das Instrumentarium zur Auswertung von Indizien. Armut und Einflusslosigkeit machen für die schlecht ausgebildeten, unterbezahlten und korrupten Beamten aus einem Verdächtigen rasch einen Schuldigen. Umgekehrt nutzen die Reichen und Mächtigen ihre angemaßten Vorrechte ohne Scham – sie betrachten diese als ihnen zustehend.

Immer wieder gelingen Pearl Szenen, die deutlich machen, wieso Außenseiter wie Poe und Clark in dieser Welt nicht gelitten sind und quasi scheitern müssen. Lokalkolorit ersetzt indes keine spannende Handlung; die vermisst der Leser schmerzlich. Auch ‚literarische‘ Qualitäten, die der kundige Kritiker in „Die Stunde des Raben“ entdecken mag, entschädigen nicht. Der Plot um Poes Ende überzeugt, während das Konspirationsgarn aufgesetzt wirkt.

Die Story, von Pearl sorgfältig entwickelt, ist vor allem im Mittelteil abschweifend, schrecklich lahm und öde. Hinzu kommen Fehler, die den Krimifreund aufstöhnen lassen. Wie wahrscheinlich ist es beispielsweise, dass Clark ständig gerade dort hinter einer Mauer oder unter einem Fenster steht, wo just Verschwörer oder Verfolger diverse Geheimnisse ausplaudern?

Das große Finale teilt Pearl: in Clarks Aufdeckung der Verschwörung und Dupontes Darstellung der letzten Tag des Edgar Allan Poe. Leider haben beide Handlungsstränge nichts miteinander zu tun. Die Auflösung verleiht dem Roman ein ‚gespaltenes‘ Ende. Zwar mag dies der Realität eher entsprechen, es lässt aber den Leser frustriert zurück, der sich von Pearl getäuscht fühlt: Poes Tod und Clarks Odyssee haben im Grunde nichts miteinander zu tun. Die Auflösung der Konspiration ist mau, die Rekonstruktion von Poes Schicksal wird dem eigentlichen Geschehen angeklebt. Am Ende sind alle ein wenig schlauer aber nicht wirklich zufrieden: die Protagonisten des Romans und dessen Leser.

Lebensplanung oder Zwangsjacke?

Pearl investiert viel Mühe in die Zeichnung seiner Figuren, die untereinander in einer komplizierten Dreiecksbeziehung stehen. Die Spitze nimmt Quentin Clark ein, der natürlich – „Die Stunde des Raben“ soll schließlich ein Historienkrimi der A-Kategorie sein – weit mehr ist (oder sein soll) als der Protagonist in einem rätselhaften Geschehen. Der in Ich-Form präsentierter Bericht ist gleichzeitig Beleg für einen entscheidenden Wendepunkt in Clarks Leben. Angesichts seines Alters – Clark ist 27 – möchte man eigentlich nicht von einer „Coming-of-Age“-Handlung sprechen, doch im Grunde erleben wir durchaus, wie sich ein Mann aus den Fesseln löst, die ihm die Gesellschaft anlegt, um ihn in ein geordnetes Leben zu zwingen.

Clark soll gefälligst ein guter Geschäftsmann, ein gesetzter Bürger und ein vorbildlicher Ehemann werden, so fordert es die High Society Baltimores, der er durch Geburt angehört. Das will er nicht, was wir gut verstehen; er will Freiheit und ein wenig Abenteuer. Dies zu verwirklichen bedeutet 1850 einen gewagten Schritt, möchte uns Pearl verdeutlichen, indem er Clark in immer neue Konflikte verwickelt.

Freilich macht ihn uns das keineswegs sympathisch. Der Prozess, der aus Clark einen ‚freien‘ Menschen werden lässt, langweilt, weil diese Figur als hoffnungsloser Naivling dargestellt wird. Clark verliert seine Anstellung? Pearl hat uns die Kanzlei, in welcher sein Held tätig war, als Hort der puren Langeweile geschildert. Clark geht seiner Braut verlustig? Er sollte froh sein, dieses Gänslein und ihre schreckliche Familie los zu sein! Welche ernsthaften gesellschaftlichen Konsequenzen diese Ereignisse haben, wird dem modernen Leser vermutlich unklar bleiben. Als Clark endlich ‚erwachsen‘ wird, erfolgt diese Reifung viel zu abrupt und unbegründet, um überzeugen zu können.

Ein Papier-Detektiv bleibt flach

Clark gibt außerdem den Dr. Watson für den Sherlock Holmes dieser Geschichte. C. Auguste Dupin oder Duponte gilt in der Tat als eines der Vorbilder für Arthur Conan Doyles berühmten Meisterdetektiv. Um der Dramatik willen charakterisiert Pearl Duponte zunächst als Mann mit einem düsteren Geheimnis, das ihn in Lethargie verfallen ließ. Die Rückkehr ins Leben und in seinen ‚Job‘ ergibt eine zweite Handlungsschiene, die keineswegs stärker interessiert als Quentin Clarks Ringen um Selbstständigkeit, da Duponte sich anders als Holmes (oder Poes Dupin) als Mensch niemals öffnet. Zwar meint Pearl dafür gute Gründe anführen zu können, doch da irrt er. Dupontes Schicksal interessiert uns bis zum Schluss herzlich wenig. Deshalb verpuffen auch die von Pearl eingeflochtenen deduktiven Zauberkunststücke, die stets nach Schema F ablaufen: Clark zerbricht sich den Kopf über einen ihm unklaren Sachverhalt, Duponte scheint seine Gedanken zu lesen und klärt ihn auf. Anschließend erzählt er dem aufgeregten Clark (und dem Leser) haarklein, wie er zu seinen Schlussfolgerungen kam.

Wenig aufregend verläuft der Kampf der beiden Dupins. Wer ist der ‚echte‘, d. h. Poes Dupin – Duponte oder der zwielichtige Baron? Dass der notorisch im Dunkeln tappende Clark in dieser Frage ständig schwankt, dürfte wenig verwundern. Auch die Bürgerschaft Baltimores scheint mit Blind- oder Blödheit geschlagen zu sein, will uns Pearl doch weismachen, der Baron könne sich so erfolgreich als Duponte maskieren, dass niemand dies erkennt. Immerhin ist der Baron noch die einzige halbwegs interessante Figur in dieser Geschichte – ein Marktschreier und Manipulator, der längst jene Freiheit erlangt hat, nach der Clark sich sehnt, und der die Konsequenzen eines freien Lebens kennt.

Fast 600 (allerdings großzügig bedruckte) Seiten schleppen sich die Ereignisse dahin. Im Vergleich mit Pears raffinierten Erstling „Der Dante-Club“ kann „Die Stunde des Raben“ nicht mithalten, sondern wirkt wie eine blasse Kopie, die nicht nur den mit hohen Erwartungen und Vorfreude zur Lektüre schreitenden, sondern auch den Pearl-unkundigen Leser bitter enttäuscht.

Autor

Matthew Pearl (geb. 1977) studierte an der Harvard University (1997) bzw. an der Yale Law School (2000) Englische und Amerikanische Literatur. Anschließend lehrte er diese Fächer und gab Kurse für Kreatives Schreiben in Harvard sowie am Emerson College. Seit 2007 arbeitet er als Gastdozent für die Harvard Law School. Pearl lebt in Cambridge, Massachusetts, Über sein Werk informiert er auf dieser Website.

Taschenbuch: 575 Seiten
Originaltitel: The Poe Shadow (New York : Random House 2006)
Übersetzung: Karl-Heinz Ebnet
http://www.droemer-knaur.de

Der Autor vergibt: (1.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Mo Hayder – Die Sekte

Auf einer einsamen Insel realisiert ein fundamentalreligiöser Fanatiker groteske ‚Auslegungen‘ der Bibel, bis ihn ein neugieriger Reporter aufstört, endgültig in den Wahnsinn treibt und den Plan eingibt, durch ein furioses Finale unvergesslich zu werden … – Der vierte Roman der für ihre bizarren, meist sexuell unterfütterten Mordszenarien bekannten Autorin ist ein gut erzähltes Garn mit deutlichen Horror-Anleihen, das in seiner zweiten Hälfte auszufransen beginnt aber gute Unterhaltung bietet.
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James Lee Burke – Weißes Leuchten [Dave Robicheaux 5]

In einem US-Südstaaten-Nest gerät eine zwielichtige Geschwisterschar ins Visier der Mafia. Ein Polizist gerät in ein altes, gut abgehangenes Geheimnis um Mord, Wahnsinn, Rache und Schuld, das ihn mit in den Strudel des Verderbens zu ziehen droht … – Der fünfte Fall von Dave Robicheaux ist erneut ein Meisterwerk des modernen Thrillers. So wichtig wie der gut konstruierte Plot ist die Louisiana-Hitze, die Leidenschaften kochen und altes Unrecht reifen lässt, bis die Eiterblase platzt: uneingeschränkte Leseempfehlung.
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Ed McBain – Selbstmord kommt vor dem Fall

McBain Selbstmord Cover 1989 kleinDas geschieht:

Frühling in Isola. Für die Männer vom 87. Polizeirevier beginnt er alltäglich, d. h. hässlich: Ein Pechvogel von Vertreter wird durch eine Gasexplosion in Stücke gerissen. In den Trümmern der verwüsteten Wohnung findet man zwei weitere Leichen: Der junge Tommy und die noch jüngere Irene haben offenbar den Gashahn aufgedreht; ein Abschiedsbrief, der ihre unmögliche Liebe beklagt, wird gefunden.

Routine also für Steve Carella und Cotton Hawes, die mit dem Fall betraut werden. Doch die erfahrenen Beamten stoßen bei ihren Nachforschungen auf seltsame Widersprüche. So schildern die Familien ihre Verstorbenen keineswegs als lebensmüde Zeitgenossen. Im Gegenteil: Irene schöpfte gerade neuen Lebensmut, nachdem sie sich entschlossen hatte, den ungeliebten Gatten Michael Thayer für besagten Tommy zu verlassen. Dieser wird wiederum von seinem jüngeren Bruder Amos als Ausbund schierer Lebensfreude geschildert. Ed McBain – Selbstmord kommt vor dem Fall weiterlesen

Thomas Harris – Hannibal Rising

Das geschieht:

Litauen im Winter des Jahres 1945: In seinen letzten Wochen erreicht der II. Weltkrieg auch das Jagdhaus, in dem sich die Familie des Grafen Lecter bisher verbergen konnte. Die Eltern und das Gesinde kommen um, nur Sohn Hannibal und seine kleine Schwester Mischa überleben, bis eine versprengte Gruppe litauischer Nazi-Kollaborateure das Jagdhaus entdeckt und besetzt. Als die Lebensmittel knapp werden, schlachten und fressen die Eindringlinge Mischa. Verzweifelt kann Hannibal fliehen; der hochintelligente Junge wird das Erlebte nie vergessen und schwört den Mördern Rache.

Der im Schock stumm gewordene Hannibal kommt in ein Kinderheim. Dort spürt ihn sein in Frankreich lebender Onkel Robert auf. Der berühmte Maler nimmt ihn auf, aber Hannibals Liebe gilt vor allem seiner Gattin, der Japanerin Lady Murasaki, die ihn zum Sprechen bringt, fördert, als der Onkel stirbt und sogar seine Geliebte wird. Thomas Harris – Hannibal Rising weiterlesen

Gaiman, Neil – Sternwanderer

Wall ist ein kleines, abgeschiedenes, von dichtem Wald umgebenes Dörflein einige Tagesreisen von London entfernt. Hier hat sich irgendwann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – Königin Victoria ist noch eine junge Frau – der junge Tristran Thorn in die schöne Victoria Forester verliebt. Sie zeigt ihm die kalte Schulter, denn sie wünscht sich einen erfolgreichen und vermögenden Gatten, keinen romantischen Träumer, der im Laden des Dorfkaufmanns aushilft. Um den lästigen Verehrer loszuwerden, gibt Veronika vor, ihn erhören zu wollen, sobald er ihr einen Stern bringt, der vom Himmel auf die Erde gefallen ist.

So ein Schnuppensturz hat sich gerade ereignet, doch es gibt ein Problem: Der Stern ist ausgerechnet an einer Stelle jenseits der Dorfgrenze niedergegangen, über den die Bürger von Wall ungern sprechen. Hinter einer hohen Mauer erstreckt sich das Feenreich. Zwischen Menschen und Elfen herrscht ein gespannter Waffenstillstand. Solange ein jeder auf seiner Seite bleibt, gibt es keine Schwierigkeiten. Doch im Reich der Feen locken wundersame Schätze, und so machen sich immer wieder Glücksritter dorthin auf. Allerdings kommen sie in ein Land, in dem die uralte Magie noch stark ist. Die Elfen spielen ihren Besuchern gern grimmige Streiche. Außerdem gibt es in ihrem Land Wesen, denen man lieber nicht begegnen möchte …

Tristran kann dies nicht zurückhalten. Um das Herz seiner Victoria zu erweichen, würde er sich sogar den Mächten der Hölle stellen. Wie sich bald herausstellt, ist das angesichts der magischen, aber gar nicht zauberhaften Realität des Feenreiches die richtige Einstellung. Aber Tristran ist nicht ohne Schutz, ist er doch der Spross eines vom Vater gern verschwiegenen Seitensprungs mit einer Elfe, die ihn nach der Geburt auf der Schwelle zum Feenreich ausgesetzt hat. Freilich kann er nicht wissen, dass der Stern, der da vom Himmel gestürzt ist, die Gestalt eines hübschen Mädchens besitzt und den Namen Yvaine trägt – oder dass sich außer Tristran auch die finsteren Lords von Stormhold und die böse Hexenkönigin der Lilim auf die Suche nach dem Stern begeben haben …

Noch gar nicht so lang ist es her, als die Menschen fest davon überzeugt waren, diese Welt mit allerlei Sagengestalten zu teilen. Auf dem Land mied man des Nachts gewisse Plätze, weil dort Geister, Einhörner, Kobolde und natürlich Elfen ihr Unwesen trieben. Das waren noch nicht die niedlichen Disney-Feen, sondern zwar nett anzuschauende, aber recht wilde, mit Zauberkräften sowie einem verqueren Sinn für Humor ausgestattete Gestalten, um die man besser einen Bogen schlug.

Erst im Zeitalter der Aufklärung, d. h. ab dem späten 18. Jahrhundert, begann sich solcher (Aber-)Glaube (sehr) langsam zu verflüchtigen. Allzu viel Vernunft ist aber auf die Dauer ernüchternd: Im späten 19. Jahrhundert sehnten sich die Menschen nach den davon gejagten Fabelwesen zurück. Im viktorianischen England nahmen solche romantischen Reminiszenzen recht abstruse Formen an: Elfen und Feen wurden „wissenschaftlich“ erforscht. Die gerade erfundene Fotografie bot die willkommene Möglichkeit, den übernatürlichen Gästen auf mondbeschienenen Waldlichtungen und an ähnlichen Orten aufzulauern. Es dauerte nur kurz, bis die ersten Erfolge gemeldet, d. h. Bilder präsentiert wurden – plumpe Fälschungen, die der heutige Betrachter sofort entlarvt und herzlich belacht. Doch in der Frühzeit der Fotografie wurden solche Bilder noch leicht für bare Münze genommen: Einer der vehementesten Jünger der Elfenjäger war ausgerechnet Arthur Conan Doyle, der geistige Vater des so überaus rationalen Sherlock Holmes.

Auf diesem Nährboden aus Volksglaube und viktorianischer Schwärmerei setzt Neil Gaiman seine Geschichte an. Sie trägt deutlich märchenhafte Züge, wird aber auf der anderen Seite sachlich und klar erzählt; eine glückliche Mischung, die es auch dem „erwachsenen“ Leser leicht macht, sich auf die Handlung und ihre Figuren einzulassen. Gaimans Dörflein Wall ist Teil einer Welt zwischen Traum und Wirklichkeit. Nur wenige Tagesreisen entfernt liegt das London „unserer“ Welt (bzw. das frühindustrielle London des 19. Jahrhunderts), aber in Wall leben Menschen mit Elfen und anderen Sagengestalten buchstäblich Tür an Tür. Dies glaubhaft zu schildern, ist eine heikle Aufgabe, aber Neil Gaiman trifft den Ton genau. Das Feenreich ist kein Ort überirdischer Heiterkeit, und Regeln gibt es dort wie hier, doch werden Verstöße jenseits der hohen Steinmauer von Wall wesentlich einfallsreicher und unbarmherziger geahndet!

Dass Neil Gaiman so erfolgreich ist in seinem Bemühen, Tristrans Abenteuer lebendig wirken zu lassen, kommt nicht von ungefähr: Er hat lange und erfolgreich geübt, ist er doch der geistige Vater des „Sandman“, Held der düster-poetischen Comic-Reihe gleichen Namens. Der „Sandman“ ist der Herrscher über das Reich der Träume (und Albträume). Er wacht über den Schlaf der Menschen, denen er jedoch ansonsten gleichgültig oder sogar gefühllos gegenübertritt – ein fremdartiges Wesen, das dem Menschen ähnelt, aber im Grunde wenig mit ihm gemeinsam hat.

Wie der „Sandman“ verhalten sich auch Gaimans Zauberwesen. Das macht sie unberechenbar – und gefährlich. Aus der stets offenen Frage, wie sie und ihre geisterhaften Verwandten sich verhalten werden, bezieht „Sternenwanderer“ einen Großteil seiner Spannung. Aber nicht die Handlung steht im Vordergrund: Tristrans Abenteuer sind (nüchtern betrachtet) Variationen dessen, was z. B. Lewis Carroll seine Alice im Wunderland und besonders im Reich hinter den Spiegeln erleben lässt. Es dominiert die eigentümlich traumhafte Stimmung, die über „Sternenwanderer“ liegt, und dem Roman seine ganz besondere Prägung verleiht. Dies ist nicht die viel zu üblich gewordene tolkieneske Reißbrett-Fantasy, sondern eine Gesichte mit eigener Stimme. Trockener britischer Witz („Die Kinder waren offen gesagt überhaupt keine Hilfe“ ist eine recht untypische Danksagung …) abseits des Pratchettschen Brou-har-har-Kalauerns ist die Kirsche auf der Torte.

Die Qualitäten des „Sternwanderers“ blieben weder den Lesern noch den stets aufmerksam nach Erfolg versprechenden Stoffen spähenden Filmleuten Hollywoods verborgen: 2006 inszenierte Matthew Vaughn „Stardust“ mit einem zwar weitgehend unbekannten Charlie Cox als Tristran Thorn in der Hauptrolle; die Nebenrollen sind indes erlesen besetzt mit jungen, älteren und alten Stars wie Sienna Miller, Clare Danes, Robert De Niro, Michelle Pfeiffer oder Peter O’Toole, und als Erzählstimme im Hintergrund lässt sich zumindest im O-Ton Ian „Gandalf“ McKellan genießen.

Zum deutschen Kinostart bringt der |Heyne|-Verlag die hier schon 2000 erstmals erschienene Buchvorlage neu heraus. Gelockt wird der neugierige Leser mit „exklusivem Zusatzmaterial von Neil Gaiman“. Darauf sollte man sich freilich nicht gar zu sehr freuen, beschränkt sich dieses doch auf ebenso kümmerliche wie lieblos zusammengestellte 16 Seiten, die wenige interpretative Bemerkungen des Autors zu seinem Werk, einen zusätzlichen Prolog und ansonsten viel Werbung für die sonst bei |Heyne| erschienenen Gaiman-Bücher beinhalten.

http://www.heyne.de
http://www.der-sternwanderer.de/
http://www.stardustmovie.com

_Neil Gaiman bei |Buchwurm.info|:_
[„American Gods“ 1396
[„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“ 1581
[„Die Wölfe in den Wänden“ 1756
[„Die Messerkönigin“ 1146
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363
[Verlassene Stätten 2522 (Die Bücher der Magie, Band 5)
[Abrechnungen 2607 (Die Bücher der Magie, Band 6)
[„Sandman: Ewige Nächte“ 3498

John Reese – Heiße Beute

reese beute cover kleinDas geschieht:

Tres Cruces ist ein kleines Nest in der kalifornischen Wüste. Polizisten gibt es hier nur wenige. Genau deshalb plant der alternde Räuber Charles Varrick seinen nächsten Coup in der Tres Cruces National Bank. Die Beute wird nicht groß sein, aber dafür sind keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen zu erwarten. Varrick zur Seite stehen Harman Sullivan, ein auf die schiefe Bahn geratener Ex-Pilot, und der Gewohnheitskriminelle Dean „Red“ Nemmis. Den Fluchtwagen soll Nadine Partch, eine ehemalige Rennfahrerin und Varricks Lebensgefährtin, steuern.

Der Überfall endet katastrophal. Der alte Wachmann der Bank und ein Polizist sowie Red Nemmis bleiben tot zurück, Nadine wird tödlich verletzt. Varrick und Sullivan entkommen. Der Blick in den Beutesack tröstet sie: Statt der erwarteten 20- oder 30.000 haben sie mehr als 350.000 Dollar in ihren Besitz gebracht! Gar nicht weit entfernt von Tres Cruces wollen die Gauner, getarnt als Handwerker, praktisch unter den Augen der Behörden abwarten, bis Gras über den Raub gewachsen ist. Nankdirektor Harold I. Young ist abgeneigt, den Fall an die große Glocke zu hängen. Kein Wunder, denn die National Bank gehört der Mafia, die hier schmutziges Geld waschen lässt. Louie Lagos, ein hohes Tier des Syndikats, schickt zur Sicherung der Mafia-Interessen J. J. Schirmer, den Präsidenten der Bank, nach Tres Cruces. Dort erwartet ihn FBI-Agent Murray, der über die örtlichen Machenschaften der Mafia gut im Bilde ist. John Reese – Heiße Beute weiterlesen

Lee Child – Der Janusmann

Das geschieht:

Vor zehn Jahren hat Jack Reacher, damals noch Militärpolizist, den Landesverräter Quint erschossen, nachdem der eine Kollegin sadistisch zu Tode gemartert hatte. Nun muss Reacher erfahren, dass Quint nicht nur überlebt hat, sondern Anführer einer weltweit operierenden Bande von Waffenschmugglern geworden ist, während der einstige Polizist längst entlassen wurde und sich auf eine ruhe- und ziellose Wanderschaft durch Nordamerika begeben hat.

Reacher will Quint endgültig ausschalten. Deshalb ist er bereit, mit der Justizbeamtin Susan Duffy zusammenzuarbeiten. Vor zwei Wochen hat sie einen weiblichen Spitzel in das festungsartig gesicherte Hauptquartier des ‚Teppichhändlers‘ Beck eingeschleust, der mit Quint zusammenarbeitet. Die Agentin meldet sich nicht mehr und ist offensichtlich entdeckt worden. Duffy will sie mit Reachers Unterstützung retten. Lee Child – Der Janusmann weiterlesen

Lee Child – Ausgeliefert

Das geschieht:

Jack Reacher, ehemaliger Elitesoldat und Militärpolizist, nun Türsteher in einem Musikclub in Chicago, will einer jungen Frau behilflich sein und gerät in eine Entführung! Drei Männer zwingen ihn, gemeinsam mit der Frau in einen Lieferwagen zu steigen. Reachers unfreiwillige Gefährtin heißt Holly Johnson, 27 und arbeitet für das örtliche Büro des FBI. Sie ist aber auch die Tochter von General Johnson, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs und damit ranghöchster Soldat der Vereinigten Staaten und das Patenkind des Präsidenten! Entsprechend fällt die Reaktion der Behörden aus. FBI Abteilungsleiter McGrath und die Agenten Brogan und Milosevic bilden nur die Spitze eines vielköpfigen Ermittlungsteams. Es nimmt die Spur der Kidnapper auf, die eher durch ihre Brutalität als durch kriminelle Professionalität auffallen.

Das verwundert nicht, als sich herausstellt, wer hinter der Entführung steckt: Beau Borken ist der „Kommandant“ der „Montana Militia“. In dieser militanten Gruppe fanden jene zusammen, für die sich der amerikanische Traum nicht erfüllt hat, die mit der Gegenwart einer globalisierten Alltagswelt nicht zurecht kommen und die sich nach der Zeit zurücksehnen, als der redliche, einfache und natürlich weiße Mann das Sagen hatte. Lee Child – Ausgeliefert weiterlesen

Stephen Woodworth – Das Flüstern der Toten

Ein Serienkiller wütet unter den „Violetten“, die über die Fähigkeit verfügen, Kontakt mit den Seelen der Toten aufzunehmen. Ein psychisch angeschlagener FBI-Agent und eine der bedrohten Violetten nehmen seine Spur auf und geraten in ein mörderisches Intrigenspiel … – Genremix aus Phantastik und Krimi, der seine wenig originelle aber sauber entwickelte Handlung durch die sorgfältige Figurenzeichnung vertiefen und dem obskuren Plot bis auf ein recht plattes Ende Glaubwürdigkeit verleihen kann.
Stephen Woodworth – Das Flüstern der Toten weiterlesen